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Hochschulbibliothek der Fachhochschule Zweigbibliothek II

Adresse. Zentrale: Altonaer Str. 25, 99085 Erfurt; [Karte]
Zweigbibliothek II: Leipziger Str. 77, 99085 Erfurt [Karte]
Telefon. Zentrale: (0361) 6700-504; Zweigbibliothek II: (0361) 6700-242
Bibliothekssigel. <546>

Unterhaltsträger. Freistaat Thüringen
Funktion. Fachbereichsbibliothek Landschaftsarchitektur und Gartenbau.
Sammelgebiete. Literatur zum Gartenbau, zur Garten- und Landschaftsarchitektur.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand: Buchbestände vor 1945). Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-18 Uhr, Freitag 9-14 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte.
Hinweise für anreisende Benutzer. Vom Hauptbahnhof 2 Minuten Fußweg Richtung Zentrum, vor Ampelkreuzung links abbiegen, von dort Busverbindung (Linie 40) bis Gartenbauschule (in der Leipziger Straße). A 4 (E 40), Ausfahrt Erfurt-Ost oder -West. Parkplätze vor dem Gebäude.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die am 1. Oktober 1991 gegründete Fachhochschule Erfurt besteht gegenwärtig aus neun Fachbereichen (Wirtschaft, Sozialwesen, Transport/Verkehr, Restaurierung, Architektur, Versorgungstechnik, Bauingenieurwesen, Landschaftsarchitektur und Gartenbau). Die im Aufbau befindliche Hochschulbibliothek umfaßt z. Z. etwa 60.000 Bde.

1.2 Die Zweigbibliothek II ist für die Fachbereiche Landschaftsarchitektur und Gartenbau zuständig. Sie enthält u. a. die Bestände ihrer Vorläufereinrichtung, der im August 1946 in Erfurt gegründeten Fachschule für Gartenbau, die ihre Tätigkeit im November 1946 in Gotha begann und ihren Sitz in der ehemaligen Landesobstbauschule Gotha hatte. 1949 zog die Fachschule nach Erfurt in die Leipziger Straße 77 auf das Gelände der ehemaligen Gärtnerei Haage und Schmidt um. Die Bibliotheksräume, in denen sich die Zweigbibliothek II noch heute befindet, wurden 1955/56 eingerichtet. Ab 1956 wurde die Bibliothek von einer Fachkraft betreut.

1.3 Die ehemalige Fachschulbibliothek übernahm u. a. Lehrbücher aus der Höheren Gartenbaulehranstalt Köstritz. Als weitere Vorbesitzer älterer Werke sind der Thüringer Gartenbau-Verein in Gotha, der Obstbau-Verein Döllstädt, der Weinbau-Verein Mühlhausen, der Gärtner-Verein " Die Flora" Erfurt und der Verein für Gewerbe, Land- und Gartenbau in Langensalza zu nennen.

1.4 Im September 1968 erhielt die Fachschule den Status einer Ingenieurschule. Aus Anlaß des 300. Geburtstages des Begründers des Erfurter Gartenbaus führte sie seit 1985 in ihrem Namen den Zusatz " Christian Reichart". 1991 wurde die Ingenieurschule für Gartenbau als Fachbereich in die neugegründete Fachhochschule Erfurt integriert. Die Fachschulbibliothek wurde als " Zweigbibliothek II" Teil des einschichtigen Bibliothekssystems.

1.5 Im Jahre 1993 erwarb die Hochschulbibliothek 500 Bde Monographien und Gartenbau-Zeitschriften von Fritz Schmidt-Erfurt (*1915), einem Nachfahren der Erfurter Kunst- und Handelsgärtnerei Haage und Schmidt. Sie wurden dem Magazinbestand der Zweigbibliothek II zugeordnet.

1.6 Die zu Studienzwecken erworbene historische Gartenbauliteratur vermittelt grundlegende Informationen zur Geschichte des Thüringer, speziell des Erfurter Gartenbaus, der ein bedeutender Wirtschaftszweig war. Durch antiquarische Ankäufe werden diese Bestände auch weiterhin nach den gegebenen Möglichkeiten ergänzt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Zweigbibliothek II enthält etwa 19.000 Bde. Der an den Regalen ausgezählte historische Bestand beträgt 1213 Bde (6,4 Prozent), von denen 98,5 Prozent (1195) aus dem 19. Jh stammen (18. Jh 18).

2.2 Der Bestand ist zu 52,3 Prozent deutschsprachig (635 Bde). In englischer Sprache sind 236 Bde (19,5 Prozent), in französischer 261 Bde (21,5 Prozent), in lateinischer 17 Bde (1,4 Prozent) und in weiteren Sprachen 64 Bde vorhanden.

Systematische Übersicht

2.3 Die Bibliothek verfügt über einen umfangreichen Bestand an Gartenzeitschriften (652 Bde) aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, die zu einem großen Teil aus der Erfurter Samenhandlung, Kunst- und Handelsgärtnerei Haage und Schmidt stammen. Die Geschäftsverbindungen der 1862 gegründeten Firma erstreckten sich über ganz Europa bis nach Übersee. Sie legte Sammlungen interessanter und seltener Pflanzen ( z. B. von Kakteen und Gladiolen) an und baute eine Spezialbibliothek auf, die 1877 schon über 1100 Bde enthielt.

2.4 Von der Zeitschrift für Gärtner, Botaniker und Blumenfreunde, die attraktive großflächige und farbige Pflanzendarstellungen enthält, sind 3 Bde vorhanden (Jena: August Schmid 1840-1844). Sie wurde von Nathanael Friedrich David Dietrich herausgegeben, der der bekannten Ziegenhainer Botanikerfamilie entstammte und Gärtner am Botanischen Garten in Jena war. Die Allgemeine Deutsche Garten-Zeitung, veranlaßt von der praktischen Gartenbau-Gesellschaft in Frauendorf unter der Redaktion des landwirtschaftlichen Schriftstellers Johann Evangelista Fürst, ist von Jg. 1 (1823) bis 21 (1854) vorhanden. Von den englischsprachigen Fachjournalen sind The Garden (London 1872-1877, 1913) und The Gardeners' Chronicle (1860-1919) zu nennen.

2.5 Literatur zur Botanik ist in 146 Bdn vorhanden (12 Prozent). Die illustrierte Malerische Botanik enthält z. B. Schilderungen aus dem Leben der Gewächse in populären Vorträgen von Hermann Wagner (Leipzig 1861). Das Pflanzenleben von dem Innsbrucker Botaniker Anton Kerner von Marilaun, einem der Begründer der Pflanzengesellschaftslehre, ist in der ersten (Leipzig und Wien 1890-1891) und in der zweiten Auflage (ebda 1896-1898) im Bestand. Vom Botanischen Kinderfreund, hrsg. von Georg Ernst Wilhelm Crome, sind die in Göttingen 1808 erschienen Hefte 4 (Juli/August) bis 6 (November/Dezember) vorhanden.

2.6 Obst und Obstbaumzucht betreffen 80 Bde (6,6 Prozent). Der von dem Pfarrer zu Kleinfahner Johann Volkmar Sickler (1742-1820) redigierte Teutsche Obstgärtner (Weimar, Jg. 1-22, 1794-1804), der die Pomologie zuerst in ein " geordneteres System" brachte, ist in einem gut kolorierten vollständigen Exemplar vorhanden (Herkunft: Bibliothek des Herzogl. Staatsministeriums Gotha). Aus der aufgelösten Erfurter Magistratsbibliothek stammen die 6, mit naturgetreuen Kupferstichen versehenen Hefte über Die Pflaumen, hrsg. von Friedrich Justinian Freiherr von Günderrode und Moritz Balthasar Borkhausen (Darmstadt 1804-1808). Das farbige Abbildungswerk Deutsche Pomologie, chromolithographische Abbildung, Beschreibung und Kulturanweisung der empfehlenswertesten Sorten (Folge 1 und 2, Berlin [1879]-1883), betreut von dem Vorsteher der Gärtner-Lehranstalt Potsdam Friedrich Wilhelm Lauche, bietet einen Überblick über die wichtigsten Obstsorten.

2.7 Unter den 69 Bdn (5,7 Prozent) zum Gartenbau befindet sich auch Christian Reicharts Land- und Garten-Schatz (verschiedene Auflagen, Erfurt 1753-1769). Seinen eigenen Garten beschreibt er in der Kurtzgefaßte(n) Historische(n) Nachricht von denen bey der Thüringischen Hauptstadt Erfurt gelegenen sogenannten Dreyen Brunnen (Erfurt 1745). Ein Funfzigjährig-Erfahrungsmäßiger Unterricht von der Gärtnerey (Berlin und Leipzig 1773) wurde von Christian Ludewig Krause verfaßt. Der Erfurter Führer im Gartenbau, eine reich illustrierte praktische Wochenschrift für jedermann, erschien bei der Erfurter Großgärtnerei und Samenhandlung J. C. Schmidt, die sich besonders der Rosenzucht widmete, im Selbstverlag (Jg. 1-17, 1900/01-1916/17). Wichtig für den Erfurter Nutzpflanzenbau ist die Historische, physische und ökonomische Beschreibung des Waidtes, dessen Baues, Bereitung und Gebrauchs zum Färben, auch Handels mit selbigen überhaupt, besonders aber in Thüringen (Halle 1752) von Daniel Gottfried Schreber, der als Beilagen drei frühere Schriften über den Waid (eine Färberpflanze) von 1555, 1631 und 1633 als Reprints angefügt sind.

2.8 Mit Gartenkunst und Zierpflanzen befassen sich 58 Bde (4,8 Prozent). Das älteste Werk ist die Neue Garten-Lust von Heinrich Hesse (Leipzig 1706), der den Französischen Garten beschreibt und abbildet. Der Vollkommene Blumen-Garten im Winter von Johann Christian Lenn (Leipzig 1751) enthält noch Jahrzehnte später die gleiche Gewächshaus-Darstellung wie bei Hesse. Die Frankfurter Rosen-Zeitung, Organ des Vereins Deutscher Rosenfreunde, ist von Jg. 1 (1886) bis 29 (1914) vorhanden.

2.9 Die Dendrologie zählt 29 Bde (2,4 Prozent). Darunter sind die Abhandlung von Bäumen, Stauden und Sträuchen [sic], welche in Frankreich in freyer Luft erzogen werden (Teil 2, Nürnberg 1763) von Duhamel Du Monceau, Die Harbkesche wilde Baumzucht im Magdeburgischen (Braunschweig 1772) von Johann Philipp du Roi, und Georg Andreas Agricolas Versuch einer allgemeinen Vermehrung aller Bäume, Stauden und Blumengewächse (Regensburg 1772).

2.10 Die Sachgruppe Tropische Gewächse einschließlich Geographie und Reisen enthält 32 Bde (2,6 Prozent), so Friedrich Hasselquists Reise nach Palästina in den Jahren von 1749 bis 1752, die von Carl von Linné herausgegeben wurde (Rostock 1762). Das Werk gehörte ursprünglich dem 1837 gegründeten Erfurter Gartenbau-Verein, aus dessen Besitz zahlreiche Bücher in die frühere Fachschulbibliothek gelangten. Vorhanden ist auch die Reise um die Welt während den Jahren 1772 bis 1775 (Berlin 1778-1780) von Johann Reinhold Forster, hrsg. von seinem Sohn.

2.11 Die Literatur zu Orchideen (22 Bde) und Kakteen (20 Bde) ist geringeren Umfangs, die Zoologie (einschließlich Pflanzenschutz) umfaßt 30 Bde. Randgebiete zum Gartenbau sind mit 15 Bdn, Nachschlagewerke, Pflanzenbestimmungsbücher und Kataloge mit 60 Bdn vertreten.

3. KATALOGE

Ein OPAC ist im Aufbau. Daraus werden für den Freihandbestand Zettelausdrucke hergestellt, die folgende Zettelkataloge ergeben:

Alphabetischer Katalog [nach RAK]

Schlagwortkatalog [nach RSWK]

Standortgebundener Systematischer Katalog

[Regensburger Aufstellungssystematik]

Magazinbestand:

Verfasser-, Stich- und Schlagwortkatalog

Die Bestände werden in die Verbunddatenbank des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) eingearbeitet.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Breitscheidel, Anneliese: Die Bibliothek der Fachhochschule Erfurt seit ihrer Gründung [in Vorbereitung]

Stand: Juni 1995

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.