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Alte Bibliothek des Stadtarchivs

Adresse. An St. Marien 15 (Burse), 4152 Kempen [Karte]
Telefon. (02152) 51 03 81

Unterhaltsträger. Stadt Kempen, Rathaus, Markt, 4152 Kempen
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Geschichte, Recht. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Nach Voranmeldung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung beim Unterhaltsträger erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof. A 2, Ausfahrt Kempen; B 509.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Erste Hinweise auf die Archivierung von Kempener Schriftstücken finden sich in zwei Urkunden des Pfarrarchivs von 1536 und 1549. Insbesondere hat Johannes Wilmius (1584-1655) alte Quellen gesammelt und in seinem Chronicon rerum Kempensium ausgewertet. Pfarrer Joseph Hubert Mooren (1797-1887) nahm sich bei seinen Quelleneditionen erneut städtischer und kirchlicher Urkundenüberlieferungen an. 1870 bemühte sich Bürgermeister Theodor Mooren, das städtische Archiv zu reorganisieren und entfremdete Schriftstücke sowie auch gedruckte Bücher zurückzuerhalten. Die erste neuere und grundlegende Erschließungsarbeit geht jedoch auf den Krefelder Lehrer Hermann Keussen zurück, der damit die Grundlagen für das von Joseph Hansen und Armin Tille 1897 herausgegebene Regestenwerk zum Kempener Stadtarchiv schuf. Dieses Inventar verzeichnete allein 534 Urkunden aus der Zeit vor dem Jahre 1500. Zur Zeit weist das Stadtarchiv, abgesehen von Akten und sonstigem Archivgut, einen Bestand von fast 2500 Pergament- und Papierurkunden von 1233 bis 1815 auf.

1.2 Zur Grundausstattung des Archivs als Teil der Verwaltung der alten kurkölnischen Stadt dürfte immer auch ein Bestand von Druckwerken gezählt haben. Die Altbestände des Stadtarchivs sind aber auch in Zusammenhang mit den übrigen Bibliotheksbeständen im Stadtgebiet im Besitz der Kirche und des Gymnasiums zu sehen. Eine besondere Verbindung in Bezug auf Benutzung und Bestandsaufbau existierte wohl sehr lange besonders mit dem Gymnasium Thomaeum. Diese Einflüsse sind im Bestandsaufbau noch nachvollziehbar.

1.3 Im 19. Jh kam es zu einer engen und dauerhaften Verbindung zwischen dem Kempener Stadtarchiv und dem 1889 gegründeten Kunst- und Altertumsverein, der seit 1907 den Namen Geschichts- und Altertumsverein führt. Einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hatten die Kempener Stadtarchivare Peter Anton Klöckner (1853-1932) und vor allem Dr. Gerhard Terwelp (seit 1894 Stadtarchivar, seit 1904 Vorsitzender des Vereins). Unter Terwelps Leitung bezog das Stadtarchiv die Räume des wiederaufgebauten Kuhtores in der Kempener Stadtmauer. 1984 wurde das Stadtarchiv als selbständige Einheit dem Kreisarchiv Viersen angegliedert und in die Kempener Burg umgesiedelt. Der Aufbau des Thomas-Archivs erbrachte 1987 die Abspaltung von insgesamt 553 Bdn zu Thomas von Kempen und der Devotio moderna von der Bibliothek. 1989 wurden wertvolle Titel des Altbestandes aus der Archivbibliothek herausgelöst und den anderen Kempener Altbeständen zur Ermöglichung einer gemeinsamen Benutzbarkeit in einem Raum der Burse an die Seite gestellt. Dieser Bestand wird im folgenden beschrieben.

1.4 Bei den Besitzvermerken treten mit mehreren Exemplaren auf der Kempener Vikar Peter Heinrich Funck, die Privatleute N. E. de Fournier und Franz Repen, vor allem jedoch Peter Anton Klöckner mit 16 Titeln und der Kempener Mäzen Notar Johannes Schüller mit 13 Titeln. Die enge Verbindung zwischen Stadtarchiv und Geschichtsverein kommt hinsichtlich des Bibliotheksbestandes dadurch zum Ausdruck, daß mit 75 Büchern mehr als ein Drittel des Bestandes den Besitzstempel des Vereins aufweisen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek besteht heute aus 212 Bdn mit 222 Titeln. Davon stammt ein Titel aus dem 15. Jh, 19 stammen aus dem 16. Jh, 58 aus dem 17. Jh, 126 aus dem 18. Jh und 11 aus dem 19. Jh (7 sind ohne Jahr). Mehr als die Hälfte der Werke ist deutschsprachig, knapp ein Drittel in Latein, unter dem Rest sind 15 niederländische Drucke.

2.2 Der Bestand ist 1989/90 neu gegliedert worden. Die Systematik lehnt sich an die Gliederung der anderen Kempener Altbestände an, mit denen die Alte Bibliothek gemeinsam aufgestellt worden ist.

2.3 Die historischen Gruppen stehen im Vordergrund, vor allem Kirchengeschichte (17 Titel) und Profane Geschichte (46 Titel). Kirchenrecht ist mit 9 Titeln und Weltliches Recht mit 14 Titeln vertreten. Die übrigen größeren Gruppen sind nur aus einer besonderen didaktischen Aufgabenstellung erklärbar, so die " Ascetica" (25 Titel) und " Physicalia et Mathematica" (18 Titel), darunter interessante Rechenbücher. Die Varia umfassen 23 Titel.

2.4 Unter den juristischen Werken befinden sich eine Dekretalensammlung Gregors (Basel 1482), ein Gratianisches Dekret (Paris 1501) sowie ein durch Supralibros als aus der Handbibliothek des Autors stammend erkennbarer Vindex libertatis von Aegidius Gelenius (1633). Auf das Gebiet der profanen Geschichte entfallen z. B. die Historischen Weltkarten von Foresti, Struvens Reichs-Historie, das Krönungsdiarium Leopolds II., das Tafelwerk Oorlogskundige Beschryving van de Veldslagen (1729) sowie der Grafensaal des Friedrich Luca (1702). Unter den alten Drucken befinden sich weiterhin eine Herodian-Ausgabe (1531) und die Historien des Justinus (1532). Die Philosophie ist u. a. mit einer Melanchthon-Ausgabe (Basel, vor 1557) vertreten.

2.5 Unter den antiken Autoren ist eine mit einem Dürer-Holzschnitt versehene deutschsprachige Cicero-Ausgabe von 1532 zu nennen. In den Varia findet sich Reiseliteratur, darunter der Atlas historique von Chatelain. Die Gruppe hilfswissenschaftlicher und numismatischer Werke (auch Versteigerungskataloge des 18. Jhs) dürfte in Zusammenhang mit der Münzsammlung Schüllers stehen. Die Gruppe " Physicalia et Mathematica" enthält didaktische Werke, hauptsächlich des 18. Jhs, aber auch Galens Opera (Basel 1542) und eine deutschsprachige Ausgabe von Lemnius' Occulta naturae miracula (Leipzig 1572).

3. KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Findbuch über die Alte Bibliothek des Stadtarchivs Kempen. Brauweiler 1990 [systematisch gegliedert]

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

3.2 Historischer Katalog

Inventar von 155 Karteikarten von Gymnasialdirektor Dr. Koch, angelegt ca. 1922

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Keussen, Hermann: Stadtarchiv zu Kempen. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 64 (1897) S. 1-83

Johannis Wilmii Chronicon Rerum Kempensium. Ed. Gerhardus Terwelp. 3 Teile. Kempen 1901, 1903, 1905

Süßenbach, Uwe: Zum Beginn rheinischer Münzprägung. Beispiele aus dem Kramer-Museum in Kempen. In: Rheinische Heimatpflege 23 (1986) S. 18-29 [zur Sammlung Schüller]

Hermes, Jakob: Verdiente Archivare. In: Eine Stadt erzählt. Ernste Geschichten und heitere Anekdoten aus Kempen. Kempen 1989, S. 115-117

Schulte, Paul-Günter: Einleitung. In: Kund und zu wissen. Kempens Geschichte in alten Urkunden. Kempen o. J. (1989) S. 6-26

Stand: April 1990

Hanns Peter Neuheuser


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.