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Bibliothek des Franziskanerklosters Altstadt

Adresse. Am Schloßberg 3, 97762 Hammelburg [Karte]
Telefon. (09732) 2117

Unterhaltsträger. Provinzialat der Bayerischen Franziskaner
Funktion. Konventbibliothek.
Sammelgebiete. Theologische, historische und philologische Literatur.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nur nach Voranmeldung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Bahnstation Hammelburg. Keine öffentlichen Verkehrsverbindungen vom Bahnhof zum Kloster. A 7, Ausfahrt Hammelburg, B 27 von Hammelburg in Richtung Gemünden, Ausfahrt Schloß Saaleck und Kloster Altstadt. Parkmöglichkeit vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Kloster Altstadt zu Hammelburg wurde 1649 von der Thüringer Rekollektenprovinz gegründet. Nach der Säkularisation kam es 1826 zur Neuerrichtung einer Ordensprovinz in Altbayern und einer weiteren in den neu zu Bayern hinzugekommenen fränkischen Gebieten. Als diese Provinz 1836 wegen Nachwuchsmangels aufgelöst wurde, fielen ihre Klöster, darunter auch das Provinzialat Altstadt, an die bayerische Franziskanerprovinz.

1.2 Die Hammelburger Bibliothek dürfte spätestens 1659 mit der Einrichtung eines Philosophie- oder Theologiestudiums der Thüringer Franziskanerprovinz im Kloster Altstadt entstanden sein. Der Lehrbetrieb wurde bis zur Säkularisation aufrecht erhalten. Von 1668 bis 1817 war dem Kloster ein Gymnasium (Lateinschule) angeschlossen. Die für diese beiden Lehrinstitute benötigte Literatur bildet einen Großteil des Bibliotheksbestandes.

1.3 Beim Klosterbrand des Jahres 1698 kam auch die damals auf 2000 Reichstaler geschätzte Bibliothek zu Schaden. Von einer völligen Vernichtung des Buchbestandes ist jedoch nicht auszugehen. Mit dem Wiederaufbau des Klosters setzte eine rege Sammeltätigkeit ein, die im 18. Jh ihren Höhepunkt erreichte. Nach der Auflösung von Hochschule und Gymnasium waren die Bücher lange Zeit mangels geeigneter Räumlichkeiten unsachgemäß gelagert und nur schwer zugänglich. Erst 1989 wurde ein neuer Bibliotheksraum geschaffen, in dem der vollständig erhaltene Buchbestand in seiner ursprünglichen Ordnung wieder aufgestellt werden konnte. Für die Inkunabeln wurde ein gesonderter Aufbewahrungsraum eingerichtet.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die folgenden Zahlenangaben beruhen für die Inkunabeln auf Auszählung des Alphabetischen, für den übrigen Bestand auf Auszählung des Standortkataloges.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der Gesamtbestand, ausnahmslos vor 1900 erschienen, umfaßt 6046 Bde. Nicht berücksichtigt wurden ca. 160 Bde vor 1900, deren genauere Datierung nicht möglich war. Es sind 72 Inkunabeln vorhanden. Aus dem 16. Jh stammen 988 Bde, aus dem 17. Jh 1523, aus dem 18. Jh 2199 und aus dem 19. Jh 1336.

2.3 Der weitaus größte Teil des Bestandes sind Werke in lateinischer Sprache. Deutsche Titel finden sich vor allem in den Fächern " Historia" (304), " Theologia historica" (276) und " Theologia practica" (584). Es sind nur wenige fremdsprachige Bücher (französische und italienische) vorhanden, die Mehrzahl davon im Fach " Philologia".

Systematische Übersicht

2.4 Zur Systematik wird auf Abschnitt 3 (Kataloge) verwiesen. Die Aufstellung des Buchbestandes wie auch die Reihenfolge der Beschreibung der Fächer entspricht der Ordnung des Systematischen Katalogs. Es werden nur Systemstellen in Auswahl beschrieben. In allen Fächern außer " Philosophia universalis" und " Theologia historica" überwiegt Literatur des 17. und 18. Jhs.

2.5 Das Fach " Philologia" beinhaltet neben Werken zur Altphilologie auch Ausgaben der klassischen Literatur. Der größte Teil des Bestandes stammt aus dem 16. Jh (289 Bde). Aus dem 17. Jh sind 129 Bde, aus dem 18. Jh 144 und aus dem 19. Jh 98 Bde vorhanden.

2.6 Unter " Historia" finden sich Literatur zur Geographie, zur Universal- und Partikulargeschichte, historische Lexika sowie kirchengeschichtliche und hagiographische Werke. Dieser Bestand hat im 19. Jh mit 250 Bdn den größten Zuwachs zu verzeichnen. Aus dem 16. Jh stammen 73, aus dem 17. Jh 119 und aus dem 18. Jh 196 Bde.

2.7 Die Gruppe " Philosophia", zu der auch Naturgeschichte und Naturwissenschaft gezählt werden, umfaßt 380 Bde. Davon entfallen 78 Bde auf das 16. Jh, 121 auf das 17. Jh, 127 auf das 18. Jh und 54 auf das 19. Jh. Das Fach " Jurisprudenz" beinhaltet ausschließlich Werke zum bürgerlichen Recht. Für das 16. Jh sind 69 Titel verzeichnet, für das 17. Jh 105, für das 18. Jh 33 und für das 19. Jh 11.

2.8 Die " Theologia historica" ist in die Untergruppen Skripturistik, Patristik und Synodik gegliedert, wobei der Großteil des Bestandes der Skripturistik angehört. Die Werke verteilen sich wie folgt: 16. Jh 160 Bde, 17. Jh 109, 18. Jh 133 und 19. Jh 56.

2.9 Die " Theologia theoretica" ist ebenfalls in drei Gruppen unterteilt: die Dogmatik, zu der auch apologetische und mystische Werke zählen; die Moral, die neben kasuistischer Literatur auch Aszetica beinhaltet; und das kanonische Recht. Mit insgesamt 1765 Bdn ist dieses Fach das größte. Auf das 16. Jh entfallen 200 Bde, auf das 17. Jh 546, auf das 18. Jh 740 und auf das 19. Jh 275.

2.10 Unter der " Theologia practica" finden sich wiederum drei Sachgruppen: Homiletik mit Predigtwerken und katechetischer Literatur, liturgische Werke und pastoraltheologische Literatur. Hervorzuheben ist die große Zahl von Predigtbüchern aus dem 18. und 19. Jh. In diesem Fach stammen 95 Bde aus dem 16. Jh, 292 aus dem 17. Jh, 735 aus dem 18. Jh und 416 aus dem 19. Jh.

2.11 Das Fach " Regula historica" bietet eine Sammlung von Werken zur Ordensgeschichte, so Annalen, Chroniken sowie Darstellungen der Geschichte einzelner Franziskanerklöster, vor allem aus dem 19. Jh. Aus dem 16. Jh sind 3 Bde, aus dem 17. Jh 25, aus dem 18. Jh 21 und aus dem 19. Jh 13 vorhanden.

2.12 Die Gruppe " Regula theoretica" verzeichnet ausschließlich Werke zur Auslegung von Ordensregeln. Mehrheitlich handelt es sich um Auslegungen der Regel des Franziskanerordens (OFM) und des franziskanischen Dritten Ordens. Weiterhin sind auch Ausgaben von Satzungen, Konstitutionen und Statuten des Franziskanerordens vorhanden. Auf das 16. Jh entfällt ein Bd, auf das 17. Jh 57, auf das 18. Jh 31 und auf das 19. Jh 4.

2.13 Bei " Regula practica" stehen vor allem Bücher zum liturgischen Gebrauch wie Prozessionale, Rituale etc. des Franziskanerordens. Dazu kommen noch einige Schematismen und Ordinariatserlasse. Mit insgesamt 23 Bdn ist diese Gruppe die zahlenmäßig geringste. Aus dem 17. Jh stammen 3 Bde, aus dem 18. Jh 7 und aus dem 19. Jh 13.

2.14 Romane, Biographien, Kalender, Jahrbücher etc. finden sich unter dem Oberbegriff " Miscellanea". Aus dem 17. Jh liegen 2 Bde, aus dem 18. Jh 4 und aus dem 19. Jh 132 vor.

2.15 Die letzte Gruppe im Katalog bilden die " Libri prohibiti". Bei ihnen handelt es sich vor allem um Werke, die wegen ihres theologischen Inhalts indiziert waren, so antikatholische und papstfeindliche Bücher, protestantische Literatur sowie nicht-katholische Bibelausgaben und Kommentare. Auf das 16. Jh entfallen 20 Bde, auf das 17. Jh 15, auf das 18. Jh 28 und auf das 19. Jh 14. Sonderbestand

2.16 Bei den gesondert aufgestellten 72 Inkunabeln handelt es sich überwiegend um theologische Werke. Häufiger anzutreffende Drucker sind Anton Koberger, Georg Husner, Heinrich Quentel und Anton Sorg. Eine Reihe von Ausgaben stammt von verschiedenen venezianischen Druckern.

3. KATALOGE

Autoren- und Sachtitelkatalog [in Bandform; 1860 von P. Adrian Zeininger nach Fächern angelegt, innerhalb derer alphabetisch geordnet; beinhaltet alle gängigen bibliographischen Angaben]

Standortkatalog [wie oben; nach Fächern angelegt, innerhalb der Fächer nach Numerus currens; kein gesonderter Systematischer Katalog]

Die Bestände sind nicht im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Eickermann, Norbert: Hammelburgisches zur Fuldaer Bibliotheksgeschichte. In: Fuldaer Geschichtsblätter 45 (1969) S. 1-6

Gerhard, Hartwig: Alte Bibliotheken in Hammelburg. " Habent sua fata libelli". In: Frobenius-Gymnasium Hammelburg. Bericht über das Schuljahr 1981-82. Hammelburg 1982, S. 84-86

"Bücher sind das Herz der Welt". Im Kloster Altstadt wurde die neue Bibliothek ihrer Bestimmung übergeben. In: Saale-Zeitung vom 4. Dezember 1989 Gerhard, Hartwig: Ortus et progressus conventus Palaeopolitani 1649-1672: die erste Chronik des Franziskanerklosters Altstadt bei Hammelburg, aufgezeichnet von P. Wolfgang Quast. Würzburg 1991 (Mainfränkische Studien 51)

Gerhard, Hartwig: Schicksal der alten Hammelburger Bibliotheken vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart: Untersuchungen an Hand der Inkunabel- und Frühdruckbestände der Hessischen Landesbibliothek Fulda und der Bibliothek des Franziskanerklosters Altstadt. Würzburg 1995 (Mainfränkische Studien 57)

Gerhard, Hartwig: Hammelburgisches zur Hammelburger Bibliotheksgeschichte. Die Überreste der Hammelburger Kirchenbibliothek in der Bibliothek des Franziskanerklosters Altstadt. In: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 48 (1996) S. 14-20

Stand: September 1991

Bernardin Höhn OFM

(ergänzt 1997)


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.