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Adresse. In der Pfortmühle, 31785 Hameln
[Karte]
Telefon. (05151) 202-435 und 202-397
Telefax. (05151) 202-637
Bibliothekssigel. <228>
Unterhaltsträger. Stadt Hameln
Funktion. Im Bestand abgeschlossene, der Stadtbücherei angegliederte ehemalige Gymnasialbibliothek.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Ausleihmöglichkeit bei neueren Beständen.
Öffnungszeiten:
Dienstag, Donnerstag, Freitag, 12 bis 18 Uhr,
Mittwoch 10 bis 18 Uhr und Samstag 10 bis 13 Uhr.
Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung empfehlenswert. - Mehrere Busverbindungen ab Hauptbahnhof bis Haltestelle Zentraler Omnibus-Bahnhof/ City. A 2, Ausfahrt Lauenau, B 442 und B 217, oder Ausfahrt Bad Eilsen, B 83. Tiefgaragen in der Nähe.
1.1 Die Geschichte der Bibliothek ist eng mit der des heutigen Schiller-Gymnasiums verbunden. Aus der Klosterschule des 8. und 9. Jhs über die spätere Stiftsschule ist in der nachreformatorischen Zeit die Stadtschule entstanden, die seit 1867 Gymnasium ist. Die Anfänge der Schulbibliothek können in der zweiten Hälfte des 15. Jhs gesehen werden. 1488 hatte die Stadt ein kleines Haus an die Vikare und Kapellane verkauft, damit sie sich darin eine Bibliothek einrichten konnten. Ausdrücklich wurde vermerkt, daß die Bücher nicht nur für Priester und Vikare dasein sollten, sondern auch für die Syndici, Schreiber, Bürger sowie die studierenden Bürgerkinder. Einzelne Werke aus der Zeit vor 1500 waren Mitte des 18. Jhs nachweislich vorhanden.
1.2 Nach der Reformation verließ die Mehrzahl der Vikare und Kanoniker das Stift. Sie nahmen viele Bücher mit; doch die evangelischen Prediger bauten die Bücherei von neuem aus, auch mit wertvollem reformatorischem Schrifttum. Der Primarius Johann Bock (1531-1620) z. B. vermachte 1598 seine ganze Büchersammlung dieser sogenannten Ministerial-Bibliothek. Wertvolle Werke aus jener Zeit sind noch heute im Bestand. 1751 wurde die Sammlung handschriftlich katalogisiert. Unsachgemäße Unterbringung in feuchten Räumen führte zu schweren Schäden und Verlusten, bis die Bücherei 1764 im wiederhergestellten Schulgebäude aufgestellt wurde. Um die Jahrhundertwende wurde sie neu geordnet, der Bestand erheblich vermehrt und durch regelmäßige Öffnungszeiten der Bevölkerung leichter zugänglich gemacht.
1.3 In der napoleonischen Zeit (1806) mußte die Bücherei zweimal überstürzt ihr Quartier wechseln. Dabei ging wieder manches verloren, anderes wurde beschädigt. Um 1820 wurde die Bibliothek abermals neu geordnet. Als dann alle drei Bibliotheken die alte Stiftsbibliothek, die Ministerial- und die Schulbibliothek unter teilweisem Verzicht auf die bisherigen Eigentumsrechte vereinigt worden waren, wurde 1827 ein Gesamtkatalog mit 1416 Titeln erstellt ( s. u. 3.2). 1867 wurden die theologischen, philologischen und geschichtlichen Werke des 16. und 17. Jhs durch Sonderzuweisung des Magistrats, antiquarische Käufe und Geschenke um 900 Bde neuerer Literatur vermehrt. Der Allgemeine und auch der Historische Leseverein vermachten der Bibliothek ihren gesamten 600bändigen Bestand mit Werken zur Geschichte und Biographie sowie Reisebeschreibungen. In einem Bericht über vorhandene ältere Hss. und Drucke wurden neben 154 Werken aus dem 15. und 16. Jh auch 398 aus dem 17. Jh verzeichnet. 1876 betrug der Gesamtbestand mehr als 6000 Bde. 1902 wurde ein Druckkatalog mit 4821 Einträgen herausgegeben ( s. u. 3.2).
1.4 Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bibliothek zur Sicherung vor Luftangriffen in Kellerräume der Schule verlegt. Aussonderung umfangreichen Materials für die damaligen Papiersammlungen und die Feuchtigkeit der Kellerräume sowie Diebstähle nach Kriegsende haben dem Bestand erheblichen Schaden zugefügt. Dabei gingen auch wertvolle alte Schriften verloren.
1.5 Im November 1945 wurde die Bibliothek auf Anordnung der örtlichen britischen Militärbehörde der städtischen Bücherei angeschlossen. Zwei Jahre darauf wurde in einer Vereinbarung zwischen Schule und Bücherei die Verwaltung der Bibliothek der Stadtbücherei übertragen. Der Bestand wurde durchweg nach PI katalogisiert und nach einer gründlich bearbeiteten Systematik neu geordnet. Die Bibliothek behielt aber auch die Funktion einer Lehrerbibliothek, und der Bestand wuchs bis 1971 auf mehr als 17.000 Bde. Als die Stadtbücherei 1972 in das Hochzeitshaus umzog, konnte sie auch die Schulbibliothek aufnehmen, nachdem etwa 2000 noch für den Unterricht geeignete Bände zum Verbleib in der Schule herausgesucht worden waren. Der Bestand wird, von Einzelfällen abgesehen, nicht weiter ausgebaut.
2.1 Der Gesamtbestand der Bibliothek beträgt 8612 Titel in 15.319 Bdn. Davon sind 5442 Titel (63 Prozent) vor 1900 erschienen. Die Auszählung erfolgte am Systematischen Katalog ( s. u. 3.1). Die Zahlen bedürfen im Hinblick auf Sammelbände noch leichter Korrekturen. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen
2.2 Der Bestand gliedert sich in eine Inkunabel, 276 Titel des 16. Jhs, 499 Titel des 17. Jhs, 1149 Titel (einschließlich 67 Periodika) des 18. Jhs und 3431 Titel (einschließlich 108 Periodika) des 19. Jhs. 86 Titel sind ohne Angabe des Erscheinungsjahres.
2.3 Nahezu 2200 Titel in fremden Sprachen machen ein gutes Viertel des Gesamtbestandes aus (einschließlich 20. Jh). Die fremdsprachigen Titel sind nicht getrennt nach Jahrhunderten erfaßt, doch haben die des 20. Jhs einen sehr geringen Anteil. Allein mehr als 60 Prozent aller fremdsprachigen Titel liegen in Latein vor; mehr als 20 Prozent sind in Französisch und gut 15 Prozent in Englisch abgefaßt. Naturgemäß ist der Anteil des Lateinischen in bestimmten Sachgruppen besonders hoch, so etwa bei den Alten Sprachen mit 854 lateinischen Titeln. Werke und Sammlungen griechischer Autoren und Literatur liegen in 190 lateinischen und 13 griechischen Drucken vor. Dem entsprechen bei den Römern 327 Titel in Latein. Vergleichsweise stark sind mit 239 Titeln die Neulateiner repräsentiert. Die Gruppe Religion (930 Titel) weist ein Drittel lateinische Drucke auf. Daneben finden sich 24 französische Bibelausgaben, 7 englische und 22 in sonstigen Sprachen. Jeweils fast 70 Prozent der Titel zur englischen und französischen Sprache und Literatur sind auch in diesen Sprachen abgefaßt. Die wenigen Titel zur italienischen und spanischen Sprache und Literatur liegen dagegen jeweils nur zu einem Drittel in den Landessprachen vor. Systematische Übersicht
2.4 Die geltende Systematik geht auf eine etwa 1920 geschaffene Ordnung mit mnemotechnischen Kennbuchstaben zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde bei der Neubearbeitung des Bestandes auch die Systematik den Benutzerbedürfnissen angepaßt. Anfang der achtziger Jahre erfolgte eine weitere Bearbeitung zur Behebung von Fehlern und Beseitigung von Unstimmigkeiten sowie zur Anpassung " aufgeblähter" Bestandsgruppen. Die Aufstellung des Bestandes entspricht der Systematik, bis auf separierte Großformate und besonders wertvolle Stücke.
2.5 Vier der 16 Hauptgruppen fallen durch ihren großen Anteil an den bis 1900 erschienenen Titeln auf: 3846 Titel entsprechen ca. 71 Prozent. Die Alten Sprachen stellen 1164 Titel; Religion ist mit 930 Titeln vertreten; Sprache, Schrift und Buch, Allgemeine Literaturwissenschaft umfassen 903 Titel, Geschichte und Kulturgeschichte 849 Titel. Dagegen entfallen auf die Sachgruppen Technik, Handwerk und Gewerbe, Leibesübungen, Biographien, Volk, Gesellschaft, Staat, Recht nur 446 Titel (8 Prozent).
2.6 Bei den Alten Sprachen (1164 Titel) sind nur Griechisch und Latein erfaßt, andere Sprachen finden sich in der Gruppe Sprache. Texte der klassischen Autoren und Werke über sie machen mit 52 Prozent den größten Anteil aus, wobei die römischen Autoren (ca. 400 Titel) doppelt so stark vertreten sind wie die griechischen (203 Titel). Mit 239 Titeln werden hier auch die Neulateiner (bis zum Barock) eingeordnet. Die restlichen Titel entfallen auf einführende und Überblicksdarstellungen, Lexika, Wörterbücher, Grammatiken etc.
2.7 Die Sachgruppe Sprache, Schrift und Buch, Allgemeine Literaturwissenschaft (903 Titel) ist fast ausschließlich eine Gruppe der neueren Sprachen und Literaturen. Auch hier wird die Bestandsgeschichte sichtbar. Die Schulsprachen dominieren mit 804 Titeln (89 Prozent). Deutsch stellt 515 Titel, auf Englisch und Französisch kommen jeweils ca. 150 Titel. Bis auf eine relativ geringe Anzahl handelt es sich um Texte von gängigen Autoren und Literatur über sie. Weitere Sprachen, vornehmlich Italienisch und Spanisch, sind mit 46 Titeln vertreten.
2.8 Auch bei der Gruppe Geschichte und Kulturgeschichte (849 Titel) herrschen die Titel zur deutschen Geschichte vor (398; 47 Prozent); mit 205 Titeln ist die Geschichte des 19. Jhs stark repräsentiert. Bei der Geschichte des Altertums (55 Titel) ist zu beachten, daß die jüdische Geschichte bei der Gruppe Nichtchristliche Religionen erfaßt ist. 211 Titel befassen sich mit der Geschichte Europas seit dem Mittelalter, wobei Frankreich mit 8 Prozent am stärksten berücksichtigt ist. Die restlichen Titel entfallen auf Überblicksdarstellungen und einführende Schriften.
2.9 In der nach den Alten Sprachen größten Sachgruppe Religion (930 Titel) werden fast zu einem Drittel Schriften aus dem 16. und 17. Jh nachgewiesen (273). Etwa 70 Gesamt- oder Teilausgaben der Bibel zählen dazu. Zwei niederdeutsche Bibeln mit Anmerkungen und Erläuterungen von Bugenhagen fallen auf (1558 und 1574). Einschließlich der Ausgaben späterer Jahrhunderte machen die Bibelausgaben mit 192 Titeln gut 21 Prozent der Gruppe Religion aus. 167 Titel haben die christliche Kirchen- und Religionsgeschichte (88) zum Gegenstand oder befassen sich mit einzelnen Personen (79). Erheblichen Anteil haben auch die Werke zur Theologischen Wissenschaft (170) und zur Praktischen Theologie (189). Die Nichtchristlichen Religionen (einschließlich der jüdischen Geschichte) sind mit nur 30 Titeln repräsentiert. Relativ stark vertretene Autoren wie Luther, Erasmus und Melanchthon finden sich auch in der Sachgruppe Philosophie.
2.10 221 Titel (4 Prozent) gehören zur Erdkunde. Nur 17 Werke, vornehmlich aus dem 19. Jh, befassen sich mit Deutschland. Das übrige Europa bildet mit 59 Titeln die stärkste Untergruppe. Selbst Außer-Europa ist fast doppelt so stark bedacht wie Deutschland. Reisebeschreibungen und Reiseführer sind mit 41 Titeln vertreten. Unter 201 Titeln der Heimatkunde befinden sich nur 23 zur engeren Heimatkunde (Hameln und Weserbergland). Alle übrigen behandeln einzelne Regionen Niedersachsens, wobei mehr als die Hälfte aller Titel auf Hannover, Hildesheim und deren Umgebung entfällt.
2.11 Geologie und Mineralogie beherrschen mit 181 Titeln die Sachgruppe Naturwissenschaften (insgesamt 384 Titel). Physik, Chemie und Biologie sind mit 16, 17 und 19 Titeln gleich schwach vertreten. Sternkunde hat mit 29 Titeln, vornehmlich aus dem 19. Jh, einen etwas höheren Anteil. Bei Tier- und Pflanzenkunde sind 39 Titel aufgeführt, darunter Petrus Andreas Matthiolus, Kreutterbuch (Frankfurt 1590). Unter den 25 Titeln der Untergruppe " Mensch" finden sich Aurelius Cornelius Celsus, De re medica libri VIII (Lyon 1554), Claudius Galenus, Ars medica quae ars parva dicitur (Lyon 1548) und Christoph Wirsung, Ein new ArtzneyBuch (Neustadt a. d. Hardt 1584).
2.12 Unter " Verschiedenes" sind Allgemeine und Nachschlagewerke sowie Sammelbände erfaßt (darunter Jöchers Gelehrten-Lexicon). Von den 140 Titeln entfällt der größte Anteil auf die Öffentlichen Vorträge, gehalten in der Schweiz (1871 ff.). Die zu allen Sachgruppen gehörenden, gesondert erfaßten und getrennt aufgestellten Zeitschriften umfassen 175 Titel. In diese Gruppe gehören auch andere Periodika, wie Annalen, Hof- und Staatskalender des 18. Jhs, moralische Wochenschriften usw. Die übrigen 29 Titel gehören in den Bereich Bildung und Erziehung.
3.1 Moderne Kataloge
Alphabetischer Katalog
Systematischer Katalog
Zeitschriftenaufsatz-Katalog
[jeweils nach PI; alle Kataloge in Zettelform und auf Mikrofiche]
Die Bestände sind im Niedersächsischen Zentralkatalog, nicht aber in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.
3.2 Historische Kataloge
[Der Katalog von 1751 ist nicht mehr vorhanden.]
Verzeichnis der Bücher welche in der Hämelschen Ministerial- und Schul-Bibliothek befindlich sind. 1790
[hschr.; befindet sich im Kirchenamt der Münsterkirche St. Bonifatius in Hameln]
Hachmeister, Ernst C.: Katalog aller Bücher der Prediger- und Schulbibliothek unsrer Stadt und Verzeichnis einer kleinen Mineraliensammlung nebst einem Anhang der Bücher, welche aus der Bibliothek des Stifts St. Bonifacii unsrer Bibliothek zum Gebrauch geliehen sind. Hameln 1827
[Standortkatalog; hschr. Nachträge bis etwa 1850, auch für Bücher, die aus dem Leseverein überwiesen wurden; befindet sich im Kirchenamt der Münsterkirche St. Bonifatius in Hameln]
Verzeichnis der Bücher, welche der Gymnasialbibliothek vom Allgemeinen Leseverein überwiesen worden sind. Hameln 1874
[Standortkatalog; 362 Einträge, mehrbändige Werke unter einer Nummer]
Katalog der Gymnasialbibliothek zu Hameln. Hameln 1902
[Standortkatalog; jedem Titel wurde eine laufende Nummer zugewiesen; bei mehrbändigen Werken erfolgt eine Untergliederung nach Buchstaben. Später wurde rein akzessorisch weiter numeriert, auch Folgebände bei mehrbändigen Werken bekamen eine neue Nummer.]
[Den drei genannten historischen Katalogen ist gemeinsam, daß die Zahl der Eintragungen weder der Titel- noch der Bändezahl entspricht. Die jeweiligen Bestände wurden offensichtlich grob nach ihrem Inhalt geordnet und " Repositorien" zugeteilt, wobei jeder Titel eine laufende Nummer erhielt. Sonstige Ordnungsprinzipien sind nicht erkennbar.]
4.1 Archivalien
Zugangsverzeichnis ca. 1809-1884; überschneidet sich mit dem Zugangsverzeichnis 1879-1931; Bibliotheksordnung von 1910; Ausleihliste 1909-1942 in 2 Heften; Revisionsprotokolle von 1927 und 1936; Desideratabuch, begonnen 1912 Dazu s. auch Renate Decke-Cornill, Repertorium bibliotheksgeschichtlicher Quellen. Wiesbaden 1992, S. 65
4.2 Darstellungen
Gedrucktes aus fünf Jahrhunderten: Bücherschätze kaum beachtet. In: Deister- und Weserzeitung vom 12. Februar 1982 Die Schulbibliothek. In: Richard Schulz (Hrsg.): Der Werdegang des Schiller-Gymnasiums Hameln. Festschrift zur 100-Jahr-Feier des Gymnasiums. Hameln: Verein der Eltern und Freunde des Schiller-Gymnasiums 1967, S. 88-90
Bachof, Ernst: Die Handschriften und älteren Drucke der Gymnasialbibliothek. In: Hameln (Städtisches Gymnasium und höhere Bürgerschule, Osterprogramm) 1876, S. 3-24 [enthält Kurztitelverzeichnis für 552 Titel des 15. bis 17. Jhs]
Stand: Juli 1997
Gerhard Krätsch (†)