FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Historische Bibliothek der Familie Ausfeld

Adresse. Salzmannschule, 99880 Schnepfenthal
Telefon. (03622) 2416
Bibliothekssigel. <G 13>

Unterhaltsträger. Private Trägerschaft " Erbengemeinschaft Geschwister Ausfeld"
Funktion. . Historische Bibliothek mit Archivcharakter, Verwaltung der Bestände der ehemaligen Salzmannschen Erziehungsanstalt.
Sammelgebiete. Literatur zum historischen Philanthropismus, insbesondere zum Salzmannschen Philanthropinum. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek; in Ausnahmefällen Fernleihe und Lesesaalbenutzung möglich in der Forschungsbibliothek Gotha (Bibliothekssigel <39>). (Öffnungszeiten s. Eintrag dort.) Katalogauskunft nach Voranmeldung in der Salzmannschule und über den Zentralkatalog Jena.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. In Sonderfällen Anfertigung von Mikrofilmen, Mikrofiches und Kopien durch die Forschungsbibliothek Gotha.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung erforderlich. - Nahverkehrsstation Schnepfenthal; Schnellzugstation Gotha; Waldbahnverbindung Gotha-Schnepfenthal. Fußwegnähe vom Bahnhof und von der Waldbahnhaltestelle (ca. 5 Minuten). A 4 (E 40), Ausfahrt Waltershausen.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Erwähnt wurde die Bibliothek erstmals 1790, sechs Jahre nachdem der Pädagoge Christian Gotthilf Salzmann (1744-1811) Schnepfenthal ins Leben gerufen hatte. Zu diesem Zeitpunkt existierte von den großen philanthropischen Gründungen außerdem die Dessauer Schule des Pädagogen Johann Bernhard Basedow für drei Jahre, während Karl Friedrich Bahrdts philanthropische Schulen in Marschlins (Schweiz) nach 1775 und Heidesheim bei Türkheim nach 1777 lediglich Versuche geblieben waren. Nach 1793 vertrat nur noch das Salzmannsche Philanthropinum den Philanthropismus in Deutschland. Die Salzmannschule ist heute noch eine schulische Einrichtung, die unter Denkmalschutz steht und vollständig erhalten ist.

1.2 Die Bibliothek fungierte als Arbeitsbestand für Salzmanns " Literarische Volksaufklärung" um 1800 und als Handbibliothek für Lehrer und Schüler zur Zeit der Salzmannschen Schulreform in Schnepfenthal. In der Frühzeit erfolgten Schenkungen von den mit Salzmann bekannten Verlegern Georg Leberecht Crusius, Leipzig, und Georg Adam Keyser, Erfurt. Es handelte sich um Schulbücher für den Elementarunterricht, für die Naturwissenschaften (Mathematik, Physik) und die allgemeine Pädagogik, z. B. Philipp Julius Lieberkühns' Anschauende Erkenntnis, oder Schriften zur Verwaltung wie Johann Peter Franks System der landwirtschaftlichen Polizei.

1.3 Zu den ersten Sponsoren gehörte u. a. Baron Melchior von Grimm (1723-1807), Mitarbeiter an der Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers (Paris 1751-1780). Er war ein Freund der Schule und stiftete als Förderer 1790 der Bibliothek " 200 Livres", weil es laut Schulnachrichten " unserer Bibliothek noch immer an einem ordentlichen Fond fehlt". Außerdem vermehrten am Anfang die Druckerzeugnisse der " Buchhandlung der Erziehungsanstalt" den Bestand. Dazu gehörte z. B. Salzmanns Periodikum Der Bote aus Thüringen (1788-1810), ein Medium der Volksaufklärung, Johann Christoph GutsMuths' Standardwerk Gymnastik für die Jugend (1793), sowie die deutsche Übersetzung von Mary Wollstonecrafts Rettung der Rechte des Weibes (1793). Sowohl die Schulbücher als auch die Volksaufklärungsschriften wurden intensiv benutzt, vorwiegend auch durch die von Salzmann 1790 eingerichtete Leihbibliothek für Leser in ganz Westthüringen. Dadurch unterlagen sie einem starken Verschleiß, so daß hinsichtlich der Serienproduktion des Schulverlages noch heute große Lücken vorhanden sind.

1.4 Die Zusammensetzung des Schnepfenthaler Bestandes spiegelt die zeitgenössischen geistigen Strömungen wider. Bekannt ist Herders Einfluß auf Salzmann, vor allem nach 1800. Sowohl die zeitgenössische spezialisierte Schulverlagsproduktion als auch die Schulbuchbeschaffung sollten dem " Völkerverständnis" im Herderschen Sinne dienen. Hinzu kamen Schenkungen von Zöglingseltern, die im Verlagswesen tätig waren. Alle Bestandsvermehrungen entsprachen weitgehend dem Profil der Unterrichtsfächer, z. B. der " Beschreibenden Naturwissenschaften" und der " Geographie". In diesen Fachgebieten finden sich auch erste methodische Schriften, bei denen das Salzmannsche Philanthropinum teilweise führend war. Salzmanns astronomische Interessen gehen auf Herzog Ernst II. zurück, den Erbauer einer der ersten deutschen Sternwarten, zu dessen astronomischem Freundeskreis er gehörte. Salzmann unterrichtete selbst Astronomie und bekam von dem Astronomen Franz Xaver von Zach (1754-1831) 1792 dessen Werk Tavulae motuum solis für die Bibliothek geschenkt. Das Fachgebiet Mathematik ( s. u. 2.11) weist Ende des 19. Jhs neben Fachbucterial auch Übersetzungen der arabischen Klassiker auf dem Gebiet der Arithmetik nach, welche das Lehrpersonal erarbeitete und herausgab.

1.5 Der Weiterbildung für das Lehrpersonal sowie dem Bildungsbedürfnis der Zöglinge diente seit Anfang des 19. Jhs ein reichhaltiger Bestand an Pädagogik ( s. u. 2.10). Die Entstehung dieser Abteilung geht auf die Schnepfenthaler Unterrichtspraxis zurück. Ein großer Teil der Werkausgaben ist von Lehrern der Schule in Schnepfenthal geschrieben und teilweise auch im Schulverlag gedruckt worden. Es handelt sich um die Autoren Christian Gotthilf Salzmann, Johann Christoph F. GutsMuths, Harald Ottmar Lenz, B. H. Blasche und Jakob Glatz. Klassikerwerke von Basedow, Campe, Pestalozzi u. a. gehen auf frühere Anschaffungen zurück.

1.6 Gesammelt wurden in Schnepfenthal bereits von 1788 bis 1816 zeitgenössische Periodika für die politische Berichterstattung in Salzmanns Der Bote aus Thüringen, für die Johann Christoph GutsMuths (1759-1839) als redaktioneller Mitarbeiter zuständig war. Dieser verfaßte zusammen mit dem Lehrer Johann Heinrich C. Beutler († 1833) bekanntlich ein erstes Allgemeines Sachregister über die wichtigsten deutschen Zeit- und Wochenschriften (Leipzig 1790). Ein gewisser Teil des Materials dürfte den Autoren im Original vorgelegen haben. In beiden Fällen sind die Bestände jedoch nicht mehr erhalten.

1.7 Die Bibliothek enthält außerdem einzelne Nachlässe und inkorporierte Bibliotheken. Der z. T. schweinsledergebundene beträchtliche Bestand zur Theologie, Geschichte und Philosophie des 16. bis 18. Jhs stammt aus der Familie Kranichfeld, einem Thüringischen Grafengeschlecht, dessen Stammbaum sich bis 1275 zurückverfolgen läßt. Johann Wilhelm von Kranichfeld (1718-1791), Diakon in Langensalza, war ein Freund Salzmanns. Aus seinem Vorbesitz stammt das Bibelexemplar (Wittenberg 1556-1571). Seine Tochter Regina heiratete Georg Gottlob Ausfeld (1740-1782), Theologieprofessor in Jena, und schuf somit die Verbindung zur Salzmann-Familie ( s. u. 1.8). Die Handbibliothek der Familie Pfauch-Ausfeld, die bei der Auszählung nicht erfaßt wurde, aber teilweise benutzt wird, umfaßt eine 1968 aus Hellerau (Sachsen) erworbene philanthropische Sammlung von 98 Titeln. In ähnlicher Weise wird der Lonnsche Nachlaß (70 Titel) verwaltet, der eine Leihgabe des ehemaligen zweiten Direktors Carl Salzmann (1784-1870) ist.

1.8 In den Besitz der Familie Ausfeld gelangte die Schnepfenthaler Bibliothek durch die dreifache Heirat von Söhnen Georg Gottlob Ausfelds mit Töchtern Salzmanns. Alle drei Söhne, Johann Wilhelm Ausfeld (1776-1851), August Ausfeld (1777-1858) und Ernst Ausfeld (1781-1851) waren Lehrer am Philanthropinum. Salzmanns Sohn Carl hatte die Anstalt 1811 nach dem Tode seines Vaters weitergeführt und sie 1848 seinem Neffen Johann Wilhelm Ausfeld übergeben. Die Bibliothek blieb durch Erbfolge innerhalb zweier Direktoren-Generationen Salzmann und dreier Direktoren-Generationen Ausfeld in Familienbesitz. Nach dem Tode des letzten Direktors Dr. Friedrich Ausfeld († 1934) kam sie in die Hand seiner drei Kinder (Erbengemeinschaft Geschwister Ausfeld) mit der Auflage, die Bibliothek " im jetzigen Zustand wie Museumswerte" zu erhalten. Die Bibliothek wurde jedoch nach der Verpachtung der Salzmannschule im Jahre 1946 an das Land Thüringen von diesem mit übernommen, wobei zahlreiche bibliophile Ausgaben und historische Fachliteratur verloren gingen. Diese Werke konnten auch nach der erneuten Eigenverwaltung der Historischen Bibliothek durch die Familie Ausfeld ab 1970 nicht wieder in den Bestand überführt werden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der historische Bestand der Bibliothek umfaßt 3450 Titel in ca. 8000 Bdn (einschließlich Zeitungen, Zeitschriften und Zeitschriftenartikel), d. i. 60 Prozent des Gesamtbestandes von ca. 13.000 Bdn. Die Zählung erfolgte anhand eines 1946 erstellten standortgebundenen systematischen Verzeichnisses, welches ab 1986 bei der Bestandsrevision aktualisiert wurde. Bei der Auszählung wurden angebundene Werke als selbständige Monographien erfaßt, soweit sie im Standortverzeichnis zu erkennen waren. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Von den 3450 Titeln des historischen Bestandes entfallen 25 auf das 16. Jh, 131 auf das 17. Jh, 803 auf das 18. Jh und 2396 auf das 19. Jh. 95 Titel liegen ohne Jahresangabe vor, fallen aber auch in diesen Erscheinungszeitraum. Der Sammelschwerpunkt der Bibliothek liegt im 18. und 19. Jh, wobei pädagogisch-aufklärerische, humanistische und populärwissenschaftliche Literatur vorrangig vertreten ist.

2.3 Es überwiegen deutsche Titel mit 75 Prozent. 860 Titel (25 Prozent) liegen in fremden Sprachen vor. 12,8 Prozent sind lateinischsprachig, 4,2 Prozent französischsprachig, 5,7 Prozent englischsprachig und 2,2 Prozent entfallen auf sonstige Sprachen. Erwähnenswert sind 20 russische Titel, die dem Nachlaß von Johann Wilhelm Ausfeld entstammen, der vor der Übernahme von Schnepfenthal von 1840 bis 1848 eine deutsche Schule in Moskau geleitet hatte. 17 spanische, 11 italienische und 10 portugiesische Titel sind Schenkungen von Schülern dieses Sprachraumes oder stammen aus deren Nachlaß. Für den Zeitraum des 16. und 17. Jhs überwiegt die lateinische Sprache, während deutsche Titel im 18. und 19. Jh bestimmend sind.

Systematische Übersicht

2.4 Die systematische Aufteilung wurde vermutlich Anfang des 19. Jhs nach hauseigenen Gesichtspunkten vorgenommen. Die sachliche Untergliederung ist grob, jedoch einer als Schulbibliothek angelegten Sammlung angemessen.

2.5 Die theologische Literatur ist mit 468 Titeln (13,6 Prozent) die umfangreichste Gruppe. Der Sammelschwerpunkt liegt hier ausnahmsweise im 18. Jh. Untergliedert ist die Gruppe in Praktische Theologie (159 Titel), Exegetische Theologie (121), Systematische Theologie (114) und Historische Theologie (74). Häufig vertreten sind Dissertationen aus dem 18. Jh. Der theologische Bestand zeichnet sich durch die Reformbestrebungen der Aufklärung aus. Insbesondere sind die Schriften Salzmanns, eines Vertreters der neologischen Richtung, zu nennen, z. B. Christliche Hauspostille (1792-1794), sowie Schriften zur Liturgie (1781-1784) und zur Gottesverehrung (1788-1791). Als weitere Vertreter dieser Richtung gelten Wilhelm Friedrich Hufnagel, August Nösselt und Johann Joachim Spalding. Auch einige religionsphilosophische Grundlagenwerke der Philanthropen sind vorhanden, so Carl Friedrich Bahrdts System der moralischen Religion (1787) oder Basedows Philanthropische Grundlage der Sittenlehre und des Christlichen Glaubens (1781). An Werken aus der Historischen Theologie ist die Bibelausgabe des Luther-Druckers Hans Lufft (Wittenberg 1556-1571) aus dem Kranichfeld-Bestand ( s. o. 1.7) zu erwähnen.

2.6 Die Gruppe Klassische Sprachen stellt mit 465 Titeln die zweitgrößte Sachgruppe dar. Die Literatur des 19. Jhs überwiegt. Die lateinischsprachige Literatur ist mit 282 Titeln vertreten, die griechische mit 183. Einzelausgaben griechischer und lateinischer Autoren, einschließlich der Kommentare in den wichtigsten älteren Ausgaben und den Schulausgaben des 19. Jhs, dominieren gegenüber Schulgrammatiken, Wörterbüchern, Übungs- und Elementarbüchern, Aufgabensammlungen und Lehrbüchern. Eine kleine Sammlung griechischer Mythologie und Formenlehre findet sich neben Abhandlungen zur griechisch-römischen Geschichte und Literaturgeschichte, Stilistik und Sprachlehre und allgemeinen Werken zum lateinisch-griechischen Unterricht.

2.7 Die Neueren Sprachen (443 Titel) folgen an dritter Stelle. Inhaltlich ist diese Gruppe in den Bereichen englische Sprache (213 Titel), französische Sprache (150), russisch-italienisch-spanische Sprache (80) nach den gleichen Kriterien zusammengestellt wie die Gruppe Klassische Sprachen. Sie reicht von fremdsprachigen Klassikern bis zur zeitgenössischen Literatur des 19. Jhs.

2.8 Die Abteilung Deutsche Sprache (363 Titel) ist mit Lesebüchern, Sprachlehren, Textinterpretationen, vorwiegend des 19. Jhs, auf den Schulgebrauch zugeschnitten. Neben althochdeutschen Texten, Klassiker-Ausgaben und Literatur des 19. Jhs sind allgemeine Nachschlagewerke und Abhandlungen zur Literaturgeschichte vertreten.

2.9 Im Bereich Geschichte und Politik (326 Titel) finden sich neben Werken zur Welt- und Regionalgeschichte Biographien historischer Persönlichkeiten sowie geschichtliche Erzählungen, Chroniken und Lehrbücher. Historisch-geographische Schulatlanten ( u. a. Spruners Historisch-geografischer Schulatlas) sind ebenso im Bestand wie einige Bände zur Mythologie und zur Altertumskunde. Erwähnenswert ist eine kleinere Sammlung zur Numismatik aus dem 18. Jh, darunter Johann David Köhlers Historische Münzbelustigung (Nürnberg 1729-1750).

2.10 Die Pädagogik (317 Titel) weist vorwiegend Abhandlungen zur Erziehung aus dem 19. Jh auf. Neben Ausgaben pädagogischer Klassiker (Comenius, Rousseau, Basedow, Diesterweg, Campe, Johann Heinrich M. Ernesti, Jakob Glatz, Karl Wilhelm F. Wassmannsdorf, Salzmann, GutsMuths und Pestalozzi) finden sich zahlreiche pädagogische Zeitschriften und Periodika ( u. a. H. C. Zerenners Der deutsche Schulfreund oder Magers Pädagogische Revue). Lehr- und Lesebücher sind ebenfalls vorhanden, so von Ernesti. Weiter finden sich Enzyklopädien, Abhandlungen zur Geschichte der Pädagogik, Methodikbücher, pädagogische Schriften für die Jugend, Reisebeschreibungen für Kinder, Rätsel- und Spielbücher. Es folgen Streitschriften, Schriften zu einzelnen Schulformen und zum Schulwesen allgemein, zur Reform des Schulwesens und zu Rechtsfragen. Neben pädagogischen Briefen und Vorträgen finden sich Abhandlungen zur Körperpflege bei Schulkindern und zur Volkswirtschaftslehre an Schulen.

2.11 Die Sachgruppen Mathematik, Physik, Che- mie, Technik und Astronomie sind mit 293 Titeln vertreten. Sie enthalten aus den genannten Bereichen Elementarwerke, allgemeine Nachschlagewerke, Lehrbücher, aber auch populärwissenschaftliche Literatur (so über optische Täuschungen und Naturschauspiele) sowie philosophisch-naturwissenschaftliche Abhandlungen, praktische Versuche und Anwendungsbeispiele aus Industrie und Hauswirtschaft. Zur Astronomie, einem besonderen Interessengebiet Salzmanns ( s. o. 1.4), liegen einige ältere Titel vor, darunter das Dedikationsexemplar von Franz Xaver von Zachs Tavulae motuum solis, Gotha 1792 (Beschreibung der Bestände vor 1700 bei J. Hamel, s. u. 3.2). Auf dem Gebiet der Arithmetik ist eine Reihe arabischer Klassiker erwähnenswert, die von den Angehörigen der Anstalt ediert wurden. Eine kleine Sammlung aus der Wetter- und Klimakunde weist ebenso wie Literatur zur Tonkunst, zum Vermessungswesen und zur Drucktechnik auf ein breit gefächertes Spektrum hin. Es folgen Gesamtausgaben ( z. B. Dominique François Aragos Sämtliche Werke), Periodika, darunter J. C. Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie oder das Jahrbuch der Erfindungen und Fortschritte, sowie astronomische Atlanten. Erwähnenswert ist eine Sammlung zur Fotografie, die einen Einblick in die Anfänge auf diesem Gebiet vermittelt.

2.12 Zur Geographie und Wirtschaft (171 Titel) liegen Lehrbücher, Hand- und Methodikbücher, Enzyklopädien sowie Reise- und Länderbeschreibungen vor. Vertreten sind Werke zur Länder- und Völkerkunde, regionalkundliche Literatur sowie Abhandlungen zur Erdgeschichte ( s. o. 1.4). Neben Atlanten für den Schulgebrauch finden sich z. B. Berghaus' Physikalischer Atlas oder Stielers Handatlas. Schulgeschichtlich bedeutend sind Werke der am Philanthropin auf dem Gebiet der Erd- und Heimatkunde tätig gewesenen Lehrer wie GutsMuths (GutsMuths Zusammenkünfte am Atlas) oder Luise Gerbing (Die Thüringer Trachten). Es schließen sich Zeitschriften und Reihen an, darunter Petermanns Mitteilungen. Bei der Beschreibenden Naturwissenschaft (119 Titel) finden sich in den Gruppen Zoologie, Botanik, Mineralogie und Geologie allgemeine Nachschlagewerke und Enzyklopädien, Bestimmungsbücher sowie Lehr- und Methodikbücher neben Grundlagenwerken von Linné, Lorenz Oken, Harald Ottmar Lenz, Brehm u. a. Erwähnenswert sind zudem Schriften des Schnepfenthaler Ornithologen und Pädagogen Johann Matthäus Bechstein.

2.13 Die Gruppe Philosophie (108 Titel) enthält neben 5 Dissertationen aus dem 16. und 17. Jh grundlegende philosophische Werke des 18. und 19. Jhs, u. a. von Kant, Peter Villaume und Friedrich Eduard Beneke. Hand- und Lehrbücher zu den Themen Logik, Philosophiegeschichte, Religionsphilosophie, Sittenlehre und Moral, Philosophie der Antike, Naturphilosophie und Metaphysik sind neben periodischen Schriften (Ephemeriden der Menschheit oder Bibliothek der Sittenlehre und der Politik) zu finden. In der Bestandsgruppe Vermischte Schriften (104 Titel) sind schwer zuzuordnende Titel aus verschiedenen Wissensgebieten zusammengefaßt, darüber hinaus Bibliographien sowie Museumshefte, Adreßbücher, Börsen-Jahrbücher, Festschriften, Almanache und Jubiläumsschriften.

2.14 Der Bestand der Gruppe Kunst- und Kunstgeschichte (75 Titel) enthält vorwiegend Methodikbücher aus dem 19. Jh zum Zeichenunterricht, zur Projektions- und Farblehre und zur Perspektive. Neben allgemeinen Nachschlagewerken zur Kunst- und Musikwissenschaft, Abhandlungen zur Kunst- und Musikgeschichte sind Werke zur Geschichte der Baukunst, zur Architektur und Gartengestaltung und zu einzelnen Stilepochen vertreten. Anschauungsmaterial wie Bildermappen einzelner Maler oder Der Formenschatz von G. Hirt finden sich neben Periodika des 18. und 19. Jhs, wie der Torso, eine Zeitschrift der alten und neuen Kunst.

2.15 Der Bereich Medizin (26 Titel) umfaßt neben einigen lateinischen Schriften des 17. und 18. Jhs (7 Titel) meist Hand- und Lehrbücher (Anatomie, Arzneimittellehre) und Vorträge aus dem 18. und 19. Jh.

2.16 In der Rechts- und Staatswissenschaft (26 Titel) finden sich allgemeine juristische Abhandlungen des 17. und 18. Jhs in Latein, regionale Landes-, Gerichts- und Prozeßordnungen, Kirchen- und Schulverfassungen die Region betreffend sowie Abhandlungen zum Kirchenrecht, zum nordischen Recht und zur Staatskunde allgemein.

2.17 Die Schriften zum Salzmannschen Philanthropin Schnepfenthal sind in einer Sondergruppe zusammengefaßt (20 Titel). Dabei dominieren Jubiläumsschriften und von Lehrern der Schule verfaßte Schriften ( u. a. von Christian Ludwig Lenz, August Röse, Johann Wilhelm Ausfeld, Carl Salzmann und Fritz Regel). Außerdem wird eine Stiftung aus dem Nachlaß des Schnepfenthaler Lehrers Siegmar Lenz (1811-1892) verwaltet (20 Titel). Alle Titel stammen aus dem 19. Jh, vorwiegend sind es Schriften von Salzmann, Wassmannsdorf und Harald Ottmar Lenz.

2.18 Die Gruppe Orientalische Sprachen gehört mit 18 Titeln zu den kleinsten. Die Titel sind etwa zu gleichen Teilen im 17., 18. und 19. Jh erschienen. Vertreten ist Schrifttum zur hebräischen Sprache und Literatur und zur syrischen Sprache, darunter B. D'Herbolts Orientalische Bibliothek. Die kleinste Gruppe bildet die Forst- und Landwirtschaft mit 7 Titeln aus dem 18. Jh zu Forst- und Jagdwesen sowie zur Tierhaltung.

Sondersammlung

2.19 Die Werke Christian Gotthilf Salzmanns (81 Titel in ca. 200 Bdn) sind separat aufgestellt. Neben Original- und Erstausgaben der Salzmannschen Werke sind auch Veröffentlichungen aus Salzmanns Zeit als Prediger in Erfurt vorhanden. Übersetzungen ins Französische und Niederländische schließen sich an ( s. auch u. 5, Pfauch-Röders Salzmann-Bibliographie).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[nach RAK-WB; 1986 mit Beginn der Neuerschließung der Historischen Bibliothek aufgebaut]

Sachkatalog [nach DK, im Aufbau]

Standortverzeichnis

[von 1946; spiegelt die Aufstellung des Bestandes im Magazin wider; nur für den Dienstgebrauch]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Zeitungskatalog

Zeitschriftenkatalog

Kartenkatalog [für historische Landkarten]

Sonderkatalog des Salzmannschen Schrifttums

[geplant]

Katalog für Zeitschriftenaufsätze [geplant]

Hamel, Jürgen: Zentralkatalog alter astronomischer Drucke bis 1700. Berlin-Treptow 1987 [weist die Schnepfenthaler Bestände nach]

3.3 Historische Kataloge

Folgende Kataloge dienen ausschließlich dem Dienstgebrauch:

Verzeichnis des Bibliotheksbestandes

[um 1800, erstes bekanntes Verzeichnis, verzeichnet 495 Titel bis zum Jahr 1819]

Systematische Kataloge

[in Bandform, Anfang 19. Jh]

Alphabetischer Katalog

[in Bandform, hschr.; 1907/08 vom Schnepfenthaler Lehrer Ludwig Pertsch (1858-1927) angefertigt]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archivalien und Darstellungen zur Geschichte der Bibliothek liegen nur spärlich vor. Bestellunterlagen, Zugangsbücher, Rechnungsbelege etc. sind nicht mehr vorhanden. Hinweise auf Erwerbungen, meist Schenkungen, sind allein in den Nachrichten aus Schnepfenthal (1790-1900) zu finden.

Die spärlich erhalten gebliebene Korrespondenz Salzmanns mit seinen Verlegern gibt weniger Hinweise auf die Bibliothek als auf die eigene Verlagstätigkeit.

4.2 Darstellungen

Grosse, Roswitha: Christian Gotthilf Salzmanns " Der Bote aus Thüringen". Schnepfenthal 1788-1816. Eine Zeitschrift der deutschen literarischen Volksaufklärung an der Wende vom 18. zum 19. Jh. Frankfurt a. M. 1989 [Auswertung des ersten Bibliotheksverzeichnisses von 1800]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Pfauch, Wolfgang: Bücher in Schnepfenthal. In: Marginalien - Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie 3 (1980) Heft 79, S. 47-54

ders.: Das Druck- und Verlagswesen der Salzmannschen " Buchhandlung der Erziehungsanstalt in Schnepfenthal" bis 1813. In: Marginalien Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie 2 (1984) Heft 94, S. 15-40

Pfauch, Wolfgang: Herder und Christian Gotthilf Salzmann. In: G. Ziegengeist (Hrsg.): Johann Gottfried Herder. Zur Herder-Rezeption in Ost- und Südosteuropa. Berlin 1978, S. 212-224 und S. 262-264

Pfauch, Wolfgang; Röder, Reinhard (Hrsg.): Bibliographie von Johann Matthäus Bechstein. In: Südthüringer Forschungen 8 (1972) S. 26-59

Pfauch, Wolfgang; Röder, Reinhard (Hrsg.): C. G. Salzmann-Bibliographie. Weimar 1981 [Bibliographie des Schrifttums von und über Salzmann, mit Besitznachweis in den Bibliotheken]

Pfauch, Wolfgang; Röder, Reinhard: Der internationale Aspekt der Bechsteinschen " Stubenvögel". Ein Beitrag zur Bibliographie des J. M. Bechstein (1757-1822). In: Beiträge zur Vogelkunde 37 (1991) Heft 3, S. 161-185

Salzmann, Christian G.: Der Bote aus Thüringen. Schnepfenthal: Verlag der Erziehungsanstalt 1790, S. 518-520 [Einrichtung einer Leihbibliothek für Westthüringen]

Stand: Dezember 1992

Wolfgang Pfauch

Johanna Theurich


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.