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Bibliothek des Gymnasium Fridericianum

Adresse. Universitätsstr. 4, 91054 Erlangen [Karte]
Telefon. (09131) 85-22151
Telefax. (09131) 85-29309

e-mail: hb.info@bib.uni-erlangen.de
Homepage: http://www.ub.uni-erlangen.de
Sammelgebiete. Der Altbestand ist an die Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg abgegeben worden und im Online-Katalog nachgewiesen.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Bereits 1720 bestand an der Ritterakademie, dem Vorläufer des von Markgraf Friedrich von Bayreuth 1745 gegründeten Gymnasium Fridericianum, eine Studienbibliothek. Überlieferte Zeugnisse über eine Bibliothek am Gymnasium finden sich vermehrt jedoch erst ab 1790. Rektor Johann Bernhard Lippert (Amtszeit 1790-1803) errichtete um 1790 eine Schülerbücherei, die bedürftigen Schülern leihweise Literatur zur Verfügung stellte. Diese Bücherei wurde teilweise durch Abgaben der Schüler finanziert. Stiftungen, wie z. B. die des Scholarchen Georg Friedrich Seiler (1733-1807), trugen zur Vermehrung des Bestandes bei. Es wurden hauptsächlich lateinische und griechische Lehrbücher und Textausgaben angeschafft. Die Idee der Seiler'schen Stiftung wurde durch ein Legat der Magistratsratswitwe Anna Margarethe Friderike Stock (1758-1829) weitergeführt, das zur Beschaffung von Büchern für arme und würdige Schüler diente. Zeitweilig wurde diese Bücherei als " Bibliotheca Pauperum" bezeichnet.

1.2 Bis zum Jahre 1819 lassen sich über die Schulbibliothek keine weiteren Angaben machen. Unter dem Rektorat Ludwig Döderleins (Amtszeit 1819-1861) änderte sich der Charakter der Bibliothek, da ein Großteil der Altbestände 1819 veräußert wurde. So entwickelte sich aus der Leihbücherei eine Studienbibliothek mit unterrichtsbegleitender Literatur und zahlreichen deutschen und altphilologischen Klassikerausgaben. Das Akzessionsverzeichnis seit 1821 und der Alphabetische Katalog von 1825 belegen, daß sich der Bestand bis 1850 vervierfachte. Die Zuwachsrate bis 1900 konnte nicht festgestellt werden. Der Buchbestand vermehrte sich durch Kauf sowie durch zahlreiche Schenkungen ehemaliger Schüler, Lehrer, Professoren der Universität, Buchhandlungen und des Königlich-Bayerischen Staatsministeriums. Ferner vermachten einige Oberklassen ihre selbstfinanzierten Klassenbibliotheken vorwiegend Klassikerausgaben der deutschen Literatur der Studienbibliothek. Ab 1850 gab es auch einen Tausch von Schulprogrammen mit anderen bayerischen Lehrinstituten.

1.3 Ein neues Signaturensystem und die Aufstellungssystematik wurden von Wilhelm Summa (Amtszeit 1907-1941) erarbeitet. Wie groß der Anteil der heute noch vorhandenen Bücher verglichen mit dem damaligen historischen Bestand ist, läßt sich kaum feststellen, da durch die beiden Weltkriege starke Verluste entstanden. Das Gymnasium diente während des Zweiten Weltkrieges als Lazarett, und die Bücher wurden teilweise während der kalten Wintermonate als Brennmaterial benutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg mußte die Bibliothek mehrmals umziehen. Dabei sind die einzelnen Systematikgruppen endgültig auseinandergerissen worden und weitere Bücher verloren gegangen.

1.4 In einer Ministerialentscheidung vom 16. Mai 1962 war gefordert worden, alle vor 1850 erschienenen Bestände an die Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg abzugeben. Da ein Teil der Bücher in die Lehrerbibliothek integriert worden war, verblieben die Bestände jedoch bis auf einige Ausnahmen, z. B. einige Zeitschriftenbände, in der Schule. Der Großteil des historischen Bestandes wurde 1993 anhand der rekonstruierten Systematik von Wilhelm Summa im Archivraum des Gymnasiums wieder aufgestellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die historische Gymnasialbibliothek umfaßt 1562 Titel in 2084 Bdn. Weitere Altbestände (mehr als 1000 Bde bis zum Erscheinungsjahr 1900) befinden sich in der heutigen Studienbücherei, in die sie eingearbeitet sind, oder ungeordnet im Keller des Gymnasiums.

2.2 Etwas mehr als 50 Prozent der Bücher (1051 Bde) stammen aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, weitere ca. 600 Bde aus der zweiten (genaue Zahlen liegen nur bis zum Jahr 1850 vor). Aus dem 18. Jh sind 298 Bde vorhanden, aus dem 17. Jh 41 und aus dem 16. Jh 9, aus den beiden letztgenannten Jahrhunderten größtenteils Werke der lateinischen und griechischen Literatur. Die einzige Inkunabel, eine 1483 bei Anton Koberger in Nürnberg gedruckte Deutsche Bibel, wurde an die Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg abgegeben. Etwas mehr als die Hälfte der Drucke dürfte in deutscher Sprache sein, die anderen in Latein und Griechisch. Weitere Sprachen kommen so gut wie nicht vor.

2.3 Die von Wilhelm Summa geschaffene Aufstellungssystematik gliedert sich in 28 unterschiedlich aufgebaute Sachgruppen. Die ersten sieben Gruppen umfassen die altphilologischen Fächer und mit diesen 40 Prozent des Gesamtbestandes. Es handelt sich um 265 Bde (177 Titel) griechische Primärliteratur (zur Hälfte von Sophokles, Platon und Homer), 340 Bde (230 Titel) lateinische Primärliteratur (zahlreiche Cicero-Ausgaben), 72 Bde Klassische Philologie (54 Titel) sowie 48 Bde (40 Titel) zur griechischen und 70 Bde (62 Titel) zur lateinischen Sprachlehre. Die Fremdsprachen Englisch, Französisch und Italienisch sind mit 27 Bdn (23 Titeln) gering vertreten. 97 Bde (84 Titel) sind pädagogische Literatur.

2.4 Die vier Sachgruppen für Geschichte (Alte Geschichte, Geschichte der Neuzeit Deutschlands und des Auslands sowie Deutsche Kulturgeschichte) machen mit insgesamt 480 Bdn (258 Titeln) ein knappes Viertel des Bestandes aus. Dabei überwiegen die Schriften zur Alten Geschichte (276 Bde, 152 Titel), unter denen sich mehrere Atlanten aus dem 18. und 19. Jh befinden. Zur Deutschen Geschichte der Neuzeit sind 129 Bde (74 Titel) vorhanden, darunter eine Anzahl von Titeln zur historischen Landeskunde Bayerns, insbesondere Frankens. 18 meist mehrbändige Gesamtdarstellungen (52 Bde) behandeln die Geschichte anderer Staaten, und 23 Bde (14 Titel) befassen sich mit der deutschen Kulturgeschichte.

2.5 Mit rund 20 Prozent des Bestandes nimmt die Germanistik ebenfalls einen größeren Umfang ein. 45 Werkausgaben (151 Bde) beinhalten Primärliteratur hauptsächlich der großen deutschen Autoren (Goethe, Schiller, Lessing, Herder). Sekundärliteratur und Literatur zur deutschen Sprache umfassen 278 Bde (182 Titel), überwiegend aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs.

2.6 Die bei den Naturwissenschaften eingeordneten Schriften betreffen vorwiegend die Biologie, aber auch Mathematik, Physik und Astronomie. Es handelt sich um 27 Titel in 69 Bdn, darunter die Beschreibung der Säugetiere von Johann von Schreber (Erlangen 1826-1844) mit z. T. handkolorierten Kupferstichen, eines der wenigen illustrierten Werke in der Bibliothek; weitere befinden sich in den Gruppen Geographie (67 Bde, 43 Titel) und Kunst (33 Bde, 17 Titel).

2.7 64 Bde (52 Titel) verteilen sich auf die Sachgruppen Philosophie, Theologie, Gelehrte und gelehrte Einrichtungen ( z. B. das Nürnberger Gelehrtenlexikon von Georg Will, Nürnberg 1755-1808). Weitere Gruppen bilden Sport, Stenographie, Musik und eine Gruppe mit Literatur unterschiedlichen Inhalts. 18 separat aufgestellte Bände ohne Signatur enthalten 247 Titel, zumeist Gelegenheitsschriften, insbesondere Schulprogramme. Insgesamt ist der Bestand lückenhaft, vor allem wegen der Verluste nach dem Zweiten Weltkrieg. Mehrbändige Werke sind vielfach nicht vollständig erhalten.

3. KATALOGE

Katalog der in der Erlanger Schulbibliothek befindlichen Bücher gefertigt am 30sten September 1825

[hschr. alphabetischer Bandkatalog ohne Signaturangaben]

Zettelkatalog

[aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, unsortiert und unvollständig]

Die Bestände sind nicht im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Verzeichnis der ohne besondere Anfrage auf die Schulbibliothek angeschaften [sic]

Bücher, Jahr 1821 [Verzeichnis, mit drei Beilagen fortgeführt bis 1874]

Verzeichnis der bei der Revision der Gymnasialbibliothek im Jahr 1863 fehlenden Bücher

4.2 Darstellungen

Gymnasium Fridericianum: Jahresberichte über die Königliche Studienanstalt. Erlangen 1821-64

Döderlein, Ludwig: Festrede bei dem 100jährigen Stiftungsfest der Königlichen Studienanstalt zu Erlangen am 14. Julius 1845. [Erlangen 1845]

Gengler, Heinrich Gottfried: Zur Geschichte des Erlanger Gymnasiums. In: Erlanger Heimatblätter 3 (1920) Heft 27, S. 109-110; Heft 29, S. 117-118; Heft 30, S. 122-123; Heft 36, S. 145-146

Deuerlein, Ernst G.: Die Stockin: zum 100-jährigen Gedächtnis des Todes einer Erlanger Wohltäterin. In: Erlanger Heimatblätter 12 (1929) Nr. 44, S. 173-175

Deuerlein, Ernst G.: Gymnasium illustre Erlangense: 1745-1945. In: Gymnasium Fridericianum: Festschrift zur Feier des 200-jährigen Bestehens des Humanistischen Gymnasiums Erlangen, 1745-1945. Erlangen 1950, S. 1-196

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Ackermann, Christoph; Heidenreich, Ute; Plangemann, Andrea: Die Altbestände (bis Erscheinungsjahr 1850) in der Bibliothek des Gymnasiums Fridericianum in Erlangen: Ergebnisse einer Projektarbeit. Erlangen 1993 [unveröffentlicht]

Stand: Mai 1993

Christoph Ackermann

Ute Heidenreich

Andrea Plangemann


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.