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Bibliothek des Fürstlichen Hauses Hohenlohe-Langenburg

Adresse. Schloß, 74595 Langenburg [Karte]
Telefon. (07942) 2277 (Hohenlohe Zentralarchiv, Neuenstein)

Unterhaltsträger. Fürstliches Haus Hohenlohe-Langenburg
Funktion. Privatbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Sämtliche Wissensgebiete; Schwerpunkte im 17. und 18. Jh. 2. Besondere Sammelgebiete: Historische und poetische Texte der Frühen Neuzeit.

'Benutzungsmöglichkeiten.
'Benutzung ausschließlich über das Hohenlohe Zentralarchiv Neuenstein. Schriftliche oder telefonische Anfragen nur an: Hohenlohe Zentralarchiv, Schloß, 74632 Neuenstein. Ein Mikrofilm des Katalogs ist in Neuenstein vorhanden.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopier- und Mikrofilm-Lesegeräte im Zentralarchiv.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erbeten. - A 6, Ausfahrt Neuenstein.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek des Fürstlichen Hauses Hohenlohe-Langenburg auf Schloß Langenburg ist über vierhundert Jahre gewachsen. Das Schloß Langenburg gehört seit der Stauferzeit zum Besitz des Hauses Hohenlohe, einem schon im Mittelalter bedeutenden Geschlecht. Die große Zeit des Hauses, das in seiner Neuensteiner Hauptlinie 1556 protestantisch wurde, lag am Ende des 16. und im ersten Drittel des 17. Jhs, als durch die Grafen Philipp Ernst von Hohenlohe-Langenburg, der als Oberster in den Diensten der niederländischen Generalstaaten stand, und Georg Friedrich von Hohenlohe-Weikersheim, dem Verbündeten des Winterkönigs und späteren Anhänger Gustav Adolfs, die Geschichte der Dynastie Teil der großen europäischen Geschichte wurde. 1764 erfolgte die Erhebung in den Reichsfürstenstand. Im Jahre 1806 wurde das Fürstentum mediatisiert.

1.2 Ein Bücherverzeichnis aus dem Jahre 1586 bildet den frühesten Beleg für die Existenz einer Bibliothek. Das Original des " Register[s] vber des wolgebornen Herrn Herrn Wolffgangs Grauen von Hohenloe vnd Herren zu Langenburgk meines gnedigen Herrn Liberey vnd Bücher in Ihrer gnaden Gewelb zu Langenburck" befindet sich im Hohenlohe Zentralarchiv Neuenstein. Die handschriftliche Aufstellung wurde angelegt, als Graf Wolfgang von Hohenlohe-Weikersheim (1546-1610, reg. 1568-1610) in Konsequenz der in diesem Jahr vorgenommenen Herrschaftsteilung Langenburg an seinen Bruder Friedrich abtrat und 1587 seine Residenz nach Weikersheim verlegte. Aufgenommen sind die Bände Graf Wolfgangs aus der Langenburger Sammlung, die nach Weikersheim gebracht wurden. Einige der in diesem Verzeichnis aufgeführten Bücher sind wieder nach Langenburg zurückgekehrt. Nach Ausweis eines Verzeichnisses vom 7. Juli 1610, das sich im Nachlaß des Grafen Philipp Ernst von Hohenlohe-Langenburg befindet, wurden Teile der Bibliothek Wolfgangs, die entweder an Philipp Ernst gefallen waren oder gemeinschaftlicher Besitz der Erben wurden, am 20. Juli 1610 wieder nach Langenburg verbracht. Die berühmte Vitruv-Ausgabe von Walter Riff gehört zu diesen zurückgeführten Beständen.

1.3 Eine ergiebige Quelle bilden die handschriftlichen Besitzvermerke in einzelnen Büchern. Besonders zahlreich sind sie von der Hand des Grafen Heinrich Friedrich von Hohenlohe-Langenburg (1625-1699, Regierungsantritt 1645). Graf Heinrich Friedrich ist die Schlüsselfigur für die Bibliotheksgeschichte im 17. Jh. Der Graf wurde 1657 unter dem Gesellschaftsnamen " Der Ablenkende" in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen, der auch sein Oheim Georg Friedrich (" Der Getreue") angehört hatte. Der " Ablenkende" war ein literarisch produktives Mitglied dieser Sozietät und dichtete unter Berufung auf die Satzung der Gesellschaft selbst. Die Werke Heinrich Friedrichs sind in der Langenburger Bibliothek oder im Neuensteiner Archiv vorhanden. Auf die Initiative Heinrich Friedrichs geht die beeindruckende Sammlung europäischer Barockliteratur in Langenburg zurück. Die Dominanz deutscher Bücher ist nicht repräsentativ für eine Adelsbibliothek des 17. Jhs. In der Abweichung von üblichen Erfahrungswerten dokumentiert sich das besondere Interesse des Grafen Heinrich Friedrich an der neuen deutschen Kunstdichtung.

1.4 Die Bibliothek hat die Plünderung des Schlosses nach der Eroberung 1634 durch die kaiserlichen Truppen ohne größere Verluste überstanden. Im gesamten 17. und 18. Jh wurde der Bestand kontinuierlich erweitert. Einen bedeutenden Faktor bei der Bestandsvermehrung bildeten Schenkungen und Erbschaften. Auf diesem Weg kamen auch Teile der Privatbibliothek des Hohenlohischen Kanzlei- und Konsistorialrats Johann Lorentz Wolff (1650-1708) in die Langenburger Sammlung. Das Exlibris weist eine ganze Reihe von juristischen, medizinischen, religiösen und poetischen Werken als ehemaligen Buchbesitz des hohen Beamten aus. Durch die Aufteilung der Ingelfinger Bibliothek um 1780 erfuhr die Schloßbibliothek weitere Bestandszuwächse, die z. T. auf den Besitz des Grafen Ludwig Gottfried von Hohenlohe-Pfedelbach (1668-1728) zurückgehen. Graf Ludwig Gottfried, der letzte Vertreter der Pfedelbacher Linie, vermachte bei seinem Tode 1728 seine Bibliothek den Häusern Ingelfingen, Kirchberg und Langenburg. Die systematische Buchbeschaffung für den " Alten Bestand" der Langenburger Bibliothek endete in den ersten Jahrzehnten des 19. Jhs.

1.5 Nach 1800 erworbene Bücher sind in aller Regel im " Neuen Bestand" zusammengefaßt. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurden größere Verkäufe von Tafelwerken vorgenommen. Ein Verzeichnis der abgegebenen Bücher ist vorhanden. Bei dem Schloßbrand 1963 wurde auch der Bibliotheksturm samt der Originaleinrichtung aus dem 18. Jh zerstört. Fast alle Bücher konnten gerettet werden. Geringe Verluste gab es vor allem im Bereich der Rubrik " Schöne Wissenschaften" (insbesondere französische Schauspiele), die anhand des erhaltenen handschriftlichen Gesamtkataloges aus dem Jahre 1818 ohne Mühe zu rekonstruieren sind. Die Bibliothek ist heute im renovierten Nordflügel des Schlosses aufgestellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Sammlung setzt sich aus zwei unterschiedlichen Teilen zusammen. An den Wänden und Säulen des Bibliothekssaals sind geordnet nach der noch heute gültigen Systematik von 1818 die Bücher des " Alten Bestandes" aufbewahrt. Die " Alte Bibliothek" umfaßt das vor 1800 erschienene Schrifttum. Nur ein geringer Teil der 9033 Titel wurde nach 1800 gedruckt. Auf frei stehenden Regalen im Raumesinnern ist der in den Jahren 1981/82 katalogisierte " Neue Bestand" aufgestellt. Diese " Neue Bibliothek" besteht aus diversen Nachlässen des 19. und frühen 20. Jhs. Die 3475 Titel stammen fast ausschließlich aus den Jahren nach 1800. Beide Abteilungen wurden systematisch nach Themenkreisen geordnet. Die Systematiken sind aber unabhängig voneinander, und das Material ist deshalb auch in zwei verschiedenen Katalogen verzeichnet. Die für die Bibliotheks- und Kulturgeschichte relevanten Bände befinden sich fast ausschließlich im " Alten Bestand". Die Titelauszählung erfolgte anhand des alphabetischen Verfasser- und Titelkatalogs, so daß für die einzelnen Sachgruppen der Aufstellungssystematik keine Zahlenangaben möglich sind.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der Gesamtbestand der Bibliothek umfaßt ca. 12.500 Titel. Darunter sind 5 Inkunabeln (Alter Bestand 5; Neuer Bestand 0). Auf das 16. Jh entfallen 337 Titel (337; 0), auf das 17. Jh 2799 Titel (2799; 0), auf das 18. Jh 3484 Titel (3469; 15), auf das 19. Jh 4913 Titel (2086; 2827). 970 Titel " sine annë mit folgender Sprachaufteilung sind zu registrieren: Lateinisch 72 (71; einer), Deutsch 663 (219; 444), Französisch 94 (48; 46), Englisch 129 (einer; 128), sonstige Sprachen 12 (9; 3). Alter Bestand

2.3 Von den 5 Inkunabeln sind 4 in lateinischer und eine in deutscher Sprache verfaßt (Deutsche Bibel, Nürnberg: Anton Koberger 1483). Als Druckorte der lateinischen Inkunabeln erscheinen Venedig mit 3 Titeln und Mailand mit einem Titel. Für das 16. Jh sind 336 Titel belegt, davon 194 (57,7 Prozent) in Latein, 121 in Deutsch (36 Prozent) und 16 in Französisch (4,7 Prozent). Den größten Anteil des umfangreichen Bestandes aus dem 17. Jh (2799 Titel) stellt das Deutsche mit 1383 Titeln (49,4 Prozent) vor dem Lateinischen mit 895 (32 Prozent) und dem Französischen mit 423 Titeln (15,1 Prozent). Ein Buch ist in englischer Sprache geschrieben.

2.4 Der Bestand des 18. Jhs (3469 Titel) bietet demgegenüber die gängige Verbreitung der Sprachanteile. Deutlich ist der Rückgang des Lateins (303 Titel, 8,7 Prozent). Den zweiten Rang nehmen französische Werke ein (944 Titel, 27,2 Prozent). Die Präferenz für deutsche Bücher schlägt sich in 2174 Titeln (62,7 Prozent) nieder. 9 englische Titel sind registiert. Der Bestand des 19. Jhs ist mit 2086 Titeln wesentlich geringer als der des vorhergehenden und verteilt sich auf 1747 deutsche (83,8 Prozent), 259 französische (12,4 Prozent) und 20 lateinische (ein Prozent). Bescheiden im Vergleich zu den norddeutschen Privatbibliotheken ist der Anteil von 43 englischen Titeln (2 Prozent). Neuer Bestand

2.5 Die Übersicht nach Sprachen ist nur für das 19. Jh von Relevanz. Aus dem 17. Jh ist lediglich ein deutsches Buch belegt. Die 15 Titel aus dem 18. Jh verteilen sich auf 13 deutsche und je einen französischen und englischen. Im 19. Jh (2837 Titel) stehen 1955 deutsche (68,9 Prozent) 435 französischen (15,3 Prozent), 421 englischen (14,8 Prozent) und 10 lateinischen Titeln (0,3 Prozent) gegenüber.

2.6 Die Gliederung nach Sprachen entspricht, abgesehen von der überdurchschnittlichen Präsenz deutscher Bücher im 17. Jh, etwa dem üblichen Profil einer süddeutschen Adelsbibliothek. Nach einer eindeutigen Dominanz in den früheren Epochen geht das Lateinische ab den ersten Dezennien des 18. Jhs ständig zurück. Gleichzeitig nimmt der Anteil des Französischen zu, während der eher kleine Bestand an englischer Literatur aus der geographischen Lage der Residenz und der Ausrichtung des Adels nach Frankreich zu erklären ist.

Systematische Übersicht Alter Bestand

2.7 Die noch heute gültige Systematik geht zurück auf den 1818 erstellten handschriftlichen " Neuen Catalog über die hiesige Herrschaftliche Bibliothek". Die zentralen Sachkomplexe - Naturwissenschaft, Militaria, Geschichte, Jurisprudenz, Theologie, Geographie, Ökonomisches Schrifttum, Kulturgeschichte, Dichtung, Philosophie und Medizin sind in 21 Rubriken untergliedert. Die Bestandsbeschreibung folgt der Anlage des Katalogs.

2.8 Die wohlausgestattete Abteilung Mathematik umfaßt Werke aus dem 17. und vor allem dem 18. Jh. Anstreichungen und Lesespuren signalisieren eine intensive Nutzung dieser Fachbücher. Häufig liefern die mathematischen Abhandlungen Informationen zu militärischen Spezialgebieten, wie dem Festungsbau oder der Ballistik. Erwähnenswert ist Eulers Vollständige Anleitung zur Algebra (Lund 1771).

2.9 Über Jahrhunderte nahmen Vertreter des Hauses Hohenlohe wichtige militärische Funktionen wahr. So ist eine reich bestückte Abteilung von Militaria vorhanden. Das Gattungsspektrum ist weit: Schlacht- und Kriegsbeschreibungen, Abhandlungen zur Taktik und Strategie, Texte zum Kriegsrecht sowie Anweisungen für Offiziere zur Truppenausbildung.

2.10 Bemerkenswert an der Abteilung Geschichte sind die zahlreichen Werke zu den Religionskriegen der Frühen Neuzeit. Deutlich lassen sich die Spuren des Dreißigjährigen Krieges an den Beständen ablesen. Die Heirat Georg Friedrichs mit Eva von Waldstein erklärt die stattliche Anzahl böscher Chroniken. Neben einem Exemplar der Acht-Erklärung gegen Georg Friedrich von 1621 befinden sich in der Langenburger Bibliothek auch die neue bösche Landesordnung von 1627 mit der eigenhändigen Unterschrift Kaiser Ferdinands II. sowie eine Reihe von Flugschriften.

2.11 Die breite Dokumentation der böschen Wirren und der Verflechtung des hohenlohischen Grafen mit der Politik des Winterkönigs gibt der Langenburger Bibliothek ein Profil, das sie von anderen Sammlungen in Süddeutschland unterscheidet. Die einzelnen Phasen des Dreißigjährigen Krieges sind anhand der Bestände leicht zu verfolgen fast alle bedeutenden Ereignisse erscheinen im Spiegel der Schriften. Wie häufig in Adelsbibliotheken, ist die Landesgeschichte der Region reich dokumentiert. Auch in Langenburg bilden die beliebten Gattungen der Memoiren und Biographien einen Schwerpunkt. Ausgeprägt ist der Anteil der französischen Werke, doch sind auch bedeutende deutsche Zeugnisse dieses Genres vorhanden.

2.12 Für die Grafen und deren Räte bildete die Bibliothek ein unentbehrliches Hilfsmittel bei der Rechtssprechung und Verwaltung. Entsprechend umfangreich ist die Sammlung von juristischen und staatstheoretischen Schriften in der Abteilung Recht. Es finden sich zahlreiche Gerichtsordnungen und Strafbücher, darunter das Peinliche Halßgericht Karls V. (Frankfurt 1573). Die Klassiker des Staats- und Völkerrechts sind nicht selten in mehreren Ausgaben präsent, so die Werke von Machiavelli, Justus Lipsius, Hugo Grotius und Samuel Pufendorf, von dem allein 18 Abhandlungen in lateinischer, deutscher und französischer Sprache vorhanden sind. Hinzuweisen ist auch auf Joseph Sonnenfels' Traktat Über die Abschaffung der Tortur (Zürich 1775).

2.13 Die Autoren der Antike sind reich belegt. Griechische Texte erscheinen dabei selten in der Originalsprache, meist liegen sie in frühen deutschen und lateinischen Übersetzungen vor. Im späten 17. und 18. Jh nimmt der Anteil an Klassikerübertragungen ins Französische deutlich zu. Besonders aus dem 16. Jh sind bedeutende Ausgaben vorhanden, vor allem in frühen Basler und Mainzer Drucken: so Walter Riffs Vitruv-Übersetzung (Basel: Henricpetri 1574); Cassius Dio, Romanae historiae (Basel: Johannes Operinus 1558); Cicero, De officiis (Basel: Johannes Operinus 1563) und eine Livius-Übersetzung (Mainz: Schöffer 1546). Fast alle Autoren stehen in mehreren Editionen zur Verfügung, häufig wurden, wie bei Tacitus oder Seneca, die Plantin-Ausgaben angeschafft.

2.14 Die Abteilung Theologie besitzt eine größere Bibelsammlung, darunter Anton Kobergers Deutsche Bibel (Nürnberg 1483). Zum Buchbesitz eines protestantischen Geschlechts gehören selbstverständlich die Schriften der großen Reformatoren Luther und Melanchthon. Die bewegte Geschichte des Hauses Hohenlohe im 16. und 17. Jh spiegelt sich auch in der Zusammensetzung der Theologica wider. 1556 führten die Grafen in Langenburg eine protestantische Kirchenordnung ein. Zahlreiche Exemplare dieser hohenlohischen Kirchenordnungen, Katechismen und Gesangbücher sind vorhanden. Hervorzuheben ist Ambrosius Lobwassers Psalmenverdeutschung (Leipzig 1584).

2.15 Breit gefächert ist die Erbauungs- und Traktatliteratur: Johann Arndts Vier Bücher vom waaren Christenthumb (Nürnberg 1641) stehen zusammen mit Christian Hohebrucks Praxis Arndiana (Lüneburg 1642) neben den vom Grafen Heinrich Friedrich geschätzten Predigten des Christian Scriver. Die in Lüneburg, Helmstedt und Magdeburg gedruckte oder verlegte norddeutsche Erbauungsliteratur hatte auch südlich der Mainlinie einen großen Leserkreis. Historische Dokumente (Lebens- und Ehren-Gedächtnis des Grafen Heinrich Friedrich) belegen, daß aus diesen Büchern vorgelesen wurde. Viele Bibelexemplare und die Mehrzahl der religiös-erbaulichen Schriften tragen deutliche Lesespuren.

2.16 Unter den geographischen und topographischen Werken befindet sich ein koloriertes Exemplar der Contra-factur und Beschreibung von den vornembsten Stetten der Welt (Köln 1580-1582), das Georg Braun und Frantz Hogenberg besorgten. In Langenburg stand den Hofmeistern eine umfangreiche Reisebibliothek für die Vorbereitung der Kavaliersreisen zur Verfügung. Sigmund von Birkens berühmter Bericht über die Kavalierstour des Markgrafen Christian Ernst zu Brandenburg-Ansbach (HochFürstl Brandenburgischer Ulysses, Bayreuth 1676) wurde nach Ausweis des handschriftlichen Besitzvermerks von Graf Heinrich Friedrich erworben. Beliebt war bei den Langenburgern die Route über Süddeutschland und die Schweiz nach Frankreich. Zahlreiche Reiseführer dieser Länder - oft mit Lesespuren und Besitzeintragungen der wechselnden Benutzer stehen in der Schloßbibliothek.

2.17 Das Interesse an den Antiquitäten des alten Rom dokumentiert die Menge der Italien-Beschreibungen. Es fehlt weder das Jetzlebende Italien (1681) noch Christoph Eislingeks Getreuer Reißgefehrt durch Italien (Nürnberg o. J.). Die Reiseberichte des Adam Olearius (Des Welt-berühmten Adami Olearii colligirte und viel vermehrte Reise-Beschreibungen, Hamburg 1696) kamen der Vorliebe der Zeit für das Kuriose entgegen. Andere Kulturkreise, Persien, China und Kleinasien, die in der zweiten Hälfte des 17. Jhs in das Blickfeld des europäischen Lesers traten, sind in der Büchersammlung des Grafen Heinrich Friedrich u. a. durch das Persianische Rosen-Thal (Hamburg 1696), Johann Jacob Saars Ostindienbeschreibung (Nürnberg 1662) und Christoph Fürers von Haimendorff Bericht über eine Reise nach Arabien und Palästina (Nürnberg 1646) repräsentiert.

2.18 Den autarken Wirtschafts- und Lebensstil des Adels im 17. und 18. Jh dokumentiert die Hausväter- und Hausmütterliteratur. In der Langenburger Büchersammlung sind berühmte Vertreter dieses Genres vorhanden: Johann Colerus' Oeconomia ruralis et Domestica (Mainz 1655) ebenso wie Wolfgang Helmhard von Hohbergs Georgica Curiosa Aucta (Nürnberg 1695) oder Christian Friedrich Germeshausens Hausmutter in allen ihren Geschäfften (Leipzig 1782). Die Spezialisierung innerhalb der ökonomischen Fachliteratur gegen Ende des 18. Jhs läßt sich anhand der umfangreichen Bestände von Einzeluntersuchungen, etwa zur Anpflanzung von Kastanien- oder Maulbeerbäumen, belegen. Erworben wurde überdies Hirschfelds Standardwerk Theorie der Gartenkunst (Leipzig 1779-1785).

2.19 Auf dem Gebiet der Schönen Künste und Kupferstiche gehören zu den Beständen dieser durch Verkäufe dezimierten Abteilung Albrecht Dürers Vier Bücher von menschlicher Proportion (Nürnberg 1528), Athanasius Kirchers Obeliscus Pamphilius (Rom 1650) und Joachim von Sandrarts Teutsche Academie (Nürnberg/Frankfurt 1675). Als Geschenk des späteren Fürsten Ludwig von Hohenlohe-Langenburg für seinen Bruder Friedrich Karl von Hohenlohe-Langenburg aus dem Jahre 1716 hat sich eine Stichsammlung Vues Des Plus Beaux Endroits de Versailles erhalten.

2.20 Buchbestände, die in einem adligen Haus über Jahrhunderte aufbewahrt werden, konservieren Formen höfischer Geselligkeit. Die Festbeschreibungen, Turnierbücher, Abhandlungen zum Jagdwesen und Spielanleitungen sind anschauliche Quellen einer vergangenen Standeskultur. Aus dem Buchbesitz des Grafen Philipp Ernst stammt die von Esaias van Hülsen und Matthäus Merian besorgte Dokumentation des Stuttgarter Hoffestes, das 1616 anläßlich der Taufe des Sohnes Friedrich von Herzog Johann Friedrich von Württemberg (1582-1628) gefeiert wurde. Ein Thurnier Buch (Frankfurt: Feyerabend 1566) eröffnet die Reihe der Werke zu ritterlichen Wettkämpfen und zur Reitkunst. Die seit der zweiten Hälfte des 18. Jhs auch in Deutschland zu beobachtende Modeströmung des Lotteriespiels läßt sich auch an Belegtexten in der Langenburger Schloßbibliothek nachweisen. Literatur

2.21 Die neulateinische Dichtung ist in umfangreichen und bemerkenswerten Beständen in der Langenburger Bibliothek vorhanden. Die Epistolae Obscurorum virorum (Frankfurt a. M. 1599) Ulrich von Huttens, Friedrich Taubmanns Schediasmata Poetica innovata (Wittenberg 1610), Jean Barclays Argenis (Frankfurt 1630) und John Owens Epigrammata (Amsterdam 1647) gehören zu den bedeutenderen Texten dieser Abteilung.

2.22 Deutschsprachige Literatur des 16. Jhs ist, wie in adligen Büchersammlungen häufig zu beobachten, nur spärlich belegt. Sebastian Brants Ritterlich[er] Clagspiegel (Straßburg 1518), die zweite Auflage des Theuerdank (Augsburg 1519) und eine Ausgabe der Werke von Hans Sachs (Titelblattverlust, o. O. u. J.) gehören zu den seltenen Textzeugnissen der frühneuhochdeutschen Dichtung.

2.23 Ganz anders ist dank des Engagements Heinrich Friedrichs die Situation im Bereich der Literatur des 17. Jhs. Heinrich Friedrich übersetzte Werke aus dem Französischen (u. a. Préchacs La Princesse de Fez, Paris 1681; Der Fürstin von Fez Geschicht, Rotenburg 1683) und schrieb Gelegenheitsgedichte. Er besaß Georg Neumarks Geschichte und Darstellung der Fruchtbringenden Gesellschaft, den Neu-Sprossenden Teutschen Palmbaum (Nürnberg 1688). Die Publikationen zahlreicher Mitglieder der Sozietät sind in seiner Bibliothek gesammelt. Der deutschsprachige Buchbesitz des Grafen belegt ein außergewöhnliches Interesse an der zeitgenössischen Literatur. Hier finden sich die repräsentativen Autoren der Epoche und die von einer höfischen Gesellschaft bevorzugten Gattungen, wie die bukolische Poesie, der Roman oder die Epen-Übersetzung.

2.24 Folgende Autoren sind mit einem oder auch mehreren Werken in der Bibliothek vertreten: Caspar Barth, Julius Wilhelm Zincgref, Martin Opitz, Adam Olearius, Johann Michael Moscherosch, Johann Michael Dilherr, Friedrich von Logau, Rompler von Löwenhalt, Georg Philipp Harsdörffer, Johann Rist, Wolfgang Helmhard von Hohberg, Justus Georg Schottelius, Andreas Gryphius, Johann Wilhelm von Stubenberg, Philipp von Zesen, Johann Jacob Christoph von Grimmelshausen, Georg Neumark, Sigmund von Birken, Erasmus Francisci, Kaspar Stieler, Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg, Daniel Caspar von Lohenstein, Martin Kempe, Abraham a Sancta Clara, Eberhard Werner Happel, August Bohse, Christian Weise u. a. Auch die im 17. Jh so beliebte Gattung der Emblembücher ist durch mehrere Exemplare repräsentiert. Saavedras weit verbreitete Symbola christiano-politica (Brüssel 1649) steht neben den Emblemata politica (Amsterdam 1632) Reifenbergs, Zincgrefs berühmter Sammlung der Emblematum Ethico-politicorum centuria (Heidelberg 1666) und den Symbolorum et Emblematum Centuriae quatuor (Mainz 1668) des Joachim Camerarius.

2.25 Beeindruckend ist die Sammlung deutscher Autoren des 18. Jhs. Eine so ausgeprägte Vorliebe für die eigene zeitgenössische Literatur in der Volkssprache gehört, verglichen mit anderen Adelsbibliotheken, eher zur Ausnahme. Beginnend mit Johann Christoph Gottsched sind fast alle Autoren von Rang und Namen vorhanden, so Brockes, Johann Michael von Loen, Hagedorn, Albrecht von Haller, Rabener, Gellert, Anna Luisa Karsch, Klopstock, Johann Georg Zimmermann, Lessing, Wieland, Gottlieb Konrad Pfeffel, Christian Friedrich Daniel Schubart, Lavater, Lichtenberg, Herder, Bürger, Leopold von Goeckingk, Christian Graf zu Stolberg, Hölty, Goethe, Friedrich Leopold Graf zu Stolberg, Karl Philipp Moritz, Iffland, Schiller, Friedrich von Matthison, Kotzebue, Christian August Vulpius, Seume und Jean Paul. Einige Werke dieser Autoren liegen in den Erstausgaben vor.

2.26 Wichtige Tendenzen und Modeströmungen in der Literatur des 18. Jhs lassen sich am Bestand ablesen. Die Gedichte Ossians des celtischen Helden und Barden (Mannheim 1782) oder der Roman Wilhelmine Arend oder die Gefahren der Empfindsamkeit (Karlsruhe 1783) sind stellvertretend für zahlreiche aussagekräftige Titel zu nennen. Die erfolgreichen Theater-Schriftsteller des ausgehenden 18. und frühen 19. Jhs sind üppig in der Langenburger Bibliothek vertreten. Otto Freiherr von Gemmingens seinerzeit viel gespieltes Schauspiel Der deutsche Hausvater oder die Familie (o. O. 1784), Wolfgang Heribert von Dalbergs Der Mönch von Carmel (München und Leipzig 1787), Ifflands Dramatische Werke (Leipzig 1798-1802) und vor allem die voluminöse Sammlung von Texten Kotzebues dokumentieren die Gescckspräferenzen für das deutsche Theater.

2.27 Von kultur-, sozial- und literarhistorischem Wert ist die Sammlung der Gelegenheitsgedichte. Sie liegen in deutscher, lateinischer und auch in griechischer Sprache vor. Die bedeutenden Ereignisse bei Hofe wurden begleitet von Glückwunsch-, Freuden- und Trauergedichten. Das soziale Umfeld der barocken Gelegenheitsdichtung kann exemplarisch anhand des Langenburger Corpus beschrieben werden. Herkunft und Beruf der Dichter, die den Hohenlohes huldigten, sind feststellbar. Es waren Pfarrer, Hofbeamte und Rektoren der Gymnasien, aber auch niedrige Chargen wie Küchenschreiber und Hofbarbiere, die zur Feder griffen. In der Epicedien-Sammlung Langeburgisches Klag- und Trauerhauß (Schwäbisch Hall 1658), die aus Anlaß des Todes der Gräfin Eleonore Magdalene entstand, befinden sich Trostgedichte von Georg Neumark und Veit Ludwig von Seckendorff. Georg Vischer (Triumphus, Rotenburg 1639; Exemplar im Hohenlohe Zentralarchiv) und Daniel Bentz (Hohenlohischer Phönix, Rotenburg o. J.) huldigen in panegyrischen Versen dem Grafen Georg Friedrich. In der Bibliothek gibt es eines der seltenen Exemplare von Rompler von Löwenhalts Hochzeitsgedicht, das der Gründer der Straßburger Tannengesellschaft 1665 aus Anlaß der Vermählung des Markgrafen Albrecht von Brandenburg mit der badischen Prinzessin Christine dichtete (Willkomm! und Glückwunsch, Speyer 1665). Für das Konvolut von Leichengedichten (Threnen Außstreuen und Ernden in Freuden, Nürnberg 1666), die beim Tode der Regina Sibylla, der Gattin Georg Sigmund von Stubenbergs, verfaßt wurden, steuerte außer Johann Michael Dilherr und Magnus Daniel Omeis auch Sigmund von Birken ein Epicedium bei.

2.28 Im 18. Jh wurde die Bibliothek kontinuierlich erweitert. Das Interesse an literarischen Neuerscheinungen belegt die stattliche Abteilung " Historia litteraria" mit den großen Buchanzeige- und Rezensionsorganen des 18. Jhs: der Nova Literaria Germaniae Collecta Hamburgi (Hamburg 1703-1709), der Bibliotheca Antiqua (Jena 1705), der Acta eruditorum (Leipzig 1711), der Frankfurterischer Gelehrter Zeitungen (Frankfurt a. M. 1766-1771), der Gazette Universelle de Littérature (Zweibrücken 1778) und schließlich der Allgemeine[n] deutsche Bibliothek (Berlin und Stettin 1765-1796). Das Langenburger Exemplar der Allgemeine[n] deutschen Bibliothek ist auf Grund der handschriftlichen Eintragungen eine erstrangige Quelle für die historische Leserforschung. Beginnend mit dem Jahr 1780 bis zum letzten Band der Neuen allgemeinen deutschen Bibliothek (1805) sind auf der Vorderseite Jahr für Jahr die Benutzer und die Dauer der Leihfrist eingetragen.

2.29 Der Anteil der englischsprachigen Literatur ist nicht sehr groß. Relativ selten wurden die Texte in der Originalsprache erworben. Werke von Milton, Swift, Pope und Richardson besorgte man sich in französischer Übersetzung. Zentrale Texte für die Gefühlskultur des 18. Jhs wie Youngs Klagen oder Nachtgedanken (Hannover 1760-1761), Fieldings Geschichte des Joseph Andrews (Berlin, Stettin, Leipzig 1761), Sternes Tristram Shandy (Berlin und Stralsund 1764-1769) und Goldsmiths Der Dorfprediger von Wakefield (Leipzig 1776) sind in deutscher Übertragung vorhanden. Sterne und Goldsmith gibt es auch in der Originalsprache. Nachgewiesen im handschriftlichen Katalog von 1818, aber nicht mehr in den Beständen, ist eine englische Ausgabe der Schriften Shakespeares (Leipzig 1804). Zu den Brandverlusten gehört auch Schlegels Shakespeare-Übersetzung (Berlin 1801-1802). Angesichts der Vorliebe des deutschen Adels für Scotts historische Romane überrascht es nicht, daß seine Werke angeschafft wurden.

2.30 Die Ausrichtung einer süddeutschen Residenz im 17. und 18. Jh nach dem französischen Vorbild läßt sich an den Beständen nachweisen. Die Sammlung der französischen Poesie ist ebenso umfangreich wie exzellent. Insbesondere der höfische Roman ist ausgezeichnet belegt. Die Rezeption der europäischen Literatur erfolgte weitgehend über das Medium der Übersetzung ins Französische. Bedeutende Werke der italienischen Bukolik, Tassos L'Aminte (Den Haag 1679) und Guarinis Le Berger Fidèle (Köln 1686), las man auf Französisch. Die Schäferdichtung des 17. Jhs ist breit dokumentiert; auch Honoré d'Urfés L'Astrée (Rouen 1624-1628) wurde von Graf Heinrich Friedrich erworben. Werkausgaben von Corneille (Paris 1657), Racine (Amsterdam 1743) und Molière wurden im 17. und 18. Jh gekauft. Fénelons Les aventures de Télémaque ist zweimal in der Originalsprache (Paris 1753 und Ulm 1773) und einmal in der Übersetzung Benjamin Neukirchs (Onolzbach 1727-1739) vorhanden.

2.31 Neben der Encyclopédie Diderots dokumentieren Montesquieus Lettres Persanes (Amsterdam 1740) und zahlreiche Schriften Voltaires, darunter eine Ausgabe der OEuvres complètes (Zweibrücken 1791-1792), den Einfluß des " Siècle des Lumières" in süddeutschen Residenzen. Auch innerhalb der französischen Abteilung nimmt die Bedeutung der Sammlung im 19. Jh ab. Erwähnung verdienen die Schriften Mme de Staëls De l'Allemagne (Paris, London 1813) und die Considérations sur les principaux événements de la révolution franBADEN-WUERTTENBERG? A - Haise (Paris 1818).

2.32 In der Abteilung Philosophie, Moral und Physik befindet sich eine Sammlung der Hofmeister- und Prinzenerziehungsliteratur, die für eine Adelsbibliothek wesentlich ist. Von Castligiones Cortegiano (in deutscher Übersetzung, Frankfurt a. M. 1784) bis zu Christian Weises Klugem, Hoff-Meister (Leipzig und Frankfurt a. M. 1688) sind fast alle bedeutenden Werke dieser kultur- und sozialhistorisch markanten Gattung vorhanden. Das Rubrikenstichwort " Moral" wurde bei der Katalogisierung noch im Sinne des französischen Sprachgebrauchs benutzt. Folgerichtig sind Montaignes Essais (Amsterdam 1666) oder Knigges Über den Umgang mit Menschen (Hannover 1788) in dieser Abteilung eingeordnet, die insgesamt einen etwas miszellaneenhaften Eindruck hinterläßt.

2.33 In diesem Bibliotheksbereich sind auch die großen Nachschlagewerke des 18. und frühen 19. Jhs aufgestellt: die ersten 7 Bde der Diderotschen Encyclopédie (Paris 1751-1757), die Deutsche Encyklopädie (Frankfurt a. M. 1778-1804) und auch die Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste von Ersch und Gruber.

2.34 Die Abteilung Medizin enthält medizinhistorisch noch weitgehend unausgewertete Quellen. Aus dem 16. Jh sind handschriftliche " Arzney-" und Rezeptbücher gesammelt. Unter den gedruckten Werken ragen die Abhandlungen von Paracelsus (Von der Frantzösischen Kranckheit drei Bücher, Nürnberg 1530) und von Christophorus Wirsung (Ein new Arzneybuch, Neustadt an der Haardt 1594) hervor. Die medizinische Wochenschrift Der Arzt (Hamburg 1762-1768) verdient ebenso Beachtung wie die voluminöse Sammlung der Schriften Tissots. Neuer Bestand

2.35 Der " Neue Bestand" ist in 31 Sachgruppen untergliedert, die in alphabetischer Ordnung (von " Archäologie" bis " Wasserwirtschaft") aufgeführt sind. Die Gewichtung der Sachgebiete entspricht dem Aufbau vergleichbarer Büchersammlungen. Wie in protestantischen Häusern üblich, ist der Bestand an Theologica im 19. Jh stattlich (560 Titel). Konform mit Beobachtungen in anderen Adelsbibliotheken erscheint die umfangreiche Präsenz von Biographien (337), historischem Schrifttum (308), Belletristik (474) und Militaria (149). Eine Zierde des " Neuen Bestandes" ist die Sammlung von Kinderbüchern aus dem späten 18. und frühen 19. Jh, darunter Bertuchs Bilderbuch für Kinder (Weimar 1795). Hervorzuheben ist ferner die Abteilung " Kolonialliteratur" (70), deren Anlage zurückgeht auf die Aktivitäten des Fürsten Hermann von Hohenlohe-Langenburg (1832-1913), des Begründers und Präsidenten des Deutschen Kolonialvereins. Hier weist der " Neue Bestand" der Langenburger Bibliothek einen markanten Schwerpunkt auf.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

" Alter Bestand":

Alphabetischer Karten-Katalog [nach dem Schloßbrand 1963 erstellt, Orientierung an PI; das Erscheinungsdatum bestimmt die Farbe der Katalogkarten; Katalog wurde von Bibliothekaren der Österreichischen Nationalbibliothek Wien erstellt.]

" Neuer Bestand":

Das Schrifttum wurde unter Orientierung an PI auf grünen Karteikarten erfaßt. Es liegt ein Autoren- und ein Schlagwort-Katalog vor. Die Systematik wurde von der Bibliothek des Fürsten Hermann (spätes 19. Jh) übernommen.

Die Bestände sind weder im Zentralkatalog Baden-Württemberg noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

" Alter Bestand":

Neuer Catalog über die hiesige Herrschaftliche Bibliothek [1818, 2 Bde, hschr., bietet die noch heute gültige Systematik]

Catalogus über hiesig herrschaftliche Bibliothek. Gefertiget Langenburg im Jahr 1788 [hschr.; 2 Bde; Bd 1 dokumentiert die ursprüngliche Aufteilung nach Sachgruppen, Bd 2 ist ein Alphabetischer Katalog]

"Neuer Bestand":

Catalogue of books in the Library of Her Royal Highness the Princess Alexandra, Hereditary Princess of Hohenlohe-Langenburg. September 1909 [hschr.]

Katalog der Handbibliothek Seiner Durchlaucht des Fürsten Hermann zu Hohenlohe-Langenburg in Straßburg/E.

Register vber des wolgebornen Herrn Herrn Wolffgangs Grauen von Hohenlohe und Herren zu Langeburgk meines gnedigen Herrn Liberey vnd Bücher in Ihrer gnaden Gewelb zu Langenburck [um 1586; Hohenlohe Zentralarchiv, Schloß Neuenstein; Sign.: Hohenlohe-Bibliothek J1]

Bücherverzeichnis vom 7. Juli 1610: Aufgeführt sind Teile der Bibliothek Graf Wolfgangs, die am 20. Juli 1610 nach Langenburg zurückkehrten. [Hohenlohe Zentralarchiv, Schloß Neuenstein. Sign.: Archiv Langenburg. Nachlässe der Grafen Philipp Ernst und Heinrich Friedrich Bü12]

Hohenlohe-Zentralarchiv, Schloß Neuenstein: Graf Ludwig Gottfried von Hohenlohe-Pfedelbach vermacht 1728 seine Bibliothek den Häusern Ingelfingen, Kirchberg und Langenburg. [Sign.: Archiv Langenburg. Ratsstubenbehälter 32/12]

Spezielle Unterlagen zur Bibliotheksgeschichte, wie Akten über Käufe oder Korrespondenzen mit Verlagsbuchhändlern etc., existieren nicht. Buchrechnungen bzw. Bestellungen sind in der jahrgangsweise geführten Langenburger Vogteirechnung (17. Jh) und in der Kammerkassenrechnung (18. Jh) nachgewiesen.

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Adam, Wolfgang: Der Ablenkende. Ein Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft und seine Bibliothek in Langenburg. In: Paul Raabe (Hrsg.): Bücher und Bibliotheken des 17. Jahrhunderts in Deutschland. Hamburg 1980, S. 185-206

Adam, Wolfgang: Kataloge und Bücherverzeichnisse der Schloßbibliothek Langenburg. In: Reinhard Wittmann (Hrsg.): Bücherkataloge als buchgeschichtliche Quellen in der frühen Neuzeit. Wiesbaden 1984, S. 259-273

Adam, Wolfgang: Lesen und Vorlesen am Langenburger Hof. Zur Lesefähigkeit und zum Buchbesitz der Diener und Beamten. In: Wolfgang Brückner, Peter Blickle und Dieter Breuer (Hrsg.): Literatur und Volk im 17. Jahrhundert. Probleme populärer Kultur in Deutschland. 2 Bde. Wiesbaden 1985, Teil II, S. 475-488

Fischer, Adolf: Geschichte des Hauses Hohenlohe. 2 Teile in 3 Bdn. Stuttgart 1866-1871, S. 224 [zu einem Gebetbuch des Grafen Georg Friedrich von Hohenlohe-Weikersheim]

Günther [Vorname ungenannt]: Geschichte des evangelischen Gottesdienstes und seiner Ordnungen in Hohenlohe. In: Blätter für württembergische Kirchengeschichte N. F. 1 (1897) S. 1-24 und S. 49-74 [zu Johann Jeep, Geistliche Psalmen und Kirchengesänge. Nürnberg 1628]

Stand: November 1992

Wolfgang Adam


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.