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Bibliothek des Fritz-Hüser-Instituts für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur

Adresse. Ostenhellweg 56-58, 4600 Dortmund [Karte]
Telefon. (0231) 542-2 31 35 Telex. 542-2 28 77
Bibliothekssigel. <Dm 16>

Unterhaltsträger. Stadt Dortmund
Funktion. . Öffentlich zugängliche Präsenzbibliothek und Archiv für Arbeiterliteratur und Arbeiterkultur. Arbeitsinstrumentarium für eigene Forschungsprojekte und zur Herstellung von Wanderaustellungen.
Sammelgebiete. Arbeiterliteratur, Arbeiterkultur, Medien der Arbeiterbewegung, Arbeitersport.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Freihandaufstellung, außer bei den Zeitschriften. Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch 10-16 Uhr, Donnerstag 10-17.15 Uhr, Freitag 10-12.30 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Videogerät, Tonbandgerät, Plattenspieler.
Gedruckte Informationen. Institutsprospekt.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung empfehlenswert. - Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 10 Minuten) über Westenhellweg. Parkplatz Ostwall.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Fritz-Hüser-Institut geht auf eine 1923 durch den Stahlarbeiter Fritz Hüser begonnene Privatsammlung von Büchern, Zeitschriften und Dokumenten der gesamten Arbeiterkulturbewegung, insbesondere der Arbeiterdichtung zurück. Auf dem zweiten Bildungswege zum Bibliothekar geworden, war er von 1945 bis 1974 Direktor der städtischen Büchereien Dortmunds. 1973 übergab er zum Zeitpunkt seiner Pensionierung die Privatsammlung, die er inzwischen schon der interessierten Öffentlichkeit des In- und Auslandes zugänglich gemacht hatte, an die Stadt Dortmund, die daraus ein wissenschaftliches Institut in der Trägerschaft der Stadt machte.

1.2 Die Privatsammlung nannte sich Archiv für Arbeiterdichtung und soziale Literatur und wurde 1983 in Institut für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur umbenannt, als sie in städtischen Besitz kam. Seit 1983 heißt es zu Ehren des Begründers Fritz-Hüser-Institut für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur. Mit der Übernahme der Sammlung verpflichtete sich die Stadt Dortmund, das Archiv zu einem Institut mit entsprechender Personal- und Sacttelausstattung auszubauen.

1.3 1981 zog das Institut in angemessene Räume um, so daß alle Bestände in Freihandaufstellung zugänglich wurden. Als Spezialabteilungen wurden eine Handschriften- und Dokumentenabteilung, ein Zeitschriftenraum, ein Bildarchiv, ein Medienarchiv, ein Werkkreisarchiv und Ausstellungsräume eingerichtet. Diese Erschließung machte die Zusammenstellung von Ausstellungen möglich, die von 1979 bis 1989 in 108 Städten in Europa gezeigt werden konnten.

1.4 Der Umfang der Sammlung betrug bei der Übergabe an die Stadt ca. 10.000 Titel Monographien und Zeitschriften sowie 28 Nachlässe und Teilnachlässe und ca. 2000 Grafiken, Fotografien und Flugblätter aus dem Zeitraum seit ca. 1848. Seither hat sich der Bestand auf 26.500 Bücher und 1109 Zeitschriften erhöht sowie auf 4000 Originalgrafiken, Plakate und Mappen, ein Archiv mit 57 lfd. Metern Archivalien und ein katalogisiertes historisches Foto- und Medienarchiv.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von 26.500 Bdn (ohne Zeitschriften) umfaßt der historische Bestand 10.200 Bücher mit Erscheinungsdaten bis 1933, darunter 2600 vor 1900. 588 Zeitschriften sind aus dem Zeitraum von der Mitte des 19. Jhs bis 1933 vorhanden. Von der ausländischen Arbeiterliteratur sind im wesentlichen nur deutsche Übersetzungen gesammelt worden, so daß nur wenige nicht-deutschsprachige Titel vorliegen. In erheblichem Maße ist aber Literatur in Esperanto in der Sammlung zur Geschichte der Arbeiter-Esperanto-Bewegung vorhanden; von 811 Titeln stammen aus der Zeit zwischen 1880 und 1933 178 Monographien und 33 Zeitschriften. Systematische Übersicht

2.2 Der Bestand ist in 19 Sachgruppen systematisch aufgestellt. Bis 1933 enthält die Bibliothek 160 Bde allgemeine und zusammenfassende Literatur zur Arbeiterkultur. 200 Biographien und Autobiographien von Arbeitern zwischen 1853 und 1933 sind vorhanden. Der Bestand zur Geschichte der Arbeiterdichtung umfaßt 600 allgemeine Titel und 2100 spezielle, vor allem Ausgaben von Arbeiterschriftstellern aller politischen Richtungen, von den Vormärz-Autoren des 19. Jhs, den 1848er Autoren, den SPD-Autoren vor 1914 wie Minna Kautzky, Max Kretzer, Ludwig Lessen und Ernst Preczang, von anarchistischen Autoren wie John Henry Mackay bis hin zu den Arbeiterdichtern des 20. Jhs, die der SPD nahestanden, sowie dem Bund proletarisch revolutionärer Schriftsteller, die sich der KPD zugehörig fühlten, und christlichen Arbeiterdichtern wie Christoph Wieprecht. Im Bereich der internationalen Arbeiterliteratur besitzt das Institut eine Sammlung von 650 Übersetzungen, vor allem aus den Verlagen der Arbeiterbewegung der zwanziger Jahre (Malik-Verlag, Universum-Verlag u. a.).

2.3 Aus dem Bereich historischer Theaterliteratur (ein Sammelschwerpunkt des Instituts) liegen 650 ältere Titel vor, darunter fast vollständig die Produktion des Arbeitertheaters Alfred Jahn vom 19. Jh bis 1933 (Verzeichnis s. u. 5). Dieser Bestand enthält auch Texte des Arbeiterjugendtheaters, unter anderem zum " Roten Kasper", zur Arbeitersprechchorbewegung, zum Agit-Prop-Theater, zum Kabarett, zu Bewegungschören und anderen Formen des Arbeiter-Laien-Theaters und den professionellen Theatern des 19. Jhs und der Weimarer Republik. Der Altbestand der Sammlung Bergbau enthält 150 Titel, der der Sammlung Kriegsliteratur und pazifistische Literatur 120.

2.4 Die Abteilung Arbeiterbildung enthält 530 ältere Titel zu Arbeiterbildungsbestrebungen, zur Schulreform und zur Entstehung der Volkshochschulen. Wichtige Autoren sind u. a. Siegfried Bernfeld und Otto Rühle. Der informative Bestand zum Bereich Feste und Feiern der Arbeiterbewegung enthält 130 Bde, darunter besonders Werke mit Vorschlägen zur Gestaltung der Festtage der Arbeiterbewegung (1. Mai, Jugendweihen, Republikfeste, Frauentag, Winter- und Sonnenwendfeste etc.).

2.5 Die Abteilung politische und gewerkschaftliche Geschichte der Arbeiterbewegung enthält 1100 historische Titel aller politischen Richtungen der Arbeiterbewegung von der Sozialdemokratie über Kommunismus, Anarchismus bis hin zur christlichen Arbeiterbewegung. Die Abteilung Arbeiterjugend enthält 250 ältere Bde, die Abteilung Kunst der Arbeiterbewegung 300, die Abteilung Lied und Musik ebenfalls 300, darunter seltene Liedhefte verschiedener Organisationen der Arbeiterbewegung des 19. und beginnenden 20. Jhs. Eine Reihe davon erschien im Exil. Unter den 100 älteren Titeln über die Medien der Arbeiterbewegung finden sich vor allem Werke über die Arbeiterpresse sowie über die Anfänge der Arbeiterfotografen- und der Arbeiterradiobewegung. Die 50 älteren Titel zur naturwissenschaftlichen Aufklärung der Arbeiter enthalten vor allem die fast vollständige Reihe der Urania. Zur Kulturgeschichte und Kulturpolitik der Arbeiterbewegung existieren 550 Titel, zu Religion und Freidenkerbewegung 190. Im Bereich der Sozialgeschichte und Kultur verschiedener Gruppen der Bevölkerung, Frauenbewegung, Kultur ausländischer Arbeiter, Vagabundenkultur liegen 260 Titel vor, darunter die Gesamtproduktion des Verlags der Vagabunden (1927-1933).

2.6 Zum Arbeitersport sind 160 Bde vorhanden, von den Arbeiter-Olympiaden bis hin zu Festschriften von regionalen Sportfesten. Im Bereich Wirtschaft und Technik sind 320 Titel zu nennen, darunter Literatur zur Geschichte des Genossenschaftswesens und zur Geschichte des Arbeitsbegriffs. Die Abteilung zur Geschichte der organisierten Arbeiterjugendbewegung enthält 600 Titel, die zur Psychologie und Philosophie 50.

2.7 Ein wichtiger, von vielen Benutzern im Institut nicht vermuteter Bestand sind 680 Titel zu den Sexualwissenschaften (u. a. von Eduard Fuchs, Magnus Hirschfeld, Max Hodann sowie Wilhelm Reich und seinen Schülern), zu Themen von der Prostitution bis zur Sexualreform, überdies auch erotische Literatur.

2.8 Zeitschriftenbestände (insgesamt 663 Titel) sind aus folgenden Bereichen vorhanden: Allgemeines 33 Titel, Arbeiterliteratur 172, Bildung und Erziehung 32, Geschichte und Politik der Arbeiterbewegung 98, Arbeiterjugend 140, Kunst der Arbeiterbewegung 12; Lied, Musik 3, Medien 6, Kulturpolitik 80, Religion 21, Soziologie 16, Sport 43, Wirtschaft/Technik 3, Verschiedenes 4. Sondersammlungen

2.9 Separat aufgestellt und durch eigene Kataloge oder Findbücher erschlossen sind die Sammlungen: Arbeiter-Esperanto-Bewegung; Ton-Dokumente aus den zwanziger Jahren (Original-Schellack-Platten sind auf Tonband überspielt); Bildarchiv (mehrere tausend Original-Graphiken, Fotografien und Plakate); Dokumentenarchiv zu sämtlichen Sammelgebieten des Fritz-Hüser-Instituts; Nachlässe der Arbeiterschriftsteller Max Barthel (1893-1975), Gerrit Engelke (1890-1918), Gregor Gog (1891-1945), des Begründers des Verlags der Vagabunden und der Vagabundenzeitschriften (1927-1933), Ernst Preczang (1870-1945), Mitbegründer der Büchergilde Gutenberg, Bruno Schönlank (1891-1965), Begründer der Arbeitersprechchor-Bewegung, Hans Tombrock (1895-1966), Vagabundenmaler der " Bruderschaft der Vagabunden" und Paul Zech (1881-1946).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog [nach RAK-WB; im Aufbau]

Systematischer Katalog mit Schlagwortindex

[im Aufbau]

Zeitschriftenkartei [alphabetisch und systematisch]

Esperanto-Kartei

Findbuch Bildarchiv

Katalog des Foto-Bestandes

Gedruckte Spezialkataloge und Bestandsverzeichnisse:

Die Arbeiter-Sport- und Kultur-Bewegung. Ein Bestandsverzeichnis. In: Informationen des Instituts für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur Nr. 27/80 [kann beim Institut angefordert werden]

Schwarz, Max: Der Arbeiterjugendverlag. Berlin 1920-1933. Eine Bibliographie. Bonn 1977

Steinmetz, Ursula; Noltenius, Rainer: Vagabundenkultur. Bestandsverzeichnis des " Instituts für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur" der Stadt Dortmund. Berlin 1982

Noltenius, Rainer (Hrsg.): Das Institut für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur. Ein Bestandsverzeichnis. Dortmund 1983

[mit folgenden für den Berichtszeitraum wichtigen Beständen: Verzeichnung der Autoren des 19. und 20. Jhs zur Arbeiterliteratur, Verzeichnis des Nachlasses Ernst Preczang (1889-1949) und des Nachlasses Heinrich Lersch (1898-1936)]

Clark, Jon: Der Nachlaß von Bruno Schönlank. In: Jon Clark: Bruno Schönlank und die Arbeitersprechchor-Bewegung. Köln 1984, S. 226-229

Bestandsverzeichnis der Esperanto-Zeitschriften (1911-1989). Informationen des Fritz-Hüser-Instituts für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur Nr. 33/89 [mit Schwerpunkt auf der Arbeiter-Esperanto-Bewegung und Esperanto in den sozialistischen Ländern; kann beim Institut angefordert werden]

Seywald, A. (Hrsg.): Bibliographie der Zeitschriften der Arbeiterkulturbewegung bis 1933

[führt die Bestände folgender Bibliotheken auf: Institut zur Erforschung der europäischen Arbeiterbewegung der Universität Bochum, Institut für Zeitungsforschung der Stadt Dortmund, Fritz-Hüser-Institut für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur der Stadt Dortmund. In Vorbereitung]

Zentrale Nachweise:

Die Bestände sind weder im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen. Sie sind im Dortmunder Gesamtkatalog der UB Dortmund verzeichnet.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Bieber, Hedwig; Käufer, H.; Klotzbücher, Alois (Hrsg.): Dienst an Büchern, Lesern und Autoren. Festschrift für Fritz Hüser. Berlin 1973 [S. 165-236]

Hüser, Fritz: Lesen, Sammeln und Vermitteln. 1. Es gab viele Wege zum Sozialismus. 2. Als die Bücher brannten. 3. Arbeitswelt und Literaturbetrieb. [WDR-Sendungen vom 28. Mai 1977 bis 25.Juni 1977. Funkmanuskripte im Fritz-Hüser-Institut]

Noltenius, Rainer: Fritz Hüsers Institut für Arbeiterliteratur und das zeitgenössische literarische Leben. In: Alois Klotzbücher (Hrsg.): Von Büchern und Bibliotheken in Dortmund. Dortmund 1982, S. 125-141

Steinmetz, Ursula: Fritz Hüser-Bibliographie (1973-1983). Dortmund 1983 (Informationen 28/83 des Fritz-Hüser-Instituts)

Noltenius, Rainer: Das Fritz-Hüser-Institut für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur. In: Archivpflege in Westfalen und Lippe Nr. 22 (Dezember 1984) S. 14-21

Wegenaer, Anke: Das Fritz-Hüser-Institut für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur der Stadt Dortmund. Diplomarbeit. Köln: Fachhochschule für Bibliotheks- und Dokumentationswesen 1988

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Noltenius, Rainer: Das Institut für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur in Dortmund. In: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung Nr. 17 (1981) Heft 4, S. 533-543

Den Arbeitern aller Länder eine Sprache! Zur Geschichte der Arbeiter-Esperanto-Bewegung 1903-1983. Dortmund 1983 [zu beziehen durch das Institut]

Schirmer, Lothar: Notate zu Texten des sozialdemokratischen Arbeitertheaters in der Weimarer Republik. Alfred Jahn und der Leipziger Arbeiter-Theaterverlag. In: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 19 (1983) Heft 1, S. 22-53 [enthält Bestandsverzeichnis des Arbeitertheater-Verlags-Bestandes des Fritz-Hüser-Instituts]

Noltenius, Rainer: Der Arbeitersport im Fritz-Hüser-Institut. Mit einem Anhang " Periodika zum Arbeitersport vor 1933 im Fritz-Hüser-Institut". In: H. J. Teichler (Hrsg.): Arbeiterkultur und Arbeitersport. Clausthal-Zellerfeld 1985, S. 252-259

Zahlreiche Hinweise zu den Beständen finden sich in den " Schriften des Fritz-Hüser-Instituts für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur der Stadt Dortmund" sowohl in der Reihe 1: Ausstellungskataloge zur Arbeiterkultur, als auch in der Reihe 2: Forschungen zur Arbeiterliteratur, sowie in den Jahresberichten mit Pressespiegeln des Fritz-Hüser-Instituts seit 1981.

Stand: November 1989

Rainer Noltenius

Ursula Steinmetz-Boeninger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.