FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek im Archiv des evangelischen Kirchenkreises

Adresse. Bei der Marienkirche 9 (Superintendentur), 99974 Mühlhausen [Karte]
Telefon. (03601) 81 29 01

Unterhaltsträger. Evangelischer Kirchenkreis Mühlhausen
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Schrifttum zur Mühlhäuser Kirchen-, Schul- und Musikgeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung im Rahmen des Archivs. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Vom Bahnhof Mühlhausen Fußwegnähe (ca. 20 Minuten) Richtung Pfarrkirche St. Marien. A 4 (E 40), Ausfahrt Gotha, B 247, oder Ausfahrt Eisenach-Ost, B 84, dann B 247. Parkmöglichkeiten in der Nähe der Superintendentur.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Mühlhausen besaß im Mittelalter 16 Kirchen, darunter zwei Hauptkirchen. Die St. Blasius geweihte Hauptpfarrkirche der Altstadt wurde 1227 dem Deutschen Ritterorden, der sich in Mühlhausen angesiedelt hatte, übergeben. Bald darauf ließen die neuen Kirchenherren einen Neubau errichten. 1295 wurde im Chor der Divi Blasii-Kirche der aus Mühlhausen stammende Komtur Christian (Kristan; zweites Viertel des 13. Jhs-1295), Pfarrer an St. Blasii und seit 1276 Bischof von Samland, bestattet. Auf dem Grabstein ist er als Bischof mit einem Buch in der linken Hand abgebildet. Auch die Pfarrkirche Beatae Mariae Virginis der ehemaligen Neustadt wurde 1243 dem Deutschritterorden übertragen.

1.2 In der ersten für den Deutschen Orden überhaupt nachweisbaren Bibliotheksgründung, die 1341 in Mühlhausen erfolgte, dürften die Anfänge der dortigen Kirchenbibliotheken zu suchen sein. Die Ordenspfarrer erhielten das Recht, Buchnachlässe verstorbener Pfarrer zu sammeln. Aus dieser frühen Pfarrbibliothek an der Kirche Beatae Mariae Virginis könnte möglicherweise eine in das 14. Jh datierte Hs. stammen.

1.3 Inwieweit kirchliche Buchbestände der Stadt durch die Wirren des Bauernkriegs in Mitleidenschaft gezogen wurden, ist unbekannt. Thomas Müntzer (um 1490-1525) war 1525 Pfarrer an der Marienkirche. Erst 1542 bzw. 1557 hielt die Reformation in Mühlhausen Einzug. Die Kirchenbibliothek zu Divi Blasii entstand vermutlich schon in der zweiten Hälfte des 16. Jhs, Näheres ist jedoch nicht bekannt. Ein Bibliothekskatalog ist erst aus der Zeit nach 1820 überliefert. Auch die evangelische Kirchenbibliothek zu Beatae Mariae Virginis verfügt über eine lange Tradition. 1728 nachweisbar, liegen ihre Wurzeln vermutlich ebenfalls im 16. Jh.

1.4 Das Archiv des evangelischen Kirchenkreises Mühlhausen enthält vorrangig Buchbestände, die in der Superintendentur überliefert worden sind. Im 19. Jh hatten dort die Ephoralbibliothek und später die Kreissynodalbibliothek ihren Standort. Spuren im Bestand weisen darauf hin, daß unter der Leitung des 1801 in das Amt gelangten Superintendenten Heinrich August König (1754-1827) seit 1806 ein Theologischer Leseverein bestand, der von den Geistlichen in der Stadt und auf dem Lande zur aktuellen Literaturbeschaffung genutzt wurde, und daß die Schriften nach dem Umlauf in der " Bibliothek der Superintendentur" aufbewahrt wurden. 1830 leitete der Superintendent Johann Georg Schollmeyer (1768-1839) die Gründung eines Schullehrer- und Prediger-Lesevereins mit einer Bibliothek für Bürger- und Landschullehrer in die Wege, zu der er durch eine Regierungsverfügung vom 25. Oktober 1830 (No. 1093/8 A) aufgefordert worden war. Am 25. Februar 1831 wurde die erste Schrift ausgegeben. An dem Leseverein nahmen sämtliche Schullehrer der Diözese, die Prediger zu St. Nicolai und St. Georgi und alle Prediger der Region teil, insgesamt 65 Personen. Die Statuten des Mühlhäuser Schullehrer-Lesevereins vom 10. Februar 1831 sahen vor, daß die Bücher nach dem Umlauf in der Schullehrer-Bibliothek aufbewahrt werden sollten, die ihren Platz in der Ephoral-Bibliothek in der Superintendentur hatte. Der Superintendent war der Direktor des Unternehmens, der Küster zu Divi Blasii versah das Amt des Sekretärs. Schollmeyer, von 1799 bis 1827 Rektor des Gymnasiums, hatte 1799 die Errichtung einer Schulbibliothek am Gymnasium angeregt (s. Eintrag Mühlhausen, Bibliothek des Tilesius-Gymnasiums).

1.5 Im 17. Jh bestand in Mühlhausen eine Musikalische Sozietät (auch Musikalisches Kränzchen genannt), die 1617 ihre ersten Statuten erhielt. Sie bildete sich aus dem Chorkörper von Lehrern und Schülern, dem die Musik in der Kirche oblag, und wurde zum Mittelpunkt der musizierenden und musikliebenden Personen aus dem Mühlhäuser Kreis. Mit ihren Veranstaltungen trug sie wesentlich zum Ruf Mühlhausens als Musikstadt bei. Auch die Kirche Divi Blasii kann auf eine bedeutende Musiktradition zurückblicken. Als Höhepunkt ist die kurze Organistentätigkeit Johann Sebastian Bachs in den Jahren 1707 bis 1708 hervorzuheben. Er übernahm die Nachfolge des bedeutenden Mühlhäuser Organisten und Komponisten Johann Georg Ahle (1650-1706). Entgegen allen Vermutungen sind im Mühlhäuser Musikalienbestand von ihm keine Originalwerke überliefert.

1.6 In der Mitte des 19. Jhs wurde das Musikleben Mühlhausens durch die " Liedertafel", den " Möllerschen Gesangverein" und durch den 1857 von dem Musikdirektor Friedrich Gustav Schreiber gegründeten " Musik-Verein" bestimmt. Die umfangreiche Notensammlung wuchs im 19. Jh als gemeinsames " Eigentum der beiden Hauptkirchen zu Mühlhausen". Über die Art und Weise der Musikpflege und Aufführungspraxis informieren die Akten. Zahlreiche Musikalien stammen, wie der mit einer Lyra verzierte Namensstempel ausweist, aus der Provenienz des Mühlhäuser Musikdirektors A. Thierfelder.

1.7 Im Jahre 1994 wurden die Archiv- und Bibliotheksbestände der Pfarrgemeinden Divi Blasii, Beatae Mariae Virginis (St. Marien) und St. Georgi im Archiv der Superintendentur vereinigt. Das Pfarrarchiv Divi Blasii bildete weiterhin eine eigene Provenienz, doch sind einzelne Bände aus dieser Quelle auch im Sammelbestand zu finden. Von 1966 bis 1970 erstellte Hans Falckner (1894-1983), von 1933 bis 1966 Pfarrer an Divi Blasii, ein erstes vollständiges Inventarverzeichnis des Kirchenarchivs. Diese Arbeit ging mit einer teilweisen Neuordnung der Bestände einher. Als Ergebnis seiner Bemühungen liegt für das Divi-Blasii-Archiv ein Findbuch vor, das auch ein Verzeichnis der Bücher und Musikalien enthält (s. u. 3.1).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 5000 Bdn umfaßt der historische Bestand 1464 Bde (29,3 Prozent). Davon stammen aus dem 16. Jh 39 Bde (2,7 Prozent), aus dem 17. Jh 82 (5,6 Prozent), aus dem 18. Jh 246 (16,8 Prozent) und aus dem 19. Jh 1097 (74,9 Prozent). Hinzu kommt eine Handschrift aus dem 14. Jh. Der Bestand setzt sich zu 60 Prozent (878 Bde) aus Büchern und zu 40 Prozent aus Noten (587 Nummern) zusammen. In Deutsch liegen 724 Bde (82,5 Prozent) vor, in Latein 147 (16,7 Prozent). Hinzu kommen 5 Bde in Französisch und je einer in Griechisch und in Hebräisch.

Systematische Übersicht

Buch- und Zeitschriftenbestand

2.2 Der Buch- und Zeitschriftenbestand gliedert sich in Bibel und Bibelkommentare, Theologische wissenschaftliche Literatur (Leben Jesu, Reformationsliteratur, Allgemeine Kirchen- und Religionsgeschichte, Lehre und Unterweisung, Christliche Dogmatik und Ethik, Nachschlagewerke, Praktisches Christentum, Gesangbücher und Agenden), Kirchliche Verwaltung, weiterbildende und unterhaltende Schriften (einschließlich Mühlhausen-Literatur) und ältere, später hinzugekommene Werke. Es handelt sich vorrangig um theologisches und erbauliches Schrifttum (538 Bde, 61,3 Prozent). Vorhanden sind einige Inkunabel-Bruchstücke: Textstücke aus dem Druck De genuinis rerum proprietatibus von Bartholomäus Anglicus (Köln 1483; GW 3408) und ein Missale-Fragment (vermutlich von einem Einband). Der älteste vollständig erhaltene Druck ist Super feudis (Leiden 1522) des Baldus de Ubaldis.

2.3 Von den Bibeln sind eine Lufft-Bibel (Wittenberg 1541-1542, gebunden 1611), eine Guarini-Bibel (Basel 1564), eine Wust-Bibel (Wittenberg 1665) und eine in Mühlhausen 1726 von Tobias David Brückner gedruckte erwähnenswert. Die als " Magdeburger Blut-Bibel" bezeichneten Episteln und Evangelia auf alle Sonn- und Festtage von dem Magdeburger Pfarrer zu St. Johannes und Diakon zu St. Ulrich, David Cicelerus (Magdeburg 1617; auf dem Einband M[agister] D[avid] S[iseler]), tragen noch die Spuren des Dreißigjährigen Krieges: ein Säbelhieb hat den Band verunstaltet. Die Biblia parallelo-harmonico-exegetica (Freiberg 1739) von Christian Friedrich Wilisch wird als der erste Titel im Bibliotheksverzeichnis von Divi Blasii aufgeführt. Die von Gotthilf August Francke herausgegebene Bibel (Halle 1770) gelangte wie aus der Einbandprägung hervorgeht erst 1831 in die dortige Kirchenbibliothek.

2.4 Ein Sammelband mit Katechismen enthält Luthers Enchiridion (Erfurt 1621). Es schließen sich Etliche vornehme Sprüche Aus dem Alten und Newen Testament (Erfurt 1607) an, hrsg. von Sebastian Starcke (1528-1586). Sein meist als " Spruchbüchlein" zitiertes Werk trug zuerst den Titel Auserlesene vornehme Sprüche aus dem Alten und Neuen Testamente. Vorhanden sind weiterhin Einfältige Christliche Fragstücke und Antwort (Erfurt 1619) für die Weimarer Jugend, mit einer Vorrede von Anthonius Probus, und der Mühlhäuser Druck von 1620 Eynfeltige Kurtze Form, die Predigten des Göttlichen Worts ... andächtig zu beschliessen. Ein zweiter Sammelband enthält Luthers Enchiridion in einem Erfurter Druck von 1678, eine vom Evangelischen Ministerium herausgegebene Christliche Catechismus-Übung (Erfurt 1680), Starckes Spruchbüchlein auserlesener vornehmer Sprüche (Mühlhausen 1680) und ein Gebeht gegen Seuchen (Mühlhausen 1680).

2.5 Die Summaria uber das alte Testament (Wittenberg 1541) von Veit Dietrich gehörten vielerorts zum Anfangsbestand der Kirchenbibliotheken. Luthers Bücher und Schriften (Jena 1560-1562) wurden der Bibliothek zu Divi Blasii 1639 gestiftet. Aus der gleichen Provenienz stammen die Loci theologici (Frankfurt a. M. 1599) von Martin Chemnitz, der auch mit dem 1585 in Frankfurt erschienenen Examen concilii Tridentini vertreten ist. Ebenfalls in Frankfurt erschienen der Spiegel des bösen Geistes, der sich in der Calvinisten Büchern reget (1599) und der Frewden Spiegel deß ewigen Lebens (1617) des orthodoxen Predigers Philipp Nicolai. Seine Historia deß Reichs Christi (Darmstadt 1610) wurde von Gotthard Artus übersetzt. Die Jenaer akademischen Vorlesungen von Albert Grauer sind in dem Band Grauerus redivivus (Jena 1659) enthalten.

2.6 Von Benjamin Schmolck (1672-1737) vereinigt ein Sammelband Das Saiten-Spiel Des Hertzens (Breslau und Liegnitz 1720), Des Andächtigen Hertzens Schmuck und Asche (Breslau und Liegnitz [ca. 1720]), Schöne Kleiders Vor einen Betrübten Geist (Breslau und Liegnitz 1723) und Geistlicher Wander-Stab Des Sionitischen Pilgrims (Schweidnitz und Jauer 1719). Der Evangelische Lieder-Schatz (Tübingen 1734) von Johann Christoph Bilhuber ist ebenfalls im Bestand. Für die oberstädtische Hauptkirche Beatae Mariae Virginis verfaßte Johann Lorenz Albrecht ein Musikalisches Lob Gottes in der Stille zu Zion (Mühlhausen 1764).

2.7 Gesangbücher sind u. a. aus Berlin, Breslau, Dresden, Erfurt, Frankfurt a. M., Halle, Leipzig, Magdeburg, Langensalza, Sorau, Stettin und Tübingen vorhanden, darunter Geistliche Lieder und Psalmen D. Martin Luthers (Erfurt 1590). Ein Christlich neu vermehrt und gebessertes Gesangbuch wurde 1663 in Erfurt gedruckt. Das 1712 in Mühlhausen herausgegebene Vermehrte Gesang-Buch enthält eine Vorrede von Johann Adolph Frohne. Das Mühlhäuser Gesangbuch wurde häufig neu gedruckt, wie zahlreiche Exemplare belegen.

2.8 Unter den Gebetbüchern finden sich auch eine Geistliche Beicht-Absolution und Gebet-Formulen (Mühlhausen 1719), ein Gebeth-Büchlein von Caspar Neumann (Mühlhausen 1738) und der Anfang von 200 schriftmäßigen und erbaulichen Liedern (Mühlhausen 1773). Die Gebete zur häuslichen Andacht und zum öffentlichen Gottesdienste (Mühlhausen 1786) gehen auf den aus Mühlhausen gebürtigen Superintendenten Wilhelm Gottlieb Reichel (1724-1796) zurück. An Predigten sind u. a. zu nennen Die Hoffnung besserer Stadt-Zeiten (Mühlhausen 1735) von Christian Wilhelm Volland (1683?-1757), die Predigt über den großen Unglücksfall am Tage Jacobi [25. Juli] 1792 in unserer Stadt von dem damaligen Diakon zu Divi Blasii, Heinrich August König, und die Predigt nach dem Brande in Langula am 1. September 1816 von dem Pfarrer Johann Christian Nippold.

2.9 Unter den Schriften zu Recht und Verwaltung (116 Bde, 13,2 Prozent) befinden sich kirchliche Amtsblätter, Synodalprotokolle sowie Gesetz- und Verordnungsblätter. Agenden stammen u. a. aus den Jahren 1591, 1647, 1675, 1697, 1718, 1735, 1771 und 1821. Die Statuta und Willkür der Kayserlichen freien Reichsstadt Mühlhausen wurden 1692 in Mühlhausen gedruckt.

2.10 Relativ klein ist der Anteil kirchen- und ortsgeschichtlicher sowie biographischer Werke (70 Bde, 8 Prozent). Neben den Annales Ecclesiastici (Köln 1624) von Cesare Baronius sind vorhanden die Päbstische Anatomia (Wittenberg 1636) von Franciscus Albanus und die Historie der Wiedergebornen (Itzstein 1717) von Johann Heinrich Reitz. Das Corpus reformatorum (Halle 1834-1900) liegt nahezu vollständig vor. Die Mühlhausen betreffende Literatur gehört fast ausschließlich dem 20. Jh an. Kirchliche Informationsblätter und Nachschlagewerke sind mit 69 Bdn (7,9 Prozent) vorhanden, darunter Bayles Dictionnaire historique et critique (Amsterdam 1740) und das Topographisch-statistisch-geographische Wörterbuch der sämmtlichen preußischen Staaten (Halle 1805-1806).

2.11 Die Literatur anderer Fachgebiete sowie allgemeinbildenden Charakters besteht aus 84 Bdn (9,6 Prozent). Darunter befinden sich die Wohlgemeinte Ermahnung an alle Christen, die göttlichen Warnungs-Zeichen am Himmel nicht zu verachten (Langensalza 1763) von Johann Andreas Fritschler, und ein Fortgepflanzter Musikalisch-Poetischer Lustwald (Jena 1657) von dem in Mühlhausen aufgewachsenen Dichter und Komponisten Georg Neumark (1621-1681). Aus der im 19. Jh bestehenden Schullehrer-Lesebibliothek gelangte der Preussische Kinderfreund (Königsberg 1842-1843) in die Bibliothek der Superintendentur. Musiksammlung

2.12 Der Musik-Bestand umfaßt einschließlich der Werke des 20. Jhs die Archiv-Nummern 584 bis 1370. Er ist im Bereich Kirchenmusik in Alte Meister, Oratorien/Passionen/Messen, Requiems, Kantaten, Motetten, Psalmen, Hymnen, Sprüche, Geistliche Lieder, Chorbücher usw., Instrumentalwerke, besonders für die Orgel, und sonstige Instrumentalmusik untergliedert. Im Bereich Weltliche Musik werden Sinfonien/Oratorien, Opern/Opernteile/Ouverturen, Konzerte, Sonaten usw., Fantasien, Variationen, Serenaden, Lieder/Gesänge, Romanzen/Balladen, Intermezzi, Menuette, Tänze/Märsche, Arien sowie Schul- und Übungswerke unterschieden. In beiden Bereichen sind sowohl Notendrucke als auch handschriftliches Notenmaterial vertreten. Inwieweit es sich um Erstdrucke, Frühdrucke oder Originalmanuskripte handelt, ist noch nicht abschließend untersucht.

2.13 Die Gruppe Kirchenmusik enthält 324 Nummern, davon sind 186 (57 Prozent) Notendrucke. An Komponisten sind u. a. Johann Rudolph Ahle, Carl Philipp Emanuel Bach, Johann Sebastian Bach, Adriano Banchieri, Albert Becker, Reinhold Becker, P. F. Felicianus, Carl Heinrich Graun, Eduard Gren, Andreas Hammerscdt, Joseph Haydn, Friedrich Heinrich Himmel, Johann Erasmus Kindermann, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Albert Methfessel, Mozart, G. A. Naumann, Joseph Gabriel Rheinberger, Johann Heinrich Rolle, Samuel Scheidt, Johann Hermann Schein, Johann Gottfried Schicht und Carl Maria von Weber vertreten.

2.14 Bereits um die Wende zum 17. Jh wurde die Musik an der Divi Blasii-Kirche intensiv gepflegt. Ein Sammelband enthält Drucke mit Bezug zur Mühlhäuser Musikgeschichte. Bei 9 in Mühlhausen entstandenen Choral-Handschriften vom Anfang des 17. Jhs handelt es sich u. a. um " Hymnen" (um 1600), " Liturgische Gesänge" (1608), ein " Passional-Buch" von 1606 und eines von 1607, beide verfaßt von dem Kantor an der Marienkirche Esaias Rhodius, und " Altkirchliche Gesänge" (1608) sowie ein " Antiphonar" (1609) und ein " Choralbuch" (1609).

2.15 Zu den frühen Drucken zählen die Opella nova (Leipzig und Freiberg 1627) von Johann Hermann Schein und ein erster Teil Christlicher, Lieblicher und Andechtiger Newer Kirchen und HaußGesänge (Erfurt 1620), komponiert von Michael Altenburg. Es schließen sich Drucke von Hieronymus Praetorius, Heinrich Hartmann und Erhard Bodenschatz sowie Sammelbände (teilweise mit Lokalbezug) an. Im Bestand ist auch das Deutsche Magnificat von dem Leipziger Thomaskantor Theodor Christian Weinlig.

2.16 Der Sammlungsbereich " Weltliche Musik" enthält 233 Nummern, davon 146 Notendrucke. Unter den Komponisten sind François Auber, Beethoven, Chopin, Carl Czerny, Frantisek Xaver Dusek (Dussek), Christoph Willibald Gluck, Adolph Henselt, Johann Nepomuk Hummel, Friedrich Kühmstedt, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Ferdinand Kalkbrenner, Giacomo Meyerbeer, Ignaz Moscheles, Mozart, Ferdinand Ries, Gioacchino Rossini, Franz Schubert, Louis Spohr, Gaspare Spontini, Sigismund Thalberg und Carl Maria von Weber. Der Notendruck von Dusseks 2d Grand Concerto in F for the Piano Forte (op. 27, London o. J.) ist nach handschriftlichem Eintrag das " einzige Exemplar in Deutschland und auf dem Kontinent". Von Frantisek Xaver Dusek (1731-1799) ist auch das Grand Concerto (op. 22, London o. J.) im Bestand. Durch ein ungewöhnliches Notenbild fällt die Notenabschrift des Rondo quasi Fantasie (op. 16) von Friedrich Kühmstedt (1809-1858) auf. Neben bedeutenden Komponisten sind zahlreiche heute kaum noch bekannte Musiker wie Ferdinand Kalkbrenner oder August Renneberg anzutreffen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Verzeichnis der im Kreiskirchenarchiv Mühlhausen vorhandenen Bücher und Zeitschriften

[in Listenform, mschr.; Bestandteil des Aktenplanes]

Findbuch zum Pfarrarchiv Divi Blasii in Mühlhausen in Thür. Bearb. von Hans Falckner. Bd 1. Gesamtbestand. Mühlhausen 1970

[verzeichnet Archivalien und Bibliotheksgut sowie Museumsstücke; S. 343-487: Sachgebiet Kirchenmusik, Nr. 525-1215]

Nachweis des im Pfarrarchiv Divi Blasii vorhandenen Bibliotheksgutes (einschließlich der Noten)

[in Bandform, mschr. und hschr., Gesamtbestand von 1970, Bestandteil des Findbuchs]

Gesamtbestandsverzeichnis des Pfarrarchivs Divi Blasii

[Kartei, auf der Grundlage des Findbuchs]

3.2 Historische Kataloge

Katalog der Kirchen-Bibliothek zu Divi Blasii

[in Listenform, entstanden nach 1820]

Pfarr-Archiv Divi Blasii Mühlhausen:

Akten, Nr. 8

Kreiskirchenarchiv Mühlhausen:

Aktenplan, Teil 5 (Verzeichnis der vorhandenen Bücher und Zeitschriften)

Stadtarchiv Mühlhausen:

Akten 11/412/9 (betr. Leseverein)

Stand: Oktober 1995

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.