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Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt

Adresse. Große Allee 11, 07407 Rudolstadt [Karte]
Telefon. (03672) 41 47 92
Bibliothekssigel. <Ru 7>

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Rudolstadt
Funktion. Öffentliche historische Universalbibliothek, die sowohl wissenschaftlichen Zwecken als auch der allgemeinen Literaturversorgung dient.
Sammelgebiete. Historisches und aktuelles Schrifttum über Rudolstadt und das Territorium des ehemaligen Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt (" Schwarzburgica"). Weitergeführt werden die Bestandsgruppen " Schwarzburgica", " Thuringica" und " Bücherkunde und allgemeine Schriften".

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag 10-16 Uhr und nach Vereinbarung; Führungen und Veranstaltungen nach Absprache. Leihverkehr: DLV über Stadtbibliothek.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät und Buch-Scanner.
Hinweise für anreisende Benutzer. Vom Bahnhof Rudolstadt Fußwegnähe (ca. 20 Minuten). A 4 (E 40), Ausfahrt Weimar, B 85, oder Ausfahrt Jena-Göschwitz, B 88; A 9 (E 49/51), Ausfahrt Hirschberg über Saalfeld nach Rudolstadt. Zentraler Parkplatz: Große Wiese Cumbach, Fußwegnähe (ca. 25 Minuten).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt ist die Nachfolgerin der Landesbibliothek Rudolstadt, deren Bestände bereits in der Reformationszeit angelegt wurden und die eng mit der Geschichte der Grafen und Fürsten zu Schwarzburg-Rudolstadt verbunden sind. Als Graf Heinrich XXXII. (1499-1538), genannt der Reformator, um 1532 in Rudolstadt mit der Einführung der Reformation begann, legte er in der Schloßkirche der Heidecksburg eine Büchersammlung an, die ausschließlich für den Gottesdienst bestimmt war. Es ist anzunehmen, daß einzelne Hss. und Drucke aus den im Verlaufe der Reformation aufgelösten Klosterbibliotheken in die Reihe der neu erworbenen zeitgenössischen Schriften aufgenommen wurden. Zusammen mit den für den persönlichen Gebrauch bestimmten Büchern der gräflichen Familie bildeten sie den Grundstock für die spätere Hofbibliothek auf der Heidecksburg.

1.2 Graf Heinrich XXXII. galt ebenso wie seine Gattin Katharina (1509-1567), später bekannt geworden als die Heldenmütige, und die meisten der schwarzburgischen Regenten als sehr gebildet und gleichermaßen religiös wie kunst- und wissenschaftsinteressiert. Rechnungen von 1532/1533 belegen Ausgaben für die Gräfin Katharina: " 3 1/2 sch. vor bücher, als ein cronica herbarum und andere [an] Johannes Thiem dem buchfürer von Erfurt zalt ...

Seiner g. gemal[in] vier huebsche eingebundene buechlein geschenckt." Welche und wieviele der erhaltenen Werke zu diesem Anfangsbestand gehören, ist, bedingt durch mehrfachen Bestandswechsel und aufgrund fehlender Inventarlisten oder Kataloge aus dieser frühen Zeit, im einzelnen nicht mehr feststellbar. Der größere Teil der vorhandenen Frühdrucke und Schriften des 16. und frühen 17. Jhs ist vor allem im 18. Jh in die Bibliothek gelangt.

1.3 Mit der Landesteilung 1571 in eine Ober- und eine Unterherrschaft wurde Rudolstadt Residenz der Oberherrschaft. Am 29. Februar 1576 wurde die neuerbaute Hofkirche eingeweiht, in diesem Zusammenhang wird die dortige Büchersammlung erwähnt. Einen ersten Hinweis auf eine weitere Bibliothek am Rudolstädter Hof enthält das Inventar von 1613. Neben einigen Büchern im Altarbereich der Hofkirche ist hier von zwei Kammern die Rede, in denen sich " eine zimliche Liberey oder anzal von Büchern" befand, die aber nicht inventarisiert waren.

1.4 Die Gründung der ersten Rudolstädter Buchdruckerei durch Caspar Freyscdt im Jahre 1663 (beantragt 1662), das Wirken von Gelehrten wie Ahasverus Fritsch (1629-1701), sowie die geistliche Liederdichtung der Rudolstädter Gräfinnen Ämilie Juliane (1637-1706) und Ludaemilie Elisabeth (1640-1672) beeinflußten ab Mitte des 17. Jhs nachhaltig die Entfaltung des geistigen Lebens an der kleinen Residenz. Die sich herausbildende Hofbibliothek erhielt einen beachtlichen Teil ihres Zuwachses durch die Hofbuchdruckerei, die zunächst überwiegend theologische Werke einschließlich Gebrauchsschriften, wie Leichenpredigten, Glückwunschschriften, Einladungen, Chroniken und Gesetzestexte, für den Hof druckte.

1.5 Aus einem Bericht des Studenten Christian Günther Tieroff vom 14. Mai 1727 ( s. u. 4.1) geht hervor, daß er die Hofkirchenbibliothek gerade neu geordnet hatte und daß sie schon damals öffentlich zugänglich war. Tieroff legte 1717 und 1725 Kataloge an, dabei handelt es sich um die ältesten überlieferten Bestandsverzeichnisse (s. u. 3.2). Das offenkundige Interesse der am 2. Juni 1710 in den Reichsfürstenstand erhobenen Schwarzburger an der weiteren Förderung der Bibliothek führte im Januar 1728 zu einer von Fürst Friedrich Anton (1692-1744; reg. seit 1718) getroffenen Verordnung, nach der " alle diejenigen, welche zu einigen Diensten gelangen oder durch Vermehrung des Besoldungsgehaltes oder durch Conferierung neuer Prädikate, Decreta bekommen, zum Aufnehmen Dero Regierungs-Bibliothec etwas contribuieren und beitragen sollen".

1.6 Als 1735 die Heidecksburg durch einen Brand weitgehend zerstört wurde, konnte die Bibliothek noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Einige Bücher mit Brandspuren sind als Zeitdokumente aufbewahrt worden. Nach Beginn des Neubaus der barocken Residenz Heidecksburg ab 1737 und beeinflußt durch das Gedankengut der Aufklärung richtete sich die Aufmerksamkeit des Fürstenhofes erneut auf die Bibliothek. Als Fürst Johann Friedrich (1721-1767; reg. seit 1744) im März 1746 ein Theologisches Seminar begründete, regte er die Einrichtung einer Bibliothek an, die das Wirken des Instituts unterstützen sollte. Gleichzeitig sollte sie auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

1.7 Nach entsprechender Vorbereitung erging am 5. März 1748 die Verordnung zur Eröffnung einer fürstlichen öffentlichen Bibliothek, auch Bibliotheca publica, Bibliotheca Fridericiana, Fürstliche Hofbibliothek oder Untere Hofbibliothek genannt. Sie wurde aus den Beständen der alten Hof- und Kirchenbibliothek (nicht der Stadtkirchenbibliothek) und Teilen der Privatsammlungen Fürst Johann Friedrichs zusammengesetzt. Sie stand unter der Oberaufsicht des Hochfürstlichen Konsistoriums. Der jeweilige Leiter des Theologischen Seminars war zugleich für die Bibliothek zuständig. Er war für die systematische Erwerbung, den Verkauf von Dubletten, die Neuordnung der Bestände, die Ausleihe und die Erstellung von Neuerwerbungslisten verantwortlich. Diese Anordnungen wurden am 17. September 1759 noch einmal öffentlich bestätigt.

1.8 Im Streben nach enzyklopädischer Wissensansammlung und höfisch-kultureller Repräsentanz sollte die Bibliothek " nach und nach mit allerhand mathematischen, natürlichen Sachen und Antiquitaeten, hermetischen Statuen, sinnreichen Inscriptionen, künstlichen Bildnissen, stummen Sinnbildern und dergl. ausgezieret" werden (s. u. 4.1, 1748, S. 5 f.). Dafür stellten Fürst Johann Friedrich und seine Nachfolger Ludwig Günther (1708-1790; reg. seit 1767), Friedrich Karl (1736-1793; reg. seit 1790) und Ludwig Friedrich II. (1767-1807; reg. seit 1793) jährlich bis zu 1000 Taler aus der fürstlichen Privatkasse zur Verfügung. Auch der Schulfiskus, die Seminarienkasse und der Hofkirchenkasten waren zur Unterstützung verpflichtet. Nachlässe von Gelehrten und Geistlichen, Bücherspenden der Seminaristen und Hofbediensteten, Dublettentausch und Pflichtabgaben der Hofbuchdruckerei trugen ebenso zur Bestandserweiterung bei.

1.9 Führende Buchhandlungen der Zeit, wie die Ettingersche Verlagsbuchhandlung in Gotha, die Hoffmannsche Verlagsbuchhandlung und das Landes-Industrie-Comptoir von Friedrich Justin Bertuch in Weimar, der von 1807 bis 1816 die Hof-Buch- und Kunsthandlung in Rudolstadt betrieb, lieferten die gewünschten Neuerscheinungen des Büchermarktes. Unter Fürst Johann Friedrich wurden vor allem weitere Hss. und Drucke des 16. und 17. Jhs erworben, die wichtigsten hat Johann Ludwig Hesse (1743-1810) in einem gedruckten Katalog 1782 bekanntgemacht (s. u. 3.3). Die Bibliothek wurde vorrangig von den Seminaristen, Gelehrten und Geistlichen, Schülern des Gymnasiums, gebildeten Bürgern, Gästen des Hofes und vor allem von der fürstlichen Familie selbst benutzt, wie z. B. Tagebuchaufzeichnungen belegen.

1.10 Im Jahre 1778 öffnete Fürst Ludwig Günther auch seine Privatbibliothek für die allgemeine Benutzung. Zur Unterscheidung von der Unteren Hofbibliothek wurde diese jetzt als die Obere Hofbibliothek bezeichnet. Am Ende des 18. Jhs trugen diese beiden " sehr ansehnlichen Bibliotheken, die theils der Wißbegierde der Durchlauchtigsten Regenten, theils aber auch Gelehrten ihr Dasein" verdankten, nicht unwesentlich zum Ruf Rudolstadts als " Klein Weimar" bei. Schiller, der in Rudolstadt am 7. September 1788 zum ersten Mal Goethe begegnete, hat in beiden Bibliotheken historische Studien über Herzog Alba und sein Zusammentreffen mit Katharina der Heldenmütigen betrieben, die in seinem Aufsatz Herzog von Alba bei einem Frühstück auf dem Schlosse zu Rudolstadt, im Jahr 1547 ihren Niederschlag fanden (Erstveröffentlichung in Teutscher Merkur, 64, 1788, S. 79-84).

1.11 Im Jahre 1797 führte die Umwandlung des Theologischen Seminars in ein Pädagogisches Seminar zu einer Umschichtung der Bestände. Ein Teil der Unteren Hofbibliothek, die faktisch aufgelöst wurde, kam in die Gymnasialbibliothek, ein anderer Teil 1799 in die Obere Hofbibliothek und der Rest verblieb in dem neugegründeten Seminar. Im gleichen Jahr mußte die nunmehr erheblich vergrößerte Obere Hofbibliothek in das viel zu kleine sogenannte Steingemach umziehen, weil die bisherigen Räume als Wohnung für den Erbprinzen Friedrich Günther (1793-1867) gebraucht wurden.

1.12 Im Jahre 1804 trat durch den Ankauf der von Ketelhodtischen Bibliothek eine erhebliche Bestandsvermehrung ein. Das uralte Mecklenburger Familiengeschlecht wurde durch Christian Ulrich von Ketelhodt (1701-1777) in Rudolstadt ansässig, als er 1726 seine Laufbahn als Beamter im Dienst der Schwarzburger begann. Er legte den Grundstock für jene Bibliothek, die sein Sohn Carl Gerd (1738-1814) erbte und in kurzer Zeit beachtlich vergrößerte. Um 1785 zählte sie bereits 9000 Bde vorwiegend juristischer und historischer Literatur und war für Fremde wie Einheimische zu jeder Zeit offen. Schiller, der 1788 die Bibliothek besuchte, beschrieb in einem Brief an Christian Gottfried Körner (27. Juli 1788) Carl Gerd von Ketelhodt als " eine groteske Species von Menschen, und eine monströse Composition von Geschäftsmann, Gelehrten, Landjunker, Galanthomme und Antike [...]. Er hat eine Bibliothek angelegt, die für einen Particulier erstaunend groß, dabey aber zu keinem Zwecke ganz brauchbar ist. Sie enthält schöne und selbst rare Werke in allen Fächern, aber keins ist nur leidlich komplett. Da es ihm mehr um Menge die ins Auge fällt als um einen vernünftigen Gebrauch zu thun war, so hat er alles durcheinander gekauft. Aus der Geschichte habe ich treffliche Werke da gefunden, und im Fache der alten Romane aus dem Mittelalter mag wohl das meiste zu finden seyn."

1.13 Nachdem Carl Gerd von Ketelhodt 1804 sein Haus am Neumarkt mitsamt der im Verlauf von 40 Jahren erworbenen, 17.000 Bde zählenden Privatbibliothek an den regierenden Fürsten Ludwig Friedrich II. verkauft hatte, wurde die im Steingemach untergebrachte Hofbibliothek 1805 bis auf einen kleinen Rest, der als Fürstliche Handbibliothek auf der Heidecksburg verblieb, ebenfalls im Ketelhodtschen Hause aufgestellt. Die neugebildete, jetzt etwa 30.000 Bde umfassende Bibliothek wurde der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Jeder Band der von Ketelhodtischen Bibliothek erhielt ein Exlibris mit dem Text " Bibliothek des Geh. R. u. C. dz. Carl Gerd von Ketelhodt acquirirt zum allgemeinen Besten von Ludwig Friedrich Fürsten zu Schwarzburg Rud. 1804". Eine " Instruction wegen Verwaltung der für den Staat aquirierten von Ketelhodtischen Bibliothek" vom 10. März 1805 legte u. a. die Aufstellung, Katalogisierung, Finanzierung und Benutzung fest. Nach 1805 wurden die Bestände der Fürstlichen Bibliothek in die Sachgruppen der Ketelhodtischen Bibliothek eingeordnet, Wilhelm Bangert behielt bei der Neuordnung des Bestandes und der Anlegung des Alphabetischen und Systematischen Zettelkataloges diese Aufstellung bei (s. u. 3.1).

1.14 Die Bibliothek, günstig mitten in der Stadt gelegen, war den interessierten bürgerlichen Lesern Rudolstadts nun leichter zugänglich. Als Fürstliche Öffentliche Bibliothek Rudolstadt (oder auch Fürstliche Bibliothek Rudolstadt) entwickelte sie sich unter fürstlicher Oberaufsicht allmählich zur Landesbibliothek des Fürstentums. Als das Pädagogische Seminar 1816 aufgelöst wurde, nahm sie auch die Bestände der Seminarbibliothek auf.

1.15 Nach dem Tode Ludwig Friedrichs II. (1807) förderte dessen Witwe Karoline Luise (1771-1854), die bis 1814 die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn Friedrich Günther ausübte, die Entwicklung der Bibliothek. Ihr wissenschaftlicher Charakter wurde erneut bestätigt: " Die hiesige in dem Regierungsgebäude aufgestellte Büchersammlung ist, nach ihrer ursprünglichen Anlage und dem bisher bei der Vermehrung erfolgten Plane, nicht als Leih- und Lesebibliothek zu betrachten, sondern bloß zu einer wahrhaft nützlichen wissenschaftliche Bildung befördernden Lektüre bestimmt" (Bibliotheksordnung von 1817). Die Fürstin legte Wert darauf, die Bibliothek " so gemeinnützig als möglich" zu machen. Dementsprechend war sie wöchentlich zweimal für die Leser geöffnet, und ab 1868 sogar viermal. Bei Vorlage eines vom Fürstlichen Kommissariat ausgestellten Erlaubnisscheines konnten Bücher bis zu vier Wochen mit nach Hause genommen werden; davon ausgenommen waren Nachschlagewerke und Rara.

1.16 Der seit 1814 regierende Fürst Friedrich Günther, der am 8. Januar 1816 als erster deutscher Bundesfürst seinem Land eine Verfassung gegeben hatte, veranlaßte 1848, daß die Bibliothek in allgemeinen Landesbesitz überführt und mit einem Etat aus Landesmitteln versehen wurde. Damit hörten zwar die Beiträge aus der fürstlichen Schatulle auf, aber der Landtag des Fürstentums bewilligte in den folgenden Jahren aus der Landeskasse jährlich durchschnittlich 700 Taler für die nunmehrige Landesbibliothek. Ihre Bezeichnung Fürstliche Öffentliche Bibliothek bzw. Fürstliche Landesbibliothek blieb bis 1918 bestehen. 1870 übereignete Fürst Friedrich Günther seine Privatbibliothek der Öffentlichen Bibliothek ( s. u. 2.42).

1.17 Die 1848 ungefähr 65.000 Bde zählende Bibliothek wuchs durch diese Zuwendungen, Dublettentausch und Nachlässe, wie den Ludwig Friedrichs II. (1866; s. u. 2.43) und die 2800 Bde umfassende Bibliothek von Karoline Luise (1870), zum Ende des Jahrhunderts auf etwa 80.000 Bde an. Über ihre Benutzung geben Ausleihbücher Auskunft. So wurden zum Beispiel 1886 2032 Bde an Pfarrer, Lehrer, Studenten, Offiziere und ähnliche Berufsgruppen verliehen.

1.18 Mehrere Versuche, ein für die Bibliothek geeignetes Gebäude zu finden, führten 1896 mit dem Einzug in das ehemalige Gymnasium am Schulplatz 13 zum Erfolg. Hier konnten die Bücher in ca. 20 Räumen aufgestellt und gleichzeitig neu geordnet und katalogisiert werden. Im sogenannten Kunstzimmer wurden " Gypsabgüsse klassischer Büsten und Statuen, eine große Anzahl von Portraits und Stahlstichen sowie einige Schränke der werthvollsten Stücke der Bibliothek, wie die sog. Incunabeln" aufbewahrt (Schwarzburg-Rudolstädtische Zeitung vom 7. Oktober 1896).

1.19 Im Jahre 1902 wurde die testamentarisch übereignete Bibliothek der Rudolstädter Beamtenfamilie von Beulwitz in den Bestand übernommen, gesondert aufgestellt und nach der bibliothekseigenen Systematik neu geordnet und katalogisiert. Ihre Besitzer gehörten zur schwarzburgischen Linie eines alten thüringischen Adelsgeschlechts aus dem Stammhaus Beulwitz bei Saalfeld. Wer die Bibliothek anlegte und wie sie bis zu ihrer Übergabe an die Fürstliche Öffentliche Bibliothek weitergeführt wurde, ist im einzelnen nicht bekannt. Mit Gewißheit spielte sie Ende des 18. Jhs eine wichtige Rolle für die Geistesbildung der Familie, mit der Friedrich Schillers Frau Charlotte von Lengefeld durch ihre Schwester Karoline, Gattin von Ludwig von Beulwitz, verwandt war. Schiller schrieb über sie: " Es sind dort mir sehr schätzbare Menschen beisammen, von sehr vieler Bildung und dem edelsten Gefühl [...]. Alles was Lektüre und guter Ton einer glücklichen Geistesanlage und einem empfänglichen Herzen zusetzen kann, finde ich da in vollem Gange" (Brief vom 2. Mai 1788 an Körner). Ebenfalls 1902 wurde auch die Erschließung der Kleinschrifttum enthaltenden sogenannten Sammelbibliothek begonnen, die 1911 abgeschlossen werden konnte.

1.20 Fürst Günther (1852-1925; reg. von 1890 bis 1918) verzichtete am 23. November 1918 auf Thron und Krone, Schwarzburg-Rudolstadt wurde Bestandteil des 1920 gegründeten Landes Thüringen, das die Aufgabe übernahm, die Bibliothek unter der Bezeichnung Thüringische Landesbibliothek Rudolstadt zu erhalten und zu fördern. Nach umfangreichen Umbauarbeiten im Jahre 1925 wurde sie im Dezember wiedereröffnet, nun in zwei Abteilungen eingeteilt. Zur Wissenschaftlichen Abteilung gehörte der bis dahin angesammelte historische Bestand der Fürstlichen Öffentlichen Bibliothek, der in den nächsten Jahren noch einmal durch die Aufnahme von ehemaligen Behördenbibliotheken ( z. B. der alten Ministerial-Bibliothek), Vereinsbibliotheken und Privatbibliotheken um mehrere tausend Bände anwuchs. Die neu geschaffene, nach dem " Leipziger Büchermuster" arbeitende Volkstümliche Abteilung bot in Freihandaufstellung neben allgemeiner Sachliteratur und Nachschlagewerken vor allem schöngeistige Literatur an, die z. T. aus dem Bestand der Wissenschaftlichen Abteilung herausgelöst worden war. Der Gesamtetat betrug in dieser Zeit 5250 Mark, wovon etwa 2500 Mark für den Bücherkauf Verwendung fanden.

1.21 Vermutlich in den dreißiger Jahren des 20. Jhs wurde die Bibliothek des Gewerbevereins Rudolstadt übernommen. Zum Vorstand des 1838 gegründeten Vereins gehörten u. a. ein Bibliothekar und der Leiter des Lesezirkels. Dem Statut von 1882 zufolge hatte der Bibliothekar " alle Bücher, Zeitschriften, Zeichnungen, Modelle usw. des Vereins in Verwahrung und ein Verzeichnis über dieselben zu führen." Der Leiter des Lesezirkels " schlägt dem Verein die zu haltenden Zeitschriften vor und sorgt nach Genegung des Vereins für die Beschaffung und den geregelten Umlauf derselben." Eine gedruckte Bibliotheksordnung regelte die Benutzung. Die Leihfrist betrug 14 Tage, und nur in Ausnahmefällen wurde mehr als ein Buch verliehen. Der gedruckte Katalog von 1868 weist 207 Buchtitel, 55 Zeitschriftentitel und 21 Musterblätter aus, der von 1881 dagegen nur 149 Buchtitel, 34 Zeitschriftentitel und 24 Musterblätter. Derzeit umfaßt die Sammlung 687 Bestandseinheiten ( s. u. 2.34).

1.22 Im Verlaufe der dreißiger und vierziger Jahre des 20. Jhs sind eine nicht genau zu ermittelnde Anzahl von Dubletten, Bildern und Kupferstichen aus dem Bestand der ehemaligen Hofbibliothek verkauft worden, im wesentlichen an die Universitätsbibliothek Jena, das Staatsarchiv Weimar und verschiedene Antiquariate. Auf diesem Wege trennte sich die Bibliothek auch von dem wahrscheinlich einzigen Jacob-Krause-Einband, den 1941 ein Antiquar erwarb. Die Verkäufe sind im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Bibliothek von einer wissenschaftlichen Einrichtung zu einer Bildungsbücherei zu sehen, die 1939/1940 erfolgte (Wiedereröffnung am 7. Mai 1940).

1.23 Nachdem die Bibliothek die Kriegszeit ohne größere Verluste überstanden hatte die Inkunabelsammlung war in die Heidecksburg verlagert worden begannen unmittelbar nach Gründung der DDR gesellschaftspolitisch bedingte Versuche, den mehrere Jahrhunderte alten und historisch gewachsenen Bibliotheksbestand zu zerteilen. Im Zuge der Auflösung des Landes Thüringen 1952 und der anschließenden Verwaltungsreform erfolgte am 3. März 1953 die Umwandlung der Thüringischen Landesbibliothek Rudolstadt in die Stadtbibliothek Rudolstadt. Der damit verbundene Funktionswandel zu einer staatlichen Allgemeinen Öffentlichen Bibliothek (AÖB) mit einem " an den Grundwerten des Sozialismus orientierten Literaturbestand" führte zur Reduzierung und Vernachlässigung der historischen Bestände. Die von der Kommission für Magazinfragen beim Staatssekretariat für Hochschulwesen der DDR erarbeitete Liste vom Dezember 1952 führte unter den 17 sogenannten Torsobibliotheken, die es zu liquidieren galt, auch die Landesbibliothek Rudolstadt auf.

1.24 Die am 1. Januar 1953 als zentrale Dublettentauschstelle gegründete, in den Räumen der Landesbibliothek Gotha untergebrachte Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände (ZWA) hatte u. a. die Funktion, derartige Bestände auf größere Bibliotheken " umzuschichten". Zwischen 1953 und 1956 wurden deshalb mehrere tausend Bände aus nahezu allen Bestandsgruppen der Bibliothek herausgezogen und anderen Bibliotheken in der DDR, vornehmlich in Thüringen, zugeführt, nachdem am 10. September 1953 in einem Übereinkommen zwischen der ZWA Gotha und dem Rat des Kreises Rudolstadt über die am Ort zu verbleibenden Teile entschieden worden war. Demzufolge sollte Rudolstadt jenes Schrifttum behalten, das " die kulturelle Vergangenheit unseres Kreises widerspiegelt", sowie Hss., alte Drucke und Flugschriften, die " infolge ihres bibliophilen Wertes und ihrer langen Zugehörigkeit zur Landesbibliothek einen kulturellen Wert für die Rudolstädter Heimatgeschichte darstellen". Auf dem Weg über die ZWA Gotha (seit 1959 in Berlin) gelangte Rudolstädter Bibliotheksbesitz u. a. nach Berlin, Gotha, Jena und Weimar. In Rudolstadt selbst kamen 1956 mehrere tausend Bände in das Staatsarchiv, in die Staatlichen Museen Heidecksburg und zuvor schon in die Bibliothek der Stadtkirche. Trotzdem gelang es, den weitaus größeren Teil des Bestandes in der Stadt- und Kreisbibliothek zu erhalten.

1.25 Nach dem Ausscheiden von Studienrat Erich Wagner (1888-1975), der nach seiner Pensionierung den Bestand von 1949 bis 1971 mit großer Sachkenntnis betreute und vor allem die Inkunabelsammlung vor unsachgemäßer Benutzung bewahrte, blieb dessen Stelle bis 1991 unbesetzt. Unter der einschränkenden und dem noch vorhandenen Gesamtbestand nicht gerecht werdenden Bezeichnung Heimatbibliothek oder Regionalhistorische Abteilung der Stadt- und Kreisbibliothek Rudolstadt gerieten die Sammlungen immer mehr aus dem Blickfeld staatlicher Verantwortung. Durch Bauschäden an dem 1611 als Schulhaus errichteten und denkmalgeschützten Gymnasialgebäude sowie durch unsachgemäße Lagerung in den Magazinen entstanden im Laufe der Jahre an einer Reihe von z. T. sehr wertvollen Schriften erhebliche Schäden. 1985 gab die Universitätsbibliothek Jena den bei ihr lagernden, noch nicht eingearbeiteten Rudolstädter Teilbestand an die Stadt- und Kreisbibliothek zurück.

1.26 Die " Renaissance" der Thüringischen Landesbibliothek Rudolstadt begann am 5. August 1991 mit der Schaffung einer ersten Personalstelle und ab 1993 als selbständige, der Stadtverwaltung Rudolstadt nachgeordnete Einrichtung mit der Bezeichnung Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt. Diese Voraussetzungen ermöglichten es seitdem, den Bestand einer systematischen Überprüfung zu unterziehen und wieder nutzbar zu machen. Gleichzeitig führte die dringend notwendige Sanierung des bisherigen Bibliotheksgebäudes zu der Entscheidung, für die Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt ein neues Domizil einzurichten. Bis zu seiner Fertigstellung sind die Sammlungen deshalb vorübergehend im Schloß Heidecksburg und in städtischen Gebäuden untergebracht.

1.27 Der ab 1805 bis in das 20. Jh hinein zielstrebig verfolgte Bestandsaufbau der Fürstlichen Öffentlichen Bibliothek vollzog sich unter der Leitung von Bibliothekaren, von denen drei wegen ihrer besonderen Verdienste Erwähnung verdienen. Ludwig Friedrich Hesse (1783-1867) begann seine Tätigkeit 1804 als Gehilfe des damaligen Bibliotheksvorstehers der Oberen Hofbibliothek Heinrich Christoph Meister (1731-1815). Unmittelbar nach Meisters Tod wurde ihm dessen Amt übertragen, das er neben seiner Tätigkeit als Collaborator und ab 1819 als Direktor des Gymnasiums ehrenamtlich führte. 1837 schied er aus dem Schuldienst und wurde zum Hofrat und Geheimen Archivar befördert. In dieser Funktion leitete er bis zu seinem Tode die Fürstliche Öffentliche Bibliothek und auch die Fürstliche Handbibliothek im Schloß.

1.28 Hesse gelang es, eine Reihe von Originalmanuskripten zur deutschen, sächsischen, thüringischen und schwarzburgischen Geschichte zu erwerben. Seine zahlreichen eigenen Veröffentlichungen zur Geschichte des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt sind im wesentlichen in der territorialkundlichen Sondersammlung Schwarzburgica erhalten. Unter der Leitung Hesses und seiner Nachfolger Bernhard Anemüller und Wilhelm Bangert spielte die Erwerbung von Büchern, Zeitschriften und Manuskripten zur " vaterländischen Geschichte" eine große Rolle. Das Sammelgebiet erfaßte sowohl Literatur über die Ober- und Unterherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt als auch über die Ober- und Unterherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen, das in Nordthüringen lag. Nach 1918 beschränkten sich dann die Erwerbungen auf das Gebiet der Oberherrschaft des ehemaligen Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt. 1912 erarbeitete Oskar Vater (1861-1954) einen umfänglichen Versuch einer Schwarzburgischen Bibliographie ( s. u. 5), für die die Schwarzburgica-Sammlung der Fürstlichen Öffentlichen Bibliothek die Grundlage bildete.

1.29 Bernhard Anemüller (1820-1895) war ab 1865 als Gehilfe von Hesse tätig und löste ihn nach dessen Tod 1867 als Leiter des Archivs und der Bibliothek ab. Er ordnete den gesamten Bestand neu in ein System von Sachgruppen, nach denen er einen 58bändigen Katalog in Folio anlegte. Wilhelm Bangert (1847-1933) arbeitete neben seiner Tätigkeit als Lehrer am Gymnasium ab 1889 als Anemüllers unbesoldeter Vertreter, wurde 1894 erster Vorstand des Archivs und der Bibliothek und am 1. Oktober 1906 ihr hauptberuflicher Leiter. In seine Amtszeit fiel der Umzug in das ehemalige Gymnasiumsgebäude sowie die Weiterführung und Vollendung der bereits unter Anemüller um 1880 begonnenen Neuerfassung des Gesamtbestandes in einem Alphabetischen und Systematischen Zettelkatalog in Anlehnung an die Preußischen Instruktionen. 1888 veröffentlichte er einen Katalog der Lehrerbibliothek des Fürstlichen Gymnasiums und Realprogymnasiums Rudolstadt und 1903 das Verzeichnis der Wiegendrucke in der Fürstl. Bibliothek zu Rudolstadt ( s. u. 3.3). Ebenso wie Hesse haben auch Anemüller und Bangert eine Reihe von Schriften zur schwarzburgischen Geschichte verfaßt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Erst 1991 wurde mit der Neuordnung und bibliothekarischen Erschließung der Historischen Bibliothek begonnen. Eine detaillierte Bestandsbeschreibung ist gegenwärtig noch nicht möglich. Aufgrund der vorhandenen Kataloge können nur grobsystematische Zuordnungen getroffen und quantitative Hinweise gegeben werden. Der Gesamtbestand der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt betrug 1993 insgesamt etwa 85.000 Bestandseinheiten. Der Hauptbestand ist nach Sachgruppen aufgestellt. Die Sondersammlungen (Inkunabeln, Schwarzburgica, Thuringica usw.) bilden selbständige Einheiten. Einige Nachlässe, wie die Bibliothek von Ketelhodt und die durch Namenseintragungen gekennzeichneten Sammlungen mehrerer Fürsten, sind in die Sachgruppen des Hauptbestandes eingegliedert, andere dagegen (so die Bibliothek von Beulwitz) als geschlossene Sammlung aufgestellt.

2.2 Die bisher nicht katalogisierten Bestände (meist nach 1920 erworbene Nachlässe von Personen, Bibliotheken und andere Materialien aus dem Besitz von Institutionen oder Vereinen) wurden entweder nach aktuellen Systematisierungsprinzipien den bestehenden Sachgruppen zugeordnet oder ebenfalls als Sondersammlung erfaßt ( z. B. die Bibliothek des ehemaligen Rudolstädter Gewerbevereins). In Buchbinderbänden zusammengefaßte " Angehängte Drucke" wurden pauschal jenen Sachgruppen zugeordnet, die sich aus dem Inhalt des ersten Werkes ergaben.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.3 Der historische Bestand (durch Auszählung am Standort ermittelt) zählt 71.140 Bestandseinheiten (83,6 Prozent des Gesamtbestandes), die sich aus 115 Inkunabeln (gezählte Titel) und 71.025 Schriften von 1501 bis 1900 zusammensetzen: 16. Jh 2562 (3,6 Prozent), 17. Jh 12.376 (17,4 Prozent), 18. Jh 34.514 (48,5 Prozent) und 19. Jh 21.573 (30,4 Prozent).

2.4 42.534 Titel liegen in Deutsch vor (60 Prozent; 16. Jh 783, 17. Jh 4330, 18. Jh 21.196, 19. Jh 16.225), 19.345 Titel in Latein (27,3 Prozent; 16. Jh 1665, 17. Jh 6004, 18. Jh 8786, 19. Jh 2890), 6126 Titel in Französisch (8,6 Prozent; 16. Jh 20, 17. Jh 917, 18. Jh 3915, 19. Jh 1274), 888 in Englisch (1,2 Prozent; 17. Jh 5, 18. Jh 265, 19. Jh 618) und 2132 (2,9 Prozent; 16. Jh 94, 17. Jh 1120, 18. Jh 352, 19. Jh 566) in einer weiteren Sprache, darunter 445 in griechischer, 184 in italienischer, 50 in spanischer, 46 in holländischer und 18 in arabischer Sprache.

Systematische Übersicht

2.5 Die Systematik wurde unter Anemüller begonnen und von Bangert fortgeführt, sie ist seit etwa 1880 im Gebrauch. Bei den Sachgruppen F (Schöne Künste), N (Erdkunde), O (Mathematische Wissenschaften), P (Allgemeine naturwissenschaftliche Schriften), S (Naturwissenschaften im engeren Sinne), U (Staatswissenschaften) und W (Theologie) sind nach 1950 die größten Verluste entstanden ( s. o. 1.23-1.24). Die Bestände der Sachgruppen Philosophie (G) und Pädagogik (H) fehlen vollständig. Sie wurden schon 1952 dem Deutschen Pädagogischen Zentralinstitut, Zweigstelle Weimar, zugewiesen. Die Positionen der Hauptsachgruppen ergeben sich aus der jeweiligen Titelmenge.

2.6 Die Neuere Philologie ist mit insgesamt 8921 Titeln (12,5 Prozent; 16. Jh 44, 17. Jh 423, 18. Jh 5141, 19. Jh 3313) vertreten. Davon entfallen 3227 Titel auf die Untergruppen " Werke einzelner Schriftsteller der deutschen Literatur von 1500 bis zur Gegenwart" und " Gesamtausgaben und poetische Werke, Dramen, Prosaliteratur und Mundartliches". Am häufigsten sind zeitgenössische Einzel- und Werkausgaben von Autoren des 18. Jhs, wie Goethe, Schiller, Herder, Wieland, Kotzebue und Iffland, vorhanden. Die Sachgruppe enthält auch Zeitschriften, z. B. Der Teutsche Merkur (Bd 1, 1773 ff.), Die Horen (Bd 1-4, 1795-1796), Thalia (Bd 1-3, 1785-1789), Neue Thalia (Bd 1-2, 1792) und das Goethe-Jahrbuch (Bd 1, 1880 ff.), die nicht in der Sondersammlung Zeitschriften erfaßt sind. Aus vorwiegend im 19. Jh erschienenen Titeln setzen sich die Gruppen " Sammlungen von Denkmälern zur deutschen Literatur und Werke einzelner Schriftsteller bis 1500" (462 Titel) und " Allgemeine germanische und speziell deutsche Philologie" (411 Titel) zusammen. An fremdsprachiger Literatur enthalten die Untergruppen Französische Literatur 2888 Titel und Englische Literatur 1113 Titel.

2.7 Der Bestand zur Geschichte umfaßt 6965 Titel (9,7 Prozent; 16. Jh 224, 17. Jh 865, 18. Jh 3843, 19. Jh 2033) und hat seine Schwerpunkte bei den Untergruppen Deutsche Geschichte (1110 Titel, 18. Jh 604), Allgemeines und Universalgeschichte (957 Titel, 18. Jh 572), Neuere Geschichte (898 Titel, 18. Jh 559) und Preußische Provinzen nebst dazugehörigen Burgen, Schlössern, Klöstern (387 Titel, 18. Jh 176). Unter den historischen Werken findet sich die Chronica, Zeytbuch und geschychtbibel von Sebastian Franck (Straßburg 1531). Das großformatige Kupferstich-Werk von Jan Blaeu Toonneel der steden ... (Amsterdam 1649) enthält Stadtansichten und Stadtpläne.

2.8 Unter Ältere Philologie wurden 6683 Titel gezählt (9,4 Prozent; 16. Jh 909, 17. Jh 1257, 18. Jh 2295, 19. Jh 2222), davon sind 4237 Werke lateinischsprachig. Die größten Hauptuntergruppen sind " Einzelne lateinische Schriftsteller A-L" (1551 Titel; 16. Jh 266, Schwerpunkt jedoch 18. und 19. Jh), " Einzelne lateinische Schriftsteller M-Z" (1465 Titel; 16. Jh 188) und " Griechische und lateinische Schriftsteller des Mittelalters und der Neuzeit" (1161 Titel; 16. Jh 263, 17. Jh 407). Vitruvs De Architectura ist in einer illustrierten Ausgabe vorhanden (Venedig: Giovanni Tacunio 1511); die seit der Antike verlorenen Abbildungen hatte der Dominikanerpater und Baumeister Giovanni Giocondo durch Rekonstruktionen ersetzt. Die lateinisch-französische Prachtausgabe Les Métamorphoses von Ovid (Paris 1767-1771) ist mit Kupfern der bedeutendsten französischen Zeichner (Boucher, Eisen, Gravelot) und Stecher (Duclos, Le Mire, Massard) ausgestattet.

2.9 An Biographien und Memoiren sind 3687 Titel vorhanden (5,1 Prozent; 16. Jh 234, 17. Jh 1650, 18. Jh 1324, 19. Jh 479), darunter 2075 Leichenpredigten (Funeralien), 974 " eigentliche Biographien" sowie 413 Gratulationsschriften. Hervorzuheben ist das mit einem kolorierten Titelholzschnitt und figürlichen Initialen ausgestattete erste Buch der Historia unnd warhafftige Beschreibung von Herr Georgen von Frundsberg, Herrn zu Mündelheim, Ritters löblichen mannlichen Kriegßthaten (Frankfurt a. M. 1568) von Adam Reis(s)ner. Der Fachbereich " Bücherkunde und allgemeine Schriften" ist mit 2076 Titeln (3 Prozent; 16. Jh 23, 17. Jh 76, 18. Jh 988, 19. Jh 989) vertreten, davon 448 in lateinischer und 286 in französischer Sprache. Darunter findet sich die Histoire de l'origine et des prémiers progrès de l'Imprimerie (La Haye 1740) von Prosper Marchand. Die größte Untergruppe bilden die Bibliographien (877 Titel; 19. Jh 590).

2.10 Die Gruppe Juristische Literatur umfaßt 1648 Titel (2,3 Prozent; 16. Jh 99, 17. Jh 210, 18. Jh 855, 19. Jh 484); davon sind 466 Werke lateinischsprachig. Werke wie Eike von Repgows Sachsenspiegel (2 Ausgaben, Leipzig 1539 und 1545 bei Nicolaus Wolrab), Der richterlich clagspiegel von Sebastian Brant (Hagenau 1524) oder die Bambergische Halsgerichts und Rechtlich ordnung (Mainz: Johann Schöffer 1531), die durch Karl V. zum Reichsgesetz erhoben wurde, zeugen von der Reichhaltigkeit dieser Bestandsgruppe, deren systematischer Katalogteil leider verlorengegangen ist.

2.11 Auf Historische Hilfswissenschaften entfallen 1612 Titel (2,3 Prozent; 16. Jh 24, 17. Jh 144, 18. Jh 881, 19. Jh 563). Davon enthalten die Untergruppen " Allgemeines und Archivalische Wissenschaften" 772 Titel, Numismatik 591 und Chronologie 249. Paolo Pedrusis I Cesari in oro, raccolti nel Farnese Museo (Parma 1694-1727) hebt sich innerhalb der numismatischen Literatur durch prachtvolle Ausstattung ab. Die von Christian Ludwig Scheidt herausgegebenen Origines Guelvicae (Hannover 1750-1780) sind mit Porträts, genealogischen Tafeln und Wiedergaben von Urkunden illustriert.

2.12 Bei der ältesten und ehemals umfangreichsten Bestandsgruppe Theologie waren die Nachkriegsverluste am größten. Stark betroffen sind vor allem die Hauptuntergruppen " Allgemeines I" und " Evangelische Theologen". Vorhanden sind noch 1592 Titel (2,3 Prozent; 16. Jh 278 (darunter 181 Lutherdrucke; s. u. 3.3, Stewing), 17. Jh 235, 18. Jh 761, 19. Jh 318), davon in den Untergruppen " Allgemeines II" 410 Titel (16. Jh 222 mit 190 lateinischen Ausgaben) und Praktische Theologie 383 Titel (18. Jh 189). Für die Paraphrasis in Evangelium secundum Joannem des Erasmus (Basel: Johann Froben 1523) schuf Hans Holbein 1522 die sogenannte Kleopatra-Holzschnitteinfassung mit antiken Motiven. Luthers Auslegunge der Evangelien, von Ostern bis auff Advent liegt in einem Druck von Michael Lotter vor (Magdeburg 1529).

2.13 Zur Kulturgeschichte und allgemeinen Religionswissenschaft liegen 805 Titel vor (1,1 Prozent; 16. Jh 14, 17. Jh 100, 18. Jh 407, 19. Jh 284). Zur Sachgruppe Kulturgeschichte zählen 429 Bde mit einer Sammlung von Freimaurer-Literatur (73 Titel überwiegend aus dem 18. Jh), zur Sachgruppe Allgemeine Religionswissenschaft und Mythologie 376 Bde. Im Bestand sind das illustrierte Thurnier Buch von Georg Ruexener (Frankfurt a. M. 1566) und Les Triumphes de la Noble et amoureuse Dame et l'art de honnessment aymer (Paris 1536), zusammengestellt " par le Traverseur des voyes périlleuses" [Jean Bouchet].

2.14 Die Erdkunde wird durch 672 Titel repräsentiert (16. Jh 17, 17. Jh 89, 18. Jh 251, 19. Jh 315). Davon entfallen 380 Titel auf Reisebeschreibungen. In der Sachgruppe " Politische und statistische Erdkunde" finden sich zwei Ausgaben von Sebastian Münsters Cosmographia (Basel: Henricpetri 1614 und 1628). Die Bemerkungen auf einer Reise in die südlichen Statthalterschaften des Russischen Reichs in den Jahren 1793 und 1794 des Naturforschers Peter Simon Pallas (Leipzig 1799-1801) haben kolorierte Kupferstiche. Aus der kleinformatigen Elzevier-Reihe " Respublica" besitzt die Bibliothek u. a. die Africae descriptio IX. lib. absoluta von Joannes Leo Africanus (Leiden 1632).

2.15 Im Bereich " Land-, Haus- und Forstwissenschaft, Technologie" (666 Titel; 16. Jh 6, 17. Jh 44, 18. Jh 286, 19. Jh 330) entfallen 361 Titel auf Technologie und 305 auf Land-, Haus- und Forstwissenschaft. Die Piazza universale, das ist: Allgemeiner Schauwplatz oder Marckt von Thomas Garzonus (Frankfurt a. M. 1619) und einige handgeschriebene Roßarzneibücher gehören zu dieser Gruppe.

2.16 Die Mathematischen Wissenschaften (303 Titel; 16. Jh 16, 17. Jh 33, 18. Jh 121, 19. Jh 133) enthalten als Untergruppe das Militärwesen (ca. 200 Titel; überwiegend 18. Jh). Sebastian Münsters illustriertes Werk über die Sonnenuhren, Horologiographia (Basel 1533), gehört zu den interessanten astronomischen Drucken. Zu nennen sind auch die Rechnung auff der Linien unnd Federn, Auff allerley Hantierung, Gemacht durch Adam Rysen (Frankfurt 1544) und das " mit schönen neuwen Figuren und Kupfferstücken gezierte" Kriegßbuch, erster Theil. Von Kayserlichem KriegsRechten, Malefitz und Schuldthändlen, Ordnung und Regiment (Frankfurt 1596) von Leonhart Fronsperger. Allgemeine Sprachwissenschaften und orientalische Sprachen betreffen 239 Titel (16. Jh 14, 17. Jh 43, 18. Jh 78, 19. Jh 104). Vorhanden sind die Hieroglyphica sive de sacris aegyptiorum, aliarumque gentium literis Commentarij (Basel 1567) von Giovanni Pierio Valeriano Bolzani und die Grammatica aethiopica (Frankfurt 1702) des Erfurter Orientalisten und Begründers der äthiopischen Studien Hiob Ludolf.

2.17 Bei der Gruppe Schöne Künste (202 Titel; 16. Jh 2, 17. Jh 25, 18. Jh 73, 19. Jh 102) liegt der Schwerpunkt bei der " Mittelalterlichen und neueren Kunst" (133 Titel). Hier eingeordnet wurden auch die Plantae selectae, mit 100 kolorierten Kupfern nach Vorlagen von Georg Dionys Ehret, Text von Christoph Jakob Trew (Nürnberg 1750-1773), die Architetture von Giambattista Piranesi (Rom 1743) und Giovanni Baptista Passeris Picturae Etruscorum in vasculis (Rom 1767).

2.18 Die Gruppen Allgemeine naturwissenschaftliche Schriften, Physik und Meteorologie, Chemie sowie " Naturwissenschaften im engeren Sinne" enthalten zusammen 155 Titel (16. Jh 3, 17. Jh 12, 18. Jh 76, 19. Jh 64, darunter die illustrierte Bibliotheca chemica curiosa, seu rerum ad alchemiam pertinentium thesaurus (Bd 2, Genf 1702) von Jean-Jacques Manget und die Quaestiones physicae ... libris XXXVI (Basel 1579) von Johann Thomas Freigius. Auf Staatswissenschaften entfallen 113 Titel (17. Jh 5, 18. Jh 41, 19. Jh 67), auf Medizin 106 Titel (17. Jh 2, 18. Jh 12, 19. Jh 92). Vorhanden sind das Standardlehrbuch der Pharmakologie De medicinali materia libri sex (Frankfurt 1549) von Pedanius Dioscurides Anazarbeus der Druck enthält die Herbarum nomenclaturae des Naturforschers und ersten Zürcher Stadtarztes Konrad Gesner und das bei Plantin gedruckte, reich illustrierte botanische Werk Stirpium historiae pemptades sex sive libri XXX (Antwerpen 1616) von Rembert Dodonaeus, Arzt und (seit 1582) Medizinprofessor in Leiden, das 1583 zum ersten Mal herauskam. Die Literaturgeschichte zählt 74 Titel (18. Jh 4, 19. Jh 70), darunter die Geschichte der komischen Litteratur (Liegnitz und Leipzig 1784-1786) von Carl Friedrich Flögel, Professor der Philosophie an der Ritterakademie zu Liegnitz, aus der Provenienz Fürst Ludwig Günthers.

Sondersammlungen

Inkunabeln

2.19 Die Inkunabelsammlung besteht aus 115 Titeln. Darunter befinden sich 4 Drucke, die erst 1993 als Inkunabeln identifiziert wurden. Bereits Johann Ludwig Hesse beschrieb in seinem Katalog von 1782 gesondert die Bücher des 15. Jhs (" Libri saec. XV. typis exscripti"). Er verzeichnete u. a. die mit 109 kolorierten Holzschnitten versehene Biblia Teutsch (Nürnberg: Anton Koberger 1483; GW 4303), Jacobus de Voragines Legenda Sanctorum (Nürnberg 1492; Cop. 6457) und das Decretum Gratiani (Basel: Johannes Froben 1493; Cop. *7912), die auch heute noch vorhanden sind. Weitere erwähnenswerte Drucke sind das Kräuterbuch Hortus Sanitatis (Mainz: Jacob Meydenbach 1491; HC *8944), das 1073 Holzschnitte von Pflanzen, Mineralien, Landtieren, Fischen und Vögeln enthält, der Liber Chronicarum von Hartmann Schedel (Nürnberg: Anton Koberger 1493; HC *14508), die lateinische Erstausgabe des als Schedelsche Weltchronik bekanntgewordenen Werkes, und von dem Abt Brandan Eyn hübsch lieblich lesen, was wunderss er uff dem mör erfaren hat (Speyer: Konrad Hist 1496; GW 5006). Die Ausgaben von Werken antiker Autoren, wie Horaz, Cicero, Ovid, Vergil, Aristoteles, Juvenal oder Pomponius Mela, und die der Kirchenväter überwiegen gegenüber denen zeitgenössischer Autoren.

Schwarzburgica

2.20 Der Catalogus libror. ad histor. Saxon. Thuring. Schwarzburg. etc. Spectant. qui in bibliotheca Heidecciana asseruantur verzeichnete Mitte des 18. Jhs bereits 46 Titel, die als der Anfangsbestand der späteren Sondersammlungen Schwarzburgica, Thuringica und Saxonia gelten können (s. o. 1.28). Da dieser Bestand seit Jahrzehnten intensiv genutzt wurde, sind z. T. erhebliche Schäden eingetreten. Ein Teil des Bestandes kann deshalb nur in Ausnahmefällen im Original eingesehen werden. Das betrifft z. B. Zeitungsjahrgänge aus dem 19. Jh, wie die zeitgeschichtlich bemerkenswerte Allgemeine Auswanderungs-Zeitung (Jg. 3, 1849 und Jg. 4, 1850; Jg. 7, 1853 und Jg. 9, 1855), die in Rudolstadt bei Fröbel erschienen ist, und die im Umfeld der Revolution von 1848 veröffentlichten Schriften. Obwohl die Schwarzburgica-Sammlung z. T. erhebliche Lücken aufweist, die offensichtlich nach 1953 entstanden sind, ist sie eine der wichtigsten Quellensammlungen zur Geschichte der Schwarzburger und ihrer Residenz Rudolstadt.

2.21 Die Sammlung ist in 11 Sachgruppen unterteilt und umfaßt 2760 Bde Monographien, Zeitschriften, Zeitungen, Kalender und Kleinschrifttum (3,9 Prozent; 16. Jh 26, 17. Jh 377, 18. Jh 1529, 19. Jh 828). Zu ihr gehören auch 24 Mss., darunter das Reise-Journal der beyden Durchl. Prinzen, Ludwig Friedrich, und Carl Günther, zu Schwartzb[u]rg Rudolstadt, vom 4ten May 1789 bis d. 21. Juli 1790 über ihre Bildungsreise nach Genf, die auch Bibliotheksbesuche einschloß.

2.22 Der Bestand gliedert sich in die Sachgruppen Geschichte und deren Hilfswissenschaften (Genealogien und Biographien der Fürsten, Hofkalender, 273 Titel; 16. Jh 18, 17. Jh 12, 18. Jh 118, 19. Jh 125); Geographie und Topographie (43 Titel; 18. Jh 2, 19. Jh 41); Religion und Kirche (Predigten, insgesamt 167 Titel; 16. Jh einer, 17. Jh 15, 18. Jh 55, 19. Jh 96) - hierzu zählt auch das erste in Rudolstadt gedruckte Buch Wahres Erkentniß und Bekentniß Jesu Christi (Rudolstadt 1664) des " weilandt gewesenen" Superintendenten Johann Rotler; Schule, Pädagogik, Schulschriften, Programme (1110 Titel; 17. Jh 264, 18. Jh 714, davon 328 in lateinischer Sprache, 19. Jh 132); Kunst und Altertümer (33 Titel; 18. Jh 18, 19. Jh 15); Naturwissenschaften (22 Titel; 18. Jh 7, 19. Jh 15); Technologie, Land- und Forstwissenschaften (12 Titel; 18. Jh 7, 19. Jh 5); Jurisprudenz und Staatswissenschaft (235 Titel; 17. Jh 6, 18. Jh 117, 19. Jh 112); Biographien, Glückwunschgedichte, Genealogien einzelner Familien (262 Titel; 16. Jh 3, 17. Jh einer, 18. Jh 152, 19. Jh 106); Verschiedenes (536 Titel; 16. Jh 4, 17. Jh 79, 18. Jh 330, 19. Jh 123) und Periodika (67 Zeitungen und Zeitschriften; 18. Jh 9, 19. Jh 58).

Thuringica

2.23 Grundlage für die sachliche Zuordnung in dieser Sondersammlung war die jeweilige historisch-politische Situation auf dem thüringischen Territorium, das erst seit 1920 als einheitliches politisches Gebilde existiert. Literatur über das kurmainzische oder preußische Erfurt erscheint nicht unter den Thuringica. Von den insgesamt 2197 Titeln (3,1 Prozent; 16. Jh 29, 17. Jh 105, 18. Jh 613, 19. Jh 1450) entfallen auf die Sachgruppe Geschichte und Hilfswissenschaften (Genealogie und Biographien der Fürsten, Hofkalender) 710 Titel (16. Jh 20, 17. Jh 47, 18. Jh 281, 19. Jh 362). Darunter findet sich z. B. Cyriakus Spangenbergs Adels-Spiegel (Sclkalden: Michel Schmück 1594). Die Sachgruppe Geographie und Topographie, eingeteilt in die Länder Reuß, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Weimar, einzelne andere Landesteile Thüringens und einzelne thüringische Orte, besteht aus 219 Titeln (17. Jh 7, 18. Jh 14, 19. Jh 198). Die Sachgruppen Religion und Kirchen, Pädagogik, Schulen, Schulschriften, Programme, Kunst und Altertümer, Naturwissenschaften, Technologie, Land- und Forstwissenschaften, Jurisprudenz, Staatswissenschaften, Biographien (auch Genealogie einzelner Familien, Funeralien, Glückwunschgedichte) sowie Verschiedenes enthalten insgesamt 692 Titel. Davon entfallen auf die Jurisprudenz 211 Werke und auf Verschiedenes 165. Von den 467 Zeitschriftenbänden sind 58 im 18. Jh und 409 im 19. Jh erschienen. Darunter befinden sich 140 Bde zur Kunst und Geschichte und 201 Bde zur Rubrik Verschiedenes.

Zeitschriften

2.24 Der Zeitschriftenbestand umfaßt 4647 Bde Zeitungen, Zeitschriften und Jahrbücher (6,5 Prozent; 17. Jh 201, 18. Jh 2825, 19. Jh 1621). Die unter den anderen Sondersammlungen aufgeführten Periodika sind in dieser Bestandsangabe nicht enthalten. Französischsprachige Zeitschriften dominieren unter den fremdsprachigen mit 1010 Bdn. Die mit Abstand meisten Ausgaben sind der Hauptsachgruppe " Allgemeine und für mehrere Wissenschaften" zugeordnet (2525 Bde). Darunter befinden sich Literaturzeitungen und Blätter für Wissenschaften und Schöne Künste, wie die Novellen aus der gelehrten und curiösen Welt (Frankfurt a. M. und Gotha, Jg. 1-5, 1692-1696), das Archiv der Schwärmerei und Aufklärung (Hamburg, Jg. 1-4, 1787-1791), die Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste (Leipzig, Bd 1-72, 1762-1806), Schlegels Athenaeum (Berlin, später Braunschweig, Jg. 1-4, 1787-1791), das Pantheon, eine Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst (Leipzig, Bd 1-2, 1810), aber auch das Weimarer Journal des Luxus und der Moden (Jg. 1-33, 1786-1818, mit Lücken). Die Leipziger Acta eruditorum (1695-1731) und das Journal des sçavans (Amsterdam, Bd 1-62, 1679-1717) sind ebenso vorhanden wie The Spectator (neue Ausg., 8 Bde, London 1723). Weitere wichtige Sachgruppen sind Historische und politische Intelligenzblätter mit 638 (davon 326 französischsprachigen) Ausgaben und die Theologie mit 413 Ausgaben.

Sammelbibliothek

2.25 In der Sammelbibliothek sind jeweils mehrere Druckschriften, nach sachlichen Kriterien geordnet, in einem Band zusammengebunden. Die Anzahl je Band beträgt im Durchschnitt 20 bis 30 Titel. Einige der Bände sind bereits im 16. Jh angelegt worden, wie aus den Einbänden zu ersehen ist. Der Gesamtbestand umfaßt 15.820 Titel (22,3 Prozent; 16. Jh 369, 17. Jh 6063, 18. Jh 8326, 19. Jh 1062), darunter 115 Mss. 8575 Schriften liegen in lateinischer und 195 in französischer Sprache vor. Thematisch dominieren theologische, philosophische, historisch-geographische, juristische und biographische Schriften. Hier sind auch einige Flugschriften der Reformationszeit zu finden, die bei der Beschreibung der Flugschriftensammlung (s. u. 2.32) unberücksichtigt bleiben (SB 138, mit Schriften von Melanchthon, Luther, Bren(t)z, Caspar Aquila u. a.).

Dissertationen

2.26 Die 1593 überwiegend philosophischen, historischen und juristischen Dissertationen (2,3 Prozent; 16. Jh 4, 17. Jh 211, 18. Jh 811, 19. Jh 577) sind nicht katalogisiert. 1587 sind in lateinischer Sprache verfaßt, 5 in Deutsch und eine in Französisch. 811 Dissertationen stammen aus dem 18. Jh.

Schulprogramme

2.27 Von den 1036 Schulprogrammen (1,5 Prozent; 17. Jh eines, 18. Jh 26, 19. Jh 1009) aus 146 Schulorten Deutschlands sind 130 in lateinischer Sprache verfaßt. Nach Schulorten geordnet, entfallen auf Rudolstadt 93; weitere mit mehreren Programmen vertretene Orte sind Dresden (69), Leipzig (57), Grimma (34), Meißen (32), Gotha (29), Meiningen (29), Freiberg (26) und Keilhau (25). Die kleine Sammlung von Schulbüchern besteht aus 222 Titeln (18. Jh 16, 19. Jh 206).

Kleinschriften

2.28 In dieser Sondersammlung sind 279 Dissertationen, Disputationen, Einladungen zu akademischen Veranstaltungen u. ä. zusammengefaßt, jedoch nicht katalogisiert (17. Jh 14, 18. Jh 146, 19. Jh 119). Bis auf 8 Titel sind alle lateinischsprachig.

Rara

2.29 Die Anlegung dieser Sondersammlung erfolgte unter der Leitung Wilhelm Bangerts zu Beginn des 20. Jhs. Die für diese Sammlung vorgesehenen Werke wurden aus den Sachgruppen, in denen sie bis dahin aufgestellt waren, herausgelöst und, mit der Signatur Rar 1 ff. versehen, in einem gesonderten Katalog erfaßt. Bei der wissenschaftlichen Neubewertung des Bestandes zeichnet sich ab, daß die Sondersammlung Rara künftig erweitert werden muß. Sie enthält 79 Werke (16. Jh 54, 17. Jh 10, 18. Jh 13, 19. Jh 2). 42 Werke sind in deutscher, 30 in lateinischer, 5 in französischer, je eines in arabischer und chinesischer Sprache verfaßt.

2.30 Unter den Ausgaben des 16. Jhs befinden sich mehrheitlich theologische Werke aus der Zeit vor und während der Reformation, die wahrscheinlich zum Gründungsbestand der Bibliothek gehörten. Bestickte und bemalte Einbände deuten auf ursprünglich gräflichen oder fürstlichen Besitz hin. Zu den Besonderheiten zählen u. a. der unter Mitwirkung Kaiser Maximilians I. entstandene Teuerdank von Melchior Pfinzing (Die geverlichkeiten und eins teils der geschichten des löblichen streitbaren und hochberümbten helds und Ritters Tewrdannckhs, Augsburg 1519), eine kolorierte Kupferstich-Blattfolge, Il Callotto resuscitato. Oder Neü eingerichtes Zwerchen Cabinet [Augsburg, um 1714], und Das Römische Carneval [sic] von Goethe (Weimar und Gotha 1789) mit 20 handkolorierten Radierungen von Georg Melchior Kraus.

2.31 Eine zweiteilige Wittenberger Bibelausgabe (gedruckt von Hans Lufft 1541) enthält handschriftliche Eintragungen von Martin Luther, seines Sohnes Paul, seiner Enkel Johannes Ernst und Johann Friedrich Luther sowie der Reformatoren Justus Jonas, Philipp Melanchthon und Caspar Creutziger. Auf dem zweiten pergamentenen Vorsatzblatt vermerkte Martin Luther 1544: " Wol dem der Lust hat am gese(t)ze des HERRN / Vnd tichtet ynn seinem gesetze teglich / War ists / das wir ynn diesem Leben vom Teuffel on vnterlas / gesucht vnd versucht werden." Die Bibel gehörte ursprünglich dem Maler Lukas Furtenagel in Halle und war wohl ein Geschenk Luthers an ihn.

Flugschriften der Reformationszeit

2.32 In dieser Sammlung (139 Nummern) sind 125 deutschsprachige und 14 lateinischsprachige Flugschriften der führenden Reformatoren zusammengefaßt. Darüber hinaus gibt es noch eine größere Anzahl von Schriften, die zwar ebenfalls hierzu gerechnet werden können, aber in andere Sachgruppen eingeordnet sind ( z. B. in die Sammelbibliothek). Den Hauptbestandteil dieser Sondersammlung bilden 116 Lutherdrucke ( u. a. Von den guten Wercken, Wittenberg 1520) sowie Schriften von Melanchthon (Eyne Summe der Christlichen Leer ..., Wittenberg 1524), Erasmus (Contenta in hoc Libello, Leipzig 1519) und Johannes Bren(t)z d. Ä. (Wie in Eesachen [...] Christlich zu handeln sey, Nürnberg 1531).

Erotica

2.33 Die Sammlung erotischer Literatur war am 8. Juli 1955 in die Universitätsbibliothek Jena überführt worden, am 19. März 1992 wurde sie von dort zurückgegeben. Die im Vergleich mit dem Katalog festgestellten Verluste (zumeist illustrierte Ausgaben) sind wahrscheinlich bereits vor 1955 entstanden. Die Sammlung enthält 237 fast ausschließlich kleinformatige Werke (16. Jh 2, 17. Jh 8, 18. Jh 186, 19. Jh 41). Zu den 77 französischsprachigen Werken gehört auch Le Decameron de Jean Boccacce (London 1777-1779) mit zahlreichen Kupfern von Vidal nach Illustrationen von Gravelot, Boucher, Eisen und Cochin. 52 Titel stammen aus der von Ketelhodtischen Bibliothek ( s. u. 2.40).

Bibliothek des Gewerbevereins Rudolstadt

2.34 Nach Auflösung des Gewerbevereins Rudolstadt (vermutlich in den dreißiger Jahren) wurde die Bibliothek von der Landesbibliothek aufgenommen und geschlossen aufgestellt, aber bisher noch nicht in den Bestand eingearbeitet. Es handelt sich um einen der seltenen Fälle, wo die Bibliothek eines der im 19. Jh so häufigen Gewerbevereine am Ort überliefert worden ist. Sie enthält 687 Bestandseinheiten (0,9 Prozent; 332 Buchtitel und 355 Zeitschriftenbände; 18. Jh 16 Buchtitel, 19. Jh 671), bis auf wenige Ausnahmen Literatur zu Gebieten der Technik, des Handwerks und des Gewerbes.

Bibliothek des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins, Sektion Rudolstadt

2.35 Die Bibliothek des 1905 gegründeten Rudolstädter Alpenvereins (520 Bde; 19. Jh 59, 20. Jh 461) kam nach seiner Auflösung in die Landesbibliothek und ist geschlossen erhalten (aber noch nicht eingearbeitet).

Militaria

2.36 Die Sammlung (146 Bde; 19. Jh) enthält u. a. die Offiziersbibliothek des III. Bataillons des Infanterie-Regiments 96 und die Fürstlich Schwarzburg-Rudolstädtische Militair-Bibliothek. Sie ist ebenfalls noch nicht im Bestandskatalog erfaßt.

Bibliothek Siegismund

2.37 Berthold Siegismund (1819-1864) war Arzt und Schriftsteller und ab 1850 als Lehrer am Rudolstädter Gymnasium tätig. Er veröffentlichte eine Reihe von Schriften zu pädagogischen, naturwissenschaftlichen, historischen und regionalhistorischen Themen sowie eine Vielzahl von Erzählungen und Gedichte volkstümlichen Inhalts. Ein nach wie vor aktuelles Standardwerk für die Regionalgeschichte ist seine Landeskunde des Fürstenthums Schwarzburg-Rudolstadt (Rudolstadt 1862). Siegismunds noch unbearbeiteter Nachlaß besteht aus 338 Büchern (19. Jh) vorwiegend naturwissenschaftlichen und pädagogischen Inhalts. Es wurde wohl nur ein Teil seiner Privatbibliothek von der Landesbibliothek übernommen. Einige seiner Werke befinden sich in der Schwarzburgica-Sammlung.

Bibliothek Beulwitz

2.38 Die Privatbibliothek der alteingesessenen Rudolstädter Familie von Beulwitz wurde der Fürstlichen Öffentlichen Bibliothek 1902 testamentarisch übereignet ( s. o. 1.19). Sie wurde, im Gegensatz zu anderen bis zu dieser Zeit erworbenen Nachlässen, geschlossen aufgestellt und in sich nach der Systematik des Sachkataloges von Bangert geordnet. Mit dem Vorsatz BB ist sie im Alphabetischen Katalog und im Sachkatalog verzeichnet, einen Sonderkatalog " Bibliothek Beulwitz" gibt es jedoch nicht. In ihrer gesonderten Aufstellung repräsentiert sie eine im 18. Jh entstandene und bis in die erste Hälfte des 19. Jhs fortgeführte Bibliothek, die weitgehend auf die Sammlung zeitgenössischer Literatur orientiert war.

2.39 Die aus 4269 Titeln bestehende Sammlung (6,4 Prozent; 16. Jh 32, 17. Jh 182, 18. Jh 2570, 19. Jh 1485) hat ihre quantitativen Schwerpunkte in den Fächern Geschichte (911 Titel; 17. Jh 22, 18. Jh 506, 19. Jh 383) und Theologie (568 Titel; 16. Jh einer, 17. Jh 32, 18. Jh 382, 19. Jh 153). Die Deutsche Literatur (458 Titel; 17. Jh einer, 18. Jh 319, 19. Jh 138) ist mit schöngeistiger Literatur von vorwiegend zeitgenössischen Schriftstellern vertreten. Im Bereich Philosophie (397 Titel; 17. Jh 24, 18. Jh 315, 19. Jh 58) sind bedeutende Werke der Philosophie des 19. Jhs in Erstausgaben vorhanden, u. a. Arthur Schopenhauers in Rudolstadt geschriebene und verlegte Dissertation Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde (Rudolstadt 1813). Die Sammlung französischer Literatur umfaßt 296 Titel, davon 275 in französischer Sprache. Hier überwiegen ebenfalls zeitgenössische Werke der Aufklärung und Klassik. Die Klassische und neuere Philologie ist mit 264 Titeln (16. Jh 26, 17. Jh 78, 18. Jh 118, 19. Jh 41) vertreten, davon 198 in Latein. Der Bestand an Reisebeschreibungen einschließlich einiger weniger allgemein-geographischer Werke umfaßt 251 Titel (17. Jh 2, 18. Jh 147, 19. Jh 102). An Zeitschriften sind 208 Bde vorhanden (18. Jh 155, 19. Jh 53). Davon entfallen 86 Bde auf die Bereiche Staatswesen, Politik und Geschichte. Kleine Bestände zur Regionalgeschichte sowie zu den Naturwissenschaften kommen hinzu.

Inkorporierte Bibliotheken mit erkennbaren Provenienzen

Von Ketelhodtische Bibliothek

2.40 Die nicht zuletzt von barockem Repräsentationswillen geprägte Sammeltätigkeit Carl Gerd von Ketelhodts ( s. o. 1.12-1.13) brachte bedeutende Werke des 15. bis 18. Jhs zusammen, die heute den kulturhistorischen und wissenschaftlichen Wert der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt maßgeblich mitbestimmen. Das Exemplar der Schedelschen Weltchronik von 1493 stammt z. B. aus dieser Provenienz. Im Hauptbestand ist die Ketelhodtische Bibliothek schon äußerlich an den hellbraunen, gesprenkelten Papierüberzügen zu erkennen, die sich sowohl bei den Pappbänden als auch bei den Lederbänden finden. Aufgrund der Exlibris sind von den einstmals ca. 17.000 Titeln 9633 nachweisbar.

2.41 In der Sammelbibliothek ( s. o. 2.25) sind 3176 Titel aus der Ketelhodtischen Bibliothek vorhanden in den Sachgruppen Geschichte 1714, Biographien 817, Französische Literatur 765, Deutsche Literatur 422, Klassische Philologie 397, Juristische Literatur 329, Englische Literatur 172, Historische Hilfswissenschaften 189 (davon 100 Genealogien), Theologie 169, Bücherkunde und allgemeine Schriften 167, Thuringica 118, Kulturgeschichte und allgemeine Religionswissenschaft 136 Titel und in der Zeitschriftensammlung 1304 Bde Periodika. Die Erotica enthalten 52, die Rara 22 und die Flugschriften der Reformationszeit 17 Titel.

Bibliothek Friedrich Günther

2.42 Die ehemalige Privatbibliothek Fürst Friedrich Günthers ist in den Hauptbestand eingearbeitet worden und durch das Exlibris " Friedrich Günther Fürst zu Schwarzburg-Rudolstadt" identifizierbar. Fast alle der nahezu ausschließlich im 19. Jh erschienenen Bücher und Zeitschriften sind mit blauem Marmorpapier bezogen. Der ursprüngliche Umfang der Bibliothek zur Zeit der Übergabe ist nicht genau bestimmbar. Tatsächlich sind 1922 Titel nachweisbar, u. a. in den Sachgruppen Klassische Philologie 428, Geschichte 418, Bücherkunde und allgemeine Schriften 126, Historische Hilfswissenschaften 121, Thuringica 119, Erdkunde 78 (darunter 62 Reisebeschreibungen), Juristische Literatur 59 sowie Allgemeine germanische und speziell deutsche Philologie 49.

Bibliothek Ludwig Friedrich II.

2.43 Von der 1866 übernommenen Privatbibliothek des Fürsten Ludwig Friedrich II., dem Vater Friedrich Günthers, sind 661 Titel nachzuweisen. Sie sind durch das Bucheignerzeichen " Fürst Ludwig Friedrich Fürst zu Schwarzburg-Rudolstadt" gekennzeichnet und u. a. in folgenden Sachgruppen des Hauptbestandes zu finden: Geschichte (122 Titel), Klassische Philologie (112), Bücherkunde und allgemeine Schriften (61), Reisebeschreibungen (58) und Thuringica (46).

Weitere fürstliche Privatbibliotheken

2.44 Aufgrund handschriftlicher Eintragungen konnten von der Privatbibliothek des Fürsten Johann Friedrich 44 und von der des Fürsten Ludwig Günther 38 Titel festgestellt werden, doch dürfte ihre Zahl größer sein, da Besitzvermerke vermutlich nicht einheitlich angebracht wurden. Die umfangreiche Bibliothek der Fürstin Karoline Luise ist 1870 ohne Kennzeichnung in den Bestand der Fürstlichen Öffentlichen Bibliothek eingearbeitet worden und als solche heute nicht mehr bestimmbar.

Weitere Provenienzen

2.45 Über den gesamten Bibliotheksbestand verstreut sind Exemplare mit Provenienzhinweisen (Supralibros, Exlibris, handschriftliche Eintragungen) zu finden, darunter solche von Johann Ludwig Hesse, Caroline von Schiller (1799-1850) und Luise Gerbing (1855-1927). An Körperschaften sind u. a. zu nennen: Bibliotheca Gymnasii Rudolstadiensis, Fürstlich Schwarzburgisches Ministerium Rudolstadt, Regierungs-Bibliothek, Litterarischer Verein der Primaner zu Rudolstadt, Seminar-Bibliothek Rudolstadt, Fürstliches Eisenhüttenwerk zu Katzhütte, Fürstlich Schwarzburgische Kammer-Bibliothek zu Rudolstadt.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[Zettelkatalog im Buchkartenformat, in Kapseln, nach PI]

(Standortgebundener) Systematischer Katalog

[Zettelkatalog im Buchkartenformat, in Kapseln, hauseigene Systematik; entstand ab 1880 durch Umschreibung des Bandkataloges, Neuordnung der Sachgruppen. Die Neukatalogisierung des Gesamtbestandes war im wesentlichen zu Beginn des 20. Jhs abgeschlossen. Parallel hierzu erfolgte die Katalogisierung der laufenden Neuerwerbungen.]

Alphabetischer Katalog der Sammelbibliothek

[Zettelkatalog in Buchkartenformat, in Kapseln, nach PI]

(Standortgebundener) Systematischer Katalog der Sammelbibliothek

[Zettelkatalog in Buchkartenformat, in Kapseln, hauseigene Systematik]

Standortkatalog der Sondersammlung erotischer Literatur [in Zettelform]

Standortkatalog Inkunabeln und Rara

[in Zettelform]

Katalog der Drucke des 16. Jhs

[EDV-gestützt, 1993 ff.; Neukatalogisierung nach den Regeln des VD 16]

Die Bestände sind im Thüringer Zentralkatalog an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB) Jena nachgewiesen. Die Teilnahme am Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV) ist geplant.

3.2 Historische Kataloge

Catalogus derer Teütschen Bücher, so in der Rudolstädter Hoff Kirchen bibliothec befindlich, und beschrieben sind, wie sie durch denen Materien in ihrer Ordnung stehen. Februar 1717. Von Christian Günther Tieroff

[in Bandform, sachliche Anordnung]

Catalogus librorum latinorum bibliothecae Heidecciana ecclesiastica secundem ordinem materiarum dispositorum. Mai 1717. Von Christian Günther Tieroff

[in Bandform, sachliche Anordnung]

Catalogus librorum latinorum, qui in Bibliotheca Heidecciana Ecclesiastica adservantur, in ordinem alphabeticum sunt redacti. Von Christian Günther Tieroff. 1725 [in Bandform]

Catalogus libror. ad histor. Saxon. Thuring. Schwarzburg. etc. Spectant. qui in bibliotheca Heidecciana asseruantur

[Mitte des 18. Jhs erstellt; verzeichnet 46 Titel]

Catalogus librorum Caroli Gerhardi de Ketelhodt. 1804 [6 Bde; Sachkatalog]

Wissenschaftlich geordneter Katalog der von Beulwitzschen Bibliothek [um 1830/40; in Bandform]

Gesamtsachkatalog

[58 Folio-Bde; angelegt von Bernhard Anemüller zu Beginn der sechziger Jahre des 19. Jhs und beendet mit der Neuordnung und Katalogisierung des Bestandes um 1880]

s. a. unten 4.1

3.3 Gedruckte Kataloge

Hesse, Johann Ludwig: De libris rarioribus bibliothecae aulicae inferioris, quae Rudolstadii est. Rudolstadt 1782

[Der anläßlich der Feier des Geburtstages des Fürsten Ludwig Günther veröffentlichte Katalog verzeichnet 16 Inkunabeln und in alphabetischer Ordnung bis zum Buchstaben " R" 316 Titel aus dem 16. und 17. Jh. Jeder Titel wird durch Bemerkungen wie " Editio rara " oder " Libri rari editio rara" u. ä. charakterisiert. Die Hälfte der verzeichneten Werke ist heute nicht mehr auffindbar.]

Catalog der Bibliothek des Gewerbevereins zu Rudolstadt. Rudolstadt 1868

Katalog der Bibliothek des Gewerbevereins zu Rudolstadt. Rudolstadt 1881

Bangert, Wilhelm: Verzeichnis der Wiegendrucke in der Fürstl. Bibliothek zu Rudolstadt. Rudolstadt 1903 [verzeichnet 108 Titel]

Stewing, Frank-Joachim: Die Lutherdrucke des 16. Jhs in Rudolstädter Bibliotheken. Teil 1. Katalog. Rudolstadt 1997 (Schriften der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt 2)

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt: Catalogus derer Teütschen Bücher, so in der Rudolstädter Hoff Kirchen bibliothec befindlich ... Februar 1717. Von Christian Günther Tieroff [E, IX, 4, e, Nr. 4]

Catalogus librorum latinorum bibliothecae Heidecciana ecclesiastica ... Mai 1717. Von Christian Günther Tieroff [E, IX, 4, h, Nr. 9] Hof-Kirchenbibliothek betr. 1727 [E, IX, 4, g, Nr. 5; enthält den Bericht von Christian Günther Tieroff, s. o. 1.5]

Die Anlegung einer Öffentl. Bibliothec betr. 1748, 1751, 1766, 1778 [E, IX, 4, g, Nr. 6] Bibliothec in der Ludwigsburg betr. 1770 [E, IX, 4, g, Nr. 13] Pro Memoria wegen Verwaltung der für den Staat acquirierten von Ketelhodtischen Bibliothek. 11. März 1805 [E, IX, 4, f, Nr. 3] Instruction wegen Verwaltung der für den Staat acquirierten von Ketelhodtischen Bibliothek. 10. März 1805 [E, IX, 4, f, Nr. 4]

4.2 Darstellungen

Hochfürstl. Schwarzburg. Rudolstädtische Anstalten und Ordnungen. 2. Eröf[f]nung zwey dasiger Bibliotheken zum gemeinen Gebrauch. (1) der Fürstl. Bibliothecae Fridericianae. (Rudolstadt, den 17. September 1759). In: Nova acta historico-ecclesiastica 9 (1760) S. 57-59

Rudolstädter Wochenblatt. Rudolstadt 1769 ff. [darin u. a. 1807 und 1817 die Veröffentlichung der Bibliotheksordnung]

Hirsching, Friedrich Karl Gottlob: Versuch einer Beschreibung sehenswürdiger Bibliotheken Teutschlands nach alphabetischer Ordnung der Städte. Bd 1. Erlangen 1786 [darin S. 177-184 über die Rudolstädter Bibliotheken]

Hesse, Ludwig Friedrich: Rudolstadt und Schwarzburg nebst ihren Umgebungen, historisch und topographisch dargestellt. Rudolstadt 1816 (Taschenbuch, der Geschichte und Topographie Thüringens gewidmet 1) [S. 97-104 und XXXIII-XXXIV über die Bibliotheken Rudolstadts]

Anemüller, Bernhard: Geschichtsbilder aus der Vergangenheit Rudolstadts. Rudolstadt 1888 [S. 34-38 über die Fürstliche Öffentliche Bibliothek]

Belwe, Max; Hickethier, Hugo: [Die Landesbibliothek in Rudolstadt]. In: Erfurter Bibliotheks-Gesellschaft. Jahresbericht 3 (1927) S. 122-138

Pätz, Erich: Die Regionalhistorische Abteilung der Stadt- und Kreisbibliothek Rudolstadt. In: Rudolstädter Heimathefte 31 (1985) Heft 7/8, S. 147-149

[Schütterle, Michael]: Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt. Rudolstadt 1994 Schütterle, Michael: Die Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt. Geschichte und Sammlungen im Überblick. Rudolstadt 1995 (Schriften der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt 1)

Stewing, Frank-Joachim: Ausgewählte Archivalien zur Geschichte der Bibliotheca Publica Fridericiana bzw. Unteren Hofbibliothek Rudolstadt 1748-1778. In: Blätter der Gesellschaft für Buchkultur und Geschichte 2 (1998) [in Vorbereitung]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Aus den Sammlungen der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt. Drucke, Handschriften, Autographen des 15. bis 20. Jhs. Hrsg. von Michael Schütterle. Rudolstadt 1998 (Schriften der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt 3)

Brandan: Eyn hübsch lieblich lesen, was wunderss er uff dem mör erfaren hat. Speyer: Konrad Hist 1496 (repr. Rudolstadt 1994). Mit Kommentarband: Die wundersame Meerfahrt des Sankt Brandan. Hrsg. von Lutz Unbehaun. Rudolstadt 1994 [Faksimile-Ausgabe nach dem einzigen vollständig erhaltenen, in der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt befindlichen Exemplar]

Goethe, Johann Wolfgang von: Das Römische Carneval. Berlin, gedruckt bey Johann Friedrich Unger. Weimar und Gotha, In Comission bey Carl Wilhelm Ettinger. 1789 (repr. Rudolstadt 1993). Mit Kommentarband: Untadeliche Schönheit. Hrsg. von Michael Schütterle. Rudolstadt 1993 [Faksimile-Ausgabe mit Kommentarband nach einem Original in der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt]

Schütterle, Michael: Bücherschätze aus Rudolstadt/Thüringen. Ausstellung vom 19. Mai bis 12. Juni 1994 [im]

Bergbau- und Stadtmuseum Weilburg, Kleines Kabinett. Weilburg 1994

Schütterle, Michael; Unbehaun, Lutz: Bildwelt Weltbild. Druckgrafik und Bücher der Reformationszeit. [Ausstellung] 19. September bis 8. November 1992 im Bauernkriegs-Panorama Bad Frankenhausen. Leipzig 1992

Schütterle, Michael: Das Zwergenjahr. Die barocke Zwergenmode in Kupferstichen. Rudolstadt 1996 [S. 17-36 über das Kupferstichwerk Il Callotto resuscitato. Oder Neü eingerichtes Zwerchen Cabinet, Augsburg, um 1714]

Stewing, Frank-Joachim: Ein Rudolstädter Exemplar der Medianausgabe Hans Luffts von 1541 mit Bucheinzeichnungen Luthers und weiterer Wittenberger Reformatoren. In: Blätter der Gesellschaft für Buchkultur und Geschichte 1 (1997) S. 39-50

Unbehaun, Lutz; Schütterle, Michael: Druckgrafik und Buchkunst der Reformationszeit in Rudolstadt. In: Landkreis Rudolstadt [Jahrbuch] (1994) S. 178-183

Vater, Oskar: Versuch einer Schwarzburgischen Bibliographie. 1912-15 [mschr.; basiert auf Beständen der Fürstl. Öffentlichen Bibliothek]

Wernicke, Matthias: Exlibris und andere Bucheignerzeichen in den Altbeständen der Stadt- und Kreisbibliothek Rudolstadt. In: Rudolstädter Heimathefte 35 (1989) Heft 11/12, S. 243-247

Stand: Oktober 1998

Michael Schütterle

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.