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Bibliothek der Evangelischen Kirche der Union Kirchenkanzlei

Adresse. Jebensstraße 3, 10623 Berlin [Karte]
Telefon. (030) 3 10 01-310
Telefax. (030) 3 10 01-200
Bibliothekssigel. <B 201>

Unterhaltsträger. Evangelische Kirche der Union
Funktion. Theologische Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Geisteswissenschaften. - 2. Besondere Sammelgebiete: Theologie; Kirchenrecht; Kirchengeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-12 Uhr, 14-16 Uhr, Freitag 9-12 Uhr, 14-15.30 Uhr. Leihverkehr: DLV (Ausleihe nur bei Alleinbesitz), kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Gedruckte Informationen. Schade, Heidemarie (Bearb.): Berliner Bibliotheken, Bd Geschichtswissenschaften. Berlin 1982, S. 65-66; Bd Recht, Staat, Verwaltung. Berlin 1985, S. 64-65; Bd Erziehungswissenschaft/Pädagogik, Philosophie, Religion/Theologie. Berlin 1990, S. 90-91.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Fußwegnähe vom Bahnhof Zoologischer Garten (ca. 5 Minuten). Parkplätze hinter dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Jahre 1850 wurde eine Bibliothek für den Evangelischen Oberkirchenrat (EOK) eingerichtet. Sie entstand in Verbindung mit der Begründung des EOK im gleichen Jahre, nachdem die Abteilung für die " inneren evangelischen Kirchensachen" aus dem Kgl. Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten herausgenommen wurde. Die Bibliothek sollte Material für die theologischen und juristischen Angelegenheiten der neuen Oberbehörde zur Verfügung stellen. Literatur zu Fragen der Agende, des Gesangbuches, des Katechismus und der (Kirchen-)Union, zur Kirchenverfassung und zu den Gemeindeordnungen, zu den kirchenrechtlichen Quellen und Unterlagen aller Provinzen der Preußischen Landeskirche, Protokolle der Provinzialsynoden von 1844 und der Generalsynode von 1846 mußten als Grundlage für die Arbeit beschafft werden, ebenso Zeitschriften, Zeitungen und amtliche Drucksachen der preußischen Provinzen. Aus der Bibliothek des Geistlichen Ministeriums wurden dem EOK in den ersten Jahren viele Dubletten überlassen. Im Dezember 1852 umfaßte die Bibliothek des EOK etwa 200 Katalognummern.

1.2 Im Jahre 1929 stellte der EOK eine Diplom-Bibliothekarin ein. Sie sollte die bis dahin von Amtsräten nebenamtlich verwaltete Bibliothek neu ordnen und den Bestand, der die Gebiete Theologie, Kirchenrecht, Rechtswissenschaft, Philosophie, Geschichte und Pädagogik umfaßte, katalogisieren. In diesem Zusammenhang war auch die sogenannte Flugschriftensammlung zu erfassen ( s. u. 2.7-2.8). Eine umfangreiche Gesangbuch-Sammlung aus Privatbesitz wurde ihr eingegliedert. Sie konnte ergänzt werden aus Beständen der Deutschen Evangelischen Kirche. Auch vom Kirchlichen Außenamt wurden Bücher übernommen. Eine Schenkung von Pfarrer Dr. Curt Horn und eine in den Kriegsjahren von Oberkirchenrat Friedrich Buschtöns unter dem Namen " Landeskirchliche Hauptbibliothek" zusammengestellte Büchersammlung vergrößerten den Bestand des EOK. In den Jahren des Kirchenkampfes ist der weitere Ausbau der Bibliothek nicht unwesentlich von den inzwischen den EOK majorisierenden " Deutschen Christen" bestimmt worden. Das hatte zur Folge, daß überwiegend nationalsozialistische Literatur angeschafft werden mußte.

1.3 Während des Zweiten Weltkrieges wurden große Teile des Bibliotheksbestandes nach Züllichau und Stolberg verlagert. Die Buschtönssche Sammlung konnte durch zeitweilige Verlagerung nach Schloß Ilsenburg gerettet werden. Sie gelangte nach dem Kriege zunächst in die Kirchenmusikschule des Evangelischen Johannesstifts, bevor sie dem EOK zurückgegeben wurde. In den Jahren nach 1945 entwickelte sich die Bibliothek von einer Präsenzbibliothek für den internen Gebrauch mehr und mehr zu einer allgemein zugänglichen Ausleihbibliothek. Aus der Behördenbibliothek wurde eine wissenschaftliche Spezialbibliothek, deren Benutzerzahlen und Ausleihen besonders nach dem Anschluß an den Berliner Gesamtkatalog (1966) ständig zunahmen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtumfang von ca. 39.000 Bdn umfaßt der historische Bestand der Bibliothek ohne die Sondersammlung ( s. u. 2.7-2.8) 8127 Bde, die durch Auszählung des Systematischen Katalogs ( s. u. 3.1) ermittelt wurden. Sie verteilen sich auf 34 Bde aus dem 16. Jh, 21 aus dem 17. Jh, 410 aus dem 18. Jh und 7662 aus dem 19. Jh. Der Schwerpunkt liegt mit 94 Prozent im 19. Jh. Der Bestand ist fast ausschließlich deutschsprachig; andere Sprachen (Latein) fallen kaum ins Gewicht.

Systematische Übersicht

2.2 Die heutige Systematik wurde Ende der zwanziger Jahre des 20. Jhs erstellt. Sie umfaßt 15 Bestandsgruppen. Für die theologische Abteilung war Dr. Friedrich Smend verantwortlich, für die juristische ein anfangs noch die Bibliothek verwaltender Amtsrat. Andere Gebiete, wie Philosophie, Kunst, Musik, wurden von Bibliothekaren übernommen. Die folgende Beschreibung orientiert sich an der Reihenfolge der Systematikgruppen, die teilweise zusammengefaßt wurden. Die theologischen Sachgruppen umfassen dabei mit insgesamt 6290 Bdn 77 Prozent des historischen Bestandes, die restlichen 1837 Bde entfallen auf nichttheologische Werke. Zeitschriften stehen bei der jeweiligen Sachgruppe.

2.3 Die einleitende Gruppe Religionswissenschaft stellt 39 Bde. Auf allgemeine theologische Nachschlagewerke, Bibliographien und Literaturverzeichnisse, theologische Zeitschriften und gesammelte Werke entfallen 770 Bde, davon 576 Bde Zeitschriften, ausschließlich aus dem 19. Jh. Die Exegetische Theologie stellt 293 Bde, davon 135 zum Neuen Testament.

2.4 Die Kirchengeschichte, die zweitgrößte theologische Gruppe, umfaßt 1560 Bde. Davon entfallen auf die Altchristliche Literatur 390 Bde, auf die Reformationszeit 142 Bde, auf die Länder- und Kirchengeschichte 338 Bde, auf die Ortsgeschichte 237 Bde und auf Biographien 210 Bde. Den Rest stellen einleitende Werke und Überblicksdarstellungen. Auf die Systematische Theologie entfallen 280 Bde, die sich relativ gleichmäßig auf die Unterabteilungen wie z. B. Dogmatik und Ethik verteilen.

2.5 Die Praktische Theologie ist mit 2173 Bdn die umfangreichste theologische Sachgruppe. Hier finden sich auch in größerer Anzahl Werke aus dem 18. Jh (ca. 200; vornehmlich Predigten, Agenden und Gesangbücher). Aus dem 19. Jh liegen 224 Predigten, 162 Agenden, 353 Gesangbücher aus allen deutschen Landeskirchen einschließlich der in den altpreußischen Provinzen, 166 Bde zur Liturgik, 123 Bde zur Hymnologie, 170 zur Seelsorge, 194 zum kirchlichen Vereinswesen sowie 157 zur Äußeren und Inneren Mission vor. Beim Kirchenrecht (1175 Bde) ist der für die Bibliothek einer Kirchenkanzlei charakteristische Bestand von 742 Bdn Amtsblättern und Synodalberichten hervorzuheben sowie 115 Bde Rechtsquellensammlungen der deutschen Landeskirchen und kirchenrechtliche Zeitschriften.

2.6 Von den nicht-theologischen Sachgruppen umfaßt die Philosophie 115 Bde, die Rechtswissenschaft 749, davon 433 Bde Entscheidungssammlungen und 224 Bde Zeitschriften. Auf die Finanzwissenschaft kommen nur 20 Bde, auf die Pädagogik 129, auf die Statistik 219 und auf die Geschichte 267. Allgemeine Nachschlagewerke, Lexika und Adreßbücher belaufen sich auf 236 Bde. Bei allen nicht-theologischen Sachgruppen handelt es sich um einführende Literatur, Überblicksdarstellungen, Nachschlagewerke, Lexika u. ä.

Sondersammlung

2.7 Die Sammlung von Flugschriften aus der Reformationszeit umfaßt Unikate wie das Acht-Liederbuch, einen Erstdruck der Bannandrohungsbulle, einen Ablaßbrief Leos X. sowie eine Pergamenturkunde Karls V. Sie wurde durch den Würzburger Lehrer Jakob Beyhl (1862-1927) am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jhs erworben, nach dessen Tod 1928 vom EOK übernommen und alphabetisch und systematisch katalogisiert ( s. u. 3.3). 1943 wurden die 300 wertvollsten Schriften im Safe der Deutschen Bank in Berlin gesichert. Dieses Depositum wurde nach dem Krieg beschlagnahmt und ist trotz intensiver Bemühungen bei der Sowjetischen Militärischen Administration nicht zum EOK zurückgekehrt. Der Rest wurde nach Wieren bei Uelzen ausgelagert. Er befindet sich mit Ausnahme von einigen Verlusten durch Plünderung wieder im Besitz der EKU und stellt heute etwa 1700 zwischen 1500 und 1550 erschienene Titel.

2.8 Viele Titel sind in lateinischer, der überwiegende Teil aber in deutscher Sprache. Sie befassen sich u. a. mit den Konzilien und Reichstagen in der Zeit von 1414 bis 1548. Von Luther sind zahlreiche Schriften (130 Titel) zu Themen vorhanden wie Praktische Theologie (Homiletik, Gottesdienstordnung, Sakramente), Ablaß und Bann, Papsttum, Bauernfrage, sein Verhältnis zu den Universitäten u. a. Von seinen Mitreformatoren, Schülern und Gegnern sind vertreten Nikolaus von Amsdorf (11 Titel), Johann Brenz (6), Martin Bucer (18), Johannes Bugenhagen (6), Heinrich Bullinger (4), Johann Cochlaeus (33), Johannes Eck (12), Hieronymus Emser (13), Erasmus von Rotterdam (15), Andreas Karlstadt (Bodenstein, 30), Philipp Melanchthon (20), Johannes Oekolampad (27), Andreas Osiander (6), Urbanus Rhegius (19), Johann von Staupitz und Johann Tezel (je ein Titel).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog [nach PI]

Systematischer Katalog [zugleich Standortkatalog]

[beide Kataloge in Zettelform]

Die Bestände sind im Berliner Gesamtkatalog (bis 1990) und in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Alphabetischer Katalog [in Bandform; geführt von ca. 1850-1930]

3.3 Sonderkataloge

Sondersammlung Flugschriften:

Alphabetischer Katalog

Systematischer Katalog

[beide Kataloge in Zettelform]

Akten des Evangelischen Oberkirchenrats. Gen. XIX 3, Bd 1-5

Tätigkeitsberichte der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche der Union, 1961 ff.

Stand: April 1994

Dorothea Kapler


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.