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Adresse. Comthurgasse 8 (Augustinerkloster), 99084 Erfurt
[Karte]
Telefon. (0361) 6 46 15 14
Bibliothekssigel. <Ef 27>
Unterhaltsträger. Kirchenkreis Erfurt unter Beteiligung der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und der Evangelischen Kirche der Union
Funktion. . Historische Bibliothek; theologische Fachbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie und ihre Grenzgebiete, speziell Reformationsgeschichte, der junge Luther, kirchliche Kunst und Erfurtensien.
Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (mit umfangreichem Präsenzbestand). Öffnungszeiten: Montag 12-16 Uhr, Dienstag und Mittwoch 10-18 Uhr.
Leihverkehr: kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofilm-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Vom Hauptbahnhof Straßenbahnverbindung (Linie 6) bis Augustinergasse; vom Bahnhof Erfurt-Nord bis Gotthardtstraße. A 4 (E 40), Ausfahrt Erfurt-Ost oder -West. Parkplätze in der Comthurgasse und Augustinerstraße.
1.1 Die heutige Ministerialbibliothek, die mit einem Archiv verbunden ist, entstand im Laufe von über drei Jahrhunderten eng verflochten mit den Geschicken der Stadt, der Universität und des erfurtischen Gebietes. Die Agricola-Bibliothek, die Synodal-Bibliothek und die Bibliothek des Martinsstiftes gingen während des Berichtszeitraumes in den Bestand ein.
1.2 Das Evangelische Ministerium wurde 1525 als kirchenleitende Instanz und Interessenvertretung der evangelischen Bevölkerung der Kurmainzischen Stadt gegründet. Die Bibliothek entstand erst gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges.
1.3 In der Sitzung des Jahres 1646, am 15. Januar, schlug Sebastian Schröter (1593-1650), Pastor an der Michaeliskirche und Mathematikprofessor am Ratsgymnasium, dem Evangelischen Ministerium vor, " zum allgemeinen Gebrauch und Nutzen" eine Büchersammlung anzulegen. Wenn " jeder, nach seinem Vermögen, zu gutem Anfang etwas tun wollte", könne man in kurzem zu einer, " wo nicht ansehnlichen, doch nützlichen Bibliothek" gelangen.
1.4 In Erfurt war damals keine öffentliche theologische Bibliothek vorhanden. Die regierenden Bürgermeister räumten der neuen Bibliothek zunächst eine Kapelle im Augustinerkloster ein, doch schon bald wurde sie " in den schönen gewölbten Saal auf einem Seitengebäude des Augustinerklosters versetzt", in dem sich einst die Klosterbibliothek befunden hatte. Jeder der 17 evangelischen Stadtgeistlichen brachte eine Anzahl Bücher als Geschenk ein.
1.5 Am 22. Februar 1648 wurde die Gründungsurkunde förmlich vollzogen. Die Statuten vom 16. März 1647 sahen u. a. (1) die Unterstützung des Rates und Zuschüsse aus der Ministerial-Sportel-Kasse vor. Da die Bibliothek über keinen Anschaffungsfonds verfügte, sollte (2) jeder neu in das Kollegium Eintretende im ersten Amtsjahr " wenigstens ein nützliches und nicht gemeines Buch in die Bibliothek schenken". Jeder sollte (3) bei " begüterten Freunden der Gelehrsamkeit" für sie werben. (4) Landprediger, städtische Schul-Kollegen und sonstige Gelehrte sollten zur Benutzung zugelassen sein, wenn sie ein Buch beigetragen hätten.
1.6 Am 10. September 1648 wurden Nikolaus Stenger (1609-1680), Pfarrer an der Kaufmannskirche, und Johann Christoph Alberti (1608-1683), Diakon daselbst, zu den ersten Aufsehern der neuen Bibliothek ernannt. Schon seit 1647 wurde ein Stiftungsbuch geführt, das zugleich erstes Zugangsverzeichnis und Anfang des Kataloges ist. Die bescheidenen Anfänge und das langsame Wachstum in den ersten Jahrzehnten nach dem großen Krieg werden hier deutlich. Von Anfang an zeichnete sich in der Erwerbung ein relativ breites Literaturspektrum ab.
1.7 Die Stiftungseinträge bzw. Widmungen in den Büchern sind zugleich eine interessante Quelle der Pastoren- und Personengeschichte Erfurts. Es treten auch weltliche Personen als Stifter auf, z. B. schwedische Offiziere und Erfurter Honoratioren. Um 1650 stiftete der Schloß-Ratsmeister Herbord Nacke (1585-1658) 23 Bde, darunter die Institutio Christianae religionis Calvins (Genf: Stephanus 1553) und die Defensio doctrinae veteris & apostolicae des Petrus Martyr (Zürich: Froschauer 1562). Zur gleichen Zeit schenkte der Ratsmeister Michael Silberschlag (um 1596-1665) aus dem " Nachlaß seines Hrn. Vetters", des Seniors Georg Silberschlag (1563-1635, Pfarrer an der Predigerkirche), eine kolorierte Biblia sacra (Paris: Stephanus 1540).
1.8 Der reiche juristische Bestand, eine Besonderheit der Bibliothek, schreibt sich vom Syndikus des Ministeriums her, der immer in der juristischen Debatte auf dem laufenden sein mußte, um die evangelische Bevölkerung gegenüber der katholischen Obrigkeit wirkungsvoll vertreten zu können. 1664 hatte Chur-Mainz der Stadt zugesichert, die evangelischen " Religions-Verwandten" in ihrer Religionsausübung nicht zu beeinträchtigen (Johann Jacob Moser, Von der Landeshoheit im Geistlichen, Frankfurt a. M. und Leipzig 1773, S. 702). Im Bibliotheksbestand sind als Grundlage für die geistigen und rechtlichen Auseinandersetzungen auch Bücher der konfessionellen oder philosophischen Gegner anzutreffen.
1.9 In der ersten Hälfte des 18. Jhs finden sich größere Stiftungen. Der aus Jena stammende, 1742 verstorbene Erfurter Fürstlich Sächsische Obergeleitsmann Paul Christian Birckner vermachte der Ministerialbibliothek 860 Bde aus seiner Büchersammlung, darunter sowohl Kirchenväter als auch Erotica, der Hauptteil ging an die Universitätsbibliothek seiner Vaterstadt. Der Jurist und Privatgelehrte Johann Heinrich von Gerstenberg (1708-1774) testierte der Bibliothek seine ganze Sammlung von 41 die Erfurter Geschichte betreffenden Hss. Theophil Friedrich Künhans (auch Kühnhannß; 1727-1786), Pfarrerssohn aus Werningsleben und Erfurter Gymnasiast, ging nach dem Theologiestudium als Gesellschafter nach Italien und in die Schweiz. Als Sekretär der britischen Gesandtschaft blieb er in Venedig und sammelte von dort aus auf den griechischen Inseln orientalische Hss., seltene Bibelausgaben und Bibelkommentare in verschiedenen Sprachen (53 Bde), die er der Bibliothek des Evangelischen Ministeriums 1786 vermachte. Der Diakon an der Reglerkirche Johann Melchior Möller (1760-1824) stiftete um 1790 etliche Lutherschriften und Luther betreffende Werke, ebenso bereicherte der Diakon der Predigerkirche Caspar Friedrich Lossius (1753-1817) den Bestand. Er fertigte außerdem einen neuen Bibliothekskatalog an.
1.10 Der Übergang Erfurts an Preußen 1803 stellte auch in seinem Kirchenwesen einen tiefen Einschnitt dar: das Evangelische Ministerium wurde in seinen Kompetenzen stark eingeschränkt. Die Rolle des Syndikus übernahm 1814 das preußische Konsistorium in Magdeburg. Die Bibliothek blieb aber, seitdem fast ungenutzt, in Erfurt. Sie war auf zufällige Erwerbungen angewiesen, aktuellen Ansprüchen konnte sie nicht mehr genügen.
1.11 Neue Impulse gingen von dem Preußischen Ministerialreskript vom 2. Januar 1817 aus, das die Bildung von Kreissynoden anordnete und für deren Mitglieder die Anlegung von Theologischen Lesezirkeln empfahl. Am 21. September 1820 beschloß die Erfurter Synode, daß jährlich zur Beschaffung von theologischen Büchern Beiträge von der Stadt- und Landsynode erhoben werden sollten, damit eine eigene Synodalbibliothek gebildet werden konnte, die neben der Ministerialbibliothek bestand. Für die Ministerialbibliothek wurde von dem damaligen Barfüßerdiakon Johann Friedrich Möller (1789-1861) ein Katalog erarbeitet, der 1823 erschien und 2225 Bde verzeichnete; 1847 zählte sie laut Petzholdt (Adreßbuch 1848) ca. 3000 Bde. Als das gesamte Augustinerkloster 1849/50 dem Unionsparlament zur Verfügung gestellt wurde, mußte die Bibliothek auf den Boden des Hospitals ausgelagert werden, wo sie ohne Aufsicht war und " mancher Band in Verlust" geriet.
1.12 Die Benutzung der vereinigten Ministerial- und Synodal-Bibliothek stand zunächst vorrangig den Mitgliedern des Evangelischen Ministeriums und der Erfurter Kreissynode zu, war aber gegen Bürgschaft eines dieser Mitglieder auch allen anderen gestattet (1853). 1873 konnten durch eine Zuwendung des Preußischen Kultusministeriums erstmals Restaurierungsmaßnahmen zur Bestandspflege der alten Ministerialbibliothek eingeleitet werden.
1.13 Als 1805 die Bibliothek der Kaiserlichen Akademie der Naturforscher Leopoldina aus den Räumen, die sie seit 1736 im Augustinerkloster innegehabt hatte, nach Halle verlegt wurde, fand hier der erfurtische Teil der Bibliothek des katholischen Theologieprofessors Peter Franz Agricola (1749-1807) ein Unterkommen. 1843 ging sie vorläufig und 1928 endgültig in den Besitz der Ministerialbibliothek über. Mit der Stiftung war ein Kapital verbunden, das, wenn auch in bescheidenem Umfang, die laufende Aktualisierung des Bestandes (" Neue Agricola-Bibliothek") ermöglichte. Seit 1871 existieren gedruckte Kataloge über den Grundbestand und die Neuzugänge, bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war die Sammlung gesondert aufgestellt.
1.14 Zwei bedeutende Stiftungen des 19. Jhs mit je über 100 Werken kamen 1860 von dem Gymnasialprofessor Johann Christoph Besler (1787-1866) und 1871 von dem um die Erfurter Geschichtsschreibung und um die Katalogisierung der Ministerialbibliothek hochverdienten Stadtrats Karl Herrmann (1797-1874). 1893 gab Schwenke den Bestand mit 16.000 bis 18.000 Bdn an. Die Bibliothek war donnerstags von 11-12 Uhr allgemein zugänglich.
1.15 Von 1876 bis 1880 wurden Verhandlungen über den Verkauf der von Paul de Lagarde ( s. u. 5) beschriebenen " morgenländischen Codices" (15 Bde) geführt. 1880 gingen sie für 5000 Mark an die Königliche Bibliothek in Berlin. Vor langer Zeit hatten sich diese mittelalterlichen hebräischen Hss. (die älteste entstand um 1100) im Besitz der 1349 zerstörten Erfurter Judengemeinde befunden. Bereits 1727 war ein Band dem Kurmainzer Landesherrn geschenkt worden.
1.16 Im ersten Drittel des 20. Jhs änderte sich wenig an der Bibliothekssituation. 1935 entschloß man sich, die neueren, d. h. ab 1800 erschienenen Bestände der Stadtbibliothek zur Verfügung zu stellen und nur den älteren Bestand zu " musealer Nutzung" am angestammten Platz im Augustinerkloster zu behalten. Im Nutzungsvertrag vom 15. November 1935 verpflichtete sich die Stadtbibliothek, (1) die Bücher neu, d. h. als Zettelkatalog nach den Preußischen Instruktionen zu katalogisieren, (2) die Bibliothek laufend zu ergänzen, vor allem aber (3) die Bestände der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und (4) den kirchlichen Mitarbeitern uneingeschränkten Zugang zu den Büchern zu gewährleisten.
1.17 Die im Augustinerkloster verbliebenen älteren Bestände wurden seit 1935 von dem ehemaligen Stadtarchivar Alfred Overmann (1866-1946), der auch die Bestände für die Stadtbibliothek katalogisierte, für die Kataloge erfaßt und nach dem Sachkatalogschema der Stadtbibliothek aufgestellt. Die beiden getrennten Teile wurden glücklicherweise noch rechtzeitig ausgelagert und entgingen auf diese Weise im Zweiten Weltkrieg der Vernichtung, denn ihre Räume wurden durch Bomben zerstört. Nach dem Krieg wurde der Nutzungsvertrag im gegenseitigen Einvernehmen gelöst und die Bibliothek des Evangelischen Ministeriums 1947 wieder zusammengeführt. Dazu mußten etwa 2000 Bde wieder aus dem Bestand der Stadtbibliothek, in den sie teilweise eingearbeitet worden waren, herausgelöst werden.
1.18 Die wiedervereinigte Ministerialbibliothek wurde nun im Westflügel des Augustinerklosters und in Nebenräumen (zeitweilig auch auf der Seitenempore) der Augustinerkirche untergebracht. In den Jahren 1978 bis 1983 wurde das ehemalige Dormitorium im Ostflügel des Klosters zur Bibliothek ausgebaut. Im Mai 1983, zum Lutherjubiläum, wurde die Bibliothek des Evangelischen Ministeriums in den neuen Räumen feierlich wiedereröffnet.
1.19 In der ersten Häfte des 20. Jhs hatte die Bibliothek in ihrem historischen Bestand kaum Zugänge zu verzeichnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangte dagegen ein großer Teil der Werke des 19. Jhs, die sich heute im Besitz der Bibliothek befinden, in die Sammlung. Neben anderen kleineren Nachlässen ging 1950 als Depositum die rund 10.000 Bde umfassende Bibliothek des Pfarrers Johannes Martin Matthes (*1886), der von 1924 bis 1938 an der Thomaskirche gewirkt hatte, in den Bestand ein. Mit ihrer Übernahme kam die Ministerialbibliothek u. a. in den Besitz von theologischer Literatur aus den skandinavischen Ländern.
1.20 Ein Sonderbestand im Rahmen der Ministerialbibliothek ist die " Lesebibliothek", eine Kirchgemeindebibliothek oder kirchliche Leihbücherei, die bis 1953 geführt wurde. Sie war seit 1947 aus Spenden von Gemeindegliedern entstanden und wurde 1953 von den Behörden der DDR auf den innerkirchlichen Dienstbetrieb beschränkt.
1.21 Ein wesentlicher Bestandszuwachs nach dem Zweiten Weltkrieg war 1949 die Angliederung der Bibliothek des 1948 aufgelösten Martinsstiftes, das der Erziehung von heimatlosen und verwaisten Kindern gedient hatte. Sie wird auch heute noch als Sondersammlung geführt ( s. u. 1.24-1.25 und 2.23-2.25).
1.22 Mehr für die Benutzung als für die Bestandsentwicklung wichtig wurde 1960 die Verlegung der Evangelischen Predigerschule von Wittenberg in das Erfurter Augustinerkloster. Sie brachte eine ebenfalls aus Nachlässen und Spenden erwachsene Bibliothek von einigen tausend Bänden mit, die auch etliche Stücke aus dem 19. Jh enthielt. Ihr Erwerbungsetat wurde durch Bücherspenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und des Lutherischen Weltbundes ergänzt. Diese Predigerschulbibliothek wurde 1975 (bei wirtschaftlicher Trennung) mit der Ministerialbibliothek vereinigt. Das ermöglicht eine abgestimmte Erwerbungsstrategie; die durch Neuerwerbungen inhaltlich überholten Werke (zumeist des 19. Jhs) gingen in den Bestand der Ministerialbibliothek ein. Mit der Aufhebung der Predigerschule im Jahre 1993 ist diese Bibliothek der Ministerialbibliothek zur freien Verfügung überlassen worden.
1.23 Innerhalb der Erwerbungen der Ministerialbibliothek standen die Lokalgeschichte und die Kirchengeschichte der Kirchenprovinz Sachsen und Thüringens an erster Stelle. Ein weiteres Sammelgebiet entstand aus den Interessen und Kenntnissen der nach 1945 verantwortlichen Bibliothekare Dr. Erich Wiemann (1904-1986) und Dr. Wilhelm Velten (*1928). Sie legten eine Sammlung von Büchern zur kirchlichen Kunst und zur allgemeinen Kunstgeschichte an, in der auch Werke des 19. Jhs enthalten sind. Ein 1983 gegründetes Kuratorium aus Vertretern des Konsistoriums der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und der Kirchenkanzlei der Evanglischen Kirche der Union unterstützte die Erwerbungstätigkeit der Bibliothek. 1985 umfaßte die Bibliothek des Evangelischen Ministeriums insgesamt etwa 55.000 Bde, 1993 waren es 66.000.
Sonderbestand: Bibliothek des Martinsstiftes
1.24 Das Martinsstift wurde 1821 als Rettungshaus für heimatlose und verwahrloste Kinder in dem eben vom Ratsgymnasium geräumten Teil des Augustinerklosters von dem Rektor Karl Reinthaler (1794-1863) eingerichtet, der danach strebte, das Ansehen der traditionsreichen Lutherstätte durch die Schaffung einer an Kostbarkeiten und Seltenheiten reichen Bibliothek zu erhöhen. Zu diesem Zweck sammelte er alte Drucke und Hss., darunter ein 1165 geschriebenes rheinisches Missale und ein im 15. Jh entstandenes zweibändiges Antiphonar aus der ehemaligen Erfurter Karthause. Reinthaler war ein Verehrer Luthers und ein geachteter berufs- und religionspädagogischer Neuerer. Das Schwergewicht seiner Gelehrtenbibliothek lag auf den Reformationsdrucken. Neuere Literatur erhielt er im Tausch gegen seine eigenen liturgischen und hymnologischen Werke, aber auch als Geschenk von Verlegern und Buchhändlern für die Schulbibliothek zur Unterstützung seiner caritativen und pädagogischen Arbeit.
1.25 Leider wurde nach Reinthalers Tod die Sammlung, die auf 4500 Bde angewachsen war, nicht weitergeführt, ja zeitweilig kaum gepflegt. Im Zweiten Weltkrieg wurden nur die in der " Martinskammer" (einem kleinen, 1890 eingerichteten reformationsgeschichtlichen Museum) ausgestellten Bücher gesichert. Von der übrigen Literatur wurde vieles vernichtet. Der noch vorhandene Bestand des Martinsstiftes umfaßt (einschließlich der Inkunabeln) 1402 Titel.
Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen
2.1 Die Auszählung der Titel erfolgte auf der Grundlage der beiden Systematischen Kataloge, die (1) die Bestände des 15. bis 18. Jhs und (2) die Bestände des 19. und 20. Jhs jeweils für sich erfassen, die auch getrennt aufgestellt sind.
2.2 Von den insgesamt 12.495 Titeln des historischen Bestandes (19 Prozent des Gesamtbestandes) der Ministerialbibliothek stammen 98 aus dem 15. Jh, 1157 aus dem 16. Jh (9,2 Prozent), 3403 aus dem 17. Jh (27 Prozent), 3021 aus dem 18. Jh (24 Prozent) und 4816 (39 Prozent) aus dem 19. Jh. Der älteste Druck entstand 1473 in der Offizin von Peter Schöffer in Mainz (De civitate Dei von Augustinus; GW 2884), er ist ein Geschenk des Erfurter Rechtsgelehrten und Zahlmeisters Adam Friedrich Christian Reinhard aus dem Jahre 1785.
2.3 Insgesamt liegen 7151 Titel in deutscher (57 Prozent), 4448 in lateinischer (36 Prozent), 398 in französischer (3 Prozent), 134 in englischer (ein Prozent) und 364 (3 Prozent) in einer weiteren Sprache vor.
2.4 Von den 98 Inkunabeln sind 93 in lateinischer, 3 in deutscher und 2 in italienischer Sprache verfaßt; 16 Jh: 775 Titel in Latein, 342 in Deutsch, 24 in Griechisch, 7 in Hebräisch, 6 in Italienisch und je einer in Französisch, Tschechisch und Dänisch; 17. Jh: 2130 Titel in Latein, 917 in Deutsch, 170 in Französisch, 85 in Englisch, 45 in Italienisch, 27 in Niederländisch, 14 in Griechisch, 7 in Spanisch, 5 in Hebräisch und je einer in Russisch, Äthiopisch und Kirchenslawisch; 18. Jh: 1350 Titel in Latein, 1350 in Deutsch, 195 in Französisch, 35 in Italienisch, 24 in Hebräisch, 21 in Englisch, 18 in Griechisch, 8 in Aramäisch, 6 in Niederländisch, 3 in Schwedisch, 2 in Jiddisch und je ein Titel in Arabisch, Dänisch, Hindustani, Koptisch, Lettisch, Russisch, Syrisch, Tschechisch und Türkisch; 19. Jh: 4539 Titel in Deutsch, 100 in Latein, 84 in Griechisch, 32 in Französisch, 28 in Englisch, 10 in Hebräisch, 5 in Aramäisch, 4 in Arabisch, je 3 Titel in Italienisch und Syrisch und je ein Titel in Dänisch, Eskimoisch, Irisch, Niederländisch, Schottisch, Schwedisch, Spanisch und Walisisch. Die Sprachenvielfalt im 18. und 19. Jh ist auf die Bibelausgaben zurückzuführen.
Systematische Übersicht
2.5 Grundlage für die sachliche Zuordnung der Titel waren die Hauptgruppen der Systematik für die Bestände des 15. bis 18. Jhs, in die, weil die beiden Systematiken nicht kongruent sind, auch die Titel des 19. Jhs eingepaßt werden mußten. Das Katalogschema stammt aus den dreißiger Jahren des 20. Jhs und entspricht den Vorstellungen jener Zeit.
2.6 Die Gruppe Allgemeine Religionsgeschichte umfaßt 50 Titel (16. bis 18. Jh 27, 19. Jh 23). Zur Gruppe Geographie gehören 108 Titel (16. bis 18. Jh 86, 19. Jh 22), darunter der Historisch-Politisch-Geographische Atlas der gantzen Welt von Antoine-Augustin Bruzen de la Matinière (Bd 2-12, Leipzig 1744-1749), eine Erdbeschreibung in Lexikon-Form mit einer Fülle lateinischer Namensformen und Erwähnungen heute nicht mehr existierender Orte.
2.7 Im Bereich " Grammatiken, vergleichende
Sprachwissenschaft" wurden 104 Werke (16. bis 18. Jh) gezählt. Von den behandelten Sprachen steht Hebräisch mit 17 Titeln obenan. Erwähnenswert sind lateinische und französische Einführungen ins Englische aus dem 18. Jh. In dieser Gruppe finden sich auch Lehrbücher der Rhetorik, Poetik und sogar ein lateinisches Lehrbuch der Stenographie von 1684 (Tacheographia von Carl Alois Ramsey; Frankfurt a. M. und Leipzig: Bielcke). Im 19. Jh kommt diese Gruppe nicht mehr vor, relevante Titel erscheinen bei Sprachen und Literaturen.
2.8 Die Geschichtswissenschaft ist mit 1091 Titeln (16. bis 18. Jh 867, 19. Jh 224) vertreten. Auffallend ist ein Bestand zur skandinavischen Geschichte mit 71 Titeln. Das Interesse an diesem Thema erklärt sich durch den Dreißigjährigen und den Nordischen Krieg (1700/1721), die Erfurt in Mitleidenschaft zogen; die beiden schwedischen Könige Gustav II. Adolf (1594-1632) und Karl XII. (1697-1718) spielen im Bestand eine Rolle. Die deutsche Geschichte ist mit 499 Titeln die umfangreichste (16. bis 18. Jh 348, 19. Jh 151).
2.9 Zur Kunstwissenschaft liegen 62 Titel vor (19. Jh). Die Gruppe Erfurtensien gehört zu den Hauptsammelgebieten der Bibliothek, die hohe Zahl von 2092 Titeln ist auf die Gelegenheitsschriften zurückzuführen. Die Untergruppe Kirchenwesen bringt über das Lokale hinaus auch interessantes Material zu den dogmatischen Auseinandersetzungen, die sich in und um Erfurt vollzogen. Die Untergruppe Bildungswesen enthält zahlreiche Universitäts- und Schulprogramme, auch von auswärts.
2.10 Die Gruppe Buch- und Bibliothekswesen enthält 64 Titel (16. bis 18. Jh 63, 19. Jh einer). Unter den Auktionskatalogen findet sich der Catalogus bibliothecae Conringianae (Helmstedt 1694) mit Angabe der Preise. Von dem bedeutenden Polyhistor Hermann Conring besitzt die Ministerialbibliothek allein 21 Titel.
Zur Englischen Sprache und Literatur sind 19 Titel (16. bis 18. Jh 11, 19. Jh 8) vorhanden; zu den Klassischen Sprachen und Literaturen (zwischen lateinischer und griechischer Philologie wurde nicht unterschieden) 302 Titel (16. bis 18. Jh 131, 19. Jh 171). Unter den Ausgaben des 16. Jhs ragen die von Erasmus von Rotterdam für Froben in Basel edierten und die des Druckers Josse Bade van Aschen (auch Jodocus Badius Ascensius) in Paris hervor, von letzterem besitzt die Bibliothek 6 Drucke aus den Jahren 1499 bis 1535.
2.11 Unter den 283 Titeln zur Germanistik (16. bis 18. Jh 41, 19. Jh 242) sind erwähnenswert: der von 1572 bis 1610 in Frankfurt a. M. in 24 Fortsetzungen anonym erschienene erste Ritterroman (Historien vom Amadis vß Franckreich sehr lieblich vnd kurtzweilig) und eine Sammlung von Theaterprogrammen zu Schüleraufführungen an Jesuitenschulen in Speyer, Duderstadt und Heiligenstadt, eine deutsche Übersetzung der Lieder der Edda von Jacob Schimmelmann (Die Isländische Edda, Stettin 1777) sowie Werke von Lohenstein, Hagedorn, Klopstock, Moscherosch, Christian Weise, Zeesen, Haller, Gellert und Uz.
Zur Französischen Sprache und Literatur liegen 59 Titel (16. bis 18. Jh 52, 19. Jh 7) vor.
2.12 Andere Literaturen sind nur sporadisch vorhanden (69 Titel; 16. bis 18. Jh 31, 19. Jh 38). Die niederländische Literatur ist vorwiegend mit Dichtung vertreten, so die deutsche Erstausgabe der Sinnreichen Wercke und Gedichte des Jacob Cats (Hamburg 1710-1717) mit dem Exlibris von Birckner. Aus den orientalischen Literaturen sind eine hebräische Maimonides-Ausgabe (Venedig 1551), eine arabische Grammatik in Latein (Grammatices Arabicae liber 1-3 von Peter Kirsten, Breslau 1608) und die Märchen aus 1001 Nacht (Les mille et une nuit, Teil 3, Den Haag 1706) bemerkenswert. Unter den wenigen Werken in den slawischen Sprachen ist eine Gramatika (Kiew 1605) aus der Provenienz Birckner zu erwähnen.
2.13 Unter " Neuere Latinität" wurden 138 Titel eingeordnet, darunter philologische und poetische Werke der Humanisten in zeitgenössischen Ausgaben, allein 10 des Erasmus von Rotterdam aus den Jahren 1520 bis 1689 und eine von Eobanus Hessus (Theocriti Syracusani eidyllia triginasex, Basel 1531), außerdem Gelegenheitsschriften. Unter den Drucken des 18. Jhs befinden sich Campes lateinischer Robinson secundus (Züllichau 1788) und jesuitische Literatur. - An Wörterbüchern und Lexika kommen 57 Titel hinzu.
2.14 Zur Medizin sind 74 Titel vorhanden; zu den Allgemeinen und Speziellen Naturwissenschaften 84 Titel (16. bis 18. Jh 80, 19. Jh 4), wobei die Astronomie sich mit 15, z. T. seltenen Werken abhebt.
2.15 Der Bereich " Philosophie und Pädagogik" umfaßt 251 Titel (16. bis 18. Jh 239, 19. Jh 12); unter diesem Oberbegriff ist auch die " Zauberei" mit 8 deutschsprachigen und 4 lateinischen Titeln eingeordnet, davon einer aus dem 16. Jh (Commentarius de praecipuis divinationum generibus von Caspar Peucer, Frankfurt 1593). Die umfangreichste Untergruppe ist die Philosophia universalis mit 95 Titeln (16. Jh 8, 17. Jh 24, 18. Jh 63), es folgen die Philosophische Ethik mit 33 Titeln, darunter die Moralischen Vorlesungen von Gellert (Leipzig 1770), die Logik mit 19, die Psychologie mit 11 und die Metaphysik mit 8 Titeln.
2.16 Die Fächer Recht und Staatswissenschaften sind insgesamt mit 763 Titeln vertreten; die vorherrschende Sprache ist Latein (ca. 620 Titel), die meisten Werke stammen aus dem 17. Jh (337). In der Rechtswissenschaft, die besonders fein untergliedert ist, steht das Kirchenrecht mit 125 Titeln an der Spitze. Im 19. Jh (57 Titel) stehen soziale Fragen im Mittelpunkt.
Die Gruppen Technik (6 Titel) und Volkskunde (4 Titel) waren für den Bestandsaufbau ohne Belang.
2.17 Die Theologie ist sowohl für die Bestände des 16. bis 18. Jhs als auch für die des 19. (und 20.) in die herkömmlichen 5 Gruppen aufgeteilt: Zur Exegese (einschließlich Gesamt- und Teilausgaben der Bibel) sind 1067 Titel vorhanden. Bei den 165 Bibelausgaben (119 deutschsprachig) fällt die Fülle der Sprachen ins Auge (13 Sprachen). Unter den Bibel-Inkunabeln ist Nicolaus von Lyra (um 1270-1340) mit mehreren Ausgaben vertreten, darunter die Postilla zum Neuen Testament (Venedig: Renner 1482/83; H 3165). Aus dem 16. Jh sind 17 lateinische Ausgaben vorhanden, darunter die Vulgata und die beiden Übersetzungen des Schweizer Reformators Theodor Beza (1519-1605) und des Basler Gräzisten Sebastian Castellio (1515-1563); unter den 12 deutschen Übersetzungen befinden sich die beiden Ausgaben der Ot(h)mar-Bibel (Augsburg 1507 und 1518); weiterhin liegen 6 hebräische und 4 griechische Ausgaben vor sowie je eine tschechische und italienische Übersetzung. Im 17. Jh kommen als weitere Sprachen Englisch, Französisch und Spanisch hinzu, im 18. Jh Jiddisch, Schwedisch, Hindustani, Lettisch, Russisch und Türkisch. Unter den deutschsprachigen Ausgaben befinden sich die Marburger Bibel (Marburg 1712), die Berleburger Bibel (Berleburg 1726-1742) und ein Erfurter Bibeldruck (Erfurt: Jungnicol 1735) mit einer Stadtansicht Erfurts im Titelkupfer. Die exegetische Literatur umfaßt 902 Titel (16. Jh 93, 17. Jh 182, 18. Jh 139, 19. Jh 488). Von den Schriften des 19. Jhs beziehen sich 56 auf die ganze Bibel, 165 auf das Alte und 197 auf das Neue Testament, 7 auf die Apokryphen und 63 auf Biblische Landeskunde und Archäologie.
2.18 Zur Kirchengeschichte wurden insgesamt 1138 Titel (16. Jh 159, 17. Jh 227, 18. Jh 296, 19. Jh 456) gezählt. Ein bemerkenswerter Druck ist die Historia de vitis pontificum des Baptista Platina (Venedig 1504). Die Magdeburger Zenturien, die erste unter der Redaktion von Matthias Flacius Illyricus (1520-1575) erarbeitete protestantische Kirchengeschichte, sind in mehreren Ausgaben vorhanden: die lateinische Originalausgabe, Ecclesiastica Historia (Basel: Johannes Oporinus 1560-1574), die deutsche Übersetzung, Kirchen Historia, die Vierde Centuria, Oder das Vierde Hundert Jhar (Jena: Rebart 1565), die Chronica, Das ist Warhafftige Beschreibunge Aller alten Christlichen Kirchen des Caspar Hedius (Frankfurt a. M., gedruckt bei Peter Schmidt, in Verlegung bei Oporinus und Herwagen 1572) und die Gegendarstellung des Kardinals Caesar Baronius (1538-1607), Annales ecclesiastici in deutscher Übersetzung (15 Teile in 6 Bdn, Köln 1609-1622). Im 19. Jh beziehen sich auf die thüringische Kirchengeschichte im allgemeinen 26, auf die örtliche 47 Titel. Die Luther-Literatur des 19. Jhs (etwa 100 Titel) und 20. Jhs wurde gesondert aufgestellt. In die Dogmengeschichte und die Konfessionskunde ist wertvolles Material aus verschiedenen Nachlässen eingeflossen. Spiritualisten, Antitrinitarier und Rosenkreuzer sind z. T. anonym in heimlichen (späten) Abschriften vorhanden, wie z. B. Michael Serveto (ursprünglich 1531), Valentin Weigel (ursprünglich 1574) und Esaias Stiefel (ursprünglich 1621). Es erscheint aber auch innerkatholische Polemik. Weiterhin wurden gedruckte Ausgaben von Jacob Böhme, Paracelsus und Caspar Schwenckfeld u. a. überliefert.
2.19 Die Gruppe Praktische Theologie (2951 Titel) gliedert sich in Allgemeine Werke und Lehrbücher (173 Titel), Agenden und Gesangbücher (679 Titel, unter ihnen das Kirchen Gesangbuch, Straßburg: Ledertz 1616, in Folio mit Holzschnitten von Tobias Stimmer) einschließlich der 36 thüringischen Gesangbücher aus dem 19. Jh -, Homiletik und Predigtliteratur (1064 Titel), Leichenpredigten (368) sowie Katechetik, Erbauungs- und Seelsorgeliteratur (649).
2.20 Zur Systematische Theologie oder Dogmatik liegen 1116 Titel vor (16. bis 18. Jh 785, 19. Jh: Dogmatik 249, Religionsgeschichte 42, Ethik 40); im Bereich " Theologie im allgemeinen, Sammelwerke, Anthologien, Werkausgaben und Periodika" 543 Titel (16. Jh 160, 17. Jh 121, 18. Jh 114, 19. Jh 148).
2.21 Die Bibliothek besitzt außerdem Hss., darunter vier Originalbriefe Luthers, unter ihnen als besondere Kostbarkeit der älteste Brief, der von ihm eigenhändig erhalten geblieben ist (vom 5. August 1514 an Georg Spalatin).
2.22 Von dem Sonderbestand " Lesebibliothek" gehören 200 der noch vorhandenen 3000 Titel, meist Trivialliteratur, dem 19. Jh an, die ältesten stammen aus den Jahren um 1870. Die Zusammensetzung des Bestandes läßt Rückschlüsse auf die Lesegewohnheiten von christlichen Familien zu. Obwohl, oder gerade weil es sich um populäre Lesestoffe handelt, sind heute viele dieser Werke nur noch selten in den Bibliotheken vorhanden.
Sondersammlung
Bibliothek des Martinsstiftes
2.23 Die Bibliothek des Martinsstiftes bildet einen separaten Bestand innerhalb der Ministerialbibliothek, mit der sie erst 1949 nach der Auflösung des Martinsstiftes vereinigt wurde. Sie enthält außer den 10 Inkunabeln 396 Titel aus dem 16. Jh, 42 aus dem 17. Jh, 220 aus dem 18. Jh und 734 aus dem 19. Jh. Die Zainer-Bibel von 1475 (GW 4298) und die Koberger-Bibel von 1483 (GW 4303) sind besondere Kostbarkeiten, letztere stammt aus der Benediktinerabtei von St. Matthias in Trier.
2.24 Der Bestand ist zu 93 Prozent deutschsprachig (Inkunabeln: 2 deutsch, 8 lateinisch; 16. Jh: 355 deutsch, 39 lateinisch, 2 griechisch; 17. Jh: 39 deutsch, 3 lateinisch; 18. Jh: 209 deutsch, 9 lateinisch, je einer griechisch und französisch; 19. Jh: 700 deutsch, 13 lateinisch, 3 französisch, 2 englisch, 16 in sonstigen Sprachen).
2.25 Die Schriften sind systematisch geordnet. Die " Urdrucke der Reformation" sind noch heute nach der alten Nummernfolge aufgestellt: Schriften Luthers, von seinen Freunden und Mitarbeitern, von seinen Gegnern (Alveld, Cochlaeus, Eck, Emser u. a.) und solche politischen Inhalts. Unter den " Druckschriften aus nachlutherischer Zeit" befinden sich unter den Bibeldrucken (laut Katalog 142 Titel) eine illustrierte Lyoner Biblia cum concordantiis veteris von 1521, die ebenfalls illustrierte Biblia germanico-latina (7 Bde, Wittenberg: Johann Krafft 1574) aus der Provenienz von Matthias Götz, die Biblia Dat ys: De gantze hillige Schrifft/Sassisch (Wittenberg: Süberlich 1599-1600) und die Biblia (Lüneburg: Die Sterne 1672) mit Kupfern von Matthias Scheits (auch Scheutz). Die Liturgik zählt 203, die Dogmatik 121 und das Schrifttum zur Reformation 116 Titel. Weiterhin sind die Sachgruppen " Unterricht, Lehrer und Schulen" mit 192 Titeln, " Geschichte, Geographie und Himmelskunde" mit 113, Biographien mit 39 sowie Thüringische Geschichte mit 24 Titeln vertreten. Die übrigen Sachgruppen (62 Titel) fallen nicht ins Gewicht.
3.1 Moderne Kataloge
Bestände bis 1799:
Alphabetischer Katalog [PI]
Realkatalog
[Systematik der Stadtbibliothek Erfurt in Anlehnung an das Halle/Göttingische Modell]
Bestände seit 1800:
Alphabetischer Katalog [PI]
Sachkatalog
[19 Hauptgruppen, 1210 Untergruppen, davon für die Theologie allein 878]
Sonderkataloge der Illustratoren, Illustrationen und Porträts bis 1800 sowie der Titeleinfassungen und der bildlichen Initialen in Drucken des 16. Jhs
[im Aufbau]
Verzeichnis der im Bestand befindlichen VD-16-Drucke
[einschließlich der im Ausland gedruckten Werke]
Nachweis der Drucker und Verleger sowie der Orte
[für Drucke des 15. und 16. Jhs]
[alle Kataloge in Zettelform]
3.2 Historische Kataloge
Liber fundationis bibliothecae novae rev. Ministeri Lutherani Erffurt. fratribus factae atque inceptae. Anno 1647(-1792). (Stifterbuch) [Msc. 72]
Catalogus Bibliothecae Rever. Consess. S. Erfordiens., ordine, quo ipsa Bibliotheca fuit digesta ... 1763 [Msc. 67]
Index Alphabeticus Librorum Bibliothecae Ministerial. Erfordiensis confectus studio Casp. Frider. Lossii. [Erfurt, ca. 1790; Msc. 69]
Index Librorum qui in Bibliotheca Ministerii Evangel. Erfordiensi reservantur. Secundum seriem, qua ibi sunt repositi. [Erfurt] 2 Bde, 1799 ff.
[Msc. 68 und 70; erarbeitet von Caspar Friedrich Lossius, Diakon an der Predigerkirche, seit 1834 fortgeführt von Hermann Wetken (1808-1886), Diakon an der Kaufmannskirche]
Verzeichnis der in der Erfurter Synodal-Bibliothek theils geschenkten, theils gekauften Bücher; der Reihe nach aufgenommen und gefertigt von Johann Friedrich Möller (1756-1820), Diakon an der Barfüßerkirche, 1821 ff., und Georg Quehl (1792-1870), Diakon an der Predigerkirche, 1826 ff., fortgesetzt von Hermann Wetken 1834 ff.
[Msc. 71, Fortsetzung des Index Librorum ( s. o.)]
Wetken, Hermann: Katalog der Ministerial- und Synodal-Bibliothek zu Erfurt. 1. Fortsetzung. Erfurt 1846
Winkler, Heinrich: Katalog der Synodal-Bibliothek [der Diözese Erfurt] und der Agricola-Bibliothek (Neue Folge). Erfurt 1871
Beyer, Heinrich: Katalog der Agricola-Bibliothek (Alte Folge). Erfurt 1872 [2400 Nummern]
Winkler, Heinrich: Katalog der Ministerial-Bibliothek zu Erfurt. Erfurt 1876
[enthält u. a. Vorbericht und Nachricht von 1823]
Winkler, Heinrich: Nachtrag zum Katalog der Bibliotheken des Evang. Ministeriums zu Erfurt. 1871-1885. Erfurt [1886]
Verzeichnis der in der Martinskammer im Martinsstift zu Erfurt aufbewahrten Urdrucke aus der Reformationszeit. Erfurt 1892
Winkler, Heinrich: Zweiter Nachtrag zum Katalog der Bibliotheken des Evang. Ministeriums zu Erfurt. 1885-1893. Erfurt [1894]
Winkler, Heinrich: Katalog der Synodal-Bibliothek der Diöcese Erfurt und der Agricola-Bibliothek (Neue Folge). Erfurt 1900
[im Anhang: 3. Nachtrag zum Katalog der Bibliotheken des Evangelischen Ministeriums zu Erfurt. 1893-1900]
[alle Kataloge in Bandform]
4.1 Archivalien
Kurtzer Historischer Bericht Von dem Anfange und fortsetzung der Bibliothec Des Evangelischen Ministerii und Predigtampts in Erffurdt. 1648. In: Liber fundationis bibliothecae ( s. o. 3.2) [Msc. 72]
Blumenschein, Adalbert: Beschreibung verschiedener Bibliotheken in Europa [in den siebziger Jahren des 18. Jhs verfaßt; zur Bibliothek Bl. 418 f.: Österreichische Nationalbibliothek Wien, Cod. Ser. n. 2808]
Agricola, Peter Franz: Über die Bewunderung großer Bibliotheken. Nebst einer kurzen Nachricht von den öffentlichen Bibliotheken in Sachsen. 1791 [enthält Beiträge zur Geschichte der Erfurter Bibliotheken; Stadtarchiv Erfurt 1-1/I e 38]
Einbandarchiv von Rabenau in der Staatsbibliothek zu Berlin Stiftung Preußischer Kulturbesitz [enthält Abreibungen von Bucheinbänden der Ministerialbibliothek]
4.2 Darstellungen
Bellermann, Johann Joachim: De bibliothecis et museis Erfordiensibus, praecipue de Rev[erendi]
Ministerii Aug[ustanae]
Conf[essionis] Bibliotheca. Pars. 1-7. Erfurt 1800-1803
Möller, Johann Friedrich: Verzeichniss der bis zum Jahre 1823 in die Ministerial- und Synodal-Bibliothek zu Erfurt aufgenommenen Bücher. Erfurt 1823 [enthält S. 1-3
Vorbericht und S. 3-7
Erste Nachricht; S. 132-134 Gesetze]
[Wiemann, Erich:] Die Erfurter evangelischen Kirchenbibliotheken. In: Erfurter Heimatbrief 28 (1974) S. 68-74; 29 (1974) S. 34-36
[Velten, Wilhelm:] Aus der Geschichte der Bibliothek des Evangelischen Ministeriums von 1945 bis zur Gegenwart. In: Erfurter Heimatbrief 49 (1984) S. 66-68
Ludscheidt, Michael: Die Bibliothek des Evangelischen Ministeriums zu Erfurt. In: Erfurter Blätter 5 (1995) Heft 4, S. 20-22. Auch erschienen in: Palmbaum 3 (1995) Heft 2, S. 86-91
Henschel, Martin: Der reiche Schatz der Ministerialbibliothek. In: Glaube und Heimat 36 (1981) Nr. 22 vom 31. Mai, S. 4
Lagarde, Paul de: Hebräische Handschriften in Erfurt. Göttingen 1875 Velten, Wilhelm: Die Nachfolge Christi, ein Wiegendruck aus dem Jahre 1494. In: Glaube und Heimat 34 (1979) Nr. 12 vom 25. März, S. 4
Velten, Wilhelm: Ein Wiegendruck des 15. Jhs [Sallusts Bellum Catilinarium, Venedig 1485]. In: Glaube und Heimat 34 (1979) Nr. 8 vom 25. Februar, S. 4
Stand: Juni 1994
Wilhelm Velten
Katharina Feige
Konrad von Rabenau