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Bibliothek des Generallandesarchivs

Adresse. Nördliche Hildapromenade 2, 76133 Karlsruhe [Karte]
Telefon. (0721) 135-2257
Telefax. (0721) 135-2231
Bibliothekssigel. <Ka 81>

Unterhaltsträger. Land Baden-Württemberg
Funktion. Dienstbibliothek für Mitarbeiter und Benutzer des Generallandesarchivs.
Sammelgebiete. Landeskunde Badens und des Oberrheingebietes. Geschichte und historische Hilfswissenschaften.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Vorlage der Bücher im Rahmen der Archivbenutzung im Lesesaal möglich. Nachschlagewerke im Lesesaal. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8.30-16.30 Uhr, Freitag 8.30-20 Uhr. - Leihverkehr: nur in begründeten Fällen an auswärtige Institute.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiermöglichkeit nur für Archivalien, nicht für Bücher. Mikrofilm-Lesegerät, Reader-Printer. Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. - Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linie 3 oder 4) bis Haltestelle Mühlburger Tor. Nur beschränkte Parkmöglichkeiten in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Ein Anfang oder eine Gründung der Archivbibliothek kann in den Unterlagen des (ehemals Badischen) Generallandesarchivs Karlsruhe nicht ermittelt werden. Erstmals ist 1733 von Büchern im Zusammenhang mit dem Archiv die Rede. Der damalige Hofrat und Archivar Drollinger in Basel, wohin das markgräflich baden-durlachische Archiv wegen der Kriegsereignisse geflüchtet und wo es noch lange Zeit nach Rückkehr der Regierung nach Karlsruhe geblieben war, überließ der fürstlichen Bibliothek gegen einen gewissen Preis eine Anzahl seiner Bücher unter der Bedingung, daß diese dem Archiv zur dortigen Benutzung in Verwahrung gegeben würden. Eine Liste der Bücher ist den Akten beigefügt. Ein Teil der Titel ist im heutigen Bestand der Archivbibliothek nachgewiesen. Da einige Werke noch einen persönlichen Besitzvermerk Drollingers tragen, ist anzunehmen, daß alle diese Bücher später von der fürstlichen Bibliothek dem Generallandesarchiv überlassen wurden.

1.2 Sicherlich stand den Archivaren schon früh ein gewisser Handapparat von Büchern zur Verfügung. Nach Vereinigung der Markgrafschaften 1771 und Zusammenlegung der Archive 1777 in Rastatt dürfte der Bücherbestand eine Erweiterung erfahren haben. Weiteren Zuwachs erhielt die Bibliothek nach 1803 über die fürstliche bzw. spätere Hof- und Landesbibliothek aus Kloster- und anderen Bibliotheken, wie heute noch aus Besitzvermerken festzustellen ist. 1834 erhielt das Generallandesarchiv vom Ministerium des Innern seinem " Ansuchen gemäß die von dem Archivar Pertz herausgegebenen Monumenta Germaniae Historica, um sie in seine Büchersammlung aufzunehmen".

1.3 Ein eigener Etat für die Anschaffung von Büchern für die Archivbibliothek ist erstmals in den dreißiger Jahren des 19. Jhs nachgewiesen. 1837 hieß es: " Aus dem Büroaversum sind jährlich wenigstens 400 fl. auf die Bibliothek zu verwenden." 1843 bis 1860 blieb ein jährlicher Etat von 440 fl. für Literatur (Anschaffung von Büchern bei Karlsruher Buchhandlungen) bestehen. In der Folgezeit steigerte sich dieser Betrag. Außer durch Kauf erhielt die Bibliothek Zuwachs an Büchern, Broschüren und periodischen Veröffentlichungen durch unentgeltliche Überlassung der Druckerzeugnisse aus den einzelnen Ministerien, aus dem Landtag, aus verschiedenen staatlichen Anstalten und sonstigen öffentlichen Einrichtungen. Durch Austausch von Dubletten insbesondere mit der Hof- und Landesbibliothek waren weitere Erwerbungen möglich. Darunter sind zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen der Archivare des Generallandesarchivs, die einen wichtigen Bestand der heutigen Bibliothek darstellen.

1.4 Mit der Herausgabe der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins durch das Landesarchiv seit 1850 bzw. durch die Badische Historische Kommission seit 1886 steht ein wertvolles Objekt für den Tausch mit anderen Archiven, Bibliotheken, Historischen Vereinen, Museen und sonstigen Instituten und Einrichtungen im In- und Ausland zur Verfügung. Durch diesen Tausch kam die Archivbibliothek zu einem beachtlichen Bestand an historischen Zeitschriften, der sich auch heute noch laufend vermehrt.

1.5 Beim Neubau eines Zentralarchivs in Karlsruhe und bei dessen Bezug im Jahre 1792 war offensichtlich ein eigener Bibliotheksraum nicht vorgesehen. Noch 1868 wurden die nicht numerierten Bücher in Schränken in verschiedenen Räumen aufgestellt. Die Schränke enthielten folgende Bücherabteilungen: Allgemeine und deutsche Geschichte; Bayern und Pfalz; Preußen und die Staaten des Norddeutschen Bundes und Hessen; Württemberg; Schweiz; Baden; Frankreich und übriges Ausland; Hilfsmittel; Archivwissenschaft, Chronologie, Diplomatik, Heraldik, Numismatik; Literatur; Sprachwissenschaft; Österreich; Jurisprudenz; Theologie; Staatswissenschaften.

1.6 Der Archivrat und spätere Direktor des Archivs, von Weech, regte 1868 als Respizient der Bibliothek eine bessere Ordnung und Aufstellung der Archivbibliothek an. Die Bücher waren mit Nummern zu versehen. Für den inneren Gebrauch wurde eine Benutzungsordnung (Legscheine, alsbaldige Reponierung der Bücher nach Gebrauch) aufgestellt. An Fremde wurde nur ausnahmsweise ausgeliehen. Nach baulichen Veränderungen im Frühjahr 1872 wurden die vorher an verschiedenen Plätzen untergebrachten Bücher in einem besonderen Bibliothekssaal (dem früheren Canzleizimmer) vereinigt. In der Folgezeit begann man mit einer Neuaufstellung der Bibliothek unter Numerierung der Bücher und mit der Anlegung eines neuen Zettelkataloges. 1873 erfolgte eine Ausscheidung der für das Generallandesarchiv nicht notwendigen Bücher (ca. 500 Stück) und Abgabe an die Hof- und Landesbibliothek. Der Bibliothek waren zu der Zeit noch eine Handschriftensammlung, eine Deduktionen- und Broschürensammlung und eine Sammlung der Verordnungen angegliedert. Im Jahr 1886 wurde im neuerstellten Bibliothekssaal des Großherzoglichen Generallandesarchivs feierlich eine permanente Ausstellung interessanter Archivalien eröffnet.

1.7 Gegen Ende des 19. Jhs erwies sich das 1792 erstellte Archivgebäude als viel zu eng für die anwachsende Flut von Archivalieneinlieferungen, so daß man sich zu einem Neubau an der heutigen Stelle entschloß, der 1905 bezogen werden konnte. Er enthielt einen zweistöckigen Bibliotheksraum mit Katalogzimmer, der für die damaligen Verhältnisse als großzügig zu bezeichnen ist. 1967 wurden die heraldische Bibliothek und die Wappenkartei von Dr. August Roth erworben (überwiegend Werke aus dem 20. Jh). Die Bibliothek des Generallandesarchivs erlitt keine Kriegsverluste.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Für die Ermittlung der Bestandszahlen wurden die Titel mit Erscheinungsjahr vor 1900 anhand des Systematischen Katalogs ausgezählt. Fortsetzungswerke wurden nur unter dem Titel gezählt, desgleichen Zeitschriften und zum Teil auch Schriftenreihen mit Monographien.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der historische Buchbestand der Bibliothek umfaßt 9512 Titel bei einem Gesamtbestand von ca. 60.000 Bdn. Es sind 5 Inkunabeln vorhanden; auf das 16. Jh entfallen 89 Titel, auf das 17. Jh 314, auf das 18. Jh 1261 und auf das 19. Jh 7843.

2.3 Die überwiegende Zahl der Titel ist deutschsprachig (ca. 8300), es folgt das Schrifttum in lateinischer Sprache (ca. 600 Titel) vor der französischen Literatur (ca. 500 Titel).

Systematische Übersicht

2.4 In den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg wurde mit einer Umstellung der Systematik begonnen, die jedoch erst nach dem Krieg fertiggestellt werden konnte. Die geographische Einteilung wurde beibehalten, die bis dahin gebräuchlichen römischen Ziffern wurden jedoch durch lateinische Großbuchstaben ersetzt.

2.5 Die Abteilung Allgemeine und außerdeutsche Geschichte vereinigt 425 Titel, davon 69 vor 1800. Das Theatrum Europaeum ist ebenso vollständig vorhanden wie die Topographia von M. Merian. Die deutsche Geschichte ist mit 781 Titeln vertreten (davon eine Inkunabel, 9 Titel aus dem 16. Jh, 17 Titel aus dem 17. Jh und 84 aus dem 18. Jh).

2.6 Den inhaltlichen Schwerpunkt des historischen Bestandes bildet die Literatur zu Baden mit insgesamt über 3800 Titeln (davon knapp 500 vor 1800 erschienen). Das Schrifttum bezieht sich auf alle Hauptbereiche der badischen Geschichte (Verfassung und Verwaltung, Rechts- und Gerichtswesen, Finanzwesen, Verkehrswesen, Volkswirtschaft, Medizinalwesen, Heerwesen, Kirchengeschichte, Kunst, Wissenschaft und Unterricht, Volkskunde und Kulturgeschichte) sowie auf die Landesteile. Auf die Ortsgeschichte entfallen 1162 Titel (10 Prozent vor 1800 erschienen), auf Genealogie und Biographie 860 Titel (davon 236 vor 1800).

2.7 Bei der Literatur zum Elsaß, zu Lothringen und zu Luxemburg beläuft sich der historische Buchbestand auf knapp 500 Titel, überwiegend aus dem 19. Jh. Gut 200 Werke sind in französischer Sprache. Die elsässische Geschichte, insbesondere die Straßburgs, macht den Hauptbestandteil der Werke aus. Die Geschichte der Pfalz und des Saargebiets ist Gegenstand von 313 Titeln (13 Titel aus dem 16. Jh, 35 aus dem 17. Jh und 135 Werke aus dem 18. Jh), die sich insbesondere der Ortsgeschichte (viele ältere Chroniken) widmen. Zur württembergischen und hohenzollerischen Geschichte sind 452 Titel, davon 82 Werke vor 1800, vorhanden. Im wesentlichen handelt es sich um Werke zur Ortsgeschichte und um Oberamtsbeschreibungen.

2.8 Der Bestand zu Hessen und den preußischen Territorien beläuft sich auf 415 Titel (25 Prozent vor 1800 erschienen). Bei der hessischen Geschichte finden sich zahlreiche Werke über Mainz und Frankfurt a. M., ansonsten konzentriert sich der historische Bestand auf Chroniken und Regestensammlungen ohne deutliche lokale Schwerpunktsetzung. Demgegenüber ist die Geschichte Bayerns mit 235 Titeln vertreten, vorwiegend zur Ortsgeschichte (Würzburg u. a.), aber auch zu den verschiedenen Bereichen der Landesgeschichte. Auf die Geschichte Österreichs entfallen 111 Titel.

2.9 In der Abteilung Schweiz sind 400 Titel vorhanden, davon 4 aus dem 16. Jh, 14 aus dem 17. Jh und 76 aus dem 18. Jh. Außer Quellensammlungen und Chroniken (u. a. Johann Stumpfs Chronik, 1548) eine Sammlung der eidgenössischen Abschiede und ältere Lexika. Bei der Geschichte der Kantone ragt der Bestand über Basel hervor.

2.10 Auf die Sachgruppen Nachschlagewerke (26 Titel) und Sprach- und Literaturwissenschaft (201 Titel) folgen die historischen Hilfswissenschaften mit 460 Werken, davon 113 vor 1800 erschienen. Die Archivkunde umfaßt 100 Titel, überwiegend aus dem 19. Jh, zur Theologie und Kirchengeschichte sind 260 Titel vorhanden (darunter 130 Titel vor 1800). Breiteren Raum nimmt die Ordensgeschichte ein. Die Kunstgeschichte ist mit 61 Titeln vertreten.

2.11 Auf die Rechts- und Staatswissenschaft entfallen 445 Titel, von denen 19 im 16. Jh, 23 im 17. Jh und 98 Werke im 18. Jh erschienen sind. Einen Schwerpunkt bildet die Literatur zur deutschen Verfassungsgeschichte. Die Volkswirtschaft ist durch einen kleinen Bestand (165 Titel, fast ausschließlich aus dem 19. Jh) vertreten.

Sondersammlungen

2.12 Die Sammlung der Verordnungen war ursprünglich in den Archivalienbestand des Generallandesarchivs eingereiht und ist heute innerhalb der Periodika der Bibliothek angeschlossen. Sie enthält die Gesetz- und Verordnungsblätter, Anzeigenblätter und viele Einzelverordnungen in Sammelbänden und ist nach territorialen Gesichtspunkten aufgestellt. Den Hauptbestand bilden naturgemäß die Sammlungen aus den badischen Landen. Danach folgen Sammlungen aus den an das Großherzogtum Baden angefallenen Territorien. Zu nennen sind besonders Kurpfalz, Kurmainz, Speyer und Vorderösterreich. Manche Bände enthalten bis zu 500 Einzelverordnungen. Die Sammlung ist durch einen Zettelkatalog, geographisch unterteilt, erschlossen. Die einzelnen Teile weisen die Sachrubriken " Absterben" bis " Zunftwesen" auf, wie sie etwa in der Brauerschen Archivordnung festgelegt sind. Die chronologische Übersicht ergibt folgende Zahlen: 3 Inkunabeln, 67 Stück aus dem 16. Jh, 448 Stück aus dem 17. Jh, 8219 Stück aus dem 18. Jh und 914 aus dem 19. Jh. 231 Verordnungen sind in lateinischer Sprache, 38 in französischer Sprache.

2.13 Die Sammlung der älteren Druckschriften und Flugblätter enthält gedrucktes Material verschiedener Herkunft, sowohl Sammelgut als auch aus den Archivbeständen ausgeschiedene Druckschriften, soweit sie nicht in den Sammlungen der Deduktionen oder der Verordnungen zu finden sind. Es handelt sich insbesondere um Einblattdrucke, Einzelschriften vermischten Inhalts ohne Verfasser, Gedenk- und Leichenpredigten. Die Sammlung von 2396 Druckschriften aus den Jahren 1492 bis 1870 ist lediglich durch einen chronologisch geordneten Zettelkatalog erschlossen.

2.14 Die Sammlung der Deduktionen und Staatsschriften ist ein Selekt aus den Beständen ausgesonderter Einzelstücke. Sie betrifft insbesondere die badischen Markgrafschaften sowie die in Baden aufgegangenen weltlichen und geistlichen Herrschaften. Die Drucke stammen meist aus dem 18. Jh und der ersten Hälfte des 19. Jhs. Heute sind die 275 Sammelbände durch 5 handschriftliche Repertorienbände und einen Orts-, Personen- und Sachregisterband erschlossen.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog [Zettelkatalog nach PI]

Systematischer Katalog

[hschr. Bandkatalog nach eigener Systematik]

Kataloge der Sondersammlungen [Zettelkataloge]

Die Bestände sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg, nicht aber in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archivalien des Generallandesarchivs: Abt. 74 Baden Generalia; Ministerialabteilungen (Innen, Finanz, Justiz, Kultur u. a.); Abt. 450 Akten des Generallandesarchivs.

4.2 Darstellungen

Krebs, Manfred: Gesamtübersicht über die Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe, hrsg. vom Gene- rallandesarchiv Karlsruhe. Stuttgart 1954-57 (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg Heft 1 und 2)

Salaba, Maria: Unechte und echte Sammlungen im Generallandesarchiv Karlsruhe. Ihre Entstehung und innere Ordnung. In: Gregor Richter (Hrsg.): Aus der Arbeit des Archivars. Festschrift für Eberhard Gönner. Stuttgart 1986, S. 281-295 (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg Bd 44)

Stand: November 1989

Dionys Rößler

Wilfried Sühl-Strohmenger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.