FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Geleitwort

Das geschriebene Wort - der Text - gehört zu den wichtigsten Grundlagen der europäischen Kultur. Daher sind Bücher und andere Textträger zu Symbolen geworden. Sie sind hochgeschätztes Kulturgut. Sie wurden und werden gesammelt und geordnet. Man läßt ihnen Fürsorge angedeihen, und sie sind Gegenstand wissenschaftlichen Interesses. In jedem Land bilden die Buchbestände einen bedeutsamen Bestandteil des Kulturerbes wie auch des materiellen Reichtums. Mit dem gedruckten ,,Gedächtnis`` verbindet sich die Identität einer Gesellschaft oder einer Nation.

Wenn wir vom ,,europäischen Buchbestand`` sprechen, dürfen wir ihn nicht mechanisch als Summe einzelner nationaler Buchbestände betrachten, die durch Staatsgrenzen oder Sprachräume definiert sind. Es gibt in jedem einzelnen Land Europas einen ,,europäischen`` Bestand. Dieser Bestand ist weder sprachlich noch geographisch eingegrenzt. Er übersteigt immer die Grenzen zwischen den Ländern. Nach Sprachen und Provenienzen stellen die in den einzelnen europäischen Ländern aufbewahrten Bestände auf jeweils individuelle Weise ,,Summen`` dar aus dem Schrifttum des ganzen Kontinents. Sie spiegeln die historischen und kulturellen Entwicklungen größerer Regionen, wenn nicht des ganzen Kontinents wider.

Dies gilt auch, und nicht zuletzt, für den gegenwärtig in der Tschechischen Republik aufbewahrten Bücherreichtum. Eine wesentliche Rolle spielt hier der Buchbestand deutscher Provenienz. Er ist ein integraler Bestandteil des tschechischen Bestandes, und zwar aufgrund langwährender kultureller Beziehungen. Die tschechische und die deutsche Kultur haben sich gegenseitig in hohem Maße beeinflußt. Es ist daher schwierig, manche auf dem Gebiet der historischen Länder Böhmen, Mähren und Schlesien aufgetretenen Kulturphänomene der deutschen oder der tschechischen Kultur zuzuordnen.

Beide Seiten haben heute den Wunsch und den guten Willen, ihre gegenseitigen Beziehungen zu vertiefen. Ein besseres Geschichtsverständnis, dessen Grundlage die Vertrautheit mit dem Kulturerbe ist, ist dafür nicht nur hilfreich, sondern unerläßlich. Wenn es indessen nicht bei allgemeinen Absichtserklärungen bleiben soll, bedarf es konkreter und überzeugender Schritte. Unter diesem Aspekt kommt dem Handbuch deutscher historischer Buchbestände in Europa eine nicht geringe Bedeutung zu. Drei Bände sind den Beständen in Tschechien gewidmet, davon ein Band den Beständen in Prag. Sie wurden von tschechischen Bibliothekaren und Historikern erarbeitet. In der Summe bieten diese Bände eine umfassende und detaillierte Übersicht über die deutschen historischen Buchbestände in den Bibliotheken in der Tschechischen Republik, deren Nutzen sich in naher und fernerer Zukunft erweisen dürfte. Es war für uns eine Freude und eine Ehre, an diesem Projekt mitzuwirken.

Prag, im November 1999

Vojtech Balík

Direktor der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.