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Bibliothek des Zisterzienserstiftes

Adresse. Stift Rein, 8103 Rein [Karte]
Telefon. (03124) 51 621-32

Unterhaltsträger. Zisterzienserstift Rein
Funktion. Stiftsbibliothek vornehmlich für die Konventmitglieder.
Sammelgebiete. Theologie, Geschichte, Geographie, Naturwissenschaften, altklassische Literatur und Philosophie.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Benützung nach Vereinbarung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benützer. Bahnverbindung ab Graz-Hauptbahnhof bis Station Gratwein/Gratkorn, von dort ca. 3 km zum Stift; Busverbindung zum Stift (direkt) ab Graz-Lendplatz. - A 9, Abfahrt Gratkorn, von dort 6 km bis zum Stift.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Zisterzienserstift Rein wurde vom steirischen Markgrafen Leopold I. dem Starken 1129 gegründet und von den Mönchen des Stiftes Ebrach (entstanden 1127) besiedelt. Ob die fränkischen Mönche in ihre neue Heimat auch Bücher - etwa für den liturgischen Gebrauch - mitgebracht haben, läßt sich heute nicht mehr feststellen. Allerdings muß Bücherbesitz schon in der Gründungszeit angenommen werden, da die Benediktinerregel, welche auch für die Zisterzienser gilt, zu gemeinsamem Gebet und Lesungen bei Tisch verpflichtet.

1.2 Aufbewahrungsort für die Bücher war das sogenannte Armarium, die geistige Waffenkammer, ein eigener Raum, dessen Spuren am heutigen Kreuzgang freigelegt worden sind. Im Inventar von 1568 - gleichzeitig auch das älteste erhaltene Reiner Bücherverzeichnis (s. u. 3.2 und 4, Weis) - wird schon von einer Bibliotheca inferior (vielleicht mit dem ursprünglichen Armarium gleichzusetzen) und einer Bibliotheca superior berichtet. Unter Abt Bernhard (reg. 1265-1281/1282) wurde - nach einem Totenbuch von 1395 - ein Abthaus errichtet, in dem auch eine Schreibstube und eine Bibliothek (wohl eine Abtbibliothek) untergebracht waren.

1.3 In der ersten Hälfte des 16. Jhs, der Krisenzeit des Stiftes - nicht zuletzt eine Auswirkung der Reformation -, dürfte die Bibliothek vernachlässigt worden sein. Erst 1568 wurde der schon genannte Katalog ausgearbeitet. Er verzeichnet außer 30 Pergamentbänden für den Gebrauch im Chor 587 Buchtitel (mit recht vagen Angaben), von denen viele im Katalog von 1656 (s. u. 3.2) nicht mehr aufscheinen. Die im Zusammenhang mit dem Umbau um 1612 genannte Bibliotheca superior befand sich über der alten Sakristei (heute Winterkirche) und hatte zehn cathedrae. Diese alte Pultbibliothek blieb bis 1739 an ihrem Ort. Als das Stift barockisiert wurde, erhielt die Bibliothek (nach 1763) neue Räume, die sie auch heute noch beherbergen.

1.4 Der Bestand wurde besonders im 18. Jh stark erweitert: 1759 erwarb Abt Marian Pittreich rund 1300 Werke der sogenannten Grazer Hofbibliothek (Bibliothek Erzherzog Ferdinands, ab 1619 Kaiser Ferdinand II.). Kostbarkeiten der Reiner Bibliothek, darunter ein koloriertes Pergamentexemplar des Theuerdank (1517), 20 Inkunabeln sowie 47 Hss. des 16. und frühen 17. Jhs, stammen aus diesem Ankauf.

1.5 Die Bibliotheksbestände lassen auf eine intensive wissenschaftliche Arbeit der Stiftsangehörigen schließen. Viele Werke wurden unter den Äbten Ludwig Crophius (reg. 1823-1861) und Vinzenz Knödl (reg. 1861-1890) angeschafft. Die Bibliothekare Alexander Grillwitzer und Anton Weis sorgten für die planmäßige Bestandserweiterung. 1878 vermachte die Witwe des Diplomaten Freiherr Josef von Werner dessen Büchersammlung dem Stift (s. u. 2.27). Bedeutende Bestände, vor allem zum Kirchenrecht, kamen aus der Bibliothek des Universitätsprofessors Rudolf von Scherer (1918). 1919 schenkte Alexander von Westerholt den Zisterziensern seine Bücherschätze, und zwar Werke zur Geschichte Norddeutschlands, zur Genealogie und Militaria. Zisterzienserstift

1.6 Aus finanziellen Gründen war eine planmäßige Erweiterung der Bibliothek im 20. Jh nicht mehr möglich. Neuerwerbungen stammen aus Spenden bzw. Nachlässen, vornehmlich von Konventmitgliedern. Wirtschaftliche Notsituationen (besonders im Jahr 1932) zwangen das Stift zur Veräußerung von Büchern. Im Zweiten Weltkrieg mußten die Bibliotheksräume ein volkskundliches Institut aufnehmen. Das Hochwasser vom August 1975, welches zwischenzeitlich ausgelagerte Bücher wegschwemmte, führte ebenfalls zu Verlusten.

1.7 Ab 1975 machte der Zustand der Bausubstanz durchgreifende Restaurierungsmaßnahmen notwendig. Diese Arbeiten wurden bis zum Jubiläumsjahr 1979 durchgeführt, die Restaurierung des Schausaals fand in den Jahren 1979 bis 1984 statt. Die Neuordnung der provisorisch eingelagerten Bestände erfolgte seit 1985, wobei die Neuzugänge (seit 1918) erst aufgenommen werden müssen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Stiftsbibliothek umfaßt rund 90.000 Einheiten (Bände, Broschüren, Zeitschriftenbände, auch Einzelblätter wie Landkarten etc.). Davon sind ca. 27.500 Titel bis 1900 erschienen, darunter 153 Inkunabeln. Aus dem frühen 16. Jh (bis 1520) stammen 137 Werke. Materieller Wohlstand und kulturelle Blüte des Stiftes (Grundherrschaft bis 1848) sind an der großen Zahl von Werken des 18. Jhs und besonders des 19. Jhs ersichtlich. Der Bestand an Drucken des 17. Jhs ist etwas geringer. Die Zahlenangaben basieren auf einer Titelzählung anhand der Kataloge.

2.2 Die Verteilung nach Sprachen ergibt sich konsequent aus der Struktur des Bestandes. In älteren Werken - besonders der theologischen Fachrichtungen - überwiegt das Lateinische. Die Bibliothek verfügt über nur 6 Inkunabeln in deutscher Sprache. Der reiche Bestand an Büchern des 19. Jhs ist vorwiegend deutschsprachig. Im Bereich Ausländische Literatur liegen die Texte großteils in den Originalsprachen vor.

Systematische Übersicht

2.3 Das historische Buchgut ist sowohl im theologischen wie auch im profanwissenschaftlichen Bereich sehr ausgewogen. Der Inkunabelbestand wird vom theologischen (exegetischen, homiletischen, kanonistischen) Bereich dominiert. Die Bestände des 16. Jhs sind in den theologischen Disziplinen, in den Bereichen Griechische und Römische Literatur, Jus (248 Titel in 328 Bdn) und Philosophie (79 Titel) gut vertreten. Naturgemäß bildeten sich Bestandsschwerpunkte aus praktischen Erfordernissen (z. B. im Bereich Pastoraltheologie und hier besonders in der Homiletik, Ordensgeschichte etc.), aber auch aus wissenschaftlichen Interessen von Konventmitgliedern - deutlich ablesbar am großen Bestand zur Geschichte samt Hilfswissenschaften und an ornithologischer und numismatischer Literatur.

Theologische Fachbereiche

2.4 Die Gruppe Allgemeine Theologie weist 350 Titel auf, darunter 107 Inkunabeln (davon 13 Adligate) und 66 Frühdrucke bis 1520. Zur Aszetik - Betrachtung, Meditation, Mystik, Andacht - sind 1384 Werke in 1682 Bdn verzeichnet; der hohe Anteil an Duodezbänden (542 Werke in 549 Bdn) ist auf die zahlreichen Andachtsbücher zurückzuführen.

2.5 Bibelausgaben und Bibelwissenschaft sind mit 949 Titeln vertreten. Unter den 136 Bibeln (196 Bde) finden sich 3 Inkunabeln: 2 lateinische Ausgaben (Venedig 1480 und 1487) und eine deutsche (Augsburg, ca. 1475); von der neunten deutschen Bibel (Nürnberg 1483) ist nur der zweite Band vorhanden. 39 Ausgaben stammen aus dem 16. Jh, darunter 11 Foliobibeln (u. a. Übersetzungen von Eck, Dietenberger, Luther). Bibeltexte liegen auch in hebräischer, syrischer und rätoromanischer Sprache vor. Von den 809 exegetischen Werken stammen 86 aus dem 16. Jh, 100 (138 Bde) aus dem 17.Jh, 104 (221 Bde) aus dem 18. Jh und 519 (778 Bde) aus dem 19. Jh.

2.6 Zu Dogmatik und Moraltheologie sind 1599 Titel in 2085 Bdn vorhanden, die sich auf das 16. bis 19. Jh verteilen. Das Kanonische Recht ist mit 1724 Titeln vertreten, darunter 12 Inkunabeln (3 Bde) und 14 Frühdrucke (bis 1520). Es finden sich u. a. Bartholomaeus Brixiensis' Casus decretorum (Basel 1489), das Decretum Gratiani (Nürnberg 1493 und Venedig 1496), die Decretalen Gregors IX. (Venedig 1479 und 1498), der Modus legendi abbreviaturas (Straßburg 1488 und Nürnberg 1494) und die Lectura super Decretalium des Nicolaus Panormitanus (de Tudeschis) (Venedig 1485 und 1493). Ein großer Teil der kirchenrechtlichen Werke stammt aus dem 19. Jh und aus der Spende (1914/1915) des Universitätsprofessors Rudolf von Scherer.

2.7 Umfangreich ist mit 3246 Titeln (4498 Bde) der Bestand zur Kirchengeschichte. Dies führte schon im 19. Jh zu einer Untergliederung in Kirchengeschichte (Historia Ecclesiastica, 1616 Werke in 2471 Bdn), Kirchengeschichte der Heiligen (Legenden, Reliquienberichte, Vitae etc; 419 Werke in 626 Bdn) und Geschichte der Geistlichen Orden (1211 Werke in 1401 Bdn).

2.8 654 Titel sind zu Liturgik und Liturgie zu finden, darunter ein Missale Dominicanum (Venedig 1500). An Frühdrucken gibt es u. a. ein Breviarium Frisingense (1516), ein Breviarium Dominicanum (o. J.), ein Missale Cisterciense (1512), ein Missale Romanum (1512) und ein Missale Salisburgense (1506). Die übrigen 645 Werke entfallen auf den Zeitraum 1521 bis 1899. Dazu kommen etwa 200 Neuaufnahmen, darunter - als eigene Abteilung - die verschiedenen Directoria divini officii, von denen jene, die speziell für das Stift Rein gedruckt wurden, Unikate darstellen.

2.9 Zur Pastoraltheologie, die auch die Gebiete Katechetik und Homiletik einschließt, gibt es 2161 Werke in 2984 Bdn. Kirchenväter und Theologen (Patrologie und Patristik) sind mit 428 Titeln in 1381 Bdn vertreten.

Profanwissenschaftliche Fachbereiche

2.10 In der Abteilung Allgemeine und vermischte Werke gibt es 64 Titel (404 Bde): 14 (18 Bde) aus dem 16. Jh, 20 (45 Bde) aus dem 17. Jh, 8 (113 Bde) aus dem 18. Jh und 21 (228 Bde) aus dem 19. Jh. Aus dem 18. und 19. Jh sind viele Konversationslexika (u. a. Hübner, Brockhaus) vorhanden. Erwähnung verdient das Speculum quadruplex des Vinzenz von Beauvais (Straßburg 1476; dem Exemplar fehlt das Speculum historiale).

2.11 Zur Gruppe Ausländische Literatur finden sich 545 Titel (1055 Bde), von denen 5 auf das 16. Jh, 3 auf das 17. Jh und 32 auf das 18. Jh tfallen. Der große Rest stammt aus dem 19. Jh. 855 Titel (3154 Bde), darunter viele Gesamtausgaben, gibt es zur Deutschen Literatur. Dabei handelt es sich vornehmlich um Drucke des 19. Jhs, aber auch Titel des 18. Jhs sind vertreten. Der Bestand zur Bibliotheks- und Archivwissenschaft umfaßt 60 Titel in 73 Bdn, größtenteils aus dem 19. Jh.

2.12 Zu Geographie und Reisen liegen 927 Titel (1395 Bde) vor. Der Bereich wurde schon im 19. Jh in zwei Abteilungen gegliedert, nämlich in Erd- und Länderkunde und Reisen, Ethnographie und Völkerkunde. Zur Geographie sind 457 Titel (708 Bde) vorhanden. Die Gruppe Reisen setzt sich aus 470 Titeln in 687 Bdn zusammen. Vor allem bei Atlanten, Topographien und alten Reisebeschreibungen (besonders bei illustrierten Werken) gab es große Verluste, die wohl aus den Notverkäufen im Jahr 1932 resultieren.

2.13 2821 Titel (5646 Bde) gibt es zur Geschichte, darunter 2 Inkunabeln (Chronik des Hartmann Schedel, Nürnberg 1493, und die Erstausgabe der Enneades des Sabellicus, Venedig 1498-1504) und 3 Frühdrucke. Der große Bestand an Büchern zu den historischen Disziplinen führte schon vor über hundert Jahren zur Untergliederung in sechs Gruppen: Zur Geschichte allgemein (Weltgeschichte) sind aus der Zeit 1520 bis 1899 176 Titel in 838 Bdn vorhanden, zur Geschichte Deutschlands (inklusive Schweiz) 309 Titel in 631 Bdn. Auf die historischen Hilfswissenschaften (Numismatik, Heraldik, Sphragistik, Diplomatik, Chronologie, Genealogie, aber auch Kulturgeschichte und Altertumskunde) entfallen 863 Drucke (1458 Bde); gesondert aufgestellt innerhalb dieses Bereichs sind die genealogischen Werke aus dem Nachlaß Alexander von Westerholts (s. o. 1.5). Zur Geschichte Österreichs (bzw. der Habsburgermonarchie) gibt es 540 Werke (960 Bde, größtenteils aus dem 19. Jh), zur Geschichte der Staaten 543 (953 Bde) und zur Geschichte der Kriege bzw. zu anderen historischen Themen 390 (797 Bde).

2.14 Der Bestand zur Rechtswissenschaft (877 Titel) enthält u. a. das Repertorium Iuris des Johannes Calderinus (Basel 1474), 4 Ausgaben zu den Justinianischen Gesetzestexten (Rom 1476, Nürnberg 1482, 1483, 1488) und das Repertorium super ...Panormitanum des Alonzo Díaz de Montalvo (1496). 253 Titel (328 Bde) erschienen im 16. Jh, darunter 8 Frühdrucke (bis 1520). Einen bedeutenden Anteil am Bestand aus dem 16. Jh haben die Werke aus der ehemaligen Grazer Hofbibliothek. 75 Titel (77 Bde) liegen aus dem 17. Jh vor, 205 (311 Bde) aus dem 18. Jh und 335 (614 Bde) aus dem 19. Jh. Unter 609 Titeln (697 Bde, großteils aus dem 19. Jh) zu den Staatswissenschaften finden sich u. a. Texte von Friedensverträgen.

2.15 Die Literaturwissenschaft betreffen 823 Titel in 1083 Bdn (16. bis 19. Jh), darunter der bibliographische Apparat der Bibliothek, der neben Conrad Gesners Bibliotheca (Zürich 1583) u. a. die Bibliographien der Benediktiner und Jesuiten enthält.

2.16 Von 412 Titeln in 565 Bdn zu Mathematik, Physik, Astronomie und Militärwissenschaft stammen 32 aus dem 16. Jh, 29 aus dem 17. Jh, 101 aus dem 18. Jh und 250 aus dem 19. Jh. Nicht miteingerechnet sind die etwa 280 Militaria aus dem Westerholt-Nachlaß. Wichtige Werke, vor allem frühe Drucke zur Astronomie, wurden 1932 veräußert.

2.17 429 Titel zur Medizin verteilen sich auf 96 aus dem 16. Jh, darunter 3 Frühdrucke (Alexander Benedetti, Galen, Tommaso del Garbo), 31 (31 Bde) aus dem 17. Jh, 40 (41 Bde) aus dem 18. Jh und 262 (291 Bde) aus dem 19. Jh.

2.18 Der Bestand zu den Naturwissenschaften (Botanik, Zoologie, Mineralogie, Geologie, Chemie) umfaßt 465 Titel (1053 Bde): 9 aus dem 16. Jh (darunter 5 von Conrad Gesner), 23 aus dem 17. Jh (z. B. die Erstausgabe von Basilius Beslers Hortus Eystettensis, 1613), 23 aus dem 18. Jh und 409 aus dem 19. Jh. Hinzu kommt eine Inkunabel, Bartholomäus von Granvillas De proprietatibus rerum (Nürnberg: Koberger 1483).

2.19 430 Titel (854 Bde), ursprünglich unter dem Begriff Oeconomie zusammengefaßt, gehören zu den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau, Jagd und Veterinärmedizin. Von 9 Titeln aus dem 16. Jh ist R. Bartholomaeus Platinas De honesta voluptate (Straßburg 1517) der älteste. Aus dem 17. Jh liegen 5 Titel vor, aus dem 18. Jh 65 (213 Bde, unter Einbeziehung von 128 Bdn der Krünitz-Enzyklopädie, 1787-1821) und aus dem 19. Jh 351 (627 Bde). 2.12

2.20 Der Bereich Klassische Philologie (274 Titel) schließt auch Werke zu Altertumskunde und Archäologie mit ein. Neben einer Inkunabel (Historia Romana des Flavius Blondus, Venedig 1483) gibt es 2 Frühdrucke, 35 Titel (36 Bde) aus dem Zeitraum 1521 bis 1600, 22 (31 Bde) aus dem 17. Jh, 24 (31 Bde) aus dem 18. Jh und 190 (312 Bde) aus dem 19. Jh.

2.21 Der Bestand zur Philosophie (678 Titel in 872 Bdn) setzt sich zusammen aus 2 Inkunabeln - eine lateinische Aristoteles-Ausgabe (Venedig 1483) und ein Aristoteles-Kommentar des Petrus Tartaretus (Lyon 1500) -, 2 Frühdrucken (aristotelische Philosophie), 76 Titeln (76 Bdn) aus dem Zeitraum 1521 bis 1600, 40 (40 Bdn) aus dem 17. Jh, 106 (162 Bdn) aus dem 18. Jh und 452 (590 Bdn) aus dem 19. Jh.

2.22 Die mit 642 Titeln vertretene Gruppe Römische (lateinische) Literatur besteht aus 4 Inkunabeln (u. a. Sebastian Brants Navicula, Basel 1497), 17 Frühdrucken, 173 Titeln des Zeitraums 1521 bis 1600, 128 (162 Bdn) des 17. Jhs, 142 (230 Bdn) des 18. Jhs und 178 (229 Bdn) des 19. Jhs. Die Abteilung Griechische Literatur (samt Übersetzungen) zählt 294 Titel. Erwähnenswert ist eine lateinische Herodot-Ausgabe (Herodoti Halicarnasei Libri Novem, Venedig 1494).

2.23 Zu den Schönen Wissenschaften liegen 847 Titel (1057 Bde) vor, die sich auf Kunstgeschichte, Musik, Rhetorik sowie Briefsteller und Literatur zu Spielen (z. B. Schach) verteilen. Der ältere Bestand hat große Verluste erlitten; so fehlt z. B. Dürers Proportionslehre von 1528. 39 Titel (32 Bde) sind im 16. Jh erschienen, 42 (42 Bde) im 17. Jh, 27 (31 Bde) im 18. Jh und 739 (943 Bde) im 19. Jh.

2.24 691 Titel (878 Bde) behandeln Schrift- und Sprachenkunde. Neben Literatur zu lebenden Fremdsprachen finden sich Grammatiken, Lehrbücher und Wörterbücher des Lateinischen (Calepinus, Nizolius, Frisius), Griechischen und Hebräischen. 370 Titel (447 Bde, 17. bis 19. Jh) gibt es zu Unterricht und Erziehung, 83 sind Josefinica.

2.25 Die vorwiegend im 19. Jh gedruckten Volks- und Jugendschriften (884 Titel in 1309 Bdn) enthalten ein größeres Konvolut an volkstümlicher Erbauungsliteratur. Eine Untergruppe bilden die Kalender (ca. 6 Laufmeter). Die alten Schreibkalender (mit handschriftlichen Eintragungen) sind dem Stiftsarchiv einverleibt. Der übrige Kalenderbestand verteilt sich auf 3 Bde aus dem 18. Jh und 79 Nummern (390 Bde) aus dem 19. Jh.

2.26 Rund 510 Periodikatitel (19. Jh, einige aus dem 18. Jh) betreffen vor allem die theologischen Fachgebiete, außerdem die Geschichte (besonders Geschichte Österreichs) und die Geographie. Wichtige Zeitschriften stammen aus dem Werner-Nachlaß (s. u. 2.27).

Sondersammlung

2.27 Werner-Nachlaß. Die Bibliothek des Freiherrn Josef von Werner kam 1878 an die Stiftsbibliothek und ist gemäß der Verfügung seiner Witwe geschlossen aufgestellt. Aus Platzgründen davon ausgenommen sind einige Zeitschriftenreihen, Gesamtausgaben und Nachschlagewerke. Der Schwerpunkt liegt bei der Geschichte mit 1775 Bdn; davon entfallen 550 Bde auf die Geschichte der Staaten - einen größeren Bestandskomplex bildet die Geschichte Frankreichs -, 530 auf die Geschichte Österreichs bzw. der Habsburgermonarchie, 350 auf die Geschichte Deutschlands und der Schweiz, 250 auf Allgemeine Geschichte, 50 auf die historischen Hilfswissenschaften und 45 auf die Geschichte der Kriege bzw. andere historische Themen. Weiters finden sich 850 Bde Ausländische Literatur, 680 zu Geographie und Reisen, 630 zur Deutschen Literatur, 390 zu den Staatswissenschaften, 240 zur Literaturwissenschaft, 180 an Römischer (lateinischer) Literatur, 150 zur Philosophie, 100 an Griechischer Literatur, 83 zu Unterricht und Erziehung sowie 13 Bde Josefinica und einige Zeitschriften. Die Theologie ist mit 370 Bdn zur Kirchengeschichte, 60 zur Pastoraltheologie und 40 zu Dogmatik und Moral vertreten.

3.KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Autoren- und Sachtitelkatalog

Systematischer Katalog

[beide in Zettelform, nach hauseigenen Regeln]

Numeri-currentes-Katalog

[3 Bde, verzeichnen Nummern 1 bis 29.604 (letzte Eintragung 1938); wird seit 1990 fortgesetzt, mit März 1996 bei Nr. 44.900 angelangt]

3.2 Historische allgemeine Kataloge

Inventar von 1568

Catalogus Librorum in Bibliotheca venerabilis Conventus Runensis contentorum. 1656

[Ms. 199 in Folio; systematischer Katalog mit alphabetischem Autorenregister]

Catalogus Sistematicus Bibliothecae Runensis concinnatus ...anno 1841 per Alexandrum Grillwitzer

[Tomus I: Complectens universam theologiam. Tomus II: Complectens scientiam Medicam, Iurisprudentiam, Philosophiam, Philologiam et Aestheticam. Tomus III: Complectens Historiam cum disciplinis subsidiariis, Physicam, Mathesim, Hist. Naturalem, Technologiam et opuscula diversi generis]

Systematischer Katalog

[in Heftform, bis ca. 1918 geführt, lückenhaft]

Stichwortkatalog

[bis ca. 1918 geführt; verweist auf Olim-Signaturen]

3.3 Historische Sonderkataloge

Catalogus monumentorum artis typographicae in bibliotheca rev. monasterii Runensis extantium (usque ad 1520)

[Großfolioband, wurde 1843 von Joseph Diemer angelegt und im folgenden von Anton Weis ergänzt]

Büchersammlung ...des ...Herrn Josef Reichsfreiherrn von Werner ...im Jahre 1878 dem Stifte Reun als Geschenk überlassen

[Folioband, 530 S.; verzeichnet 3968 Werke in 7086 Bdn]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Grill, Leopold: Reportage über den einstigen romanischen Kreuzgang in Rein. In: Marienbote des Stiftes Rein 9 (1950) Heft 2, S. 17-20

Menhardt, Hermann: Zur Bibliotheksreise des Wolfgang Lazius. In: Josef Stummvoll; Rudolf Fiedler (Hrsg.): Geschichte der Österreichischen Nationalbibliothek. Bd 1. Wien 1968, S. 62-67

Müller, Norbert: Bibliothek - ein teures Hobby? In: Unser schönes Rein 7 (1982) S. 16 f.

Pater, H.: Baugeschichte des Stiftes Rein (Diss., Graz 1925, mschr.)

Weis, Anton: Die Bibliothek des Zisterzienser-Stiftes Reun in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In: Beiträge zur Erforschung steirischer Geschichte XXXV, N.F. III (1906) S. 247-279 [enthält u. a. das Inventar von 1568]

Holter, Kurt: Spätgotik in Salzburg. Ausstellungskatalog. Salzburg 1972 [passim]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Holter, Kurt: Verzierte Wiener Bucheinbände der Spätgotik und Frührenaissance. Wien 1977 (Codices manuscripti, Sonderheft) [enthält auch Beschreibungen von Inkunabeln der Stiftsbibliothek Rein]

Holter, Kurt: Gotik in der Steiermark. Ausstellungskatalog. St. Lambrecht, Graz 1978 [passim]

Laurin, Gertraut: Blindgedruckte Einzelstempelbände des XV. und XVI. Jahrhunderts im Zisterzienserstift Rein bei Graz. In: B. Sutter (Hrsg.): Festschrift Julius Franz Schütz. Graz, Köln 1954, S. 10-30

Mairold, Maria: Die Bibliothek und ihre Kostbarkeiten. In: Paulus Rappold (Hrsg.): Stift Rein 1129-1979. 850 Jahre Kultur und Glaube. Festschrift zum Jubiläum. Rein 1979, S. 524-538

Stand: April 1996

Walter Steinmetz


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.