FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek der Industrie- und Handelskammer

Adresse. Börsenplatz 4, [Karte]
Postfach 10 11 39, 6000 Frankfurt (Main)
Telefon. (069) 2197-243 Telex. 411255 ihkf d
Telefax. (069) 2197-424
Bibliothekssigel. <F 129>

Unterhaltsträger. Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main
Funktion. Spezialbibliothek, öffentlich zugänglich.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Recht und Wirtschaft im weitesten Sinne. 2. Besondere Sammelgebiete: Firmenschriften, insbesondere IHK-Bezirk Frankfurt und Land Hessen. Veröffentlichungen von und über Industrie- und Handelskammern.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Lesesaal. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-15 Uhr, für auswärtige Besucher auch bis 17 Uhr. - Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofiche-Lesegerät; Reader-Printer; Kopiergerät.
Gedruckte Informationen. Informationen im Faltblatt der IHK. Benutzungsordnung der Bibliothek.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Terminabsprache empfehlenswert.

S- und U-Bahn (mehrere Linien) bis Haltestelle Hauptwache.

Parkhäuser " Börse" und " Stadtbad Mitte".

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Am 27. April 1808 verfügte der Primas des Rheinbundes und spätere Großherzog von Frankfurt, Carl Maria Freiherr von Dalberg, die Gründung der Frankfurter Handelskammer. Ein Gründungsdatum der Bibliothek ist nicht gesichert, doch wurde zweifelsohne ein Buchbestand von den Börsenvorstehern und Deputierten der Kaufmannschaft übernommen. Erste Angaben über Bücherkäufe finden sich im Protokoll der Handelskammer vom 23. Mai 1818. Vier Jahre später heißt es, man habe infolge früher gefaßter Beschlüsse Bücher angeschafft, die katalogisiert und an Mitglieder gegen Bescheinigung ausgeliehen werden sollten.

1.2 1862 stellte die Handelskammer mit Henrik Glogau ihren ersten Sekretär (als Statistiker) ein. Wenige Wochen nach seinem Amtsantritt berichtete Glogau über die Vorarbeiten zur Gründung eines volkswirtschaftlich-statistischen Archivs (Protokoll vom 14. Februar 1863). Im Herbst desselben Jahres erstattete er einen Bericht über die Anlage des Archivs der Handelskammer und der Bibliothek. Er beantragte, daß die Bibliothek von einer Kommission der Handelskammer übernommen werde, und äußerte die Bitte, die Mitglieder möchten die Bibliothek aus ihrem eigenen Bücher- und Broschürenvorrat bereichern (Protokoll vom 10. September 1863). Die Archiv-Commission übernahm die Bibliothek und ermächtigte Glogau zur Korrespondenz nach außen und zur Beschaffung von " Hülfsbüchern".

1.3 Im einzelnen ging es dabei um die Ergänzung fehlender Berichte der Handelskammern; Korrespondenz zur Beschaffung wichtiger Aktenstücke, auch aus dem Ausland, mit Hilfe der Konsulate und Gesandtschaften; Abschrift von nur zur Einsicht übersandten Aktenstücken (die Handelskammer war damals eine städtische Behörde); Kauf von Nachschlagewerken: Münz-, Maß- und Gewichtsbuch, Warenlexikon, Eisenbahnkarten, Ortslexikon, Wörterbücher. Die Handelskammer bewilligte für den Kauf 50 Gulden. Damit wurden erste Sammelschwerpunkte deutlich: Bank- und Börsenfragen, Verkehr, allgemeine Nachschlagewerke.

1.4 Im Jahresbericht von 1863 heißt es, daß die noch sehr bescheidene Bibliothek neu geordnet und katalogisiert wurde. 726 Werke in 1665 Bdn und Broschüren wurden in 22 Rubriken eingeteilt. 1906 beschloß die Polytechnische Gesellschaft die Auflösung ihrer Gesellschaftsbibliothek. Den größten Teil der Bücher erhielt die Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften (Vorläufer der Johann Wolfgang Goethe-Universität) und die Stadtbibliothek mit 6000 bzw. 1650 Bdn. " Eine Anzahl von Werken" ging an die Handelskammerbibliothek.

1.5 Aufgrund der Vorschriften des Börsengesetzes von 1897 wurde Anfang des Jhs die " Effekten-Societät" liquidiert. Im Liquidationsvertrag hatte sich die Handelskammer u. a. verpflichtet, noch für 10 Jahre die Bibliothek der Effekten-Societät zu unterhalten. Vorhanden ist ein Katalog (Stand 1908) und eine " Inventur-Aufnahme der am 31.12.1911 im Lesesaal der Effekten-Societät vorhandenen Bücher". Von den 89 Titeln (Nachschlagewerke, Börsenkursblätter und Zeitschriftenjahrgänge sowie Monographien zum Handels- und Börsenrecht) stammt der älteste von 1837.

1.6 Ab 1881, im Anschluß an die Patent- und Musterschutz-Ausstellung in Frankfurt, erhielt die Handelskammer regelmäßig alle Reichs-Patentschriften. Diese Sammlung wurde 1916 an die Rothschildsche Bibliothek abgegeben. Vermutlich im Zusammenhang mit dieser Sammlung steht ein " Verzeichnis der hier (Patentschriftenbüro) aufliegenden Zeitschriften" (ohne Jahresangabe), darin ein handschriftlicher Vermerk, welche Zeitschriften aufgehoben werden sollten und was weggeworfen werden könne.

1.7 Als Dauerleihgaben wurden 1960 und 1962 die Verlustlisten der Kgl. Preußischen Armee 1866 (ein Bd), die Verlustlisten der Kgl. Preußischen Armee und der Großherzoglich Badischen Division aus dem Feldzuge 1870-1871 (2 Bde) und die Verlustlisten des Weltkrieges 1914-1918 (Nr. 1-2535 in Faszikeln, eine Kiste) an das Institut für Zeitgeschichte in Stuttgart abgegeben. 1927 erhielt die Handelskammer in Limburg (vermutlich zur Ergänzung der eigenen Bestände) die Jahresberichte ihrer Kammer für 1867, 1884, 1893, 1897 und 1898. Sie blieben in Limburg erhalten. Ähnliche Wünsche wurden nach dem Zweiten Weltkrieg abgelehnt mit der Begründung, der in Frankfurt historisch gewachsene Bestand solle nicht auseinandergerissen werden.

1.8 Der historische Bestand wurde auch in den ersten Jahren des 20. Jhs noch ergänzt, etwa um Literatur zum ausländischen Handelsrecht. Veröffentlichungen über den Zollverein wurden beschafft, vielleicht aus Anlaß der 75. Wiederkehr seiner Gründung in den Jahren 1908/1909. Außerdem wurden Bestände der früheren Effekten-Societät integriert. Die schwierigen Jahre nach dem Ersten Weltkrieg verursachten Lücken im Bestandsaufbau, die auch in späteren Jahren kaum geschlossen werden konnten. Versuche, den großen Bestand an Literatur von und über Industrie- und Handelskammern zu ergänzen, wurden vor allem in den sechziger und siebziger Jahren unternommen. Sehr oft finden sich in entsprechenden Werken Besitzvermerke der Handelskammerbibliotheken der ehemaligen DDR.

1.9 Von Verlusten im Zweiten Weltkrieg blieb die Bibliothek weitgehend verschont. Allerdings wurden 1943 Akten der Industrie- und Handelskammer (ohne Abgabeliste) in das Frankfurter Stadtarchiv gegeben. Man kann nur vermuten, was dort Luftangriffen zum Opfer fiel. Der Bestand gilt als beschädigt. 1968 wurde ein Findbuch erstellt (B 158 III, als Depositum des Staatsarchivs Wiesbaden, Abt. 2005, im Stadtarchiv Frankfurt).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Mit einem Gesamtbestand von über 180.000 Bdn ist die Bibliothek die umfassendste deutsche Spezialbibliothek ihrer Art, auf die die Commerzbibliothek Hamburg und die Bibliotheken der Kammern in München und Köln folgen. Die Bestandsbeschreibung basiert auf der Auszählung der im Katalog von Emil Sarnow (1906) verzeichneten Titel (6827 für das 18. und 19. Jh, wovon 149 nach Erscheinen des Katalogs ergänzend erworben wurden). Der Katalog nennt im Vorwort ca. 30.000 Einzelschriften (Anzahl der Bde). Der historische Bestand vor 1906 macht somit nach Bänden gerechnet etwa 15 Prozent des Gesamtbestandes aus. Der Bestand ist durch einen hohen Anteil an Klein- und Kleinstschrifttum geprägt. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der historische Bestand von insgesamt 6827 Titeln stammt fast ausschließlich aus dem 19. Jh. Lediglich 25 Titel sind dem 18. Jh zuzurechnen. Auf den Zeitraum 1801 bis 1870 entfällt etwa ein Sechstel des Bestandes, die übrigen auf die Zeit von 1871 bis 1905.

2.3 Der Bestand ist im wesentlichen deutschsprachig. Das Englische ist mit 20 Titeln von 1801 bis 1870 und 111 Titeln von 1871 bis 1906 vertreten, das Französische entsprechend mit 56 bzw. 148 Titeln, das Italienische mit insgesamt 43 Titeln. Publikationen in anderen Sprachen machen 72 Titel aus, davon 29 in spanischer Sprache. Systematische Übersicht

2.4 Die dem Katalog von 1906 zugrundegelegte Systematik weist eine deutliche Tendenz zu einem wissenschaftlichen Fächerkanon auf, wobei die einzelnen Hauptgruppen in Untergruppen gegliedert sind. Die Systematik ist erklärtermaßen " angelegt für die Arbeiten der Handelskammer, wobei naturgemäß die den Kaufmann interessierenden Wissenszweige vorzugsweise Berücksichtigung fanden". Die 1930 überarbeitete Systematik verleiht dem Rechtswesen einen stärkeren Akzent. Insgesamt besteht die Bedeutung des historischen Bestandes in dem seltenen Quellenmaterial. Dies gilt besonders für die sogenannte " graue Literatur": Stellungnahmen, Statuten, Berichte, Gutachten von wirtschaftlichen Organisationen und Firmen etc. Dieses Schrifttum ist kaum in anderen Bibliotheken zu finden. Es verteilt sich mit unterschiedlichem Anteil auf beinahe alle Sachgruppen.

2.5 Die Sachgruppe der " Allgemeinen Handbücher, Adreßbücher, Zeitungen und Zeitschriften" (224 Titel) enthält Literatur zu Handelskammern des Deutschen Reiches in den Grenzen von 1871, weiterhin aber auch Nachschlagewerke wie das Dictionnaire universel de Commerce, d'histoire naturelle & des arts & metiers von Jacques Savary des Bruslons (Kopenhagen 1759-1765) sowie Reichsadreßbücher und Bibliothekskataloge.

2.6 In der Sachgruppe Staatswissenschaft (242 Titel) bilden die Schriften zum Staats- und Verwaltungsrecht den Hauptanteil. Hier sind besonders die für die Freie Stadt Frankfurt (bis 1866) geltenden Schriften zu nennen, aber auch die für die Preußischen Territorien. Ein spezieller Komplex ist die öffentliche Gesundheitspflege mit Bezug auf Lebensmitteltransport (50 Titel). Die Sachgruppe " Rechtswissenschaft im allgemeinen, Bürgerliches Recht, Zivilprozess, Konkursrecht, Strafrecht und Strafprozess" (210 Titel) enthält neben allgemeinen Werken (45 Titel) besonders solche zum deutschen Bürgerlichen Recht (60 Titel). Auch Strafrecht, Konkursrecht und Internationales Recht sind gut vertreten.

2.7 Die Sachgruppe " Handelsrecht, Seerecht, Wechselrecht, Gewerberecht" (434 Titel) enthält einen gleichmäßig über die Untergruppen verteilten Bestand, der zum großen Teil die aus der Tätigkeit der Kammern entstandenen Kommentarwerke zu den einzelnen Rechtsgebieten enthält. Eine ähnliche Zusammensetzung weisen auch die Sachgruppen " Völkerrecht, Kolonialpolitik, Auswanderungswesen" (149 Titel) und " Urheberrecht, Verlagsrecht, Marken- und Musterschutz, Patentrecht" (105 Titel) auf. Schwerpunkte bilden die Themen Kolonialpolitik sowie Marken- und Musterschutz, beide hauptsächlich auf Deutschland bezogen.

2.8 Die Sachgruppe Statistik (405 Titel) enthält neben allgemeinen Werken und periodischen amtlichen Veröffentlichungen statistisches Zahlenmaterial zur Bevölkerungs-, Wirtschafts- und Verkehrsentwicklung. Einige statistische Jahrbücher sind über viele Jahrgänge komplett vorhanden. Der Bestand der Sachgruppe Volkswirtschaft (430 Titel) gliedert sich in allgemeine, eher theoretisch ausgerichtete Werke zu den verschiedenen Bereichen der Gesellschaftswissenschaften (231 Titel) und in eine fast gleich große Anzahl von Werken zu sozialen Fragen und Problemen der Zeit (199 Titel). Im Vordergrund steht die Arbeiterfrage (83 Titel), aber auch zur Frauenfrage ist eine Reihe von Titeln vorhanden. Sozial- und Wohnungspolitik sowie Armenpflege sind mit insgesamt über 90 Titeln vertreten. Erwähnenswert ist die vollständige Sammlung der Schriften des Vereins für Socialpolitik (ab 1873).

2.9 Auch in der Sachgruppe " Versicherungswesen, Sparkassen" (139 Titel) überwiegt die soziale Komponente. Zur Arbeiterversicherung sind 54 Titel vorhanden, zur Sachversicherung 21 Titel. Nur 7 Titel betreffen Sparkassen. In der Sachgruppe " Maß, Gewicht, Münze" (231 Titel) dominiert das Thema Währung. 82 Titel u. a. zum internationalen und ausländischen Währungswesen und 80 Titel über das Währungswesen in Deutschland bilden den Kern des Bestandes. Eines der älteren Werke ist das Müntzwesen im Reich, in specie die ex officio geahndete Mängel und Gebrechen in dem Müntzwesen bey der Reichs-Stadt Franckfurt betreffend (Frankfurt 1760). Die Sachgruppe " Bankwesen, Kreditwesen, Börse" (469 Titel) schließt sich an. Der Großteil des Bestandes ist dem Geldwesen in Deutschland gewidmet, aber auch übergreifende Werke wie etwa Paul Jacob Marpergers Beschreibung der Banquen, was und wie vielerley derselben seyn (Halle, Leipzig 1717) finden sich neben Werken zu internationalen Aspekten. Diese letzteren sind in der Sachgruppe Finanzwissenschaft (106 Titel) stärker konzentriert. In diesen drei Sachgruppen ist auch ein erheblicher Teil der Werke des 18. Jhs enthalten. Exemplarisch sei genannt Wechsel-Ordnungen des in allen Vorfällen vorsichtigen Banquiers (Nürnberg, Frankfurt 1731-1733).

2.10 Die Sachgruppe " Zoll- und Steuerwesen" (400 Titel) gliedert sich in 150 Titel zum Zollwesen und 250 Titel zum Steuerwesen. Schwerpunkte sind Schriften zum Deutschen Zollverein (einschließlich Tarife, Verzeichnisse, Kommentare). Beim Steuerwesen ist kein sachlicher Schwerpunkt erkennbar, allenfalls Werke zu Stempelsteuern und Gebührenordnungen des Deutschen Reiches treten zahlenmäßig hervor.

2.11 In der Sachgruppe " Technologie, Gewerbekunde, Warenkunde" (117 Titel) ist ein gleichmäßig über die verschiedenen Untergruppen verteilter Bestand vorhanden. Bei den einzelnen Industriezweigen sind die Leuchtstoffe besonders stark vertreten, bedingt durch den Aufschwung dieser Technik im 19. Jh. Eine der umfangreichsten Sachgruppen ist " Agrar-, Gewerbe- und Handelspolitik" (651 Titel), die diese Bereiche im allgemeinen (440 Titel) sowie auf einzelne Länder bezogen behandelt. Es überwiegen die Deutschland betreffenden Titel mit einem großen Anteil " grauer Literatur" in Form von Vorträgen, Berichten, Statistiken, Mitteilungen, Verhandlungsprotokollen, Flug- und Denkschriften, Messe- und Ausstellungskatalogen. Auch in der Sachgruppe " Ausstellungen, Messen, Märkte, Versteigerungen, Lagerhäuser" (175 Titel) ist die " graue Literatur" anteilmäßig stark vertreten. Hier ist auch das Ausland mit etwa der Hälfte des Bestandes repräsentiert.

2.12 Die Sachgruppe " Wirtschaftliche Interessenvertretung, Genossenschaftswesen, Vereine" (641 Titel) gehört ebenfalls zu den umfangreichsten. Besonders die Literatur zu Handelstagen und zu älteren Kammern und Handelskörperschaften ist hervorzuheben. Hier sind zahlreiche Verhandlungen der Handelstage, Jahresberichte der verschiedenen Körperschaften aus 166 deutschen Städten, aus 49 europäischen und 9 außereuropäischen Städten sowie Jahresberichte und Satzungen von nahezu 150 Vereinen vorhanden.

2.13 Die umfangreichste Sachgruppe ist " Verkehrswesen" (811 Titel). Sie enthält neben einigen allgemeinen Werken 377 Titel zur Schiffahrt (auch solche des 18. Jhs), 97 Titel zum Post-, Telegraphie- und Fernsprechwesen und 305 Titel zum Eisenbahnwesen. Die Entwicklung dieser drei Fernverkehrs- bzw. Kommunikationssysteme im 19. Jh ist in ihren kommerziellen, technischen und organisatorischen Aspekten ausführlich dokumentiert. Schwerpunkte sind die Fluß- und Kanalschiffahrt (über 270 Titel) und das Fracht- und Tarifwesen der deutschen Eisenbahnen (etwa 200 Titel). In diesem Zusammenhang steht auch eine umfangreiche Sammlung von Geschäfts- und Jahresberichten verschiedener Eisenbahngesellschaften, die laut Vorwort des Katalogs ausdrücklich " fortgeblieben" (d. h. in den entsprechenden Sachgruppen des Katalogs nicht aufgeführt) sind. Es handelt sich z. B. um die Taunus-Eisenbahn (ab 1839), die Pfälzische Ludwigsbahn (ab 1843), die Pfälzische Maximiliansbahn (ab 1853), die Frankfurt-Hanauer Eisenbahn (ab 1855) u. a. Bemerkenswert früh wird auch schon die Luftschiffahrt in Betracht gezogen, und zwar in einer von der Handelskammer Frankfurt zusammengestellten " Sammlung von Notizen und amtlichen Aktenstücken über die Benutzung der Luftschifffahrt als Transportmittel, 1863-1871" (Frankfurt 1871).

2.14 In der Sachgruppe " Bildungs- und Unterrichtswesen" (248 Titel) überwiegt die Literatur zu den Handelslehranstalten des In- und Auslandes. Auch hier ist der Anteil " grauer Literatur" beträchtlich. Sie reicht von Jahresberichten von Akademien, Hochschulen, Schulen usw. über Programme, Festschriften, Lehrpläne und andere Dokumente zum Werdegang von Handelslehranstalten bis zur Didaktik einzelner Fächer und bildet damit eine wichtige Quellensammlung. Neben Frankfurt a. M. und anderen bedeutenden deutschen Städten sind auch Schriften zu kleineren Orten Deutschlands zu finden (z. B. Johann Leonhard Keil, Grundsätze, Verfahrensmethoden und Stufengang in der Privathandlungsschule ... zu Windsheim, 1817; nicht in Heinsius).

2.15 Die Sachgruppe " Länderkunde, Völkerkunde, Geschichte" (436 Titel) bildet den historischen und kulturgeschichtlichen Rahmen für alle anderen Sachgruppen. Auch hier dominieren zwar die handelsgeschichtlichen Aspekte, doch sind auch Reise- und Expeditionsberichte sowie geographische Kartenwerke in größerer Zahl vorhanden.

2.16 Betrachtet man den gesamten historischen Bestand, so sind drei Schwerpunkte besonders hervorzuheben. Die Literatur zur Geschichte der Handelskammern wurde zum 175jährigen Bestehen der Industrie- und Handelskammer bibliographisch erfaßt (s. u. 3). Berücksichtigt wurden alle im Jahre 1871 zum Deutschen Reich gehörenden Kammern und der Handelstag. Bis zum Erscheinungsjahr 1906 werden neben den Jahresberichten und Mitteilungsblättern 525 Titel " Kammerliteratur" aufgeführt. Der Begriff ist weit gefaßt und enthält auch Veröffentlichungen von Mitarbeitern, z. B. aus der Praxis der Kammerarbeit entstandene Kommentare zum Handels- oder Börsenrecht.

2.17 Die Literatur zur Firmengeschichte besteht aus ca. 4000 Firmenfestschriften (Stand 1990), einer umfangreichen Sammlung von Jahresberichten von Firmen, Mitteilungsblättern von Organisationen usw.

2.18 Zeitungen und Zeitschriften sind ihrem Profil gemäß der jeweiligen Sachgruppe zugeordnet und erscheinen in der Systematik in der Regel als Untergruppe. Eine gesonderte Auszählung des historischen Zeitschriftenbestandes ist nicht erfolgt. Das Gesamtverzeichnis der Zeitschriften, Zeitungen und Amtsdrucksachen, dessen Berichtszeit von den Anfängen bis 1971 reicht, vermittelt einen Einblick in die Periodika-Sammlung der Bibliothek. Erwähnenswert sind die fast vollständige Frankfurter Zeitung von 1864 bis zu ihrer Einstellung, das vollständige Reichsgesetzblatt, das Warenzeichenblatt u. a. Die Berichte und Mitteilungen fast aller Handelskammern Deutschlands und zahlreicher ausländischer Kammern sind seit den sechziger Jahren des vorigen Jhs nahezu komplett vorhanden, ebenso das Frankfurter Adressbuch seit 1820 und die Frankfurter Börsen-Kurszettel und -Kursblätter ab 1831.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Systematischer Katalog

[in Zettelform; eigene alpha-numerische Systematik, die mehrfach überarbeitet wurde, zuletzt 1980-1985]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach PI mit internen Abweichungen]

Schlagwortkatalog

[in Zettelform; Haupt- und Unterschlagworte, auch chronologische Unterteilung, z. B. bei Geschichte oder Wirtschaftslage, mit Verweisungen]

Katalog der Bibliothek der Handelskammer zu Frankfurt a. M. Bestand vom ersten Oktober 1906. Im Auftrage der Handelskammer bearbeitet von Emil Sarnow. Frankfurt/M. 1906 [hschr. Nachträge der Jahre 1926-1929 auf zwischengeschossenen Seiten im Arbeitsexemplar des Kataloges von 1906; veraltete Systematik; gültige Signaturen nur im Arbeitsexemplar hschr. nachgetragen]

Katalog der Bibliothek der Industrie- und Handelskammer zu Frankfurt a. M. Bd 1-4. Nachtrag 1. Oktober 1906 bis 31. Dezember 1925. Frankfurt 1926-1932 [mschr.]

Zentrale Nachweise:

Die Bestände sind teilweise in der Zeitschriftendatenbank (ZDB), aber nicht im Hessischen Zentralkatalog nachgewiesen. Sie werden dem Frankfurter Gesamtkatalog gemeldet.

3.2 Moderne Sonderkataloge

Regionen-Katalog

[Reihenfolge: Erdteile; Ausland-Länder A-Z; Deutschland vor 1945, deutsche Bundesländer, ehemalige DDR, Frankfurt]

Zeitschriftenkatalog

[gebundene Zeitschriften auch im Alphabetischen Katalog nachgewiesen; Mitteilungsblätter der Industrie- und Handelskammern unter Orts-Alphabet aufgeführt]

Firmen-Katalog

[Firmen-Namen alphabetisch; enthält Fest- und Jubiläumsschriften, Firmen-Kataloge]

Jahresberichts-Kataloge

[Firmen und Organisationen; Jahresberichte der Firmen werden nur hier nachgewiesen]

Statistik-Katalog

[zusätzlicher Nachweis von periodisch erscheinenden Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes und des Hessischen Statistischen Landesamtes]

Die modernen Sonderkataloge werden in Zettelform geführt. Sie enthalten die Erwerbungen ab 1930 und aus den Bandkatalogen übertragene Titelaufnahmen.

Zu den folgenden Katalogen s. a. 5.

Verzeichnis der Zeitschriften, Zeitungen, Gesetz- und Verordnungsblätter, Mitteilungsblätter und Werkzeitschriften, die laufend eingehen. Stand: 1. März 1964. Hrsg. von der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Frankfurt/M. 1964

Verzeichnis ausländischer Zeitungen, Zeitschriften, Gesetzblätter, Handelskammer-Mitteilungen. Stand: Oktober 1970. Hrsg. von der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Frankfurt/M. 1970

Gesamtverzeichnis der Zeitschriften, Zeitungen und Amtsdrucksachen. Stand: 1. Januar 1972. Hrsg. von der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Frankfurt/M. 1972

Verzeichnis der Geschäftsberichte von (deutschen) Firmen. Stand: 1. Mai 1973. Nebst Verzeichnis der Geschäftsberichte ausländischer Firmen. Stand: 1. August 1973. Hrsg. von der Bibliothek der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Frankfurt/M. 1973

Frankfurter Firmen. Firmenkatalog in der Bibliothek der Industrie- und Handelskammer Frankfurt, geordnet nach dem Erscheinungsjahr der Veröffentlichung ... (bis Anfang 1981). Anhang: Alphabetische Ordnung der Firmen. Bearb. von Elke Peters. Frankfurt/M. 1982

Industrie- und Handelskammern/Deutscher Industrie- und Handelstag. Bibliographie. Eine Sondersammlung im Bestand der Frankfurter Kammerbibliothek. Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Red. Ursula Wöhrmann. Stand: 31. Dezember 1980. Frankfurt/M. 1983

3.3 Historische Kataloge

Auszug aus dem Katalog der Bibliothek der Handelskammer zu Frankfurt/M. Bestand am ersten Oktober 1887. Hrsg. von Otto Puls. Frankfurt/M. 1887

Archiv der Handelskammer der freien Stadt Frankfurt. Catalog A, Stück 9-2989. 1861-1865

Catalog B [fehlt]

Catalog C Bd 1-2384. 1742-1866

[später übertragen in Bd 1 des Haupt-Catalogs] Haupt-Catalog, Bd I-VI, Zugangsbücher 1865-1906 fortgesetzt in: Buch-Journal, Zugangsbücher seit 1906 [unvollständig; Bde September 1942-März 1944 fehlen]

Catalog der Effekten-Societät bis 1908 [alphabetisch, hschr.]

Catalog der Effekten-Societät. Inventuraufnahme der am 31. Dezember 1911 im Lesesaal der Effekten-Societät vorhandenen Bücher

[hschr., mit kombiniertem alphabetischen und Sachregister]

Zeitschriften-Katalog. Stand: 1. Juli 1912

[hschr.; beigefügt alphabetische, mschr. Liste der vorzulegenden Periodica]

Verzeichnis der hier aufliegenden Zeitschriften. Handelskammer Frankfurt am Main, Patentschriftenbüro [mschr., o. J.]

Verzeichnis der im Verkehrs-Bureau befindlichen Bücher aus der Bibliothek der Handelskammer. Stand: 1. Oktober 1912 [mschr., enthält die auf den Seiten 328-391 der Bandkataloge aufgeführten Werke, dazu einige aus anderen Sachgebieten, insgesamt 396 Titel]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Protokolle der Handelskammer [hschr., enthalten seit 1819 Hinweise auf die Bibliothek bzw. das Archiv] Bibliotheks-Akten ab 1862 [provisorisch erschlossen]

Registratur über die Akten der Handelskammer. Ausgabe 1911 [gedruckt; Abteilung XVIII, Bibliothek und Archiv mit 6 Unterabteilungen]

Zeitungen und Zeitschriften-Controlle [hschr. aufgestellt von A. Kottmiller] 2 Buchbinder-Bücher, Jahre 1916-1926, 1927-1932

Zeitungen und Zeitschriften, Bücher und Broschüren [auch Reparaturen] Zugangsbücher [s. o. 3.3]

4.2 Darstellungen

Jahresberichte der Handelskammer/Industrie- und Handelskammer 1863-1963, Frankfurt 1863 ff. [Berichte über die Bibliothek bis 1963]

Kratz, Ernst: Die Bibliothek der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. In: Arbeitshefte der Arbeitsgemeinschaft der Parlaments- und Behördenbibliotheken 9 (1961) S. 16-22

Kratz, Ernst: Dokumentation, Fachbibliothek und Patentstelle. Bibliothek der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. In: Dokumentation, Fachbibliothek, Werkbücherei 13 (1964) Heft 1, S. 7

Wo steht es: Literatur zum Arbeitsrecht. In: Blick durch die Wirtschaft, 17./21./24. April 1969. Serie: Arbeitsrecht im Betrieb [enthält 1. Monographien, 2. Zeitschriftenliteratur (z. T. Dokumentation der IHK Frankfurt am Main), 3. Stichwortverzeichnis]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Industrie- und Handelskammern, Industrie- und Handelstag. Auszug aus der Dokumentation:

1. Gesetze, Verordnungen, Erlasse 1920-1979;

2. Aufsätze aus Zeitungen und Zeitschriften 1933-1979. Hrsg. von der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Frankfurt/M. 1980

Berger, Helmut: " Dem Flor des Handels dienen". Schlaglichter einer Ausstellung von Dokumenten zur Kammergeschichte anläßlich des 175jährigen Jubiläums der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main.

Materialsammlung:

U. Wöhrmann, R. Speich, H. Berger. Hrsg. von der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Frankfurt/M. 1983

Berger, Helmut: 150 Jahre Deutscher Zollverein. Ausstellung zeitgenössischer Dokumente aus der Kammerbibliothek, April 1984.

Katalog. Hrsg. von der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Frankfurt/M. 1984

Ausstellung Wirtschaftsrecht und Wirtschaftspraxis. Dokumente aus Bibliothek und Archiv der Kammer. Katalog. Hrsg. von der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Frankfurt/M. 1985 Mitteilungen der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main [Hinweise in den Rubriken: Neuerscheinungen, Aus der Kammerbibliothek; erscheint in unregelmäßigen Abständen]

Stand: April 1991

Ursula Wöhrmann


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.