FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Europa > Slowenien > Novo mesto [Rudolfswerth] 

Franciškanski samostan - Knjiznica

Bibliothek des Franziskanerklosters


Adresse. Franciškanski trg 1, 8000 Novo mesto
Telefon. (07) 332 16 29
Telefax. (07) 302 26 31

Unterhaltsträger. Franciškanski samostan [Franziskanerkloster] Novo mesto
Funktion. Historische Klosterbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie und alle klassischen Wissenschaften.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung zu Forschungszwecken mit Genehmigung des Ordensvorstehers. - Öffnungszeiten: keine festen Öffnungszeiten. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Voranmeldung erforderlich. - Von Ljubljana Bahnverbindung nach Novo mesto. - Von Ljubljana Autobahn und Fernverkehrsstraße 1 (E 70) bis Ausfahrt Novo mesto, dann Fernverkehrsstraße 4 bis Novo mesto. Parkmöglichkeiten in Bibliotheksnähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Auf ihrer Flucht vor den Türken kamen die Franziskaner aus Bosnien über Karlovac [Karlstadt] und Metlika [Möttling] am 31. Oktober 1469 nach Novo mesto. Schon im folgenden Jahr erhielten sie vom Lavantiner Bischof die Kapelle des Hl. Lenart, und 1472 wurde das Klostergebäude fertiggestellt. Bereits während des Klosterbaus wurde eine Kammer speziell für die Schriften eingerichtet, die die Mönche für den Gottesdienst und die Predigten verwendeten. Grundstein der Schriftensammlung und späteren Bibliothek des Klosters war ein von den Franziskanern bereits nach Novo mesto mitgebrachtes, handschriftliches Graduale. Heute besitzt die Bibliothek außerdem ein handschriftliches lateinisches Gebetbuch, das zwischen 1450 und 1460 tstand. Es gelangte 1917 in den Besitz von Pater Ciprian Napast, der es 1959 dem Kloster hinterließ.

1.2 Einen Aufschwung erlebte die Bibliothek mit der Gründung des Gymnasiums in Novo mesto im Jahre 1746. Die Vorbereitungen dafür begannen bereits 1689, als das Klostergebäude vergrößert wurde, um genügend Platz für das geplante Gymnasium zu bieten. Das Gymnasium wurde von seiner Gründung bis zum Jahre 1870 von Franziskanern, die dort auch Professoren waren, geleitet. In dieser Zeit wurde die Bibliothek des Klosters um die von Professoren und Schülern benötigte Literatur beträchtlich erweitert. Aus der Gymnasialzeit hat sich auch ein umfangreiches Archiv erhalten mit Abiturschriften, Schulzeugnissen, Landkarten, Notenblättern, einer reichen regionalkundlichen Sammlung, Urkunden, Andachtsbildern und einer Papstbulle aus dem Jahre 1510. Da die Bibliothek sich seit der Gründung des Klosters stets dort befand und nie geplündert wurde, ist sie bis heute in intaktem Zustand.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Gesamtbestand der Bibliothek umfaßt ca. 20.000 Einheiten. Die museale Sammlung bilden ca. 7000 Einheiten mit Erscheinungsjahr vor 1800 sowie alle das Gymnasium betreffenden Dokumente und zwei Handschriften aus dem 15. Jh (s. o. 1.1). Den ältesten Teil der Drucksammlung bilden 39 Inkunabeln und ca. 220 Titel des 16. Jhs. Die meisten Werke sind in deutscher, ein kleiner Teil des Bestandes in italienischer, englischer und slowenischer Sprache verfaßt.

Systematische Übersicht

2.2 Da die Klosterbibliothek nach Einrichtung des Gymnasiums auch dessen Schülern und Professoren diente, sind neben der Theologie alle klassischen Wissenschaften im Bestand vertreten. Besonders umfangreich sind die Bestände zu Geschichte, Geographie, Physik, Medizin, Botanik und Philosophie sowie die Sammlung klassischer lateinischer und griechischer Schriftsteller. Die Bestände sind ohne Rücksicht auf den Inhalt nach Format aufgestellt und die Bücher mit der Bezeichnung des Kastens, des Regals und der laufenden Nummer des Buches auf dem Regal versehen.

2.3 Unter den 39 Inkunabeln der Bibliothek finden sich als deutsche Drucke Johannes Gersons Opera (3 Bde, Straßburg 1488); Gregor IX., Decretales, cum glossa (Nürnberg: Koberger 1482); Vincentius Bellovacensis, Speculum historiae (Wien: Monasterium SS. Ulrichi et Afrae 1474); Vocabularius juris utriusque (Mailand: Ulrich Scinzenzeler 1492) und der Almanach auf das Jahr 1480 (Wien: Johann Bämler [?]).

2.4 Zur Zeit der Reformation erwarb die Bibliothek 222 Bücher aus dem Bereich der Theologie (einschließlich Predigten und Handbüchern), der Medizin und des Rechts. Protestantica als solche sind nicht vorhanden. Die noch im Alten Katalog verzeichnete slowenische Bibel von Jurij Dalmatin ist verschollen. Auf unbekanntem Wege gelangte eine deutsche Bibel aus dem Jahre 1582 in den Bestand, deren Exlibris belegt, daß sie einst zur Bibliothek der alten Zisterzienserabtei in Sticna [Sittich] gehörte. Die Bibliothek ist reich an Büchern aus der Zeit der Gegenreformation und der katholischen Restauration im 17. Jh.

2.5 Neben überwiegend theologischen Werken finden sich im ältesten Bestand aber auch Publikationen aus anderen Wissensbereichen, verfaßt von Autoren wie Janez Ludvik (Johann Ludwig) Schönleben (Carniola antiqua et nova), Janez Svetokriški (Joannes Baptista a Santa Croce, Sacrum promptuarium) und Janez Vajkard (Johann Weikhard von) Valvasor (Die Ehre des Hertzogthums Crain). Beispiele des Germanica-Bestandes aus dem 16. und 17. Jh sind Johann Wild, Postill oder Predigbuch de Sanctis, auf die Fest der Heyligen (Mainz 1554), Postil oder Auslegung der Fest und Feyrtäglichen Evangelien (München: Nicolaus Heinrich 1620) und Bibel. Alt unnd New Testament (Ingolstadt 1602).

2.6 Mit der Gründung des Gymnasiums im 18. Jh wuchs der Bestand schnell durch hinzukommende Geschichtslehrbücher, Grammatiken, lexikalische Werke, Nachschlagewerke in lateinischer und griechischer Sprache, Übersetzungen der klassischen Schriftsteller ins Deutsche sowie Publikationen zur allgemeinen Geschichte und zur Kirchengeschichte.

2.7 Die Sammlung zur Medizin ist mit 150 Titeln bemerkenswert umfangreich. Beispielhaft seien genannt Ioannes Scultetus, Armamentarium chirurgicum XLIII tabulis Aeri (Ulm 1651), ein mit prächtigen Abbildungen ausgestattetes Werk über chirurgische Eingriffe, Instrumente und Verbandmittel; eine Sammlung der Beschreibungen von Heilkräutern und deren Verwendung, das Rezepturbuch Dispensatorium pharmaceuticum Austriaco-Viennense (Wien 1747) sowie Abhandlungen von Hippokrates, Marco Gerbec (Marcus Gerbezius; z. B. Chronologia medico-practica, Frankfurt 1713) und dem amerikanischen Arzt Thomas Willis (Opera omnia, Venedig 1708). Aus dem Bereich der Geschichte sind zu nennen Annales Ducatus Styriae (Graz 1768) und Historia de Leopoldo Cesare (Wien 1674). Die Geographie vertritt das Theatrum Europaeum (1646) von Johann Philipp Abelin.

2.8 Besonders hinzuweisen ist auf die Werke slowenischer Autoren des 18. und 19. Jhs, wie Marko Pohlin, Jurij Japelj und Valentin Vodnik. Im 19. Jh nahm der Bestand an Büchern in slowenischer Sprache deutlich gegenüber früheren Jahrhunderten zu. Ihre Verfasser sind u. a. France Prešeren (1800-1849), Janez Cigler, Miha Kastelic, Friderik Irenej Baraga (1797-1868) und Anton Martin Slomšek (1800-1862).

2.9 Umfangreich ist die Kartensammlung der Bibliothek. Es finden sich u. a. eine Landkarte Illyriens aus dem Jahre 1572, der Atlas Novus aus dem Jahre 1730, Schauplatz des gegenwaertigen Kriegs. Durch accurate Plans von den wichtigsten Bataillen, Belagerungen und Feldlegern (Nürnberg: Raspe 1756-1757), Schulatlas, welcher in zwey- und vierzig Landkarten den ganzen Erdkreis darstellet, deutsch und lateinisch ... (Wien 1791-1792) sowie zahlreiche weitere Werke aus dem 17. und 18. Jh.

2.10 Zur Handschriftensammlung der Bibliothek gehört eine im 18. Jh verfaßte Klosterchronik in fünf Bänden. Eine Besonderheit ist die um 1650 in der Kartause Bistra [Freudenthal] entstandene Handschrift Liber orationum sive collectarium, ein illuminiertes Gebetbuch das wegen seiner Barockausstattung bedeutend ist. Hinzu kommt die Papstbulle aus dem Jahre 1510, die den schiedsrichterlichen Spruch zu einem Streit mit dem Kapitel von Novo mesto thält. Alte handschriftliche und gedruckte Notenblätter werden im Archiv der Bibliothek aufbewahrt.

3. KATALOGE

Alter Katalog (Inventar)

[Anfang 18. Jh; gegliedert nach Klassen und innerhalb alphabetisch; auch als Sachkatalog benutzbar; spätere Einträge erfolgten chronologisch]

Alphabetischer Katalog

[erstellt 1853; verzeichnet frühere Bestände nur teilweise; nach 1853 als Inventar fortgesetzt]

Schlagwortkatalog

[in Zettelform; 1942-1944 erstellt mit einer Einteilung nach Klassen; die Einträge berücksichtigen Klasse, Signatur, Verfasser, Titel, Jahrgang (Band), Erscheinungsjahr]

Verzeichnis der Drucke des 16. und 17. Jhs

[hschr.; zusammengestellt von Pater Felicijan Pevec]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Pevec, Felicijan: Nova samostanska knjiznica pri franciškanih v Novem mestu [Die neue Klosterbibliothek der Franziskaner in Novo mesto]. In: Rast [Das Wachstum] (1991) S. 406-408

Stand: August 1999

Stanislav Bahor


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.