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Zentralbibliothek der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz - Bibliothek der Evangelischen Kirchengemeinde Wittbrietzen

Adresse. Georgenkirchstraße 69-70, 10249 Berlin [Karte]
Telefon. (030) 243-44-141 / 134
Telefax. (030) 243-44-142

Unterhaltsträger. Evangelische Kirchengemeinde in Wittbrietzen; verwaltet von der Zentralbibliothek der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg
Funktion. Ruhende Traditionsbibliothek.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Donnerstag 9.30-12.30 Uhr, 13-16 Uhr;
Freitag 9.30-12.30 Uhr; außerdem nach telefonischer Vereinbarung.

Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Gedruckte Informationen. Informationsblätter für Benutzer. Hinweise für anreisende Benutzer. Parken ist möglich in der Georgenkirchstraße oder in der Friedensstraße, Parkraumbewirtschaftung.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Kirchenbibliothek der kleinen Gemeinde Wittbrietzen bei Treuenbrietzen umfaßt nur 27 Bde, in denen aber 306 Titel enthalten sind. 20 mit römischen Ziffern gekennzeichnete Bände stammen aus der Zeit vor 1546, 7 weitere mit arabischen Ziffern gekennzeichnete aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs. Die Bücher gehören wahrscheinlich zu einem Legat, das die kinderlos verstorbene Anna von Köckritz geb. Flans nach dem Tode ihres Mannes der Kirchgemeinde vermacht hat.

1.2 Es sind im wesentlichen die Bücher, die ihr Mann Caspar von Köckritz (1499-1568) gesammelt und großenteils intensiv genutzt hatte. Er war mit Luther vermutlich schon als Page im Dienste des Kurfürsten Friedrich des Weisen bekannt geworden und wirkte in dem für sein Gut Seese zuständigen Pfarrort Schönfeld in den Jahren 1523 bis 1524 für eine Erneuerung des kirchlichen Lebens. Von 1537 an lebte er in Wittenberg als Gesprächspartner Luthers und Ratgeber der sächsischen und brandenburgischen Fürsten. Nach Luthers Tod exponierte er sich als kämpferischer Gnesiolutheraner und wurde in der Periode des sogenannten Kryptocalvinismus an der Universität Wittenberg dafür unter Hausarrest gestellt. In der Zusammenstellung der von ihm erworbenen Schriften und in den vielen Notizen, die er zu ihnen gemacht hat, werden seine Anschauungen und seine Erfahrungen erkennbar.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Es ist eine Inkunabel vorhanden. Die übrigen 305 Titel stammen aus dem 16. Jh. Die Schriften in deutscher Sprache überwiegen bei weitem (272 Titel). Nur 34 Titel sind in lateinischer Sprache, einschließlich der lateinisch-deutschen Bibel.

2.2 Thematisch sind in vielen Fällen die Titel schwer voneinander abzugrenzen, da fast das ganze Material die Auseinandersetzung um die Reformation betrifft. Unter diesem Vorbehalt steht die folgende Aufteilung. Vorhanden sind eine Bibelausgabe; 16 Schriften, die unmittelbar auf die Bibelauslegung bezogen sind; 6 dogmatische Werke; 211 polemische Werke, darunter 5, die sich auf den Reuchlin-Streit beziehen, sowie eines zu den angeblichen Judengreueln in Sternberg. Nur 2 Schriften sind der Geschichte und Kirchengeschichte zuzurechnen, und 2 Titel behandeln Rechtsfragen. Predigten mit 36 Titeln und Erbauungsschriften mit 30 Titeln deuten auf das unmittelbare Frömmigkeitsbedürfnis des Sammlers. Am Rande stehen Liturgik und Dichtkunst mit je einem Titel. Die Sammlung enthält auch eines der drei erhaltenen Exemplare des Flugblattes, das Andreas Bodenstein von Karlstadt und Lucas Cranach für die Leipziger Disputation von 1519 hergestellt haben und das gewöhnlich als " Der Fuhrwagen" bezeichnet wird.

2.3 Als Autor steht Luther mit 139 Schriften im Zentrum, während von Melanchthon und Erasmus jeweils 9, von Karlstadt 5 und von Zwingli 2 Schriften vertreten sind. Die Gegner Luthers wie Augustin Ahlfeld, Johannes Cochlaeus, Johannes Dietenberger, Johannes Eck, Johannes Fritzehans, Georg von Sachsen und Thomas Murner werden besonders in der Anfangszeit der Auseinandersetzung in der Sammlung berücksichtigt (19 Titel). Die meisten Drucke (175) kommen aus den zahlreichen Wittenberger Werkstätten. Die übrigen stammen aus allen Teilen Deutschlands.

3. KATALOGE

Standortkatalog

[Zettelkatalog und Bandkatalog nach PI, aufgestellt von Liesel Bloch und Konrad von Rabenau]

Die Bestände sind im Kirchlichen Zentralkatalog nachgewiesen.

Archivalien zur Geschichte der Bibliothek im Archiv des Konsistoriums der Evangelischen Kiche Berlin-Brandenburg: Eine Übersicht in der Akte Bestandsaufnahmen

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Rabenau, Konrad von: Einbandkundliche Studien an der Bibliothek eines Freundes Luthers. In: Das Buch als Quelle historischer Forschung. Dr. Fritz Juntke anläßlich seines 90. Geburtstages gewidmet. Leipzig 1977, S. 151-166 (Zentralblatt für Bibliothekswesen, Beil. 89) Rabenau, Konrad von: Lucas Cranach d. Ä. Der Fuhrwagen 1519 (Artikel). In: Kunst der Reformationszeit. Ausstellung im Alten Museum. Berlin 1983, S. 356-357

Rabenau, Konrad von: Caspar von Köckritz ein aktiver " Laie" in der Reformationszeit. In: Dem Wort nicht entgegen. Aspekte der Reformation in der Mark Brandenburg. Berlin 1988, S. 98-110

Stand: März 1995

Konrad von Rabenau


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.