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Schulbibliothek des Gymnasium Athenaeum

Adresse. Harsefelderstr. 40, 21680 Stade [Karte]
Telefon. (04141) 6 20 28
Telefax. (04141) 6 20 29
Bibliothekssigel. <STA 3>

Unterhaltsträger. Landkreis Stade
Funktion. Gymnasialbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8-15.30, Freitag 8-14 Uhr, in den Schulferien teilweise geschlossen.

Leihverkehr: nicht angeschlossen. Fernleihe für Altbestände nur in Ausnahmefällen möglich.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät. Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erbeten. Fußwegnähe vom Bahnhof (10 Minuten). A 7, Ausfahrt Hamburg-Heimfeld, B 73; A 1, Ausfahrt Rade, B 3, B 73. Parkplätze vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der Grundstein für die Bibliothek wurde im Jahre 1823 gelegt, als auf Anordnung des Magistrats der Stadt Stade eine 1809 begonnene Büchersammlung wissenschaftlicher Titel, meist griechischer und lateinischer Autoren, mit einer 1819 von Schülern gestifteten Sammlung, meist erbaulichen und unterhaltenden Inhalts aus dem Gebiet der deutschen Literatur, zusammengelegt wurde. Für diese neue Schulbibliothek wurde ein ehrenamtlicher Verwalter bestimmt, der Aufstellungsort festgelegt und ein jährlicher Etat von insgesamt 18 Talern bewilligt. Davon standen jedoch 12 Taler nur so lange zur Verfügung, bis eine vakante Küsterstelle wieder besetzt werden konnte.

1.2 Die Bibliothek fand zunächst in der Wohnung des Konrektors Platz, der sich verpflichten mußte, sie Lehrern und Schülern zugänglich zu machen, vermutlich zu bestimmten Öffnungszeiten in der Woche. Un- gefähr 20 Jahre später, 1841, erhielt die Bibliothek einen eigenen Raum, weil die Bestände für die Wohnung des Konrektors anscheinend zu umfangreich geworden waren. 30 Jahre später zog die Bibliothek wiederum in neue Räumlichkeiten um.

1.3 Die Bibliothek wurde, trotz geringer finanzieller Mittel, systematisch ausgebaut. In den ab 1852 regelmäßig erscheinenden Schuljahresberichten wurde immer wieder über die geringe Höhe der zur Verfügung stehenden Gelder geklagt; so konnten die Lehrer 1852 insgesamt nur 32 Taler für die Bibliothek ausgeben, von denen 12 Taler aus " Zeugnisgeldern" stammten. Die jährliche Vermehrung bestand im wesentlichen aus Zukäufen und aus Stiftungen von Stader Bürgern und besonders von seiten des Buchhändlers, von Schülern und Lehrern sowie aus Geschenken der Regierung. Der Schwerpunkt lag bei den griechischen und lateinischen Klassikern, der deutschen Literatur und dem Fach Geschichte. Die neu angeschafften oder gespendeten Titel wurden in den Schuljahresberichten verzeichnet. Im Jahr 1865 war der Bestand auf 1929 Bde angewachsen, zehn Jahre später auf 2737 Bde.

1.4 Im Jahre 1877 wurde die Schulbibliothek in eine Schüler- und eine Lehrerbücherei aufgespalten, deren Bestände auch getrennt aufgestellt wurden. Jede Sammlung hatte einen eigenen Verwalter und einen eigenen Etat. Diese Aufstellung war damals allgemein üblich und von der Schulbehörde verlangt worden. Allerdings führte sie zu einer oft kostspieligen Doppelentwicklung, die den sclen Etat belastete. Die größte einzelne Spende, welche die Bibliothek erhielt, kam von Prof. Adolf Kiene (1812-1898) aus Hannover, einem ehemaligen Lehrer der Schule. Insgesamt 1100 Bde aus allen Fachgebieten, meist jedoch griechische und römische Klassiker aus seiner Schenkung wurden in den Jahren 1898 bis 1900 eingearbeitet, so daß die Lehrerbibliothek im Jahre 1900 auf insgesamt ca. 7000 Bde anwuchs.

1.5 Beim Umzug in einen Neubau 1901/02 wurde die Trennung von Lehrer- und Schülerbücherei auch räumlich besiegelt. Die Schülerbibliothek wurde zu einer reinen Ausleihbibliothek. Diese Trennung blieb bis 1982 bestehen, als beide wieder zur Schulbibliothek zusammengefaßt und im Dachgeschoß eines Neubaus untergebracht wurden. Die Bestände sind heute frei zugänglich aufgestellt, nur ältere Titel sind magaziniert, besonders wertvolle Werke in einem Tresor.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek besitzt insgesamt 4737 Titel aus der Zeit vor 1900. Dies sind ungefähr 12 Prozent des Gesamtbestandes von ca. 40.000 Bdn. Mit 3963 Titeln (84 Prozent) stammt der überwiegende Teil des historischen Bestandes aus dem 19. Jh, der Schwerpunkt liegt in der zweiten Hälfte. Die Anzahl der Titel aus dem 16. bis 18. Jh beträgt 554 (ca. 12 Prozent). 21 Titel entfallen auf das 16. Jh, 99 auf das 17. Jh und 434 auf das 18. Jh. Für ca. 220 weitere ließ sich kein Erscheinungsjahr ermitteln. Ausgezählt wurde der Systematische Bandkatalog aus dem 19. Jh ( s. u. 3.2), teilweise wurden Bestandsgruppen geschätzt.

2.2 Insgesamt sind ca. 950 Titel in griechischer und lateinischer Sprache vorhanden. Der Anteil von Werken in modernen Fremdsprachen (Englisch, Französisch) ist mit insgesamt 126 Titeln gering. Die übrigen Titel liegen in deutscher Sprache vor. Systematische Übersicht

2.3 Die Bestände sind nach einer an den Schulfächern orientierten Systematik aufgestellt. Die Beschreibung erfolgt nach dem Umfang der Systematikgruppen. In den einzelnen Sachgruppen sind die Zeitschriftenbestände enthalten, ebenso offizielle und Behördenliteratur, die das Schulkollegium Hannover der Bücherei als Geschenk überlassen hat.

2.4 Die umfangreichste Sachgruppe ist mit 1232 Titeln die Klassische Philologie. Auf Primärtexte griechischer und lateinischer Autoren entfallen etwa 950 Titel, wobei Caesar, Cicero, Horaz am häufigsten vertreten sind, die übrigen 282 sind Sekundärliteratur wie Lexika, Wörterbücher, Grammatiken und Übersetzungshilfen, Werke zur Metrik, Stilistik etc. Zu den ältesten Werken zählen Erasmus, De duplici copia verborum commentarii II (Basel 1560), Guilielmus Xylander (i. e. Wilhelm Holtzmann), Plutarchi summi et philosophi et historici opus (Heidelberg 1561), Herodot, Historion logoi IX (Augsburg 1570) und Homer, Odyssea und Froschmäusekrieg (Straßburg 1572).

2.5 Ähnlich wie bei der Klassischen Philologie wird auch bei der Deutschen Philologie (1137 Titel) die Tendenz deutlich, vor allem Primärtexte anzuschaffen. 995 Titel entfallen auf Gesamt-, Werk- oder Textausgaben deutscher Autoren vornehmlich des 18. und 19. Jhs. Die restlichen 142 Titel sind Sekundärliteratur wie Handbücher, literaturgeschichtliche Darstellungen, Sprachlehren, Grammatiken und Interpretationen. Als Beispiele seien genannt Christian Ewald von Kleist, Sämtliche Werke (Berlin 1766), Friedrich Gottlieb Klopstock, Hermanns-Schlacht (Hamburg 1769) und Ludwig Christoph Heinrich Hölty, Gedichte (Karlsruhe 1784).

2.6 Der Bereich Geschichte ist mit 616 Titeln vertreten. 84 Prozent (ca. 520 Titel) stammen aus dem 19. Jh, 16 Prozent (ca. 96 Titel) sind älter. Die Werke des 19. Jhs sind zumeist Gesamt- und Epochendarstellungen, vor allem überwiegen Werke zur politischen Geschichte Deutschlands. Als Beispiel früher Publikationen sei Emanuel von Meteren, Historia, oder Eigentliche und wahrhaffte Beschreibung aller fürnehmen Kriegshändel (Arnheim 1604) genannt. Hinzu kommen regionalgeschichtliche Werke.

2.7 Auf Naturwissenschaften und Mathematik entfallen 426 Titel, z. B. Marcus Manilius, Astronomicon (Straßburg 1655), Christian Wolff, Zu der Trigonometrie und Ausziehung der Wurzeln nöthige Tafeln (Halle 1711), Thomas Pennant, Zoologica Britannica (Augsburg 1771) und Wenceslav Johann Gustav Karsten, Lehrbegriff der gesamten Mathematik ...

Die Hydraulik (Greifswald 1779). Zur Geographie liegen 284 Titel vor, darunter ein Blaeu-Atlas (Amsterdam 1653) und Albrecht Anton Watermeyer, Übersicht der Länder und Staaten des Erdbodens zur Grundlegung in geographischen Kenntnissen (Hamburg 1794).

2.8 Jeweils etwa 230 Titel stellen die Pädagogik mit Werken zur Erziehungs- und Unterrichtslehre ( z. B. Johann Gottlob Krüger, Gedanken von Erziehung der Kinder, Halle 1760) und die Theologie, darunter einige Bibeln aus dem 17. Jh sowie Bekenntnis- und Erbauungsschriften wie Johann Stephan Pütter, Der einzige Weg zur wahren Glückseeligkeit, deren jeder Mensch fähig ist (Göttingen 1775). Die übrigen Sachgruppen enthalten jeweils nur wenig mehr als 100 vor 1900 gedruckte Titel. Es handelt sich hierbei um die Fachgebiete Moderne Fremdsprachen (Französisch und Englisch, hier 2 englische Ausgaben von Pope und Sterne aus dem 18. Jh), Philosophie (mit Werken von Descartes, Fichte und Kant aus dem 17. und 18. Jh), Heimatkunde sowie die Gruppe Kunst und Musik.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[nach hauseigenen Regeln]

Systematischer Katalog

[beide Kataloge in Zettelform; die historischen Bestände sind nur z. T. erfaßt]

EDV-Katalog

[in ALLEGRO-C; Systematik nach der Allgemeinen Systematik für öffentliche Bibliotheken (ASB); enthält auch Schlagworte; im Aufbau]

3.2 Historische Kataloge

Alphabetischer Katalog

Systematischer Katalog

[beide Kataloge hschr.; in Bandform]

Katalog der Lehrerbibliothek des Gymnasiums in Stade. Stade 1865 [Es existiert ein hschr. ergänztes Exemplar mit Nachträgen bis 1875.]

Die Bestände sind weder im Niedersächsischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen. Die historischen Bestände sind z. T. im Katalog der wissenschaftlichen und heimatkundlichen Literatur im Elbe-Weser-Raum des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden verzeichnet [Alphabetischer Standort-Kurztitelkatalog nach RAK; auf Mikrofiche und maschinenlesbar in Dbase III-plus]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Neben den Schulakten werden im Stadtarchiv Stade auch sämtliche Bibliotheksakten aufbewahrt. Diese behandeln meist Probleme der Finanzierung und Personalfragen. Unabhängig davon besitzt die Schule alle Unterlagen der jährlichen Revision. Dazu s. auch Renate Decke-Cornill, Repertorium bibliotheksgeschichtlicher Quellen. Wiesbaden 1992, S. 114

4.2 Darstellungen

Hinweise auf Bibliotheksbestände, Zukäufe, Stiftungen usw. finden sich in den Jahresberichten (von 1852 mit Unterbrechungen bis heute) und in den Schulprogrammen: Programm des Gymnasiums zu Stade 1823-1910 Jahresbericht des Königlichen Gymnasiums zu Stade 1852 ff.

Michelsen, Friedrich W.: Die Bibliotheken in der Stadt Stade im Jahre 1959. Diplomarbeit. Hamburg: Bibliotheksschule 1960 [mschr.], S. 30-35

Münnich, Udo A.: Hundert Jahre Schulbibliothek (1819-1919). In: 400 Jahre Athenaeum Stade 1588-1988. Hrsg. Landkreis Stade. Stade 1988, S. 43-59 [geht ausführlich auf Finanzierung, Bestandsaufbau durch Kauf und Stiftungen sowie die Verwaltung der Bibliothek ein]

Münnich, Udo A.: Neue Bibliotheken: Stade. In: Schulbibliothek aktuell 1983, S. 128-131 Münnich, Udo A.: Die Schulbibliothek des Gymnasiums Athenaeum in Stade. In: Schulbibliothek aktuell 1986, S. 90-94

Stand: März 1997

Udo A. Münnich


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.