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Fürstlich Hohenzollernsche Hofbibliothek

Adresse. Schloß, 72488 Sigmaringen
Telefon. (07571) 729-25
Telefax. (07571) 729-49
Bibliothekssigel. <156>

Unterhaltsträger. Friedrich Wilhelm Fürst von Hohenzollern
Funktion. Öffentlich zugängliche Spezialbibliothek zur Geschichte Hohenzollerns und zur Erforschung der Fürstlich Hohenzollernschen Sammlungen.
Sammelgebiete. Geschichte Hohenzollerns, Kultur- und Kunstgeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 7.30-12.30 Uhr und 13.30-16.30 Uhr, Freitag 7.30-12.30 Uhr und 13.30-15.30 Uhr. - Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät (nur für neuere Bestände).
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Fußwegnähe vom Bahnhof (5 Minuten). Über Stuttgart: A 81, Ausfahrt Tuningen, B 311/313 oder über Ulm: B 311. Parkplätze in geringer Entfernung vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Als Fürst Joseph von Hohenzollern-Sigmaringen in den Jahren 1720 bis 1764 Um- und Neubauten am Schloß Sigmaringen vornehmen ließ, fand die " beglaubigte Anlage einer eigentlichen Schloßbibliothek" (Kaufhold, s. u. 4.2, Quelle Nr. 9) statt. Ende des 18. Jhs umfaßte sie 1230 Bde aus sämtlichen Wissensgebieten, vornehmlich geschichtliche und theologische Werke sowie Schöne Literatur. Im Laufe des 19. Jhs erfuhr die " Hofbibliothek" (Benennung seit 1817) erheblichen Zuwachs durch Integration zahlreicher Privatbibliotheken von Angehörigen der Fürstlichen Familie, Bücher-Ausscheidungen fürstlicher Behörden, Ankauf, Schenkungen, etc. 1894 waren 30.382 Bde vorhanden. Auch im 20. Jh sind diese Quellen der Bestandsvermehrung wirksam geblieben.

1.2 Fürst Karl Anton verpflichtete 1862 mit Emil Roessler den ersten wissenschaftlichen Bibliothekar (1862-1863) und machte die Bibliothek öffentlich zugänglich. Der nachfolgende Hofbibliothekar Friedrich August Lehner (Amtszeit 1864-1894) gestaltete einen in 32 Sachgebiete gegliederten, mit wenigen Ergänzungen noch heute gültigen Bibliotheksplan. " Mit Vorliebe wird der Zweig der Archäologie, Kunst, Kunstindustrie und verwandter Gebiete gepflegt, da die Bibliothek vorzugsweise auch die Hilfsmittel zum Studium und zur Erklärung der Kunstschätze des Museums zu liefern hat" (Lehner, s. u. 4).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der historische Buchbestand umfaßt 41.406 Bde (einschließlich 3084 Karten). 240 Bde sind Inkunabeln (hauptsächlich Theologica, Philosophica und Historica), 510 entfallen auf das 16. Jh, 1055 auf das 17. Jh, 5078 auf das 18. Jh und 34.523 auf das 19. Jh. Hinzu kommen 1359 Hss. Die deutsche Sprache dominiert mit ca. 90 Prozent. Bei den fremdsprachigen Werken fallen die lateinischen mit ca. 3 Prozent, die französischen mit ca. 5 Prozent und die englischen mit etwa einem Prozent ins Gewicht.

Systematische Übersicht

2.2 Seit 1864 werden die Bücher nach dem genannten Bibliotheksplan ( s. o. 1.2) geordnet, und zwar in Form einer kombinierten systematischen und Numerus-currens-Aufstellung. Die einzelnen Sachgruppen werden im folgenden hinsichtlich der vorhandenen historischen Buchbestände schwerpunktmäßig beschrieben.

2.3 Den umfangreichsten Bestand bildet die Schöne Literatur mit 5997 Bdn. Auf literarische Gesamtausgaben entfallen 1839 Bde (360 aus dem 18. Jh). Die deutschsprachigen Autoren sind mit mehr als 2500 Bdn vertreten. Es handelt sich überwiegend um Ausgaben des 19. Jhs (102 Bde aus dem 18. Jh). Die fremdsprachige Literatur, vornehmlich die französische und die englische, umfaßt ca. 1500 Bde, davon 282 aus dem 18. Jh. Die Gruppe " Griechische und Römische Literatur" enthält 729 Bde (18. Jh 144, 19. Jh 510); die Sachgruppe " Orientalische Literatur" 98 Bde. Über 500 Bde (87 aus dem 18. Jh) sind unter Literaturwissenschaft aufgestellt. Auf die Sprachwissenschaft entfallen 352 Bde (54 aus dem 18. Jh und 279 aus dem 19. Jh).

2.4 Mit insgesamt 5911 Bdn stellt die Geschichtswissenschaft den zweitgrößten Bestand der Bibliothek dar. Mehr als 25 Prozent (1706 Bde) sind historische Quellensammlungen und Gesamtdarstellungen, überwiegend aus dem 19. Jh. Gut vertreten ist die Landesgeschichte (vorwiegend europäischer Staaten) mit 1438 Bdn (59 aus dem 17. Jh und 355 aus dem 18. Jh). Die Ortsgeschichte (vorwiegend des Deutschen Reichs) behandeln 465 Bde (58 aus dem 18. Jh und 386 aus dem 19. Jh). Dazu gehört auch ein umfangreicher Bestand von Autobiographien, Biographien und Memoiren (2302 Bde, 232 aus dem 18. Jh). Die Hohenzollerana bilden mit 764 Bdn (Monographien und Zeitschriften, überwiegend aus dem 19. Jh) eine wesentliche Untergruppe dieser Abteilung. Das Paläographisch-antiquarische Fach zählt 698 Bde aus dem Bereich der historischen Hilfswissenschaften, darunter 90 Bde aus dem 18. Jh.

2.5 Das Kulturhistorische Fach umfaßt insgesamt 2027 Bde. Es ist unterteilt in Allgemeine Kulturgeschichte und Archäologie mit 1692 Bdn (113 aus dem 18. Jh) und Spezielle Kulturgeschichte mit 301 Bdn aus dem 19. Jh. Die Literatur der letztgenannten Untergruppe erstreckt sich auf die Gebiete Geräte, Kleidung, Brauchtum, Sitten, Sagen u. ä.

2.6 Zur Staatswissenschaft gehören 3540 Bde. Einerseits handelt es sich um Staatshandbücher und Adelslexika (750 Bde, 198 aus dem 18. Jh) sowie um Statistiken aus dem 19. Jh (537 Bde), vornehmlich Preußen betreffend. Andererseits sind in dieser Abteilung über 1800 Bde zur Staats- und Sozialwissenschaft zu finden (68 aus dem 17. Jh und 425 aus dem 18. Jh). Außerdem sind Gesetzes- und Verordnungsblätter aus dem 19. Jh (228 Bde) vorhanden, insbesondere bezüglich Hohenzollern. Unter Rechtswissenschaft wurden 1231 Bde gezählt. Aus dem 16. Jh stammen 116 Bde, aus dem 17. Jh 162 , aus dem 18. Jh 475 und aus dem 19. Jh 478. Ferner besitzt die Bibliothek 1098 Bde Militaria (70 aus dem 18. Jh) und 21 Bde zum Seewesen.

2.7 Zur Allgemeinen Kunst bzw. Kunstgeschichte sind 3482 Bde vorhanden, hauptsächlich ca. 3000 Bde Zeitschriften, Lexika, Gesamtdarstellungen und Kunstführer aus dem 19. Jh. Malerei und Graphik zählen 298 Bde aus dem 19. Jh; die Plastik 60. 399 Bde informieren über Kunstsammlungen und -ausstellungen. Die Gruppe " Mimische, gymnastische und Spiel-Künste" umfaßt 85 Bde. Der Bestand zur Musik (181 Bde bzw. Hefte) setzt sich aus Monographien und Notendrucken des 19. Jhs zusammen.

2.8 In der Sachgruppe " Politische Erdbeschreibung" sind 2197 Bde aufgestellt. Davon entfallen 1896 Bde (209 aus dem 18. Jh) auf Geographie und Reiseberichte. Außerdem sind 284 Reisehandbücher aus dem 19. Jh vorhanden. Von 3084 Karten stammen 142 aus dem 17. Jh und 250 aus dem 18. Jh. Regionaler Schwerpunkt dieses Bestandes ist Mitteleuropa, thematischer Schwerpunkt die Verwaltungs- und Militärgeschichte.

2.9 Gut 1700 Bde umfaßt die Abteilung " Theologische Wissenschaften". Auf die Historische Theologie entfallen 793 Bde (72 aus dem 16. Jh und 129 aus dem 18. Jh), während die Praktische Theologie 735 Bde (91 aus dem 17. Jh und 217 aus dem 18. Jh) zählt.

2.10 Die Sachgruppe " Land-, Forst- und Hauswirtschaftswesen" umfaßt 1580 Bde. Zu Landwirtschaft, Gartenbau, Tierzucht liegen 644 Bde aus dem 19. Jh vor, zu Forstwirtschaft und Jagd 890 (59 aus dem 18. Jh).

2.11 Zu den Naturwissenschaften sind 952 Bde vorhanden. Davon sind 180 (darunter 72 zoologische Werke) im 18. Jh und 760 (darunter 181 botanische und 126 geologische Werke) im 19. Jh erschienen. Gesundheitswesen und Medizin umfassen 511 Bde (102 aus dem 18. Jh). Unter Mathematik sind 111 Bde aus dem 19. Jh aufgestellt. Von 655 Bdn zur Technik behandeln 257 das Bauwesen und 206 das Kunsthandwerk. Die Handelswissenschaft ist mit 64 Bdn vertreten.

2.12 Das Bildungswesen im allgemeinen betreffen 356 Bde (70 Bde aus dem 18. Jh). Die Abteilung " Populäre Literatur" mit insgesamt 2365 Bdn enthält 666 Bde Zeitungen aus dem 19. Jh, hauptsächlich in Hohenzollern verlegte bzw. vertriebene Presse, und über 1600 Bde literarische Zeitschriften, Kalender und Almanache (68 aus dem 18. Jh).

2.13 Die Philosophie ist mit 287 Bdn vertreten, die etwa je zur Hälfte im 18. und im 19. Jh erschienen sind. Im Bereich " Wissenschaftsgeschichte, Enzyklopädien" besitzt die Bibliothek 262 Bde aus dem 19. Jh.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, vorwiegend nach Hausregeln, seit 1864]

Systematischer Katalog

[in Zettelform, seit 1864, dient zugleich als Standortkatalog]

Schlagwortkatalog

[in Zettelform, seit 1958]

Spezialkataloge für Hohenzollerana [seit 1981]

Die Bestände sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg, aber nicht in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Quellen zur Bibliotheksgeschichte finden sich im Staatsarchiv Sigmaringen (Fürstlich Hohenzollernsches Haus- und Domänenarchiv) und in der Altregistratur der Hofbibliothek.

Historische Kataloge der Schloß- und späteren Hofbibliothek [um 1795, 1817, 1825 und 1860]

Inventare und Bücherlisten [betreffen Bibliotheken von Angehörigen des Fürstenhauses Hohenzollern sowie von Bibliotheken in auswärtigen fürstlichen Gebäuden Schlösser Hechingen, Krauchenwies, Weinburg u. a. aus dem 16. bis 20. Jh]

Vgl. dazu die Angaben bei Renate Decke-Cornill, Repertorium bibliotheksgeschichtlicher Quellen. Wiesbaden 1992, S. 112

4.2 Darstellungen

Demmin, Auguste: Souvenirs de voyage et causeries d'un collectionneur ou Guide artistique pour l'Allemagne. Paris 1864, S. 101-102

Schloß Sigmaringen. In: Illustrierte Zeitung Leipzig 49 (1867) Nr. 1266, S. 232-234

Lehner, Friedrich August: Fürstlich Hohenzollernsches Museum zu Sigmaringen. Verzeichniss der Handschriften. Sigmaringen 1872 [Vorbemerkung]

Zingeler, Karl Theodor: Sigmaringen und seine nächste Umgebung. Sigmaringen 1877, S. 46-48

Lehner, Hans: Dr. Friedrich August Lehner. In: Zollerheimat 2 (1933) S. 24-27

Kaufhold, Walter: Fürstenhaus und Kunstbesitz. Sigmaringen 1969

Stand: März 1991

Peter Kempf


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.