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Bibliothek des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V.

Adresse. Eichhalde 12, 79104 Freiburg (Breisgau) [Karte]
Telefon. (0761) 5 50 35
Bibliothekssigel. <25/122>

Unterhaltsträger. Land Baden-Württemberg
Funktion. . Öffentlich zugängliche Spezialbibliothek zur parapsychologischen Forschung und zu Grenzgebieten der Psychologie; Information und Beratung bei der Literatursuche zu bestimmten Fragestellungen und Forschungsthemen aus diesen Bereichen.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Parapsychologie, Okkultismus, Spiritismus/Spiritualismus, Esoterik/New Age, Geheimwissenschaften, Magie, Astrologie, Geistige Heilung, Paramedizin, Radiästhesie/Wünschelrute, Ufologie, Zauberkunst, " anomale/unorthodoxe" Phänomene im Sinne von Charles Fort (Anomalistik) u. ä. - 2. Sondersammelgebiete der Deutschen Forschungsgemeinschaft: SSG 5.21 Parapsychologie.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Freihandaufstellung von Zeitschriften und Nachschlagewerken. Die Mehrzahl der Monographien befindet sich in der Universitätsbibliothek Freiburg. - Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 13-17 Uhr. Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Busverbindung (Linie 14, Richtung Herdern) ab Hauptbahnhof bis Haltestelle Herdener Kirche, von da Fußweg (ca. 15 Minuten).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Gründung und der Aufbau der Bibliothek sind eng verknüpft mit der Entwicklung der institutionalisierten Parapsychologie in Freiburg. 1950 eröffnete Hans Bender das Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., das nach einer schwierigen Anfangsphase durch eine Stiftung der Schweizer Biologin und Parapsychologin Fanny Moser (1872-1953) eine entscheidende Förderung erfuhr. Dem Institut wurde testamentarisch ihr wissenschaftlicher Nachlaß sowie ihre knapp 2000 Bde umfassende Bibliothek vermacht, die z. T. seltene Erstausgaben aus der Frühgeschichte des Mesmerismus und Magnetismus, des Spiritismus und Okkultismus enthält und als Moser-Bibliothek mit eigener Aufstellung und Katalogisierung inkorporiert wurde (s. u. 2.4). Zum Grundstock der damaligen Bibliothek gehörte ferner die ca. 2500 Bde umfassende Sammlung des Freiherrn Albert von Schrenck-Notzing (1862-1929), eines Münchner Nervenarztes und Psychotherapeuten, der als Erforscher des " Physikalischen Mediumismus" (Telekinese und Materialisationsphänomene) in die Annalen der Parapsychologie eingegangen ist.

1.2 Im Jahr 1954 wurde Hans Bender an der Universität Freiburg ein planmäßiges Extraordinariat für Grenzgebiete der Psychologie übertragen, das 1967 in ein Ordinariat für Psychologie und Grenzgebiete der Psychologie umgewandelt wurde. Zugleich wurde dem Psychologischen Institut der Universität Freiburg eine gleichnamige Abteilung angegliedert. Nach der Emeritierung Benders (1975) wurde Johannes Mischo Lehrstuhlinhaber, der seitdem das Fach Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie in Forschung und Lehre vertritt. Diese Teilintegration der Parapsychologie in den akademischen Rahmen gibt dem Freiburger Lehrstuhl in der Bundesrepublik eine Sonderstellung.

1.3 1970 begann mit Hilfe der Stiftung Volkswagenwerk der systematische Ausbau und die Erschließung einer möglichst vollständigen Literatursammlung auf dem Gebiet der Parapsychologie und angrenzender Bereiche. Diese wird seit 1973 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen ihres Förderprogramms für Spezialbibliotheken fortgeführt. Die Bibliothek kooperiert eng mit der Universitätsbibliothek Freiburg, die Bewilligungsempfänger der DFG-Förderung ist.

1.4 Die systematische und kontinuierliche Beschaffung " grenzwissenschaftlicher" Literatur bringt Probleme mit sich, die mit dem besonderen wissenschaftshistorischen und -soziologischen Charakter dieser Thematik zusammenhängt. Die Parapsychologie, im anglo-amerikanischen Bereich häufig als Psychical Research bezeichnet, entwickelte sich seit Mitte des 19. Jhs aus dem Erbe des Mesmerismus und Spiritismus. Sie ist eine relativ junge Disziplin, die erst seit den dreißiger Jahren des 20. Jhs vereinzelt an Universitäten Fuß fassen konnten, wobei ihr Status innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft nach wie vor kontrovers ist.

1.5 Es gehört zum Sammelauftrag der Bibliothek, auch solche Veröffentlichungen zu erwerben, die thematisch von den etablierten Wissenschaften im allgemeinen als nicht diskussions- oder untersuchungswürdig abgelehnt werden. Neben den klassischen Geheimlehren und Geheimwissenschaften fallen darunter Gebiete wie außerschulmäßige Diagnose- und Heilmethoden (Geistige Heilung/Paramedizin), Radiästhesie (Wünschelrute und Pendel), Biorhytk, wissenschaftlich nicht anerkannte Deutungs- und Beratungspraktiken (etwa Astrologie, Chirologie, Tarot, I Ging) sowie das große Umfeld der " Anomalistik", das so unterschiedliche Disziplinen wie Geophysik, Astronomie, Biologie, Psychologie oder Archäologie berührt (etwa UFO-Sichtungen, Pyramidologie, Atlantis, Geomantie, Kryptozoologie oder Astroarchäologie). Zu diesen unorthodoxen Themen gibt es eine kaum mehr überschaubare Literatur mit unterschiedlichstem Anspruch und weit divergierender Qualität, die nur begrenzt in die üblichen Rezeptionskanäle der Bibliotheken Eingang findet. Vor allem der Zeitschriftenbestand wird von der grauen Literatur dominiert, d. h. Amateur- oder Liebhaberzeitschriften sowie Mitteilungsblättern diverser Gruppen und Vereinigungen, denen fast durchgehend Personal und Mittel für eine effektive Organisation fehlen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek verfügt über einen Gesamtbestand von ca. 23.000 Bdn. Davon machen knapp 1300 Titel den historischen Bestand aus. Auf das 16. bis 18. Jh entfallen 109 Titel, auf das 19. Jh 1188 Titel. Sprachlich teilt sich der Bestand wie folgt auf: Deutsch ca. 50 Prozent, Englisch ca. 38 Prozent, Französisch ca. 9 Prozent, der Rest in sonstigen Sprachen.

2.2 Systematisch gliedert sich der Bestand in wissenschaftlich relevante Literatur zur parapsychologischen Forschung unter Einschluß ihrer Kritik (insgesamt 1720 Titel), darunter naturgemäß nur wenige Titel Altbestand (38), sowie in die zahlreicher vertretene Literatur zum frühen Okkultismus und populären Spiritismus oder Spiritualismus (insgesamt 4149 Titel, davon 256 vor 1900). Ebenfalls breiter vertreten sind Werke zur frühen Psychologie, Tiefenpsychologie und Psychotherapie, mit Akzent auf Träumen, Hypnose und Suggestion einschließlich Mesmerismus und Magnetismus (insgesamt 2881 Titel, davon 256 Titel vor 1900). Weitere Sachgruppen umfassen die Geheimlehren (insgesamt 2480 Titel, davon 64 vor 1900), Theosophie und Anthroposophie, Astrologie und Chirologie (insgesamt 4183 Titel, davon 30 vor 1900).

2.3 Eine 1987 veröffentlichte Spezialbibliographie führt 549 Zeitschriften und zeitschriftenartige Reihen auf, von denen 333 Unikate sind. Sprachlich entfallen auf Deutsch 235 Titel (43 Prozent), Englisch 219 (40 Prozent), Französisch 53 (10 Prozent), Italienisch 23 (4 Prozent), Spanisch 13 (2 Prozent), restliche Sprachen 13 Titel. 38 Zeitschriften (ca. 7 Prozent) gehören zum historischen Bestand, insbesondere fallen darunter Zeitschriften zum " animalen" Magnetismus und Mesmerismus (zum Beispiel Archiv für den thierischen Magnetismus, Blätter aus Prevorst, Magikon, Archiv für Magnetismus) und zur frühen Parapsychologie (z. B. Psychische Studien, Sphinx).

2.4 Besondere Erwähnung verdient die Moser-Bibliothek, die aus 1469 Monographien (neben 124 Zeitschriftenbänden) besteht, von denen 499 (34 Prozent) zum historischen Bestand gehören. Als Schwerpunkte sind die Bestände zum Magnetismus und Mesmerismus (unter Berücksichtigung diverser Od- und Fluidallehren) mit 206 Titeln sowie zum Spiritualismus und Okkultismus (360 Titel) hervorzuheben.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog [Zettelkatalog nach RAK-WB]

Systematischer Katalog [Zettelkatalog nach hauseigener Grobsystematik]

Die Bestände sind im Freiburger Gesamtkatalog und im Zentralkatalog Baden-Württemberg sowie im Freiburger Zeitschriftenverzeichnis und in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen. Sowohl die laufenden Neuerwerbungen als auch die Altbestände werden z. Z. im Südwestdeutschen Bibliotheksverbund (SWB) in maschinenlesbarer Form erfaßt.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Bauer, Eberhard: Okkulte und parapsychologische Literatur im Spiegel der Fanny Moser-Bibliothek. In: Librarium 20 (1977) S. 208-266

Bauer, Eberhard: Ein noch nicht publizierter Brief Sigmund Freuds an Fanny Moser über Okkultismus und Mesmerismus. In: Freiburger Universitätsblätter 25 (1986) Heft 93, S. 93-110

Bauer, Eberhard; Lucadou, Walter von: Parapsychologie in Freiburg - Versuch einer Bestandsaufnahme. In: Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 29 (1987) S. 241-282

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Bauer, Eberhard (Hrsg.): Bibliographie der Zeitschriftenliteratur der Spezialbibliothek `Parapsychologie/Grenzgebiete der Psychologie'. In: Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 29 (1987) S. 113-240

Stand: November 1990

Eberhard Bauer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.