FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Kapitulská kniznica

Kapitelbibliothek


Adresse. Slovenský národný archív, Drotárska cesta 42, 817 01 Bratislava; Unterhaltsträger: Rímskokatolícky farský úrad, Kapitulská 9, 801 00 Bratislava
Telefon. Nationalarchiv: (07) 311 300 oder 580 11 78; Unterhaltsträger: (07) 333 528 oder 533 35 28
Bibliothekssigel. <BKK>

Unterhaltsträger. Rímskokatolícky farský úrad sv. Martina [Römisch-katholisches Pfarramt St. Martin]
Funktion. Öffentlich zugängliche Kapitelbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, Philosophie, Geschichte, Rechtswissenschaften, Medizin.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8-15.30 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät in den Lesesälen, Mikrofiche-Herstellung.
Hinweise für anreisende Benutzer. Vom Hauptbahnhof Busverbindung (Linie 58). - Parkmöglichkeiten beim Nationalarchiv.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Anfänge der Kapitelbibliothek, die in der zweiten Hälfte des 12. Jhs vermutet werden, stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Gründung des Domkapitels von St. Martin auf dem Burgberg von Bratislava. Ein systematischer Ausbau des Bestandes erfolgte vermutlich erst seit Beginn des 13. Jhs. In den folgenden Jahrhunderten wurde der Bestand vor allem durch Ankäufe des Kapitelklerus erweitert, der von seinen Studienreisen zu ausländischen (zu Beginn vorwiegend italienischen) Universitätsstädten Handschriften und ab der Mitte des 15. Jhs vereinzelt auch Drucke mitbrachte.

1.2 Durch die Einrichtung einer eigenen Schreibstube erfuhr die Bibliothek im 14. und 15. Jh einen wesentlichen Bestandszuwachs an liturgischen Büchern. Auch Schenkungen und Nachlässe von Mitgliedern des Kapitels und wohlhabenden Bürgern erweiterten kontinuierlich die Sammlung, die laut Inventarbuch des Jahres 1425, das auch die damalige Einlagerung des Buchbestandes in verschiedenen Räumen des St. Martin-Doms erfaßt, insgesamt 83 Kodizes umfaßte, die größtenteils aus Italien und dem westeuropäischen (insbesondere deutschsprachigen) Ausland stammten. Aus dem Verzeichnis wird außerdem ersichtlich, daß die Bibliothek bereits zu diesem Zeitpunkt über eine grundlegende Sachgliederung verfügte, die den Bestand in theologisches, rechtswissenschaftliches und anderes Schrifttum unterteilte.

1.3 Eine nennenswerte Erweiterung erfuhr die Bibliothek im Jahre 1610 durch den Nachlaß von Propst Ondrej Monosloi (1586-1601). Zu seiner Sammlung gehörten Inkunabeln aus den Beständen der ersten ungarischen Universität, Academia Istropolitana (1467-1490), die nach deren Schließung zunächst in den Gebäuden der Fraternitas Corporis Christi untergebracht waren. Angaben über den damaligen Sammlungsumfang der Kapitelbibliothek können aufgrund fehlender Inventarverzeichnisse aus jener Zeit nicht gemacht werden. Auf eine Inventarisierung des Bibliotheksbestandes in der ersten Hälfte des 17. Jhs läßt die Jahresangabe 1633 schließen, die in der Mehrzahl der heute noch im Bestand befindlichen Handschriften und Drucke aus jener Zeit zu finden ist. Den letzten größeren Zugang stellte die Übernahme des Teilnachlasses von Propst Mikuláš Nádasdy (†1697) dar, der Ende des 17. Jhs in die Bibliothek gelangte. Pläne von Propst Oto Ján Volkra (1698-1710), für den offenbar mittlerweile umfangreichen Sammlungsbestand der Kapitelbibliothek neue Räume einzurichten, konnten aufgrund mangelnder Finanzmittel nicht realisiert werden.

1.4 Den kontinuierlichen Bestandszuwächsen stehen zahlreiche Abgänge infolge kriegerischer Auseinandersetzungen sowie durch Schenkungen und Verkäufe gegenüber. Den Artillerieangriff der französischen Armee auf Bratislava im Jahre 1809 überstand die Sammlung zwar unversehrt. Dennoch wurden nach der Einlagerung der Bestände Verluste vermerkt. Im frühen 19. Jh schenkte das Kapitel dem Ungarischen Nationalmuseum in Budapest einige prächtig illuminierte Kodizes (darunter 7 Meßbücher aus dem 14. und 15. Jh), ebenso Manuskripte und Inkunabeln. Große Verluste erlitt die Kapitelbibliothek in der Zeit zwischen den Weltkriegen durch einen großen Bücherverkauf, von dem allerdings vor allem die Handschriftenbestände betroffen waren.

1.5 Bei Renovierungsarbeiten am Dom in den siebziger Jahren des 20. Jhs wurde der Kernbestand an Inkunabeln und Alten Drucken aus einem Turmraum des St. Martin-Doms nach und nach in die Räume des Staatlichen Zentralarchivs der Slowakischen Republik (heute Slowakisches Nationalarchiv [Slovenský národný archív]) überführt, das sich seit den fünfziger Jahren um die Fachaufsicht der Kapitelbibliothek kümmert und Ende der sechziger Jahre bereits mit ihrer Bearbeitung und Katalogisierung begonnen hatte. Beide aus dieser Zeit stammenden systematischen Verzeichnisse (s. u. 3) folgen dabei der von dem Kanoniker Karol Dujardin im 18. Jh eingeführten thematischen Gliederung in 17 Sachgruppen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Bestandsanalyse lagen das Inventar und der Zettelkatalog aus den sechziger Jahren zugrunde. Ermittelt wurde ein historischer Bestand von 3480 Bdn, davon 1589 (45,6 Prozent) Germanica, der sich auf die einzelnen Sachgruppen wie folgt verteilt: (I) Scripturistae 247 Bde (124 Bde Germanica); (II) Philosophi 250 (114); (III) Ascetici 177 (75); (IV) Concionatores 341 (195); (V) Rubricistae 95 (23); (VI) Humanistae 164 (78); (VII) Polemici 226 (126); (VIII) Haeretici 310 (179); (IX) Politici 63 (26); (X) Oeconomistae 24 (7); (XI) Medici 33 (12); (XII) Historici 352 (154); (XIII) Theologici 157 (65); (XIV) Moralistae 106 (53); (XV) Juristae 385 (135); (XVI) Sancti Patres 90 (66); (XVII) Miscellanea 460 (157).

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Von den insgesamt 3480 Bdn des historischen Bestandes tfallen (Germanica in Klammern) auf das 15. Jh 90 (50), auf das 16. Jh 1183 (580), auf das 17. Jh 593 (317), auf das 18. Jh 1017 (488) und auf das 19. Jh 540 (154). 57 Bde konnten aufgrund ihrer starken Beschädigungen und fehlender Titelseiten zeitlich nicht zugeordnet werden. Weit mehr als die Hälfte des historischen Bestandes ist in lateinischer Sprache (2389 Bde; 68,6 Prozent). In Deutsch sind 560 Bde (16 Prozent), in Ungarisch 299 (8,6 Prozent), in Italienisch 127 (3,6 Prozent), in Französisch 20, in Tschechisch 4, in Slowakisch 2 und in Kroatisch 3 Bde. Der größte Anteil deutschsprachiger Drucke findet sich in Sachgruppe VIII (Haeretici), die 94 deutschsprachige Drucke aus dem 16. Jh und 48 aus dem 17. Jh enthält. Alle Drucke stammen zudem aus dem deutschen Sprachgebiet. Gruppe XVII (Miscellanea) enthält 106 deutschsprachige Drucke aus dem 18. und 19. Jh, von denen 8 in Bratislava und je einer in Trnava [Tyrnau], Praha [Prag] und Budapest gedruckt wurden. Gruppe IV (Concionatores) verzeichnet 65 Territorialgermanica aus dem 18. Jh und Gruppe II (Philosophi) 36, davon 3 (18. Jh) aus Wroclaw [Breslau].

Systematische Übersicht

2.3 Die Gruppe Scripturistae (I) enthält 7 Inkunabeln, von denen 2 in Straßburg gedruckt wurden (eine lateinische Bibel und Kommentare von Thomas von Aquin). Am umfangreichsten ist das 16. Jh mit 138 Bdn vertreten, darunter 77 aus dem deutschen Sprachgebiet sowie 16 Drucke in deutscher Sprache. Druckorte sind Köln, Frankfurt, Basel, Zürich, Augsburg und Straßburg. Beachtenswert sind die deutschsprachigen Bibelausgaben sowie Kommentare, Repertorien, Bibellexika und moraltheologische Schriften u. a. von Origines, Cassiodor, A. J. Velazquez, Thomas von Aquin, Beda Venerabilis, Eusebius, Melanchthon, Luther sowie Haymo von Halberstadt. Aus dem 17. bis 19. Jh stammen 47 deutschsprachige Drucke, 11 davon im deutschen Sprachgebiet gedruckt.

2.4 Zur Gruppe Philosophi (II) gehören 10 Inkunabeln, von denen 8 in Leipzig und Köln gedruckt wurden, darunter Werke mittelalterlicher Philosophen (Avicenna, Bartholomaeus de Ursinis) sowie Kommentare, u. a. von Antonius Andreae, Magnus Hundt oder Johannes Versor, zu Metaphysik, Physik und Ethik von Aristoteles. Von den 132 Drucken des 16. Jhs wurden 45 im deutschen Sprachraum gedruckt, keiner davon in deutscher Sprache. Dasselbe gilt für die 17 Drucke des 17. Jhs, von denen 9 Territorialgermanica sind. Das 18. Jh ist mit 50 Germanica vertreten, 36 davon deutschsprachig, von Autoren wie Ludovicus Caelius, Hieronymus Balduinus, Jacobus Carpentarius, J. Parendt, Averroes, J. Lomniczer, u. a. mit Kommentaren und Erläuterungen zu den Werken von Aristoteles und Platon. Die Scholastik vertreten Werke von Duns Scotus, Jodocus Hocker sowie von Philipp Agricola. Druckorte sind u. a. Köln, Leipzig, Wittenberg und Frankfurt.

2.5 Der Gruppe wurden außerdem Werke zu Astronomie, theoretischer und praktischer Geometrie und Mathematik zugeordnet (darunter das Rechenbuch von N. Beusser sowie elementare mathematische Lektionen von N. Bion), ferner Traktate über Elektrizität, Mechanik und Hydraulik sowie Schriften zur Architektur (Christianus Rieger, Franz Rausch, A. Brahms). Die in deutscher Sprache verfaßten Werke stammen aus Leipzig, Frankfurt, Berlin, München und Nürnberg.

2.6 Die Gruppe Ascetici (III) verzeichnet 4 Inkunabeln (u. a. von Joannes Greusser und Gulielmus de Alvernus), von denen 3 in Basel und Nürnberg gedruckt wurden. Das asketische und mystische Schrifttum der folgenden Jahrhunderte (72 Titel des deutschen Sprachgebiets, davon 22 in Deutsch) verfaßten Autoren des christlichen Altertums bis zu Jesuiten des 17. und 18. Jhs, wie z. B. Augustinus (Liber de Spiritu), Erasmus (Familiorum colloquiorum opus) oder Johannes Gerson. Darüber hinaus finden sich Werke über das Mönchs- und Priesterleben, Meditationen, geistliche Übungen und Handbücher für Priester (u. a. zur Eucharistie oder zu den Pflichten der Pfarrer beim Pestausbruch sowie zur Praxis des orthodoxen Glaubens).

2.7 Von insgesamt 10 Inkunabeln der Gruppe Concionatores (IV) wurden 6 im deutschsprachigen Raum gedruckt (Augsburg, Basel, Straßburg, Nürnberg). Es handelt sich um Feiertagspredigten und Predigten zur Fastenzeit u. a. von Robertus Caracciolus, Johannes Gritsch oder Leonardus de Utino. Aus dem 16. Jh stammen 94 Drucke, 52 davon Territorialgermanica, darunter Postillen, Homilien sowie Predigten zu Sonn- und Feiertagen, zur Fastenzeit und zu einzelnen Zeitabschnitten des Kirchenjahres von Hieronymus, Augustinus, Ambrosius, Origines, Beda Venerabilis, Haymo von Halberstadt sowie Johannes Eck.

2.8 Das 17. Jh vertreten 84 Bde, von denen 38 im deutschsprachigen Raum gedruckt wurden, 12 davon in deutscher Sprache. Auch hier handelt es sich um Predigten und Homilien zu verschiedenen kirchlichen Anlässen und Feiertagen. An Autoren sind zu nennen Seren Schatter, Christoph Neuburger, Abraham a Sancta Clara, Joh. Haselbach, L. Granatensis, Fr. Reichardt, Sebastian Pezinger sowie Ernst de Groening. Zahlenmäßig am stärksten vertreten ist das 18. Jh mit 113 Bdn, von denen 88 im deutschen Sprachgebiet gedruckt wurden, davon 65 in deutscher Sprache. Es handelt sich wiederum um Homilien, Postillen und Predigten, sehr häufig von Jesuiten verfaßt. Autoren sind u. a. G. Berletta, P. Segneri, Fr. Neumayr, F. Bretonneau, Seb. Härle, L. Fischer oder J. Bauchschuber. Alle 11 Drucke aus dem 19. Jh sind deutschsprachig und wurden von Autoren aus Deutschland und Österreich verfaßt.

2.9 Bei den 95 Drucken der Gruppe Rubristicae (V) handelt es sich ausschließlich um liturgische Bücher (darunter 23 Germanica einschließlich einer Inkunabel). Vorhanden sind neben Missalen, Antiphonarien, Gradualen, Pontifikalien, Vesperalen, Diurnalia, Ritualien und Psalmen (vor allem zu Seligsprechungen) auch verschiedene liturgische Kompendien und Handbücher (directorium votivale, ceremoniale episcoporum, proprium sanctorum, rituale Strigoniense, compendium caeremoniorum et rituum, agenda defunctorum, rationale divinorum officiorum, octavarium Romanum) sowie Breviere (z. B. aus Regensburg, auch aus dem 16. Jh).

2.10 Der Bestand der Gruppe Humanistae (VI) umfaßt 164 Schriften, darunter 78 Territorialgermanica, 22 davon in deutscher Sprache. Insgesamt dominieren in dieser Gruppe Werke griechischer und römischer Klassiker (Seneca, Cicero, Plinius, Catull, Sallust, Livius) neben Kommentaren, philologischen Traktaten, Wörterbüchern (z. B. lateinisch, französisch, deutsch) und Grammatiken. Von den Inkunabeln wurden 6 mit Werken antiker und humanistischer Autoren (u. a. Alexander de Villa Dei, Juvenal, Laurentius Valla, Johannes Reuchlin) im deutschen Sprachgebiet (Straßburg und Nürnberg) gedruckt. Die im Bestand befindlichen Inkunabeln mit Werken von Tibull, Catull sowie Properz stammen aus Venedig, die Briefe des Plinius aus Bologna. Aus dem 18. Jh liegen einige deutsche Übersetzungen lateinischer Autoren vor. Eingeordnet in dieser Gruppe wurden außerdem deutschsprachige Abhandlungen aus den Bereichen Finanzwesen und Handel, Handbücher der Rhetorik, geographische Schriften sowie Lehrbücher zur französischen, italienischen und deutschen Sprache.

2.11 Die Gruppe Polemici (VII) enthält 71 Titel aus dem 16. Jh (51 Germanica, davon 24 in Deutsch) sowie 73 Germanica des 17. und 18. Jhs, 24 davon in Deutsch. Großen Raum in dieser Sachgruppe nimmt das antihäretische Schrifttum ein sowie theologische Traktate und Polemiken zur Verteidigung der katholischen Lehre. Besondere Erwähnung in diesem Zusammenhang verdienen u. a. die Schriften von Roberto Bellarmino und Albertus Magnus sowie die polemischen Schriften zur Eucharistie, zur Heiligen Dreifaltigkeit und zum Heiligen Geist von Stanislaus Hosius, Juan Luis Vives oder Joannes Domenicus Roccamora. Deutschsprachig sind Werke von Johannes Pistorius, Bonaventura Hocquardus, Petrus de Soto, Jacob Reihing, Angelus Maerz und J. Warnsfried.

2.12 Zur Gruppe Haeretici (VIII) gehören aus dem 16. Jh 220 Bde sowie aus dem 17. Jh 77, wobei die Germanica mit 174 Bdn (16. Jh 107, 17. Jh 67) mehr als die Hälfte ausmachen. Drucke des 18. und 19. Jhs sind nur gering vertreten (13 Bde). Der Anteil der deutschsprachigen Drucke ist mit insgesamt 148, die vor allem in Wittenberg, Magdeburg, Leipzig, Jena, Nürnberg, Tübingen und Frankfurt erschienen, weit höher als in anderen Sachgruppen. Vorhanden sind vor allem Werke der großen Reformatoren und ihrer Interpreten neben einer geringeren Anzahl an Streitschriften gegen die lutherische und kalvinistische Lehre. Hinzu kommen mehrere deutschsprachige Bibel-Ausgaben des 16. Jhs sowie deutschsprachige Katechismen. Von Luther liegen Erläuterungen vor zur Confessio Augustana, geistliche Lieder, Psalmen, Gebete und Erläuterungen zu einzelnen Teilen des Evangeliums, von Melanchthon theologische Traktate und Kommentare zum Alten Testament. Erasmus ist mit mehreren lateinischen Schriften vertreten.

2.13 Der Bestand enthält darüber hinaus Ausgaben des Neuen Testaments, Erläuterungen der Briefe des Hl. Petrus und der Evangelien sowie Kommentare zu Psalmen. Es folgen Abhandlungen reformierter Autoren zur Lehre Luthers, Calvins und Zwinglis, theologische Traktate, Predigten für Sonn- und Feiertage, Kritiken an den Beschlüssen des Tridentinums sowie Schriften, die sich mit den Ursachen des Zwiespaltes zwischen den Anhängern der reformierten Lehre beschäftigen. Erwähnung verdienen neben David Chytraeus' Geschichte der Augsburger Konfession, Chr. Voigts Traktat über die Kirchenmusik (Banská Štiavnica [Schemnitz], 18. Jh); die Predigten des Magdeburger Pfarrers Philipp Han sowie die polemischen Reden gegen die Jesuiten von Lucas Osiander.

2.14 Von insgesamt 63 Bdn der Gruppe Politici (IX) sind 26 Germanica, darunter 8 deutschsprachig. Unter den zahlreichen Erläuterungen zu den Schriften von Aristoteles finden sich auch zwei Inkunabeln (u. a. Gualtherus Burlaeus' Expositio in Aristotelis Ethica Nicomachea). Erwähnung verdient auch Justus Lipsius, Politicorum sive civilis doctrinae libri sex (Wien 1752). Hervorzuheben unter den deutschsprachigen Werken des 18. und 19. Jhs sind Georg Lauterbecks Abhandlung über die Schaffung einer lobenswürdigen und glücklichen Regierung, Melchior von Osses Schrift über militärische Regimenter in der Kriegs- und Friedenszeit sowie Georg Philipp Schuppas Fürstenspiegel.

2.15 Die Gruppe Oeconomistae (X) umfaßt insgesamt nur 24 Bde aus dem 17. und 18. Jh, darunter 7 Germanica (6 in deutscher Sprache). Es handelt sich um Schriften über Agrarwirtschaft, über ökonomische und technologische Fragen sowie um Titel aus den Bereichen Technik (Ofenbau) und Historia naturalis (ehemalige Bezeichnung Praktische Zivil-Bau-Kunst, Unterricht von Eisen, Stahl, Kupfer, Zinn und Bley ...und Kameralwissenschaften).

2.16 Gruppe XI (Medici) enthält eine Inkunabel (Galen, Methodus medendi). Von 17 Drucken des 16. Jhs wurden 3 in Basel gedruckt, darunter Avicennas De medicinis cordialibus. Aus dem 16. Jh stammen außerdem Schriften von Arnoldus de Villa Nova, die lateinische Übersetzung des Hippokrates durch Leonhard Fuchs, Arbeiten über Galen von Andreas Lacuna sowie von Averroes über Avicenna. Von den 6 Bdn des 17. Jhs wurden 5 in deutschen Städten gedruckt (Passau, Frankfurt). Aus dem 18. Jh liegt u. a. vor Johann Helfrich Jüngken, Fundamenta medicinae modernae (Frankfurt 1718). Die 3 deutschsprachigen Bände aus dem 19. Jh von L. J. Wittmann, J. P. Bauer und Christoph Wilhelm Hufeland wurden in Leipzig veröffentlicht.

2.17 Von 7 Inkunabeln der Gruppe Historici (XII) sind 3 Germanica (Jacobus de Voragine, Legenda au-

rea; Augustinus Florentinus, Vitae sanctorum patrum und Chronicon). Von den 84 Bdn des 16. Jhs sind 50 Territorialgermanica, darunter 8 deutschsprachige. Für das 17. bis 19. Jh sind insgesamt 261 Bde verzeichnet, darunter 109 Germanica (39 davon in Deutsch). Vorhanden sind neben einzelnen Werken zur Allgemein- und Weltgeschichte (J. B. Bossuet, Agostino Saviolo) auch kirchengeschichtliche Darstellungen (z. B. Bibelgeschichte, Geschichte der katholischen Kirche und einzelner Ordensgemeinschaften, Klosterchroniken, Konzilsgeschichte, Heiligenlegenden, Biographien der Kirchenväter). Zu den häufigsten Autoren zählen Joannes Salianus, Caesar Baronius und Eusebius.

2.18 In großer Zahl sind auch Schriften antiker Historiker und Kommentare dazu vorhanden, so z. B. von Plinius d. J., Valerius Maximus, Plutarch, Diogenes Laertius, Titus Patavinus, Livius, Christophorus Cellarius, Tobias Piribachius und Flavius Josephus. Unter den deutschsprachigen Schriften verdient vor allem Caspar Hedios Werk über die alten christlichen Kirchen Erwähnung sowie Cornelius Hazards Katholische Kirchengeschichte (Nürnberg 1727). Im 18. Jh überwiegen Titel zur Geschichte Ungarns, u. a. von Antonio Bonfini, Juraj (Georg) Pray, Štefan Katona, Mikuláš (Nicolaus) Istvánffi und Teodor (Tivadar) Ortvay. Hervorzuheben sind unter den deutschsprachigen Titeln Bartolommeo de Rogatis' historischer Bericht über den Verlust Spaniens, Werke über die Belagerung Wiens durch die Türken (u. a. von Nikolaus Hocke), Franz von Schrauds Geschichte von Ofen [Buda] sowie Schillers Werk über den Dreißigjährigen Krieg.

2.19 Die Gruppe Theologici (XIII) enthält 3 Inkunabeln von Johannes Gerson, Petrus Lombardus und Thomas von Aquin. Druckorte sind Straßburg, Nürnberg und Freiburg. Von den 151 Drucken der folgenden vier Jahrhunderte sind 52 Territorialgermanica, 3 davon in deutscher Sprache. Insgesamt dominieren scholastische Autoren mit theologischen Traktaten, Kommentaren, Kompendien und theologischen Enzyklopädien. Zu nennen sind Thomas von Aquin, Duns Scotus, Nicolaus Cusanus, Bonaventura, Consentius Amicus, Gregorius de Valencia, Guillelmus Altissiodorensis, Thomas de Argentina, Hieronymus Orosius und Martinus Becanus. Mit der katholischen Doktrin, der Pastoraltheologie sowie der Reformtheologie Luthers befassen sich u. a. Jacques Bénigne Bossuet, Martinus de Esparsa sowie Jodocus Koch.

2.20 Zur Gruppe Moralistae (XIV) gehören 3 Inkunabeln, eine davon in Basel gedruckt. Das 16. Jh ist mit 23 Schriften vertreten, darunter 20 Territorialgermanica. Es handelt sich um Traktate über die christliche Ethik, Schriften zur Moraltheologie, um moralisch-dogmatische Handbücher, Disputationen und Erläuterungen zu den ethischen Schriften Thomas von Aquins, Kompendien zur Moral- und Pastoraltheologie (u. a. von Paul Laymann) sowie Handbücher, Belehrungen und Instruktionen zur Pastoraltätigkeit von Pfarrern. Als Druckorte sind vor allem Dillingen, Hagenau, Köln und Straßburg zu nennen. Das 17. und 18. Jh ist mit insgesamt 47 Drucken vertreten, darunter 29 aus Druckorten des deutschen Sprachraums. Erwähnung verdienen unter den Autoren (die meisten von ihnen Jesuiten aus Österreich, z. T. auch aus Trnava [Tyrnau]) z. B. Ludovicus Engel, Paulus Segner und Arnold Hackhoffer. Den übrigen Bestand bilden Drucke des 19. Jhs, darunter nur einzelne Germanica.

2.21 Die größte Zahl an Inkunabeln (23), darunter 15 Germanica aus Nürnberg, Straßburg, Basel und Venedig, findet sich in der Gruppe Juristae (XV). Erwähnung verdienen vor allem die Abhandlungen zum Kanonischen und zum Römischen Recht (Gratians Decretum, die Decretales von Gregor IX., die Constitutiones von Clemens V. sowie das Digestum vetus von Justinian), die Glossen und Kommentare von Nicolaus de Tudeschis sowie Werke von Sebastian Brant, Bernardus Parmensis u. a. Die 150 Drucke des 16. Jhs (32 aus dem deutschen Sprachgebiet) umfassen Rechtshandbücher, Vokabulare, Belehrungen über Gerichtsprozesse (u. a. von O. Gaill oder Johann Aurbach), Disputationen über das Zivilrecht, Abhandlungen zu Strafen (J. Diemair) oder Notarialkunst, wie z. B. den Speculum iuris von Guillelmus Durand. Ebenfalls eingeordnet in diese Gruppe wurden Beschlüsse von Kirchenkonzilien. Das 17. und das 18. Jh sind mit 180 Drucken vertreten, davon 85 aus dem deutschen Sprachgebiet (6 deutschsprachig), so zu Rechtsangelegenheiten der Fürsten von Braunschweig und Lüneburg sowie eine Schrift über Privilegien der Fürsten des Römischen Reiches. Außerdem finden sich Ausgaben der grundlegenden Handbücher und Sammlungen zum Kanonischen und zum Römischen Recht, Beschlüsse der General- und Provinzkonzilien (Tridentini canones), Rechtslehrbücher sowie Ausgaben des Corpus iuris Hungarici.

2.22 Die Gruppe Sancti Patres (XVI) enthält Werke der Kirchenväter sowie Kommentare und Interpretationen frühchristlicher Autoren. Zwei der 4 Inkunabeln erschienen im deutschen Sprachraum (Petrus Lombardus' Sententiarum libri IV, Freiburg: Kilianus Piscator, nicht vor dem 2. Mai 1493; Ambrosius' Opera, Basel: Johann Amerbach 1492). Den größten Teil des Bestandes dieser Gruppe machen Drucke des 16. Jhs aus. Von den insgesamt 72 lateinischen Schriften sind 62 Germanica, darunter z. B. Ambrosius' Gesamtwerk, Augustinus' De civitate Dei, mehrere Werke von Cyril Alexandrius, Kommentare zum Neuen Testament von Hieronymus sowie Schriften von Origen Adamantius, Johann Damaskus, dem Hl. Cyprianus, von Dionysius Aeropagita, Isidor von Sevilla und Nicolaus de Lyra. Im restlichen Bestand finden sich noch 2 Germanica des 17. Jhs.

2.23 Miscellanea (Gruppe XVII) sind mit insgesamt 460 Bdn vertreten (überwiegend aus dem 19. Jh, 110 aus dem 18. Jh und 24 aus dem 17. Jh), darunter insgesamt 157 Germanica. Von den 106 deutschsprachigen Titeln des 18. und 19. Jhs wurden 9 in Basel und Trnava gedruckt. Inhaltlich reicht das Spektrum von Schriften zur Kirchenpolitik in der Slowakei über Beiträge zur Kunstgeschichte bis hin zu deutschen und ungarischen Übersetzungen antiker Autoren, Enzyklopädien, Lexika, Biographien, Jahrbüchern verschiedener Vereine und Gesellschaften, Almanachen, Kalendern, Lehrplänen und Schuljahresberichten (vor allem aus Trnava), Kirchenzeitungen, Schematismen, Beschlüssen der ungarischen Nationalversammlung, Vereinsberichten, Lehr- und Lesebüchern, Katechismen, Kirchengesangbüchern sowie Reisebeschreibungen. In deutscher Sprache sind Titel aus den Bereichen Geologie, Paläontologie und Geographie (z. B. Reisebeschreibungen und Landkarten), Berichte über Kirchenkonferenzen und das Tridentinum, Grammatiken, Lehrbücher, Gelegenheits- und Trauerreden, Anleitungen zur christlichen Erziehung, Kalender sowie Kleinschriften verschiedenen Inhalts.

Inventar

[5 Bde; systematisch geordnet; erstellt Ende der sechziger Jahre vom Staatlichen Zentralarchiv nach dem System von Karol Dujardin (s. o. 1.5); die Einträge berücksichtigen neben laufender Nummer, Signatur, Autor, Kurztitel (vor allem bei den Drucken des 16. Jhs), Kollation, Herausgeber, Verlagsort und Erscheinungsjahr auch Angaben über das Format; Bd 5 hat Supplementcharakter und enthält spätere Zugangseinheiten, die zum größten Teil aus dem 19. und vom Beginn des 20. Jhs stammen und unter Miscellanea eingestellt wurden]

Lístkový katalóg [Zettelkatalog]

[systematisch geordnet; erstellt Ende der sechziger Jahre vom Staatlichen Zentralarchiv nach dem System von Karol Dujardin (s. o. 1.5); führt die ungekürzten Werktitel an, auch für beigebundene Schriften; enthält Angaben zu Einband, Exlibris, Eigentumsangaben und Donatoren]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archív mesta Bratislavy. Mestská hospodárska kniha [Das Archiv der Stadt Bratislava. Städtisches Wirtschaftsbuch]. [3al, fol. 26r-27v]

Archív bratislavskej kapituly [Das Archiv des Kapitels Bratislava]. [Kapseln H, K, P, S (fasc. 1, 2, 4, 6)]

4.2 Darstellungen

Ipolyi, Arnold: A pozsonyi káptalan XIV. századbeli könyvtára [Die Bibliothek des Kapitels von Bratislava im 14. Jh]. In: Uj Magyar Múzeum [Neues Ungarisches Museum] 1856, S. 161-191

Knauz, Nándor: A pozsonyi káptalannak kéziratai [Die Manuskripte des Kapitels von Bratislava]. Esztergom 1870 [zur Geschichte der Bibliothek S. 1-7]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Kotvan, Imrich: Inkunábuly kapitulskej kniznice v Bratislave [Die Inkunabeln der Kapitelbibliothek in Bratislava]. Bratislava 1959

Najstaršia knizná kultúra Bratislavy [Die älteste Buchkultur in Bratislava]. Teil I. In: Kniha '76 [Das Buch '76]. Martin 1976, S. 96-129; Teil II. In: Kniha '85-'86. Martin 1986, S. 103-118

Šátek, Jozef: Najstaršia bratislavská kniznica [Die älteste Bibliothek in Bratislava]. In: Z bratislavských knizníc [Aus Bibliotheken Bratislavas]. Bratislava 1950, S. 47-51

Sopko, Július: Súpis kníh bratislavskej kapitulskej kniznice z r. 1425 [Das Bücherverzeichnis der Kapitelbibliothek in Bratislava aus dem Jahre 1425]. Slovenská archivistika [Slowakische Archivistik] 4 (1969) S. 83-101

Stand: November 1999

Július Sopko


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.