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Bibliothek der Jüdischen Gemeinde zu Berlin

Adresse. Fasanenstraße 79-80, 10623 Berlin [Karte]
Telefon. (030) 88 42 03 35

Unterhaltsträger. Jüdische Gemeinde zu Berlin
Funktion. Spezialbibliothek für die Jüdische Gemeinde zu Berlin.
Sammelgebiete. Jüdische Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, insbesondere deutsch-jüdische und europäisch-jüdische Geschichte; Jiddische Literatur; Geschichte des Staates Israel; Arabische Welt; Zeitgeschichte, insbesondere Weimarer Republik und NS-Zeit; antisemitische Literatur.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 11-20 Uhr, Freitag 11-15 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Reader-Printer.
Gedruckte Informationen. Hinweise zu den Sammelgebieten.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung erwünscht. Ca. 5 Minuten Fußweg vom Bahnhof Zoologischer Garten. Parkplätze vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Zuge des starken Anwachsens der jüdischen Bevölkerung in Berlin wurde im Jahre 1902 eine Gemeindebibliothek eröffnet. Sie sollte im Unterschied zu den seit den siebziger Jahren des 19. Jhs bestehenden Bibliotheken der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und des Rabbinerseminars das Bedürfnis der Laien wie das der Gelehrten und Studierenden berücksichtigen. Ihre Besonderheit war ein Leseraum mit Handbibliothek. Bei der Eröffnung am 3. Februar 1902 besaß die Bibliothek 5038 Bde, im September 1905 bereits über 10.850 Bde. Ihr Bestand setzte sich u. a. aus Schenkungen von Rabbinern zusammen und umfaßte auch eine große Abteilung Belletristik. Im Jahre 1939 war die Bibliothek mit sechs Zweigbibliotheken auf über 70.000 Bde angewachsen und genoß Weltruf. Der Mord an den europäischen Juden in den folgenden Jahren führte zur vollständigen Vernichtung dieser Bibliothek und ihres Katalogs. Im Bestand befanden sich zahlreiche sehr wertvolle ältere Bücher, deren Verlust unersetzbar ist, z. B. die Landshut-Neumannsche Sammlung zur Geschichte der Berliner jüdischen Gemeinde. Es handelte sich hierbei um die Bibliothek des Historikers und Literaturwissenschaftlers Elieser (Leiser) Ben Meir Landshut (1817-1887), die zuvor teilweise in den Besitz des Arztes Dr. S. Neumann übergegangen war.

1.2 Mit dem Wiederaufbau des jüdischen Gemeindehauses im Jahre 1959 wurde auch die Bibliothek neu errichtet. Den Grundstock bildete die Sammlung von Albert Wolf (1841-1907) aus Dresden. Seit 1964 wird die Bibliothek systematisch ausgebaut und umfaßt heute wieder ca. 60.000 Bde. Ihr historischer Bestand ist allerdings nicht sehr umfangreich. Er kam zunächst überwiegend durch Schenkungen, nach 1964 durch Ankäufe zustande. 1976 wurde die Bibliothek der Familie Siegfried Baruch (1911-1973) in den Bestand inkorporiert. Die Bibliothek ist teilweise magaziniert, teilweise freihand aufgestellt.

Jürgen Landeck †

1.3 Mit der Vereinigung der Jüdischen Gemeinde am 1. Januar 1991 ist die Bibliothek in der Oranienburger Straße 29 als eine Zweigstelle in die Bibliothek der Jüdischen Gemeinde zu Berlin eingegliedert worden. 1992 ist die Zweigstelle in die vollständig renovierten und die neu eingerichteten Räume der alten Bibliothek in der Oranienburger Straße 28 umgezogen. Der gut gepflegte Buchbestand der Zweigstellenbibliothek mit ca. 7000 Titeln deckt im allgemeinen die gleichen Sammelgebiete wie die Hauptstelle ab und ist zum großen Teil den Benutzern im Freihandbereich zugänglich. Der Präsenzbestand der Zweigstelle kann in einem separaten Leseraum genutzt werden.

Arcady Fried

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek umfaßt einen historischen Bestand von fast 300 Bdn bei einem Gesamtumfang von ca. 60.000 Bdn. Ca. 35 Titel stammen aus dem 16. bis 18. Jh, ca. 200 Titel aus dem 19. Jh. Die Bibliothek verfügt überwiegend über Werke in deutscher und hebräischer Sprache, wobei die Literatur des 19. Jhs fast ausschließlich in deutscher Sprache vorliegt. In geringem Umfang sind auch lateinische, russische und englische Titel im Bestand.

2.2 Der Schwerpunkt der Sammlung liegt mit ca. 100 Titeln in den Bereichen Judaistik und Jüdische Religion. Hier findet sich vor allem Literatur zum Recht, zu Riten, Predigten, Feiertagen und zur religiösen Unterweisung. Die Bibliothek verfügt über ca. 60 Bibeln, Gebetbücher und Bibelkommentare überwiegend in hebräischer Sprache. Die Talmud-Widerlegung des getauften Juden Gersson aus dem Jahre 1659 sowie eine lateinische Bibliographie jüdischen Schrifttums aus dem 18. Jh gehören zu den bemerkenswerten Titeln der Bibliothek. Die Sammlung der Familie Baruch enthält zudem Titel aus angrenzenden Gebieten, wie z. B. zur Geschichte der jüdischen Literatur.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach PI und RAK]

Schlagwortkatalog

[in Zettelform; nach PI und RAK]

Die Bestände sind weder im Berliner Gesamtkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

Für die Zeit nach 1905 liegen Jahresberichte des damaligen Bibliothekars Moritz Stern vor.

Stand: März 1995

Jürgen Landeck (†)


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.