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Freiherrlich von Gemmingen-Guttenbergsche Bibliothek

Adresse. Burg Guttenberg, 74855 Haßmersheim-Neckarmühlbach [Karte]
Telefon. (6266) 224

Unterhaltsträger. Familie Frhr. von Gemmingen-Guttenberg
Funktion. Schloßbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nur gelegentlich vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nur eingeschränkt möglich. Anfragen über: Badisches Generrallandesarchiv Karlsruhe. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung unbedingt erforderlich. A 6 oder A 81 (über Kreuz Weinsberg), Ausfahrt Heilbronn/Neckarsulm; B 27.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der Grundstock der heutigen Bibliothek auf der seit 1449 in Familienbesitz befindlichen Burg Guttenberg wurde vermutlich von Dietrich von Gemmingen in der Reformationszeit gelegt, da einige Werke aus dieser Zeit noch heute in der Bibliothek nachweisbar sind. Der überwiegende Teil des Bestandes stammt jedoch aus dem 18. Jh und geht auf Philipp von Gemmingen-Guttenberg († 1785) zurück, wie zahlreiche Besitzeinträge (" Philippus a Gemmingen") belegen. Angesichts der häufigen Erbgänge mutet es erstaunlich an, daß die Bibliothek offensichtlich nicht nachhaltig dezimiert worden ist, sondern das Bild relativer Geschlossenheit vermittelt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Gesamtbestand der Bibliothek beträgt 3155 Titel. Darunter sind 13 Inkunabeln und 38 Drucke des 16. Jhs. 435 Titel entfallen auf das 17. Jh und 2428 Titel auf das 18. Jh. Für das 19. Jh wurden 251 Titel ausgezählt, bei 3 Titeln konnte keine Zeitangabe ermittelt werden.

2.2 Sprachlich verteilt sich der historische Bestand vor allem auf Deutsch (54,7 Prozent), Französisch (25 Prozent) und Latein (19,7 Prozent). Einige wenige Titel entfallen auf Italienisch (16 Titel), Englisch (4 Titel) sowie ein Titel auf Spanisch. Während im 16. Jh die meisten Titel lateinischsprachig sind (81 Prozent), ist im 17. Jh vor allem der hohe Anteil des Französischen zu nennen (34 Prozent), noch vor Deutsch (15 Prozent) und ähnlich hoch wie Latein (46 Prozent). Im 18. Jh dominiert die deutsche Sprache (58 Prozent), auf Französisch entfallen 25,8 Prozent und auf das Lateinische 16 Prozent. Im 19. Jh sind fast ausschließlich deutschsprachige Titel vorhanden.

Systematische Übersicht

2.3 Die 13 Inkunabeln sind theologischen, juristischen, historischen, naturwissenschaftlichen und landwirtschaftlichen Inhalts. Als Druckorte sind Venedig, Nürnberg, Augsburg, Speyer, Straßburg, Würzburg und Lyon mit den Druckern Schott, Sim. Bevilaqua, Schönsperger, Matth. Huss und P. Drach vertreten.

2.4 Unter Allgemeines sind 260 Titel vorhanden. Davon entfallen 34 Titel auf die Bereiche Enzyklopädien, Lexika, Bibliotheken und das Verlagswesen. Zeitschriften, Wochenblätter, Wochenschriften, Zeitungen, Vierteljahresschriften, Almanache, Adreßbücher, Journale und Kalender machen 31 Titel aus. Festreden, Versammlungen, Jubiläen, Beizkunst, Leichenpredigten 23 Titel. 7 Hss. und Drucke betreffen das Freiherrlich von Gemming'sche Geschlecht, darunter Otto von Gemmingens Der teutsche Hausvater (1780). Ein Großteil des Bereichs Allgemeines entfällt auf Biographien (53 Titel) und französische Memoiren-Literatur (76 Titel). Des weiteren sind noch 36 Titel Briefe und sonstige Schriften zu nennen.

2.5 Die Geographie umfaßt 208 Titel. Zur allgemeinen Geographie sind 30 Titel vorhanden, auf die einzelnen Erdteile (außer Europa) entfallen 40 Titel, davon Amerika 15 Titel und Asien 13 Titel. Zur europäischen Geographie (ohne Deutschland) sind 70 Schriften vorhanden. Auf Deutschland entfallen 48 Titel. Außerdem finden sich zahlreiche Landkarten (u. a. von Homann) und Reisebeschreibungen.

2.6 Mit 514 Titeln gehört die Geschichte zu den umfangreichsten Sachgebieten. Unter " Allgemeines, Weltgeschichte und Lehrbücher" wurden 72 Titel gezählt, auf die Alte Geschichte entfallen 24 Titel, auf die Außereuropäische Geschichte 16 Titel, auf die Europäische Geschichte (außer Deutschland) 222 Titel, davon 67 Titel zu Frankreich, 32 Titel zu England, 18 Titel zu Italien, und 16 Titel zu den Niederlanden. Die osteuropäischen Länder sind schwächer vertreten: 12 Titel zu Polen und 11 Titel zu Rußland. Zur Geschichtsepoche Deutschlands von der Zeit des Bauernkrieges bis zu dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 sind 27 Titel vorhanden; des weiteren 25 Titel zu dem Bereich Deutsche Kaiser und Reichshistorie, ebenso 4 Titel zum Calvinismus. Den größten Bereich stellen die Sachgruppen Genealogie, Heraldik, Adel und Reichsritterschaft mit 101 Titeln. Auf die einzelnen deutschen Länder entfallen 23 Titel. Geringe Bestände sind unter Kriegswesen/Armee (11 Titel) sowie Kunst und Architektur (13 Titel) vorhanden.

2.7 Zu den Naturwissenschaften gibt es insgesamt 316 Titel, davon Allgemeines 48 Titel, Mathematik 17 Titel, Physik 25 Titel, Maschinen und Handwerk 17 Titel sowie 14 Titel zu Heiztechnik. Weitere 29 Titel betreffen Bergwerkswesen und Metallurgie, 21 Titel Chemie und Agrikulturchemie und 30 Titel Mineralogie und Heilquellen. Eine starke Gruppe innerhalb der Naturwissenschaft repräsentiert die Botanik mit 40 Titeln. Die Zoologie ist hingegen nur mit 14 Titeln vertreten, zur Medizin sind insgesamt 39 Titel vorhanden. Ferner sind die Gebiete Astronomie (4 Titel), Hydrologie (3), Geologie und Meteorologie (9 Titel) sowie Bauwesen und Kriegskunst (6 Titel) gering repräsentiert.

2.8 Rund 50 Schriften beschäftigen sich mit Pädagogik, davon 21 Titel zur Allgemeinen Pädagogik, 6 Titel über Armen- und Waisenhäuser und 23 Titel zum Schul- und Unterrichtswesen. Auf die Philosophie entfallen 154 Schriften. Mit 249 Titeln ist die Sprachwissenschaft insgesamt vertreten. Auf die Germanische Philologie entfallen 49 Titel (39 Titel zur Germanistik und 15 Titel zur Anglistik), auf die Romanistik 82 Titel (Französische Philologie 72 Titel, Italienische Philologie 10 Titel). Die Klassische Philologie ist mit 97 Titeln vertreten (51 Titel davon Lateinische Philologie). Einige wenige Titel sind noch zur Orientalistik (2 Titel) und zur Allgemeinen Sprachwissenschaft (4 Titel) vorhanden. Insgesamt 136 Titel liegen zur Theologie vor, von denen 31 Titel auf Kirchenrecht, 13 Titel auf Bibelwissenschaft und 19 Titel auf Kirchengeschichte entfallen.

2.9 Mit 470 Titeln stellt die Rechtswissenschaft einen der größten Bereiche dar. Dabei sind 30 Titel Schriften zu Allgemeinem Recht und zu Rechtsgeschichte, 25 Titel behandeln das Bürgerliche und das Privatrecht. Römisches Recht und Lehensrecht sind mit 16 Titeln vertreten. Auf die Politik (mit den Unterbereichen Staatswissenschaft und Verfassungswesen) entfallen 105 Titel. Weitere 37 Titel sind zu Allgemeinem und vergleichendem Staatsrecht vorhanden, zu Regionalem Recht gibt es 51 Titel, das Strafrecht ist mit 31 Schriften vertreten. Auf einzelne Autoren der Rechtswissenschaften entfallen 171 Titel.

2.10 Mit 742 Titeln bilden die Wirtschaftswissenschaften den größten Bestand. Davon entfallen 45 Titel auf Allgemeines, Geschichte der Naturwissenschaften, Zeitschriften, Journale und Lexika. Weitere 58 Titel beschäftigen sich mit den einzelnen Wirtschaftsanschauungen. Ebenfalls 58 Titel gibt es zum Bereich Finanzwissenschaft. Etliche Titel (40 Titel) sind zum Münzwesen, wie auch zum Verwaltungswesen (25 Titel) vorhanden. Auf die einzelnen Bereiche der regionalen Wirtschaft entfallen 48 Titel. Eine größere Gruppe stellen Handel, Schiffahrt und Verkehr mit 40 Titeln dar, während bei der Sozialpolitik 20 Titel vorhanden sind. Die Bereiche Manufakturen, Fabriken und Industrie behandeln 23 Titel, das Gewerbe und Handwerk 10 Titel. Einige wenige Titel (22 Titel) gibt es zur Haushaltung.

2.11 Der größte Bereich innerhalb der Wirtschaftswissenschaften ist die Landwirtschaft mit 247 Titeln. Dabei entfallen 113 Titel auf Allgemeines. Die restlichen Titel verteilen sich auf die unterschiedlichsten Bereiche wie Düngung, Technik, Schädlinge, Schaf- und Viehzucht, Getreide- und Futterpflanzen, Obst- und Handelsgewächse, sowie Seidenanbau und Bienenzucht. Auch der Weinbau, die Bierbrau- und Destillierkunst sind mit einigen Titeln vertreten. Zur Forstwissenschaft sind 68 Titel vorhanden, zum Jagdwesen 9 Titel. Zu Jagd- und Forstwesen zusammen sind noch 15 Titel an Zeitschriften, Kalendern und Handbüchern vorhanden.

2.12 Insgesamt repräsentiert die Bibliothek auf Burg Guttenberg den Typ einer ritterschaftlichen Büchersammlung mit deutlichen Schwerpunkten auf den für das adlige Bildungsverständnis und die Ausübung der Herrschaftsfunktionen wichtigen Gebieten Geschichte, Wirtschaft, Recht, Naturwissenschaften sowie Geographie und Sprach- und Literaturwissenschaften.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog [Zettelkatalog nach PI]

Kachkatalog

[Zettelkatalog nach hauseigener Systematik]

Die Bestände sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg nicht nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Stocker, Carl W. F. L.: Chronik der Familie von Gemmingen und ihrer Besitzungen. 3 Teile. Heidelberg, Heilbronn 1865-80

Andermann, Kurt: " In Angelegenheiten der Ritterschaft." Das Leben des Reichsritters Philipp von Gemmingen-Guttenberg (1702-1785) im Spiegel seiner Guttenberger Chronik. Obrigheim 1986 [mit Literaturübersicht]

Stand: Dezember 1989

Heinz-Ernst Ohnemus

Wilfried Sühl-Strohmenger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.