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Bibliothek des Georgii-Gymnasiums

Adresse. Lohwasen 1, 73728 Esslingen am Neckar [Karte]
Telefon. (0711) 3512-2325

Unterhaltsträger. Stadt Esslingen
Funktion. Lehrerbibliothek (Archivbestand).
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek.

Benutzung nur eingeschränkt und nach vorheriger Terminabsprache möglich. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. S-Bahnverbindung (Linie S 1) ab Stuttgart Hauptbahnhof. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 7 Minuten). A 8, Ausfahrt Esslingen oder Wendlingen, dann B 313 und B 10.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Jahre 1267 wurde in Esslingen der erste Schulmeister (scolasticus) genannt. Seit 1326 weiß man von einer städtischen Lateinschule, die seit 1599 dreiklassig, seit 1656 vierklassig geführt und seit dem ausgehenden 16. Jh als Pädagogium bezeichnet wurde. Neben der Lateinschule bestand seit 1598 ein Alumneum (Collegium alumnorum), in dem bis zu 16 junge Leute im Alter zwischen 14 und 20 Jahren untergebracht waren. Sie besuchten das Pädagogium und erhielten zusätzlich Musikunterricht, damit sie bei der musikalischen Gestaltung des Kirchengesangs mitwirken konnten.

1.2 Beim Übergang Esslingens an Württemberg (1802) garantierte Herzog Friedrich den Fortbestand des Alumneums. Das Versprechen wurde 1811 mit der Gründung des ersten württembergischen Lehrerseminars in Esslingen erfüllt. Das Pädagogium besaß keine Bibliothek, wohl aber das Alumneum. Hier stand ein Schrank mit Büchern, vor allem erbaulichen Inhalts; die wenigen wissenschaftlichen waren um 1800 unbrauchbar geworden. Lexika, Klassikertexte und Atlanten fehlten fast völlig. Schenkungen und Ankäufe vermehrten den Bestand. Neuerwerbungen wurden aus den Strafgeldern bestritten, die die Alumnen bei kleineren Vergehen zu entrichten hatten. Von diesem Bestand ist nur noch die von Sebastian Münster herausgegebene Biblia hebraica (Basel 1546) nachweisbar.

1.3 Nach dem Übergang Esslingens an Württemberg 1802 blieb das Pädagogium als dreiklassige Lateinschule bestehen, die ab 1860 auf sechs Klassen erweitert, ab 1876 als achtklassiges Lyzeum und ab 1900 als zehnklassiges Vollgymnasium geführt wurde. Seit 1810 standen öffentliche Mittel für Neuerwerbungen zur Verfügung. Außerdem mußte jeder neu eintretende Schüler einen bestimmten Betrag zum Bibliotheksetat beisteuern. Da man die beschränkten Mittel wohl nur für Neuerscheinungen verwendete, dürften die vor 1800 erschienenen Titel überwiegend durch Schenkungen in die Bibliothek gekommen sein. Kriegsverluste hat die Bibliothek nicht erlitten. Nach 1908 wurden ältere Titel ausgeschieden. Ihr Schicksal ist unbekannt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Nach Auszählung des Katalogs von 1908 entfallen von insgesamt 2466 Titeln 393 auf den Zeitraum von 1901 bis 1908. Der Bestand bis 1900 insgesamt zählt 2073 Titel. Verteilt sind diese auf 1949 Titel des 19. Jhs (davon 382 aus der ersten Hälfte), 76 des 18. Jhs (davon 20 zwischen 1701 und 1750) und 11 des 17. Jhs. Inkunabeln und Frühdrucke sind nicht vorhanden, aber 17 Titel aus der Zeit von 1530 bis 1600. Sprachlich überwiegt mit 2138 Titeln (87 Prozent) Deutsch vor Latein mit 249 (10 Prozent). Die restlichen 70 Titel verteilen sich auf Französisch (36), Griechisch (14), Englisch (9), Italienisch (7) und Hebräisch (4).

2.2 Stichproben haben ergeben, daß ein Teil des historischen Bestandes nach 1908 (Erscheinungsjahr des gedruckten Kataloges) abhanden gekommen ist. Die folgenden Zahlenangaben berücksichtigen diesen Schwund jedoch nicht. Systematische Übersicht

2.3 Die lateinische Sprache und Literatur bildet mit 472 Titeln (davon 59 vor 1800) das größte Sachgebiet. Vertreten sind vor allem Grammatiken und Wörterbücher sowie Textausgaben, vor allem von Cäsar (17 Titel), Cicero (63), Horaz (24), Livius (11), Nepos (12), Ovid (31) und Tacitus (24). Beachtenswert ist eine zwischen 1778 und 1793 von der Mannheimer Societas litterata herausgegebene Reihe von lateinischen Klassikerausgaben (31 Bde, 20 Autoren).

2.4 420 Titel zur griechischen Literatur und Sprache, überwiegend aus dem 19. Jh, setzen sich vor allem aus Textausgaben sowie Sekundärschriften zu einzelnen Autoren zusammen. Von den Klassikern sind vertreten Euripides (21 Titel), Homer (27), Platon (36), Plutarch (10), Sophokles (27) und Xenophon (27). Erwähnenswert ist eine Bipontiner Ausgabe der von Heinrich Stephanus herausgegebenen Platonis opera (1781).

2.5 Unter den modernen Literaturen ist die Deutsche Literatur mit 160 Titeln am stärksten vertreten. Es handelt sich vor allem um Grammatik, Stilistik und Werke zur deutschen Literaturgeschichte, darunter Johann T. Roenicks Recentiorum poetarum Germanorum Carmina Latina selectiora (Helmstedt 1749-1751). Die französische Literatur betreffen 90 Titel, die englische Literatur 37, die italienische 12 und die spanische 2. Bei den hier eingeordneten hebräischen Titeln (18) handelt es sich neben der Biblia Hebraica des Sebastian Münster ( s. o. 1.2) um Bibelausgaben des 19. und 20. Jhs und um Teilausgaben alttestamentarischer Schriften für den Schulgebrauch. Die Allgemeine und Vergleichende Philologie umfaßt 29 Titel.

2.6 Zur Theologie gehören 182 Titel, insbesondere Bibelausgaben und exegetische Schriften (72). Die Kirchengeschichte ist ebenfalls mit ca. 70 Titeln vertreten. Die Hebraica biblia (Basel 1546) stammt aus dem ältesten Bibliotheksbestand ( s. o. 1.2).

2.7 In der Geschichte umfaßt der Altbestand 210 Titel. 74 verteilen sich auf Einführungen in die Geschichtswissenschaft, Weltgeschichte, Kulturgeschichte, Biographien und Atlanten. Weitere 35 betreffen die europäische Geschichte sowie einzelne europäische Länder. Von Jan A. Comenius ist eine Ausgabe der Historia fratrum Bohemorum (Halle 1702) vorhanden. Etwa die Hälfte betrifft die Deutsche Geschichte (101 Titel). Zur Klassischen Altertumskunde und Orientalistik liegen 133 Titel vor.

2.8 Zur Philosophie existiert ein kleiner Bestand von 68 Titeln (14 vor 1800). Zu nennen sind u. a. eine von Isaac Casaubon besorgte Aristoteles-Ausgabe (Leiden 1590). Christian Garve ist mit 9 Titeln vertreten (meist Erstausgaben). Vorhanden ist auch Kants Anthropologie in pragmatischer Hinsicht abgefaßt (Königsberg 1798). Zur Rechtswissenschaft sind 4 Titel vorhanden. Das allgemeine Schriftum (32 Titel) verteilt sich vor allem auf Musik (14) und Kunst (8) sowie 3 Lexika.

2.9 Von den 179 Titeln zu den Naturwissenschaften sind 13 allgemeinen Fragestellungen und der Naturgeschichte gewidmet, 9 behandeln Chemie und Mineralogie. Zur Botanik sind 19 Titel, zur Zoologie 9, zur Medizin 13, zur Mathematik 68, zur Physik 22 und zur Astronomie 9 Titel vorhanden. 81 Titel zur Geographie setzen sich vor allem aus Reisebeschreibungen, Länderdarstellungen (Deutschland, England, Italien und Ägypten) und allgemeinen Einführungen zusammen.

2.10 Auf Pädagogik und Psychologie entfallen 204 Titel, vor allem des 19. Jhs, die zum großen Teil Fragen der Unterrichtsgestaltung und des Schulwesens im allgemeinen behandeln. J. H. Campes Sammlung interessanter ... Reisebeschreibungen für die Jugend (1786-1793) ist erwähnenswert.

2.11 Der Themenbereich Württemberg (150 Titel) umfaßt Schriften zur Geschichte, Geographie, Recht, Kunst und Kultur sowie der Theologie und Pädagogik. Zu Esslingen sind 10 Titel vorhanden. Erwähnenswert sind Johann J. Mosers deutsche Übersetzung der Schwäbischen Chronik von Martin Crusius (Frankfurt a. M. 1733). Die Esslinger Autoren Karl Pfaff und Julius Hartmann sind mit 2 und 3 Titeln vertreten.

3. KATALOGE

Wagner, Reinhold: Alphabetischer Katalog der Bibliothek des Gymnasiums in Esslingen a. N. Esslingen a. N. 1908

Alphabetischer Zettelkatalog

[Bei den vor 1800 erschienenen Titeln werden zwar die Textausgaben genannt, nicht aber die übrigen Werke einbezogen.]

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Baden-Württemberg nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Mayer, Otto: Die lateinische Lehranstalt Esslingens vor hundert Jahren und seit hundert Jahren. Programm des Königlichen Gymnasiums in Esslingen zum Schlusse des Schuljahres 1899/1900. Esslingen 1900

Stand: August 1992

Rainer Jooß


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.