FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Oesterreich > Burgenland > Eisenstadt 

Bibliothek des Franziskanerklosters

Adresse. Joseph Haydn-Gasse 31, 7000 Eisenstadt [Karte]
Telefon. (02682) 622 21

Unterhaltsträger. Wiener Franziskanerprovinz
Funktion. Ordensbibliothek.
Sammelgebiete. Aszetik, Predigtliteratur, Theologie.

Benutzungsmöglichkeiten. Nur nach Übereinkunft mit der Ordensleitung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Buslinie ab Wien, Südtirolerplatz bzw. Bahnhof Wien-Mitte; Bahnverbindung ab Südbahnhof durchgehend oder Umsteigen in Neusiedl am See; ab Bahnhof Meidling bis Müllendorf, dann Bus nach Eisenstadt. - B 16 bis Ebreichsdorf, A 3.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Franziskaner ließen sich erstmals 1630 in Eisenstadt nieder. Bald nach ihrer Ansiedlung begannen sie mit dem Aufbau einer Bibliothek. Erste Büchererwerbungen sind ab 1631 nachweisbar. 1680 ordnete das Provinzkapitel den Bücherankauf an; demnach hatten kleinere Klöster jährlich 15 Gulden, größere 25 Gulden für die Bibliothek aufzuwenden. Franziskanerkloster

1.2 Neben Ankäufen wurde die Büchersammlung durch Schenkungen von Pfarrern aus den umliegenden Gemeinden und von einigen Bischöfen vermehrt. Unter den namentlich bekannten Donatoren sind Franz Orsini, der Schloßpfarrer der Familie Esterházy, und Johann Altmann, der der Bibliothek 1654 eine größere Anzahl an Büchern übergab. 1722 war die Sammlung auf 1015 Bde angewachsen. In der josephinischen Ära wurde der Buchbestand durch die Übernahme von Bibliotheken aufgelöster Klöster (Kloster Kalvarienberg in Eisenstadt, Klöster Ödenburg und Raab) erweitert. Hinzu kamen Nachlässe von Patres des Franziskanerkloster: 1764 die Bücher - hauptsächlich Fastenpredigten - von P. Parthenius Biricz (1743-1793), 1779 jene von P. Marian Stummer (1755-1826). 1801 vermachte der Jesuitenpater Xaver Tarnoczi dem Kloster ein 24 Bde umfassendes Werk zur Kirchengeschichte und eine Bibel.

1.3 1695 hatte Fürst Paul Esterházy (1635-1713) testamentarisch verfügt, mittels einer Stiftung im Franziskanerkloster Eisenstadt eine Bibliothek anzulegen. Zu welchem Zeitpunkt sein Wille in die Tat umgesetzt wurde, ist nicht bekannt. Im Inventar von 1722 ist die Bibliotheca Esterházyana nicht erwähnt. In einem Schreiben des Verwalters der Familie Esterházy aus dem Jahr 1756 wird die Lieferung zweier Kisten mit Büchern - es handelte sich vornehmlich um Schriften Luthers und von Lutheranern - angekündigt. Der Umstand, daß die Bibliotheca Esterházyana und die Bibliotheca Franciscana im selben Raum untergebracht waren, führte zu einer Vermischung der beiden Sammlungen, sodaß die Bibliothek schließlich als Bibliotheca-Francisco-Esterházyana bezeichnet wurde. Ein heute nicht mehr vorhandener Katalog von 1829 trug ebenfalls diesen Titel. 1936 drang Fürst Paul Esterházy auf die Trennung der Bibliotheken. Die Esterházy-Bibliothek wurde in das Eisenstädter Esterházy-Schloß gebracht und mit der fürstlichen Bibliothek zusammengelegt.

1.4 Die 1939 rund 2000 Bde umfassende Bibliotheca Franciscana überdauerte den Zweiten Weltkrieg - abgesehen von einigen Bücherverschleppungen - weitgehend unbeschadet. Erst in den siebziger Jahren ergaben sich größere Veränderungen im Buchbestand, als 15 Inkunabeln und einige Frühdrucke in die Grazer Provinzbibliothek und 629 Bde (zumeist ungarische Werke, vor allem Predigten, außerdem 78 Zeitschriften) in die Zentralbibliothek des Franziskanerordens in Maria Enzersdorf (Niederösterreich) überstellt wurden. Seit 1939 untersteht der Eisenstädter Konvent der Wiener Franziskanerprovinz.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand an Büchern beläuft sich - zusammen mit der Handbibliothek - auf 2522 Bde. Davon sind rund 1670 Bde (66 Prozent) bis 1900 erschienen, wie die Auszählung am Regal ergab.

2.2 Die im Klostergang untergebrachten 1153 Bde stammen in der Mehrzahl aus dem 17. und 18. Jh und sind größtenteils in Latein verfaßt. Beim Bestand aus dem 19. Jh dominiert die deutsche Sprache; 523 Bde, vorwiegend aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, sind ungarisch.

2.3 Der historische Bestand setzt sich vor allem aus theologischer Literatur zusammen. Am umfangreichsten sind die Bereiche Conciones (297 Bde) und Ascetica (234 Bde). Bei 84 Bdn handelt es sich um Biblica, weitere 85 sind als Miscellanea zusammengefaßt. 73 Bde entfallen auf die Kirchengeschichte, 61 auf Franciscana, 57 auf Werke der Moraltheologie, 50 auf Dogmatica, 39 auf Liturgica, 35 auf die Gruppe Vita Sanctorum, 24 auf Pastoralia und 21 auf Apologetik. Nur geringe Bestände gibt es an nicht-theologischer Literatur, so 41 Bde zur Geschichte, 33 zur Rechtswissenschaft und 18 zur Linguistik. Hinzu kommen 523 Bde in ungarischer Sprache, vorwiegend Erbauungsschriften und belletristische Werke.

2.4 Die aus Werken des ausgehenden 19. Jhs, zum größeren Teil aber aus Drucken des 20. Jhs bestehende Handbibliothek (Zimmer 9) enthält 846 Bde, von denen 32 in ungarischer Sprache verfaßt sind. Die Sammlung wurde vor allem durch Neuanschaffungen und Bücher des ehemaligen Hausoberen P. Kapistran Pieller (1891-1945) aufgebaut. Der theologische Fachbereich ist mit 96 Bdn zur Kirchengeschichte, 81 Biblica, 76 Ascetica und ebensovielen Bänden zum Bereich Sittenlehre/Moral vertreten. 69 Bde sind zum Gebiet Theologie/Dogmatik/Patrologie vorhanden. 50 Bde sind Franciscana, 30 gehören zur Gruppe der Mariana. Weiters gibt es einige Heiligenbiographien und -legenden sowie Predigten und einen kleinen Bestand zur Liturgie und Katechetik. Die nicht-theologische Literatur weist Schwerpunkte bei der Geschichte (63 Bde), Belletristik (60 Bde) und im Bereich Profanwissenschaft (29 Bde) auf.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Katalog der Handbibliothek in Reihenfolge

[alphabetisch geordnet]

Sachkatalog für die Handbibliothek

Katalog der ungarischen Bücher

[hschr. Bandkataloge, 1977/1978 erstellt von P. Michael Weiss, nach hauseigenen Regeln]

Index Librorum veterum secundum materias

Index secundum ordinem numericum

[hschr. Bandkataloge, 1976/1977 angelegt von P. Michael Weiss]

3.2 Historischer Katalog

Inventar von 1722 [gebunden]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Klosterchronik [3 Bde, geführt seit 1714]

Constitutio Conventus Kismartoniensis [Jahresberichte; geben Aufschluß über Bucherwerb von 1791 (erster vorhandener Jahrgang) bis 1937/1938; ab 1805 in relativ gutem Zustand erhalten]

Brief des Verwalters in Forchtenstein bezüglich der Bibliotheca Esterházyana [im Archiv des Klosters]

4.2 Darstellungen

Weiss, Michael: Geschichte der Bibliothek des Franziskanerklosters zum hl. Michael in Eisenstadt. In: Burgenländische Heimatblätter 45 (1983) Heft 2, S. 73-87

Stand: Dezember 1990

Michael Weiss


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.