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Foszékesegyházi Könyvtár

Kathedralbibliothek


Adresse. Szentháromság tér l, H-6300 Kalocsa; Postfach 29, H-6301 Kalocsa (Postadresse)
Telefon. (078) 465-280
Telefax. (078) 465-280
e-mail. [kalbib@communio.hcbc.hu]

Unterhaltsträger. Kalocsa-Kecskeméti Érseki Hatóság [Erzbistum Kalocsa-Kecskemét]
Funktionen. Kathedralbibliothek, öffentlich zugängliche Regionalbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Katholische Theologie, Philosophie und Randgebiete, ungarische Kulturgeschichte. - 2. Besondere Sammelgebiete: Geschichte der Erzdiözese Kalocsa, Schematismen, Kalender, Katechismen.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit Prä- senzbestand. - Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9-17 Uhr. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm-Lesegeräte.
Gedruckte Informationen. Kalocsai Foszékesegyházi Könyvtár [Die Bibliothek der Kathedrale von Kalocsa]. Kalocsa 1992.
Hinweise für anreisende Benutzer. Zugverbindung ab Budapest über Kiskörös; direkte Busverbindung ab Budapest. Busverbindug vom Bahnhof bis Haltestelle Muvelodési Ház. - Von Budapest Landstraße 51 bis Kalocsa, dort Richtung Erzbischöfliches Palais. Parkmöglichkeiten in der Nähe des Erzbischöflichen Palais.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die im 18. Jh gegründete Bibliothek ging aus der mittelalterlichen Bibliothek des Domkapitels und den Privatsammlungen der Erzbischöfe hervor. Die geistlichen und administrativen Aufgaben der Bischöfe sowie ihre Lehrtätigkeit verlangten nach einer gut ausgestatteten Bibliothek, die von einem Kustos verwaltet und gepflegt wurde. Der ursprüngliche mittelalterliche Bestand wurde durch Benefizien des Kapitels und Spenden oder Nachlässe der Domherren vermehrt. Über die bedeutenden Privatbibliotheken der Erzbischöfe des 11. bis 15. Jhs können heute keine näheren Angaben mehr gemacht werden, während für die Zeit seit dem ausgehenden 15. Jh einige gesicherte Daten zur Buch- und Bibliotheksgeschichte Kolotschaus vorliegen. Der gelehrte Erzbischof Péter Várady, der von 1480 bis zu seinem Tod (im Jahre 1500) amtierte und auch Leiter der Kanzlei von König Matthias I. war, hinterließ dem Domkapitel seine bedeutende humanistische Bibliothek. Aus dieser Sammlung sind heute nur noch 5 Bde erhalten, die sich an verschiedenen Orten außerhalb Kolotschaus befinden. Von den im 16. Jh vorhandenen 300 bis 400 mittelalterlichen Handschriften und Inkunabeln besitzt die Bibliothek heute nur noch zwei durch Besitzeintragungen ausgewiesene Inkunabeln. Aus der Sammlung von Propst Balázs Váradi (1478-1510) stammt Isidor Hispaniensis' Ethymologiarum libri XXX (Augsburg: Günther Zainer 1472); die zweite Inkunabel, Plura et diversa divi Aurelii Augustini sermonum opera (Basel: Johannes Amerbach 1495), gehörte dem Domherrn János Vásárhelyi. In der ersten Hälfte des 16. Jhs setzte der Krieg gegen die Türken dem kulturellen Leben in Kolotschau ein Ende. In der verhängnisvollen Schlacht bei Mohács fiel 1526 der Erzbischof Pál Tomori, und noch bevor die Burg von Kolotschau Ende 1541 endgültig von den Türken eingenommen wurde, flohen die Domherren (1529). Die Bücher, die sie mitnahmen, gingen zum großen Teil verloren. Die beiden erwähnten Inkunabeln kamen erst im 20. Jh wieder in den Besitz der Bibliothek.

1.2 Nach dem Ende der Türkenherrschaft (um 1715) begann das kirchliche Leben in Kolotschau wieder aufzublühen. Zugleich wurde auch mit dem Wiederaufbau der Bibliothek des Domkapitels begonnen. Durch die Büchernachlässe des Erzbischofs Imre Graf Csáky (1710-1732) und seiner Amtsnachfolger sowie der Domherren kam ein neuer Grundbestand zusammen. Der Catalogus librorum Metropolitanae Ecclesiae Colocensis in ordinem jam redactorum (s. u. 3.3) verzeichnete 287 Titel in 602 Bdn, vor allem zur Theologie, Philosophie und Rechtswissenschaft. Dreißig Jahre später besaß die Bibliothek schon 1670 Werke in ca. 3000 Bdn. Durch die Geschenke und Nachlässe der Domherren und Erzbischöfe hatte sich auch das inhaltliche Spektrum der Sammlung erweitert.

1.3 Als Ádám Patachich (1717-1784) Bischof von Oradea [Großwardein, Nagyvárad] wurde, legte er im dortigen Bischöflichen Palais eine Privatbibliothek an. 1760 besaß er 920 Bde, die größtenteils die Fächer Theologie, Geschichte (sacra und profana) und Klassische Literatur betrafen. Er stand mit namhaften Buchhändlern in Verbindung (z. B. mit Joseph Krüchten in Wien, Michael Johannes Weigand und Johannes Köpf in Pest) und leitete die Erwerbung selbst. Durch Agenten wurde er über Büchermärkte und Auktionen in den großen europäischen Städten informiert. Er erwarb nicht nur wertvolle mittelalterliche Handschriften und Inkunabeln, sondern auch moderne wissenschaftliche Werke, die den Grundbestand seiner Bibliothek an Aufklärungsliteratur erweiterten. 1775 waren 7825 Bde vorhanden, die zu 45 Prozent in Latein verfaßt waren, zu 25 Prozent in Deutsch, zu 15 Prozent in Ungarisch und zu 15 Prozent in sonstigen Sprachen. Der italienische Bibliothekar Jakob Mariosa, der früher im Vatikan tätig gewesen war, ordnete den Bestand und stellte ihn im neuen Bischöflichen Palais systematisch auf. Die Bibliothek war öffentlich zugänglich und sowohl für die Geistlichen als auch für die Bürger von Großwardein benutzbar.

1.4 Als Patachich 1776 zum Erzbischof von Kolotschau ernannt wurde, brachte er seine Privatbibliothek aus Großwardein mit und vereinigte sie mit der vorhandenen Bibliothek des Domkapitels. Er ließ in Kolotschau ein Barock-Palais bauen, in dessen Ostflügel in den beiden oberen Stockwerken Räumlichkeiten für die Bibliothek vorgesehen waren, deren Leitung bis 1781 bei Jakob Mariosa lag. Während der acht Amtsjahre Patachichs konnte der Bestand durch Erwerbungen um ca. 9000 Bde vermehrt werden. Da Patachich eine Universalbibliothek anstrebte, kamen Medizin und Naturwissenschaften als weitere Sammelgebiete hinzu, die vor allem durch Werke der Renaissance und der Aufklärung vertreten waren. Die 1784 durch die Schenkung der Sammlung Patachich wesentlich erweiterte Bibliothek des Münsters von Kolotschau, die Bibliotheca Metropolitanae Ecclesiae Colocensis, wurde im 18. und 19. Jh gelegentlich auch Bibliotheca Patachichiana genannt. In seinem Testament vermachte Patachich der Bibliothek außerdem eine bedeutende Summe, deren Zinsen für den Bücherankauf und die Personalkosten verwendet werden sollten.

1.5 Patachichs Nachfolger, László Graf

 Kollonitz
(1736-1817, Erzbischof von Kolotschau 1787-1817), verdoppelte mit der Schenkung seiner Privatbibliothek von 23.000 Bdn den Bestand. Aus den Sammlungen der von Joseph II. aufgelösten österreichischen und ungarischen Klöster kaufte er eine große Zahl wertvoller Alter Drucke (u. a. 330 Inkunabeln), wobei er sich von den Wertangaben in den von den Mönchen zusammengestellten Listen leiten ließ. Die systematische Erwerbung konzentrierte sich unter seiner Leitung neben Religionswissenschaft und Theologie, den Hauptsammelgebieten, vor allem auf Geschichte und Geographie. Seine Schenkung erhöhte den Bestand auf 40.000 Bde und machte die Bibliothek zu einer der bedeutendsten Sammlungen Ungarns.

1.6 Im 19. und 20. Jh wurde der Bestand hauptsächlich durch weitere Schenkungen und Nachlässe von Erzbischöfen und Domherren vermehrt. Die Idee einer Universalbibliothek wurde ebenso aufgegeben wie eine daran orientierte zielgerichtete Erwerbung; die Neuzugänge spiegeln die jeweiligen Interessen der Erzbischöfe wider. Als Vermächtnis von Péter Klobusiczky (1752-1843) wurde 1846 seine 2644 Bde zählende Bibliothek inkorporiert, die vor allem Kirchenväter-Ausgaben und neuere ungarische und deutsche Schöne Literatur enthielt. Hinzu kamen 1851 die theologische und rechtswissenschaftliche Sammlung von Ferenc Graf Nádasdy (1785-1851) mit 1368 Bdn, 1866 die Bibliothek von József Kunszt (1790-1866) mit 1063 Bdn und 1867 die Bibliothek von József Lonovics (1793-1867) mit 4231 Bdn. Vermehrt wurden dadurch insbesondere die Fächer Allgemeine Theologie, Aszetik, Dogmatik, Moraltheologie, Exegetik und Seelsorge sowie Archäologie, Belletristik, Biographie, Rhetorik, Geographie, Geschichte, Jurisprudenz, Naturwissenschaften, Pädagogik und Philologie.

1.7 Während des Zweiten Weltkriegs blieb die Bibliothek unbeschädigt und ihr Bestand vollständig erhalten. Die erste größere Erwerbung nach dem Zweiten Weltkrieg war 1946 die bibelwissenschaftliche Sammlung von Prof. Lipót Huber (1861-1946) mit 3000 Bdn. Von 1949 bis 1962 war die Bibliothek aus politischen Gründen geschlossen. 1987 wurde der Bestand durch die exegetische Privatbibliothek des Erzbischofs József Ijjas (1901-1989) mit 2500 Bdn und 1991 durch die mystisch-asketische und liturgische Sammlung von Propst Ottó Angeli (1902-1991) mit 3200 Bdn erweitert. Heute beschränkt sich die Erwerbung auf Katholische Theologie, Philosophie und ihre Randgebiete. Die jährlichen Neuzugänge betragen 500 bis 600 Bde. Seit 1990 wird eine Sammlung von Katechismen aufgebaut.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von 140.000 Bdn sind ca. 90.000 Bde bis 1900 erschienen; darunter sind 645 Hss. aus dem 11. bis 19. Jh (die älteste aus dem Jahr 1040), 508 Inkunabeln, 3065 Titel aus dem 16. Jh, ca. 9000 Bde aus dem 17. Jh, 27.400 aus dem 18. Jh und 47.610 aus dem 19. Jh.

2.2 Die 60 Hss. des Mittelalters sind fast ausschließlich in lateinischer Sprache, in Deutsch liegen nur 6 Titel vor. Die Handschriften aus dem 16. bis 18. Jh sind in Lateinisch, Deutsch und Ungarisch verfaßt. Der Inkunabelbestand ist ebenfalls überwiegend lateinisch, doch finden sich auch 12 deutschsprachige Titel. Von den 3065 Titeln des 16. Jhs sind 2603 lateinisch, 457 deutsch, 3 französisch und 2 italienisch. Der Bestand aus dem 18. bis 20. Jh ist zu ca. 20 Prozent deutschsprachig.

Systematische Übersicht

2.3 Um die Jahrhundertwende wurde der Bestand nach dem System des Ungarischen Nationalmuseums aufgestellt, das heute nur fragmentarisch rekonstruierbar ist. Von 1964 bis 1974 führte János Kékesi (Amtszeit 1962-1977) im Zuge der Reorganisation der Bibliothek das Dezimalsystem ein.

2.4 Von den 508 Inkunabeln (28 aus der Druckerei von Anton Koberger) betreffen 248 Titel die Theologie. Darunter sind 17 Bibelausgaben, davon 3 in deutscher Sprache (z. B. Biblia Germanica, Augsburg: Anton Sorg 1477), 7 Titel von Albertus Magnus und 21 von Thomas von Aquin. Die zweitgrößte Gruppe bildet die Literatur des klassischen Altertums mit 94 Titeln (16 von Cicero). Gut vertreten sind auch die Naturwissenschaften mit 56 Titeln (u. a. Konrad von Megenbergs Buch der Natur, Augsburg: Johann Bämler 1475), ferner die Geschichte mit 45 Titeln (darunter 4 Exemplare von Hartmann Schedels Buch der Chroniken, Nürnberg: Anton Koberger 1493) und die Philosophie mit 42 Titeln (5 von Aristoteles, 3 von Avicenna, 6 von Boethius). Zur Rechtswissenschaft sind Ausgaben des Codex Juris Canonici und des Codex Justinianus sowie Kommentare (23 Titel) vorhanden.

2.5 Die 3065 Antiqua (Drucke des 16. Jhs) sind Prachtdrucke namhafter humanistischer Buchdrucker. Der Bestand spiegelt das wissenschaftliche Interesse dieser Zeit wider. Neben der Literatur der Antike finden sich hier die wissenschaftlichen (u. a. naturwissenschaftlichen, geographischen) Werke der zeitgenössischen Humanisten und neben den Werken der klassischen Theologie natürlich auch die theologische Literatur der Reformation. Mehr als die Hälfte (1578) der Antiqua stammt aus deutschen Druckereien, davon 394 in deutscher Sprache. Erwähnenswert sind Titel wie Der Barfuser Münche Eulenspieger und Alcoran mit Vorrede von Luther (Wittenberg: Hans Lufft 1542), Melanchthon, Von der Kirche (Wittenberg: Justus Jonas 1540), Johannes Agricola, Siebenhundert und fünfzig Sprüchwörter (Wittenberg: Johannes Krafft 1592), Adam Lonicerus, Kräuterbuch (Frankfurt: Christian Egenolff 1593) und Petrus Crescentius, Neu-Feld und Ackerbau (Frankfurt: Peter Schmid 1583).

2.6 Der Bestand des 17. bis 20. Jhs setzt sich zu ca. 50 Prozent aus theologischer und religiöser Literatur zusammen, davon ca. 35 Prozent Germanica. Neben ca. 400 Bibelausgaben in Hebräisch, Griechisch und Latein liegen Übersetzungen der Bibel in mehr als 30 Sprachen vor, u. a. 160 deutschsprachige (z. B. Biblia, das ist die gantze Heilige Schrift, deudsche, D. Mart. Luther, Wittenberg: Lorentz Seuberlich 1610; und Die Heilige Schrift, übers. von Joseph Allioli, München: Cotta 1851). Unter den Kirchenväter-Ausgaben ist Patres Apostolici von Franz Xaver von Funk (Tübingen: Henric Laupp 1901). Umfangreiche Sammlungen sind zur Scholastik, zur Systematischen Theologie, zur Hagiographie und zur Kirchengeschichte vorhanden. Auch Erbauungsliteratur, Florilegien, Handbücher für Predigten und Seelsorge, Offizienbücher, Breviarien und Dekretsammlungen wurden ausgiebig gesammelt. Zu den vorhandenen Werken der Reformatoren gehören Luthers Schriften und Werke (Leipzig: Johann Heinrich Zedler 1729-1733, mit Registerband von Johann Jacob Greiffs, Leipzig: Bernhard Christoph Breitkopf 1740) und Melanchthons Operum omnium partes 5. (Wittenberg: Simon Gronenberg 1601). Auch die Polemische Literatur ist stark vertreten, vorwiegend das gegenreformatorische Schrifttum, das sich gegen Lutheraner, Calvinisten und andere reformatorische Gruppen richtete.

2.7 Das Fach Geschichte ist mit mehr als 9000 Titeln vertreten und bildet damit die zweitgrößte Gruppe, darunter ca. 35 Prozent Germanica. Aus den historischen Hilfswissenschaften (Archäologie, Genealogie, Chronologie, Diplomatik und Heraldik) kommen insgesamt ca. 750 Titel hinzu, so Georg Andreas Böckler, Ars heraldica (Nürnberg 1687), Johann Heinrich Waser, Historisch-Diplomatisches Jahrzeitbuch (Zürich 1779) und Johann Jahn, Biblische Archäologie (Wien 1798). Bestandsschwerpunkte sind die Weltgeschichte mit ca. 1400 Titeln (z. B. Johann Baptist Weiß, Weltgeschichte, Graz und Leipzig 1896-1898, 22 Bde), die Allgemeine Geschichte der Antike (ca. 500), die Kulturgeschichte (ca. 400) und insbesondere die neuere Ländergeschichtsschreibung, wobei auf die Geschichte Ungarns ca. 2300 Titel entfallen, auf die Deutschlands ca. 800 (z. B. Paul Leopold Haffner, Die deutsche Aufklärung, Mainz 1864) und auf die Frankreichs ca. 600. Die Gruppe Geographie mit ca. 2600 Titeln setzt sich zusammen aus den Teilbereichen Allgemeine Erdkunde und Erdbeschreibung (ca. 700 Titel), Länderkunde (500, darunter ca. 60 über Deutschland), Landschaftskunde (ca. 300) und Reisebeschreibungen (ca. 1100). Erwähnenswerte Germanica dieser Bestandsgruppe sind Anton Friedrich Büsching, Neue Erdbeschreibung (Hamburg 1777-1783), Matthias Christian Sprengel und Johann Georg Adam Forster, Neue Beiträge zur Völker- und Länderkunde (Leipzig 1791-1793), John Barrow, Sammlung von Reisen und Entdeckungen (Leipzig 1767) und Christoph Gottlieb von Murr, Merkwürdigkeiten in Nürnberg (Nürnberg 1778).

2.8 Das Fach Literatur umfaßt ca. 8000 Titel, darunter ca. 35 Prozent Germanica. Zu den Schriften zur Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte zählen u. a. Friedrich Gotthilf Freitags Specimen historiae literatae (Leipzig 1765) und Alexander Baumgartners Geschichte der Weltliteratur (Freiburg 1897-1912). Die Ausgaben klassischer Literatur schließen mehr als 700 Textausgaben antiker Autoren ein. Bei den Nationalliteraturen der Völker Europas ist die ungarische Literatur am stärksten vertreten (2900 Titel). Auf die deutsche Literatur entfallen ca. 1300 Titel, darunter Martin Opitz, Teutsche Gedichte (Frankfurt 1746) und P. Pavian [pseud.], Voltaire und Ich in der Unterwelt (Berlin und Leipzig 1784).

2.9 Die Naturwissenschaften verzeichnen insgesamt ca. 4500 Titel und einen Germanica-Anteil von ca. 35 Prozent. In der größten Gruppe, Human- und Veterinärmedizin mit ca. 1800 Titeln, findet sich Johannes Neandrus Bremanus' Medicina (Leipzig: J. Weissel 1613). Die Zoologie ist mit 600, die Botanik mit ca. 400 und die Naturgeschichte mit ca. 200 illustrierten Werken vertreten. Zur Mineralogie und Geologie finden sich ca. 400 und zur Mathematik und Geometrie ca. 300 Titel, darunter Johann Friedrich Gmelin, Mineralogie (Nürnberg 1780) und Tobias Beutel, Arboretum mathematicum (Dresden 1669).

2.10 Im Bereich der Gesellschaftswissenschaften liegen ca. 2400 Titel aus dem 19. und aus der ersten Hälfte des 20. Jhs vor, davon ca. 30 Prozent Germanica. Schwerpunkte sind bei der Gesellschaftstheorie (ca. 900 Titel), der Wirtschaftslehre und Soziologie (ca. 500) und der Politik (ca. 400) zu erkennen.

2.11 Die Gruppe Philosophie (ca. 2200 Titel, ca. 30 Prozent Germanica) enthält neben scholastischen Werken und Originalausgaben oder Übersetzungen griechischer Autoren zahlreiche Schriften der neuzeitlichen Philosophie (u. a. von Giordano Bruno, Francis Bacon, Descartes, Leibniz, Hobbes, Locke, Hume) sowie des deutschen Idealismus (Fichte, Schelling, Hegel). Vorhanden sind ferner aristotelisch-thomistische Lehrbücher für den Schulgebrauch.

2.12 Die juristische Literatur (ca. 1800 Titel, 30 Prozent Germanica) hat ihre Schwerpunkte beim Völkerrecht, Landesrecht, Handelsrecht und der Staatsverwaltung der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Hinzu kommen Gesetzessammlungen zum Staatsrecht, Prozeßordnungen und Werke zur Rechtspraxis wie Johann Nepomuk Neuholds Praktische Einleitung zum ...Verfahren in Rechtssachen (Graz 1787).

Sondersammlungen

Altungarische Bibliothek

2.13 Die Kathedralbibliothek besitzt 16 Antiqua mit inhaltlichem Bezug zu Ungarn, von denen 8 in ungarischer Sprache verfaßt sind. Diese Werke sind in der Mehrzahl katholische, evangelische und unitarische Streitschriften. Es gibt unter ihnen auch eine Heilige Schrift (in der Übersetzung von Gáspár Károlyi, 1590), ein historisches Werk (Gáspár Heltai, Chronica a magyarok dolgairól [Chronik der Ungarn ...], Klausenburg 1575), 2 Liturgiebücher und 2 Wörterbücher (Gábor Pesti, Nomenclatura sex linguarum, Latinae, Italicae, Gallicae, Bohemicae, Hungaricae et Germanicae, Wien 1538; Ambrosius Calepinus, Dictionarium undecim linguarum, Basel 1590). Der Gesamtbestand der Altungarischen Bibliothek zählt 2322 Bde, darunter ca. 10 Prozent Germanica, wie Ernst Gröning, Granat-Apfel (Leutschau 1691), Johann Matthias Korabinszky, Versuch eines kleinen Türkischen Wörterbuchs (Preßburg 1788) und Karl Windisch, Briefe über den Schachspieler ... Kempelen (Preßburg 1783).

Kartensammlung

2.14 Die aus 722 Bdn oder Karten bestehende Atlanten- und Landkartensammlung, der die Sammlungen von Ádám Patachich und László Kollonitz zugrundeliegen, umfaßt überwiegend Drucke des 19. Jhs und der ersten Hälfte des 20. Jhs (darunter ca. 150 Germanica). Dargestellt werden Erdteile und Länder in historischer, geographischer und politischer Hinsicht. Auch über Pilgerfahrten und Missionen liegt Kartenmaterial vor. Die Bibliothek besitzt die erste Ptolemäus-Ausgabe des deutschen Kartographen Gerhard Mercator. Er stellte auch einen Atlas zusammen, der nach seinem Tod im Jahre 1589 von seinem Nachfolger Jodocus Hondius herausgegeben wurde. Im Bestand befinden sich außerdem mehrere Atlanten von Abraham Ortelius, dem Freund und Zeitgenossen von Mercator. Als Beilage eines seiner Atlanten erschien 1572 der erste Stadtplan (Köln). Der Schul- und Reiseatlas von Johann David Köhler (Nürnberg 1719) und die Karten der Nürnberger Werkstatt Homann, die zwischen 1802 und 1813 erschienen sind, dürfen nicht unerwähnt bleiben. Als Kuriosum ist die durch György Pflacher von Hand gezeichnete Karte Mappa ...omnium episcopatuum Germaniae (nach 1773) zu erwähnen, die er für Ádám Patachich anfertigte.

Periodika

2.15 Die 634 verschiedenen Zeitschriften werden in ungefähr 9000 Bdn aufbewahrt. Neben den alten und neuen ungarischen Periodika finden sich auch zahlreiche deutsche Zeitschriften, so u. a. die Deutsche Monatsschrift (Berlin 1790-1791), die Zeitschrift für die gebildete Welt (Leipzig 1835-1848) und das patriotische Blatt der Donauschwaben, Die Donau (Apatin 1935-1944). Der Inhalt der Zeitschriftensammlung ist vielfältig: Philosophie, Allgemeines, Medizin, Kriegskunst und vor allem Religion und Theologie in lateinischer, deutscher und ungarischer Sprache. Heute werden vorwiegend religiöse, theologische, kulturgeschichtliche und philosophische Zeitschriften gesammelt.

Schematismen

2.16 Die in ungefähr 4000 Bdn vorliegenden Schematismen (kirchliche Orts- und Namensregister) bilden eine Sondersammlung. Neben den Namensregistern der historischen ungarischen Diözesen sind in diesem Bestand auch Schematismen österreichischer Diözesen (ca. 10 Prozent; z. B. Schematismus der Geistlichkeit der Diözese Linz in Oberösterreich von 1858 bis 1940) und solche verschiedener geistlicher Orden (z. B. der Catalogus provinciae Austrico-Hungaricae Societatis Jesu, 1750-1751). Seit 1945 werden nur noch die Namensverzeichnisse der Diözesen gesammelt, die einst dem historischen Erzbistum Kolotschau unterstanden.

Kalendersammlung

2.17 Die aus dem 18. bis 20. Jh stammende kleine, jedoch wertvolle und interessante Kalendersammlung umfaßt 237 Bde, darunter ca. 25 Prozent Germanica. Neben den ungarischen Kalendern sind u. a. der Nürnberger Geschichts-, Geschlechts- und Wappen-Kalender auf das Jahr ...1737 und Christian Spaisers Neu- und Alter Schreib-Kalender ...zum Gebrauch des Königreichs Ungarn ...1784 (Preßburg 1785) zu erwähnen.

Kalocsaensia

2.18 Die sogenannte Kalocsaensia-Sammlung (ca. 400 Bde, darunter 42 Germanica) besteht aus den in Kolotschau und Umgebung gedruckten Monographien über die Stadt Kolotschau und das historische Erzbistum Kolotschau sowie über berühmte Persönlichkeiten, die in der Erzdiözese tätig waren; ferner finden sich hier Werke von in Kolotschau geborenen Verfassern.

3. KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Autorenkatalog der Werke vor 1945

Dienst- und Benutzerkatalog

[beide Kataloge in Zettelform; alphabetisch]

Schlagwortkatalog

[in Zettelform; nach Universaler Dezimalklassifikation (UDK)]

3.2 Sonderkataloge

Katalog der Kalocsaensia

Zeitschriftenkatalog

Kartenkatalog

Katalog der Handschriften

[alle Kataloge in Zettelform; alphabetisch]

Boros, István (Hrsg.): A Kalocsai Foszékesegyházi Könyvtár kéziratkatalógusa [Handschriftenkatalog der Kathedralbibliothek in Kalocsa]. Budapest 1989

Katalog der Inkunabeln

[in Bandform; nach Verfassern geordnet]

3.3 Historische Kataloge

Catalogus [Bibliothecae Patachichianae] authorum secundum alphabetum [18. Jh; Ms 4]

Catalogus librorum Ecclesiae Metropolitanae Colocensis in ordinem jam redactorum [1752; Ms 35]

Catalogus Venerabilis Capituli Colocensis

[vor 1776; Ms 36]

Werner, Vencel: Catalogus authorum classicorum, qui in Bibliotheca Patachichiana Colocensi reperiuntur [Ende des 18. Jhs; Ms 123]

Catalogus librorum Bibliothecae Francisci a Pauli de Nádasd [1845; Ms 152]

Catalogus librorum e Bibliotheca Archi-Episcopali-Capitulari Colocensi Kollonitziana pro usu erga futuram restitutionem extradatorum [1835-1848; Ms 162]

Catalogus Bibliothecae Kollonitzianae

[18. bis 19. Jh; Ms 163]

Supplementum catalogi Bibliothecae Patachichianae [18. Jh; Ms 164]

Index librorum bibliothecae ...Adami ...Patachich ...episcopi Varadiensis [1774; Ms 165]

Catalogus librorum duplicatorum [18. Jh; Ms 430]

Conscriptio librorum bibliothecae pie defuncti ...

Gabrielis Glosszer [1780; Ms 431]

Series librorum rariorum in bibliotheca Colocensi [18. Jh; Ms 432]

Conscriptio omnium Bibliothecae librorum ...Adami Patachich ... episcopi Magno-Varadiensis

[vor 1776; Ms 588]

Catalogus librorum Bibliothecae ...Capituli Metropolitanae ecclesiae Colocensis, qui libri ad Bibliothecam ...Adami ... Patachich ...mense Octobri anno 1782 translati sunt [Ms 589]

Catalogus librorum Capituli Colocensis

[18. Jh; Ms 590]

Catalogus librorum saeculo 15. impressorum, qui in Bibliotheca Colocensi asservantur [18. Jh; Ms 595]

Specificatio deren in der Kollonitzischen Bibliothec befindlichen Landkarten [1787-1789; Ms 596]

Werner, Vencel: Catalogus librorum [18. Jh; Ms 598]

Catalogus manuscriptorum ...Bibliothecae ...Capituli Colocensis seu Patachichiana [18. Jh; Ms 600]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Erzbischöfliches Archiv Kolotschau:

Bibliothek von Ádám Patachich (Personalia)

Briefe von Georg Bernáth an Ádám Patachich 1776-1781

Briefwechsel zwischen Migazzi und Ádám Patachich

Archiv des Kapitels von Kolotschau:

Statuta privata Capituli Colocensis

4.2 Darstellungen

Winkler, Lajos: A kalocsai kastély és Foszékesegyházi Könyvtár története [Die Geschichte des Palais und der Kathedralbibliothek in Kalocsa]. Kalocsa 1932

Boros, István: A Kalocsai Foszékesegyházi Könyvtár története [Die Geschichte der Kathedralbibliothek in Kalocsa]. In: István Boros (Hrsg.): A Kalocsai Foszékesegyházi Könyvtár kéziratkatalógusa [Handschriftenkatalog der Kathedralbibliothek in Kalocsa]. Budapest 1989, S. 7-28

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Baptist-Hlavatsch, Gabriel: Das Katechetische Werk Ulrichs von Pottenstein. Sprachliche und rezeptionsgeschichtliche Untersuchungen. Tübingen 1980

Boros, István: Die Bibliotheca Metropolitanae Ecclesiae Colocensis. In: Mitteilungsblatt der Arbeitsgemeinschaft katholisch-theologischer Bibliotheken 40 (1993) S. 27-40

Boros, István: Die Bibliothek des Münsters von Kalocsa. Budapest 1994

Ceizel, Endre; Sibelka Perleberg, Artur: Ulysses Aldrovandi 1642-ben kiadott A torzszülöttek története címu muvének ismertetése és értékelése [Über Ulysses Aldrovandis 1642 veröffentlichtes Werk Die Geschichte der Mißgeburten]. In: Orvostörténeti Közlemények [Medizinhistorische Mitteilungen] 113-114 (1986) S. 9-36

Csontosi, János: Catalogus manuscriptorum .... In: Magyar Könyvszemle [Ungarische Bücherschau] 8 (1883) S. 275-308

Felsman, József: A Kalocsai Codex [Der Codex Colocensis]. Budapest 1895

Grabarics, István: Itt az ezer nyelven megnyíló írás [Hier ist die sich in tausend Sprachen eröffnende Schrift]. In: Új Tükör [Neuer Spiegel] 19 (1982) S. 36-37

Grabarics, István: Orvosi könyvritkaságok [Medizinische Bücherseltenheiten]. In: Magyar Nemzet [Ungarische Nation] 45 (1982) S. 8

Vida, Mária; Kádár, Zoltán; Jantsits, Gabriella: Studie in ungarischer, englischer und deutscher Sprache zu der Reprint-Ausgabe Johannes Sambucus: Medicorum icones. Lyon 1603 Plantin. Budapest 1985

Vértessy, Miklós: Patachich Ádám osnyomtatványgyujteménye [Die Inkunabelsammlung von Ádám Patachich]. In: Magyar Könyvszemle 84 (1968) S. 54-61

Stand: September 1995

István Boros


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.