FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
 Home > Deutschland > NRW M - Z > Rietberg
 Nordrhein-Westfalen A-D NRW E - L

Bibliothek des Städtischen Gymnasiums Dionysianum

Adresse. Teichweg 22-26, 4835 Rietberg [Karte]
Telefon. (05244) 8830

Unterhaltsträger. Stadt Rietberg
Funktion. Lehrerbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Vormittags während der Schulzeit nach vorheriger Anmeldung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät im Schulzentrum (nur für neuere Literatur).
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erforderlich. - Busverbindung ab Hauptbahnhof Gütersloh nach Gütersloh-Rietberg. - A 2, Ausfahrt Rheda-Wiedenbrück, B 64.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte des Bücherbestandes beginnt mit der Geschichte der von den Patres des Franziskanerklosters (gegr. 1619) betriebenen Bildungseinrichtungen: 1654 Lateinschule, 1691 Philosophisch-Theologische Akademie. Eigene Bücheranschaffungen waren vermutlich erst nach der Stiftung des Gymnasiums 1743 durch Graf Maximilian Ulrich von Kaunitz-Rietberg möglich. Die Bestände waren auf die Bedürfnisse des Lehrkörpers (Handbibliothek) in den Fächern Klassische Philologie, Philosophie, Geschichte und (weniger) Naturwissenschaften ausgerichtet. Frühe theologische Werke sind in der Bibliothek kaum vorhanden; sie scheinen beim Kloster verblieben zu sein.

1.2 Nach den Wirren der Säkularisation und der napoleonischen Zeit, insbesondere aber nach dem Zuschlag an Preußen 1815 ging das Gymnasium seiner großzügigen österreichischen Stifter verlustig. Zudem mußte nach der verfügten, aber aufgeschobenen Schließung des Klosters jederzeit auch mit der Schließung des Gymnasiums gerechnet werden. Erst nach der Sicherung des Fortbestandes als Königlich Preußisches Progymnasium (1826) konnte mit immer knappen Mitteln der von den Franziskanern offensichtlich nur teilweise zurückgelassene Bestand der " Bibliotheca Magisterii" zur " Bibliotheca Praeceptorum" ausgebaut werden. Appelle an die Orts- und Provinzöffentlichkeit führten insbesondere zu Anfang zu erheblichen jährlichen Listen von Buch- oder Geldschenkungen (s. Schulprogramme) von Privatpersonen (mancl auch leihweise), seltener seitens der Provinzregierung und der Stadt. Auch später waren Zugänge oft Schenkungen von Ortsnotabeln oder aus Nachlässen ehemaliger Lehrer oder Schüler (Besitzereintragungen).

1.3 Eine beträchtliche Bestandsvermehrung (auch bei den älteren Beständen) fand 1869 mit der Schenkung der Privatbibliothek aus dem Nachlaß des ehemaligen Rietberger Dirigenten (1828-1830) und späteren Professors am Königlichen Gymnasium (Paulinum) zu Münster, Dr. Wilhelm Füisting, statt (ca. 450 Bde). Aufgrund Füistings vielseitiger Interessen, aber auch wegen der didaktischen Neuorientierung des Preußischen Gymnasiums erfuhr die Bibliothek eine Erweiterung um die Fächer Deutsch, Mathematik, Erdkunde, Turnen und Musik. Eigene Mittel größeren Umfangs zum systematischen Erwerb von Büchern scheint es erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jhs gegeben zu haben. Davon zeugen die Zeitschriftenreihen aus dieser Zeit, insbesondere zum Unterrichtswesen. Bei der Neuanlage des Kataloges um 1900 wurden einige Lehrbücher aus der 1845 eingerichteten Schülerhilfsbücherei übernommen.

Günter Bönig

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek verfügt heute über einen Altbestand von 1620 Titeln (davon ca. 25 Titel aus dem 16. Jh; 45 aus dem 17. Jh; ca. 240 aus dem 18. Jh; ca. 370 Titel aus der ersten Hälfte des 19. Jhs; 880 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs und 130 aus dem frühen 20 Jh). Knapp zwei Drittel des Bestandes sind deutschsprachig, ein gutes Drittel auf lateinisch abgefaßt. Lediglich 5 Prozent (ca. 80 Titel) der Literatur ist in anderen Sprachen, vor allem modernen Fremdsprachen. Systematische Übersicht

2.2 Der Bestand ist systematisch nach den alten Unterrichtsfächern aufgestellt. Die Gruppe Allgemeines (ca. 230 Titel) enthält vorwiegend Methodologie, Logik, Propädeutik und (wenig) Psychologie in Handbüchern für den Lehrer und in Standardwerken. Außerdem ist eine Anzahl von Werken zur Moraltheologie, zur Kirchengeschichte und zum Kirchenrecht vorhanden. Einige Titel zur Erziehungsfrage und zu Kontroversthemen der Pädagogik und Didaktik schließen sich an.

2.3 Relativ umfangreich ist die Literatur zur klassischen Philologie (420 Titel). Neben Literaturgeschichten und Wörterbüchern, Lexika und Grammatiken, Stillehren und Übungsbüchern sowie Anthologien sind die bekanntesten Autoren der Antike in Standard- und Schulausgaben vertreten. Die meistvertretenen griechischen Schriftsteller sind Aristoteles, Euripides, Herodot, Homer, Pindar, Platon, Sophokles und Xenophon, die meistvertretenen Römer Cicero, Horaz, Livius, Ovid, Sallust, Tacitus und Vergil, jeweils nebst den dazugehörigen Kommentaren. Bemerkenswert ist außerdem eine Reihe von barocken Jesuitendramen.

2.4 Bei der deutschen Sprache und Literatur (ca. 240 Titel) finden sich neben den gängigen Autoren des 18. und 19. Jhs vor allem Propädeutik, Stilkunden und Lehrbücher, darüber hinaus Literaturgeschichten und Kommentare zu einzelnen Autoren, weiterhin Schultexte sowie alt- und mittelhochdeutsche Autoren in Ausgaben des 19. Jhs.

2.5 Die übrigen europäischen Sprachen (130 Titel) sind vor allem mit Wörterbüchern, Grammatiken, Studientexten und Lehrbüchern des Englischen, des Französischen und Italienischen sowie einigen Geschichtswerken in französischer Sprache vertreten.

2.6 Die Sachgruppe Geographie und Geschichte (340 Titel) enthält allgemeine weltgeschichtliche Darstellungen für die Jugend, populäre Biographien, Darstellungen der Befreiungskriege für die Jugend sowie einen hohen Anteil griechischer Geschichte, daneben Stadt- und Regionalgeschichte vor allem Preußens und des Münsteraner und Paderborner Raumes. Auch die Kirchengeschichte dieser Region ist vertreten.

2.7 Mathematische Lehr- und Übungsbücher (ca. 70 Titel), vor allem logaritsch-trigonometrische Tafeln und Lehrbücher zur Geometrie und Analysis, weiterhin Literatur zur Naturgeschichte und allgemeinen Naturwissenschaft ebenso wie zur Physik (ca. 150 Titel) sowie eine kleine Sammlung zu Sport und Musik im Schulunterricht (ca. 40 Titel) schließen sich an.

Reinhard Feldmann

Die Schenkung Füisting

2.8 Dr. Wilhelm Füisting kam 1828 vom philologischen Seminar in Münster als Leiter an das Nepomucenum, wo er nur bis 1830 blieb. Er kehrte wieder nach Münster zurück, um eine Stelle als Professor am Königlich Preußischen Gymnasium (Paulinum) zu übernehmen. Die Schenkung aus seinem Nachlaß 1869 durch seine in Rietberg gebürtige Frau bestand nach Durchsicht der Bestände im Jahre 1988 aus 453 Bdn. Von dieser Anzahl stammen 7 aus dem 16. Jh (das sind 28 Prozent der Bücher der Bibliothek aus dieser Zeit), 14 aus dem 17. Jh (31 Prozent), 109 aus dem 18. Jh (45 Prozent), 249 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs (67 Prozent) und 74 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Ohne die große Anzahl der Bücher aus der Schenkung wäre das frühe 19. Jh in der Bibliothek des Nepomucenums kaum vertreten; damals war die Schule wegen Geldknappheit mehrfach von der Schließung bedroht, als die Grafen von Kaunitz-Rietberg nach dem Beschluß des Wiener Kongresses (1815) hatten aufgeben müssen.

2.9 Von den Büchern sind 64 Prozent auf Deutsch abgefaßt, 26 Prozent auf Lateinisch und nur 10 Prozent in sonstigen Sprachen (insbesondere griechisch und französisch). Die größte Zahl der Bücher (217 Bde) gehört zur klassischen Philologie (lateinisch und griechisch). Davon sind 53 der Gruppe Lehr-, Schul- und Übungsbücher zuzuordnen, 52 sind originalsprachige Textausgaben der bedeutenden klassischen Autoren, 17 sind kommentierte (Schul-)Ausgaben dazu, 41 gehören zur Gruppe Grammatik/Sprachlehre und 23 sind Übersetzungen der klassischen Autoren. Die zweitgrößte Gruppe von Büchern (71 Bde) ist der Abteilung Geschichte zuzuordnen. Ein deutlicher Schwerpunkt (30 Bde) liegt hier bei der regionalen Geschichte von Westfalen. Allgemeingeschichtliche Darstellungen folgen mit 18 Bdn, außerdem sind griechische (7 Bde) und römische Geschichte, Kirchengeschichte und Biographien (7 Bde) vertreten. Das Fach Deutsch zeigt Füisting vor allem als Sprachlehrer (31 Bde, davon 14 Lehrbücher, Stilkunden und 13 Schultexte). Es ist anzunehmen, daß Füistings Witwe die belletristische deutsche Literatur zum Eigenbedarf zurückbehalten hat. Neben Büchern zur Pädagogik im weiteren Sinne (24 Bde über Unterricht und Erziehung, 14 zur Religionspädagogik) zeigt das Vorhandensein von Büchern aus den Fächern Mathematik, Naturwissenschaften, Erdkunde und Neue Philologien (Französisch, Italienisch) Füisting nicht nur als klassischen Fachlehrer. In der Mathematik (20 Bde, davon mindestens einer als Manuskript selbst verfaßt) finden sich Werke zur Analysis, Algebra und Geometrie sowie logaritsche Tafeln. In den Naturwissenschaften (28 Bde) sind besonders Werke zur Heilkunde (11), Biologie (8) und Physik (7) vertreten. In der Erdkunde (15 Bde) fallen vor allem die Reisebeschreibungen auf (9), im Bereich der Neuen Philologie (21 Bde) 12 französische Werke.

3. KATALOGE

Systematischer Hauptkatalog von 1862

[hschr.; mit Nachträgen bis 1870 weitergeführt; nach der Schenkung Füisting 1869 erwies sich die Systematik als nicht mehr praktikabel. Eine begonnene Umsignierung wurde wieder aufgegeben.]

Systematischer Hauptkatalog von 1900

[hschr.; unter Integration der Schenkung Füisting, bis heute fortlaufend]

Fächerkataloge

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Vorliegende Schulprogramme: 1822/23, 1824/25; 1826-31; 1835-37; 1846-63; 1868-69; 1871-1900; 1902-14; 1924-29 [regelmäßige Berichte über Erwerbungen] Ausleihbuch [gemeinsam für Lehrerbibliothek und Schülerhilfsbücherei von 1880-1910]

4.2 Darstellungen

zur Institution Jährliche Berichte in den Schulprogrammen (1822-1914)

Falke, Didacus OFM: Kloster und Gymnasium Mariano-Nepomucenianum der Franziskaner zu Rietberg. Ein Beitrag zur Schulgeschichte der Neuzeit. Rietberg 1920

Ecker, Alfred: Das Gymnasium Nepomucenum in Rietberg. Ein Beitrag zur kulturellen und politischen Geschichte des Rietberger Landes. Rietberg 1975 [enthält faksimilierte Titelblätter einiger alter Bücher]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Unregelmäßige Berichte in: Gruß aus Rietberg. Hrsg. von der Vereinigung ehemaliger Schüler des Gymnasiums Nepomucenum zu Rietberg. 1968 ff.

Stand: Januar 1989

Günter Bönig


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.