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Im Frühjahr 1991 wandte sich Herr Professor Dr. Bernhard Fabian an die Leitung der Széchényi-Nationalbibliothek mit der Bitte, daß sich auch die ungarischen Bibliotheken an der Zusammenstellung des Handbuches deutscher historischer Buchbestände in Europa beteiligen möchten. Die Széchényi-Nationalbibliothek ist dieser Bitte mit Freude nachgekommen und hat auch die Rolle des Koordinators für Ungarn übernommen.
Die ungarischen Bibliotheken wurden von der Zentralredaktion des Handbuches und von der Széchényi-Nationalbibliothek gemeinsam ausgewählt und um ihre Teilnahme gebeten. Die Auswahl basierte auf mehreren gleichzeitig in Betracht gezogenen Kriterien. In erster Linie sind jene allgemein zugänglichen staatlichen und kirchlichen Bibliotheken einbezogen worden, die zu den ältesten Gründungen des Landes gehören und die reichsten Bestände besitzen. Dies sind die Széchényi-Nationalbibliothek, die Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, die Universitätsbibliotheken in Budapest, Debrecen, Pécs und Szeged, die Kathedralbibliotheken in Esztergom und Kalocsa, die Erzdiözesanbibliothek in Eger, die Bibliothek der Erzabtei Pannonhalma, die Bibliotheken der vier protestantischen Kirchendistrikte (in Budapest, Debrecen, Pápa und Sárospatak), die größten Evangelisch-lutherischen Sammlungen in Budapest und Sopron sowie die herausragenden Stadtbibliotheken, die Zentralbibliothek der Hauptstädtischen Ervin-Szabó-Bibliotheken und die Szegeder Somogyi-Bibliothek. Darüber hinaus wurden zwei Kunstdenkmalbibliotheken, die Franziskaner-Bibliothek in Gyöngyös und die Antal-Reguly-Bibliothek in Zirc, sowie die Helikon-Bibliothek als einzige erhaltene Adelsbibliothek im Schloßmuseum von Keszthely aufgenommen. Von den reichen ungarischen Schulbibliotheken wurde wegen ihres bedeutenden Altbestandes die József-Lévay-Bibliothek in Miskolc berücksichtigt.
Neben den oben genannten mußten auch Bibliotheken mit einem speziellen Sammelprofil einbezogen werden. Diese unterscheiden sich zwar von den erwähnten Bibliotheken in Eigenart und Bestandsgruppen, aber ihre Sammlungen sind dennoch von Bedeutung für die internationale Forschung. Dazu gehört die Mitte des 18. Jahrhunderts in Selmecbánya gegründete Bibliothek der Berg- und Forstakademie, deren Bestände heute die Zentralbibliothek der Universität in Miskolc und die Zentralbibliothek der Universität Sopron bereichern. Eine weitere Gruppe bilden jene relativ neuen Gründungen, die bestrebt sind, auf einem bestimmten Fachgebiet ihre alten Bestände zu bereichern. Hier sind zu nennen die Bibliothek der Landesrabbinerschule, die Zentralbibliothek der Veterinärmedizinischen Universität, die Semmelweis-Bibliothek für Geschichte der Medizin, die Bibliothek der Semmelweis Medizinwissenschaftlichen Universität, die Bibliothek der Technischen Universität und die Bibliothek der Franz-Liszt-Hochschule für Musik in Budapest sowie die Erzbischöfliche Simor-Bibliothek in Esztergom. Von den Museumsbibliotheken des Landes beherbergen insbesondere die Sammlungen des Museums der Bildenden Künste und des Museums für Kunstgewerbe in Budapest wertvolle historische Bestände.
Das Handbuch vereinigt einen Überblick über die historischen Bestände von 33 ungarischen Bibliotheken. Daneben gibt es naturgemäß zahlreiche Sammlungen in Ungarn, die wertvolle alte deutsche Bücher aufweisen können, da Ungarn stets in Verbindung mit der deutschen Kultur stand. Seit dem 11. Jahrhundert entwickelten sich auf dem Gebiet des historischen Ungarn deutsches Volkstum und deutsche Kultur, die im 16. Jahrhundert Grundlage für die Etablierung eines bedeutenden deutschsprachigen Buchdrucks wurden.
Ich danke allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der ungarischen Bibliotheken, die sich an den Arbeiten für das Handbuch beteiligt haben. Vor allem sei Herrn Professor Dr. Bernhard Fabian gedankt für die Möglichkeit, die ungarischen Bibliotheken mit ihren deutschen Beständen im Rahmen des Handbuches zu präsentieren, und auch für die engagierte Hilfestellung, die uns während unserer gemeinsamen Arbeit immer wieder zuteil wurde. Weiterhin danken wir der Zentralredaktion in Münster, allen früheren und heutigen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, für ihre präzise, sorgfältige und aufmerksame Arbeit, für ihre Hilfe und auch für ihre Geduld. Die ungarischen Bibliothekare sind der Volkswagen-Stiftung sowie dem Verlag Olms für die Unterstützung ihrer Arbeit und die Publikation der Ergebnisse zu aufrichtigem Dank verpflichtet.
Die Koordination der Arbeiten in Ungarn lag zunächst in den Händen von Frau Dr. Mária Rekettyés. Im Jahre 1993 übernahm Frau Dr. Judit P. Vásárhelyi diese Tätigkeit. Sie wurde unterstützt von Frau Dr. Katalin Rákóczi bei der Übersetzung, Herrn Dr. Sándor Dörnyei als Lektor und von Frau Zsuzsanna Kovács bei der technischen Bearbeitung. Einen herzlichen Dank an alle.
Budapest, März 1998
Géza Poprády
Generaldirektor der Széchényi-Nationalbibliothek