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Knjiznica Gimnazije

Gymnasialbibliothek


Adresse. Ivana Pavla II, br. 1, 34000 Pozega
Telefon. (034) 273 904
Telefax. (034) 273 740
Internet. http://www.gymnasium-poseganum.hr

Unterhaltsträger. Gimnazija Pozega [Gymnasium Pozega]
Funktion. Schulbibliothek.
Sammelgebiete. Schöne Literatur und Lehrbücher.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (Ausleihe nur an Schüler des Gymnasiums). - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 7-14 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Computer-Terminals.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Das Gymnasium befindet sich im alten Stadtkern von Pozega in der Nähe der St. Theresia-Kirche. - Von Zagreb Bahnverbindung über Nova Gradiška; vom Bahnhof Fußwegnähe (ca. 10 Minuten). - Von Zagreb Autobahn 4 (E 70) Richtung Osten bis Ausfahrt Rešetari/Nova Gradiška, dann Landstraße 51 bis Pozega. Parkmöglichkeiten in der Nähe des Gymnasiums.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek des Gymnasiums in Pozega gilt als eine der ältesten ununterbrochen tätigen Bibliotheken Kroatiens. Das Gymnasium wurde 1699 von den Jesuiten als Grammatikschule gegründet, bei der auch eine Professorenbibliothek entstand. 1726 wurde die Schule zur höheren Bildungsanstalt und 1761 schließlich erhielt sie den Rang einer Hochschule und wurde in Academia Posegana umbenannt. Diese verfügte über eine Philosophische und eine Theologische Fakultät. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens wurde die Lehranstalt unter anderer Leitung (Pauliner, Franziskaner, Diözesanpriester) wieder als Gymnasium geführt. 1864 ging das Gymnasium in weltliche Trägerschaft über; seither unterrichten keine Kleriker mehr hier. Die Schulreform von 1975/76 hatte zur Folge, daß gymnasiale Bildungseinrichtungen abgeschafft wurden und das Gymnasium in Pozega zur Mittelschule erklärt wurde. Im Jahre 1992 erhielt die Schule ihren alten Status zurück und trägt seither wieder den Namen Gymnasium Pozega. Gymnasium und Bibliothek sind heute in einem 1877 erbauten Gebäude untergebracht.

1.2 Im Laufe der 300jährigen Geschichte des Gymnasiums wurde ein kulturhistorisch bedeutender Buchbestand aufgebaut. Zuweisungen für Unterrichtsmittel und die Einschreibungsgebühren der Schüler ermöglichten systematische Ankäufe. Hinzu kamen zahlreiche Spenden von Personen und Institutionen. Büchersammlungen schenkten u. a. die Familie Reyner, Josip Kovacevic, Kanoniker des Erzbischöflichen Armenhauses in Pozega, der Drucker und Buchhändler Franjo Zupan (Suppan, 1784-1847), der Jurist Franjo Mudrovcic, der Pfarrer Ivan Bošnjak, Dr. Vjekoslav Zahradnik, der Wissenschaftler Dr. Oton Kucera (1856-1931), Vatroslav Kršnjavi, Antun Mazek u. a. Unter den Institutionen, die Bücher spendeten, waren die Gesellschaft des Hl. Hieronymus [Društvo sv. Jeronima], der Kroatische Kulturverein [Matica hrvatska], die Kroatische pädagogische Literaturversammlung [Hrvatski pedagoški knjizevni zbor], die Königliche Landesregierung [Kraljevska zemlajska vlada], das Parlament [Sabor]

 und die Franz-Josef-Universität
[Sveucilište Franje Josipa; gegr. 1874] in Zagreb [Agram];
 das K. u. K. geologische Institut in Wien; die
Handels- und Gewerbekammern [Trgovacko-obrtnicka komora] in Osijek [Esseg] und Zagreb sowie die Buchhandlung Kugli und Deutsch in Zagreb. Da in Kroatien lange Zeit Deutsch Amtssprache war, wurde der deutsche Bestand kontinuierlich ergänzt.

1.3 Im Jahre 1948 wurden 1008 Bde der Gymnasialbibliothek in die damalige Universitätsbibliothek Zagreb überführt. Dies geschah mit Zustimmung des Bildungsministeriums auf Wunsch des Bibliothekars der Universitätsbibliothek, Tomislav Jakic, der die angemessene Aufbewahrung der Bücher und ihre Zugänglichkeit für ein breites Publikum gewährleisten wollte. Bei diesen Büchern handelte es sich hauptsächlich um Rara aus der Zeit des ehemaligen Jesuitenkollegiums. Nach dreijährigen Verhandlungen mit der heutigen kroatischen National- und Universitätsbibliothek [Nacionalna i sveucilišna knjiznica] erhielt das Gymnasium 1977 davon 349 Titel zurück, von denen bislang lediglich 260 benutzbar sind; der Rest wird z. Z. noch konservatorisch bearbeitet (s. u. 2.6).

1.4 Im Jahre 1994 wurde die Bibliothek gegliedert in die Schülerbibliothek sowie den Fachbestand und den sogenannten Altbestand bis 1850 (die frühere Professorenbibliothek). Seit 1994/95 verfügt die Bibliothek über eine Museumsabteilung. Hier können Benutzer den aufgestellten und geordneten Teil des historischen Bestandes der Sammlung einsehen. Ein großer Teil des historischen Bestandes wird z. Z. jedoch in Kisten aufbewahrt und ist gegenwärtig nicht zugänglich.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand der Bibliothek beläuft sich auf 32.000 Titel des 16. bis 20. Jhs, gegliedert in die Schülerbibliothek sowie den Fach- und Altbestand.

2.2 Der Bestand der Schülerbibliothek stammt vorwiegend aus dem 20., z. T. auch aus dem 19. Jh. Der Altbestand und der Fachbestand sind aus der ehemaligen Professorenbibliothek hervorgegangen, die zusammen mit dem Gymnasium entstand. Der Standortkatalog weist für den Fach- und Altbestand 9966 Titel Fachliteratur aus. Hinzuzuzählen sind 1399 Lehrbücher, die im Inventarbuch verzeichnet sind. Dazu kommen weitere ca. 5000 unerschlossene Bestandseinheiten, von denen 2700 (18. und 19. Jh) inventarisiert sind. Den Altbestand bilden Bücher des 16. bis 18. und aus der ersten Hälfte des 19. Jhs. Der Germanica-Anteil daran beläuft sich auf ca. 40 Prozent.

2.3 Die Zusammensetzung des geschützten Altbestandes reflektiert die historische und kulturelle Entwicklung der Stadt Pozega. Es finden sich deutschsprachige Enzyklopädien, Wörterbücher, Bibliographien und Anthologien sowie Fachliteratur und Schullektüre in lateinischer, griechischer, deutscher und französischer Sprache. Beachtung verdienen die Alten Drucke (vor 1800), darunter Ciceros Epistolae (Basel: Herwagen 1534) und Homers Odyssee (griechisch-lateinisch, Basel: Brylinger 1582) sowie aus dem 17. Jh das Werk des bedeutenden kroatischen Schriftstellers der Gegenreformation Juraj Habdelic (1609-1678), Pervi Otcza nassega Adama greh (Graz 1674) und Ioannes Lucius, De regno Dalmatiae et Croatiae libri sex (Amsterdam: Blaeu 1666). Ferner sind einige Werke in lateinischer Sprache zu erwähnen, die ursprünglich aus dem Bestand des Jesuitenkollegiums stammen: Ivan Bellosztenecz, Gazophylacium (Zagreb 1740), Adam Baltazar Krcelic, Historiarum cathedralis ecclesiae Zagrabiensis (Zagreb 1770) und Daniel Farlati, Illyricum sacrum (Bde 1, 2 und 4, Venedig 1751, 1769). Daneben finden sich Andreas Jambressich, Lexicon Latinum interpretatione Illyrica, Germanica, Hungarica (Zagreb 1741), Titus Livius, Roemische Geschichte (Wien und Prag 1798) und Bogoslav Šulek, Deutsch-Kroatisches Wörterbuch (Agram 1860). Die wertvollsten Exemplare (150 Titel) bewahrt die Gymnasialbibliothek in einem Tresor auf.

2.4 Neben den im Tresor aufbewahrten Büchern deutscher Provenienz umfaßt der historische Bestand weitere 4000, nicht erschlossene deutsche Titel (19. Jh), die im Lesesaal und Museumsraum der Bibliothek zugänglich sind. Inhaltliche Schwerpunkte lassen sich erkennen bei Philosophie (z. B. Wilhelm Jerusalem, Einleitung in die Philosophie, Wien und Leipzig 1899; Friedrich Überweg, Geschichte der Philosophie der Neuzeit, Berlin 1883), Geschichte (Eduard Meyer, Geschichte des alten Aegypten; Berlin 1887; Maximilian W. Duncker, Geschichte des Alterthums; Berlin 1860-1863), Geographie einschließlich Atlanten und Karten (Wilhelm Sievers, Afrika, Leipzig und Wien 1895), Philologie, Kunst, Biologie, Chemie, Physik, Astronomie, Psychologie, Pädagogik und Methodik. Besonders stark vertreten sind zudem deutschsprachige Wörterbücher und Lexika, darunter Joseph Kürschner, Conversations-Lexikon (Berlin und Stuttgart 1888-1893), Rolfus Hermann, Real-Encyclopädie des Erziehungs- und Unterrichtswesens (Mainz 1867), Pierers Konversationslexikon (Berlin und Stuttgart 1888) sowie Die Österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild (Wien

1889).

2.5 Viele der Bücher wurden von Institutionen wie der Kroatischen Akademie der Wissenschaften und Künste [Hrvatska akademija znanosti i umjetnosti] in kroatischer Sprache herausgegeben, aber in Wien oder in Zagreb gedruckt, so z. B. Werke von Ivan Švear (Ogledalo Ilirum, Zagreb 1839-1842), Tadius Smiciklas, Franjo Racki, Vjekoslav Klaic, Stjepan Srkulj, Ljudevit Gaj, Ivan Kukuljevic Sakcinski, Šime Ljubic, Matija Mesic, Radoslav Lopašic, Gjuro Szabo u. a. bedeutenden kroatischen Wissenschaftlern. Der Großteil der Bücher wurde auf dem Gebiet des damaligen Königreichs Österreich-Ungarn gedruckt. Der Buchbestand der ehemaligen Professorenbibliothek ist in die Liste beweglicher Kulturgüter Kroatiens unter der Nr. 157 eingetragen.

2.6 Der aus der National- und Universitätsbibliothek zurückerhaltene Bestand (s. o. 1.3) stammt überwiegend aus dem 18. und 19. Jh, ca. 30 Titel erschienen im 17. Jh in deutscher, lateinischer und kroatischer Sprache und 2 im 16. Jh. Sie sind formal erschlossen und sollen nach UDK katalogisiert werden. Nennenswerte Germanica sind Johannes Wier, De ira morbo liber (Basel 1577), Pedro de Ribadeneira, Vitae Sanctorum (Köln 1689), Ioannes Balthasar Braun, Magistratus (Salzburg 1680), An-

dreas Valerius, Juris Canonici ... (Jena 1684), Tobias Lohner, De conversatione Apostolica (Dillingen 1658), Nicolaus Orlandinus, Historiae societatis Jesu (Köln 1658), Amandus, Seelen-Wayde der Christlichen Schäfflen ... (Augsburg 1699), Joseph Pichler, Historia imperatorum Romano-Germanicorum (Wien 1733), Samuel Timon, Imago antiquae Hungariae (Wien, Prag und Zürich 1762) und Andreas Böhm, Logica in usum auditorii ... (Frankfurt a. M. 1749).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog der Professorenbibliothek

[in Zettelform; erstellt 1950 von L. Katunaric]

Katalog der Schülerbibliothek

[in Zettelform; begonnen vor dem Zweiten Weltkrieg; Katalogzettel wurden in den siebziger Jahren erneuert]

EDV-Katalog (CROLIST)

[die Zettelkataloge werden z. Z. in maschinenlesbare Form überführt]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Inventarbuch

[ca. 1812-1847; in Latein und Deutsch; alphabetisch nach Titeln geordnet]

Inventarbuch der Schülerbibliothek

[geführt von 1869 bis 1913; 2080 Einträge]

Inventarbuch der Professorenbibliothek

[abgeschlossen 1944; 117 Seiten; erstellt von Vinko Pavišic; Einträge berücksichtigen Inventarnummer, Verfasser, Titel, Bandzahl und Einband]

Schülerverzeichnisse

4.2 Darstellungen

Potrebica, Filip: Povijest knjiznica Pozeške kotline [Die Geschichte der Bibliotheken des Beckens von Pozega]. Zagreb 1976, S. 83-125

Potrebica, Filip: Tri stoljeca Pozeške gimnazije [Drei Jahrhunderte des Gymnasiums in Pozega]. Jastrebarsko 1994

Kolic, Branko: Ucenicka i profesorska knjiznica Gimnazije u Pozegi [Die Schüler- und Lehrerbibliothek des Gymnasiums in Pozega]. In: Nastavni vjesnik [Mitteilungsblatt für Lehrer] (1997) Nr. 4, S. 16-23

Stand: Oktober 1999

Branko Kolic


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.