FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
     Home > Deutschland > Sachsen-Anhalt > Wernigerode (Harz)

Harzbücherei

Adresse. Klint 10, 38855 Wernigerode (Harz) [Karte]
Telefon. (03943) 35 41 66
Bibliothekssigel. <We 4>

Unterhaltsträger. Stadt Wernigerode/Stadt- und Kreisbibliothek; im Verbund mit dem Harzverein für Geschichte und Altertumskunde e. V.
Funktion. . Öffentlich zugängliche Fachbibliothek für historische Landeskunde des Harz- und Vorharzgebietes.
Sammelgebiete. Sach- und Fachliteratur sowie Belletristik über den Harz und die vorgelagerten Landschaften von Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen. Veröffentlichungen von Autoren aus der Harzregion.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand und Rara). Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag 10-12 Uhr und 15-18 Uhr; für anreisende Benutzer sind nach Anmeldung auch Sonderregelungen möglich. - Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 20 Minuten, Richtung Rathaus). B 81, B 6 (von Magdeburg); A 395, B 6 (von Braunschweig). Parkmöglichkeiten in der Nähe beschränkt.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der am 15. April 1868 in Wernigerode gegründete Harzverein für Geschichte und Altertumskunde richtete eine Vereinsbücherei ein. Zielsetzung und Wirkungskreis dieser Bücherei waren die Förderung der Harzgeschichtserforschung und das Sammeln einschlägiger Publikationen zum Thema Harz. Ein systematischer Bestandsaufbau fand zuerst nicht statt; der Zugang ergab sich aus Geschenken, zufälligen Zuwendungen und durch Schriftentausch mit Vereinen und Gesellschaften des In- und Auslandes.

1.2 Die zuerst in Privaträumen untergebrachte Bücherei wurde, bei getrennter Verwaltung, 1883 in die seit 1746 öffentlich zugängliche Bibliothek der Grafen (ab 1890 Fürsten) von Stolberg-Wernigerode eingegliedert. Als ab 1928 größere Teile der auf 125.000 Bde angewachsenen Fürstlichen Bibliothek zur Schuldendeckung verkauft und die in der zweiten Hälfte des 16. Jhs gegründete Sammlung 1929 geschlossen wurde, kam es zur Unterbringung der Vereinsbücherei in einem Gebäude, das auch das städtische Archiv und das Heimatmuseum beherbergte.

1.3 Die 1930 in Harzbücherei umbenannte Einrichtung betrieb eine klare Bestandsabgrenzung zugunsten der Harzforschung. Man trennte sich weitgehend von ausländischer und nicht landschaftsbezogener Literatur. Vorgesehene umfangreiche Zukäufe zu den Schwerpunkten Harz und Wernigerode aus der Fürstlichen Bibliothek scheiterten an den finanziellen Möglichkeiten. Der Vorsitzende des Harzvereins, Amtsgerichtsrat Walther Grosse (1880-1943), stellte die von ihm aus dem Nachlaß des Harzforschers Eduard Jacobs (1833-1919) erworbene Privatbibliothek und größere Teile seiner eigenen Handbibliothek für den weiteren Ausbau der Harzbücherei zur Verfügung. Zuwendungen von Vereinsmitgliedern und Geschenkexemplare anderer Bibliotheken vergrößerten ebenfalls den Bestand.

1.4 Da infolge der kriegsbedingten Teilung des Harzgebietes im Juli 1945 die Weiterführung der Vereinsarbeit in Wernigerode nicht mehr möglich war, wurden ab 1948 der Schriftentausch und die Sammlung von älterem wie auch neuerem Schrifttum zur Geschichte des Harzgebietes zunächst von Goslar, später von Braunschweig aus fortgesetzt. Diese neue Sammlung für die Vereinsbücherei mit (1992) rund 3000 Bdn wurde am neuen Sitz der Geschäftsstelle des Harzvereins im Braunschweigischen Landesmuseum untergebracht.

1.5 Die in Wernigerode verbliebene Harzbücherei ging nach dem Zweiten Weltkrieg in staatlichen Besitz über. Sie konnte durch die Aufnahme verschiedener Sammlungen aus anderen Einrichtungen, u. a. Restbestände der Harzabteilung der Fürstlichen Bibliothek und der Wernigeröder Gymnasialbibliothek sowie durch Neuzugänge kontinuierlich erweitert werden. Nach der Angliederung der Harzbücherei an das Harzmuseum im Jahre 1955 führte die Harzbücherei ihre Spezialisierung weiter. Dabei trennte man sich von Schriften der Sachgebiete allgemeine Geschichte, Geographie und Kunst und von Veröffentlichungen außerregionaler Vereine.

1.6 Entsprechend der wachsenden Bedeutung der Harzgeschichtsforschung wird die Harzbücherei seit 1981 hauptamtlich geleitet. Fehlende Harzliteratur wurde konsequent durch Ankäufe aus Privatbesitz und Antiquariaten ergänzt. Am 5. September 1992 wurde die Harzbücherei in Vereinbarung zwischen der Stadtverwaltung Wernigerode und dem Harz-Verein für Geschichte und Altertumskunde e. V. aus dem Museum ausgegliedert und als geschlossene Sonderabteilung der Stadt- und Kreisbibliothek Wernigerode unterstellt. Die Überführung der noch in Braunschweig lagernden Bestände des Vereins wurde mittlerweile zugesichert.

1.7 Die aus der Provenienz des Harzvereins stammenden Altbestandstitel einschließlich der Zugänge bis zur kriegsveranlaßten Schließung der Harzbücherei im Jahre 1942 (insgesamt 1753 Titel) wurden 1995 bis 1998 durch den Harzverein in Zusammenarbeit mit der Harzbücherei ermittelt und gekennzeichnet. Dieser Kernbestand erhielt als Walther-Grosse-Sammlung eine Sonderaufstellung.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von 16.700 Bdn umfaßt der historische Bestand 1522 Titel. Davon entfallen 3 auf das 16. Jh, 13 auf das 17. Jh, 164 auf das 18. Jh und 1342 auf das 19. Jh. Mit Ausnahme einiger lateinischer Texte ist die Mehrzahl in deutscher Sprache. Die Auszählung erfolgte anhand des Systematischen Kataloges. Systematische Übersicht

2.2 Der Bestand ist nach einer eigenständig entwickelten Systematik gegliedert und vorwiegend nach territorialen Gesichtspunkten geordnet. Sammlungsschwerpunkt ist die Literatur zur Stadt und zum Kreis Wernigerode, einschließlich der Genealogie der Grafen von Stolberg-Wernigerode, sowie zum Harzgebiet und zum Harzvorland. Bis zum Erscheinungsjahr 1945 sind vereinzelt auch Darstellungen zu benachbarten Gebieten des Harzes vertreten.

2.3 Die übrige Regionalliteratur ist nach sachlichen Merkmalen erschlossen: allgemeine und zusammenfassende Darstellungen über den Harz einschließlich historischer Harzführer, Reisebeschreibungen und Brocken-Literatur; Bergbau und Geschichte des Bergbaus und des Hüttenwesens (insbesondere der Archäometallurgie); Industrie, Handel, Handwerk, Verkehrswesen einschließlich der Harzbahn; Forst- und Landwirtschaft; Ur- und Frühgeschichte, Burgenkunde; Kunst, Architektur, Denkmalpflege; Ethnographie, Folklore; Sagen und Erzählungen. Weitere Sammlungen umfassen Landkarten, Stadtpläne und Ansichtskarten.

2.4 Hinzuweisen ist auf die Chroniken aus dem 16. bis 18. Jh, darunter Andreas Werner, Catalogus [aller Erzbischöfe und Administratoren des Erzstiftes Magdeburg und der Bischöfe des Stiftes Halberstadt] (Magdeburg 1579) und Heinrich Bünting, Braunschweigische und Lüneburgische Chronica (Magdeburg 1596). Den Anfang eines reichhaltigen Fundus von Harzbeschreibungen und Reisehandbüchern bildet die Ausgabe von Georg Henning Behrens, Hercynia curiosa oder Curiöser Hartz-Wald (Nordhausen 1703).

2.5 Unter den ethnographischen Darstellungen des Harzes finden sich u. a. Mundartenbücher, darunter z. B. zur Region Nordhausen (Martin Schultze, Nordhausen 1874), Heinrich Meyer, Die alte Sprachgrenze der Harzlande (Göttingen 1892) sowie zum Nordostharz (Eduard Damköhler, Blankenburg 1893). Schilderungen über Sitten und Gebräuche im Harzgebiet liegen u. a. vor von Pfarrer Moser, Sitten und Unsitten bei Taufen, Trauungen und Begräbnissen in der Grafschaft Stolberg-Rossla (Roßla 1896). Titel wie Aus der alten Schule (Leipzig 1885) oder Konrad Fischer, Geschichte des Deutschen Volksschullehrerstandes (Hannover 1892) enthalten Hinweise auf das Schulwesen der Harzregion.

2.6 Neben der ersten, durch Otmar (d. i. Johann Karl Christoph Nachtigall, 1753-1819) zusammengetragenen Sagensammlung des Harzes und seines Vorlandes (Bremen 1800) liegen aus dem 19. Jh noch etwa 50 weitere Gesamtdarstellungen und Sagensammlungen aus einzelnen Harzregionen vor, darunter auch zwei von Heinrich Pröhle (1822-1894), der sich (angeregt durch seinen Universitätslehrer Jacob Grimm, 1785-1863) der Erforschung der Sagen widmete: Harzsagen, gesammelt auf dem Oberharz bis Nordhausen (Leipzig 1854) sowie das Ergänzungswerk Unterharzische Sagen (Aschersleben 1856).

2.7 Weitere Zusammenstellungen sind z. B. Hermann Größlers (1840-1910) Sagen der Grafschaft Mansfeld und ihrer nächsten Umgebung (Eisleben 1880) nebst ergänzender Nachlese von Sagen und Gebräuchen der Grafschaft Mansfeld und ihrer nächsten Umgebung (Eisleben 1887) sowie die von Überlieferern oder Dichtern angereicherten Sagensammlungen (z. B. J. H. Frauenstein, Sagen, Mährchen und Legenden des Harzes aus Volks- und Dichtermunde, Wolfenbüttel 1853). Einige Darstellungen, insbesondere des 19. Jhs, betreffen die Auslegung und Erläuterung der Harzsagen und ihrer Helden. Die älteste Quelle ist die als Nachdruck (Leipzig 1968) vorliegende Blockes Berges Verrichtung (Leipzig und Frankfurt 1668) von Johann Prätorius (d. i. Hans Schultze, 1630-1680), der nach einer geographisch-historisch-mythologischen Einführung die aufgezeichneten oder im Volk umlaufenden Hexengeschichten erzählt. Erwähnenswert ist die Verserzählung von Johann Friedrich Löwen (1727-1771), Die Walpurgis Nacht (Hamburg und Leipzig 1756).

2.8 Unter den Schriften zum Bergbau finden sich z. B. die Erstauflage des Bergwerkbuches von Georg Engelhardt Löhneyß, Bericht vom Bergkwerck (Zellerfeld 1617) oder von Thomas Schreiber Kurtzer historischer Bericht von Aufkunft und Anfang der fürstlichen Braunschweigisch-Lüneburgischen Bergwercke an und auf dem Hartz (Osterrode, Nordhausen und Rudolstadt 1678). Aus dem 18. Jh liegen ca. 14 Titel zum Harzbergbau vor, darunter einige in Latein abgefaßte Schriften von Heinrich Knorr (Helmstedt 1704), Johannes Ernst Braun (Goslar 1726) und Erhard Reusch († 1740; Helmstedt 1725). Ferner liegen vor ein zweiteiliges bibliographisches Verzeichnis der vornehmsten Schriftsteller über alle Theile des Bergwesens (Göttingen 1787) von Christoph Wilhelm Jakob Gatterer, eine Arbeit über den Harz von dem Freiberger Berghauptmann Johann Carl Freiesleben (1774-1846; Bergmännische Bermerkungen, Leipzig 1795) sowie von J. F. Tölle und L. E. S. Gärtner das Eisen-Hütten-Magazin (Wernigerode 1791-1795). Vorhanden sind auch 6 Titel aus dem 19. Jh zur Berggesetzgebung und zu sozialen Fragen.

2.9 Die Atlanten (5) und Karten (150) stammen vor allem aus dem 19. Jh, darunter z. B. die Eisenbahn- und Reisekarte vom Deutschen Reich (Berlin 1879) mit den verschiedenen Harzbahnen. Auch eine Dienst-Anweisung für die im Dienste der Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn-Gesellschaft beschäftigten Stations-Vorsteher (Braunschweig 1886) ist erhalten.

2.10 Die gräfliche Hofbuchdruckerei von Michael Anton Struck (um 1700-1742) aus Wernigerode ist mit mehreren seltenen Ausgaben nachgewiesen, u. a. durch eine Festschrift zum dreihundertjährigen Buchdruckjubiläum, Wernigerödisches Danck- und Jubel-Fest, welches wegen der vor 300 Jahren 1440 erfundenen Buchdrucker-Kunst ... celebriret worden (Wernigerode 1740). An Periodika finden sich das Wernigerödische Intelligenz-Blatt (1797-1944; unvollständig) und die Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde (ab 1868).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach RAK-WB; erfaßt auch den historischen Bestand] Systematischer Katalog

[in Zettelform; nach RAK-WB] Systematischer Katalog

[mschr. älterer Bandkatalog nach Hausregeln und hauseigener Systematik; infolge ständiger Veränderungen, Aussonderungen und Ergänzungen teilweise unübersichtlich]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Grosse, Walther: Die Harzbücherei des Harzgeschichtsvereins. In: Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde 73 (1940) S. 70-77

Möse, Karin: Die Harzbücherei Wernigerode. In: Magdeburger Blätter. Jahresschrift für Heimat- und Kulturgeschichte im Bezirk Magdeburg 5 (1986) S. 92-94 Möse, Karin: Die Harzbücherei Wernigerode. In: Mitteilungsblatt der Bibliotheken in Niedersachsen 77 (1990) S. 56-58

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Möse, Karin: HB informiert. Ein literarischer Streifzug durch die Ethnographie. In: Der Harz. Eine Landschaft stellt sich vor 5 (1982) S. 10-13

dies.: HB informiert. Alte Bergbauliteratur in der Harzbücherei. In: ebda 6 (1982) S. 38-42 dies.: HB informiert. Sagenhaftes. In: ebda 9/10 (1984) S. 67-72

dies.: HB informiert. Literatur über Eisenbahnen. In: ebda 11/12 (1984) S. 76-77

dies.: HB informiert. Pflanze, Tier, Naturschutz. In: ebda 17/18 (1987) S. 84-88

Stand: Oktober 1998

Karin Möse


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.