FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
 Home > Deutschland > Sachsen A - K > Freiberg
 Sachsen L - Z

Bibliothek des Freiberger Altertumsvereins e. V.

Adresse. Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg, Am Dom 1, 09599 Freiberg [Karte]
Telefon. (03731) 2 31 97

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Freiberg
Funktion. . Literaturbereitstellung für die wissenschaftliche Erforschung der Stadt- und Landesgeschichte; Dienstbibliothek für Mitarbeiter des Museums.
Sammelgebiete. Literatur zur Geschichte Freibergs und Sachsens sowie zur Topographie; Montangeschichte; Chroniken, Biographien, Kalender; Literatur zu Kirche und Schule, Öffentlichem Recht, Politik und Kriegsgeschichte, Altertumswissenschaft, Heraldik, Kunstgeschichte, Münzkunde, Kunst und Poesie, Belletristik.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach schriftlicher oder telefonischer Vereinbarung mit der Direktion des Museums, begrenzte Arbeitsmöglichkeiten im Museum. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 20 Minuten) oder Citybus-Verbindung. A 4 (E 40), Ausfahrt Siebenlehn; A 14, Ausfahrt Nossen; B 101, B 173. Parkmöglichkeiten auf dem Untermarkt.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Mit der Gründung des Altertumsvereins Freiberg am 14. März 1860 durch den Buchdruckermeister Heinrich Gerlach (1828-1899) erfolgte auch die Einrichtung einer Vereinsbibliothek. Bereits der Großvater des Vereinsgründers hatte Bücher gesammelt, die sich auf die Geschichte Sachsens und der engeren Heimat bezogen. Diese von Sohn und Enkel noch erweiterte Bücherei von 1000 Druckschriften und 250 Hss. schenkte Heinrich Gerlach am 4. Juni 1860 dem Altertumsverein.

1.2 Nach intensiver Arbeit der ehrenamtlichen Bibliothekare konnte bereits 1870 der erste gedruckte Katalog erscheinen. Drei Nachträge folgten 1873, 1879 und 1893. Eine erweiterte Zettelkartei erfaßt gegenwärtig auch die Neuzugänge der letzten Jahrzehnte. Besondere Verdienste bei der Erschließung des Buchbestandes erwarben sich Dr. Eduard Heydenreich (1825-1915) und Oberschulrat Dr. Gustav Stephan (1861-1936), der 1928 neben einem Schlüssel auch ein Verfasser- und Sachverzeichnis zusammenstellte.

1.3 Die Erweiterung des Bestandes erfolgte wegen der ständig angespannten finanziellen Lage nur durch Schriftentausch mit anderen Vereinen. Diese Tauschtätigkeit wurde über Jahre hinweg kontinuierlich fortgesetzt. So unterhielt die Bibliothek 1886 einen Schriftentausch mit 22 Vereinen im Königreich Sachsen und 75 Vereinen außerhalb Sachsens: er reichte bis nach Graz, Wien, Hermannstadt (rumänisch Sibiu), Innsbruck, Prag, Riga, St. Petersburg und Zürich. Insgesamt bestanden Beziehungen zu 83 gleichgestellten Vereinen.

1.4 Die Vereinsbücherei war zunächst im selben Gebäude wie das Museum des Altertumsvereins untergebracht, dann bis 1903 im zweiten Obergeschoß des Städtischen Kaufhauses (heute Ratskeller) am Obermarkt 16, zusammen mit der Hauptabteilung der Städtischen Bücherei. Das Altertumsmuseum wurde 1930 als Kreismuseum dem Rat der Stadt unterstellt, die Buchbestände des Vereins gingen von da an in den Verantwortungsbereich des Museums über. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der wertvolle Bestand durch aktive Mitglieder ausgelagert.

1.5 Nach 1945 unterband die Besatzungsmacht eine Fortführung der Vereinstätigkeit. Im Juli 1953 wurde die Bücherei des Vereins in fünf Räumen des hinter dem Rathaus liegenden Hauses Burgstraße 3 untergebracht. Sie ging als Abteilung für Orts- und Landesgeschichte in den Bestand der Städtischen Bücherei ein. 762 Hss. (Abteilung A) sowie 135 Pläne, Landkarten (Abteilung C) werden seitdem im Stadtarchiv verwahrt. 1008 Abbildungen und Kunstblätter (Abteilung D) erhielt 1953 fast vollständig das Stadt- und Bergbaumuseum.

1.6 1989 übertrug die Stadtverwaltung Freiberg die Verantwortung für die Bibliothek dem Stadt- und Bergbaumuseum. Nach der Sanierung und Restaurierung eines Raumes im Gebäudekomplex des Stadt- und Bergbaumuseums wurde der Bestand durch die Museumsmitarbeiter umgelagert, gesichtet und aufgestellt. Die Ursachen für Fehlbestände (Kriegsauslagerung oder Ausleihverluste) sind nicht mehr festzustellen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der historische Bestand umfaßt 4275 Bde. Die nachstehenden Angaben beruhen auf Auszählung der inventarisierten Titel: 36 erschienen im 16. Jh, 106 im 17. Jh, 684 im 18. Jh und 2949 im 19. Jh. Bei den restlichen Titeln fehlt das Erscheinungsjahr. Daneben existieren ca. 1000 Bde zumeist neuerer Literatur als Eigentum des Stadt- und Bergbaumuseums, die hier unberücksichtigt bleiben.

2.2 4011 Titel sind deutschsprachig. Der Anteil fremder Sprachen ist gering. Etwa 50 Titel sind in lateinischer Sprache (Schulprogramme zwischen 1747 und 1772, Lobgedichte auf Pfarrer und Lehrer, 10 Dissertationen, Schriften von Freiberger Autoren sowie Werke aus dem 16. Jh, z. B. von Erasmus und Bibeln). 20 Titel liegen in Französisch vor, einzelne in Griechisch, Spanisch, Dänisch, Holländisch und Sorbisch. Systematische Übersicht

2.3 Die Systematik gliedert den Bestand in 15 Gruppen. Die Gruppe " Freiberg und Umgebung" (237 Titel) enthält 20 Gesamtdarstellungen zur Geschichte der Stadt. Zu den ältesten Werken gehören zwei Ausgaben eines lateinischen Verswerkes, Fribergum in Misnia (Leipzig 1553 und 1577) von Johannes Bocer (1516-1565) und die zuerst 1564 in Wittenberg erschienenen Freibergi descripti atque annales von Georg Fabricius (1516-1571) in der Ausgabe von 1710. Andreas Möllers (1598-1660) Theatrum Fribergense chronicum, Beschreibung der Stadt Freiberg erschien 1653 in Freiberg. Aus dem 18. Jh liegen die Stadtbeschreibungen von Iccander, d. i. Johann Christoph Crell (Chemnitz 1725) und Heinrich Keller (Frankfurt 1786) vor sowie die Kirchenhistoria der Stadt Freyberg und der eingepfarrten Dörfer (Leipzig 1737) des Freiberger Superintendenten Christian Gotthold Wilisch (1696-1760). Chroniken und Beschreibungen aus dem 19. Jh stammen von Johann Friedrich August Breithaupt (Freiberg 1825 und 1847), Gustav Eduard Benseler (Freiberg 1853) und von dem Buchdrucker Heinrich Gerlach (Freiberg 1876 und 1897).

2.4 Unter den Darstellungen historischer Ereignisse (9 Titel) dominieren Jubelbücher zur Verteidigung und Befreiung der Stadt von der schwedischen Belagerung im Jahre 1643. Zur Geschichte umliegender Ortschaften gibt es 8 Titel. Zahlreiche Drucke sind Beschreibungen der Stadt, ihrer Maueranlage mit Toren und Türmen und ihrer historischen und neuen städtischen Hauptgebäude (Rathaus, Theater, Kaufhaus, Hospitäler, Apotheken, Schulen) oder Stadtführer. Das Theaterleben bezeugen 117 Theaterzettel aus den Jahren 1785, 1795, 1797 bis 1800, 1802 bis 1818 und 1832 bis 1838. Zum Freiberger Stadtrecht liegen aus dem 17. und 18. Jh Ordnungen zu unterschiedlichen Belangen vor: Feuerordnungen ab 1556, eine Kleiderordnung von 1673, Markt- und Gassenordnungen. Hinzu kommen Sammlungen der Freiberger Statuten von Johann Gottlieb Grundig (Leipzig 1766) und Johann Christian Friedrich Gerlach (Freiberg 1803), ferner zwei Darstellungen zur Geschichte des Freiberger Stadtrechts von Johann Friedrich Klotzsch (Leipzig 1775) und von Hubert Ermisch (Leipzig 1889). In der Sammlung von Verordnungen über Innungen und Zünfte überwiegen Schriften zum Buchdruckergewerbe.

2.5 Zum Dom St. Marien mit der Goldenen Pforte, seiner Begräbniskapelle, den Kanzeln, der großen Silbermann-Orgel und seinen zahlreichen Epitaphien, aber auch zu den übrigen Kirchen der Stadt liegen 16 Schriften vor. In größerer Anzahl (44) gibt es Leichenpredigten, Gedächtnisreden und -schriften, biographische Darstellungen sowie Klagelieder zum Gedenken an einzelne Freiberger Bürger und geistliche Würdenträger. Vorhanden sind Geburtstags-, Hochzeits-, Abschieds- und Trauergedichte (ca. 30 Titel) sowie Predigten zu verschiedenen Anlässen in der Stadt (ca. 50 Titel). Das gute Verhältnis zwischen der silberfördernden " alten getreuen Bergstadt" und dem Herrscherhaus Wettin bezeugen viele Berichte über Erbhuldigungen und Empfänge hoher Gäste der kurfürstlichen oder königlichen Familie in Freiberg.

2.6 Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Sammlung von Schriften zu Bergbau und Hüttenwesen (162 Titel). Die ältesten Drucke sind Georgius Agricolas De re metallica (Basel 1557), die Sarepta oder Bergpostill sammt der Joachimßthalischen kurtzn Chroniken (Nürnberg 1562 und 1578) von Joachim Mathesius und die Beschreibung der Allerfürnemsten Mineralischen Erzt- und Bergwercksarten von Lazarus Ercker (Prag 1574 und Frankfurt 1629). Medizinische Aspekte des Bergbaus legte Johann Friedrich Henckell in Medicinischer Uffstand und Schmeltz-Bogen: Insbesonderheit Von der Bergsucht und Hütten-Katze, und einigen andern denen Bergleuten und Hütten-Arbeitern zustoßenden Krankheiten (Freiberg 1728) dar. Ferner enthält der Bestand eine Reihe von Bergordnungen für Freiberg und Joachimsthal ab 1548. Eine Sammlung von Bergurteilen und Schiedssprüchen gab Sebastian Span 1636 in Zwickau heraus. In sogenannten " Ausbeutebögen" liegen Berichte über die Erträge verschiedener Gruben aus den Jahren 1575 bis 1826 vor; eine vergleichende Übersicht von Moritz Ferdinand Gätzscnn (1800-1895) für das Freiberger Revier von 1530 bis 1850 erschien 1852 in Freiberg. Berichte des Oberbergamts, Gutachten über Gruben in Freiberg und im erzgebirgischen Raum sowie Darstellungen des Steinkohlenbergbaus in Sachsen sowie der Salinen befinden sich ebenfalls in der Bibliothek. Die wenigen Titel zur Hüttenindustrie beschreiben insbesondere die Hütte in Halsbrücke einschließlich des damals " neuen" Amalgierwerkes und die Muldener Hütten. Vorhanden sind Jahrbücher sowie eine beachtliche Anzahl Freiberger Bergkalender ab 1640 bis 1934 (z. T. lückenhaft).

2.7 Vom Ende des 18. Jhs und aus der ersten Hälfte des 19. Jhs stammen Biographien und Gedächtnisreden auf bedeutende Bergmeister und Wissenschaftler, z. B. über Bergrat Christlieb Ehregott Gellert (1713-1795) von Alexander Wilhelm Köhler (Freiberg 1795) und von Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra (1740-1819, Freiberg 1818). Anfang des 18. Jhs erschien das umfangreiche Verzeichnis Abbildung und Beschreibung der sämmtlichen Bergwerks-Beamten und Bedienten ... in behörigem Habit ... (Nürnberg 1721). Das Mandat Friedrich Augusts II. (reg. 1733-1763) ... wider das Auff-Lauffen und Tumultuiren derer Berg-Leute, ergangen de dato Warschau ... ist mit dem 25. Februar 1739 datiert. Vorhanden sind eine Reihe von Bergpredigten, Bergliedern und Dichtungen zum Bergbau, z. B. von Max August Ferdinand Anacker (1790-1854) und Moritz Wilhelm Döring (1798-1856). Die Geschichte der einst kurfürstlichen, später königlichen Bergakademie Freiberg (jetzt Technische Universität), der ältesten montanwissenschaftlichen Hochschule der Welt, ist dokumentiert durch Statuten und Festschriften sowie einzelne Veröffentlichungen berühmter Professoren, wie Abraham Gottlob Werner (1749-1817), Friedrich Wilhelm von Trebra, Johann Friedrich Wilhelm von Charpentier (1735-1805), Wilhelm August Lampadius (1772-1842), Friedrich Ferdinand von Beust (1809-1886), Clemens Winkler (1838-1904) u. a.

2.8 Von den 495 Titeln zu Geschichte und Topographie, insbesondere Sachsens, stammen 4 aus dem 16. Jh, 7 aus dem 17. Jh, 47 aus dem 18. Jh und 197 aus dem 19. Jh. 97 Titel sind Gesamtdarstellungen zumeist zur sächsischen Geschichte sowie zur Geographie. Zu den ältesten Darstellungen gehören Reiner Reinecks Bericht von der Meißner anfänglichen Herkommen, Geschichten, Thaten etc., die Meißnische Chronica von Wolfgang Krauß (beide Leipzig 1576) und Petrus Albinus' Meißnische Land- und Berg-Chronica (Dresden 1598). 31 Werke gehen auf das 18. Jh zurück, darunter ein Inventarium diplomaticum historiae Saxoniae superioris, d. i. Verzeichnis der Historie von Ober-Sachsen, in chronologischer Ordnung von anno 500 bis 1741 (Halle 1747) von Christian Schöttgen, das Museum für die sächsische Geschichte, Literatur und Staatskunde (Leipzig 1794-1795) sowie 3 weitere Titel von Christian Ernst Weiße (1766-1832), Arbeiten von Johann Daniel Ritter (1709-1775), Christoph Gottlob Heinrich (1748-1810) u. a.

2.9 41 Veröffentlichungen betreffen einzelne historische Ereignisse in Sachsen, 39 einzelne Persönlichkeiten aus dem Hause Wettin. Zur Beschreibung einzelner Gegenden (Erzgebirge, Vogtland, Lausitz) und Orte sowie ihrer historischen Entwicklung liegen in dieser Bestandsgruppe 78 Titel vor, beginnend mit Ernst Brottuffs Historia von dem Kriegshelden Wiprecht, Markgrafen zu Lausitz, und von Erbauung der Stadt Pegau (Leipzig 1565) und Christian Lenns Historischem Schauplatz der natürlichen Merkwürdigkeiten in dem Meißnischen Ober-Erzgebirge (Leipzig 1699). Weitere sächsische Ortschroniken verzeichnet die Gruppe " Chronikalisches, Personalnachrichten". Zum Saxonica-Bestand gehören ferner mehrere Sagenbücher sowie Kalender ( z. B. Cramers Sächsischer Geschichtsalmanach für das Jahr 1792) und Zeitschriften, z. B. der Sächsische Trompeter (1828-1848), das von Carl von Weber herausgegebene Archiv für die Sächsische Geschichte (1863-1942) sowie die von Alfred Moschkau herausgegebene Zeitschrift für Geschichts-, Altertums-, und Landeskunde des Königreiches Sachsen, Saxonia (1876-1879).

2.10 Zusätzlich enthält die Gruppe " Chronikalisches, Personalnachrichten" 236 Chroniken und Schilderungen einzelner Ereignisse sowie Darstellungen von Bauwerken, u. a. von Sehenswürdigkeiten sächsischer Orte. Zu den ältesten Drucken gehören Lorenz Fausts Geschichte und Zeitbüchlein der Stadt Meißen (Dresden 1588), Tobias Schmidts Chronica Cynea oder Beschreibung der sehr alten Stadt Zwickau (Zwickau 1656) und Anton Wecks Der ...

Residentz und Haupt Vestung Dresden Beschreib und Vorstellung (Nürnberg 1680). Sächsische Persönlichkeiten, auch aus dem Bürgertum, werden in ca. 90 Titeln (z. T. Leichenpredigten) vorgestellt. An dieser Stelle eingeordnet wurden ferner die Topographia superioris Saxoniae das ist Beschreibung der Städte im Kurfürstenthum Sachsen, Meißen, Thüringen, Lausitz etc. (Frankfurt 1650) sowie 13 Topographien von Städten weiterer Regionen Deutschlands, der Schweiz, Frankreichs, Österreichs, Böhmens, Mährens und Schlesiens von Matthäus Merian d. Ä., erschienen 1642 bis 1678 in Frankfurt.

2.11 Die Bibliothek besitzt eine Reihe von historischen Kalendern, beginnend mit dem Freiberger Bergkalender s. o. 2.6), dem Alten und Neuen Schreib Calender auf das Schaltjahr 1668 (Halle) von P. Hintzschius und dem Altenburger Kalender des Jahres 1695. Aus dem 18. Jh existieren der Königl.-Polnische und Kurfürstl. Sächsische Hof- und Staatskalender (Leipzig 1729-1757, mit geringen Lücken), Kalender von Dresden (1714 ff., mit Lücken), Leipzig (1709-1713, 1805, 1813, 1835) und Pirna (1780 ff., mit Lücken) sowie der Hand-Kalender auf das Schaltjahr Jesu Christi 1784 mit Holzschnitten (Leipzig); aus dem 19. Jh z. B. der Napoleon-Calender oder Nachrichten aus des Kaisers Napoleon Leben auf jeden Tag im Jahre 1822 (Leipzig). Die in der Gerlachschen Buchdruckerei gedruckten Freiberger gemeinnützigen Nachrichten (ab 1864 Freiberger Zeitung) liegen von 1800 bis 1865 vor.

2.12 Der Bestand " Kirche und Schule" (148 Titel) enthält eine deutschsprachige und 3 lateinische Inkunabeln sowie 22 Drucke des 16. Jhs, darunter Lutherschriften aus den Jahren 1519, 1522, 1530 und seine letzte Predigt in Eisleben (Dresden 1546). Unter den 17 Titeln des 17. Jhs befindet sich die Amsterdamer Ausgabe (1684) der theosophischen Werke von Jacob Böhme (1575-1624). Zu den Bibeln gehören eine 1626 in Wittenberg gedruckte, " mit den Bildnissen Friedrichs III. des Weisen bis Johann Georg des Friedfertigen und vielen anderen Holzschnitten", sowie eine 1692 in Nürnberg gedruckte, mit zahlreichen Kupferstichen von Bildnissen, Karten u. a. illustriert. Ein " Verzeichnis" (o. O. u. J.) führt die " Kurfürsten, Fürsten, Grafen, Herren und Städte" auf, " so auf den Convent der evangelischen Stände in Leipzig anno 1631 einkommen". Zu den 43 Titeln des 18. Jhs gehören Werke von Christian Friedrich Wilisch (1684-1759), darunter die Biblia parallelo-harmonico-exegetica, das ist die mit sich selbst übereinstimmende und sich selbst erklärende (ganze) heilige Schrift (Freiberg 1739-1764) und die Gesangbücher des " andächtig singenden und betenden Freiberg..." in " grobem" und in " kleinem" Druck. Vorhanden sind auch Darstellungen der Kirchen- und Religionsgeschichte (Johann Christoph Köcher, Jena 1756; Friedrich Seyler, Erlangen 1774) sowie Beschreibungen jüdischer Religionsbräuche (Paul Christian Kirchner, Nürnberg 1731; Johann Jacob Schudt, Frankfurt 1714), ferner Predigten und Gedächtnisreden, insbesondere auf Freiberger Persönlichkeiten.

2.13 Erst im 19. Jh erhöht sich der Anteil an Titeln zur Schulgeschichte. Beispiele sind das Lexikon der Stipendien und Stiftungen in Sachsen (Leipzig 1805) von Johann David Schulze sowie Carl Peters Vorschlag zur Reformation unserer Gymnasien (Jena 1894). Eine Sammlung selten gewordener pädagogischer Schriften des 16. und 17. Jhs, das Schulwesen betreffend (Zschopau 1879) gab August Israel heraus. Enthalten sind einzelne Nachdrucke pädagogischer und schulpolitischer Schriften und Predigten, u. a. von Erasmus, Zwingli, Melanchthon und Luther. In dieser Reihe wurden auch Vor- und frühreformatorische Schulordnungen und Schulvorträge in deutscher und niederländischer Sprache (Zschopau 1885) von Johannes Müller herausgegeben. Schulprogramme, Einladungsschriften sowie Berichte, insbesondere über das Freiberger Gymnasium, die Knabenbürgerschulen ab 1731, die Frischsche Arbeitsschule und das Freiberger, später Nossener Lehrerseminar finden sich darüber hinaus im Bestand zur Geschichte Freibergs. 23 Titel aus dem 16. bis 19. Jh zu Kirche (17) und Schule (6) sind nicht datiert.

2.14 Die Gruppe " Öffentliches Recht, Politik, Kriegsgeschichte" (65 Titel) enthält vorwiegend Dokumente und rechtliche Regelungen zu unterschiedlichen Belangen, z. B. Polizei-, Kleider-, Hochzeits- etc. Ordnungen von 1537 bis 1808 ( o. O. u. J.), Johann Friedrich Behambs Roßtauscher-Recht und Roß-Ausleih-Recht (Frankfurt 1693), ein Mandat die Feuerordnung auf den Dörfern betreffend (Dresden 1775) und das Münz-Mandat des Herzogs Johann Georg zu Sachsen und Taxordnung für das Kurfürstenthum (Leipzig 1623). Verordnungen und Edikte ergingen auch an einzelne Territorien, z. B. an die Bewohner des Erzgebirges zum Ausgleich von Kriegsschäden (Freiberg 1807), an die Untertanen des Markgrafentums Oberlausitz (Görlitz 1652) und der Niederlausitz (Lübben 1721). Vorhanden sind das Corpus juris Saxonici (Dresden 1672) und 2 Bde des Codex Augusteus (Leipzig 1724-1806). Einem Briefwechsel des Prinzen von Sachsen (Johann Georg, † 1680) von 1643 ist der Wortlaut des Prager Friedensvertrages vom Mai 1635 angeheftet. Aus dem 18. Jh stammen Berichte und Verhandlungen über Kriegsoperationen 1744 bis 1761 ( o. O. u. J.), Armeebefehle und Kriegsbulletins von 1757 bis 1815 ( o. O. u. J.), Dankpredigten und Huldigungen sowie eine Geschichte des Siebenjährigen Krieges.

2.15 52 Titel des Bestandes " Alterthumswissenschaft, Heraldik, Kunstgeschichte, Münzkunde" sind Schriften zur Altertumskunde im allgemeinen und über archäologische Fundorte oder zu bestimmten Zeitabschnitten. Unter ihnen befinden sich 2 Werke von Karl Preusker (1786-1871). 19 Prozent (38 Titel aus dem 18. und 19. Jh) entfallen auf Publikationen zu den historischen Hilfswissenschaften: Heraldik (10), Numismatik (16), Paläographie (2) und Philatelie (9). Zu nennen sind ein Vörtzeichnis und Gepräge der groben und kleineren Münzsorten der Kurfürsten, Fürsten und Stände in dem oberen sächsischen Kreis (Leipzig 1752) und Wilhelm Ernst Tentzels Saxonia numismatica oder Medaillen-Cabinet ... (Dresden 1705), das die Münzen und Medaillen der sächsischen Kurfürsten der ernestinischen und der albertinischen Linien beschreibt. Der Bestand enthält auch Werke zur Namenkunde (Familien-, Orts-, Flurnamen) und zur Volkskunde (15 Titel) sowie zur Mythologie (5), zumeist aus dem 19. Jh. Neben Gesamtdarstellungen zur Kunstgeschichte (27 Titel) existieren Werke zur Geschichte einzelner Bauwerke und kirchlicher Kunstdenkmäler (17). Malerei und Plastik betreffen 9 Titel. Beachtenswert ist eine größere Anzahl von Katalogen und Führern, inbesondere von Dresdener und Nürnberger Museen (19 Titel).

2.16 Weitgehend aus Gerlachschem Besitz stammt eine bemerkenswerte Sammlung von Veröffentlichungen über die Buchdruckerkunst (50 Titel). Die 6 ältesten gehen auf das 17. Jh zurück. Mehr als die Hälfte aller Schriften erschien im 18. Jh, u. a. zur Arbeit, zur Ausbildung und zum Rechtsschutz der Buchdrucker. Von Johann Gottlob Immanuel Breitkopf (1719-1794) liegen zwei Gesamtdarstellungen vor, Ueber den Druck der geographischen Karten (Leipzig 1777) und Ueber die Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst (Leipzig 1779). Der Erfindung des Buchdrucks und der Begründung einzelner Druckereien sind Festschriften und andere Veröffentlichungen gewidmet. Zumeist aus dem 18. Jh stammen ferner Darstellungen über die Papierherstellung, die Geschichte des Bucheinbandes und des Buchhandels.

2.17 Einen kleinen Bestand gibt es zu " Arzneiwissenschaft, Alchemie, Zauberkunst u. a." Aus dem 16. Jh liegen 9 Titel zur Medizin vor, darunter Georg Bartischs Augendienst (Dresden 1583). Die medizinischen Schriften der folgenden Jahrhunderte befassen sich u. a. mit der Heilwirkung des unweit von Freiberg gelegenen Warmbades Wolkenstein (Casper Heinrich Schrey, Frankfurt 1696), des Schlackenbades an der Halsbrücke bei Freiberg (Alexander Wilhelm Köhler und Wilhelm August Lampadius, Freiberg 1800) sowie der Sauerbrunnen von Pyrmont (Andreas von Keil, Hannover und Wolfenbüttel 1699), von Lauchstädt (Johann Friedrich Henckel, Leipzig und Halle 1746) und Heilbädern in anderen deutschen Gegenden.

2.18 In der Gruppe " Verschiedene Wissenschaften, Technik u. a." sind 46 Titel zu Geologie, Mineralogie und Mathematik sowie über die Arbeit verschiedener Gewerke und zu landwirtschaftlichen Fragen zusammengefaßt, darunter Adam Rieses Rechnung auff Linien und Federn, auff allerley Handthierung (Leipzig 1602) und das Theatrum Machinarum ... von allerhend Mühlen und Wasserkünsten (Nürnberg 1673) von Georg Andreas Böckler.

2.19 Der Bestand " Kunst und Poesie, Belletristik, Philosophische Abhandlungen" (125 Titel) setzt sich zum größten Teil aus literarischen Werken zusammen: Gedichte, Erzählungen, Romane und Texte aus den Bereichen Schauspiel, Oper und Ballett (4 Titel aus dem 16. Jh, 3 aus dem 17. Jh, 9 aus dem 18. Jh und 53 aus dem 19. Jh). Die meisten Autoren, darunter Freiberger Bürger, sind heute kaum noch bekannt. Hinzu kommen Veröffentlichungen von Freiberger Verlagen, z. B. Theodor Körners Den Manen Carl Friedrich Schneiders (Freiberg: Gerlachsche Buchdruckerei 1809). Vier erzgebirgische und wendische Liedersammlungen stammen aus dem 19. Jh, ebenso 9 Schriften zur Literaturgeschichte und -theorie, z. B. Friedrich Straumers Beiträge zur Geschichte der Schulcomödie in Deutschland (Teil 1, Freiberg 1868). Unter den 5 Titeln aus dem 16. Jh befindet sich Hans Sachs' Die Belohnung der Tugend und Laster, sehr nützlich zu lesen (Nürnberg o. J.). Neben einer Ausgabe der Adagiorum Epitome (Leipzig 1678) des Erasmus sind 3 Arbeiten zur Philosophiegeschichte aus dem 18. und 19. Jh vorhanden. Zu den kulturgeschichtlichen Darstellungen gehören u. a. Gustav Klemms Die Frauen. Culturgeschichtliche Schilderungen des Zustandes und Einflusses der Frauen in den verschiedenen Zonen und Zeitaltern (Dresden 1854-1859), F. Hauers und M. Hörnes Die Vorstellung des Buch-Denkmals ( Wien 1858) sowie das Kolter-Album (Reichenbach 1863) eines im 19. Jh bekannten Seiltänzers. Kulturhistorische Werke und Reisebeschreibungen des 17. bis 19. Jhs existieren außerdem in der Gruppe " Vermischtes" (27 Titel).

2.20 Als " Curiosa, Humoristische und satirische Schriften" wurden 57 Titel eingeordnet, darunter Erzählungen außergewöhnlicher Begebenheiten, Sagen, Schwänke, Gedichte, ferner eine Reihe von Musikalien. Zu ihnen gehört die antipäpstliche Polemik Luthers und Melanchthons, Bedeutung der zwü grewlichen Figuren Bapstesels zu Rom und Münchkalbs zu Freiberg (Freiberg, nach 1523) mit kolorierten Holzschnitten Lucas Cranachs d. Ä.

2.21 In der Gruppe " Bibliographie, Kataloge" (65 Titel) finden sich Kataloge von Bibliotheken und Sammlungen aus z. T. nicht mehr existierenden archäologischen Museen und Kunstmuseen. Nach dem Alphabet der Städte werden die Schriften derjenigen Vereine geführt, mit denen der Freiberger Altertumsverein in Verbindung stand.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Verfasserkatalog der Bücher

[Kartei, angelegt 1928 von Gustav Stephan]

Systematischer Katalog

[in Heftform, Quart, angelegt von Gustav Stephan, später nicht fortgesetzt]

Schlagwort-Katalog

[Blattkatalog, angelegt 1949]

Verfasser- und Sachkatalog der Abteilung A (Hss.)

[angelegt 1947, nicht weitergeführt]

[alle Kataloge nach hauseigenen Regeln]

3.2 Historische Kataloge

Katalog der Freiberger Alterthumsvereins-Bibliothek. In: Mittheilungen des Freiberger Alterthumsvereins 10 (1870) Beilage

dass.: Nachtr. 1. 1873. In: Mittheilungen des Freiberger Alterthumsvereins 13 (1873) S. 93-108

dass.: Nachtr. 2. 1879. In: Mittheilungen des Freiberger Alterthumsvereins 16 (1879) S. 110-138

dass.: Nachtr. 3, 1893. In: Mittheilungen des Freiberger Alterthumsvereins 29 (1893) S. 141-170

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Akten des Stadtrats Freiberg in Sachsen den Altertumsverein zu Freiberg betreffend. 1886-1942 [im Stadtarchiv Freiberg]

Akten des Altertumsvereines Freiberg: Bücherangelegenheiten 1921-1929

Protokolle des Freiberger Altertumsvereins 1927-1950

4.2 Darstellungen

Knebel, Konrad: Fünfzig Jahre Altertumsverein. In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 45 (1909) S. 83-164

Täschner, Constantin: Entwürfe zur Stadtgeschichte. Freiberg 1914

Herrman, Walter: 75 Jahre Freiberger Altertumsverein. In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 65 (1935) S. 1-65

Herrman, Walter: Aufgaben und Einrichtung der Abteilung Orts- und Landesgeschichte. [Ms., 1955]

Dietrich, Christian; Thiel, Ulrich: Geschichte des Freiberger Altertumsvereins. In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 72 (1992) N. S. 1, S. 4-11

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Heydenreich, Eduard: Bibliographisches Repertorium über die Geschichte der Stadt Freiberg und ihres Berg- und Hüttenwesens. Freiberg 1885. In: Mittheilungen des Freiberger Alterthumsvereins 21 (1885) Beilage; 22 (1886) S. 75-84

Jatzwauk, Jakob: Freiberg. 1928 (Sonderdruck aus: Bibliographie der Sächsischen Geschichte. Hrsg. von der Sächsischen Landesbibliothek Dresden. Leipzig 1928, Bd 3, Teilband 1, S. 155-199)

Stand: März 1994

Werner Lauterbach


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.