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Bibliothek im Friedrich-Schiller-Gymnasium

Adresse. Schillerstr. 1, 07607 Eisenberg [Karte]
Telefon. (036691) 4 25 25
Telefax. (036691) 4 25 25

Unterhaltsträger. Landkreis Saale-Holzland
Funktion. Schulbibliothek.
Sammelgebiete. Gymnasialliteratur des 18. und 19. Jhs, Literatur über das Eisenberger Gymnasium, Schriften von und über Karl Christian Friedrich Krause.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erwünscht. Von Jena, Gera und Zeitz Busverbindung nach Eisenberg. Vom Busbahnhof Fußwegnähe (ca. 5 Minuten). A 9 (E 51), Ausfahrt Eisenberg. Parkplätze vor dem Gebäude.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Eisenberger Stadtschule wurde 1564 errichtet. 1626 übereignete der Stadtschultheiß Johann Beier dem Gotteskasten 600 Gulden, damit von den Zinsen für die Schule u. a. Bücher gekauft werden konnten. Mitte des 17. Jhs lag jedoch das Schulwesen " ganz darnieder". Unter Herzog Christian (1653-1707, reg. seit 1680) bahnten sich Reformen an, die der Hofprediger und (seit 1681) Superintendent Johann Nikolaus Frank (1642-1707) schließlich realisieren konnte. Im Patent vom 23. Juni 1687 erklärte der Herzog seine Absicht, die Schule um eine fünfte Klasse zu erweitern und dadurch seinen Landeskindern einen direkter Zugang zu den Universitäten zu ermöglichen. Zahlreiche Geldspenden gingen ein, und am 24. September 1688 konnte das neue Gymnasium eröffnet werden.

1.2 Am 30. September 1690 fand in Gegenwart des Herzogs und des berühmten in Jena lehrenden Historiographen Caspar Sagittarius (1643-1698) die Einweihung des neuen Schulgebäudes statt. Aus der " Baw-Rechnung", die Frank 1694 erstellte, geht hervor, daß zum ersten " Schulen-Inventarië eine Altenburger Bibel, einige gebundene Carmina und mathematische Bücher gehörten. Nachfolger des ersten Rektors Gottfried Pfeiffer (1650-1706) wurde Adam Gschwend (1665-1722), zu dessen Schülern der Jurist Johann Gottlieb Heineccius (1681-1741) gehörte. Gschwend sen. legte den Grundstein zur Schulbibliothek. Er erwarb 1693 " ex liberalitate celeberrimi autoris" die in Jena gedruckten Harmoniae Historiae Passionis Jesu Christi libri tres (Leipzig 1684) von Caspar Sagittarius; 1697 folgte der Clavis poeseos sacrae (Leipzig 1627) von Hieronymus Avianus und 1698 wurde ein Band angeschafft, der u. a. Johann Michael Dilherrs In Canticum canticorum annotationes (Altenburg 1676) enthielt.

1.3 Die Eisenberger Schloßbibliothek (2413 Bde) Herzog Christians wurde nach dessen Tod am 28. April 1707 aufgelöst. Gemäß der testamentarischen Bestimmung des Herzogs ging ein kleiner Teil die " libri philosophici et philologici" und die " libri poetici" an das Gymnasium, während alle übrigen nach Gotha geschafft wurden. Ob sich aus dieser Schenkung noch Bände im Bestand erhalten haben, ließ sich nicht feststellen.

1.4 Seit Mitte des 18. Jhs wurde die Schule als Lyzeum bezeichnet. Zu den bedeutenden Rektoren gehörte der aus Eisenberg stammende Georg Christian Brendel (1756-1827), dessen Schüler der Philosoph Karl Christian Friedrich Krause (1781-1832) war ( s. u. 2.13). Von Brendel stammt die Feststellung, daß die Schulbibliothek zu Anfang des 19. Jhs " nicht des Erwähnens wert" gewesen sei. Deshalb verlieh er aus seinem eigenen Büchervorrat Werke zur Lektüre an die Schüler oder erwarb gelegentlich auch Bücher auf Auktionen.

1.5 Ab 1808 genügte der Lyzeumsabschluß nicht mehr als Zulassung zur Universität. Erst unter August Leberecht Back (1791-1875; Rektor von 1828 bis 1832), einem Schüler Brendels und Verfasser der Chronik der Stadt und des Amtes Eisenberg (Eisenberg 1843), zeichnete sich wieder eine positivere Entwicklung der Schule ab. Er gründete 1829 zur allgemeinen Fortbildung einen Volksschullehrer-Verein (mit Lesezirkel), an dem sämtliche Lehrer des Lyzeums und der Knaben- und Mädchenschule beteiligt waren. Ein anderer Leseverein, den der spätere Altenburger Regierungs- und Konsistorialrat Dr. Karl Back (1799-1869) im gleichen Jahr begründete, verbreitete Bücher historischen und belletristischen Inhalts. Aus beiden Vereinen finden sich Bände in der Gymnasialbibliothek.

1.6 Die Aufwärtsentwicklung der Schule setzte sich unter dem aus Eisenberg stammenden Rektor Franz Friedrich Karl Schwepfinger (1801-1871; Rektor von 1832 bis 1845) fort. 1832 erfolgte die völlige Trennung des Lyzeums von der Bürgerschule. Zu dieser Zeit befand sich die Schulbibliothek in einem sehr dürftigen Zustand. Nur etwa jedes zehnte Buch, so wird vermutet, war noch vorhanden. Einen Fonds zur Erhaltung und Vermehrung der Bibliothek gab es erst seit den dreißiger Jahren des 19. Jhs. Am 28. Oktober 1834 bewilligte die Landschaftskasse für die Bibliothek jährlich 25 Taler und legte zusätzliche Einnahmequellen aus Versetzungs- und Lesegeldern fest. 1840 wurde der Austausch von Schulprogrammen beschlossen, die Sammlung wuchs auf mehrere tausend Nummern an. 1841 begann der laufende Bezug der anfangs von Dietrich Franz Leonhard von Schlechtendal herausgegebenen Flora von Thüringen und den angrenzenden Provinzen (145 Hefte, Jena 1836-1855; heute mit Lücken), die bis 1855 vollständig erworben werden konnte.

1.7 Unter dem Rektorat von Anton Ferdinand Ludewig (1805-1889), eines Schülers von Brendel, erlebte die Schule in den Jahren 1845 bis 1871 ihre Blütezeit. Unterstützt wurde er von dem Konrektor Friedrich Moritz Wilhelm Haberland (1801-1873), einem kenntnisreichen Pädagogen und Gelegenheitsdichter ( s. u. 2.23), der ebenfalls von 1845 bis 1871 an der Schule wirkte. Die Bibliothek hatte unter ihrer Leitung regelmäßige Ankäufe zu verzeichnen, die in den Schulprogrammen dokumentiert wurden. Hinzu kamen Geschenke von Verlagsbuchhändlern, ehemaligen Schülern und Förderern der Schule. Noch 1853 galt die Schulbibliothek als " sehr klein", was als besonders nachteilig empfunden wurde, weil die Stadt über keine andere Bibliothek verfügte.

1.8 Im Jahre 1864 kam das Lyzeum in staatliche Trägerschaft. Der Stempel der " Herzogl. Sächs. Lycealbibliothek Eisenberg" ist in einem Großteil der Bände zu finden. 1872 konnte durch ein Legat von Fanny Hocker (1809-1871) die Schüler(lese)bibliothek gegründet werden. In der ersten Zeit wurde sie durch eine Bibliotheca pauperum für arme und fleißige Schüler ergänzt. Schon unter Ludewig hatte zwar eine Schülerbibliothek bestanden, die aber durch häufiges Umräumen in Unordnung geraten war. Jetzt wurden aus der Lehrerbibliothek geeignete Bücher herausgesucht, katalogisiert und der neuen Zweckbestimmung gemäß aufgestellt. Nach einem halben Jahr zählte die " Schülerbibliothek des Herzogl. Christianeums zu Eisenberg" schon 600 Bde. Am meisten wurden Erzählungen gelesen. Das geringste Interesse fanden naturwissenschaftliche Werke.

1.9 Am 4. Dezember 1873 erhielt die Schule den Status eines Gymnasiums, woraufhin die Lehrerbibliothek, die sich in einem unbenutzbaren Zustand befand, neu geordnet und katalogisiert wurde. Auch die Schulprogramme, von denen viele abhandengekommen waren, wurden neu erfaßt. Aus Dublettenbeständen der Herzoglichen Bibliothek Altenburg erhielt die Schulbibliothek 108 Werke in 388 Bdn. 1874 besaß die Lehrerbibliothek 3320 Bde und 652 Hefte in 2028 Nummern. Der damals in zwei Exemplaren angefertigte Bandkatalog ist z. Z. nicht auffindbar.

1.10 Procksch war der Ansicht, daß eine gute Bibliothek das wesentlichste Unterrichtsmittel für den Lehrer sei. Während seiner Amtszeit wurde die Schulbibliothek lehrplanbezogen erweitert. Jährlich kamen zwischen 30 und 50 Titel hinzu, 20 Zeitschriften wurden regelmäßig bezogen. Um 1900 befanden sich unter den Fortsetzungswerken die vom Herzog gestiftete Weimarer Luther-Ausgabe, das Grimmsche Wörterbuch, Meyers Konversationslexikon, die Weimarer Goethe-Ausgabe, die Schriften der Goethe-Gesellschaft und das Goethe-Jahrbuch. Zwischen 1876 und 1886 bestand ein Bücher-Lesezirkel. 1892/93 umfaßte die Schulbibliothek ca. 5200 Bde und mehrere tausend Programme. Als Etat standen 500 Mark zur Verfügung, die Benutzung durch Fremde war unter Bürgschaft eines Lehrers gestattet. Die Musikaliensammlung bildete einen eigenen Bereich. Die Musikpflege hatte ihre Wurzeln in dem am 24. Mai 1689 durch Herzog Christian begründeten Chorus musicus, der im Lyzeum zwar nur bis 1864 bestand, aber als Schloßchor mit Schülern fortgeführt wurde. Im Laufe der Jahre entstand eine selbständige Musikbücherei.

1.11 Im 20. Jh erlebte das Gymnasium verschiedene Schulreformen. Bis etwa in die dreißiger Jahre wurde die Gymnasialbibliothek laufend ergänzt. Unter den älteren Provenienzen tauchen " v. Zach" und " Naturheilverein zu Eisenberg, S.-A., e. V." häufiger auf. Während des Zweiten Weltkrieges war die Bibliothek notdürftig im Schloß untergebracht und mancherlei Zugriffen ausgesetzt. In der Nachkriegszeit wurde das Gymnasium als zwölfklassige Oberschule weitergeführt. Bis 1950 wurden noch Bücher aus der wieder aufgestellten Bibliothek entliehen, doch bald darauf wandte sich die Stadt Eisenberg an das Thüringische Volksbildungsministerium in Erfurt in der Absicht, die für die Fortführung des Unterrichts nicht mehr benötigten Werke abzugeben, weil der Bibliotheksraum als Klassenzimmer gebraucht wurde.

1.12 Im Jahre 1952 wurde der Bestand der Gymnasialbibliothek (einschließlich der Schulprogramme) auf etwa 10.000 Bde geschätzt. Wie eine Revision ergab, waren die altsprachlichen Fächer besonders stark vertreten, aber auch andere Fachgebiete wie Geschichte, Germanistik und Theologie. Die Lehrerschaft sichtete den Bestand und löste die Schriften, die für eine neue leistungsfähige Bücherei für Lehrer und Schüler geeignet waren, z. B. Heimatliteratur und Materialien zur Unterrichtsvorbereitung, aus dem Bestand der alten Schulbibliothek heraus, um sie in Eisenberg zu behalten (etwa 4000 Bde). Mehrere tausend Bände gelangten über die Universitätsbibliothek Jena, die nur die ihren Bestand ergänzenden Titel übernahm (rund 300 Nummern), an die Zentralstelle für Wissenschaftliche Altbestände in Gotha. Die theologische Literatur verblieb in Eisenberg und wurde der Stadtkirche (s. Eintrag Eisenberg, Bibliothek im Pfarrarchiv der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde) übereignet.

1.13 Seit 1991/92 wird die Schule wieder als staatliches Gymnasium geführt. Die am Ort verbliebenen Bestände der historischen Schulbibliothek werden als geschlossene Sammlung behandelt und bilden eine Abteilung des Schularchivs. Im Rahmen der Profilierung des Stadtmuseums übernahm die Gymnasialbibliothek 1995 den Tauschzeitschriftenbestand des ehemaligen Eisenberger Geschichtsvereins (etwa 3000 Bde). Ein Gesamtverzeichnis der jetzigen Schulbibliothek ist in Arbeit, die Neuaufstellung der Bestände im Gange. Neben der historischen Schulbibliothek besteht eine laufend aktualisierte Schülerbibliothek von rund 1000 Bdn, die etwa zu gleichen Teilen Belletristik und Fachliteratur (einschließlich der allgemeinen Nachschlagewerke) enthält.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek zählt annähernd 4500 Bde, davon gehören 3363 Bde (75 Prozent) zum historischen Bestand: 16. Jh 7, 17. Jh 11, 18. Jh 240 (7,2 Prozent) und 19. Jh 3105 Bde (92,3 Prozent). Die Tauschzeitschriften des Geschichtsvereins wurden hierbei nicht berücksichtigt. Davon sind 2645 Bde (78,6 Prozent) deutschsprachig, 572 Bde (17 Prozent) liegen in Latein vor, 72 (2,1 Prozent) in Französisch, 22 in Englisch und 52 (1,6 Prozent) in weiteren Sprachen. Systematische Übersicht

2.2 Die Gruppe " Deutsche Sprache und Literatur einschließlich Belletristik" umfaßt 670 Bde (19,9 Prozent; 16. Jh 4, 17. Jh einer, 18. Jh 13, 19. Jh 652), überwiegend Grammatiken, Texte und Texterläuterungen. Werkausgaben sind u. a. von Theodor Fontane, Franz Grillparzer, Friedrich Hebbel, Johann Gottfried Herder, Gottfried Keller, Heinrich von Kleist, Friedrich Gottlieb Klopstock, Jean Paul, August von Platen, Fritz Reuter, Johann Gottfried Seume und Ludwig Uhland im Bestand. Von Goethe sind mehrere Werkausgaben vorhanden, darunter ein heute unvollständiges Exemplar der Sophien-Ausgabe.

2.3 Am Gymnasium wurde Literatur in deutscher Sprache ab 1757 zum Unterrichtsgegenstand. Vorhanden sind das Trauerspiel Leidender Christus (Hamburg 1748) von Hugo Grotius; ferner Über die rednerische Aktion (Leipzig 1796) von Johann Gottfried Pfannenberg, Die Griechenlieder (Leipzig 1844) von Wilhelm Müller, Die Lieder Gottfrieds von Neifen (Leipzig 1851), hrsg. von Moritz Haupt, und das Heldengedicht Gudrun (Stuttgart und Augsburg 1859), übersetzt von Karl Simrock. Unter den zahlreichen Literaturgeschichten befindet sich die Geschichte des neueren Dramas (Leipzig 1881-1883) von Robert Prölß und deren Fortsetzung, Die Geschichte der dramatischen Literatur und Kunst in Deutschland (Leipzig 1883). Der Bestand enthält von Karl Back, dem Redakteur des in Eisenberg erscheinenden Teutschen Patrioten, u. a. die deutsche Bearbeitung des historischen Romans Wilhelm Tell oder die freye Schweitz (Eisenberg 1824) von Jean-Pierre Claris de Florian, Epheuranken (Eisenberg 1832), eine Sammlung von Dichtungen, Parabeln und Erzählungen, und Napoleon als Volksredner (Eisenberg 1834).

2.4 Die Gruppe " Lateinische und Griechische Sprache und Literatur" zählt 656 Bde (19,5 Prozent; 18. Jh 2, 19. Jh 654), zumeist Übungs- und Lehrbücher, Chrestomathien und Anthologien zu griechischen und römischen Autoren. Der Lektionsplan von 1760/70 sah vor, daß der lateinische Unterricht im Mittelpunkt stand. Am häufigsten wurde Cornelius Nepos gelesen, außerdem Cicero, Caesar, Livius, Sallust, von den Dichtern Ovid, Horaz, Vergil und Terenz. Vorhanden sind u. a. Werke von Cicero (Venedig 1513), Ioëlis prophetae concio de persecucione (Jena 1550) von Johann Stigel, Elegia greca (Wittenberg 1556) von Joseph Wurtzler, Paraphrasis psalmorum Davidis poetica (Straßburg 1568) von George Buchanan, Carminum ... liber primus (Magdeburg 1578) von Johann Pomerarius, Epistolarum libri IV (Basel 1580) von Christophorus Longius, Libellus de vita beata (Halle 1609) von Valentin Weigel und Rationis et adpetitus pugna (Halle 1612) von Aeschacius Major (Joachim Caesar). Aus dem 19. Jh sind das Wörterbuch der Lateinischen Sprache (Leipzig 1834-1840) von Wilhelm Freund, Taciti Germania (Erlangen 1850), lateinisch und deutsch von Ludwig Doederlein, und Horaz und seine Freunde (Berlin 1889) von Friedrich Jacob anzuführen.

2.5 Das Griechische wurde zunächst nur im Privatunterricht gelehrt; behandelt wurden hauptsächlich Plutarch, Homer, Herodot und Thukydides, später auch Xenophon, Sophokles, Demosthenes und Aristophanes. Vorhanden sind Erklärende Anmerkungen zu Homer's Odyssee (Hannover 1826-1840) von Gregor Wilhelm Nitzsch, Platon's Werke (Berlin 1809-1828) von Friedrich Schleiermacher und Platonis opera omnia (Gotha, Erfurt und London 1833-1838), kommentiert von Gottfried Stallbaum, Pindarus Werke (Leipzig 1820), hrsg. von Friedrich Thiersch, Aeschylos Agamemnon (Leipzig 1857), metrisch übersetzt von Wilhelm von Humboldt, die Beschreibung von Griechenland (Stuttgart 1857-1863) des Pausanias, übersetzt von Johann Heinrich Christian Schubart, Griechische Götterlehre (Göttingen 1857) von Friedrich Gottlieb Welcker, Index Aristotelicus (Berlin 1870), ediert von Hermann Bonitz, und Reden und Vorträge (Leipzig 1899) von Otto Ribbeck (1827-1898).

2.6 In der Gruppe " Englische und Französische Sprache und Literatur" sind 78 Bde (2,3 Prozent; 18. Jh einer, 19. Jh 77) zusammengefaßt, meist Lehr- und Übungsbücher. Anzuführen sind die Die Gedichte Ossian's, eines alten celtischen Helden und Barden (Düsseldorf 1775) von James Macpherson. Das Französische wurde bis 1832 nur im Privatunterricht vermittelt und erst danach als Unterrichtsfach eingeführt.

2.7 Die Gruppe " Pädagogik und Schulwesen" zählt einschließlich der Schulschriften 297 Bde (8,8 Prozent; 18. Jh 37, 19. Jh 260), darunter eine Erneuerte Schulordnung für die deutschen Stadt- und Dorfschulen der Chur-Sächsischen Lande (Dresden 1773), Nachrichten aus Schnepfenthal für Eltern und Erzieher (Leipzig 1786) mit einer Nachricht von einer weiblichen Bildungsanstalt (27. März 1786) von Christian Carl André. Von Joachim Heinrich Campe sind die Sammlung einiger Erziehungsschriften (Leipzig 1778), Über Empfindsamkeit und Empfindelei in pädagogischer Hinsicht (Hamburg 1779), Über Belohnungen und Strafen in pädagogischer Hinsicht (Braunschweig 1788) und Kleine Seelenlehre für Kinder (Braunschweig 1804) vorhanden. Weiterhin liegen vor Neuer Orbis Pictus für die Jugend (Reutlingen 1842) von Jacob E. Gailer, und Karl Feldmann oder Der angehende Gymnasiast (Eisleben 1856) von August Gräfenhan.

2.8 Mit dem Lyzeum sind zahlreiche Schriften in Zusammenhang zu bringen, z. B. die Valet- und Gesegnungs-Predigt (Naumburg 1706) des Diakons und Rektors Adam Gschwend (1679-1722). Der Thesaurus eruditionis scholasticae (Leipzig 1717) von Basilius Fabri trägt einen handschriftlichen Vermerk des Konrektors Bartholomäus Welker von 1718. Die Lebensbeschreibung des Georg Christian Brendel (Eisenberg 1831), Rektor des Lyzeums zu Eisenberg, gab Carl Friedrich Hempel heraus. Aus Anlaß des fürstlichen Geburtstages veröffentlichte Brendel ab 1785 die Schulschrift Sacra natalia.

2.9 In der Gruppe " Geschichte, Biographien" sind 377 Bde vorhanden (11,2 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 5, 18. Jh 15, 19. Jh 356). Als Autoren sind u. a. Jacob Burckhardt, Karl Lamprecht, Theodor Mommsen und Leopold von Ranke vertreten. Vorhanden ist die Warhafftige Beschreibunge aller fürnemer Händel (Frankfurt a. M. 1572) des Johannes Sleidanus aus der Provenienz des Superintendenten Carl Ludwig Frommelt. Aus dem 19. Jh sind hervorzuheben Friedrich Johannes Frommanns Das Burschenfest auf der Wartburg (Jena 1818), Marie Antoinette in der Conciergerie (Eisenberg 1825), ein historisches Fragment von Louis-François Robiano de Borsbeek, übersetzt von August Leberecht Back, und Jacob Philipp Fallmerayers Fragmente aus dem Orient (Stuttgart 1877).

2.10 Unter den Biographien befinden sich Elogia clarorum virorum, qui Altenburgum tum scriptis tum egregiis meritis illustrarunt (Jena 1713), Immanuel Kant in seinen letzten Lebensjahren (Königsberg 1804) von Ehregott Andreas Christoph Wasianski, Dinter's Leben (Neustadt/Orla 1829), die Autobiographie des Pädagogen Gustav Friedrich Dinter, die Geschichte Friedrichs II. von Preußen (Berlin 1859-1869) von Thomas Carlyle, Johann Heinrich Voss (Leipzig 1872-1874) von Wilhelm Herbst, Rückblicke auf mein Leben (Berlin 1875) von Karl Gutzkow und die Geschichte des Geschlechts derer v. Tümpling (Weimar 1888-1894) von Wolf von Tümpling.

2.11 Religion, Theologie und Philosophie sind 238 Bde zuzuordnen (7 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh einer, 18. Jh 15, 19. Jh 221), darunter Sämmtliche Werke (Erlangen, Frankfurt a. M. 1826-1879; mit Lücken) von Luther und eisenbergische Gesangbücher. Von Johann Friedrich Gotthard Krause (1747-1825) ist die Sammlung neuer geistlicher Lieder und Gesänge (Eisenberg 1779) vorhanden.

2.12 Unter den philosophischen Schriften befinden sich Die Selbsterkenntniß (Leipzig 1765) von John Mason, Kleine philosophische Schriften (Berlin 1789) von Moses Mendelssohn und Die Rechte des Menschen (Kopenhagen 1793) von Thomas Paine. Von Kant sind Frühere noch nicht gesammelte kleine Schriften (Linz 1795), Vermischte Schriften (Halle 1799) und die Logik (Königsberg 1800) vorhanden. Ferner liegen vor Die Anweisung zum seeligen Leben oder auch die Religionslehre (Berlin 1828) von Fichte, Über die Moralität der Nothlüge (Neustadt/Orla 1828) von Christian Friedrich Böhme, Die Philosophie Herakleitos des Dunklen von Ephesos (Berlin 1858) von Ferdinand Lassalle und das System der Ethik (Berlin 1891) von Friedrich Paulsen.

2.13 Die Schriften des in Eisenberg geborenen Philosophen Karl Christian Friedrich Krause sind ein Sammelschwerpunkt der Bibliothek. Ein großer Teil stammt aus der Provenienz des Rektors Ludewig. Als frühestes Werk ist der Entwurf des Systems der Philosophie (Jena und Leipzig 1804) vorhanden. Das Tagblatt des Menschheitslebens erschien in Dresden, im Bestand ist nur Jg. 1 (1811) mit dem Plan (Nr. 1 24). Die Sammlung enthält ferner die Oratio de scientia humana et de via ad eam perveniendi (Berlin 1814), den Abriß des Systemes der Philosophie und des Rechtes oder des Naturrechtes (Göttingen 1828), Vorlesungen über die Grundwahrheiten der Wissenschaft (Göttingen 1829), Das Urbild der Menschheit (Göttingen 1831) und Die absolute Religionsphilosophie (Dresden und Leipzig 1834-1843) nebst Sachverzeichniß (Göttingen 1836). Neben weiteren Werken liegt auch Sekundärliteratur vor.

2.14 Unter den 24 Bdn zu Staat, Recht, Politik, Wirtschaft (17. Jh einer, 18. Jh einer, 19. Jh 22) befinden sich die Erledigung der bei den Landtagen von den Landständen " In Sachen Die Geistligkeit, Justitz, Policey, Renth-Cammer und Steuer betreffend übergebener Gravaminum und Gebrechen" (Altenburg 1684), Der Angriff und die Vertheidigung der Festungen (Berlin 1751) von Vauban, ein Code de procédure civile (Paris 1806) und ein Code Napoléon (Paris und Straßburg 1808).

2.15 Zur Gruppe " Kunst und Musik" (58 Bde, 1,7 Prozent; 18. Jh 4, 19. Jh 54) zählen Leonardo da Vincis Praktisches Werk von der Mahlerey (Nürnberg 1786), die Zeichnungslehre nach Pestalozzischen Grundsätzen (Heft 1, Leipzig 1805) von Johann Friedrich Ladomus Fellenberg sowie Pompeji in Leben und Kunst (Leipzig 1900) von August Mau. Die Harmonie der Sphaeren (Bonn und Köln o. J.), eine Hymne von Ludwig Theobul Kosegarten, wurde von Andreas Romberg (op. 45) in Musik gesetzt, der Versuch eines Lehrbuchs der praktischen Musik (Gera 1783) in systematischer Ordnung stammt von Johann Josef Klein († 1823), der auch das früher in der Eisenberger Region eingeführte Choralbuch verfaßt hatte. Die Musikalische Agende (Halle 1833-1834) von Johann Friedrich Naue gehörte ursprünglich dem Hof- und Schloßkirchenchor in Eisenberg.

2.16 Unter den Werken zur Geographie (120 Bde, 3,6 Prozent; 18. Jh 6, 19. Jh 114) befinden sich ein Band Homannscher Karten, Saxonia Superior & Inferior (Nr. 45-84; Nürnberg o. J.), ferner Saxonia monumentis viarum illustrata (Wittenberg 1726) von Carl Christian Schramm und Saxonia vetus et magna in parva (Dresden 1727) von Caspar Schneider, fortgeführt von Johann Conrad Knauth.

2.17 Die Gruppe " Naturwissenschaften, Technik, Medizin" umfaßt 213 Bde (6,4 Prozent; 16 Jh einer, 17. Jh 2, 18. Jh 20, 19. Jh 190). Anzuführen sind Die natürliche Magie (Berlin und Stettin 1782) von Johann Christian Wiegleb, das Handbuch der Naturgeschichte für die Jugend und ihre Lehrer (Bd 2, Berlin 1831) von Friedrich Philipp Wilmsen, Die Erd-Umwälzungen (Leipzig 1852) von George Cuvier und ein Atlas des Mineralreichs (Breslau [1858]). Zur Zoologie ist die Naturgeschichte der Vögel (Gera-Untermhaus 1897-1903) von Johann Andreas Naumann anzuführen, die aus der Herzoglichen Bibliothek Eisenberg stammt.

2.18 Die Bibliothek besaß ursprünglich einen beachtlichen Bestand botanischer Werke. Noch vorhanden sind ein Botanisches Handbuch (Wittenberg 1789-1790), gezeichnet von Christian Schkuhr, weiterhin die Abbildung der hundert deutschen wilden Holz-Arten (Stuttgart 1790-1800) von Johann Daniel Reiter mit den kolorierten Kupfertafeln der Beschreibung und Abbildung der in Deutschland seltener wildwachsenden und einiger bereits naturalisirten Holz-Arten (Stuttgart 1803).

2.19 Auf Mathematik wurde seit der Schulgründung großen Wert gelegt. Vorhanden sind der Thesaurus Mathematicus (Frankfurt a. M. 1613) von Bartholomaeus Pitiscus (Hrsg.) und Georgius Joachimus sowie eine Arithmetica logaritca (Gouda 1628) und Tabulae Sinuum, Tangentium et Secantium (Amsterdam 1681) von Adrian Vlacq. Die OEuvres von [Mathieu Bernard] Goudin enthalten vier Werke (Paris [1800]), die Pinakothek oder Sammlung allgemeiner nützlicher Tafeln für Jedermann (Berlin 1798) wurde 1788 zum ersten Mal von Johann Philipp Grüson veröffentlicht.

2.20 Aus dem Vorbesitz Franz Xaver von Zachs stammen Leonhard Eulers Mechanica (St. Petersburg 1736) und Dioptricae (St. Petersburg 1769-1771). Zur Beschreibung der Versuche mit den aerostatischen Maschinen der Herren von Montgolfier (Leipzig 1784) von Barthélemy Faujas de St. Fond ist auch die Fortgesetzte Beschreibung (Leipzig 1785) vorhanden. Johann Joseph von Littrow verfaßte den Atlas des gestirnten Himmels (Stuttgart 1839).

2.21 Zeitschriften sind mit 322 Bdn im Bestand (9,6 Prozent; 18. Jh 4, 19. Jh 318). Vorhanden sind Sächsische Merckwürdigkeiten (Leipzig 1724) von Johann Christoph Rüdiger, ein unvollständiges Exemplar der seit 1785 erscheinenden Jenaer Allgemeinen Literaturzeitung, das Eisenbergische Nachrichtsblatt (Jg. 10, 1830 ff.), die Dresdner Saxonia (Bd 1-5, 1835-1841), Petermanns Geographische Mitteilungen (Jg. 1, 1855 ff.; unvollständig) und Rheinische Blätter für Erziehung und Unterricht (Jg. 1, 1827 ff.; unvollständig) sowie Friedrich Fröbel's Wochenschrift (Jg. 1, 1850) und die Zeitschrift für Friedrich Fröbels Bestrebungen zur Durchführung entwickelnd erziehender Menschenbildung zu allseitiger Lebenseinigung (Heft 1-6, Oktober 1851-Juli/September 1852).

2.22 In der Gruppe " Allgemeines, Nachschlagewerke, Eisenberger Gelegenheitsdrucke" sind 310 Bde zusammengefaßt (9,3 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 122, 19. Jh 187), darunter Schrift- und Buchwesen in alter und neuer Zeit (Leipzig 1899) von Oskar Weise, der Dictionnaire de l'Académie françoise (Paris 1740), die Fortsetzung des allgemeinen Historischen Lexici, ein unvollständiges Exemplar der Allgemeinen Encyclopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1818-1850) von Ersch und Gruber und Die Deutsche Turnkunst (Berlin 1816) von Friedrich Ludwig Jahn.

2.23 Ein Sammelband mit Eisenberger Gelegenheitsdrucken aus Anlaß von Geburtstagen, Hochzeiten und Hof-Feierlichkeiten wurde der Bibliothek des Lyzeums durch Ludewig am 29. September 1856 übergeben. Ein anderer Sammelband faßt die Gelegenheitsgedichte des Konrektors Haberland zusammen und enthält Tafel- und Kirmeßlieder, Toaste, Glückwünsche und Festgesänge aus den Jahren 1830 bis 1856.

3. KATALOGE

EDV-gestützter Katalog [im Aufbau]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Friedrich-Schiller-Gymnasium Eisenberg, Schularchiv: Matrikel der Eisenberger Stadtschule

4.2 Darstellungen

Procksch, August: Geschichte des Lyceums. 2 Teile. Leipzig 1877-78 (Programm des Herzoglichen Christiansgymnasiums zu Eisenberg 43, 44)

Festschrift zur zweihundertjährigen Jubelfeier des Herzoglichen Christiansgymnasiums zu Eisenberg den 24. September 1888. Altenburg 1888

Hempel, Carl Friedrich: Lebensbeschreibung des Dr. Georg Christian Brendel. Eisenberg 1831 [S. 48 f. über die Bibliothek]

Back, August Leberecht: Chronik der Stadt und des Amtes Eisenberg von den frühesten Zeiten an bis zum Jahre 1843. Bd 1. Eisenberg 1843

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Fischer, Franz: Zu Philipp Melanchthon. In: Mitteilungen des Geschichts- und altertumsforschenden Vereins zu Eisenberg 16 (1901) S. 33-38 [über Johann Carions Chronicorum libellus (Frankfurt 1543), ehemals im Bestand der Gymnasialbibliothek]

Stand: April 1997

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.