FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Evangelická teologická fakulta - knihovna

[Evangelische theologische Fakultät - Bibliothek]


Adresse. Cerná 9, 115 55 Praha 1 - Nové Mesto
Telefon. (02) 21 98 86 01
Telefax. (02) 21 98 82 15
e-mail. [library@etf.cuni.cz]
Internet. http://www.etf.cuni/cz/ library/cz
Bibliothekssigel. <ABD 027>

Unterhaltsträger. Univerzita Karlova v Praze [Karls-Universität in Prag]
Funktionen. Fakultätsbibliothek für Lehrende und Studierende und öffentliche Fachbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, Kirchengeschichte, Religionswissenschaft, Philosophie und verwandte Bereiche wie Geschichte, Psychologie, Pädagogik, Soziologie und Kunst.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit historischem Präsenzbestand. - Öffnungszeiten: Montag und Dienstag 10-17 Uhr, Freitag 10-13 Uhr und nach Vereinbarung. - Leihverkehr: nationaler Leihverkehr und internat. Leihverkehr über die Nationalbibliothek.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Computerarbeitsplätze.
Gedruckte Informationen. Informationsblatt in tschechischer, deutscher, englischer und französischer Sprache.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche, telefonische oder e-mail-Anmeldung empfehlenswert. - U-Bahnverbindung (Metrolinie B) bis Station Národní trída, Straßenbahnverbindung (Linien 3, 9, 14, 24) bis Haltestelle Lazarská oder (Linien 6, 9, 18, 22) bis Haltestelle Národní trída (Fußwegnähe ca. 7 Minuten). - Kaum Parkmöglichkeiten am Gebäude.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Buchbestände der Fakultätsbibliothek ist nicht nur eng verbunden mit der Geschichte der Fakultät, sondern auch mit der Geschichte der Evangelischen Böhmischen Brüderkirche [Ceskobratrská církev evangelická], die 1919 durch Zusammenschluß der evangelischen Kirchen in der Tschechoslowakischen Republik als eigenständige Institution gegründet wurde. Die Evangelische Böhmische Brüderkirche gründete im Herbst 1919 in Prag ihre eigene theologische Fakultät. Die neu entstandene Hochschule übernahm einige hundert Bände der Bibliothek des Tschecho-slawischen Verbandes [Ceskoslovanský spolek] der Wiener Theologen an der Wiener Fakultät. Sie waren Grundstock der Fakultätsbibliothek, die in den mehr als siebzig Jahren ihres Bestehens zu einer bedeutenden Sammlung auf ihrem Gebiet heranwuchs.

1.2 Die Fakultätsleitung und der spätere Fakultätsbibliothekar waren stets bemüht, die Bestände nicht nur um zeitgenössische Werke zu erweitern, sondern möglichst auch wertvolle historische Schriften zu erwerben. Die meisten dieser Erwerbungen stammen aus Nachlässen von Professoren der Fakultät oder waren Schenkungen anderer Persönlichkeiten. Besonders erwähnt sei der Ankauf eines wesentlichen Teils der Bibliothek des Archivars Josef Theodor Müller (1854-1946) mit 426 Bdn, davon 292 Bde aus der Zeit vor 1900 (s. u. 2.9).

1.3 Nach einer provisorischen Unterbringung in den Räumen des Kollegiums U Salvatora, zogen 1920 die Fakultät und ihre Bibliothek in das Prager Klementinum um, wo sie bis zur Schließung der tschechischen Hochschulen im Jahre 1939 verblieben. Damals umfaßte die Bibliothek etwa 20.000 Bde Monographien und Zeitschriften. Mit der Schließung endete die Akquisitionstätigkeit. Einige Bücher blieben im Klementinum, andere wurden in verschiedenen Kollegien versteckt, während die wertvollsten Handschriften und Alten Drucke zur Sicherheit in den Wohnungen von Professoren aufbewahrt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die meisten Bücher wieder zusammengetragen, neu geordnet und im ehemaligen Schulgebäude in der Konvitská-Straße in Prag aufgestellt. Hier hatte die Fakultät in den Jahren 1945 bis 1953 ihren Sitz. Um die Erhaltung und Zugänglichkeit der Bestände machte sich insbesondere der Bibliotheksdirektor Václav Sobotka (1910-1994) verdient.

1.4 Die Wende in den gesellschaftspolitischen Verhältnissen in der Nachkriegszeit brachte auch Veränderungen für die Theologische Fakultät mit sich, die 1950 in zwei theologische Lehrstätten aufgeteilt wurde: die Tschechoslowakische theologische Hus-Fakultät [Husova ceskoslovenská bohoslovecká fakulta] für Studierende der Tschechoslowakischen Kirche, die als nationale Kirche 1921 entstanden war und heute den Namen Tschechoslowakische Hussitenkirche [Církev ceskoslovenská husitská] trägt, und die Evangelische theologische Komenský-Fakultät [Komenského evangelická bohoslovecká fakulta], auch Comenius-Fakultät, für Studenten verschiedener evangelischer Glaubensgemeinschaften, vor allem aber für die Evangelische Böhmische Brüderkirche. Zur räumlichen Trennung kam es 1953, als die Komenský-Fakultät in das Hus-Haus in der Jungmannova-Straße umzog, wo sie bis 1995 untergebracht blieb. Für die Fakultätsbibliothek, deren Bestände inzwischen auf ca. 70.000 Bde angewachsen waren, wurde der Komenský-Saal im Erdgeschoß des Hus-Hauses bestimmt. Nach dem Umzug kam es zu einer wesentlichen Änderung in der Struktur und Organisation der Bibliothek. Die bisherige systematische Anordnung der Bestände wurde nicht fortgeführt; die nach 1950 erworbenen Werke wurden nach Numerus currens aufgestellt. Die historischen Bestände wurden nicht mehr systematisch ergänzt, vielmehr wurde der Ankauf zeitgenössischer Fachliteratur forciert.

1.5 Im Verlauf der vierzig Jahre ihres Bestehens im Hus-Haus wurde die Bibliothek bedeutend erweitert. 1990 wurde die Fakultät Bestandteil der Prager Karls-Universität und in Evangelische theologische Fakultät der Karls-Universität in Prag [Evangelická teologická fakulta Univerzity Karlovy v Praze] umbenannt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Als historischen Buchbestand betrachtet die Fakultätsbibliothek die vor 1950 erworbenen Bücher. Nach 1950 kamen nur noch vereinzelt historische Titel in die Bibliothek. Der historische Buchbestand umfaßt demnach etwa 20.000 Bde, von denen 5123 Bde in deutscher Sprache oder deutscher Herkunft sind. Die Angaben wurden aus den Inventarverzeichnissen ermittelt, die ab 1924 geführt wurden (s. u. 3.2). Stichproben wurden zur Kontrolle am Regal ausgezählt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bis 1900 in Deutschland herausgegebene und in anderen Ländern erschienene Werke in deutscher Sprache liegen in 5123 Bdn vor. Davon entfallen auf das 16. Jh 35 Bde, auf das 17. Jh 81, auf das 18. Jh 428 und auf das 19. Jh 4579.

2.3 Im historischen Bestand dominiert insgesamt die deutsche Sprache. Der genaue Anteil variiert in den einzelnen Gruppen (s. u. 2.6 ff.). Es sind nicht nur auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands und Österreichs, sondern auch einige in tschechischen und mährischen Orten erschienene Werke vorhanden. Im 16. bis 18. Jh ist der Anteil lateinischer Werke noch bedeutend (65 Bde, ca. 12 Prozent). Vereinzelt liegen hier auch Bibeltexte, Editionen und Lehrbücher in Hebräisch vor. Besonders bemerkenswert sind im 18. Jh in Deutschland (in Berlin, Leipzig, Zittau) erschienene tschechische Titel (36 Bde), die für die geheimen Protestanten in Böhmen bestimmt waren.

Systematische Übersicht

2.4 Die systematische Ordnung der Bibliothek vor 1953 war an die Anordnung der einzelnen Lehrstühle der Fakultät angelehnt, denn es handelte sich ursprünglich um kleine Handbibliotheken einzelner Lehrstühle und einzelner Professoren. Dementsprechend wurden die Bücher auf 12 Fachsignaturen verteilt. Die ältesten Fachgruppen sind: Allgemeine Werke, Wörterbücher, ausgewählte Schriften (B); Vetus Testamentum (Altes Testament) einschließlich Judaica und Geschichte des Vorderen Orients (V); Novum Testamentum (Neues Testament) (N); Geschichte mit Schwerpunkt auf der Geschichte der tschechischen Reformation (D); Philosophie (F); Systematische Theologie, Ethik, Sozialtheologie (S); Praktische Theologie, Homiletik, Pastorallehre und Liturgie (P).

2.5 Später entstanden durch Abtrennung einiger Bereiche weitere Gruppen wie Essayistik, Belletristik, allgemeinbildende Werke (R) durch Abtrennung von der Philosophie (F); theologische Zeitschriften und Jahrbücher (O) durch Abtrennung von der Praktischen Theologie (P) sowie Hymnologie mit dem Schwerpunkt auf Gesangbüchern (H) ebenfalls durch Abtrennung von (P). Eine Sonderstellung unter der Signatur (M) nahm die angekaufte Bibliothek von Josef Theodor Müller ein (s. u. 2.9). Außerhalb der fachlichen Gliederung existierte die Signatur (T), die 1925 für besonders wertvolle historische Werke aller Fächer eingerichtet wurde, die im Tresor aufbewahrt wurden. Dieses System blieb bis 1953 erhalten. Nach dem Umzug der Bibliothek in das Hus-Haus wurde eine Aufstellung nach Numerus currens eingeführt, die jedoch im Sommer 1999 im neueren Bestand wieder von einer systematischen Aufstellung abgelöst werden soll. Seit 1953 wurden trotzdem die neu erworbenen historischen Drucke unter den Signaturen der betreffenden Gruppen eingeordnet.

2.6 Der Anteil der deutschen vor 1900 herausgegebenen Werke variiert in den einzelnen Signaturgruppen wesentlich und spiegelt die historische Entwicklung der protestantischen theologischen Literatur wider. Bei den Allgemeinen Werken (B) liegen insgesamt 1592 vor 1900 herausgegebene Werke vor, davon 1020 deutsche. Sie verteilen sich auf 7 Bde aus dem 17. Jh, 53 aus dem 18. Jh und 960 aus dem 19. Jh. Die Bibelsignaturen (V) und (N) umfassen 4629 Bde, wobei neben deutschen und tschechischen Werken auch zahlreiche französische, englische und amerikanische Titel vorliegen. Hier verteilen sich die 1028 deutschen Bde auf 15 aus dem 17. Jh, 73 aus dem 18. Jh und 940 Bde aus dem 19. Jh. In der Gruppe Geschichte (D) überwiegen tschechische Werke. Von 5128 Bdn sind hier 844 deutscher Herkunft oder in deutscher Sprache: 21 des 17. Jhs, 38 des 18. Jhs und 785 des 19. Jhs. Diese deutschen Publikationen befassen sich größtenteils mit der tschechischen Reformation und tschechischen Geschichte in ihrem historischen Kontext.

2.7 Am geringsten ist der Anteil deutscher Werke in den Gruppen zu Philosophie (F) sowie Essayistik und Belletristik (R). Von 2465 Bdn sind 391 deutschsprachig: 8 des 17. Jhs, 69 des 18. Jhs und 314 des 19. Jhs. Hierbei handelt es sich durchgängig um Werkausgaben deutscher Philosophen. Der Bereich Praktische Theologie (Signaturen P, O, H) weist mit 5624 Bdn die umfangreichsten und verschiedenartigsten historischen Bestände auf. Von den vorhandenen 1237 deutschen Bdn entfallen 16 auf das 18. Jh, 164 auf das 18. Jh und 1057 auf das 19. Jh. Erwähnt seien insbesondere Predigthandbücher und Predigtsammlungen für die einzelnen Perikopen des Kirchenjahrs, liturgische Handbücher und Agenden, Gesangbücher und Gebetsammlungen.

2.8 Die ältesten und wertvollsten Bücher wurden nach 1925 aus den Beständen ausgegliedert und im Tresorraum untergebracht. Hier finden sich 56 im 16. Jh erschienene Bde, von denen 21 deutscher Herkunft sind. Ferner liegen 16 Bde deutschen Ursprungs aus dem 17. Jh in lateinischer Sprache vor. Unter den 45 Drucken des 18. Jhs finden sich 36 in tschechischer Sprache in Berlin, Leipzig, Zittau und Bautzen herausgegebene Titel.

Sondersammlung

2.9 Eine Sonderstellung nimmt die 1923 von der Fakultät angekaufte Bibliothek von Josef Theodor Müller ein (Signatur M). Der deutsche Historiker und Archivar erhielt 1866 den Auftrag der Brüdergemeinde, die Geschichte der Gemeinde zu erforschen. In den Jahren 1905 bis 1922 war Müller Direktor des Archivs. Sein Hauptwerk erschien als Geschichte der Böhmischen Brüder (Herrnhut 1922-1931). J. T. Müller trug eine bedeutende Büchersammlung zusammen, deren Bestände hauptsächlich mit der Brüdergemeinde und dem tschechischen Theologen und Pädagogen Jan Amos Komenský (Comenius, 1592-1670) befaßt waren. Besondere Aufmerksamkeit galt weiterhin der Hus-Ära und der Zeit der Gegenreformation unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses der Brüdergemeinde auf die tschechischen Verhältnisse. Von den 426 Bdn zählen 292 Bde zum historischen Bestand; von ihnen sind 181 in Deutschland erschienen. Chronologisch gliedert sich die Sondersammlung in 16 Bde aus dem 16. Jh (9 lateinische, 4 deutsche und 3 tschechische), 34 aus dem 17. Jh (20 lateinische, 12 deutsche und 2 tschechische), 28 aus dem 18. Jh (12 lateinische, 13 deutsche und 3 tschechische) und 205 aus dem 19. Jh (mit 145 deutschen Bdn). 92 Bde (37 deutsche und 55 tschechische) gehen auf das frühe 20. Jh zurück. Publikationen in weiteren Sprachen sind nur vereinzelt vetreten und verschiedenen Bereichen gewidmet; sie liegen in Russisch (12 Bde), Französisch (8) und Englisch (21) vor.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; verzeichnet den Gesamtbestand bis 1994]

EDV-Katalog

[System TINLIB; über Internet zugänglich unter http://www.etf.cuni.cz/ library]

Die Bestände sind im EDV-Gesamtkatalog der Karls-Universität (System TINLIB) verzeichnet und im Internet unter http://www.cuni.cz/sd/ zugänglich (Erwerb ab 1994).

Die Bestände sind in der Bibliographie der gedruckten fremdsprachigen Bohemica aus den Jahren 1501-1800, die als Datenbank in der Hauptbibliothek der Akademie der Wissenschaften in Prag ausgearbeitet wird, verzeichnet.

3.2 Historische Kataloge

Inventarverzeichnisse

[geführt 1924-1950; nach Signaturen]

Eingangsbücher

[geführt 1950-1996, seit 1997 EDV-Bearbeitung]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Sborník k prvnímu desetiletí Husovy fakulty [Sammelband zum ersten Jahrzehnt der Hus-Fakultät]. Praha 1930, S. 10-12

50 let Komenského evangelické bohoslovecké fakulty v Praze [50 Jahre Evangelische theologische Comenius-Fakultät in Prag]. Praha 1969

Rocenka Komenského evangelické bohoslovecké fakulty v Praze [Jahrbuch der Evangelischen theologischen Comenius-Fakultät in Prag]. Praha 1986, S. 9-10

Šírová, Marie: Knihovna Evangelické teologické fakulty UK na ceste do 21. století [Die Bibliothek der Evangelischen theologischen Fakultät der Karls-Universität auf dem Weg ins 21. Jahrhundert]. In: Národní knihovna [Die Nationalbibliothek] 9 (1998) Nr. 3, S. 142-144

Rocenka Evangelické teologické fakulty Univerzity Karlovy 1997-1999 [Jahrbuch der Evangelischen theologischen Fakultät der Karls-Universität 1997-1999]. [im Druck; mit einem Abschnitt über die Bibliothek]

Stand: November 1998

Marie Šírová


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.