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Bibliothek der Ferdinand Graf Kurz-Stiftung

Adresse. Wienerstr. 2, 3580 Horn [Karte]
Telefon. Bezirkshauptmannschaft Horn: (02982) 2651

Unterhaltsträger. Ferdinand Graf Kurz-Stiftung
Funktion. Historische Kollegsbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek, nur für Forschungszwecke benützbar. - Termin nach Vereinbarung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Busverbindung ab Bahnhof Wien-Mitte bis Horn-Hauptplatz, Fußwegnähe (ca. 10 Minuten). - A 22/S 3 bis Stockerau, B 4 bis Horn. Parkmöglichkeiten am Rand der Altstadt.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Bibliothek der Ferdinand Graf Kurz-Stiftung ist g mit der Geschichte des Horner Piaristenkollegiums verknüpft, dessen Stiftung im Rahmen der allgemeinen katholischen Reformbewegungen und Restaurationsbestrebungen des 17. Jhs erfolgte. Der Inhaber der Herrschaft Horn in den Jahren 1628 bis 1658, Reichs-Vizekanzler Ferdinand Sigmund Graf Kurz, hatte bereits 1642 Verhandlungen mit dem Schulorden der Piaristen zur Errichtung eines Konvents mit Schule in Horn begonnen. Nach deren positiven Abschluß wurde am 11. März 1657 der Stiftsbrief unterzeichnet, und bereits am 9. April dieses Jahres konnte das Gymnasium der Piaristen eröffnet werden.

1.2 Graf Kurz schenkte dem neugegründeten Konvent seine private Bibliothek, laut Stiftsbrief eine non contemnanda optimorum librorum copia instructam, unter der Bedingung, daß die Bibliothek nicht anderswohin übertragen und den Erben und Nachfolgern des Stifters in der Herrschaft Horn das Benützungsrecht gewahrt werde (s. u. 4.1). Unter diesen Beständen mit ihrem historischen Kern aus dem späten 15. und 16. Jh müssen sich etliche Bücher aus der alten Horner Latein- und späteren evangelischen Landschaftsschule befunden haben, welche nach 1620, dem Jahr der Ächtung des letzten evangelischen Herrschaftsinhabers und des Verkaufs der Herrschaft Horn, über den neuen Besitzer, Vinzenz Muschinger von Gumpendorf, an dessen Schwiegersohn, Graf Kurz, gelangt sein dürften. Ferner bildeten Nachlässe von Geistlichen umliegender Pfarren aus der ersten Hälfte oder der Mitte des 18. Jhs eine Bereicherung der Bibliothek.

1.3 Die Hausbibliothek der Horner Piaristen hatte Literatur für die drei
Funktion. bereiche Liturgie, Unterricht und Wissenschaft bereitzustellen. Sie entsprach somit voll und ganz - den Aufgaben des Ordens angemessen und wie von dessen Anfängen an vorgesehen - den Bedürfnissen einschlägiger praktischer Ordensarbeit. Zum Zeitpunkt der im 19. Jh vorgenommenen Katalogisierung war die Bibliothek bereits weit über die in den Constitutiones und Regulae Communes der Frühzeit des Ordens vorgesehenen Spezialabteilungen Piaristica, Paedagogica und wissenschaftliche sowie künstlerische Periodica hinausgewachsen. Die Zeit der größten Prosperität hinsichtlich der wissenschaftlichen und kulturellen Aktivitäten des Horner Kollegiums scheint, zumindest dem heutigen Befund nach, in ursächlichem Zusammenhang mit dem beträchtlichen Bestandszuwachs zwischen Anfang des 18. und Mitte des 19. Jhs zu stehen.

1.4 Die Bibliothek wurde 1872 bei Auflassung des Piaristengymnasiums und Errichtung eines Landesgymnasiums vom Land Niederösterreich übernommen und der neuen Anstalt überlassen. Nach der 1961 abgeschlossenen Übersiedlung des späteren Bundesgymnasiums in einen Neubau verblieb der historische Bestand im Kollegiumsgebäude, erfuhr aber z. T. empfindliche Verluste durch Diebstahl; die entwendeten Werke konnten größtenteils sichergestellt werden. Die Bibliothek ist trotz aller Einbußen die wertvollste auf dem Boden der Stadt Horn. Sie umfaßt rund 5500 Bde, die in dem 1986 bis 1988 renovierten historischen Bibliotheksraum des Piaristenkollegs aufgestellt sind.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Obwohl die ca. 5500 Bde nicht vollständig im Katalog des 19. Jhs erfaßt sind - einige Werke sind nicht mehr erhalten, andere später hinzugekommen -, mußte diese zur Zeit einzige Quelle als Grundlage für die Bestandszählung herangezogen werden. Danach entfallen von 3146 vor 1900 erschienenen Werken 280 Titel auf das 16. Jh, 670 auf das 17. Jh, 1420 auf das 18. Jh und 770 auf das 19. Jh; ferner liegen 6 Inkunabeln und ca. 200 Titel ohne Angabe des Erscheinungsjahres vor.

2.2 Werke in lateinischer Sprache (1772 Titel) überwiegen. Der deutschsprachige Bestand umfaßt 1257 Titel. Der Rest verteilt sich auf Literatur in griechischer (66 Titel), englischer (28), französischer (113), italienischer (99), spanischer (3) und hebräischer (2) Sprache.

2.3 Der Katalog unterscheidet zwischen elf z. T. untergliederten Materien. Mit 960 Titeln nimmt der Bereich Theologie und Moral den größten Raum ein. Von 400 Titeln der Sachgruppe Geschichte und Geographie entfallen 189 auf die allgemeine und 75 auf die österreichische Geschichte. 23 Titel sind Enzyklopädien. Unter 228 Titeln der Abteilung Deutsche Sprache und Literatur finden sich ca. 160 Werke der deutschen Aufklärung, Klassik und des 19. Jhs. Aber auch wichtige Werke fremdsprachiger Autoren (wie Shakespeare und Molière) liegen in deutschen Übersetzungen vor. Die Ausgaben literarischer Texte in Originalsprachen, Sprachlehr- und Wörterbücher sind der Sachgruppe Moderne Sprachen (268 Titel) zugezählt. 635 Titel zur Klassischen Philologie bilden einen weiteren Bestandsschwerpunkt. Rechts- und Staatswissenschaft, Naturwissenschaften sowie Mathematik sind mit jeweils 225 Titeln vertreten. Hinzu kommen 132 Werke zur Philosophie und 18 zur Pädagogik.

3. KATALOGE

Katalog der Hausbibliothek

[Kopie eines wohl verlorenen, um 1870 angefertigten hschr. Bandkataloges]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Bestand Archiv des Piaristenkollegiums Horn im Horner Stadtarchiv und im Provinzarchiv im Piaristenkollegium Maria Treu, Wien VIII.

4.2 Darstellungen

Biba, Otto: Die Piaristen. In: höbarthmuseum der stadt horn. Horn 1973, S. 143 [bietet u. a. eine Übersicht zu den Archivalien]

Biba, Otto: Der Piaristenorden in Österreich. Seine Bedeutung für bildende Kunst, Musik und Theater im 17. und 18. Jahrhundert. Eisenstadt 1975 (Jahrbuch für Österreichische Kulturgeschichte, 5) [zur Horner Bibliothek S. 49 ff.]

Forstreiter, Erich: Die Anfänge der humanistischen Schulbildung in Horn und die Vorläufer des Gymnasiums vor Errichtung des Piaristengymnasiums in Horn im Jahr 1657. Sonderdruck aus: Schola Hornana. Festschrift zur Eröffnung des neuen Gebäudes der Horner Bundesmittelschulen, 18. Dezember 1961. Horn 1962

Kreschnicka, Josef: Schola Pia Hornana. Bilder aus der Zeit der Gründung des Horner Gymnasiums 1657-1700. Festschrift des Niederösterreichischen Landes-Real- und Obergymnasiums in Horn zur Erinnerung an den 250jährigen Bestand des Gymnasiums in Horn. Horn 1907 [S. 27 ff. deutsche Übersetzung des verlorenen Stiftsbriefes von 1657, der auch Richtlinien zur Bibliothek thält]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Kreschnicka, Josef: Die Inkunabeln und Frühdrucke bis 1520, sowie andere Bücher des XVI. Jahrhunderts aus der ehemaligen Piaristen- und nun Hausbibliothek des Gymnasiums in Horn, Niederösterreich. In: Jahresbericht des niederösterreichischen Landes-Real- und Obergymnasiums Horn 31 (1903) S. 1-7, 32 (1904) S. 15-27, 33 (1905) S. 37-52, 34 (1905/1906) S. 17-23

Wertvolle Bücher-Autographen-Graphik. Katalog zur 39. Auktion des Auktionshauses Hartung & Karl, 9. bis 12. November 1982. München 1982 [verzeichnet etliche wertvolle Inkunabeln und Frühdrucke, die aus der Horner Bibliothek entwendet worden waren; sie wurden später zurückerstattet]

Stand: November 1991

Ralph Andraschek-Holzer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.