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Bibliothek des Evangelischen Predigerseminars

Adresse. Gesundbrunnen 10, 3520 Hofgeismar [Karte]
Telefon. (05671) 881-0
Bibliothekssigel. <Hof 1>

Unterhaltsträger. Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
Funktion. Seminarbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeines Sammelgebiet: Evangelische Theologie. 2. Besondere Sammelgebiete: Homiletik und Liturgik.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8-16.30 Uhr, Freitag 8-15.30 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Telefonische oder schriftliche Anmeldung empfehlenswert. Fußwegnähe vom Bahnhof (Eilzugstation Kassel-Dortmund). B 83 von Kassel Richtung Höxter; A 44, Ausfahrt Breuna.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Jahre 1891 wurde das Predigerseminar der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gegründet. Seit seiner Gründung ist es in dem Gebäude des 1770 errichteten Friedrichsbades im Park des Gesundbrunnens untergebracht. Vornehmlich werden hier Vikare in einem zweijährigen Kursus zu Pfarrern ausgebildet, daneben dient das Seminar der Pfarrer-Fortbildung. Die Bibliothek leiht zudem Literatur an theologisch und kirchlich interessierte Mitarbeiter in Kirchengemeinden, Schulen und diakonischen Anstalten aus.

1.2 Die Bibliothek wurde gleichzeitig mit dem Seminar gegründet. Bei ihrer Gründung erhielt sie eine finanzielle Starthilfe von 3000 M, später noch einmal 1700 M, der Vermehrungsetat betrug zur Gründerzeit jährlich 400 M. Außerdem kamen wertvolle Bücher als Schenkungen von Kirchengemeinden, Landeskirchenämtern und Nachlässe aus Pfarrbibliotheken hinzu. Auch heute erweitern Schenkungen und Nachlässe gelegentlich noch den Bestand. Eine verläßliche Auskunft über Chronologie und Herkunft des Erwerbs ist nicht immer möglich, da die Zugangsbücher von 1891 bis 1952 nicht auffindbar sind. Seit 1952 hat sich der Bestand von damals 12.000 Titeln mehr als verdreifacht, er umfaßt heute etwa 43.000 Titel.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei der Beschreibung der einzelnen Bestände wurde mit unterschiedlichen Methoden gearbeitet. Für die separierte Literatur des 15. bis 18. Jhs wurde neben dem systematischen Zettelkatalog auch das Zugangsbuch benutzt, außerdem wurden die Bücher am Standort selbst kontrolliert. Die Literatur des 19. Jhs wurde nur teilweise am Regal überprüft, ansonsten nach dem Systematischen Katalog beschrieben. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 43.000 Titeln umfaßt der historische Bestand knapp 3100 Titel. Er gliedert sich in 3 Inkunabeln, 205 Titel des 16. Jhs, 171 des 17. Jhs, 432 des 18. Jhs und knapp 2300 des 19. Jhs. Die ca. 400 lateinischen Werke stammen, relativ gleichmäßig verteilt, aus dem 16. bis 18. Jh, manche noch aus dem 19. Jh. Über 2000 deutsche Titel sind im 19. Jh erschienen, ca. 250 im 18. Jh, ca. 80 im 17. Jh und ca. 40 im 16. Jh. Der Rest entfällt auf verschiedene Sprachen, vor allem auf die französische. Systematische Übersicht

2.3 Die allgemeinen Bestände des 15. bis 18. Jhs sind separiert, ihre Systematik stimmt mit der Systematik der neueren Literatur überein. Es handelt sich um eine alphabetische Gruppensystematik, die wahrscheinlich erst nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt wurde.

2.4 Aus dem Beschreibungszeitraum stammen insgesamt knapp 500 Titel. Der größte Teil entfällt mit 312 Werken (63 Prozent) auf das 18. Jh, es folgen das 17. Jh mit 117 Werken (24 Prozent) und das 16. Jh mit 61 Werken (13 Prozent). Außerdem besitzt die Bibliothek eine Inkunabel: Johannes Reuchlin, Vocabularius breviloquus triplici (Straßburg 1496), mit dem handschriftlichen Eigentumsvermerk " Martin". Gemeint ist der Kasseler General-Superintendent Julius Martin (1812-1894), der dem Predigerseminar anläßlich seiner Gründung wertvolle Bücher aus seinem Besitz schenkte (s. u. 4; Klingender). Bis auf drei französische Werke Calvins aus dem 16. Jh sind nur deutsche (361) und lateinische (168) Bücher vorhanden. Im 16. und 17. Jh sind beide Sprachen jeweils etwa zur Hälfte vertreten, im 18. Jh dominieren mit 74 Prozent die deutschsprachigen Werke.

2.5 Bei den Werken des 16. Jhs überwiegen kirchengeschichtliche Titel, hauptsächlich lateinische Reformationsschriften von Luther, Melanchthon, Calvin und Johannes Brenz. Dazu kommen homiletische Werke und Bibelausgaben, darunter die Antwerpener Polyglotte (1599) sowie eine polyglotte Ausgabe von Luthers Kleinem Katechismus (Wittenberg 1572).

2.6 Auch im 17. Jh dominiert die kirchengeschichtliche Literatur. Neben Titeln zur hessischen Kirchengeschichte sind vor allem Schriften aus der Zeit der Reformation und der lutherischen Orthodoxie, u. a. von Matthias Flaccius, vorhanden. Einen zweiten, kleineren Schwerpunkt bilden die Homiletik und Liturgik mit ca. 30 Titeln. Unter den bibelwissenschaftlichen Werken ist noch die Londoner Polyglotte, hrsg. von Brian Walton (1653-1657), erwähnenswert.

2.7 Die Gruppe Homiletik und Liturgik wird im 18. Jh zum Schwerpunkt, sie enthält u. a. etwa 75 Predigtsammlungen des frühen Pietismus und der Aufklärung sowie eine Sammlung Hessen-Kasselscher Gesangbücher. Die quantitative Bedeutung der Kirchengeschichte nimmt ab, die vorwiegend lateinischen Werke enthalten viele Marburger Dissertationen. Die Bestände des 19. Jhs belaufen sich auf etwas über 2200 Titel, überwiegend in deutscher Sprache.

2.8 Mit ca. 350 Titeln ist die Bibelwissenschaft eine der größten Abteilungen. Sie enthält hauptsächlich Kommentarreihen zum Alten und Neuen Testament, z. B. von Otto Zoeckler, Friedrich Karl Keil, Eduard Reuß oder den kritisch-exegetischen Kommentar über das Neue Testament von Heinrich August Wilhelm Meyer. Umfangreicher ist mit ca. 450 Titeln die Gruppe Kirchengeschichte. Nahezu vollständig sind hier die Reformationsschriften in Ausgaben der Epoche vertreten, so die Werke von Zwingli, Melanchthon und Calvin im Corpus reformatorum, die Werke Luthers in der Erlanger und Weimarer Ausgabe. Dazu kommen lateinische und deutsche Ausgaben der ökumenischen und evangelischen Bekenntnisse. Ferner besitzt die Bibliothek die Gesammelten Werke Schleiermachers sowie kirchen- und dogmengeschichtliche Werke der Marburger Theologen Heinrich Heppe (1820-1879), Wilhelm Vilmar (1804-1884), Friedrich von Rettberg (1805-1849) und Wilhelm Herrmann (1846-1922).

2.9 Die größte Abteilung bilden der Zielsetzung des Seminars entsprechend mit fast 500 Titeln die Homiletik und Liturgik. Alle theologischen Richtungen, Lutheraner, Biblizisten, Reformierte, Erweckungstheologen und erbauliche Schriften sind gleichmäßig und in großer Zahl vorhanden. Hervorzuheben ist die Predigtsammlung des Wittenberger und späteren Dresdner lutherischen Oberhofpredigers Franz Volkmar Reinhard (1753-1812). Erwähnenswert sind auch der Erweckungstheologe Friedrich August Tholuck, die reformierten Theologen Friedrich Adolf Krummacher, Gottfried Daniel Krummacher und Hermann Friedrich Kohlbrügge sowie der biblizistische Prediger Gottfried Menken. Fremdsprachige Autoren wie Frederick William Robertson oder Charles Huddon Spurgeon sind in deutschen Übersetzungen vorhanden. Auch die Prediger der Alten Kirche, des Mittelalters und der Reformation sind vertreten.

2.10 Unter den ca. 160 Titeln der Pädagogik und Religionspädagogik finden sich die Werke fast aller einflußreichen Pädagogen dieser Zeit, z. B. Friedrich Adolf Diesterweg, Johann Friedrich Herbart, Paul Natorp, Johann Heinrich Pestalozzi und Christian Gotthilf Salzmann. Daneben gibt es kleinere Bestände in den Gruppen Kirchenrecht, Religions- und Missionswissenschaft, Dogmatik, Philosophie, Profangeschichte, Literatur und Literaturgeschichte, Staatswissenschaften und Allgemeines (insgesamt 401 Titel). Sondersammlungen

2.11 Die Schenkung der evangelischen Kirchengemeinde Bad Sooden-Allendorf aus dem Jahre 1965 umfaßt insgesamt 107 Titel. Der überwiegende Teil stammt aus dem 19. Jh (64 Werke) und 18. Jh (34 Werke). Dazu kommen 6 Titel aus dem 17. Jh und 3 aus dem 16. Jh. Bis auf 8 Werke sind alle in deutscher Sprache. Etwa die Hälfte der Titel gehört zur Homiletik, gefolgt von ca. 30 Bdn Bibelwissenschaft und Bibelausgaben sowie 15 Titeln zur Kirchengeschichte. Weiter enthält die Sammlung einzelne Werke zur Dogmatik und Werkausgaben, darunter eine Augustinus-Ausgabe (Basel 1556).

2.12 Die sogenannte Gronaug'sche Bibliothek (173 Titel) erhielt die Bibliothek aus der evangelischen Kirchengemeinde Elben in Hessen Ende Oktober 1971. Sie entstand durch die Sammeltätigkeit der beiden Pfarrer Konrad Cronaug (auch Kraenaug, 1582-1624) und seines Sohnes Martin Cronaug (1600-1625). In vielen Büchern finden sich handschriftliche Eigentumsvermerke. Allerdings ist die Bibliothek in Elben weiter ergänzt worden, wie die 54 Titel des 18. und die 4 Titel des 19. Jhs zeigen. Das Gros der Werke datiert aus dem 16. Jh mit 99 Titeln; 16 Titel stammen aus dem 17. Jh. Insgesamt 131 Titel sind lateinisch, der Rest ist deutsch. Die lateinischen Werke konzentrieren sich auf das 16. bis 18. Jh, mit 98 Titeln aus dem 16. Jh. Über die Hälfte der Bücher sind exegetische und philologische Literatur, darunter aus dem 16. Jh etwa 50 Werke der Reformatoren Luther, Melanchthon, Bugenhagen u. a. Ebenfalls dem 16. Jh zugehörig sind 20 Bde griechische und lateinische Klassiker. Kleinere Bestände bilden Dogmatik, Recht, Kirchengeschichte und Philosophie (z. B. Christian Wolff).

2.13 Der Bestand aus der Bibliothek des Kurfürstlich-evangelischen Konsistoriums Hanau kam vermutlich um 1925 in die Bibliothek, denn ein kleiner Teil davon wurde bereits damals katalogisiert, der Rest erst Anfang der siebziger Jahre. Außer dem Eigentumsstempel " Kurfürstl.-ev. Konsistorium" tragen die 110 Titel z. T. auch den Stempel " Bibliotheca Gymnasii Hanov." Die Werke verteilen sich ziemlich gleichmäßig auf das 16. bis 18. Jh, wobei dem 16. mit 42 Titeln die meisten angehören. Latein dominiert mit ca. 75 Prozent. Auch die beiden Inkunabeln sind lateinisch. Inhaltlich stehen Werke zur reformierten Theologie im Vordergrund. Schwerpunkt sind Titel des 16. Jhs von Calvin, Melanchthon und Zwingli. Unter den patristischen Werken, ebenfalls vorwiegend aus dem 16. Jh, finden sich Schriften von Thomas von Aquin und Petrus Lombardus. Die Gruppe Gegenreformation stammt zum größten Teil aus dem 17. Jh und enthält z. B. Robert Bellarmins Disputationes (Ingolstadt 1601) und Georg Cassanders Opera (Paris 1616). Die exegetischen und sprachwissenschaftlichen Werke gehören überwiegend dem 18. Jh an. Erwähnenswert sind John Spencer, De legibus Hebraeorum ritualibus (Leipzig 1705) sowie Gerard van Loons Beschryving der Nederlandsche Historipenningen (s'Gravenhaage 1723-1728) mit reichen Illustrationen.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[Zettelkatalog; seit 1980 nach RAK-WB]

Systematischer Katalog

[alphabetischer Gruppenkatalog]

Katalog von Predigten

[geordnet nach Bibelstellen]

Schlagwortkatalog [im Entstehen]

Die Bestände sind im Hessischen Zentralkatalog nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Die Darstellungen beziehen sich auf die Geschichte der Institution. Baetzing, Gerhard: Pfarrergeschichte des Kirchenkreises Wolfhagen. Marburg 1975

Hederich, Michael: Kirche am Gesundbrunnen. Kassel 1978 Klingender, Albert: Das Predigerseminar in Hofgeismar, 1891-1896. Kassel 1897

Zimmermann, Ernst J.: Hanau, Stadt und Land. Unveränderter Nachdruck der vermehrten Ausgabe 1919. Hanau 1978

Stand: Juli 1991

Sieglinde Gode


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.