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Adresse. Prešernov trg 4, 1000 Ljubljana
Telefon. (01) 425 30 07
Unterhaltsträger. Franciškanski samostan
[Franziskanerkloster] Ljubljana
Funktionen.
Zentralbibliothek der slowenischen Franziskanerprovinz des Hl.
Kreuzes, Studienbibliothek.
Sammelgebiete.
Überwiegend Theologie, daneben auch Natur- und Angewandte
Wissenschaften, Geisteswissenschaften
und Schöne Literatur.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung für
Ordensmitglieder. Nach Voranmeldung zu Forschungszwecken auch
interessierten Wissenschaftlern zugänglich. -
Öffnungszeiten: keine festen
Öffnungszeiten. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Voranmeldung erforderlich.
- Das Franziskanerkloster befindet sich im Stadtzentrum in
Fußwegnähe zum Hauptbahnhof (ca. 5 Minuten). - Öffentliche
Parkplätze in Bibliotheksnähe.
1.1 Das Kloster wurde 1233 als eines der ersten des Franziskanerordens in Slowenien gegründet. Es wechselte mehrmals seinen Standort und wurde zur Zeit der Reformation (1596) wegen des Ausbleibens finanzieller Unterstützung vorübergehend sogar völlig von den Ordensbrüdern verlassen. Einige Jahre später wurden die Mönche zurückberufen und teilten sich für einige Jahre die Klosterräume mit Krankenpflegern. Im Jahre 1784, nach den Josephinischen Reformen, zogen sie schließlich in das heutige Klostergebäude. Die Bibliothek ist hier in Räumen untergebracht, die nach dem großen Erdbeben von 1895 nach dem Entwurf des Architekten Hugolin Sattner neu erbaut wurden. Sie sind ideal gestaltet mit quadratischem Grundriß und mit einem besonderen Feuerlöschsystem aus feinem Sand in der Doppeldecke ausgestattet. Neben Erdgeschoßräumen gibt es zwei Galerien mit 42 turmartigen Bücherschränken für verschiedene Formate. Auf den zwei unteren Ebenen ist vorwiegend der ältere, auf der höheren dagegen der neuere Bestand aufgestellt. Die Bibliothek ist einschließlich des Mobiliars als Kulturdenkmal geschützt.
1.2 Der größte Teil des älteren Bestandes wurde von Pater Ziga Škerpin (1689-1755) für die Bibliothek erworben. Als Generaldefinitor hatte er auf zahlreichen Reisen Gelegenheit, den damaligen Büchermarkt zu erkunden und Käufe für die Bibliothek zu tätigen. Er gilt daher als der eigentliche Gründer der Bibliothek des Franziskanerklosters.
2.1 Der Gesamtbestand beläuft sich auf mehr als 70.000 Einheiten und wird laufend ergänzt. Vertreten sind alle klassischen Wissenschaftsdisziplinen. Der Bestand des 15. bis 19. Jhs ist vorwiegend in lateinischer, teilweise auch in deutscher und italienischer Sprache, doch können wegen der inkonsistenten Kataloge und Bücheraufstellung keine genauen Zahlenangaben zur chronologischen und sprachlichen Zusammensetzung gemacht werden. Die älteren Bücher weisen einen charakteristischen einheitlichen Einband auf. Die Bestandsaufstellung ist wegen der häufigen Wechsel der Bibliothekare und Aufstellungssysteme jedoch inkonsistent. Derzeit wird die Bestandsordnung vom klassischen Vierzehnklassensystem auf Formataufteilung umgestellt. Periodika stehen separat. Den historischen Bestand (vor 1900) verzeichnet ein nach 14 Klassen gegliederter Systematischer Katalog, dessen Zettel aber während des Zweiten Weltkriegs durchmischt wurden, um das Vorhandensein gewisser Bestände zu verbergen; er wurde nie mehr geordnet, so daß er heute für das Auffinden einzelner Titel unbrauchbar ist.
2.2 Die umfangreiche Inkunabelsammlung umfaßt 110 Einheiten, die alle von Pater Škerpin erworben wurden. Drucke zur Theologie, insbesondere Liturgik, sind hier am stärksten vertreten. Daneben finden sich Titel zum Recht, griechische und römische Klassiker, einige Humaniora, Reiseliteratur, Schriften zu Astronomie, Mathematik, Medizin, Pharmakologie, Militärwissenschaft, Musiktheorie und Architektur. Die meisten Inkunabeln (96,5 Prozent) sind in lateinischer Sprache verfaßt, die übrigen in italienischer oder in deutscher Sprache. Die Mehrzahl der Werke stammt aus italienischen und deutschen Druckereien (60 und 38 Prozent); nur 2 Prozent wurden anderenorts gedruckt.
2.3 Der Bestand seit dem 16. Jh weist zahlreiche interessante Werke auf. Die berühmte slowenische Bibel von Jurij Dalmatin (um 1547-1589) ist mit Primoz Trubars Unterschrift versehen. Umfangreich ist die Sammlung der Werke des Theologen Bonaventura. Zu finden sind auch einige Werke des Sprachwissenschaftlers Calepinus, und die Naturwissenschaft ist mit Werken von Nikolaus Kopernikus vertreten. Im Bereich der Philosophie sind die Werke des Franziskaners John Duns Scotus (1265-1308) zu erwähnen und bei der Predigtliteratur die des Volkspredigers Abraham a Sancta Clara (1644-1709).
2.4 Unter den slowenischen Verfassern ist auf Marko Gerbec (1658-1718) hinzuweisen, den Begründer der modernen slowenischen, wissenschaftlich fundierten Medizin. Das Werk Vindicae psycho-medicae aure Labacensis (1710) enthält seine Erkenntnisse über das Klima in Ljubljana und dessen Einflüsse auf die Gesundheit sowie auf den Verlauf von Krankheiten. Eines der umfangreichsten Werke des historischen Bestandes ist Zedlers Großes vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste (Leipzig 1732-1754).
2.5 Die Periodikasammlung bilden rund 10.000 Einheiten, vorwiegend in deutscher Sprache. Die Handschriftensammlung umfaßt vor allem Andachtsschriften (Predigten, Übersetzungen fremder Homiletik, Dogmatik) sowie einige Werke aus den Gebieten Kirchenrecht und Philosophie, die Biographie des Bischofs von Ljubljana, Anton Aloisius Wolf (1782-1859), sowie 5 Handschriften aus dem 15. und vom Anfang des 16. Jhs, darunter das berühmte illuminierte Antiphonar vom Anfang des 16. Jhs mit Buchdeckeln aus lederbezogenem Holz mit Metallverzierungen. Zu erwähnen sind auch zwei umfangreiche Musikaliensammlungen aus dem Besitz der Patres Angelik Hribar und Hugolin Sattner.
Systematischer Katalog
[in Zettelform; verzeichnet Bestände vor 1900 nach 14 Klassen gegliedert; im Zweiten Weltkrieg vorsätzlich umgeordnet und seither weitgehend unbrauchbar]
Katalog der Handschriften und Inkunabeln
[in 15 Sachgruppen gegliedert; berücksichtigt die Rubriken Verfasser, Titel, Druckort und Erscheinungsjahr, Herausgeber bzw. Drucker]
In den letzten Jahrzehnten wurden etliche Versuche unternommen, neue Kataloge zu erstellen. Wegen häufiger Personalwechsel wurde jedoch keiner fertiggestellt, so daß derzeit kein vollständiges Verzeichnis des Bücherbestandes vorhanden ist.
Pivec-Stele, Melita: Srednjeveške knjiznice v Sloveniji [Mittelalterliche Bibliotheken in Slowenien]. In: Knjiznica [Die Bibliothek] 15 (1971) Nr. 3/4, S. 87-97
Usenik, Sabina: Franciškanska knjiznica v Ljubljani [Die Franziskanerbibliothek in Ljubljana]. Diplomarbeit, Ljubljana 1999
Stand: August 2000
Stanislav Bahor