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Bibliothek der Jüdischen Gemeinde zu Berlin - Zweigstelle


Adresse. Oranienburger Straße 28-29, 10117 Berlin
Telefon. (030) 2 80 12 29 oder 2 80 12 27

Unterhaltsträger. Jüdische Gemeinde zu Berlin
Funktion. Fachbibliothek für die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Judaica - Literatur zur Religion, Geschichte und Kultur der Juden von den Anfängen bis zur Gegenwart; Hebraica; Jiddische Literatur. - 2. Besondere Sammelgebiete: Geschichte der deutschen Juden, Geschichte der Juden in Berlin-Brandenburg.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). - Öffnungszeiten: Montag 10-12 Uhr und 13-18.30 Uhr, Donnerstag 10-12 Uhr und 13-16 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Gedruckte Informationen.
Benutzungsordnung. Neuerwerbungen der Bibliothek (bis September 1990).
Hinweise für anreisende Benutzer. Telefonische Anmeldung empfehlenswert. - S-Bahnverbindung (Linie S 1 oder S 2) bis Oranienburger Straße oder (Linien S 3, S 5, S 6, S 9) bis Hackescher Markt, von dort ca. 5 Minuten Fußweg; U-Bahnverbindung (Linie U 6) bis Oranienburger Tor, von dort ca. 5 Minuten Fußweg; Straßenbahnverbindung (Linie 1 oder 13) ab Hackescher Markt bis Oranienburger Straße. - Parkmöglichkeiten sehr begrenzt.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Vorgeschichte der Bibliothek ist mit der von Jürgen Landeck beschriebenen (s. Eintrag Berlin, Jüdische Gemeinde) identisch. In den Memoiren des langjährigen Leiters des Gesamtarchivs der deutschen Juden, Jacob Jacobsohn, findet sich der Hinweis, daß das Reichssippenamt seine auf Juden bezügliche Abteilung in das Gebäude Oranienburgerstraße 28 verlegte, und immer mehr Raum für sich beanspruchte, besonders nachdem die Bibliothek der Jüdischen Gemeinde im Sommer 1939 beschlagnahmt und abgeholt worden war, so daß deren Räumlichkeiten mit ihren Regalen der Abteilung des Reichssippenamtes zur Verfügung standen. Das weitere Schicksal der Bibliothek und ihrer Bestände ist nicht rekonstruierbar.

1.2 Nach der Konstituierung einer neuen Ostberliner Gemeindevertretung im Oktober 1972 wurden erste Überlegungen zur Wiederbesinnung auf kulturelle Traditionen des Gemeindehauses in der Oranienburger Straße angestellt, in deren Folge 1977 eine Bibliothek eröffnet wurde. Es fanden sich Bücher aus Nachlässen, einige Exemplare aus der ehemaligen Gemeindebibliothek und durch Kauf erworbene Titel. Sie bildeten den Grundstock der wiedererstehenden Bibliothek (Eröffnung mit 1483 Bdn). Analog den beiden selbständigen Berliner Jüdischen Gemeinden (seit Januar 1953 getrennt) entwickelte sich die Bibliothek unabhängig von der im Westteil der Stadt bereits seit 1959 existierenden Bibliothek.

1.3 Der systematische Ausbau der Bibliothek wurde durch den Umstand erschwert, daß keine Valuta zum Ankauf von Büchern zur Verfügung standen und die Bestandserweiterung im wesentlichen durch Schenkungen erfolgte. Einige Titel, die den historischen Buchbeständen zuzurechnen sind, wurden von der Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände bei der Deutschen Staatsbibliothek übergeben.

1.4 Die Vereinigung der beiden deutschen Staaten führte auch zu einer solchen der beiden Berliner Jüdischen Gemeinden (Januar 1991). Damit veränderte sich der Status der Bibliothek, die nun eine Zweigstelle der in Westberlin befindlichen Hauptbibliothek ist. Welche konzeptionellen Veränderungen sich daraus in bezug auf den weiteren Bestandsaufbau oder mögliche Standortwechsel bestimmter Literaturgruppen ergeben, ist z. Z. noch ungewiß. Der größte Teil des Bestandes ist im Freihandbereich zugänglich, die magazinierten Bestände sind in den Katalogen gekennzeichnet.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der historische Bestand umfaßt bei einem Gesamtumfang von 7343 Bdn 370 Bde. Dabei entfallen jeweils je ein Titel auf das 16. und 17. Jh, 9 auf das 18. und 345 auf das 19. Jh. Es handelt sich fast ausschließlich um deutschsprachige Literatur.

2.2 Die zahlenmäßig umfänglichsten Gruppen bilden Werke zur Religion und Geschichte. Es sind auch belletristische Werke vorhanden (35 Bde), die sämtlich im 19. Jh erschienen sind. Zudem liegen ca. 200 Titel vor, deren Einarbeitung noch nicht erfolgt ist. Es handelt sich überwiegend um Hebraica (zumeist 19. Jh). Jüdische Gemeinde zu Berlin - Zweigstelle

2.3 Die ältesten Werke sind das Dictionarium Hebraicum novum, non ex Rabbinorum commentis (1557) und eine Bibelkonkordanz von 1677. Bei der Gruppe religiöser Bücher (185 Bde) finden sich neben einer Erstausgabe des Phaedon von Moses Mendelssohn Bibelinterpretationen, jüdische Gesetzessammlungen, Gebetbücher und Predigten berühmter Rabbiner. Von großer Bedeutung für die Geschichte der Berliner Jüdischen Gemeinde sind gerettete Jahresberichte jüdischer Institutionen (z. B. Knabenschule, Lehrer-Bildungsanstalt, Rabbinerseminar, Waisenhäuser). Weiterhin existieren Dokumente zur Lokalgeschichte anderer Gemeinden.

2.4 Wichtig, aber nur unvollständig vorhanden, sind einige Zeitschriftenbände der Allgemeinen Zeitung des Judentums (ab 1842), die Jüdische Zeitschrift für Wissenschaft und Leben (1863) und die Zeitschrift für die Wissenschaft des Judentums (1823). Hss. sind bis auf ein Register über die Beglaubigung der unter den Juden vorkommenden Geburts-, Heirats- und Sterbefälle für das Königliche Stadtgericht zu Oderberg (1847) nicht vorhanden.

2.5 Den besonderen Wert der Sammlung begründen nicht nur die Reste verlorener historischer Bestände, sondern auch Publikationen jüdischer Institutionen aus den dreißiger Jahren des 20. Jhs (z. B. Führer durch die Jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege, Jüdisches Adreßbuch, jüdische Kinderbücher, Publikationen jüdischer Verlage vor ihrer Liquidierung). Sie sind heute wahrscheinlich zum großen Teil Unikate.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog [nach RAK]

Systematischer Katalog [nach RAK]

Schlagwortkatalog für: 1. Regional- und Lokalgeschichte [bezogen auf Deutschland, alphabetisch nach Orten] 2. Jüdische Persönlichkeiten [alphabetisch nach dem Namen des Biographierten] 3. Konzentrations- und Arbeitslager, Ghetti

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Stern, Moritz: Bibliothek der jüdischen Gemeinde zu Berlin: Bericht über die Begründung der Bibliothek und die drei ersten Jahre ihres Bestehens 3. Februar 1902 bis 31. März 1905. Berlin 1906

Stern, Moritz: Die Bibliothek der Jüdischen Gemeinde. In: Gemeindeblatt der Jüdischen Gemeinde zu Berlin (1925) S. 252

Bibliotheksjubiläum. In: Gemeindeblatt der Jüdischen Gemeinde zu Berlin (1927) S. 57

Kirchner, Renate: Eröffnung einer jüdischen Bibliothek in Berlin. In: Nachrichtenblatt der Jüdischen Gemeinde von Berlin und des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in der DDR (März 1978) S. 16-18

Kirchner, Renate: Zehn Jahre Bibliotheca Judaica. In: Nachrichtenblatt des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in der DDR (März 1988) S. 23-24

Kirchner, Renate: Bibliotheca Judaica 1977-1988: Beginn - Verlauf - Bilanz. In: der bibliothekar 42 (1988) Heft 12, S. 521-524

Stand: März 1995

Renate Kirchner


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.