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Bibliothek des Heinrich-Suso-Gymnasiums

Adresse. Neuhauser Str. 1, 78464 Konstanz (Eingang Eichhornstraße über den Schulhof) [Karte]
Telefon. (07531) 28 44 34

Unterhaltsträger. Stadt Konstanz
Funktion. . Lehrerbibliothek des Gymnasiums; Verwaltung der Bibliothek des ehemaligen Jesuitenkollegs, Großherzoglichen Lyzeums und Gymnasiums Konstanz.
Sammelgebiete. Beim Altbestand findet eine Vermehrung nur noch durch gelegentliche Ergänzungskäufe oder Nachlässe und Stiftungen statt.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Benutzung nach Vereinbarung mit dem Bibliothekar. Leihverkehr: DLV oder Einsichtnahme über die Fernleihe- bzw. Rara-Abteilung der Universitätsbibliothek Konstanz.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Eingeschränkte Mitbenutzung des hauseigenen Kopiergeräts.
Gedruckte Informationen. Unregelmäßige Berichte in den Jahresprogrammen des Heinrich-Suso-Gymna- siums (N. F. 1981 ff.).
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Zu Fuß ab Bahnhof über Rheinbrücke, Mainaustraße, Neuhauser Straße (ca. 20 Min.). - Busverbindung (Linie 1) ab Hauptbahnhof bis Haltestelle Krankenhaus. A 81 bis Kreuz Singen; B 33 über Radolfzell. Der Ausschilderung " Casinë folgen. Parkmöglichkeiten in der Neuhauser oder Eichhornstraße; tagsüber auf dem Parkplatz des Spielkasinos Konstanz (Anfahrt über Altmannstraße).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die nach dem Tridentinum jahrzehntelangen Bemühungen der Konstanzer Bischöfe um die Gründung eines Priesterseminars für die Diözese Konstanz schienen in den achtziger Jahren des 16. Jhs konkretere Formen anzunehmen, indem die Gesellschaft Jesu dafür vorgesehen wurde. Diese Pläne veranlaßten den Konstanzer Domherren und Generalvikar Theodorich Greiss († 1589), einer zukünftigen Seminarbibliothek seine private Büchersammlung (ca. 300 meist juristische Werke, darunter viele Widmungsexemplare) zu vermachen. Sein Todesjahr 1589 kann daher als Gründungsjahr der heutigen Bibliothek des Heinrich-Suso-Gymnasiums gelten. Das Gymnasium ist auf das Jesuitenkolleg und Jesuiten-Gymnasium zurückzuführen, das schließlich im Jahre 1604 anstelle des Priesterseminars mit einem philosophischen Studiengang für die niederen Theologie-Semester in Konstanz gegründet wurde. Die Bibliothek diente vornehmlich als Grundlage für den Unterricht im Jesuitengymnasium und -lyzeum während der beiden folgenden Jahrhunderte.

1.2 Vielfältige Stiftungen und Hinterlassenschaften von geistlichen und weltlichen Stiftern der Region (Gröber nennt weitere 12 Namen; s. u. 4.2) sowie die Anschaffungen der Jesuitenpatres ließen die Bibliothek im 17. und 18. Jh stetig wachsen. Bei der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 belief sich der Bestand auf 11.511 Bde.

1.3 Während der Zeit des anschließenden österreichischen Kaiserlich-Königlichen-Akademischen Gymnasiums Konstanz erlitt die Bibliothek durch die Ablösung und Vertreibung der Jesuitenpatres aus dem Schuldienst starke Verluste, wie der Vergleich des Bestandes mit dem des ältesten (handschriftlichen) Kataloges ( s. u. 3.2) ausweist. Nur wenige, meist unterrichtliche Werke stammen aus der Zeit des Josephinismus. Dagegen hinterließ die Säkularisation der Konstanzer Klöster unter Joseph II. während der achtziger Jahre des 18. Jhs und im Gefolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 mit der Übernahme von Teilen der Bibliotheken der Kapuziner, Dominikaner, Minoriten und Augustiner der Bibliothek des seit 1806 Großherzoglich Badischen Lyzeums reichen Gewinn, besonders an Inkunabeln und Frühdrucken theologischen Inhalts.

1.4 Im 19. Jh schließlich wurden die Bestände durch Anschaffungen und vereinzelte Schenkungen erheblich vermehrt, besonders aber durch drei große Stiftungen, vornehmlich mit altphilologischen Werken. Zu nennen sind die Stiftungen von Johann Leonhard Hug (1765-1846) mit 1160 Bdn, Direktor Joseph Nikolaus Schmeisser († 1855) und Adalbert Maier (1811-1889). In den Jahren 1865 und 1893 wurde die Bibliothek neu katalogisiert.

1.5 Der letzte von Otto Kunzer angelegte Katalog dient mit seiner Systematik bis heute der Inventarisierung von Neuanschaffungen und verzeichnet rund 9100 Titel. Bis 1925 kamen noch weitere 2100 Titel hinzu, so daß sich der Bestand an vor 1900 erschienenen Titeln auf ca. 10.300 belief. Dieser Katalog hatte aber auch den Effekt, daß Begehrlichkeiten ( z. B. des Antiquariatshandels und der Universitätsbibliothek Heidelberg) geweckt und nach 1898 eine Anzahl kostbarer Werke verkauft wurden, darunter die Acta Sanctorum, 19 Bde der Monumenta Germaniae Historica, vorlutherische Bibelübersetzungen, Originalwerke von Luther, illustrierte Frühdrucke und verschiedene Gesamtausgaben von Kirchenvätern (insgesamt rund 500 Titel) mit Genegung des Oberschulrates in Karlsruhe.

1.6 Die Zuwächse bis 1925 sind in zwei gedruckten Nachträgen zum Kunzerschen Katalog vermerkt (die späteren nur handschriftlich in zwei Katalogexemplaren und in einer Kartei). Die alten Bücherbestände werden nur noch selten durch Schenkungen vermehrt, aber durch die Altbestände der Schülerbibliothek - hervorgegangen aus einem Schülerleseverein 1830 insbesondere bei den Klassikerausgaben des 18. und 19. Jhs nicht unwesentlich bereichert ( s. u. 3.2).

1.7 Zwischen 1607 und 1911 verblieb die Bibliothek im Querbau des Kolleg- und (nach 1773) Gymnasiumsgebäudes neben dem Konstanzer Münster. Nach Fertigstellung des Schulneubaus an der Neuhauser Straße (1911) gelangte sie an ihren heutigen Standort, den eigens für sie gebauten " würdigen Bibliothekssaal" mit seinen drei Stockwerken. Die Aufstellung erfolgte nach Folianten und Kleinformaten.

1.8 Die Reinigung der Bibliothek von nationalsozialistisch-militaristischem Schrifttum nach 1945 durch die französische Besatzungsmacht berührte den Altbestand kaum. Ca. 211 Titel des 20. Jhs wurden entfernt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der gegenwärtige Bestand umfaßt etwa 24.000 Bde. Die Bibliothek besitzt 80 Hss. und etwa 9800 Titel aus der Zeit vor 1900, darunter rund 180 Inkunabeln. Die Zahl der Bde ist um etwa 90 Prozent höher: 1936 wurden insgesamt 18.500 Bde gezählt. Ein großer Teil des Altbestands stammt aus dem 19. Jh (ca. 4040 Titel), ca. 2300 Titel gehören in das 16. Jh, ca. 1600 in das 17. Jh und ca. 1500 in das 18. Jh.

2.2 Von den ca. 9800 Titeln sind 47 Prozent in lateinischer oder griechischer und 41 Prozent in deutscher Sprache. Der geringe Rest verteilt sich auf Französisch, Italienisch, Englisch und Spanisch.

Systematische Übersicht

2.3 Die systematische Bestandsbeschreibung erfolgt anhand der Aufstellungs-Systematik des Katalogs von Kunzer, der nach 10 Hauptabteilungen und 22 Unterabteilungen gegliedert ist.

2.4 In der Abteilung Enzyklopädie, Allgemeine Biographie, Bibliographie usw. sind 187 Titel vorhanden. Nennenswert sind u. a. das Zedler'sche Universallexikon (64 Bde) und die Allgemeine Deutsche Bibliothek (114 Bde), dazu für das 19. Jh der Brockhaus und die Allgemeine Enzyklopaedie der Wissenschaften und Künste von Ersch und Gruber. Bei den Zeitschriften sind erwähnenswert die Annalen der Physik und Chemie (1824 ff.; 190 Bde).

2.5 Auf die in drei Unterabteilungen gegliederten Religionswissenschaften entfallen insgesamt 2883 Titel (ca. 28 Prozent des historischen Bestandes). 37,5 Prozent dieses Bestandes entstammen dem 16. Jh, 26 Prozent dem 17. Jh, 20 Prozent dem 18. Jh und der Rest dem 19. Jh. Dazu kommen 105 Inkunabeln. Insgesamt 843 Titel gibt es zu den Gebieten Allgemeiner und historischer Teil, Allgemeine Mythologie, Dämonologie, Wunder, Kirchengeschichte, Konzilien und Synoden, Märtyrer, Legenden, Orden, Bistümer, Klöster, Mission, Bekehrungen, Pilgerfahrten, Pontificat, Primat, Hierarchie. Der Schwerpunkt liegt bei starker Themenstreuung zum einen auf Konzils- und Synodalschrifttum (z. B. Constitutiones und Dekrete der Konstanzer Diözesansynoden von 1567, 1609, 1624, 1745 und 1761); zum anderen ist jesuitisches Schrifttum von Bedeutung, wenn auch durch Abgänge von 1898 geschmälert ( z. B. die Missionsberichte aus Asien und der Neuen Welt).

2.6 Das Gebiet Bibel und Exegetik umfaßt 473 Titel, darunter zwei Inkunabeln der Vulgata und eine größere Anzahl von Bibeldrucken, Schriften und Ausgaben insbesondere des 16. Jhs (Erasmus, Thomas von Aquin u. a.).

2.7 Zu den Gebieten Schriftsteller der christlichen Kirche, Dogmatik, Apologetik, Polemik, Moral, Pastoral, Predigt, Katechese, Betrachtung, Erbauung, Ritus, Feste sind zusammen 1567 Titel vorhanden. Der eine Schwerpunkt dieser Abteilung liegt auf den kontroverstheologischen und polemischen Schriften der Reformation (Luther, Melanchthon, Zwingli, Karlstadt, Calvin) und Gegenreformation (Andreae, Bellarmin, Cochlaeus, Eck, Eisengrein, Fabri, Gretser, Hosius, Pistorius, Vetter); den anderen Schwerpunkt bilden die Schriften der Kirchenväter und großen Lehrer der Kirche.

2.8 Die Abteilung Rechts-, Staatswissenschaft, Volkswirtschaft, Politik zählt insgesamt 653 Titel, darunter 19 Inkunabeln, 314 Titel aus dem 16. Jh, 109 aus dem 17. Jh, 113 aus dem 18. Jh und 77 Titel aus dem 19. Jh. Das " ius civile" und das " ius ecclesiasticum" sind gleichermaßen vertreten ( u. a. Zasius, Pufendorf, ferner die Kammergerichts-Ordnung Constitutio criminalis Theresiana von 1549 und 1555, Dekretalien und das Corpus iuris canonici).

2.9 In der Philosophie und Pädagogik sind insgesamt 743 Titel vorhanden (276 vor 1800). Davon umfaßt die Philosophie 523 Titel, insbesondere zum 16. Jh (Agrippa von Nettesheim, Paracelsus, Melanchthon) und zur Philosophie der Aufklärung (Leibniz, Kant, Wolf u. a.). Auf die Pädagogik entfallen 220 Titel, insbesondere zur Gymnasialpädagogik des 19. Jhs.

2.10 Die umfangreiche Abteilung Literatur und Erklärungsschriften mit ihren fünf Unterabteilungen umfaßt insgesamt 2242 Titel. Auf das 15. Jh entfallen 32 Titel, auf das 16. Jh 376, auf das 17. Jh 181 und auf das 18. Jh 333.

2.11 Griechische Schriftsteller sind mit 703 Titeln vertreten. 43 Prozent der Ausgaben (ca. 300 Titel) stammen aus dem 15. bis 18. Jh. Die meisten Schulautoren des Lehrplans von 1604 (" catalogus perpetuus", s. Gröber 4.2, S. 221 ff.) des Konstanzer Jesuitengymnasiums haben sich in Ausgaben des 15. bis 18. Jhs erhalten (Aesop o. O. und o. J., Plutarch 1572, Isocrates 1571, Lucian 1545, Demosthenes 1532, Hesiod 1604, Homers Ilias 1561, Euripides 1544, Herodian 1496, Sophokles 1745, Xenophon 1561 die jeweils früheste Ausgabe). Die Ausgaben und Übersetzungen der klassischen Philologen wie Heyne, Wolf oder Voß gelangten zumeist erst 1848 mit der Stiftung Hug in die Bibliothek.

2.12 Lateinische Schriftsteller der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit sind mit 814 Titeln vertreten. Ähnlich beschaffen ist der Bestand an lateinischen Werken. Ca. 500 Titel stammen aus der Zeit vor 1800. Die Schulautoren des Jesuitengymnasiums sind großenteils in Ausgaben des 15. bis 17. Jhs vorhanden (Cicero 1538; Tacitus 1533, 1599; Seneca 1478, 1529; Livius 1516, 1588; Juvenal 1498, 1518; Statius 1595; Claudianus 1571; Vergil 1495, 1561; Valerius Maximus 1594; Horaz 1495, 1596; Sallust 1515; Caesar 1574; Martial 1599; Curtius 1518, 1673; Ovid 1546, 1670; Cornelius Nepos 1609; Plautus 1535; Terenz 1509 - jeweils die früheste Gesamt- oder Einzelausgabe). Bei den Neulateinern ragen Erasmus, Lipsius und Pico della Mirandola mit 26, 40 und 11 Titeln hervor.

2.13 Zur deutschen, englischen und romanischen Literatur sind insgesamt 725 Titel vorhanden. Die deutsche Literatur (484 Titel) hat ihren Schwerpunkt bei den Klassiker-Ausgaben des 19. Jhs (darunter die Sophien-Ausgabe von Goethe und die Deutsche Nationalliteratur). Die neue Wissenschaft der Germanistik und ihre Einwirkung auf den Deutschunterricht am Großherzoglichen Lyzeum spiegelt sich in den diversen Ausgaben des Nibelungenliedes (von der Hagen, Lachmann, Laßberg, Bartsch u. a.) sowie Titeln der Reihen Deutsche Dichter des 16. Jahrhunderts (1867 ff.), Dichtungen des deutschen Mittelalters (1843 ff.), Deutsche Bibliothek (1862-1867) und Deutsche Classiker des Mittelalters (1864-1873). Das 16. Jh ist mit einer Hans-Sachs-Ausgabe (1560-1571) vertreten, das 18. Jh mit 25 Titeln.

2.14 Die romanische Literatur (französisch 145 Titel, italienisch 24) weist 88 Titel aus dem 18. Jh und 22 Titel aus dem 15. bis 17. Jh auf. Vertreten sind vor allem die französischen und italienischen Klassiker der schönen und politischen Literatur ( z. B. Boccaccio, Boileau-Despréaux, Corneille, Fénelon, Florian, Machiavelli, Montesquieu, Petrarca, Rabelais, Racine, Rousseau, Le Sage, Tasso, Voltaire). Die wenigen englischen Titel (29 aus dem 18. und vornehmlich aus dem 19. Jh die Sprache wurde am Gymnasium bis ins 20. Jh hinein nicht gelehrt) sind meist Standardautoren wie Cooper, Goldsmith, Milton, Macpherson, Pope, Shaftesbury, Sterne und Young.

2.15 Die Sprachwissenschaft mit vier Unterabteilungen zählt zusammen 782 Titel, davon 266 vor 1800 und 246 in lateinischer Sprache. Auf die Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft entfallen 18 Titel. Unter den Werken zur Grammatik, Metrik, Stilistik der klassischen Sprachen und unter deren Lexika und Übungsbüchern sind die der Humanisten (Melanchthon, Lorenzo Valla) und der Jesuiten (Gretser) hervorzuheben.

2.16 Die Gruppe Deutsche Sprache mit Grammatik, Stilistik, Poetik und Lesebüchern zählt 200 Titel. Nur 8 sind vor 1800 erschienen, darunter Adelungs Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuchs und der Sprachverderber. Das Grimmsche Wörterbuch ist ein Torso geblieben (letzte Lieferung im Zweiten Weltkrieg). Im übrigen sind die großen Namen der Germanistik des 19. Jhs vertreten (Diefenbach, Jakob Grimm, Kluge, Lexer, Wackernagel, Wilmann u. a.).

2.17 Die Gruppe Englische und Romanische Sprachen umfaßt 88 Titel, davon 38 französische und nur 3 englische. Vor 1800 erschienen 20 Titel. Nennenswert sind Wörterbücher der französischen und italienischen Sprache aus dem 17. und 18. Jh.

2.18 Die Gruppe Orientalia Sprache, Literatur und Altertümer mit 130 Titeln (darunter 97 vor 1800) enthält hauptsächlich Werke zur Hebraistik (Reuchlin, Bellarmin, Sebastian Münster u. a.) und Judaistik, aber auch einige zur arabischen, armenischen, syrischen, ägyptischen, äthiopischen, islamischen, indischen, türkischen und persischen Kultur, Literatur oder Sprache.

2.19 In der Abteilung Klassische Altertumskunde und Germanistik sind 361 Titel vorhanden (davon 107 vor 1800; 90 in Latein, 7 in Französisch). Auf die Klassische Altertumskunde entfallen 283 Titel. Schwerpunkte sind zum einen Werke über antike Mythologie (C. Th. Moritz, K. O. Müller, L. Preller u. a.), zum anderen die großen Nachschlagewerke (Pauly-Wissowa u. a.).

2.20 Auf die Germanistik und Deutsche Literaturgeschichte entfallen 78 Titel (darunter z. B. Gervinus, Grimms Grundriß der germanischen Philologie oder J. Schmidts Geschichte der deutschen Nationalliteratur; vorhanden ist eine kleine Anzahl " Celtica" (darunter z. B. die Irischen Elfenmärchen der Brüder Grimm).

2.21 Die umfangreiche Abteilung Geschichte und Geographie (mit vier Unterabteilungen) zählt insgesamt 1662 Titel. Auf das 15. Jh entfallen 4, auf das 16. Jh 258, auf das 17. Jh 245, auf das 18. Jh 238 und auf das 19. Jh 616 Werke. Davon sind 384 Titel in lateinischer, 168 in französischer und 29 in italienischer Sprache. Die Hilfswissenschaften sind durch 119 Titel vertreten, insbesondere zur Numismatik, Diplomatik (Mabillon, T. Neugart, M. Herrgott), Genealogie und Chronologie.

2.22 Die Universalgeschichte, Geschichte einzelner Zeiträume, Länder etc. sowie Kultur- und Kunstgeschichte umfaßt 1250 Titel mit Schwerpunkten zum einen auf Annalen, Berichten (Relationes, Zeitungen, Narrationes), Chroniken und Historien des 16. und 17. Jhs und zum anderen auf den großen Historikern des 19. Jhs.

2.23 Etwa 290 Titel sind zur Gruppe Biographien, Memoiren, Briefe, Reden und Städtegeschichte vorhanden. Nennenswert sind u. a. die Briefe und Memoiren zur französischen Geschichte (Mme Pompadour, Richelieu u. a.) und die Oeuvres (1792) Friedrichs des Großen.

2.24 Die Gruppe Geographie, Topographie, Reisen, Atlanten umfaßt 282 Titel, insbesondere zur Rezeption der Entdeckungen im 15. und 16. Jh und zu Pilger- und Missionsreisen in den Nahen und Fernen Osten, u. a. der Jesuitenpatres. Dazu kommen einige besondere Kartenwerke (Ptolemäus, Sebastian Franck, Martinius, Mercator, Sebastian Münster).

2.25 In der Abteilung Mathematik, Naturwissenschaften, Medizin, Landwirtschaft sind insgesamt 628 Titel vorhanden, davon aus dem 15. Jh 11, aus dem 16. Jh 106, aus dem 17. Jh 64 und aus dem 18. Jh 106. 196 Werke sind in Latein und 44 in Französisch verfaßt. Auf die Mathematik, Astronomie und Astrologie, Physik, Chemie und Alchemie entfallen 295 Titel. Zu finden sind Autoren des 15. bis 17. Jhs wie P. Ramus, Kepler, Stöffler, Newton oder Sebastian Münster, aber auch Gelehrte des 19. Jhs, u. a. Goethe mit seiner Farbenlehre, Gauss, Helmholtz, Herschel, Laplace, Ohm oder Boltzmann und Faraday.

2.26 Auf die Allgemeinen und Beschreibenden Naturwissenschaften entfallen 333 Titel, d. h. solche zur Zoologie, Botanik, Mineralogie und Geologie, aber auch zur Medizin, Landwirtschaft und Viehzucht. Von den bedeutenden Autoren sind u. a. vertreten Buffon, Linné, Avicenna, Paracelsus und Thurneisser.

2.27 Die letzte Gruppe, Varia, mit 34 Titeln enthält einige Werke zur Emblematik (Boschius, Lindeberg) und zur Weißen Magie (Trithemius, Decremps).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[Zettelkatalog nach RAK-WB]

Systematischer Katalog

[Zettelkatalog nach der Systematik der Universitätsbibliothek Konstanz]

Die Bestände sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg und im Verbundkatalog des Südwestdeutschen Bibliotheksverbunds (SWB), außerdem in den Katalogen der Universitätsbibliothek Konstanz nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Catalogi bibliothecae Collegii Constantiense Societate Jesu [ältester hschr. Katalog in Folio aus der Jesuitenzeit, angelegt um 1730; verzeichnet den Bestand von 1730 und die Zugänge bis etwa 1770]

Bücherverzeichnis der Lesebibliothek für die Studierenden am Lyceum in Konstanz. Konstanz 1833

[einziges gedrucktes Verzeichnis der aus den Beständen eines Lesevereins 1825/26 entstandenen Schülerbibliothek; enthält wichtige Anschaffungen aus der Zeit der Klassik und Romantik]

Trotter, Franz C.: Angabe und Beschreibung der in der Lyceumsbibliothek dahier aufgestellten ältesten Druckwerke (Incunabula) bis zum Jahre MCCCCLXXXXIX (1499). Constanz 1844 (Beilage zum Programm Constanz 1844)

[ältestes gedrucktes Inkunabelverzeichnis der Bibliothek, führt 157 Exemplare auf]

Schwab, Franz: Katalog der Bibliothek des Grossh. Lyceums zu Constanz. Constanz 1865 (Nachtrag 1873)

Kunzer, Otto: Katalog der Grossh. Gymnasiums-Bibliothek zu Konstanz. Konstanz 1893

[nach der bis heute benutzten und kaum erweiterten Sachordnung mit 25 Hauptsachgruppen und Unterabteilungen]

Erster Nachtrag. 1902 [verfaßt von Wilhelm Martens]

Zweiter Nachtrag. 1926 [verfaßt von Eugen Linder]

Schmidt, Adolf: Katalog der Incunabeln (und Aufstellung der vorhandenen Handschriften). 1906 [hschr.]

Es existieren zwei durchschossene Exemplare des Kunzer-Kataloges bzw. des zweiten Nachtrags, in die die Neuzugänge zwischen 1925 und 1958 handschriftlich eingetragen wurden. Außerdem wurde für die Zugänge ab 1958 ein Zettelkatalog mit verkürzten Titelaufnahmen geführt, der ebenso wie der Kunzer-Katalog und seine Nachträge durch die neuen Kataloge ersetzt wird.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archivalien, die die Geschichte der Bibliothek des Jesuitenkollegs betreffen, besitzt das Suso-Gymnasium nicht. Jedoch dürfte archivalisches Material im Generallandesarchiv Karlsruhe, im Erzbischöflichen Diözesanarchiv Freiburg und im Stadtarchiv Konstanz vorhanden sein.

Gründlicher Bericht der Rechten, Und Aigenthümblicher Zugehhör Deß Collegii Societatis Jesu in Constantz Betreffend Dessen Stifftung Stand und Verrichtungen wie auch Dessen Gütter, Capital, Brieffen, Und Rechtliche Zusprich, sambt unterloffenen geschichten bey solchen Geschäfften. Zusamen Geschrieben Im Jahre 1698 [Generallandesarchiv Karlsruhe, Kopialbuch Nr. 1496]

Folgende Archivalien sind im Gymnasium vorhanden: Aus alten Akten. Büchereien [Die Akte enthält Archivalien zwischen 1801 und dem ersten Jahrzehnt des 20. Jhs.]

Druckerzeugnisse und Büchereien, bis 31.12.1924 [enthält u. a. Schreiben zur " Biblia Pauperum" der Gymnasialbibliothek Konstanz]

Gymnasium Konstanz. IV. Druckerzeugnisse und Büchereien. a)

Lehrerbücherei [enthält Schriftwechsel zwischen 1926 und 1952]

Lehrerbibliothek [enthält u. a. wichtige Dokumente zu den Eigentumsverhältnissen der Bibliothek]

4.2 Darstellungen

Lender, Franz X.: Beiträge zur Geschichte der Studien und des wissenschaftlichen Unterrichtes in hiesiger Stadt. Konstanz 1833-1837 (Beilage zu den Programmen des Großherzogl. Lyceums Konstanz) [älteste gedruckte Darstellung über die Geschichte des Jesuitengymnasiums und Lyzeums, mit einigen Bemerkungen auch zur Geschichte der Bibliothek]

Hoffmann, Franz A.: Beiträge zur Geschichte des Lyceums in Constanz. Erste Abtheilung: Stiftung der Anstalt durch die Gesellschaft Jesu. Konstanz 1859. 1861 (Beilage zum Programm des Großherzogl. Lyceums Konstanz)

Kunzer, Otto: Katalog der Grossh. Gymnasiums-Bibliothek zu Konstanz. Konstanz 1893, S. III-VII

Gröber, Conrad: Geschichte des Jesuitenkollegs und -Gymnasiums in Konstanz. Konstanz 1904 [wichtigste wissenschaftliche Darstellung über die Jesuitenzeit des Gymnasiums; kurze Angaben zur Geschichte der Bibliothek bis zur Aufhebung des Jesuitenordens]

Oster, Ludwig: Das Erbe der Konstanzer Klosterbüchereien. In: Alemannisches Volk. Kultur- und Heimat-Beilage der Bodensee-Rundschau 4 (1936) S. 49 [illustrierter Nachdruck eines Vortrags mit Einzelheiten zur Bibliotheksgeschichte des Suso-Gymnasiums auch des 19. und frühen 20. Jhs]

Oster, Ludwig: Die Bibliothek des Gymnasiums Konstanz. In: Das humanistische Gymnasium 47 (1936) S. 160-162

Humpert, Theodor: Die Büchereien und Sammlungen. In: ders.: Heinrich-Suso-Gymnasium Konstanz. Jubiläumsschrift zur Feier des 350jährigen Bestehens. Konstanz 1954, S. 65-71

Schmid, Herrmann: Die Säkularisation der Klöster in Konstanz und Umgebung 1782-1832. In: Schriften des Vereins für die Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 96 (1978) S. 69- 124

Warndorf, Thomas: Schulen in Konstanz. Ihre Entstehung und Entwicklung im Wandel der Stadtgeschichte. Konstanz 1986 Bohr, Helmut van: Die Lehrerbibliothek im Heinrich-Suso-Gymnasium. In: Bibliothek aktuell (1991) Heft 60, S. 4-6; Heft 61, S. 35-38

Gugel, Dominik: Die Konstanzer Jesuitenbibliothek. In: Bodenseehefte (1991) Heft 11, S. 12-17

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Hesse, Hans: Eine alte Bibliothek am Bodensee. Humanistisches und Humanes aus den Bücherschätzen des Heinrich-Suso-Gymnasiums zu Konstanz. In: Festveranstaltung zum Erscheinen des zehnten Heftes Xenia. Konstanz 1985, S. 19-47 (Xenia. Konstanzer Althistorische Vorträge und Forschungen. Sonderheft)

Seidenfaden, Ingrid: Das Jesuitentheater in Konstanz. Grundlagen und Entwicklung. Stuttgart 1963

Stand: Oktober 1992

Hans Hesse


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.