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Adresse. Technikumplatz 17,
[Karte]
Postfach 91, 09642 Mittweida
Telefon. (03727) 58 14 76 (Sekretariat), 58 14 74 (Auskunft/Ausleihe)
Telefax. (03727) 58 14 73
Bibliothekssigel. <Mit 1>
Unterhaltsträger. Freistaat Sachsen
Funktion. . Hochschulbibliothek für Lehrende und Studierende der Hochschule für Technik und Wirtschaft Mittweida (FH); Fachbibliothek für die Bewohner der Stadt Mittweida und der umliegenden Region.
Sammelgebiete. Elektrotechnik und Elektronik, Maschinenbau, Wirtschaftswissenschaften, Sozial- und Geisteswissenschaften.
Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Präsenzbenutzung des historischen Buchbestandes in zwei Lesesälen. Öffnungszeiten: Lesesäle Montag bis Freitag 8-21 Uhr; Ausleihe Montag bis Donnerstag 8-18 Uhr, Freitag 8-16 Uhr (in der vorlesungsfreien Zeit gelten verkürzte Öffnungszeiten). Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Farbkopierer (nach vorheriger Anmeldung), Mikrofiche-Lesegerät, PC-Arbeitsplätze.
Gedruckte Informationen. Informationen der Hochschulbibliothek (1. September 1993).
Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 10 Minuten). A 4 (E 40), Ausfahrt Chemnitz-Ost.
1.1 Die Bestände der heutigen Hochschule für Technik und Wirtschaft Mittweida (FH) gehen auf die Bibliothek ihrer Vorläufereinrichtungen zurück. Am 7. Mai 1867 wurde das Technicum Mittweida von Carl Georg Weitzel (1843-1927) als private höhere Lehranstalt zur Ausbildung von Technikern und Ingenieuren ins Leben gerufen, nachdem das bereits 1865 von Wilhelm Heinrich Uhland (1840-1907) begründete Technikum im April 1867 nach Frankenberg verlegt worden war. Im gleichen Jahr erfolgten die ersten Buchkäufe für die Lehrerbibliothek, die bis zur Jahrhundertwende in ihrer Funktion als Dozentenbibliothek der am stärksten besuchten privaten technischen Unterrichtsanstalt Deutschlands einen Umfang von ca. 5000 Büchern erreichte.
1.2 Den Lehraufgaben entsprach die Ausstattung der Dozentenbibliothek mit moderner naturwissenschaftlicher und technischer Literatur. Neben dem allgemeinen Maschinenbau, der Mathematik und den Naturwissenschaften wurde auch die sich neu entwickelnde Disziplin der Elektrotechnik bei der Erwerbung berücksichtigt. So entstand bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine in sich geschlossene Büchersammlung, die das Ziel des privaten Gründers widerspiegelte, moderne Ingenieure mit fundierten theoretischen Kenntnissen und Praxisorientierung auszubilden. Der heute als historischer Bestand in der Hochschulbibliothek befindliche Bestandskomplex der Dozentenbibliothek des Technikums dokumentiert den Stand der Theorie und Praxis in der Ingenieurausbildung des ausgehenden 19. Jhs und des beginnenden 20. Jhs.
1.3 Der von 1891/92 bis 1938 amtierende Direktor Prof. Alfred Conrad Udo Holzt (1859-1945) fühlte sich dem Weitzelschen Bildungsanspruch ebenfalls verpflichtet und stellte erhebliche Mittel für die Buchbeschaffung bereit. Da das Technikum inzwischen europäische Geltung erreicht hatte und zeitweise bis zu 1100 Ausländer in Mittweida studierten, wurden auch fremdsprachige Standardwerke, über 30 Fachzeitschriften und Zeitschriften wissenschaftlicher Gesellschaften und Vereine sowie ca. 80 Tageszeitungen vieler europäischer Länder in den Bestand aufgenommen. Der Erweiterung des Ausbildungsprofils folgend, fanden ab Mitte der zwanziger Jahre Standardwerke der Kraftfahrzeugtechnik und des Flugzeugbaus Eingang in den Bestand. 1938 ging die Bildungseinrichtung, die seit 1935 den Namen Ingenieurschule Mittweida führte, aus dem Privatbesitz von Prof. Holzt in das Eigentum einer Stiftung über. Über die Jahrhundertwende hinaus gelang es nicht mehr, das Prinzip der Vollständigkeit aufrechtzuerhalten. Dies ist einerseits auf die Erweiterung der Verlagsproduktionen zurückzuführen, andererseits auf die einschneidenden Kürzungen der Etats in zwei Weltkriegen und einer Periode wirtschaftlicher Instabilität.
1.4 Nach dem Zweiten Weltkrieg umfaßte die Bibliothek ca. 9300 Bde. Kriegsbedingte Verluste waren kaum zu verzeichnen. Bis zur Wiedereröffnung der Bildungsstätte als Ingenieurschule Mittweida im Jahre 1947 fanden Aussonderungen vor allem im geisteswissenschaftlichen Bereich statt, die den Charakter der Büchersammlung nicht wesentlich beeinträchtigten. In den Jahren 1967 bis 1969 wurden auf Entscheidung des damaligen Unterhaltsträgers einige Bestandsgruppen, größtenteils des Maschinenbaus, an die Bibliothek der damaligen Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) abgegeben. Nachdem 1969 aus der Ingenieurschule Mittweida die Ingenieurhochschule hervorgegangen war, kam es erneut zu Bestandsumsetzungen. Mit Dubletten aus dem Altbestand der Bibliothek der Ingenieurhochschule wurden 1972 bis 1975 Kriegsverluste Dresdner Hochschulbibliotheken im Bereich des Verkehrswesens und des Mühlenbaus ausgeglichen. Weitere Dubletten wurden im Zuge der Neukatalogisierung des historischen Bestandes in den Jahren 1982 und 1983 ausgesondert. In der Folge dieser Aussonderungsmaßnahmen ist der historische Bestand auf ca. 4400 Bde reduziert worden.
2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 75.000 Bdn beträgt der historische Bestand bis zum Jahre 1951 gegenwärtig 4445 Titel (einschließlich Zeitschriften und andere Periodika). Dieser Fonds ist in einem Kompaktmagazin gesondert aufgestellt. Die Ermittlung der Bestandsgröße erfolgte durch Auszählung und Abgleich mit den 1982 bis 1984 erarbeiteten Katalogen und der ebenfalls nachträglich angelegten Zugangskartei des historischen Bestandes. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen
2.2 Der größte Teil des historischen Bestandes bis 1914 erschien im 19. Jh oder zu Beginn des 20. Jhs. Während nur ein Titel aus dem 18. Jh stammt, entfallen 796 Titel auf das 19. Jh und 733 auf das beginnende 20. Jh (bis 1914). Die Grenze für historische Bestände wurde für das Jahr 1914 angesetzt, weil eine Geschlossenheit der Sammlung bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges gewährleistet war.
2.3 Die Mehrzahl der bis 1914 erschienenen und im Bestand verbliebenen Werke auf den Gebieten der Naturwissenschaften und Technik (1420 Titel) sind in deutscher Sprache. Schwerpunkte des fremdsprachigen, zumeist der Allgemeinbildung dienenden Bestandes bilden Titel in lateinischer (3), englischer (18), französischer (53) und spanischer Sprache (19). Auf sonstige europäische Sprachen entfallen 17 Titel. Systematische Übersicht
2.4 Als " Haupt-Bücher-Katalog" existierte seit 1867 lediglich das bis 1951 fortgeführte Zugangsverzeichnis. Es wurde 1896 offensichtlich durch eine Aufstellungssystematik ergänzt, deren dreistellige Notation die Zuordnung der Neuanschaffungen zu engeren Fachgebieten erlaubte. Die Bibliothek konnte sich erst nach Bezug des Bibliotheksneubaues Anfang der achtziger Jahre des 20. Jhs der alphabetischen und sachlichen Erschließung sowie der Neuaufstellung des historischen Bestandes annehmen. Im Ergebnis dieser Arbeiten setzt sich der historische Besitz wie folgt zusammen: 10,1 Prozent der Werke betreffen die Mathematik, 20,9 Prozent sind naturwissenschaftlichen Inhalts, 63,7 Prozent sind der Allgemeinen Technik zuzuordnen; 5,3 Prozent haben allgemeinbildenden Charakter. Schwerpunkte innerhalb der Technik bilden der Maschinenbau mit 21,3 Prozent und die Elektrotechnik mit 33 Prozent. Die verbleibenden 9,4 Prozent beziehen sich auf unterschiedliche technische Disziplinen.
2.5 Der Mathematik sind 155 Titel zuzuordnen. Zwanzig Werke befassen sich mit Arithmetik und Zahlentheorie, 19 mit Algebra und 24 mit Analysis. Die größte Gruppe bilden Geometrie, praktische Geometrie, Topologie und Trigonometrie mit insgesamt 92 Titeln. Fast alle Werke entstammen dem 19. Jh; 8 Bde erschienen in der ersten Hälfte.
2.6 Von den 320 naturwissenschaftlichen Titeln betreffen 257 die Physik, 53 die Chemie, 7 die Kartographie und Geodäsie und 5 die Meteorologie. In eine kleine Gruppe sind Werke der Geologie, Geographie und Biologie mit insgesamt 8 Titeln eingeordnet. Bei den physikalischen Werken bilden die Mechanik mit 93 und die Optik mit 18 Titeln sowie Elektrizität und Magnetismus mit 51 und die Physik der Materie mit 41 Titeln inhaltliche Schwerpunkte. Entsprechend dem Bildungsanspruch des Technikums handelt es sich bei vielen Veröffentlichungen um theoretische Werke der großen Physiker des 19. Jhs, die den unmittelbaren Zusammenhang mit der Ingenieurausbildung nicht sofort erkennen lassen. Fünf naturwissenschaftliche Publikationen sind dem frühen 19. Jh zuzuordnen.
2.7 Beim Maschinenbau (326 Titel) bildet die Übersichtsliteratur zum Allgemeinen Maschinenbau mit 83 Veröffentlichungen, vor allem des beginnenden 20. Jhs, eine größere Gruppe. Hier wie auf den Gebieten der Maschinenelemente (73 Titel), der Kraftmaschinen (105 Titel) und der Arbeitsmaschinen (38 Titel) wurde offensichtlich gleicher Wert auf wissenschaftliches Niveau wie auf Aktualität gelegt. Das beweisen die dem " Haupt-Bücher-Katalog" zu entnehmenden Abgänge besonders in diesem Bereich, die sich nicht mit Verlusten allein erklären lassen. Inhaltliche Schwerpunkte bilden Turbinen, Pumpen, Wasserräder und Mühlenkonstruktionen.
2.8 Das wachsende Interesse der Direktion des Technikums an der Herausbildung der Elektrotechnik als selbständige Ausbildungsdisziplin läßt sich gut am Bestandsaufbau der Dozentenbibliothek erkennen. Beginnend mit dem Jahre 1886 wurden Werke dieser Disziplin angeschafft. Diese Neuorientierung in der Bestandsentwicklung führte zum Aufbau eines umfassenden Teilbestandes Elektrotechnik, der 505 Titel umfaßt. Besonders gut vertreten sind die Elektroenergietechnik mit 84 Titeln, die Meßtechnik mit 92 Titeln, der Bereich der elektrischen Anlagen, Geräte und Maschinen mit 214 Titeln und die Nachrichtentechnik (Telegraphie, Telephon) mit 44 Titeln. Die sich langsam entwickelnde Röntgentechnik und die Technik des medizinischen Apparatebaues sind mit 38 Titeln vertreten. 143 Werke der technischen Literatur sind der Berg- und Hüttentechnik (41 Titel), der Bautechnik (67 Titel) und der Technik der Verkehrsmittel (35) zuzuordnen.
2.9 Schwerpunkte in der 81 Titel umfassenden Gruppe der allgemeinbildenden Literatur stellen Allgemeine Nachschlagewerke, technische Lexika und Wörterbücher sowie Stadt-, Reise- und Kunstführer dar. Einige Romane und Geschichtswerke sind ebenfalls vorhanden. Das älteste Werk ist ein lateinisches Lehrbuch aus dem Jahre 1720.
2.10 Besonders hervorzuheben sind 14 Bde der Verhandlungen der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte ab 1901 sowie mehrere Geschäftsberichte des Vorstandes. Drei Zeitschriften befinden sich langjährig im Bestand: die VDI-Zeitschrift/Verein Deutscher Ingenieure (1867 ff.), die Elektrotechnische Zeitschrift (1880 ff.) sowie die Zeitschrift für Elektrochemie (1895/96 ff., Kriegsjahrgänge lückenhaft).
2.11 Einen wichtigen Anteil am Bestand haben die Veröffentlichungen von Dozenten der Bildungsanstalt im Laufe ihrer über 125jährigen Geschichte. Sowohl Carl Georg Weitzel wie auch Alfred Conrad Holzt verstanden es, nicht nur ausgewiesene Fachleute und befähigte Pädagogen für den Lehrkörper zu gewinnen, sondern sie auch zur Abfassung oder Herausgabe von Büchern zu ermutigen. Im Laufe der ersten 75 Jahre nach Gründung des Technikums traten 35 Lehrer mit Buchveröffentlichungen hervor.
2.12 Beispielgebend für die Produktivität einzelner Autoren sei Carl Georg Weitzel genannt, der zwischen 1871 und 1915 mindestens 125 Lehrhefte für den Maschinenbau publizierte und dessen gemeinsam mit anderen Lehrern der Bildungsstätte herausgegebene Schule des Maschinentechnikers von 1894 bis 1943 in 17 Bdn erschien. Diese Lehrbuchsammlung liegt in allen 4 Auflagen sowie der noch 1973 neu verlegten Ausgabe der spanischen Übersetzung vor. Mitbestimmend für das Ausbildungsniveau der Elektroingenieure war die von Alfred Conrad Holzt mit anderen Lehrkräften herausgegebene Schule des Elektrotechnikers, ebenfalls in viele europäische Sprachen übersetzt. Einen besonderen Ruf als Autoren genossen ferner Robert Geigenmüller (1848-1916; Mathematik, Mechanik), August Pohlhausen (1860-1938; Maschinenbau), Hugo Emil Alvin Vieweger (1858-1936; Elektrotechnik, Mathematik, Mechanik), Heinrich Christoph Richard Stapelfeldt (1863-1943; Elektrotechnik, Mathematik, Maschinenbau) und Paul August Killmann (1848-1929; Mathematik, Maschinenbau).
2.13 Zur Geschichte des mittleren und höheren technischen Bildungswesens in Sachsen stellen die Programme des Technicums Mittweida (jährlich von 1876 bis 1902, in loser Folge von 1903 bis 1935 veröffentlicht) eine Fundgrube dar. Gleiches gilt für die Jahresberichte des Technicums Mittweida, die von 1877 bis 1903 jährlich, ab 1904 bis 1910 unregelmäßig erschienen. Sie enthalten neben Lehrprogrammen auch die Register der Studentenschaft. Diese Sammlung befindet sich im Archiv der Hochschule.
2.14 Teil des historischen Bestandes, aber nicht gesondert erschlossen, sind Firmenschriften, Prospekte, Kataloge und Werbeschriften der Industrieunternehmungen vor allem des Landes Sachsen. Der Beschaffung derartiger Materialien wurde aufgrund der engen Verbindung der theoretischen Ausbildung in Mittweida mit der Praxis besondere Beachtung geschenkt. Neben Unternehmen des klassischen Maschinenbaues sind insbesondere die sich herausbildende Elektroindustrie, aber auch Automobil- und Flugzeugbau vertreten. Die zahlreich enthaltenen Abbildungen von Industrieanlagen, Fabrikgebäuden, Maschinen und anderen Industrieerzeugnissen sind für die allgemeine und regionale Technikgeschichte von Bedeutung.
Alphabetischer Katalog des Altbestandes
[angelegt ab 1982, nach RAK]
Sachkatalog
[Systematischer Katalog nach der Rahmensystematik für Bibliotheken der Fachschulen nebst Schlagwortregister]
Zeitschriftenkatalog
[alle Kataloge in Zettelform]
[s. auch 4.1]
4.1 Archivalien
Haupt-Bücher-Katalog des Technikums Mittweida 1. Buch 1867-1905 2. Buch 1906-1951 [Zugangsbücher ab Mai 1867 bis September 1951 mit Vermerken der räumlichen Zuordnung von Neuanschaffungen]
4.2 Darstellungen
Vom Technikum zur Hochschule. 125 Jahre technische Bildung in Mittweida. Mittweida 1992
Langhammer, Saskia: Lehrer der Ingenieurhochschule Mittweida und ihrer Vorläufer als Buchautoren. Autoren- und Titelliste zur Ausstellung der Hochschulbibliothek aus Anlaß des hundertfünfundzwanzigjährigen Jubiläums der Bildungsstätte im Mai 1992. Mittweida 1992 [Diskette]
Langhammer, Saskia: Bibliographie der von Carl Georg Weitzel verfaßten und hrsg. Schriften. Mittweida 1993
Stand: November 1993
Renate Lein