FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek der Staatlichen Graphischen Sammlung

Adresse. Meiserstr. 10, 80333 München [Karte]
Telefon. (089) 5 59 14 90
Telefax. (089) 5 50 41 93

Unterhaltsträger. Freistaat Bayern
Funktion. Öffentlich zugängliche Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeines Sammelgebiet: Literatur zur Graphik (Zeichnung und Druckgraphik). 2. Besonderes Sammelgebiet: Illustrierte Bücher des 15. bis 20. Jahrhunderts.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Magazinierung bis auf die frei zugängliche Handbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch 10-13 Uhr und 14-16.30 Uhr, Donnerstag 10-13 Uhr und 14-18 Uhr, Freitag 10-12.30 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät (für internen Gebrauch).
Hinweise für anreisende Benutzer. Telefonische Anmeldung empfehlenswert. U-Bahnverbindung (Linie U2) bis Haltestelle Königsplatz. Kein eigener Besucherparkplatz vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Staatliche Graphische Sammlung geht zurück auf das Kupferstich- und Zeichnungskabinett, das Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz 1758 im Mannheimer Schloß gegründet hatte. Nachdem er bayerischer Kurfürst geworden war, verlegte er die Bestände 1793/94 nach München, um sie nicht den Gefahren der sich in der Pfalz ausbreitenden Revolutionskriege auszusetzen.

1.2 Eine für das Studium der Sammlung eingerichtete Handbibliothek existierte wahrscheinlich bereits in der Mannheimer Zeit, läßt sich aber erst im 19. Jh zweifelsfrei nachweisen. Ein heute noch vorhandenes Inventar der Handbibliothek von 1837 verzeichnet 208 Titel. Eine königliche Verordnung vom 5. Oktober 1840 besagt, daß von den in Bayern herausgegebenen Werken über Kupferstichkunde jeweils ein Exemplar an die Handbibliothek des Kupferstichkabinetts abzugeben sei.

1.3 Ende des 19. Jhs und Anfang des 20. Jhs wurde die Bibliothek bedeutend vermehrt und vom Münchner Publikum rege genutzt. Aus einer Statistik des Jahres 1906 geht hervor, daß von allen in der Graphischen Sammlung zur Besichtigung verlangten Werken ca. 70 Prozent Bücher waren. Die Bibliothek bewahrte ihre Bedeutung bis zum Zweiten Weltkrieg, da sie bis zu diesem Zeitpunkt die einzige öffentlich zugängliche Kunstbibliothek Münchens war. Genaue Zahlen über ihren damaligen Bestand sind nicht bekannt, aus den Inventarbüchern geht jedoch hervor, daß zwischen 1906 und 1944 ca. 14.000 Titel erworben wurden.

1.4 Im Jahre 1944 wurden einige wichtige Teile des Graphikbestandes der Sammlung sowie die gesamte Bibliothek mit ihren Katalogen vernichtet. Ab 1945 wurde die Bibliothek neu aufgebaut.

Maria Voigt

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Auszählung des Bibliotheksbestandes erfolgte anhand der Systematischen Standortkataloge und des älteren Alphabetischen Katalogs. Zeitschriften und mehrbändige Werke wurden jeweils als ein Titel berücksichtigt. Der Anteil der Faksimiles oder Reprints wird in Klammern angegeben, bei der Übersicht nach Sprachen werden sie wie Originalausgaben gezählt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 37.000 Bdn umfaßt der historische Bestand 1895 (60) Titel. Es sind 42 (35) Inkunabeln vorhanden (19 deutsche, 20 lateinische, 2 französische, eine italienische). Aus dem 16. Jh liegen 120 (18) Titel vor (66 deutsche, 36 lateinische, 9 französische, 7 italienische, je ein niederländischer und ein mehrsprachiger). Auf das 17. Jh entfallen 82 (5) Titel (40 deutsche, 19 lateinische, 10 französische, 8 italienische, 3 niederländische, je ein englischer und ein mehrsprachiger). 177 (2) Werke stammen aus dem 18. Jh (91 deutsche, 44 französische, 16 italienische, 13 lateinische, 7 englische, 4 niederländische, je ein spanisches und ein mehrsprachiges). Der größte Anteil entfällt auf das 19. Jh mit 1474 Titeln (1121 deutsche, 231 französische, 78 englische, 19 italienische, 15 mehrsprachige, 5 niederländische, 4 spanische und ein schwedischer). 70,5 Prozent der Titel sind deutschsprachig, 15,5 Prozent französisch, 5 Prozent lateinisch. Jeweils 4,5 Prozent liegen in Englisch und in sonstigen Sprachen vor.

Birgit Schaefer

Maria Voigt

Systematische Übersicht

2.3 Die Gruppe der Auktions- und Lagerkataloge, die ca. 71 lfd. Meter umfaßt, enthält 42 vor 1900 erschienene Titel. 40 Kataloge stammen aus dem 19. Jh, die beiden ältesten aus dem 18. Jh: der Versteigerungskatalog von C. G. Weigel (Leipzig 1783) und der Lagerkatalog der Firma Frauenholz (Nürnberg 1797).

2.4 In den Sachgruppen " Allgemeines, Theoretische und allgemeine Schriften zur Kunstgeschichte, Malerei, Architektur, Ikonographie, Kunstgewerbe, Periodika" finden sich 83 (4) Titel des historischen Bestandes, überwiegend aus dem 19. Jh. Einen Schwerpunkt bilden die allgemeine Kunstgeschichte und die Kunstgeschichte Deutschlands, einschließlich Topographie, mit 29 (3) Titeln. Die Gruppe " Allgemeines" (Nachschlagewerke, Wörterbücher, Nachbarwissenschaften) weist 19 historische Werke auf, die Ikonographie 10.

2.5 Die Gruppen " Gebrauchsgraphik, Buchillustration, Buclerei, Buchkunde" umfassen 89 (48) Titel. Die Faksimiles oder Reprints geben Werke des 15. bis 17. Jhs wieder. Daneben liegen als Originalausgaben 3 deutsche Werke des 18. Jhs zur Geschichte des Buchdrucks und der Spielkarten vor. Die restlichen 38 Titel stammen aus dem 19. Jh.

2.6 115 Titel behandeln die einzelnen graphischen Techniken. Die 10 Werke des 18. Jhs sind vor allem Abhandlungen über die Kunst des Kupferstichs sowie Verzeichnisse berühmter Stecher und ihrer Werke. Die restlichen Titel entfallen auf das 19. Jh: 39 befassen sich mit der Druckgraphik im allgemeinen, 26 mit der Lithographie, 19 mit dem Kupferstich, jeweils 12 mit dem Holzschnitt und der Zeichnung.

2.7 Museums- und Ausstellungskataloge umfassen 83 Titel des 19. Jhs, größtenteils von Münchner Museen. Dazu kommen 26 Kataloge von Privatsammlungen, überwiegend deutscher und französischer Provenienz.

2.8 325 (11) Titel sind Künstlermonographien, davon 6 aus dem 18. Jh und 308 aus dem 19. Jh. 40 Werke befassen sich mit Dürer, jeweils 9 mit Holbein, Raphael und Rembrandt, 7 mit Cranach und 6 mit Rubens.

Sondersammlungen

2.9 Der größte Teil des historischen Bestandes (1131 Titel) befindet sich in der Sammlung der illustrierten Bücher und Mappenwerke. Die 7 Inkunabeln stammen aus Rom, Köln, Eichstätt, Krakau, Basel (2) und Augsburg. Beim Graphikbestand der Staatlichen Graphischen Sammlung werden Ausschnitte aus aufgelösten Büchern des 15. Jhs aufbewahrt, darunter Holzschnitte der Kölner Bibel in der Nürnberger Ausgabe von Anton Koberger (1483). Weitere Druckorte dieser Fragmente sind Augsburg, Nürnberg, Straßburg und Ulm.

2.10 Aus dem 16. Jh sind 101 Titel vorhanden, die überwiegend im deutschsprachigen Raum erschienen und mit Holzschnitten illustriert sind. Die am häufigsten vertretenen Künstler sind Jost Amman, Hans Holbein d. J., Albrecht Dürer, Hans Weiditz, Hans Baldung gen. Grien sowie Jacques Androuet Ducerceau mit Stichen und Radierungen.

2.11 77 Titel stammen aus dem 17. Jh und sind fast ausschließlich mit Kupferstichen und Radierungen illustriert. Beliebte Themen sind Porträtfolgen, die Darstellung wichtiger dynastischer Ereignisse sowie Annalen und Chroniken. Jedoch überwiegt die wissenschaftliche Illustration in Werken zur Mechanik, Anatomie, Zoologie, Botanik und vor allem zur Architektur und zum Gartenbau.

2.12 Die 141 Titel des 18. Jhs weisen einen Schwerpunkt bei im süddeutschen Raum (Augsburg, Nürnberg etc.) erschienenen Werken auf. Es handelt sich um religiöse Werke (z. B. die Historische Bilder Bibel des Johann Ulrich Kraus von 1705), aber auch um literarische Themen. Hervorzuheben sind die Radierungen Salomon Gessners zu seinen eigenen Schriften sowie die Illustrationen von Daniel Chodowiecki. Sachbücher sind ebenfalls vertreten: 18 Titel sind Schreibmeisterbücher sowie Lehr- oder Handbücher zur Kunst des Stechens oder Radierens und besonders des Zeichnens.

2.13 Der weitaus größte Teil des historischen Bestandes befindet sich bei den illustrierten Büchern und Mappenwerken des 19. Jhs. Er umfaßt 718 Titel, davon sind 586 deutschsprachig. Es handelt sich überwiegend um Werke der Dichtung, Kinder- und Jugendbücher, Märchen und Sagen sowie Reisebücher und Ansichten. Der am häufigsten vertretene Illustrator ist Adrian Ludwig Richter mit über 200 Titeln. Weitere mehrfach vertretene Künstler sind Theodor Hosemann, Moritz von Schwind, Otto Speckter und Franz von Pocci.

2.14 Zu den illustrierten Büchern gehört die Sachgruppe " Periodika" mit 86 Titeln: Taschenbücher und Almanache, Kalender, Zeitschriften. Davon stammen 8 aus dem 18. Jh, 78 aus dem 19. Jh.

2.15 Der Graphikbestand der Staatlichen Graphischen Sammlung, der nicht in der Auszählung (s. o. 2.2) enthalten ist, umfaßt nahezu 400.000 Blatt Druckgraphiken und Zeichnungen (auch internationale Kunst des 20. Jhs). Schwerpunkte finden sich bei den altdeutschen Meistern, bei italienischen Zeichnungen der Renaissance, bei Niederländern des 17. Jhs sowie bei deutschen Zeichnungen der Romantik und des späten 19. Jhs, vor allem der Münchner Schule. Erwähnenswert sind ebenfalls die topographische Abteilung und die Porträtsammlung.

2.16 Einen Teil dieser Blätter kann man im weiteren Sinn dem Begriff " Buch" zuordnen. Hervorzuheben sind, als Vorläufer des gedruckten Buches, die Holz- und Metallschnitte des 15. Jhs, darunter 279 anonyme Einblattholzschnitte und 6 Blockbücher. Zu nennen sind auch Graphikfolgen, die mit Text versehen sind, z. B. Dürers Apokalypse. Dazu kommen Flugblätter des 16. bis 19. Jhs mit einem Schwerpunkt bei deutschen Flugblättern zur Revolution von 1848. Der Graphikbestand ist durch einen Künstlerkatalog und z. T. auch durch einen Schlagwortkatalog erschlossen.

3. KATALOGE

Alter Alphabetischer Katalog [nach 1945, ohne Signaturen, in den siebziger Jahren abgebrochen]

Neuer Alphabetischer Katalog

[nach Hausregeln]

Systematischer Standortkatalog

Alphabetischer Katalog der illustrierten Bücher

Systematischer Standortkatalog der illustrierten Bücher

Künstlerkatalog der Graphiksammlung

[z. T. durch Schlagwortkatalog ergänzt]

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Inventarbücher von 1906 bis heute [Vor 1906 wurden Bücher im Inventar der " Kunstblätter" mitverzeichnet. Eine Ausnahme bildet das bereits erwähnte Inventar der Handbibliothek von 1837, das den damaligen Gesamtbestand wiedergibt.]

4.2 Darstellungen

Informationen zur Bibliotheksgeschichte sind in folgenden Darstellungen enthalten:

Pallmann, Heinrich: Die K. Graphische Sammlung in München. In: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst (1907) S. 138-142

Pallmann, Heinrich: Die Königl. Graphische Sammlung zu München. 1758-1908. München 1908

 Wegner, Wolfgang: Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz als Kunstsammler. Mannheim 1960 (Schriften der Gesellschaft der Freunde Mannheims und der ehemaligen Kurpfalz, Mannheimer Altertumsverein von 1859, Heft 9)

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Ausstellungskataloge in Auswahl: Rembrandt und sein Kreis. Zeichnungen und Druckgraphik. München 1966

Graphik der Niederlande 1508-1617. München 1979 Deutsche Künstler um Ludwig I. in Rom. München 1981

Graphik in Holland. Esaias und Jan van de Velde, Rembrandt, Ostade und ihr Kreis. München 1982

Druckgraphik im 19. Jahrhundert. München 1990

Volkstracht und Landschaft in Altbayern. Ihre Entdeckung um 1800 durch Johann Georg von Dillis und seine Zeitgenossen. München 1991

Sankt Petersburg und Umgebung in russischen Veduten. 1753-1761. München 1992

Stand: August 1992

Maria Voigt


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.