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Bibliothek des Heimatmuseums

Adresse. August-Bebel-Str. 14-15, 16816 Neuruppin [Karte]
Telefon. (03391) 3308

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Neuruppin
Funktion. Dienstbibliothek des Museums.
Sammelgebiete. Geschichte der Stadt und des Kreises Neuruppin; Neuruppiner Bilderbogen.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbestand.

Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung erforderlich. - Fußwegnähe vom Bahnhof (Bahnlinie Berlin-Oranienburg oder Wittenberge-Neustadt/Dosse).

A 24 (E 26/E 55), Ausfahrt Neuruppin-Süd.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Heimatmuseum wurde 1865 als Museum des Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums zum 500-jährigen Jubiläum der Schule in Neuruppin gegründet und ist damit das älteste seiner Art in der Mark Brandenburg. Hervorgegangen ist es aus der Privatsammlung des Landrates Friedrich Graf von Zieten (1765-1854), der seine Altertümer, Waffen, Kunstgegenstände und Bücher umfassende Sammlung testamentarisch dem Gymnasium vermacht hatte. Bis 1910 wurden die Bestände vom Gymnasium verwaltet. Eng verbunden mit Gymnasium und Museum war der 1881 gegründete Historische Verein der Grafschaft Ruppin, der vor allem Bücher für die Vereinsarbeit erwarb. Da die ehrenamtlichen Leiter des Museums vielfach zugleich auch ehrenamtliche Vorsitzende des Vereins waren, bildete der Buchbestand des Vereins einen Teil der Museumsbibliothek. Beide Bestände wurden vermutlich nie getrennt verwaltet. Vor allem wurden Nachschlagewerke und Brandenburgica angeschafft. Der Schriftentausch des Vereins mit anderen Geschichtsvereinen ab 1890 erweiterte den Buchbestand. Das Museum erwarb für die eigene Arbeit Lexika, historische Nachschlagewerke und Bücher, die dem Profil des Museums entsprachen. Nach 1945 wurden durch Tausch verschiedene Ruppinensia-Bestände vom Kreisarchiv Neuruppin übernommen. Eventuelle Kriegsverluste der Bibliothek sind nicht mehr nachzuweisen. Seit dem Umzug in das heutige Gebäude nach 1954 wurde mit einer neuen Zählung und Signierung begonnen.

1.2 Bereits im 18. Jh besaß Neuruppin eine Druckerei. Von 1710 bis 1736 ist Wendelin Müller, von 1738 bis 1767 Johann Friedrich Ackermann als Drucker nachgewiesen. Im 19. Jh beherbergte die Stadt drei Buchdruckereien und lithographische Anstalten. Die älteste und bedeutendste Firma wurde 1791 von Johann Bernhard Kühn (1750-1821) gegründet und seit 1815 von Gustav Kühn (1794-1868) fortgeführt. Die zweite war im Besitz von Philipp Oegke (1807-1858) und Hermann Riemschneider (1806-1856), gegründet 1831/35. Beide Firmen wurden im letzten Drittel des 19. Jhs aus dem Familienbesitz verkauft, führten aber den Gründernamen bis 1945 weiter. 1855 gründete Friedrich Wilhelm Bergemann (1822-1900) den dritten Betrieb. Neben den seit 1819 erscheinenden lokalen Zeitungen war das kulturgeschichtlich bedeutendste Erzeugnis aller drei Verlage der Neuruppiner Bilderbogen, ein Nachfolger der alten Gattung der Einblattdrucke. Vor allem Gustav Kühn baute seit 1825 die Produktion fabrikmäßig aus, so daß erstmals im Geschäftsjahr 1831/32 mehr als eine Million Exemplare der Bilderbogen vorgelegt wurden. Diese vorwiegend handkolorierten Lithographien, von denen ca. 22.000 verschiedene Motive hergestellt wurden, besaßen eine große Wirkung in weiten Kreisen der Bevölkerung. Die Neuruppiner Sammlung konnte 1995 um 6500 Blätter des Aschaffenburger Sammlers Dieter Hecht erweitert werden (s. u. 2.4).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek umfaßt insgesamt 4598 Titel. Davon stammen 10 aus dem 17. Jh, 69 (7,5 Prozent) aus dem 18. Jh, 861 (19 Prozent) aus dem 19. Jh und 3573 (78 Prozent) aus dem 20. Jh. Zur Zeit noch nicht erfaßt sind 85 Titel (2 Prozent). Lediglich 25 Titel sind in polnischer, tschechischer, russischer, lateinischer, griechischer, englischer und schwedischer Sprache verfaßt, zumeist Wörterbücher oder Titel zu speziellen Sammelgebieten (z. B. Neuruppiner Bilderbogen).

2.2 Die Bibliothek ist in 63 Hauptgruppen unterteilt. Spezielle Sammelgebiete des Museums sind die Ur- und Frühgeschichte des Kreises, die Geschichte der Städte und Gemeinden, Persönlichkeiten des Kreises, Neuruppiner Bilderbogen sowie Literatur zur Kunsthandwerkersiedlung Gildenhall und allgemein zur Kunst und Zeitgeschichte. Naturgemäß nimmt die Heimatgeschichte Ruppins mit 700 Titeln den ersten Platz ein. Die Geschichte der Mark Brandenburg ist mit 306, die Geschichte Preußens mit 243 Titeln vertreten.

2.3 Die Sammlung zu Theodor Fontane (*1819 in Neuruppin, † 1898) umfaßt 315 Titel, die zu Karl Friedrich Schinkel (*1781 in Neuruppin, † 1841) 87. Entsprechend der vielfältigen Dokumentation der Kulturgeschichte in den Beständen eines Heimatmuseums sind auch zahlreiche andere Sachgebiete vertreten, jedoch ist die Anzahl der Drucke vor 1900 vergleichsweise gering.

2.4 Nicht zur Bibliothek, wohl aber zum Museumsgut gehörig ist eine Sammlung von ca. 5000 bis 6000 zwischen 1810 und 1935 gedruckten Bilderbögen. Damit besitzt das Museum eine der größten Sammlungen dieser Neuruppiner Drucke. Sie sind der wertvollste Teil des Bestandes. Kürzlich hinzugekommen ist die Sammlung des Aschaffenburgers Dieter Hecht (6500 Blätter), die neben Neuruppiner Blättern auch spanische, französische und russische Bögen enthält.

2.5 Ergänzend sei auf die Zeitungsbestände im Kreisarchiv Neuruppin hingewiesen. Es handelt sich dabei um das Ruppinsche Wochenblatt (1819-1821), den Gemeinnützigen Anzeiger für Ruppin und Umgebung (später Märkische Zeitung, 1837-1944) und um die Neuruppiner Zeitung (1886-1893, 1900-1907).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog [in Zettelform]

Systematischer Katalog [in Zettelform]

Akzessionslisten

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Begemann, Heinrich: Mitteilungen über das Zietensche Museum. Neu-Ruppin 1895, S. 15, 16, 25, 27 (Neuruppin, Gymnasium, Programm) Neuerwerbungen der Museen: Neuruppin. In: Brandenburgische Museumsblätter N. F. 2 (1925) S. 14

Knorr, H[einz]

A[rno]: Handbuch der Museen und wissenschaftlichen Sammlungen in der Deutschen Demokratischen Republik. Halle/S. 1963, S. 93

Ruppiner Land. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme. Bearb. von Dietrich Zühlke. Berlin 1981, S. 127-132 (Werte unserer Heimat 37)

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Brakensick, Stefan; Krull, Regine; Rockel, Irina (Hrsg.): Alltag, Klatsch und Weltgeschehen. Katalog zur Wanderausstellung Neuruppiner Bilderbogen ein bildlich-literarisches Massenmedium des 19. Jahrhunderts. Bielefeld 1993 [basiert auf den Beständen des Heimatmuseums]

Fraenger, Wilhelm: Materialien zur Frühgeschichte des Neuruppiner Bilderbogens. In: Jahrbuch für historische Volkskunde 1 (1925) S. 232-306

H., A.: Bilderbogen-Fabrikation und Chromolithographie in Neuruppin. In: Papier-Zeitung 16 (1891) Nr. 31/32

Heßelmann, Peter: Neuruppiner Bilderbogen - ein bildlich-literarisches Massenmedium des 19. Jahrhunderts. Eine Wanderausstellung. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 104 vom 30. Dezember 1994, S. A 466-A 469

Hirte, Werner: Die Schwiegermutter und das Krokodil. 111 bunte Bilderbogen ... Berlin 1968 Hirte, Werner: Vetter Franz auf dem Esel. Heitere Bilderbogen schwarz auf weiß. Berlin 1976 Hirte, Werner: Blindekuh und Seifenblasen. Ein Bilderbuch aus Bilderbogen. Berlin 1982

Iwitzki, Angelika: Neuruppiner Bilderbogen. Rekonstruktion und Interpretation der Bildserie " Das merkwürdige Jahr 1848/49". Zulassungsarbeit zur 1. Dienstprüfung für das Lehramt an Realschulen. Reutlingen: Pädagogische Hochschule 1975 [mschr.]

Riedel, Lisa: Zur Geschichte der Neuruppiner Bilderbogen. Mit einem Aufsatz " Gustav Kühn" von Theodor Fontane. Neuruppin 1984

Riedel, Lisa; Hirte, Werner (Hrsg.): Der Baum der Liebe. Liebesseufzer auf Neuruppiner Bilderbogen. Berlin 1981

Riedel, Lisa; Hirte, Werner (Hrsg.): Die schöne Kartenlegerin. Kurzweil auf Neuruppiner Bilderbogen. Berlin 1984

Riedel, Lisa; Hirte, Werner (Hrsg.): Der neue Blumengarten. Stadt und Land auf Neuruppiner Bilderbogen. Berlin 1988

Rockel, Irina: Heimatmuseum Neuruppin. München 1992

Waase, [Karl]: Illustrierter Führer durch den Tempelgarten und das Zieten-Kreismuseum zu Neuruppin. [Rheinsberg 1913]

Was ist der Ruhm der Times gegen die zivilisatorische Aufgabe des Ruppiner Bilderbogens. Die Bilderbogen-Sammlung Dietrich Hecht, Kulturstiftung der Länder, Stadt Neuruppin, Land Brandenburg. Hrsg. von der Kulturstiftung der Länder. Potsdam 1995 (Kulturstiftung der Länder Patrimonia 98)

Weingart, Lutz: Die Bilderbogen der Firma Friedrich Wilhelm Bergemann eine Wertung ihres Beitrages zur Geschichte der Neuruppiner Bilderbogen. Diplomarbeit. Erfurt: Pädagogische Hochschule 1970 [mschr.; das Museum besitzt über 110 Bl. dieser Bilderbogen.]

Zaepernick, Gertraud: Neuruppiner Bilderbogen der Firma Gustav Kühn, mit einem Beitrag von Wilhelm Fraenger. 2. Aufl., Leipzig 1982. Lizenzausg. Rosenheim 1983 [Reprints einiger Bogen und Begleitheft mit wissenschaftlicher Untersuchung und Bibliographie]

Weitere Aufsätze verzeichnen Hans-Joachim Schreckenbach: Bibliographie zur Geschichte der Mark Brandenburg. Teil IV. Weimar 1974, S. 57-58, sowie Theodor Kohlmann; Peter-Lutz Kindermann: Neuruppiner Bilderbogen. Berlin 1981 (Schriften des Museums für deutsche Volkskunde Berlin 7).

Stand: März 1992

Uwe Czubatynski

Irina Rockel


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.