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Heimatbücherei der Stadt Baden-Baden

Adresse. Stadtbibliothek, Luisenstr. 34, 76530 Baden-Baden [Karte]
Telefon. (07221) 930-593 oder -373

Unterhaltsträger. Stadt Baden-Baden
Funktion. Öffentlich zugänglicher Spezialbestand zur Geschichte Badens und vor allem der Stadt Baden-Baden. Sammelgebiet. Baden-Baden (Stadtgeschichte).

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 10-13 Uhr, Dienstag, Donnerstag, Freitag 13-18 Uhr. Benutzung des Altbestandes aus Personalgründen vor 17 Uhr und nicht samstags. - Leihverkehr: DLV und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm-Lesegerät (ohne Reader-Printer).
Hinweise für anreisende Benutzer. Busverbindung vom Bahnhof (Linie 1 oder 3) bis zum Hindenburgplatz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 In Baden-Baden hatte sich im 19. Jh ein reger Kulturbetrieb entwickelt, der auch einen gesteigerten Bedarf an unterhaltender Literatur oder an Leihbibliotheken schuf. Der Kunsthändler und Verleger D. R. Marx bot in seinem Lese-Cabinett deutsch-, französisch- und englischsprachige Literatur an. Zwei Lesezirkel wurden etwa zur selben Zeit durch den Schriftsteller Aloys Schreiber und den Verleger Johann Friedrich Cotta gegründet. Über die Bibliothek der Schreiberschen Lesegesellschaft, die später in Museumsgesellschaft umbenannt wurde, liegt ein Katalog von 1865 vor, der einschließlich zweier Nachtragsverzeichnisse etwa 2500 Titel verzeichnet.

1.2 Auf Initiative des Städtischen Beamten Hermann Waldvogel wurde 1901 die Stadtbücherei Baden-Baden gegründet. Durch Bücherspenden der Baden-Badener Bürger, zu denen Waldvogel in Zeitungsanzeigen aufrief, kam ein Grundbestand zusammen, der in der Folgezeit durch einen von der Stadt bewilligten Büchereietat vermehrt werden konnte. 1929 waren 13.900 Bde vorhanden. Durch Aussonderung " unerwünschten" Schrifttums in der Zeit des Nationalsozialismus trat eine Bestandsreduktion auf 7630 Bde im Jahr 1937 ein. Der damals herausgegebene Katalog Deutsche und stammverwandte Erzähler. Ein Bücherverzeichnis der Stadtbücherei Baden-Baden ist als Dokument der nationalsozialistischen Selektion erhalten geblieben.

1.3 In den sechziger Jahren wurde die Bibliothek der 1892 gegründeten Städtischen Sammlungen in den Bestand der Stadtbibliothek eingearbeitet. Sie war im Krieg in sichere Kellerräume ausgelagert worden und wurde in der Nachkriegszeit der Stadtbibliothek übergeben. Teilbestände wie die ältesten balneologischen Werke und numismatische Literatur wurden dem Städtischen Museum als Präsenzbestand überlassen. Auf der Grundlage dieser Sammlung, die als Handbibliothek für das Städtische Museum und das Stadtarchiv aufgebaut worden war und sich aus archäologischen, balneologischen, geschichtlichen und naturgeschichtlichen Werken mit Bezug zu Baden-Baden und Umgebung zusammensetzte, entstand die Heimatbücherei der Stadt Baden-Baden. Heimatkundliche, stadtgeschichtliche und bäderhistorische Literatur aus den Beständen der Stadtbibliothek kamen hinzu. Wie sich am Exlibris und an der Titelzahl feststellen läßt, ist der historische Bestand der Heimatbücherei zum großen Teil aus der ehemaligen Bibliothek der Städtischen Sammlungen hervorgegangen. Der von dem Leiter der Sammlung, Stanislaus Kah, 1906 erstellte Katalog umfaßt 519 Titel, die zum " überwiegenden Teil" (s. u. 3, Haberichter) erhalten blieben und in etwa dem Umfang des heutigen Altbestands entsprechen.

1.4 Das Gymnasium Hohenbaden, das 1870 als Großherzogliches Gymnasium in Baden gegründet wurde, überließ der Stadtbibliothek einen Teil seiner alten Lehrerbibliothek, der ebenfalls in den Bestand der Heimatbücherei eingearbeitet wurde. Der Stempel des Gymnasiums ist in zahlreichen Büchern, vor allem im Bereich Geschichte und Literatur, zu finden. Weitere Bestandsvermehrungen erfolgten erstens durch die vom Verein Badische Heimat als Dauerleihgabe überlassene Bibliothek der Ortsgruppe Baden-Baden (genealogische Literatur, auch nationalsozialistische Sippenforschung), zweitens durch Baden-Badener Zeitungen aus dem 19. Jh, die vom Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt wurden, und drittens durch den Nachlaß von Johann Ludwig Klüber (1762-1837, Staatsrechtslehrer, zeitweise in badischem Dienst), bestehend aus ca. 60 Titeln über Baden-Baden, die Geschichte des Landes Baden sowie juristischen Schriften. Klübers Buch über Baden-Baden, Baden bei Rastatt, das 1807 im Cotta-Verlag erschien und von seinem Freund Cotta selbst angeregt worden war, enthält den ersten Stadtplan von Baden-Baden. Die von ihm der Stadt vermachten Bücher befinden sich ebenso wie das Nachlaßverzeichnis im Heimatmuseum im Baldreit.

1.5 Die Heimatbibliothek ist in einem Sonderkatalog der Stadtbibliothek als Ganzes erfaßt, aber an drei verschiedenen Orten aufgestellt. Der größte Teil des Bestandes befindet sich in der Stadtbibliothek (Sonderaufstellung); die älteren Titel aus dem 16. und 17. Jh im Neuen Schloß, das als Museum dient; ein kleiner Bestand von balneologischen Schriften und Broschüren aus dem 19. Jh, juristische Literatur sowie Reisebeschreibungen und Reiseführer im Heimatmuseum im Baldreit. Auf der Grundlage des Sonderkatalogs der Stadtbibliothek wurde 1968 von Joachim Haberichter ein gedrucktes Verzeichnis der Heimatbücherei der Stadt Baden-Baden veröffentlicht. Der Bestand wurde inzwischen vermehrt, vor allem im Hinblick auf die Stadtgeschichte Baden-Badens, die auch in Zukunft primäres Sammelgebiet bleiben wird.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Auszählung des Katalogs von Haberichter ergab einen Altbestand von etwa 550 Titeln bei einem Gesamtbestand von 3300 Bdn. Durch Neuerwerbungen, die vorwiegend die Stadt Baden-Baden betreffen, hat er sich, wie aus den Neuerwerbungslisten des Heimatmuseums im Baldreit hervorgeht, in den letzten 20 Jahren um etwa 15 Prozent vergrößert. Die chronologische Auswertung ergab 14 Titel aus dem 16. Jh, 7 aus dem 17. Jh, 39 aus dem 18. Jh und 477 aus dem 19. Jh. Der Bestand ist, von ganz wenigen lateinischen und französischen Titeln abgesehen, deutschsprachig.

Systematische Übersicht

2.2 Der umfangreichste Altbestand ist mit rund 200 Titeln in der Abteilung Baden-Baden zu finden, innerhalb derer wiederum zwei Drittel auf die Untergruppen " Stadtbeschreibung (geographisch und literarisch)" und " Geschichte Baden-Badens als Heilbad" entfallen. Stadtbeschreibungen aus dem 19. Jh sind u. a. von Johann Ludwig Klüber, Carl Wilhelm Schnars, Aloys Schreiber, Eugen Huhn, F. M. Reichel und Hippolyt Schreiber vorhanden. Schriften über die Baden-Badener Heilquellen liegen bereits aus dem 17. Jh vor, z. B. von Joh. Matthäus, der in Baden-Baden als Badearzt tätig war, sowie von einigen Badeärzten des 19. Jhs: C. Frech, A. Frey, F. Heiligenthal, W. H. Gilbert und F. Krieg.

2.3 Weiterhin sind in dieser Abteilung historische Titel zur Stadtgeschichte (darunter ein Bericht über die Zerstörung der Stadt Baden 1689 durch die Franzosen von Theophilus Wahrmund), zu ihren Bauwerken, zum Internationalen Club in Iffezheim, zur Spielbank und zur Genealogie Baden-Badener Familien zu finden. Eine Rarität stellt das erste in Baden-Baden gedruckte Buch dar, die Apologia mulierum (1511) von Joannes Motis. Eine Schrift über die Antonius-Thermen in Baden, verfaßt vom Drucker Renatus Beck, der vor der Pest nach Baden-Baden geflohen war, ist daran angedruckt.

2.4 Im Bereich Wirtschaft und Verkehr bleibt auf Zunftordnungen aus dem 18. Jh und eine Gesellenordnung für die Stadt Baden-Baden (1852) hinzuweisen; im Bereich Recht auf 2 Titel von Philipp Ruppert und Ernst Hermann über badische Hexenprozesse. Zum Mordfall Carl Hau, der zu Anfang des 20. Jhs großes Aufsehen erregte und die Diskussion über die Rolle der Presse bei Gerichtsverfahren entfachte, sind einige Pamphlete vorhanden. Aus derselben Zeit stammen Veröffentlichungen über die Baden-Badener Kunsthalle, die 1902 eröffnet wurde.

2.5 Der übrige Bestand, der im wesentlichen im Hinblick auf das Land Baden gesammelt wurde, bietet Literatur zur Geschichte Badens vor und nach der Gründung des Großherzogtums (etwa 150 Titel), wobei sich einzelne Schwerpunkte wie die römische Zeit, die Französische Revolution, die Napoleonischen Feldzüge am Mittelrhein, der Rastatter Gesandtenmord und die Badische Revolution von 1848/49 erkennen lassen. In der Untergruppe " Geschichte der Markgrafschaft" sind 2 Ausgaben der Varia Opuscula (1509 und 1513) des italienischen Humanisten Philippus Beroaldus, eines Lehrers des Markgrafen Jakob, erwähnenswert.

2.6 Zur Balneologie im allgemeinen sind 19 Titel vorhanden, die sich auf das 16. bis 19. Jh verteilen, darunter Schriften von Paracelsus, Leucippaeus, Tabernaemontanus, Thurneisser zum Thurn, Gregor Horstius, Laurentius Fries, Gregor Saltzmann und Walter H. Rivius. 15 historische Bäderverzeichnisse, vor allem für den Bereich des Großherzogtums, kommen hinzu. Unter Landeskunde sind allgemeine Werke und Beschreibungen einzelner südwestdeutscher Landschaften, z. T. auch Reiseführer, eingestellt. Der Rest des Bestandes setzt sich aus juristischen, literarischen, kunstgeschichtlichen, numismatischen, kirchengeschichtlichen und biographischen Schriften sowie badischen Zeitungen des 19. Jhs zusammen.

3. KATALOGE

Kah, Stanislaus: Katalog der Bücher, Brochuren etc. der städtischen Sammlungen über die Stadt Baden-Baden und Umgebung, geschichtlichen balneologischen und naturgeschichtlichen Inhalts. Baden-Baden 1906

Deutsche und stammverwandte Erzähler. Ein Bücherverzeichnis der Stadtbücherei Baden-Baden. Baden-Baden 1937

Haberichter, Joachim: Heimatbücherei der Stadt Baden-Baden. Katalog der heimatkundlichen, stadtgeschichtlichen und bäderhistorischen Literatur aus den Beständen der Stadtbücherei Baden-Baden und der Stadtgeschichtlichen Sammlung Baden-Baden. Baden-Baden 1968

Sonderkatalog Heimatbücherei der Stadtbibliothek Baden-Baden [Zettelkatalog, PI-ähnlich, eigene Systematik]

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Baden-Württemberg nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Waldvogel, Maria: Beginn und Entwicklung. In: Beiträge zur Geschichte der Stadt und des Kurortes Baden-Baden 14 (1976) S. 3-15

Gerlach, Hanspeter: Aus der Gegenwart in die Zukunft. In: ebda, S. 16-30

Stand: Februar 1990

Isolde Tröndle-Weintritt


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.