FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Gräflich von Spee'sche Bibliothek Schloß Heltorf

Adresse. Archivberatungsstelle Rheinland, Abtei Brauweiler, Ehrenfriedstr. 19, 5024 Pulheim [Karte]
Telefon. (02234) 805-343
Funktion. Privatbibliothek (auf Anfrage öffentlich zugänglich).
Sammelgebiete. Der Bestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Nur über die Archivberatungsstelle Brauweiler nach Vereinbarung. Kopie des Katalogs kann eingesehen werden. Bücher werden in die Archivberatungsstelle geholt und können nur dort benutzt werden. Leihverkehr: nicht angeschlossen. Technische Einrichtung für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung notwendig. Busverbindung ab Köln Hauptbahnhof (Linien 961 und 962) nach Brauweiler. A 1 (Kölner Ring), Ausfahrt Köln-Bocklemünd, B 59 nach Brauweiler.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Ursprünge der Bibliothek des Grafen Spee sind weitgehend unbekannt. Seit 1662 befindet sich Schloß Heltorf im Besitz der Familie und dürfte bereits damals über eine Büchersammlung verfügt haben. Besonders durch Graf Franz Anton (*1781), der Recht, Sprachen, Physik in Düsseldorf und Staatsrecht und Geschichte in Göttingen studiert hatte, dürfte sich der Buchbestand entsprechend spezialisiert und vermehrt haben. Da er sowohl unter der napoleonischen Herrschaft als auch in der preußischen Zeit Spitzenpositionen innehatte, wird auch aus dieser Zeit Literatur entsprechend seiner Funktionen und Interessen in seine Bibliothek gekommen sein.

1.2 Unter seinem Sohn Graf August Wilhelm († 1882) entstand 1862 der Anbau der Bibliothek im Schloß. Dessen Sohn Fritz verband politisches Engagement mit Frömmigkeit, was sich sicherlich auch im Buchbestand der Bibliothek niederschlug. Nach dem Tode des kinderlos verstorbenen Grafen Franz ging der Familienbesitz an dessen Bruder Wilhelm über, der als engagierter Katholik und Mitglied des Provinzialausschusses der Rheinischen Zentrumspartei maßgeblich an der katholischen Schulorganisation Deutschlands mitarbeitete, was den pädagogischen Bestand der Bibliothek erklärt. Die Bibliothek erfuhr noch diverse, heute aber nicht mehr rekonstruierbare Erweiterungen (Bibliothek Hillesheim, Bibliothek Ferber/Düsseldorf).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek enthält (einschließlich der Sonderdrucke und Broschüren) ca. 7800 Titel, die sich wie folgt verteilen: 16. Jh ca. 170 Titel, erste Hälfte des 17. Jhs 170 Titel, zweite Hälfte 310; erste Hälfte des 18. Jhs 850, zweite Hälfte 1150; erste Hälfte des 19. Jhs 1900, zweite Hälfte 3200. Mit ca. 5800 Titeln überwiegt die deutsche Sprache, aber auch französische (1200, vor allem aus dem 18. Jh und aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs) und lateinische Drucke (ca. 650) sind gut vertreten. Die übrigen Sprachen (ca. 150 Titel, vor allem Englisch und Italienisch) fallen kaum ins Gewicht. Systematische Übersicht

2.2 Die Bibliothek ist nach Sach- und Formalgruppen grob systematisch aufgestellt. Der Beschreibung liegt der Kreuzkatalog (s. u. 3) zugrunde.

2.3 Einen hohen Anteil (ca. 1200 Titel) macht die theologische Literatur aus. Der Schwerpunkt der ca. 1200 Titel liegt auf kirchengeschichtlichen Werken. Neben allgemeiner Kirchengeschichte sind Schriften zum Papsttum, zur Diözesangeschichte sowie historische Abhandlungen über die Konzile vorhanden. Kirchenpolitisch-historische Schriften dokumentieren Literatur zu den Konflikten Staat-Kirche, in der Erzdiözese Köln speziell zum Nuntiaturstreit. Hinzu kommen ordensgeschichtliche Werke (Benediktinerklöster bzw. -abteien Altenberg, Werden, Heisterbach), speziell auch über den Jesuitenorden. Die Gruppe der asketischen und Erbauungsliteratur enthält vorwiegend Betrachtungs- und Andachtsbücher (zahlreich in französischer Sprache), mystische Literatur, Gebetbücher, Breviere, Jesusviten und Texte zur Marienverehrung sowie hagiographische Werke.

2.4 Dogmengeschichtliches und kontroverstheologisches, hauptsächlich jedoch apologetisches Schrifttum sowie Literatur zum Jansenismus, zum Unfehlbarkeitsdogma und Altkatholizismus bilden eine weitere Gruppe. Moraltheologische Schriften sind demgegenüber schwächer vertreten. Die kirchenrechtliche Literatur umfaßt neben Gesetzessammlungen und Lehrbüchern Schriften zum Verhältnis von Kirche und Staat und zum Konfessionswechsel. Das Schrifttum zur Praktischen Theologie enthält liturgische, katechetische, einige homiletische und karitativ-soziale Werke. Bibelausgaben und französische Übersetzungen sowie Konkordanzen und einzelne Teile der Bibel (besonders Psalmenkommentare) bilden eine letzte Gruppe.

2.5 Zur Pädagogik (insgesamt ca. 150 Titel) finden sich neben Pädagogen-Biographien (z. B. des Jesuiten und Lehrers Jakob Masen) Schriften zur Schulgesetzgebung (besonders aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf), zur Frauen- und Prinzenerziehung (z. T. in französischer Sprache), zur Realschul-, Gymnasial- und Volksschulerziehung sowie gedruckte Schulordnungen. Die Philosophie umfaßt ca. 150 Titel. Neben den antiken Klassikern (Aristoteles, Plato) ist die Philosophie der Aufklärung vertreten (besonders Schriften zur Theodizee, Moralphilosophie, Religionsphilosophie und philosophische Anthologien).

2.6 Die Bestände zur Sprache und Literatur umfassen insgesamt ca. 1100 Titel. Die Abteilung deutsche Sprache und Literatur enthält Literaturgeschichten, Kalender, Almanache (darunter auch Almanache und Taschenbücher für Damen), einige Werke des Mittelalters (besonders Artus-Epik, Amadis-Roman und jüngere Ritterromane), Literatur der Renaissance und des Barock (besonders Friedrich von Spee, s. a. 2.7). Weiterhin finden sich Werke der Aufklärer und Klassikerausgaben sowie ein Querschnitt durch die Literatur der Romantik und des Biedermeier, jedoch weniger Literatur der Empfindsamkeit und des Jungen Deutschland, außerdem vereinzelte Werke des Realismus. Zu allen Epochen fallen besonders die adeligen Schriftsteller auf. Die englische Literatur ist mit wenigen Klassikern vertreten. Bei der französischen Literatur finden sich die französischen Klassiker sowie Memoirenliteratur.

2.7 Die Literatur zur Geschichte ist die weitaus umfangreichste (ca. 2900 Titel). Neben allgemeinen Darstellungen der Weltgeschichte und der griechisch-römischen Geschichte stehen schwerpunktmäßig die Literatur zur Französischen Revolution, zur deutschen, vor allem preußischen Geschichte (Quelleneditionen, Regesten, Geschichtskalender, Urkundenbücher) und zur Kriegsgeschichte (Kriegs- und Schlachtenschilderungen, Rang- und Quartierlisten). Daneben sind die Werke zur rheinischen Geschichte (vor allem Jülich-Kleve-Berg) und Stadtgeschichten rheinischer Städte (vor allem Düsseldorf und Köln) hervorzuheben. Der Bestand umfaßt in relativer Vollständigkeit alle Komplexe der Geschichte (also auch Verwaltungs-, Wirtschafts- und Rechtsgeschichte). Die übrigen außerpreußischen Territorien (vor allem Pfalz und Bayern) und die außerdeutschen Länder (vor allem Italien) sind ebenfalls in repräsentativer Auswahl vertreten. Umfangreich sind die Bestände zu historischen Hilfswissenschaften, vor allem zu Genealogie und Heraldik (Wappenbücher), aber auch zu Numismatik und Diplomatik. Daneben stehen biographische Literatur (wohl in pädagogischer Absicht erworben: Prinz Eugen-, Stein- und Bismarck-Biographien) sowie eine umfangreiche Sammlung von Schriften Friedrichs von Spee und Literatur über ihn, ebenso Literatur zu Hexenprozessen.

2.8 Kulturgeschichte (ca. 250 Titel, u. a. Freimaurerei, gedruckte Briefsammlungen, Bäderschriften, theoretische Schriften über Adel und Adelsstand) und Kunstgeschichte (ca. 250 Titel), vor allem Literatur zu Kunstgewerbe, Archäologie und Architektur (hier auch Garten- und Landschaftsarchitektur) schließen sich an. Umfangreich ist die Literatur zur Geographie vertreten (ca. 450 Titel). Hier sind vor allem Atlanten und Reisebeschreibungen vorhanden, daneben Adreßbücher und Rheinansichten sowie Werke zur Rheinschiffahrt.

2.9 Die Literatur zum Recht (ca. 500 Titel) wurde ebenfalls gepflegt. Neben Staats- und Völkerrecht, Verfassungsrecht, gedruckten Konstitutionen und gedruckten Wahlkapitulationen steht die im Alltag benötigte Literatur: Schriften zum Erbfolgerecht, zum Feudal- und Jagdrecht sowie zur Agrargesetzgebung. Daneben findet sich vereinzelt Literatur zum Straf- und Prozeßrecht sowie zum französischen Recht, außerdem einige Staatshandbücher.

2.10 Einen breiten Raum nimmt das Schrifttum zu den Naturwissenschaften und zur Ökonomie ein. Die angewandten Naturwissenschaften überwiegen hierbei. Vor allem die Landwirtschaft ist mit Literatur zu Pflanzenbau und Forstwesen, Obstzucht, Bienenzucht, Hundezucht und Kräuterbüchern vertreten, weiterhin mit reicher Literatur zum Gartenbau, zu Jagd und Fischerei, zur Veterinärmedizin und Viehzucht, speziell Pferdezucht. Naturgeschichtliche Abhandlungen, Mathematik, Physik und allgemeine Hausväterliteratur treten demgegenüber zurück. Dagegen sind eine Reihe von Schriften zur Kameralistik, zur regionalen Wirtschaftsgeschichte und zum Steuerwesen sowie die allgemeinen ökonomischen Enzyklopädien zu finden.

3. KATALOGE

Kreuzkatalog

[hschr. Zettelkatalog nach Autoren, Sachtiteln und Schlagworten; Kopie in der Archivberatungsstelle des Landschaftsverbandes Rheinland in Brauweiler]

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Schmitz, Heinz: Angermunder Land und Leute. Bd 1. Düsseldorf 1979, S. 226-245

Stand: März 1991

Reinhard Feldmann


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.