FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
     Home > Deutschland > Thueringen A - L > Altenburg
     Thueringen M - Z

Bibliothek der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes, Depositum im Thüringischen Staatsarchiv Altenburg

Adresse. Thüringisches Staatsarchiv Altenburg, Schloß 7, 04600 Altenburg;
Postfach 1331, 04583 Altenburg
Telefon. (03447) 31 54 88, 50 49 29

Unterhaltsträger. Freistaat Thüringen, Thüringisches Staatsarchiv Altenburg
Funktion. Spezialbibliothek. Sammelgebiet. Altenburgica (Literatur zur Geschichte der Stadt Altenburg, des Herzogtums Sachsen-Altenburg und des Osterlandes).

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung während der Öffnungszeiten des Archivs: Montag bis Mittwoch 8-15.45 Uhr, Donnerstag 8-18.45 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer.
Benutzungskonzeption in Vorbereitung.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Vom Bahnhof Fußwegnähe (ca. 15 Minuten) in Richtung Schloßberg. A 4 (E 40), Ausfahrt Ronneburg, B 7 über Schmölln. Parkplatz vor dem Schloßgebäude.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Am 29. September 1838 wandte sich der Altenburger Regierungs- und Konsistorialrat Dr. Karl Back (1799-1869) an einige ihm nahestehende Gönner und Freunde, um die Geschichts- und Altertumsforschende Gesellschaft des Osterlandes (GAGO) ins Leben zu rufen. Darunter befanden sich der Geheime Regierungs- und Finanzrat August Friedrich Karl Wagner (1792-1859), dessen Hauptwerk die heute im Altenburger Staatsarchiv aufbewahrten Collectaneen zur Geschichte des Herzogthums Altenburg (30 Folio-Bände mit Urkunden, Abschriften und Regesten) sind, der Hofprediger und Konsistorialrat Christian Friedrich Heinrich Sachse (1785-1860), der Pfarrer August Julius Löbe (1805-1900) und dessen Jugendfreund, der als vergleichender Sprachwissenschaftler bekannt gewordene Landesregierungs- und Kammerrat Hans Conon von der Gabelentz (1807-1874) auf Poschwitz, ein Neffe Bernhard von Lindenaus, der Rüst- und Antiquitätenkammer-Konservator Adolph Bratfisch (1790-1864) und der Major und Verleger Heinrich August Pierer (1794-1850).

1.2 Veranlaßt durch das rege literarische Interesse der Mitglieder begann mit der Gesellschaftsgründung der Aufbau einer Fachbibliothek, die durch Ankäufe und Stiftungen der Mitglieder stetig anwuchs. 1842 zählte die " ansehnliche Bibliothek" bereits 288 Nummern, 1845 enthielt die Büchersammlung nach Back über 500 Druckschriften, der Jahresbericht für 1853/54 nennt " fast 2000 Nummern", Petzholdt gibt 1875 ihren Umfang mit 4000 Bdn an. Seit 1841 erschienen die Mitteilungen der Geschichts- und alterthumsforschen Gesellschaft des Osterlandes. Die Vereinszeitschrift bildete die Grundlage für den Schriftentausch mit anderen wissenschaftlichen Vereinen gleicher Tendenz (1893 110 Gesellschaften). Als Gegengaben gingen sowohl die Zeitschriften der Tauschpartner als auch die von deren Mitgliedern veröffentlichten Monographien ein.

1.3 Im Jahre 1858 erhielt die Gesellschaft die bei der Herzoglichen Staatsanwaltschaft gesammelten Pflichtexemplare an kleineren Gelegenheitsschriften zur Disposition. 1860/61 wurde mit einem Inventarverzeichnis begonnen. Nach dem Tod von Wagner (1859) erhielt die Gesellschaft Bücher, Broschüren, Kupferstiche, Lithographien, Karten und Zeichnungen aus dessen Besitz, 1860/61 kamen " 137 Nummern, darunter einige sehr seltene Stücke" Druckschriften über sächsische Geschichte aus dem Nachlaß von Sachse hinzu, auch wurde eine " sehr interessante Serie älterer Altenburgischer Gesangbücher" gekauft. Erst 1868 war die Neuordnung der Bibliothek abgeschlossen (" mit Ausschluß der Sammlung kleinerer Gelegenheitsschriften").

1.4 Im Jahre 1865 stand in Altenburg erneut ein Museumsneubau zur Diskussion, in dem neben der Lindenauschen Stiftung auch die GAGO und die Naturforschende Gesellschaft Raum finden sollten. Vergeblich setzte sich Gabelentz für ein Lesezimmer ein. Seit 1880 waren die vorgeschichtlichen Funde in dem neuerbauten Museumsgebäude mit ausgestellt, wo sich auch die Bibliothek befand. Über die Zugänge in der Bibliothek wurde regelmäßig in der Vereinszeitschrift berichtet ( z. B. " Fortgesetztes Bücherverzeichniß" in Bericht über das Bestehen und Wirken der ...

Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes 3, 1841/42). Seit den zwanziger Jahren waren Sammlungen und Bibliothek im Staatlichen Schloßmuseum (ehemaliges Residenzschloß) untergebracht. Nach der Angabe im Minerva-Handbuch umfaßte die Bibliothek 1927 etwa 3000 Bde. Der bis zum Schluß geführte Katalog ( s. u. 3.2, GAGO 74) verzeichnet in 11 Sachgruppen 3218 Signaturen.

1.5 Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die GAGO ihre Tätigkeit in beschränktem Maße kurz wieder aufnehmen, doch kam sie bald völlig zum Erliegen. 1946 übergab die im Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands anstelle der GAGO gebildete " Wirkungsgruppe Altenburg" die Bibliothek als Depositum in das Altenburger Staatsarchiv (etwa 16.000 Bde). Dort wurde sie als geschlossene Sammlung behandelt. In den Jahren 1947 und 1954 überließ die gleiche Gruppe die im Tausch erworbenen orts- und landesgeschichtlichen Zeitschriften bis auf einen kleinen Teil dem Institut für Deutsche Landes- und Volksgeschichte (später Institut für Geschichte des Deutschen Volkes, Abteilung Landesgeschichte) an der Universität Leipzig als Leihgaben (Liste; Eingangsdatum: 23. August 1953). 1954 folgten noch einmal etwa 200 Bde nach, darunter die Zeitschrift des Harzvereins und die Mühlhäuser Geschichtsblätter. Insgesamt dürfte es sich um etwa 6500 Bde gehandelt haben, so daß von den ursprünglich 16.000 Bdn ein Restbestand von etwa 9500 Bdn in Altenburg verblieb.

1.6 Nach der Reaktivierung der GAGO am 21. März 1990 wurde der Schriftentausch auf der Grundlage der wiederbegründeten Vereinszeitschrift erneut aufgenommen. Die Gesellschaftsbibliothek wird z. Z. neu katalogisiert und im Rahmen der Möglichkeiten der GAGO laufend ergänzt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Gegenwärtig wird ein Bestand von 9413 Bdn angenommen. Erst nach Abschluß der Katalogisierungsarbeiten werden verbindliche Zahlenangaben möglich sein. Eine Katalogdurchsicht ergab, daß die Literatur zu etwa 46 Prozent aus dem 19. Jh stammt (16. Jh etwa 1,5 Prozent, 17. Jh etwa 4 Prozent, 18. Jh etwa 13 Prozent). Von einigen lateinischen Werken abgesehen, ist sie fast ausschließlich deutschsprachig.

2.2 Schwerpunkte des Monographien-Bestandes waren im 19. Jh die Ortsgeschichte mit dem Schwerpunkt Altenburg (ca. 22 Prozent), die Personengeschichte (ca. 18 Prozent) und die Geschichte Sachsen-Altenburgs (ca. 14 Prozent). Es folgten die Rechts-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte (ca. 9 Prozent), Kirchengeschichte (ca. 8 Prozent), Vorgeschichte (ca. 7 Prozent), Wirtschafts- und Sozialgeschichte (ca. 6 Prozent) sowie Quellenkunde (ca. 6 Prozent) und schließlich Adelsgeschichte (ca. 5 Prozent) und Siedlungs- und Bevölkerungsgeschichte (ca. 5 Prozent).

2.3 An Zeitungen war die Gesellschaft besonders interessiert. Schon 1850 hatte Konrektor Jacob den vollständigen Jahrgang 1849 des Volksblattes, der Wäsche und des Osterländers gestiftet. 1854 erhielt die GAGO vorbehaltlich des Eigentumsrechtes der Landesregierung, die vorgehabt hatte, die Jahrgänge zu verkaufen, das Eisenbergische Nachrichtsblatt (1834-1847), das Kahlaische Nachrichtsblatt (1834-1848), das Geraische Staats- und Nachrichtenblatt (1842-1848), die Ronneburger Blätter (1839-1843) und den Eremiten (1838-1839) zur Aufbewahrung. Man hielt das Vorhandensein dieser Blätter in einer öffentlichen Bibliothek für um so wünschenswerter, " je seltener diese Blätter zum Theil schon jetzt sind und je schwieriger es mit jedem Jahr werden wird, älterer Jahrgänge habhaft zu werden" (Akten GAGO 1854/55; s. u. 4.1). Die Zeitungen sollten in die bedeutende und für das Land wertvolle Bibliotheca Altenburgica (Osterlandica) aufgenommen werden. Von anderer Seite wurde ergänzend der Ronneburger Volksfreund (Jg. 1-4, 1848-1851) gestiftet.

2.4 1856 ging der Bibliothek eine reiche Sammlung von Plakaten und Druckschriften aus den Jahren 1801 bis 1815 (ca. 100 Bde) durch die Vermittlung des damaligen Vorsitzenden Regierungsrat Wagner (s. o. 1.1) zu. Sie wurde der wahrscheinlich schon während der Revolution von 1848/49 angelegten Sammlung von Revolutions-Dokumenten (Zeitungsnummern, Maueranschläge, Flugblätter) zugeordnet.

3. KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Computergestützter Katalog im Aufbau

3.2 Historische Kataloge

Leitfaden zur Bücher-Sammlung der Geschichts- und Alterthumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes. 1838/1853 (für Nr. 1-1507)

[Bandkatalog, Orts-, Personen- und Begriffsregister in einem durchgängigen Alphabet; Sign.: Akten GAGO 63]

Bücher-Sammlung der Geschichts- und Alterthumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes vom Jahr 1839 an [bis ca. 1856]. Bücher und Druckschriften, auch Landkarten etc.

[Bandkatalog, bis Nr. 1724; Vorlage für den Druckkatalog, s. u.; Sign.: GAGO 64]

Verzeichniß der Bücher etc. der Geschichts- und Alterthumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes. Angefertigt von [Karl Bruno] von Hopffgarten-Heidler, Geschäftsführer. 1867

[Bandkatalog, alphabetisch nach Verfassern und Orten; Sign.: GAGO 65]

Standortskatalog. [Angelegt 1891 von Moritz Geyer]

[Bandkatalog, 3218 Nummern; Sig.: GAGO 66]

Alphabetischer Katalog. [Angelegt 1891 von Moritz Geyer]

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln, über 4000 Einträge]

Zugänge für Bücherei und Sammlungen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes. 19. Februar 1941 24. April 1946

[Schreibheft, chronologisch; Sign.: GAGO 74]

Druckkatalog:

Bücher-Sammlung der Geschicht(s)- und Alterthumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes. [1], Nr. 1-195 bis [7], Nr. 1298-1450

[undatierte Sonderdrucke aus dem Bericht bzw. den Mitteilungen der GAGO]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Thüringisches Staatsarchiv Altenburg: Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes. 1838-1954

Schriftentausch: Verzeichnis der Gesellschaften, mit denen die Geschichts- und Altertumsforschende Gesellschaft des Osterlandes in Schriftentausch steht, den 1. März 1890. Verzeichnis der Mitglieder der Gesellschaft [Liste, Ortsalphabet; Sign.: GAGO 69]

Tauschschriften. 1891-1954 [Bestands- und Abgabe-Listen; Sign.: GAGO 70]

4.2 Darstellungen

Mitteilungen der Geschichts- und Alterthumsforschen Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg. 1 (1838/43, erschienen 1841/44)-15 (1938) [enthält u. a. Zugangslisten]

Löbe, Julius: Geschichtliche Beschreibung der Residenzstadt Altenburg und ihrer Umgebung. 3., gänzlich umgearbeitete und vermehrte Auflage. Altenburg 1881 [S. 162-163 über GAGO]

Menzel, Eugen: 100 Jahre Geschichts- und Altertumsforschende Gesellschaft des Osterlandes. In: Mitteilungen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes 15 (1938) S. 7-17

Marwinski, Konrad: Thüringische Geschichtsvereine vor 1871. Diss. Leipzig 1975 [S. 98-153, 236-247, 295-317 über GAGO]

Marwinski, Konrad: Thüringische historische Vereine im 19. Jahrhundert. In: Jahrbuch für Regionalgeschichte 7 (1979) S. 205-242 [bes. S. 219-223]

Kessler, Hans-Joachim: Geschichts- und Altertumsforschende Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg e. V. In: Altenburger Geschichts- und Hauskalender N. F. 1 (1992) S. 213

Stand: Februar 1996

Felicitas Marwinski

Gustav Wolf


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.