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Knihovna Historického ústavu Akademie ved Ceské republiky

Bibliothek des Historischen Instituts der Akademie der Wissenschaftender Tschechischen Republik


Adresse. Prosecká 76, 190 00 Praha 9 - Prosek
Telefon. (02) 88 75 13 (Sekretariat), 88 21 21, 88 23 34, 88 25 80, 88 34 28 (Zentrale), -229 (Bibliothek)
Telefax. (02) 88 75 13
e-mail. [Bibliothek], [Kartensammlung]
Internet. http://www.cas.cz/cz/hu.html
Bibliothekssigel. <ABB 036>

Unterhaltsträger. Akademie ved Ceské republiky [Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik]
Funktion. Wissenschaftliche Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Allgemeine Weltgeschichte und Geschichte Europas; tschechische, slowakische und tschechoslowakische Geschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand. - Öffnungszeiten: Bibliothek: Montag und Donnerstag 8-15 Uhr, Mittwoch und Freitag 8-13 Uhr. Lesesaal: Montag bis Donnerstag 8-15.30 Uhr, Freitag 8-13 Uhr. - Leihverkehr: nationaler Leihverkehr; internat. Leihverkehr über die Hauptbibliothek der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik (s. Eintrag dort).
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät im Lesesaal, Kopierstelle, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Computerarbeitsplatz für bibliographische und Datenbankrecherchen. Gedruckte Informationen. Organizacní rád Historického ústavu [Organisationsstatut des Historischen Instituts]. Praha 1994. - Historický ústav. Bio-bibliografická rocenka [Historisches Institut. Bio-bibliographisches Jahrbuch]. Praha 1994-1995.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Bücher können vorbestellt und bereitgestellt werden. - U-Bahnverbindung (Metrolinie B) bis Station Palmovka, dann Buslinie 233 bis Haltestelle Nový Prosek; oder Metrolinie C bis Station Nádrazí Holešovice, dann Buslinie 156 bis Haltestelle Nový Prosek. Fußwegnähe von der Haltestelle (ca. 2 Minuten). - Parkmöglichkeiten am Gebäude sehr beschränkt.

1. BESTANDSGESCHICHTE

Historisches Institut der Akademie der Wissenschaften

1.1 Im Jahre 1920 arbeitete das Ministerium für Schulwesen und Volksbildung das erste Statut des Staatlichen historischen Instituts [Státní ústav dejepisný] aus, in dem seine Editionstätigkeit auf historischem Gebiet als vornehmliche Aufgabe festgeschrieben wurde. Das Ministerium änderte am 17. Februar 1920 die Bezeichnung in Tschechoslowakisches staatliches historisches Institut in Prag [Ceskoslovenský státní historický ústav v Praze], und 1921 konnte es seine Tätigkeit aufnehmen. Eine Bibliothek bestand von Anfang an für das Fachgebiet der Geschichtsschreibung und diente der Forschungsarbeit am neuen Institut, dessen Bezeichnung und Statuten in den darauffolgenden Jahren mehrfach geändert wurden. Die Bestände wurden größtenteils durch Schenkungen ergänzt; Ankäufe waren selten und auf antiquarische Werke beschränkt. 1927 umfaßte der Bestand 1355 Titel in 2744 Bdn. Die bibliographische Forschungsarbeit wurde in den zwanziger Jahren von der dem Institut angegliederten Redaktion der tschechischen Fachzeitschrift Ceský casopis historický [Tschechische historische Zeitschrift] (1895 ff.) geleistet.

1.2 Eine weitere Quelle des heutigen Buchbestandes war die Zweigstelle des Historischen Instituts in Rom. Auf Initiative von Josef Pekar (1870-1937), Professor für Geschichte an der Karls-Universität, gründete die Akademie der Wissenschaften 1922 das Tschechoslowakische historische Institut in Rom [Ceskoslovenský historický ústav v Ríme] als Zweigstelle des Prager Instituts. Das Ministerium für Schulwesen und Volksbildung betraute Josef Šusta (1874-1945), ebenfalls Professor für Geschichte an der Karls-Universität und tschechischer Geschichtsforscher, mit der Leitung der Zweigstellenkommission. Die römische Zweigstelle wurde 1923 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und besaß eine Handbibliothek mit ausgewählter Literatur, vor allem zur tschechischen Geschichte und in tschechischer Sprache (ca. 3500 Bde). 1956 wurde die Zweigstelle durch einen Regierungsbeschluß aufgehoben und die Buchbestände in die Hauptstelle nach Prag überführt. Duplikate wurden daraufhin anderen historischen Arbeitsstellen, Archiven und Hochschulen übergeben. Erst 1993 eröffnete die Akademie der Wissenschaften wieder eine Zweigstelle des Historischen Instituts in Rom, die mit der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität in Prag zusammenarbeitet. Seit 1993 wird erneut eine Handbibliothek in der römischen Zweigstelle aufgebaut. Ihr Bestand umfaßt zur Zeit ca. 450 Bde (u. a. Regesten, Codices, Monumenta Germaniae historica) und wird laufend ergänzt.

1.3 Bereits im Gründungsstatut des Instituts war eine Editionstätigkeit vorgesehen. Der Institutsname wurde dementsprechend 1926 in Tschechoslowakisches historisches Verlagsinstitut [Ceskoslovenský historický institut vydavatelský] geändert. Bis 1939 wuchs der Bestand auf 11.000 Bde an. Während des Zweiten Weltkrieges und des Protektorats Böhmen und Mähren wurde der Bestand nicht weiter vermehrt, es kam aber auch zu keinen nennenswerten Verlusten oder Beschädigungen. Von 1943 bis 1945 stand das Institut unter der Verwaltung der Reinhard Heydrich-Stiftung.

1.4 Eine Kartensammlung wurde 1931 am ehemaligen Staatlichen historischen Institut in Prag gegründet und die Bestände an Karten, Plänen und Atlanten durch Ankäufe, Austausch und Schenkungen erweitert. Im selben Jahr wurde auch das erste Verzeichnis der Karten begonnen (s. u. 3.2). Die

bedeutendsten Schenkungen stammen aus dem Archiv der Prager Burg, vom Historischen Club [Historický klub], vom Vermessungsamt [Zememerický úrad] und vom Militärischen geographischen Institut [Vojenský zemepisný ústav]. Unter den privaten Nachlaßgebern sind u. a. zu nennen Bedrich Mendl (1892-1940), tschechischer Geschichtsforscher und Professor an der Karls-Universität; Ivan Honl (1898-1984), tschechischer Geschichtsforscher, Geograph und Kartograph; Zdenek Wirth (1878-1961),

tschechischer Kunsthistoriker, Denkmalschützer und Mitglied der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften. Zahlreiche Karten stammen aus den Nachlässen von August Sedlácek (1843-1926), tschechischer Geschichtsforscher und Archivverwalter, und Josef Vítezslav Šimák (1870-1941), ebenfalls tschechischer Historiker und Professor an der Karls-Universität.

1.5 Seit 1939 gibt das Staatliche historische Institut kartographische Quellen heraus, bearbeitet die böhmischen Länder und bewahrt die bedeutenden tschechischen, mährischen, schlesischen und österreichischen (besonders Wiener) Sammlungen auf, so u. a. aus dem Staatlichen Zentralarchiv Prag [Státní ústrední archiv Praha] und dem Nationalmuseum in Prag [Národní muzeum v Praze] sowie aus dem Staatsarchiv in Wien, auf deren Grundlage der tschechische Historiker František Roubík (1890-1974) seine grundlegende Publikation, Soupis map ceských zemí [Kartenverzeichnis der böhmischen Länder] (Prag 1951, 1955), verfaßt hat. Die Kartensammlung wird heute laufend durch moderne Werke und eine Auswahl historischer Werke in Reproduktionen und Faksimiles ergänzt, insbesondere mit Karten zur Geschichte der böhmischen Länder.

1.6 Fast unmittelbar nach dem Kriegsende wurde das Staatliche historische Institut am 29. August 1945 formal wiederbegründet und die Funktion der Bibliothek wesentlich ausgeweitet. Im neuen Statut ist die planmäßige bibliographische Evidenz der heimischen und ausländischen Produktion zu den

böhmischen Ländern als Aufgabe verankert. Weiterhin sollten bibliographische Übersichten für die International Bibliography of Historical Sciences (IBHS) ausgearbeitet werden. Historische Fachliteratur wurde laufend ergänzt, so daß der Bestand bis zum Ende des Jahres 1946 mehr als 2000 Bde

und 1947 annähernd 3000 Bde umfaßte. Neben Ankäufen, Schenkungen und Tauschexemplaren kamen auf Auktionen ersteigerte sowie durch das Pflichtexemplarrecht eingegangene Werke hinzu. 1947 wurden dem Institut vom Staat 2086 Bde überreicht. Die Bestände verdoppelten sich beinahe im Zeitraum 1945 bis 1950, in erster Linie durch Ankäufe und Austausch. Nach dem politischen Umbruch im Jahre 1948 konzentrierte sich die wissenschaftliche Arbeit am Institut vornehmlich auf die Sowjetunion.

1.7 Im Jahre 1952 wurde die Tschechoslowakische Akademie der Wissenschaften [Ceskoslovenská akademie ved] begründet. Das Staatliche historische Institut wurde infolgedessen aufgehoben, und das Historische Institut der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften [Historický ústav Ceskoslovenské akademie ved] wurde sein unmittelbarer Nachfolger. Seitdem konzentrierte sich der Bucherwerb auf Literatur zur tschechischen und tschechoslowakischen Nationalgeschichte, aber auch auf Werke zur allgemeinen und Weltgeschichte. Besondere Aufmerksamkeit galt der regionalen Problematik in den böhmischen Ländern; die analoge slowakische Problematik wurde vom slowakischen Pendant, dem Historischen Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften [Historický ústav Slovenskej akadémie vied] dokumentiert.

1.8 Seit Mitte der fünfziger Jahre des 20. Jhs erfolgten weitere bedeutende Zuwächse für die Kartensammlung. Von 1985 bis 1990 wurde sie neu organisiert und klassifiziert, um den Zugang zu erleichtern sowie eine Atlantenrevision und die Erstellung eines neuen Autoren- und Sachkataloges vorzubereiten. Mit dieser Arbeit ging auch die Ausarbeitung und Veröffentlichung eines Auswahlkataloges der Atlanten im Jahre 1989 einher (s. u. 5). Um die Benutzung der Sammlung für Mitarbeiter des Instituts und andere interessierte Fachleute zu ermöglichen, insbesondere auch für die Lehrtätigkeit an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität, wurden beschädigte Duplikate von Karten ausgegliedert und skartiert sowie die Karten der böhmischen Länder aus dem 17. bis 19. Jh gesammelt und neu aufgestellt. Nach der Revision von 1991 wurde die Sammlung nach thematischen Kriterien dreigeteilt: in allgemeine erdkundliche, topographische und thematische Karten sowie Pläne der böhmischen Länder, Karten europäischer Länder und Staaten, und in Erdteil- und Weltkarten sowie Atlanten.

1.9 Auf Beschluß der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften wurde in den siebziger Jahren das Historische Institut aufgehoben und stattdessen das Institut für tschechoslowakische Geschichte und Weltgeschichte [Ústav ceskoslovenských a svetových dejin] gegründet. Die Bibliothek und ihre bibliographische Abteilung setzten ihre Tätigkeit ohne Unterbrechung fort. Auf Bitten des Präsidiums der Akademie erhielt das Institut 1990 seine ursprüngliche Bezeichnung aus dem Jahre 1953 als Historisches Institut der tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften zurück. Mit Untergang der CSFR im Jahre 1992 wurde auch die Tschechoslowakische Akademie der Wissenschaften neu organisiert; es entstand die Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik [Akademie ved Ceské republiky].

1.10 Eine Bestandserweiterung erfuhr die Bibliothek 1992 durch die inkorporierten Bestände des aufgehobenen Instituts für die Geschichte Mittel- und Osteuropas [Ústav dejin strední a východní Evropy], das mehr als 76.000 Bde besaß. Durch die Vereinigung mit dem Bestand des Historischen Instituts (etwa 156.000 Bde im Jahr 1992) entstand die zweitgrößte Institutsbibliothek der Akademie der Wissenschaften. Die Bestände des Historischen Instituts werden weiterhin durch Ankauf und nationalen sowie internationalen Büchertausch ergänzt; eine jährliche Dotation ermöglicht den Bezug von ca. 50 Titeln ausländischer Zeitschriften. Die Bibliothek tauscht seit 1953 Schriften mit etwa 230 überwiegend ausländischen Partnerinstitutionen, so daß Reihen seltener Sammelschriften, Almanache, Jahrbücher, Zeitschriften und Monographien in den Bestand kommen, vor allem im Tausch gegen Veröffentlichungen aus dem institutseigenen Verlag Historický ústav [Historisches Institut], der der Bibliothek angeschlossen ist. Weiterhin sind dem Historischen Institut drei Redaktionen von historischen Fachzeitschriften angegliedert: es handelt sich um Ceský casopis historický [Tschechische historische Zeitschrift], Slovanský prehled [Slawische Übersicht] und Slovanské historické studie [Slawische historische Studien]. Weiterhin werden Jahrbücher wie Folia historica Bohemica herausgegeben. Als Redakteure sind Mitarbeiter des Instituts, Forscher, Wissenschaftler und Lehrende der Karls-Universität sowie Mitarbeiter der Archivarbeitsstellen und anderer wissenschaftlicher Institutionen tätig.

1.11 Schon im Statut des Staatlichen historischen Instituts von 1945 wurde eine systematische bibliographische Tätigkeit erwähnt, mit der 1953 schließlich begonnen wurde. 1955 wurde die Stelle eines Bibliographen eingerichtet und mit der Ausarbeitung einer speziellen bibliographischen Klassifizierung der Bestände begonnen. Im Verlag der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften erschienen regelmäßig das bibliographische Jahrbuch Bibliografie ceskoslovenské historie [Bibliographie der tschechoslowakischen Geschichte]. Anläßlich historischer Weltkongresse wurden Auswahlbibliographien für die tschechoslowakische historiographische Buchproduktion zusammengestellt und herausgegeben. Nach dem politischen Umbruch 1989 änderten sich einige Kriterien der bibliographischen Klassifizierung, die beispielsweise in der Bibliografie dejin Ceskoslovenska za rok 1990 [Bibliographie der Geschichte der Tschechoslowakei für das Jahr 1990] umgesetzt wurden.

1.12 Die thematische Ausweitung der Sammeltätigkeit auf Gebiete außerhalb der tschechischen und tschechoslowakischen Nationalgeschichte im Jahre 1993 ist bemerkenswert. Die Vereinigung der zwei Institutsbestände (s. o. 1.10) brachte eine teilweise Umstellung in der Akquise- und Tauschpolitik mit sich. Neben Werken zur tschechischen und tschechoslowakischen Nationalgeschichte wurden nun auch verstärkt Titel zur Balkanproblematik und zu Staaten der ehemaligen Sowjetunion gesammelt.

1.13 Seit 1992 wird der Zugang zu wissenschaftlichen Informationen automatisiert. Dies betrifft die Bibliothek, die bibliographische Arbeitsstelle, den Verlag und das Fotolabor. Die Katalogisierung, die Ausleihe und die bibliographische Recherche wurden auf EDV im System CDS/ISIS der UNESCO umgestellt. Im Jahre 1998 begann die Bibliothek des Historischen Instituts mit dem stufenweisen Übergang auf das Datenbanksystem BIBIS. Die Neukatalogisierung des gesamten Buchbestandes, der ca. 300.000 Bde umfaßt, wurde begonnen. Eine Vernetzung der Arbeitsplätze in der Bibliothek und eine bibliographische Recherche in einem Online-Bibliotheksnetz sind geplant, der Generalkatalog soll später mit dem Leihverkehr verknüpft werden. Die bibliographische Abteilung macht die bereits ausgearbeiteten Teile der historischen Bibliographie über das Computernetz der Öffentlichkeit zugänglich, wobei gegenwärtig die Jahre 1990 bis 1998 bearbeitet sind. Weiterhin wird mit den zentralen Buchsammlungen der Nationalbibliothek und der Hauptbibliothek der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik in Prag zusammengearbeitet.

1.14 Untergebracht war das Historische Institut im Laufe der Jahre in verschiedenen Gebäuden in Prag, davon mehr als 20 Jahre im Lobkowicz-Palais auf der Prager Burg. Mitte der siebziger Jahre wurde es auf dem Gelände des Emmaus-Klosters untergebracht. 1994 zogen Institut und Bibliothek in einen Neubau im Prager Vorort Prosek um und annähernd 250.000 Bde wurden in die neue Speicherbibliothek überführt. Der Lesesaal hier bietet Forschern eine Handbibliothek mit ca. 6000 Bdn allgemeine Enzyklopädien, Wörterbücher und historische Spezialbestände.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek gliedert sich in einen Hauptbestand mit einer Abteilung für Bücher und einer für Karten sowie Sondersammlungen. Im Hauptbestand machen Monographien und Sammelbände 68 Prozent der Bestände aus, Periodika 30 Prozent und andere Werke 2 Prozent. Des weiteren verfügt die Bibliothek über eine Fotokopiensammlung (Signatur N), eine Mikrofilmsammlung (Signatur M) und einen Sonderbestand mit sogenannter politisch anstößiger Literatur (Signatur Z, ca. 1220 Bücher). Seit 1990 existierte eine selbständige Sammlung zur historischen Geographie, der auch die Karten- und Atlantensammlung angegliedert war. Die Monographien, Periodika, Reisebeschreibungen und anderen Werke dieser einst selbständigen Sammlung werden nach und nach in den regulären Bestand der Bibliothek eingegliedert, der allgemein nach Größe und Format geordnet ist. Die Karten- und Atlantensammlung ist heute eine selbständige Sondersammlung. Eine gesonderte Periodika-Abteilung existiert nicht; die Zeitschriften sind in den Hauptbestand eingeordnet.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Insgesamt verfügt die Bibliothek über etwa 300.000 Bde, davon sind 3 Inkunabeln, etwa 170 Titel aus dem 16. Jh, 800 aus dem 17. Jh, etwa 9000 aus dem 18. Jh und etwa 50.000 aus dem 19. Jh. Im Gesamtbestand liegt die sprachliche Verteilung bei 42 Prozent des Bestandes in deutscher Sprache, 55 in lateinischer und je ein Prozent in französischer, niederländischer und tschechischer Sprache. Für die wissenschaftliche Literatur im Hauptbestand wurde eine repräsentative Stichprobe ausgezählt und hochgerechnet: 30 Prozent liegen in deutscher Sprache vor, 55 in tschechischer, 5 in polnischer und zusammen 10 in französischer, ungarischer, russischer, bulgarischer, rumänischer und anderen Sprachen. Unter den Drucken des 16. Jhs machen deutsche Drucke 33 Prozent aus, tschechische 13, italienische 25, französische 13, ungarische (aus Oberungarn, Preßburg) 3 und niederländische Drucke ein Prozent.

2.3 In den einzelnen Sammlungen und Abteilungen findet sich teilweise eine ganz andere sprachliche Aufteilung. Der höchste Anteil deutschsprachiger Drucke findet sich mit 90 Prozent im Bestand der Statistiken aus dem 19. Jh. Statistiken aus der Zeit nach 1918 liegen hingegen zu 80 Prozent in tschechischer und nur noch zu 15 Prozent in deutscher Sprache vor. Bei den Regesten (s. u. 2.8) finden sich für die in Deutschland herausgegebene Reihe Monumenta Germaniae historica lateinische und deutsche Werke und für die anderen Reihen tschechische, lateinische und deutsche Titel. Bei den Periodika liegt der Anteil der Germanica bei etwa 16 Prozent, im Sonderbestand politisch anstößiger Literatur bei 30 Prozent Germanica und bei 30 Prozent Bohemica.

2.4 Durch die Inkorporation der Bibliothek des ehemaligen Instituts für die Geschichte Mittel- und Osteuropas im Jahre 1993 veränderte sich die sprachliche Gesamtstruktur der Bestände. Diese Bibliothek mit ihren ca. 76.000 Bdn umfaßte zu 30 Prozent russische, zu 35 Prozent tschechische, zu 10 Prozent deutsche, zu 8 Prozent englische sowie zu 7 Prozent polnische Literatur. Den Rest stellten Sprachen aus Südosteuropa und dem Baltikum. Die sprachliche Zusammensetzung der historischen Bestände veränderte die Inkorporation jedoch kaum, da es sich in erster Linie um Werke des 20. Jhs handelte.

Systematische Übersicht

2.5 Die ältesten vorhandenen Drucke sind 3 wahrscheinlich in Leipzig gedruckte Inkunabeln: Liber chronicarum figuris et imaginibus ab inicio mundi usque nunc temporis (o. O. 1490), Manipulus curatorum officia sacerdotum secundum ordinem septem sacramentorum per breviter complectens (o. O. 1495) und Quagatorium genem (o. O. 1499). Aus dem 16. Jh und 17. Jh liegen ca. 970 Alte Drucke vor mit einem thematischen Schwerpunkt bei der böhmischen (tschechischen) Geschichte, darunter seltene Drucke von Bohuslav Balbín (1621-1688), tschechischer Geschichtsforscher und Jesuit; Tomáš Pešina z Cechorodu (1629-1680), tschechischer Geschichtsforscher und Jesuit, und von Václav Hájek z Libocan (†1553), tschechischer Chronist und katholischer Priester.

2.6 Unter den Beständen des 18. Jhs dominiert als Sammelgebiet weiterhin die politische und soziale Geschichte Böhmens. Neben Václav Hájek z Libocan, Böhmische Chronik, vom Ursprung der Böhmen ... (Leipzig 1718) und Albrecht Georg Schwarz, Das Alt-Deutsche Oesterreich (Greifswald 1749) liegt auch vor in einer Übersetzung aus dem Französischen von Jacques Lenfant Geschichte des Hussitenkrieges und des Konziliums zu Basel (Preßburg 1783-1784, Teile 2-4).

Sondersammlungen

Mikrofilmsammlung

2.7 Von 1955 bis 1991 wurde eine Mikrofilmsammlung (Signatur M) aufgebaut, die in dieser Form Bücher und Dokumente archiviert, die ansonsten schwer zugänglich wären. Es handelt sich z. B. um seltene historische Dokumente aus den Archiven zur sudetendeutschen Geschichte, historische Zeitungen und Zeitschriften, Bücher sowie Archivdokumente. Der letzte Mikrofilm wurde 1988 hergestellt. Bei ihrer Schließung 1991 umfaßte die Sammlung 978 Mikrofilmrollen, davon 59 Prozent Materialien deutscher Provenienz.

Regesten

2.8 Hier liegen Ausgaben der Reihen Monumenta Germaniae historica, Epistulae et acta nunciorum, Regesta Bohemiae et Moraviae sowie Fontes rerum Bohemicarum vor, die im einzelnen nicht näher beschrieben werden müssen. Die Regesten bieten eine gute Quellenbasis für das Studium der Geschichte der Länder der Böhmischen Krone im deutschen Sprachgebiet.

Kartensammlung

2.9 Die Kartensammlung umfaßt ca. 5000 inventarisierte Karteneinheiten sowie ca. 1200 Atlanten. Von den Inhalten werden 3 verschiedene Kartentypen unterschieden: allgemeine geographische, topographische und thematische Karten sowie Pläne der böhmischen Länder; Karten europäischer Länder und Staaten; Erdteil- und Weltkarten sowie Atlanten.

2.10 Einen großen Anteil haben handschriftliche und gedruckte Karten und Pläne der böhmischen Länder aus dem 17. bis 19. Jh. Hier liegen vor allgemeine geographische und topographische Karten der böhmischen Länder und der späteren Tschechoslowakei, z. B. Johann Christoph Müllers Karte von Böhmen (Nürnberg 1720), oder Spezialkarten der böhmischen Länder im Maßstab 1:75.000 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Bei den thematischen Karten finden sich Wirtschaftskarten, Transportkarten, Nationalitäten-, Schul-, Religions- und Wahlkarten, historische und postalische Karten, Karten zu Naturbedingungen bis hin zu regionalen Ausschnitten wie den Herrschaftsgütern vom 18. bis zur Mitte des 19. Jhs, den Bezirkshauptmannschaften in der zweiten Hälfte des 19. Jhs und der administrativen Gliederung der Tschechoslowakei nach 1918. Zu den wertvollsten Plänen gehören vor allem die Stadtpläne Prags aus dem 19. Jh (u. a. von Jüttner 1816 und Loth 1845).

2.11 Bei den kartographischen Werken zu europäischen Staaten dominieren Karten von Österreich, Österreich-Ungarn und Deutschland aus dem 18. und 19. Jh. Karten zu anderen europäischen Ländern liegen in geringerer Zahl und erst aus der Zeit nach 1700 vor.

2.12 Die Atlantensammlung, die der Kartensammlung angegliedert ist, verfügt über wichtige Werke der europäischen Produktion aus dem 17. bis 19. Jh, darunter auch Werke von Abraham Ortelius und Johann Baptist Homann sowie von Adolf Stieler. Beispielsweise liegen vor Theatrum orbis terrarum (Amsterdam 1631) von Ortelius in der Erstausgabe, der Neue Atlas über die ganze Welt (Nürnberg 1714) von Homann, der Atlas historique. Tom I in der zweiten Auflage (Amsterdam 1713), der Natur und Kunst Productenatlas der Österreichischen, Deutschen Staaten (Wien 1796) und der Atlas Regni Bohemiae (Nürnberg 1776). Vom Ende des 19. Jhs besitzt die Bibliothek eine Sammlung allgemeiner geographischer und historischer Schulatlanten, die durch ihre Vollständigkeit eine solide Quellenbasis für das Studium der Entwicklung kartographischer Lehrmittel darstellt. Hier finden sich u. a. Malý prírucní atlas všech cástí zeme [Kleiner Handatlas aller Erdteile] (Prag 1846) von Václav Merklas und Školní atlas všech díl zeme [Schulatlas aller Erdteile] (Prag 1854) von Václav Zelený.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Gesamtkatalog

[in Zettelform; geführt seit 1921; nur über den Bibliothekar zugänglich]

Sachkatalog

[in Zettelform; geführt seit 1982; die Katalogeinträge sind zur besseren Orientierung mit Stichwörtern in der Originalsprache versehen]

Katalog der Karten und Atlanten

[in Zettelform; geführt seit 1931]

Die Bestände werden seit 1993 mit EDV erfaßt und katalogisiert und sind im Internet unter http://www.cas.cz.rware zugänglich.

3.2 Historische Kataloge

Generalkatalog [von 1921]

Verzeichnis der Karten [von 1931]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Quellen zur Geschichte des Instituts befinden sich im Archiv der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik (s. Eintrag dort).

4.2 Darstellungen

Roubík, František: Státní historický ústav a jeho sbírky [Das Staatliche historische Institut und seine Sammlungen]. In: Casopis Spolecnosti prátel starozitností [Zeitschrift der Gesellschaft der Freunde des Altertums] 58 (1950) S. 35-48

Kudelásek, Miroslav; Myška, Veroslav: Historický ústav Ceskoslovenské akademie ved a soucasný vývoj historické bibliografie [Das Historische Institut der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften und die zeitgenössische Entwicklung der historischen Bibliographie]. In: Ceská bibliografie [Tschechische Bibliographie]. Bd 3. Praha 1963, S. 239-245

Javorský, Jirí: Historie, historikové, historická knihovna [Geschichte, Historiker, historische Bibliothek]. In: Národní knihovna [Die Nationalbibliothek] 5 (1994) Heft 5, S. 348-356 3.2

Semotanová, Eva: Výberový katalog atlas. Mapová sbírka Ústavu ceskoslovenských a svetových dejin CSAV [Auswahlkatalog der Atlanten. Die Kartensammlung des Instituts für tschechoslowakische und Weltgeschichte der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften]. In: Historickogeografické práce [Historisch-geographische Arbeiten]. Bd 3. Praha 1989 [Einleitung, gefolgt von Bibliographie und Verzeichnis]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Semotanová, Eva: Mapová sbírka Ústavu ceskoslovenských a svetových dejin CSAV [Die Kartensammlung des Instituts der Tschechoslowakischen und Weltgeschichte der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften]. In: Rozpravy Národního technického muzea v Praze. Sv. 133. Z dejin geodézie a kartografie. Sv. 7 [Abhandlungen des Technischen Nationalmuseums in Prag. Bd 133. Aus der Geschichte der Geodäsie und Kartographie. Bd 7]. Praha 1994, S. 93-94

Semotanová, Eva: Katalog Mapové sbírky Historického ústavu AV CR, I. - plány mest [Katalog der Kartensammlung des Historischen Instituts der AdW CR, I. - Stadtpläne]. In: Historická geografie [Historische Geographie] 29 (1997) S. 275-312

Stand: Dezember 1995

Jirí Javorský

Ergänzt: März 1999

Eva Semotanová


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.