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Právnická fakulta - knihovna

Juristische Fakultät - Bibliothek


Adresse. Nám. Curieových 7, 116 40 Praha 1 - Staré Mesto
Telefon. (02) 2 31 13 74 (Direktion), 2 10 05 219 (Information), 2 10 05 215 (Dienstleistungen)
Telefax. (02) 2 31 13 74
e-mail. [knihovna@ius.prf.cuni.cz]
Internet. http://www.prf.cuni.cz/knihovna
Bibliothekssigel. < ABD 003>

Unterhaltsträger. Univerzita Karlova v Praze [Karls-Universität in Prag]
Funktion. Fakultätsbibliothek.
Sammelgebiete. Recht, Ökonomie, Politologie.

Benutzungsmöglichkeiten.

 Präsenzbibliothek
 mit Ausleihmöglichkeit für Fakultätsmitglieder.
- Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 9-20 Uhr. - Leihverkehr: nationaler Leihverkehr und internat. Leihverkehr über die Nationalbibliothek.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte und Kopierstelle, Computer-Arbeitsplätze mit Online-Recherchemöglichkeiten (Datenbanken ASPI, JURIX, JURISYS, CELEX, LEGSYS und IFLP) und Internet-Zugang.
Gedruckte Informationen. Knihovna Právnické fakulty Univerzity Karlovy [Bibliothek der Juristischen Fakultät der Karls-Universität]. [Faltblatt in tschechischer Sprache].
Hinweise für anreisende Benutzer. Vom Hauptbahnhof U-Bahnverbindung (Metrolinie C) bis Station Muzeum, umsteigen (Metrolinie A) in Richtung Dejvická bis Station Staromestská (Fußwegnähe ca. 300 m). Oder Straßenbahnverbindung (Linie 17) bis Haltestelle Právnická fakulta. - Parkmöglichkeiten in der Tiefgarage am Platz Námestí Jana Palacha (Fußwegnähe ca. 300 m).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Bibliothek ist eng mit der Geschichte der Juristischen Fakultät verbunden, jedoch aus Mangel an Quellen schwer zu beschreiben. Die Gründung der Juristischen Fakultät geht auf das Entstehungsjahr der Karls-Universität 1348 zurück. Damals erhielt die Universität von ihrem Begründer Kaiser Karl IV. eine Schenkung von zunächst 35 und im Jahre 1370 von weiteren 114 Handschriften. 1372 gründeten die Juristen eine eigene Universität und machten sich als zweite Universitätsgemeinschaft selbständig. Bis zum Ende des 14. Jhs absolvierten hier 200 Studenten ihr Studium. Das Jahr 1417 bedeutete das Ende dieser Institution. Zu ihrer Erneuerung kam es erst nach 1620. Das Schicksal der Bibliothek in diesen zwei Jahrhunderten ist bis heute unklar.

1.2 Nach der Niederlage der böhmischen Stände in der Schlacht auf dem Weißen Berg kehrten die Jesuiten 1622 aus der Verbannung nach Prag zurück und übernahmen die Universität. Nach 1623 wurden erneut juristische und medizinische Vorlesungen abgehalten. In der Zeit des feudal-absolutistischen Staates nahm die Juristische Fakultät an der Universität einen bedeutenden Platz ein. Die Reformen der Aufklärung im 18. Jh intensivierten die Bedeutung des Rechtsstudiums. In die Jahre von 1714 bis 1718 fällt die barocke Rekonstruktion des Karolinums (Sitz der weltlichen Fakultäten), bei dem eine öffentliche Bibliothek eingerichtet wurde. Das mittelalterliche Kollegium war räumlich begrenzt und eigentlich nicht einmal für eine weltliche Fakultät zureichend, umso weniger für die Bibliothek, deren Bestände stetig anwuchsen. 1752 wurden daher zwei neue Häuser in der Celetná-Straße gekauft, und 1768 baute Antonín Hafenecker den Ostflügel des Karolinums für die erste öffentliche Universitätsbibliothek um, die sogenannte Neue karolinische Bibliothek. Im Jahre 1773 wurde der Jesuitenorden vom Papst aufgelöst, das jesuitische Seminar im Klementinum wurde für den Staat geräumt, und die Öffentliche k.k. Universitätsbibliothek zog 1777 ins Klementinum um, wo sie heute Bestandteil der Nationalbibliothek ist (s. Eintrag dort).

1.3 Im Jahre 1882 wurde die Karl-Ferdinands-Universität in Prag in eine Tschechische und eine Deutsche Universität aufgeteilt. Die beiden Juristischen Fakultäten verblieben im Karolinum. Die tschechische Juristische Fakultät gehörte damals zu den größten Fakultäten an der Tschechischen Universität. Die Zahl der eingeschriebenen Studenten betrug mehr als 1000 und verdoppelte sich bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges noch.

1.4 Das Jahr 1918 ist historisch bedeutend als das Jahr der Entstehung der Tschechoslowakischen Republik, das auch einen neuen Aufschwung für die Karls-Universität und ihre Juristische Fakultät mit sich brachte. Am 19. Februar 1920 erwarb die Tschechische Universität das Karolinum. Die Deutsche Universität, die über kein eigenes Gebäude verfügte, blieb jedoch auch bis zum Jahre 1945 hier untergebracht. 1930 endete der tschechische Rechtsunterricht im Karolinum, und die Fakultät zog in das neue Gebäude am Moldau-Ufer um, wo sie bis heute ihren Sitz hat. In dem neuen Gebäude wurde keine zentrale Bibliothek eingerichtet, die Bibliotheken arbeiteten als Seminarbibliotheken. Ihre Bestände wurden häufig durch Schenkungen von Persönlichkeiten der Rechtswissenschaft und oft auch durch die Übereignung ganzer Bibliotheken erweitert. So kamen Bestände aus der Bibliothek des tschechischen Politikers und Professors für Volkswirtschaft Albin Bráf (1851-1912) sowie Bestände aus den Bibliotheken verschiedener Professoren für Rechtslehre an der Karls-Universität in die Bibliothek, z. B. von Leopold Heyrovský (1852-1924), Karel Kadlec (1865-1928), Emil Ott (1845-1924) und Josef Trakal (1860-1913).

1.5 Die Folgen des Münchner Abkommens von 1938 und vor allem die Maßnahmen gegen die tschechischen Hochschulen nach dem 17. November 1939 trafen die Universität und ihre Juristische Fakultät hart. Der Neubau der Fakultät wurde zum Sitz des SS-Oberkommandos, und die Bibliotheken der tschechischen Juristischen Fakultät übernahm die deutsche Juristische Fakultät. Quellen über Bestandsverlegungen liegen nicht vor; laut Inventarverzeichnis wurden jedoch Bestände in den Jahren 1946 und 1947 zurückgegeben. Erst nach 1950 wurde eine juristische Zentralbibliothek errichtet, die bis heute die bedeutendste Bibliothek ihrer Art ist und als größte juristische Spezialbibliothek in der Tschechischen Republik fungiert. Umbau- und Modernisierungsarbeiten fanden in den Jahren 1977 und 1997 statt, bei denen 200 Benutzerplätze eingerichtet wurden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Bestand der Bibliothek umfaßte Ende 1993 289.043 Bde, davon 823 Bde historischer Bestand. Die Fakultätsbibliothek bezieht derzeit ca. 300 Zeitschriftentitel. Die Aufstellung erfolgt nach Formaten und innerhalb derer nach Numerus currens.

2.2 Bestände liegen zu den Fächern Recht, Geschichte, Politologie, Ökonomie, Sprachen und zu angrenzenden Gesellschaftswissenschaften wie Philosophie, Soziologie und Psychologie vor. Juristische Literatur ist gegliedert in die Bereiche Kirchenrecht, Verfassungsrecht, Verwaltungsrecht, Finanzrecht, Handelsrecht, internationales Privatrecht und internationales Handelsrecht, Zivilrecht und Familienrecht, Zivilprozeßrecht und Justiz, Arbeitsrecht und Sozialrecht, Strafrecht, Kriminologie und Kriminalistik, internationales öffentliches Recht und Recht internationaler Organisationen sowie Europarecht.

2.3 Die wichtigsten historischen Bestände finden sich in der Sammlung Alter Drucke und in den Zeitschriftenbeständen. Ferner finden sich historische Gesetzesblätter, z. B. das Landesgesetzblatt für das Königreich Böhmen (Prag 1850-1921) und das Reichsgesetzblatt für das Kaisertum Österreich (Wien 1897-1918). Außerdem verfügt die Bibliothek über einen bemerkenswert vollständigen Bestand der juristischen Literatur in der Tschechoslowakei aus der Zeit von 1918 bis 1939.

Sammlung Alter Drucke

2.4 Den Kern des historischen Bestandes bildet die Sammlung Alter Drucke, die getrennt unter einer gesonderten Signatur aufbewahrt wird (EE). Insgesamt umfaßt sie 574 Titel in 823 Bdn aus der Zeit von 1487 bis 1900. Die Bücher sind nicht systematisch, sondern nach Numerus currens aufgestellt. Die Bibliothek besitzt als einzige Inkunabel Siculus Nicolaus' Lectura super secunda parte secundi libri Decretalium (Basel 1487). Aus dem 16. Jh stammen 68 Titel, aus dem 17. Jh 130, aus dem 18. Jh 343 und aus dem 19. Jh 79. Diese Angaben stimmen nicht mit der Gesamtzahl der Bände überein, da manche Titel doppelt vorhanden sind. Bei einigen Publikationen sind die Titelseiten beschädigt, so daß sie zeitlich nicht eingeordnet werden konnten.

2.5 303 Titel liegen in lateinischer Sprache vor, 199 in deutscher, 24 in französischer, 20 in tschechischer, 12 in polnischer, 10 in englischer, 3 in russischer, 2 in italienischer und einer in niederländischer Sprache.

2.6 Unter den 74 Druckorten dominieren Prag (85 Titel) und Wien (63). Weitere Druckorte sind Venedig (15), Basel (4), Genf (6), Antwerpen (3), London (11) und Paris (17). Vertretene deutsche Druckorte sind Frankfurt (45), Leipzig (40), Jena (17), Halle (16), Nürnberg (15), Hannover (5), Göttingen (7), Hamburg, Dresden und Berlin (je 3), Tübingen (2), München, Würzburg, Wittenberg, Augsburg und Münster (je einer).

2.7 In der Sammlung Alter Drucke finden sich zu 95 Prozent juristische Werke, darunter zum großen Teil Gesetzestexte. Nennenswert sind das Strafgesetzbuch der Kaiserin Maria Theresia, Constitutio criminalis Theresiana (Wien 1769); Obnowené Práwo a Zrízení Zemské Dedicného Králowstwí Czeského [Das erneuerte Recht und die Landesverfassung des erblichen Böhmischen Königreiches] (o. O. 1627) und das Landesverfassungsgesetz von Ferdinand II., das den Habsburgern das Erbrecht auf den tschechischen Thron zuerkannte. Die restlichen 5 Prozent sind vor allem historische Werke, wie z. B. Václav Hájek z Libocan, Wenceslai Hagecii von Libotschan Böhmische Chronik (Nürnberg 1697) oder Matthäus Merian, Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae (Frankfurt 1650) sowie Werke zu Sprachen wie Albertus Molnars Dictionarium Ungarico-Latino-Germanicum (Nürnberg 1708).

Zeitschriften

2.8 Die Bibliothek besitzt insgesamt 90 historische Zeitschriftentitel aus dem 19. Jh. 72 sind deutschsprachige Titel, 18 sind tschechische. Die älteste vorhandene Zeitschrift ist die Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft (Berlin 1815-1850). Den Großteil des Bestandes bilden rechtswissenschaftliche und historische Periodika sowie Jahrbücher aus dem 19. Jh. Beispielsweise finden sich hier das Archiv für die civilistische Praxis (Heidelberg 1818-1943), Archiv für das Civil- und Criminal-Recht der Königl. Preuss. Rhein-Provinzen (Köln 1820-1906), das Jahrbuch der Preussischen Forst- und Jagd-Gesetzgebung und Verwaltung (Berlin 1878-1902) und die Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft (Tübingen 1844-1944).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; geführt seit 1950]

Sachkatalog

[in Zettelform; geführt seit 1953]

Online-Katalog

[für Buchbestände ab 1993; für juristische Bestände über die Homepage zugänglich]

Die Bestände sind im EDV-Gesamtkatalog der Karls-Universität (System TINLIB) verzeichnet und im Internet unter http://www.cuni.cz/sd/ zugänglich (Erwerb ab 1994).

3.2 Historischer Katalog

Standortverzeichnis Alter Drucke (1487-1900). [mschr.; 56 S.]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Duchonová, Jindra: Inventár právnické fakulty Univerzity Karlovy. 1882-1953 [Inventar der Juristischen Fakultät der Karls-Universität. 1882-1953]. Praha 1982 [im Institut für die Geschichte der Karls-Universität und Archiv der Karls-Universität]

Weitere historische Unterlagen und Dokumente zur Verwaltung der Bibliothek befinden sich im Archiv der Karls-Universität, jüngere (seit 1970) in der Bibliothek.

4.2 Darstellungen

Cejpek, Jirí: Dejiny knihovnictví. Strucný prehled [Bibliotheksgeschichte. Ein kurzer Abriß]. Praha 1965

Seznam prednášek na právnické fakulte ve studijním roce 1980-1981 [Verzeichnis der Vorlesungen an der Juristischen Fakultät im Studienjahr 1980-1981]. Praha 1980

Duchonová, Jindra: Inventár právnické fakulty Univerzity Karlovy 1882-1953 [Inventar der Juristischen Fakultät der Karls-Universität 1882-1953]. Praha 1982

Petrán, Josef: Karolinum. Praha 1988, S. 38-39

Kejr, Jirí: Prazská právnická fakulta a právnická univerzita [Die Prager Juristische Fakultät und die Juristische Universität]. In: Dejiny Univerzity Karlovy 1348-1990 [Die Geschichte der Karls-Universität 1348-1990]. Bd 1. Praha 1995, S. 163-182

Kejr, Jirí: Dejiny prazské právnické univerzity [Die Geschichte der Prager Juristischen Universität].

Praha 1995 [im Zeitraum 1348-1990; deutsche Zusammenfassung S. 146-152]

Mouchová, Jana: Knihovna Právnické fakulty Univerzity Karlovy [Die Bibliothek der Juristischen Fakultät der Karls-Universität]. In: Právnická fakulta Univerzity Karlovy 1348-1998. Jubilejní sborník [Die Juristische Fakultät der Karls-Universität 1348-1998. Jubiläumsschrift]. Praha 1998, S. 303-306

Stand: Januar 1999

Jana Mouchová


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.