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Lehrerbibliothek des Friedrichs-Gymnasiums

Adresse. Werrestr. 9, 4900 Herford [Karte]
Telefon. (05221) 18 93 58
Bibliothekssigel. <Hef 1>

Unterhaltsträger. Stadt Herford
Funktion. Gymnasialbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Nach Vereinbarung. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Gedruckte Informationen. Vereinzelt in alten Schulprogrammen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. - Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 10 Minuten). A 2, Ausfahrt Herford Ost-Herford West, Richtung Innenstadt. Parkplatz an der Schule.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Friedrichs-Gymnasium zu Herford wurde 1540 gegründet und ging aus der Lateinschule der Münsterkirche hervor. Die Bibliothek der Augustiner-Mönche wurde der Schule übereignet. Es handelte sich um 464 Bde, wovon 1749 nur noch 6 übrig waren.

1.2 Aus dem 16. und 17. Jh liegen nur spärliche Informationen über die Bibliothek vor. Zu Anfang des 18. Jhs brachten einzelne Herforder Bürger durch Schenkungen oder Stiftungen den Bestand auf etwa 100 Bde. Dazu gehörten der Bürgermeister Heinrich Hörmann, der 1728 auch die Finanzen der Bibliothek übernahm, und Zacharias Rottmann († 1673), der der Bibliothek ein kleines Kapital vermachte. Aus Schulprogrammen ist ersichtlich, daß die Neuerwerbungen bis ins 19. Jh hinein auf Schenkungen zurückgingen, wenngleich die von der Stadt Anfang der dreißiger Jahre bereitgestellten 34 Rthlr eine bescheidene Planung ermöglichten. Im späten 19. Jh kamen weitere Schenkungen von zahlreichen Privatpersonen, wie auch mit großer Regelmäßigkeit vom Königlichen Ministerium, von der Königlichen Regierung in Minden, vom Königlichen Provincial Schul-Collegium und vom Historischen Lesezirkel zu Herford (begründet von Schuldirektor Konrad Ernst Knefel) hinzu.

1.3 Auf Anregung des Herforder Gerichtsrats Seemann wurde im Jubiläumsjahr 1840 eine Stiftung zum Nutzen der Bibliothek ins Leben gerufen, das sogenannte " Stipendium Knefelianum" zur Erinnerung an den langjährigen Direktor. Dieses " Stipendium" ermöglichte Anschaffungen aus eigenen Mitteln, so daß 1893 der Gesamtbestand auf ca. 8000 Bde angestiegen war.

1.4 Bis ins 19. Jh hinein fielen der Bibliothek über ihren engeren Aufgabenbereich hinaus Sonderaufgaben zu, die in der Folgezeit als eigenständige Bereiche ausgegliedert wurden: Sie sollte zugleich Stadtbibliothek und " gleichsam ein Eigenthum des ganzen lesenden Publikums" sein. 1826 wurde eine eigene " Lesebibliothek" für Schüler abgezweigt. Es sollten Lehrbücher an weniger bemittelte Schüler ausgegeben werden (1856 wurde eine eigene " Unterstützungsbibliothek" eingerichtet). Schließlich gehörten die Lehrmittel, vor allem physikalische Geräte, zum Bestand und wurden aus dem gleichen Fond finanziert.

1.5 Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die gesamten Bestände aus der Stadt ausgelagert und erlitten keine Verluste. Seit dem Umzug in ein neues Schulgebäude (1973) befindet sich die Bibliothek in einem gesonderten Kellerraum.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek besitzt heute einen historischen Bestand von 4500 Bdn bei einem Gesamtbestand von etwa 10.000 Bdn. Der historische Bestand wurde durch Auszählung der Kataloge ermittelt. Etwa 700 Bde sind vor 1800 erschienen. Sie setzen sich aus 5 Inkunabeln, 102 Bdn aus dem 16. Jh, 154 aus dem 17. Jh und 438 aus dem 18. Jh zusammen. Die Gebiete Altertum (270 Bde), Geschichte (85 Bde), Religion (83 Bde) und Deutsch (77 Bde) sind vornehmlich vertreten. Aus dem 19. Jh stammen 3700 Bde.

2.2 90 Prozent des Bestandes sind deutschsprachig. Vor 1900 sind 964 Bde in Latein, 145 in Französisch, 43 in Englisch, 34 in Griechisch, 7 in Hebräisch und 7 in Italienisch. Bei den Werken aus dem 15. bis 17. Jh überwiegen die Werke in lateinischer Sprache mit 70 Prozent. Systematische Übersicht

2.3 Der Bestand ist auf die Bedürfnisse der Schulbibliothek eines humanistischen Gymnasiums abgestellt. Er ist systematisch aufgestellt, weitgehend nach Schulfächern. Der besonders schützenswerte Altbestand und die Zeitschriften sind gesondert aufgestellt.

2.4 Den weitaus größten Bestand (1500 Bde) aus der Zeit vor 1900 macht die Literatur des Altertums aus (16. Jh 63 Bde, 17. Jh 59, 18. Jh 145 und 19. Jh 1215). Der Schwerpunkt liegt bei Textausgaben und Kommentaren der lateinischen Schulautoren (440 Bde, u. a. Cicero, Horaz, Ovid, Tacitus) und der griechischen Schulautoren (620 Bde, davon 27 in griechischer Sprache, u. a. Aischylos, Aristophanes, Euripides, Homer, Platon, Sophokles, Xenophon). Daneben finden sich noch Grammatiken (54 Bde), literaturgeschichtliche Werke (51 Bde), Lexika (51 Bde) und Werke zur Geschichte (86 Bde) und Kulturgeschichte (144 Bde) des Altertums.

2.5 Die deutsche Literatur (715 Bde, davon 16. Jh 12, 17. Jh 1, 18. Jh 72 und 19. Jh 630 Bde) hat ihren eindeutigen Schwerpunkt bei den Autoren des 19. Jhs. Neben den wichtigsten Gesamtausgaben deutscher Schriftsteller finden sich die Werke von und über Goethe (105 Bde) und Schiller (48 Bde). Bei den 12 Bdn aus dem 16. Jh handelt es sich um frühe Drucke von Werken Martin Luthers (so De servo arbitrio 1526; Martini Lutheri ad D. Erasmum Roterodamum 1527; Gesamtausgabe von 1577). Neben Werken zur Literaturwissenschaft (45 Bde) und zur Sprachwissenschaft (59 Bde) sind noch 44 Bde zur alt- und mittelhochdeutschen Zeit vorhanden.

2.6 Die ca. 630 Bde umfassende Abteilung Geschichte (16. Jh 12, 17. Jh 22, 18. Jh 51 und 19. Jh 545 Bde) hat ihren Schwerpunkt in der deutschen Geschichte (360 Bde), wobei neben allgemein darstellenden Werken und Biographien die Zeit nach dem Mittelalter mit besonderer Berücksichtigung Preußens vorhanden ist. Die Geschichte einzelner Länder Europas ist mit 174 Bdn, vornehmlich aus dem 19. Jh, vertreten.

2.7 Unter den 340 Bdn aus dem Bereich Mathematik und Naturwissenschaft (16. Jh 5, 17. Jh 10, 18. Jh 38 und 19. Jh 287 Bde) nimmt die Literatur zur Erdkunde mit 207 Bdn den größten Teil ein. Neben Biologie und Chemie (78 Bde) nehmen sich die Mathematik (25 Bde) und Physik (26 Bde) eher bescheiden aus.

2.8 Bei der Theologie und Religionswissenschaft (238 Bde, davon 15. Jh 5, 16. Jh 16, 17. Jh 39, 18. Jh 26 und 19. Jh 152) finden sich die ältesten Bücher der Bibliothek (Psalmenkommentar des Augustinus, 1485 oder 1486 und zwei Bde eines Bibelkommentars von Nicolaus de Lyra, gedruckt bei Koberger). Bibelausgaben in deutscher oder lateinischer Sprache aus verschiedenen Jhn werden von Texten und Erklärungsschriften zum Alten und Neuen Testament (56 Bde) ergänzt. Unter 104 Bdn zur Religionslehre befindet sich vor allem dogmatische Literatur von lutherischen und katholischen Autoren, sowie von pietistischen Separatisten (17. Jh 5 Titel von Jean de Labadie, der von 1670 bis 1672 in Herford lebte). Die 46 Bde zur Kirchengeschichte entstammen fast ausschließlich dem 19. Jh.

2.9 Bei den neuen Sprachen (233 Bde) überwiegen die Werke in französischer Sprache (129 Bde) aus dem 19. Jh; 78 Bde sind in englischer, 7 Bde in italienischer Sprache. Es handelt sich ausnahmslos um Werke der Belletristik.

2.10 Zu Westfalen gibt es 171 Bde (17. Jh 8, 18. Jh 19 und 19. Jh 144). Neben Werken zur Geschichte, Kultur, Geographie, Kirchengeschichte, Recht und Wirtschaft, insbesondere aus dem 19. Jh (91 Bde), findet sich noch spezielles Schrifttum zu Lippe (5 Werke) und zum Minden-Ravensberger Land (27 Werke) sowie zur Geschichte Herfords (Stift, wichtige Familien und Personen, insgesamt 31 Titel).

2.11 Die 900bändige Sammlung an Zeitschriften (davon 300 vor 1900) enthält wesentlich für den Unterricht relevante Titel (einzelne Fächer, Zeitschriften für Philologen, Verordnungen). Daneben finden sich Zeitschriften verschiedener Vereine des Minden-Ravensberger Landes historisch-landeskundlichen Inhalts (meist aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

Systematischer Katalog [nach eigener Systematik]

Die Bestände sind im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Catalogus Bibliothecae Publicae in Gymnasio Herfordiensi adornata Superiorum iussu de 1736

[hschr. Katalog nach Formaten; Erscheinungsdaten reichen bis zum Beginn des 16. Jhs zurück; mit Namensverzeichnis von Spendern und Stiftern]

Katalog der Bibliothek des Gymnasiums zu Herford, ca. 1850-1860

[hschr.; systematisch aufgebaut; verzeichnet 610 Bde]

Catalogus programmatum, quae in bibliotheca Gymnasii Herfordensis asservantur. ca. 1860-1870

[hschr. Desideratenbuch mit Bezug auf einen verschollenen Hauptkatalog]

Fellinger, Heinrich: Katalog der Lehrer Bibliothek des Friedrichs Gymnasiums zu Herford. Teil 1-3

[Programm, Herford 1901, 1903, 1908]

3.3 Sonderkataloge

Am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jhs war der Historische Lesezirkel in Herford eng mit dem Gymnasium verbunden. Teile des Bestandes sind in den Besitz der Lehrerbibliothek übergegangen.

Historischer Lesezirkel zu Herford: Verzeichnis der Bücher nach laufenden Nummern, 1897-1916

[hschr. Verzeichnis der jährlich gekauften Bücher, nach Zugang geordnet, einschließlich Abrechnungen]

Historischer Lesezirkel: Hauptkatalog. o. J.

[hschr. Verzeichnis nach Verfassern]

Historischer Lesezirkel: Verzeichnis der Bücher nach laufenden Nummern. 1916-1924

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Akten betreffend die Verwaltung, Buchschenkungen, Buchempfehlungen, Sammlungen und Unterrichtsmittel mit größeren zeitlichen Unterbrechungen aus den Jahren zwischen 1799 und 1959. Beschreibung der Räumung der Bibliothek am Ende des Zweiten Weltkrieges

4.2 Darstellungen

Knefel, Konrad Ernst: Geschichte des Friedrichs Gymnasiums in Herford, als Einladung zu der am 1sten November ... veranstalteten Feierlichkeit. Herford 1817

Francke, August Ludwig: Geschichte des Friedrichs Gymnasiums zu Herford, verfaßt bei Gelegenheit der dritten Säkularfeier der Stiftung des Gymnasiums am 7. Juli 1840. Herford 1840

ölleken, Wolfgang: Kurze Einführung in die Geschichte der Gymnasialbibliothek bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Herford 1965

Holtschmidt, Wilhelm: Geschichte der Schule 1540-1840. In: In alter Gebundenheit zu neuer Freiheit. Festschrift zur 425-Jahr Feier des Friedrichs Gymnasiums zu Herford. Herford 1965, S. 7-87

Otto, Bernard: Aus der Geschichte des Friedrichs Gymnasiums von 1840 bis in die Gegenwart. In: Festschrift ... 1965, S. 88-126

Stand: August 1989

Peter Baumann


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.