Home > Deutschland > Bayern S - Z > Würzburg Bayern A - H Bayern I - R
Adresse. Am Hubland (Universitätsbibliothek), 97074 Würzburg
[Karte]
Telefon. (0931) 888-5982
Telefax. (0931) 888-5983
Bibliothekssigel. <W 78>
Unterhaltsträger. Deutsche Gesellschaft für Hochschulkunde e. V.
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Universitäts- und Studentengeschichte.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-13 Uhr. Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Fotograf im Hause.
Gedruckte Informationen. Faltblatt zur Deutschen Gesellschaft für Hochschulkunde und zum Institut für Hochschulkunde.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Busverbindung ab Hauptbahnhof (Linie 14), ab Sanderring (Linie 10) bis Haltestelle Universität. A 3, Ausfahrt Würzburg-Heidingsfeld, Richtung Gartenstadt Keesburg. Parkplätze und Tiefgarage vorhanden.
1.1 Als sich um die Wende vom 19. zum 20. Jh die Erkenntnis durchsetzte, daß die Erforschung des studentischen Lebens und der Entwicklung der Universitäten und Hochschulen als Hilfswissenschaft der Geschichte anzusehen sei, bildete sich dieses Forschungsgebiet als Disziplin heraus. Wissenschaftler und Sammler, sogenannte Studentenhistoriker, ehemalige Freistudenten und Alte Herren der Korporationen bearbeiteten Themen der Hochschulkunde, sammelten und archivierten Bücher, Graphiken und Gegenstände des Studenten- und Hochschullebens. Hervorzuheben sind in Göttingen die Studentica-Sammlung des Corpsstudenten Dr. Carl Manfred Frommel (1884-1938), in Tübingen die Sammlung von Georg Schmidgall (1867-1953), in Gießen das Archiv der Kösener Corps, initiiert von Dr. Wilhelm Fabricius (1857-1942), in Posen die Hochschulgeschichtliche Bücherei Dr. Paul Ssymanks (1874-1942), in Frankfurt a. M. die Herausgabe des ersten Bandes der Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung (Heidelberg 1910). Zu nennen ist in diesem Zusammenhang auch die Bibliographie der deutschen Universitäten von Wilhelm Erman und Ewald Horn (Leipzig und Berlin 1904).
1.2 Andere Wissenschaftler bereiteten das theoretische Gerüst für ein einheitliches System von Forschung und Lehre, bezogen auf die Hochschulkunde. So entwarf Ssymank 1912 den Plan, ein Institut für Hochschulwesen zu errichten, 1918 prägte er den Begriff Hochschulkunde. Auf dem ersten Deutschen Studententag 1919 in Würzburg wurde die Begründung eines Hochschul-Archivs der Deutschen Studentenschaft beschlossen, das 1920 in Göttingen eingerichtet wurde. Ssymank erhielt 1920 zusätzlich einen vom preußischen Kultusministerium genegten Lehrauftrag für Hochschulkunde an der Universität Göttingen. Am 16. Februar 1922 wurde dort unter seiner Mitwirkung die Hochschulkundliche Vereinigung, Gesellschaft von Freunden und Förderern der Hochschulkunde und des Hochschularchivs der Deutschen Studentenschaft e. V. ins Leben gerufen. 1925 gründete Ssymank ebenfalls in Göttingen das Institut für Hochschulkunde.
1.3 Die Deutsche Burschenschaft gab 1926 ihr Archiv als Dauerleihgabe an das Stadtarchiv in Frankfurt a. M., und zwei Jahre später schuf Frommel ebenfalls in Frankfurt im Zusammenwirken mit der Universität, der Stadtverwaltung und privaten Förderern die Hochschulkundliche Sammlung. Er stellte seine eigene Studentica-Sammlung als Leihgabe zur Verfügung. Als weiterer Leihgeber trat der Verband Alter Corpsstudenten mit seiner Bibliothek von 4000 Titeln auf. Hinzu kamen mehrere Archive. Die Frankfurter Aktivitäten ließen die Göttinger Historiker nicht ruhen. Ein halbes Jahr später gründete die Universität Göttingen 1929 den Wissenschaftlichen Apparat für Studentengeschichte, dessen Grundlage die Buchbestände von Ssymanks Institut für Hochschulkunde als Leihgabe bildeten. Es bestand nun die paradoxe Situation, daß schwerpunktmäßig zwei Zentren entstanden waren, die die gleichen Ziele verfolgten.
1.4 Das Jahr 1933 brachte tiefgreifende Veränderungen mit sich. Da hinter der Frankfurter Hochschulkundlichen Sammlung die Deutsche Studentenschaft stand, die nun der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund beherrschte, wurde die Sammlung nicht nur nicht mehr gefördert, sondern sogar geschlossen. Während einer Tagung der Studentenhistoriker im April 1933 in Würzburg faßten Vertreter der Regierung Unterfrankens und der Stadt Würzburg den Plan, ein Studentenmuseum aufzubauen. Die Unterbringung der Vermögenswerte und Hinterlassenschaften der aufgelösten und nach 1936 zwangsaufgelösten Korporationen, ihrer Verbände und ihrer Altherrenverbände zeigte sich problematisch. Mehrere Städte bewarben sich um das " herrenlose Gut", in dem Hin und Her der Bemühungen siegte schließlich Würzburg. 1936 sollten auf der Feste Marienberg ein Forschungsinstitut für Hochschulkunde und Studentengeschichte sowie ein Lehrstuhl an der Universität eingerichtet werden.
1.5 Bald danach kamen der Verband Alter Corpsstudenten, vertreten durch Frommel, und die Stadt Würzburg überein, die Sammlungen Frommel, Dr. Karl Konrad und Fabricius, das Archiv des Kösener Senioren-Convents-Verbandes und die Bibliothek und das Archiv des Verbandes Alter Corpsstudenten als Leihgabe in das neu zu gründende Institut zu überführen. Die Sammlungen waren vom Verband Alter Corpsstudenten käuflich für diese Zwecke erworben worden. Gleichzeitig verkaufte Ssymank sein Göttinger Institut für Hochschulkunde der Stadt Würzburg. Ihren Weg nach Würzburg nahmen sodann die Bestände der Gesellschaft und des Archivs für burschenschaftliche Geschichtsforschung, Archive und Sammlungen des Wingolf, der Deutschen Turnerschaft, der Deutschen Landsmannschaft und mehrerer Privatpersonen. Ebenso folgten das Archiv der Deutschen Studentenschaft (Berlin) und das Archiv des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (Braunes Haus München) sowie nach der Eingliederung Österreichs die beschlagnahmten Archiv- und Buchbestände der dortigen Korporationen. Die Stadt Würzburg erwarb für das Institut die Sammlungen Dr. Oskar Scheuer ( Wien, 1876-1941?) und Georg Schmidgall (Tübingen). Unter Leitung von Dr. Arno Brügmann wurden Bibliothek und Archive eingerichtet und im Mai 1939 das Institut für deutsche Studentengeschichte eröffnet.
1.6 In den ersten Kriegsjahren wurden die Arbeiten fast wie in Friedenszeiten erledigt. Erstmals wurde die Erstellung eines Katalogs in Angriff genommen, immerhin war der Bestand 1941 auf 50.000 Bde angewachsen. 1943 wurden große Teile des Bestandes verpackt, 1944 das Institut geschlossen und alle Materialien auf der Feste eingelagert. Trotz der Bombardierungen entstand bis Kriegsende kein Schaden. Durch unsachgemäße Lagerung auf der Feste Marienberg, durch Plünderung und Diebstahl erlitt das Institut nach Kriegsende erhebliche Verluste.
1.7 Die amerikanische Besatzungsmacht übertrug zunächst der von ihr in Würzburg eingesetzten Regierung Unterfrankens die Verwaltungszuständigkeit für das Institut, 1946 wurde es in die Hände der Stadt Würzburg gegeben. Sie war nun Trägerin und die Universität Verwalterin des Instituts. In den folgenden Jahren kam der Wiederaufbau nur schleppend voran. Dies war der Grund dafür, daß die Deutsche Burschenschaft 1952 ihre Bestände abzog, die seitdem im Bundesarchiv in Frankfurt a. M. deponiert sind. Dr. Georg Meyer-Erlach erreichte 1953, daß Bibliothek und Archive in den Räumen der Universitätsbibliothek aufgestellt werden konnten. Auf sein Betreiben schloß der Verband Alter Corpsstudenten mit der Universität einen Depositalvertrag ab, der zunächst auf 10 Jahre ausgelegt war, andere Leihgeber folgten. 1954 bereitete Meyer-Erlach in Würzburg die erste Studentenhistoriker-Tagung nach dem Kriege vor. Höhepunkt war die Eröffnung der Bibliothek des Instituts für Studentengeschichte und Hochschulkunde in der Alten Universität an der Domerschulstraße. Vieles war zu diesem Zeitpunkt noch ungeklärt, bis Mitte 1955 prozessierte beispielsweise die Deutsche Burschenschaft um ihr Archiv.
1.8 Das Institut benötigte tatkräftige Hilfe von fachkundigen Studentenhistorikern. Am 26. November 1955 wurde daher durch Ewald vom Rath, Mitglied des Kartell-Verbandes (KV), in Frankfurt a. M. die Hochschulkundliche Vereinigung Gesellschaft zur Förderung der Deutschen Hochschulkunde (mit Sitz in Würzburg) gegründet. Sie war Nachfolgerin des in Göttingen 1922 begründeten und 1939 aufgelösten Vereins. Als Institutsleiter fungierte Meyer-Erlach, ihm zur Seite stand ab 1956 Dr. Albin Angerer, der 1960 zum Institutsleiter gewählt wurde. 1961 erhielt vom Rath den Vorsitz der Hochschulkundlichen Vereinigung. Neben dem Vorstand wurde ein wissenschaftlicher Beirat eingerichtet, besetzt mit dem Rektor der Universität, dem Beauftragten des Universitätssenats, dem Direktor der Universitätsbibliothek, dem Vorstand der Vereinigung sowie dem Institutsleiter. Die Vereinigung übernahm die Rechtsträgerschaft des Instituts für Hochschulkunde. Der Druck eines Bibliothekskatalogs wurde in Angriff genommen, und 1963 konnten die ersten Katalognummern in den Bayerischen Zentralkatalog übernommen und Bücher im Leihverkehr an wissenschaftliche Bibliotheken entliehen werden.
1.9 Ab 1970 nannte sich die Vereinigung Deutsche Gesellschaft für Hochschulkunde e. V. (DGfH). 1976 übernahm der Corpsstudent Dr. Walter M. Brod in Personalunion das Amt des Institutsleiters und das Amt des ersten Vorsitzenden. 1981 wurde das Institut von der Alten Universität in die Universitätsbibliothek am Hubland verlegt. Der Neuaufbau lag in den Händen von Ulrich Becker. Die Stellfläche für die Bibliothek, die Archive, die Zimeliothek und die Graphiksammlung konnte auf 400 qm erweitert werden. Seit 1990 ist Dr. Karsten Bahnson Vorsitzender der Gesellschaft. Das Institut für Hochschulkunde leitet seit 1982 der Corpsstudent Karl-Heinrich Theiß, unterstützt von Ulrich Becker als Custos.
1.10 Die nur langsam voranschreitende Katalogisierung hielt mit der wachsenden Inanspruchnahme der Bibliothek nicht mehr Schritt und wurde in der bisherigen Form deshalb eingestellt. Es wurde erforderlich, den Buchbestand nach modernen wissenschaftlichen Gesichtspunkten zu erfassen und allgemein zugänglich zu machen. Außerdem mußte der Bestand regional und überregional durch den Nachweis im Gesamtkatalog der Universitätsbibliothek Würzburg und im Bayerischen Verbundkatalog erschlossen werden. Diese Absicht fand Unterstützung in mehreren Stellungnahmen namhafter Historiker. Sie war andererseits aber auch eine von der Universitätsbibliothek gestellte Bedingung. Die Deutsche Gesellschaft mit dem Institut für Hochschulkunde war in ihren Räumen untergebracht, ohne daß ihre Bestände von den Benutzern entsprechend den Erfordernissen einer modernen Bibliothek in Anspruch genommen werden konnten. Vor diesem Hintergrund wurde die Frage nach einer Daseinsberechtigung verständlich, und der Vorstand entschloß sich schließlich, den Forderungen durch tatkräftiges Handeln entgegenzutreten.
1.11 Mit dem Direktor der Universitätsbibliothek konnte vereinbart werden, daß Katalogisierung und Restaurierung durch Fachkräfte der Universitätsbibliothek erfolgen sollten, wenn die Finanzierung durch die Eigentümer sichergestellt war. Die Depositalgeber wurden anteilmäßig an den dafür anfallenden Kosten beteiligt. Die Bestände verteilen sich auf die Leihgeber Verband Alter Corpsstudenten (50 Prozent), Stadt Würzburg (32 Prozent), Deutsche Gesellschaft für Hochschulkunde (10 Prozent), Coburger Convent (5 Prozent) und Weinheimer Senioren-Convent (3 Prozent). Zwischen 1990 und 1995 konnten 35 Prozent der aufgestellten Bücher katalogisiert werden. Die Aufnahme der Bestände wird unter der Voraussetzung, daß die Eigentümer Jahr für Jahr gleich hohe Finanzmittel zur Verfügung stellen, noch bis ins Jahr 2005 dauern. Schon jetzt ist zu spüren, daß die katalogisierten Bände von Wissenschaftlern häufiger benutzt werden. Sondermittel für Restaurierungsarbeiten der Graphikbestände wurden dankenswerterweise von der Kurt-Lange-Stiftung zur Verfügung gestellt.
Karsten Bahnson
Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen
2.1 Die Bibliothek ist die größte Fachbibliothek zur Universitäts- und Studentengeschichte des deutschen Sprachraums. Sie umfaßt ca. 32.000 Bde (mit Dubletten) des 16. bis 20. Jhs und ist zu einem Drittel (1996) mit EDV katalogisiert. In fast allen Gruppen beträgt der historische Bestand mindestens 50 Prozent. Jeweils 3 Prozent des Bestandes sind in lateinischer und englischer Sprache, der übrige Bestand ist deutschsprachig.
Systematische Übersicht
2.2 Die Bibliothek gliedert sich in 8 Abteilungen, hinzu kommen einige Sondersammlungen. Die Bereiche Pädagogik, Geschichte, Kultur- und Literaturgeschichte sowie allgemeine Biographien und Lexika (Abteilung A) umfassen ca. 3500 Titel. Davon entfallen ca. 100 Bde auf das 18. Jh, ca. 2000 Bde auf das 19. Jh und ca. 1400 Bde auf das 20. Jh. Einen größeren Bestand nehmen die Biographien und Autobiographien von ca. 700 Personen aus der Wissenschafts- und Gelehrtengeschichte sowie aus der studentischen Einheits- und Freiheitsbewegung des 19. Jhs ein, z. B. von Karl von Haase, Ferdinand Lassalle, Friedrich Ludwig Jahn, Wilhelm und Alexander von Humboldt und Johann Gottlieb Fichte.
2.3 Einen weiteren Schwerpunkt innerhalb dieser Abteilung bilden die Monographien aus dem Bereich Geschichte, vor allem für die Zeit von 1813 bis 1850. Freiheitskriege, Wartburgfest, Karlsbader Beschlüsse und die daraus resultierenden Demagogenverfolgungen, Hambacher Fest sowie die nationale Einheits- und Freiheitsbewegung spielen dabei eine besondere Rolle. Schriften wie die anonym erschienene Entlarvung der demagogischen Umtriebe (Altenburg 1834) oder die von J. D. F. Mannsdorf u. a. herausgegebene Geschichte der geheimen Verbindungen der neuesten Zeit (Leipzig 1831) spiegeln die Arbeit der Mainzer Central-Untersuchungskommission und die politische Unruhe der Studentenschaft in der ersten Hälfte des 19. Jhs wider.
2.4 Die Abteilung Periodika (B) umfaßt Zeitungen und Zeitschriften der Universitäten, der studentischen Korporationsverbände und Vereinigungen, politischer Studentengruppen, aber auch kulturhistorisch interessante Zeitschriften des 19. und 20. Jhs wie z. B. die Zukunft (1892-1922), den Simplizissimus (1901-1935), Die Jugend (1896-1927), die Zeitschrift für Bücherfreunde (1897-1934) und das Centralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen (1872-1928). Als selten gilt die Deutsche Studentenzeitung aus dem Jahre 1848, die erste Studentenzeitung überhaupt, von der ein zweites Exemplar nur noch in Göttingen vorhanden sein soll. Zum Bestand zählen noch ältere Studentenzeitungen, z. B. Deutscher Studentenspiegel, als Beitrag zu einer Reform des deutschen Studentenlebens ..., hrsg. von H. Scheidler (Jena 1844) und als älteste das Journal für Studierende auf Universitäten, hrsg. von F. L. Schönemann (Dessau 1782-1785). Seltene und interessante Blätter sind auch der Politische Studentencourier ( Wien 1848), die Allgemeine akademische Zeitschrift (München 1829) sowie die erste Deutsche Universitätszeitung (Leipzig 1848-1849). Als älteres von einer Universität herausgebrachtes Periodikum sei noch die Greifswalder Academische Zeitschrift (1822-1825) genannt. Die Zeitungen und Zeitschriften der Korporationsverbände sind fast ausschließlich in kompletten Folgen vorhanden, so das Zofinger Blatt (Basel 1851-1938) und das Correspondenz-Blatt des Verbandes der katholischen Studentenvereine (Münster 1866-1901). Wichtig für die historische Forschung sind schließlich seltene Periodika aus der Zeit des Nationalsozialismus.
2.5 Die Abteilung Wissenschaftskunde (C) besteht aus ca. 1000 Bdn, davon etwa 5 aus dem 16. Jh, 10 aus dem 17. Jh, 40 aus dem 18. Jh, der Rest je zur Hälfte aus dem 19. und 20. Jh. Die Katalogisierung ist größtenteils abgeschlossen. Im einzelnen umfaßt dieser Teil Titel zur Wissenschaftskunde, einschließlich der Literatur über wissenschaftliche Akademien und Stiftungen. Daran schließt sich die Allgemeine Hochschulkunde an, auch mit einigen Werken aus dem 16. Jh. Genannt seien Wolfgang Justus, Academiae Europae (Frankfurt 1554) und Pierre Rebuffi, Privilegia Universitatum (Frankfurt 1575). Der letztgenannte Titel weist auf die Disziplin des Hochschulrechts, die Privilegien der Professoren und Studenten, die Akademische Freiheit und Gerichtsbarkeit hin. Daneben befindet sich in dieser Gruppe Literatur zum Hochschulbau, zur Hochschulstatistik und Hochschulgliederung in Fakultäten und Fachbereiche und schließlich die Literatur zum Hochschulwesen einzelner Länder, zunächst des deutschen Sprachgebiets, dann des Auslands.
2.6 Die Abteilung Universitätsgeschichte (D) beinhaltet Werke zur Geschichte einzelner deutschsprachiger Hochschulen mit ca. 3500 Titeln, von denen ca. 5 Prozent dem 18. Jh, 35 Prozent dem 19. Jh und der Rest dem 20. Jh zuzuordnen sind. Hinzu kommen etwa 500 Titel des nichtdeutschsprachigen Auslands, ca. 5 Prozent aus dem 19. Jh, der Rest aus dem 20. Jh. Diese Gruppe ist noch nicht mit EDV katalogisiert. Im ersten Teil steht die Literatur zu einzelnen Universitäten und Hochschulen der deutschsprachigen Länder, in alphabetischer Ordnung von Aachen bis Zürich, vor allem Matrikeln, Festschriften einzelner Hochschulen und Institute, Hochschulführer und Vorlesungsverzeichnisse vor 1960, Universitätsreden, Rechenschafts- und Jahresberichte. Dissertationen werden nur dann gesammelt, wenn universitäre Bereiche berührt werden. Auch die Literatur untergegangener oder im Zuge der Säkularisation aufgelöster Hochschulen wie Altdorf, Dorpat, Duisburg, Erfurt, Helmstedt, Herborn, Prag (deutsche Hochschule) und Straßburg ist in umfangreichen Beständen vorhanden. Von den jetzt bestehenden Universitäten werden Schwerpunkte bei Berlin, Heidelberg, Jena, Leipzig, Tübingen, Wien und Würzburg gesetzt. Ein anschauliches Bild vom Universitätsleben der Vergangenheit bieten die mit zahlreichen Kupferstichen versehenen Werke von Johann Christoph Neyffer, Collegii Tubingae Delineatio (Tübingen um 1600) oder von Johann Georg Puschner, Amoenitates Altdorfinae (Nürnberg um 1700). Der zweite Teil erfaßt die Hochschulen des Auslands, vorrangig die Universitäten in Bologna, Oxford, Cambridge, Genf, Paris, Leuven und Utrecht.
2.7 Die Abteilung Studium (E) umfaßt ca. 500 Bde. Zwei Bde sind dem 17. Jh, 30 dem 18. Jh, etwa 150 dem 19. Jh, der Rest dem 20. Jh zuzurechnen. Die EDV-Katalogisierung ist größtenteils abgeschlossen. Es liegt Literatur vor zu Themen wie Immatrikulation, Numerus Clausus, Lernfreiheit, Auslandsstudium, Studium einzelner Fachrichtungen, Frauenstudium, Prüfungswesen, Akademische Grade, Promotions- und Habilitationswesen. Grundlegende Schriften des 17. Jhs, z. B. Christian Kremberg, De Sumtibus [sic] Studiorum (Wittenberg 1658) sowie von Schelling und Schleiermacher aus der ersten Hälfte des 19. Jhs sind ebenso zu finden wie frühe Schriften zum Frauenstudium vom Ende des 19. Jhs.
2.8 Zum Thema Student, Studentenwesen, Studentenschaft (F) liegen ca. 4000 Bde vor, davon ca. 20 Titel des 16. Jhs, 60 des 17. Jhs und 120 des 18. Jhs. Die übrigen Bestände verteilen sich je zur Hälfte auf das 19. und 20. Jh. Diese Gruppe ist noch nicht durch die EDV-Katalogisierung erschlossen. Literatur findet sich zum Thema " Der Student als akademischer Bürger, seine Stellung und Mitwirkung in der Universität". Dazu gehört das Schrifttum zu den Organisationen und Standesvertretungen wie dem Verband deutscher Studentenschaften (VDS) oder dem Allgemeinen Studentenausschuß (AStA), aber auch zu politischen und konfessionell orientierten Gruppierungen. Ein weiterer Bestand behandelt die soziale und wirtschaftliche Lage der Studierenden mit Studienförderung, Studentenwerk und Werkstudententum. Einen großen Raum nimmt der Bestand zum Thema Sport mit allein 600 Bdn zum Stichwort Fechten ein, mit zahlreichen illustrierten Ausgaben des 18. und 19. Jhs, besonders zum Bereich " Duell und Mensur". Der älteste Titel dieser Abteilung ist Heinrich Bocer, De bello et duello (Tübingen 1616). Von Interesse sind auch die zahlreichen Lehrbücher, z. B. der Fechtmeisterfamilien Kreußler und Roux.
2.9 Ein großer Teil der Literatur dieser Gruppe behandelt das studentische Brauchtum und die Studentengeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Es finden sich Studentenstammbücher, Schriften zur Studentensprache, Karikatur und Karzer, vor allem aber 650 Titel zum Thema Lied, Studenten- und Commerslied, politisches Lied sowie Kompositionen für Studenten. Christian Wilhelm Kindlebens Studentenlieder (Halle 1781) sind ebenso vorhanden wie die von Ludwig Richter und Pocci illustrierten Ausgaben oder eine umfangreiche, um die Mitte des 19. Jhs erschienene Sammlung mit Walzern, die vornehmlich von Johann Strauß " den Herren Hörern der Wiener Hochschule" gewidmet wurden. Reizvolle Aspekte des Studentenlebens vermitteln Werke, in denen z. B. die Depositionsbräuche, Aufnahmeriten für junge Studenten (Ritus depositionis, Straßburg 1616) oder das Bild des akademischen Lebens ( z. B. Adam Wolfgang Winterscdt, Tugend- und lasterhafte Studente, Frankfurt 1764) vermittelt werden.
2.10 Die Abteilung Korporationen (G) umfaßt ca. 4000 Bde zur Geschichte und Entwicklung der Korporationsverbände und ihrer Verbindungen einschließlich ihrer Vorläufer. Acht Bde stammen aus dem 18. Jh, die übrigen verteilen sich etwa je zur Hälfte auf das 19. und 20. Jh. Dieser Bestand ist durch die EDV-Katalogisierung noch nicht erschlossen. Beginnend mit den Abhandlungen zur Geschichte der studentischen Orden, etwa des Mosellaner- oder des Amicistenordens, sind in dieser Abteilung Festschriften und Mitgliederverzeichnisse der Korporationsverbände und der einzelnen Korporationen zu finden. Die Bibliothek des Instituts für Hochschulkunde ist die einzige im deutschen Sprachraum, die eine Sammlung dieser Art in solcher Vollständigkeit nachweisen kann. Ihre Bedeutung besteht darin, daß die Schriften größtenteils nicht im Handel waren und nur in sehr kleinen Auflagen erschienen sind. Von besonderem Interesse sind die ab 1817 erschienenen Schriften der burschenschaftlichen Bewegung sowie die zahlreichen biographischen Angaben und Lebensläufe aus den Matrikeln und Mitgliederlisten, die für genealogische Untersuchungen hilfreich sind. Literatur der großen Verbände, der Corps, Burschenschaften, Landsmannschaften, Turner- und Sängerschaften sowie der katholischen Verbände sind ebenso vorhanden wie die kleinerer Verbände und Vereine, auch der nicht mehr bestehenden, z. B. der paritätischen und jüdischen Verbindungen. Die Abteilung umfaßt die Korporationen des gesamten deutschen Sprachraums, des Baltikums und einige Vereinigungen des Auslands.
2.11 In der Abteilung Belletristik (H) stehen etwa 2500 Bde, die sich vor allem mit dem universitären und studentischen Leben befassen. Fünf Bde stammen aus dem 16. Jh, 10 aus dem 17. Jh, ca. 80 aus dem 18. Jh, der Rest verteilt sich etwa je zur Hälfte auf das 19. und 20. Jh. Diese Abteilung ist weitgehend EDV-katalogisiert, bei den Ausgaben des 16. bis 18. Jhs sind jedoch noch Zugänge aus unkatalogisierten Beständen zu erwarten. Hier findet sich eine Fülle von Rara in Form von Romanen, Dramen, Lustspielen, Erzählungen, Ausgaben lyrischer Dichtung und Anthologien mit Bezug zum Thema Universität und Studenten, so Friedrich Dedekind, Grobianus et Grobiana (Leiden 1549) und Christophorus Stummel, Comoedia de vita studiosorum (Köln 1579). Friedrich Taubmanns literarisches Schaffen wird in einer ganzen Reihe von Ausgaben dokumentiert. Eberhard Werner Happels Der Academische Roman liegt auch in der ersten Ausgabe (Ulm 1690) vor, einer der wenigen studentischen Barockromane, die auch in der Neuzeit mehrfach aufgelegt wurden. Magister Friedrich Christian Laukhard ist mit zahlreichen Ausgaben vertreten, so den Annalen der Universität zu Schilda (Halle 1798) sowie seinen aufschlußreichen Memoiren, Leben und Schicksale von ihm selbst beschrieben (Halle 1792). Das 19. Jh ist besonders in der ersten Hälfte gut repräsentiert mit Schwerpunkten bei Ernst Moritz Arndt, Ludwig Bechstein, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben oder bei Fritz Reuter.
2.12 Zu dieser Abteilung gehört auch das Schrifttum der sogenannten Alt-Heidelberg-Literatur. Bloem, Bierbaum, Meyer-Förster oder Strobel sind Autoren dieser Trivialliteratur, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jhs weit verbreitet waren. Diese Abteilung weist auch Bücher nach, die man hier nicht vermuten würde, so Mark Twain mit seiner Reisebeschreibung A Tramp Abroad (London 1891), in der er ein Bild der Universität Heidelberg und ihrer Studenten entwarf. Nach dem Zweiten Weltkrieg scheint die Gattung des Studentenromans auszusterben. Nur noch etwa 100 Bde aus dieser Zeit beschäftigen sich mit diesem Genre.
Sondersammlungen
2.13 Vorhanden sind (1) eine umfangreiche Zeitungsausschnittsammlung von ca. 1880 bis in die Gegenwart zur Universitäts- und Studentengeschichte in ca. 120 Archivschachteln, zu einem großen Teil thematisch geordnet; (2) eine Sammlung von Graphiken sowie Originalzeichnungen und -aquarellen zur Universitäts- und Studentengeschichte mit ca. 3000 Blatt aus dem Zeitraum 1600 bis zur Gegenwart. Sie umfaßt z. B. Darstellungen von Universitätsgebäuden in Außen- und Innenansichten mit anatomischen Theatern, Vorlesungsveranstaltungen, botanischen Gärten, Labors etc. Besonderes Gewicht wird auf die Darstellung von Studenten sowohl bei der Arbeit wie bei ihrer Freizeitgestaltung, auch innerhalb des korporativen Lebens, gelegt. Studentische Umzüge etwa zu Säkularfeiern, Auszüge aus den Universitätsstädten als Mittel des Protestes, Wartburg- und Hambacher Fest, Revolutionsdarstellungen, Fechtszenen, Karikaturen und Korporationsbilder sind ebenso vorhanden wie Porträts von Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Politik. (3) Eine Sammlung von über 1000 Silhouetten und Porträt-Lithographien des 19. Jhs, insbesondere aus dem Bereich studentischer Korporationen, ergänzt diesen Bestand.
2.14 Hinzu kommen (4) eine Sammlung von Flugblättern, Mandaten, Verordnungen, Promotionsurkunden und Einblattdrucken zur Universitäts- und Studentengeschichte des 17. bis 20. Jhs. In diesem Bestand finden sich z. B. das Mandat des Herzogs Friedrich von Württemberg zum Schutz und Schirm der Hohen Schul zu Tübingen (1601) oder das Reichs-Gutachten betreffend geheime Ordensverbindungen auf Universitäten und Akademien (Regensburg 1793). Eine interessante Kollektion von Flugblättern liegt zur Revolution 1848 in Wien vor sowie aus der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus; (5) eine Plakatsammlung des 20. Jhs, insbesondere von politischen Gruppen der Nachkriegszeit (nach 1945); (6) eine Photosammlung zur Universitäts- und Studentengeschichte des 19. und 20. Jhs; (7) eine Sammlung von ca. 100 Studentenstammbüchern aus dem 17. bis 19. Jh. (8) Eine museale Sammlung zur Studentengeschichte des 19. und 20. Jhs mit Glas- und Porzellangegenständen, Textilien und Waffen schließt sich an.
3.1 Moderner Katalog
EDV-Katalog
[nach RAK-WB, z. Z. im Aufbau]
Die Bestände sind teilweise im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen und soweit maschinenlesbar erfaßt im Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB-KAT). Die Zeitschriften sind im BVB verzeichnet, allerdings noch nicht in der Zeitschriftendatenbank (ZDB).
3.2 Historische Kataloge
Verzeichnis der in der Bücherei Alter Corpsstudenten enthaltenen Bücher. Berlin 1904
Katalog der Bibliothek des Verbandes Alter Corpsstudenten. Marburg 1909
Katalog der Bibliothek des Verbandes Alter Corpsstudenten. Bearb. von Wilhelm Fabricius. Frankfurt 1927
Bestände der Bibliothek des Instituts für Hochschulkunde. Loseblattsammlung. 2 Bde. Ca. 1960-1978 [thematisch geordnet mit alphabetischen und chronologischen Einschüben]
Schulte, Günther G.: Institut für Hochschulkunde an der Universität Würzburg. Werden und Wirken 1882-1982. Würzburg 1981
Becker, Ulrich: Das Institut für Hochschulkunde an der Universität Würzburg. In: Juristische Schulung 28 (1988) Heft 11, S. 919-920
Becker, Ulrich: Das Institut für Hochschulkunde an der Universität Würzburg. In: GDS-Archiv für Hochschul- und Studentengeschichte 1 (1992) S. 8-16
Studentenverbindungen und Verbindungsstudenten in Bonn. Ausstellungskatalog des Arbeitskreises Bonner Korporationen und des Instituts für Hochschulkunde. Würzburg 1989
Wider Zopf und Philisterey. Deutsche Studenten zwischen Reformzeit und Revolution 1800-1850. Ausstellungskatalog des Instituts für Hochschulkunde. Würzburg 1985
Jährlich erscheint ein Bildkalender mit Motiven aus der graphischen Sammlung des Instituts für Hochschulkunde, der nicht im Handel erhältlich ist und nur an die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Hochschulkunde ausgegeben wird.
Stand: Januar 1996
Ulrich Becker