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Kapitulská kniznica

Kapitelbibliothek


Adresse. Rímskokatolícky biskupský úrad, nám. Baníkov 20, 048 51 Roznava (Unterhaltsträger)
Telefon. (0942) 2 31 21
Telefax. (0942) 2 12 92

Unterhaltsträger. Rímskokatolícky biskupský úrad [Römisch-katholisches Bischofsamt] Roznava
Funktion. Historische Bibliothek.
Sammelgebiete. Theologie (vorwiegend homiletische Literatur), Geschichte, Recht, Geographie. - Der Bestand wird nicht mehr ergänzt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Die Bibliothek ist zu Forschungszwecken nach Genehmigung durch das Bischofsamt zugänglich. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-14.30 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Computer.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Der Bestand ist z. Z. in der Sakristei und der Seitenkapelle der Kathedrale in Roznava deponiert. - Bahnverbindung von Bratislava über Košice und Zvolen. Busverbindungen von Martin, Košice, Poprad, Banská Bystrica und Zvolen. Vom Hauptbahnhof Busverbindung (Linie 1) bis Haltestelle Zentrum/Busbahnhof, von dort Fußwegnähe (ca. 5 Minuten). - Von Košice E 571 oder von Bratislava E 75 über Trencín bis Zilina, weiter E 50 über Martin bis Poprad, dann Straße Nr. 67 bis Roznava. Parkmöglichkeiten am Markt bei der Kathedrale.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die erste schriftliche Erwähnung Roznavas stammt aus dem Jahre 1291, als König Ondrej (Andreas) III. den Ort Ladomír, dem Erzbischof von Esztergom [Gran], schenkte. 1340 erhielt Roznava das Stadtrecht, und bereits 1410 wurde es als freie königliche Bergstadt erwähnt. In der Stadt ließen sich zahlreiche deutsche Neusiedler nieder, deren Kultur das geistliche Leben der Stadt beeinflußte. Die meisten Bewohner waren katholisch. Im 17. und 18. Jh wirkten in der Stadt Jesuiten, seit dem 18. Jh auch Franziskaner und Prämonstratenser. 1776 wurde die Stadt zum Sitz des neugegründeten Bistums.

1.2 Mit der Gründung des römisch-katholischen Bistums ist auch die Entstehung des Kapitels in Roznava 1776 verbunden. Das von Kanonikern gebildete Kapitel unterstand dem Bistum und besorgte die Verwaltung des Kirchenbesitzes; an der Spitze des Kapitels stand die Propstei. Der erste Kanoniker in Roznava war Ján Fándly, der zuvor als Kanoniker in Bratislava [Preßburg] gewirkt hatte. Ihm folgten Anton Andráši (Andrássy, 1742-1799), der spätere Bischof von Roznava, Kristóf Radics, Juraj Karaba (1733-1814), Ján Nepomuk Daniš (1754-1829) u. a. 1799 entstand bei dem Kapitel eine Bibliothek, deren Geschichte nicht schriftlich dokumentiert ist. Es darf angenommen werden, daß die Kanoniker die Gründung der Bibliothek initiierten und für deren Entwicklung bis in das 20. Jh Sorge trugen. Die Sammlung entstand ausschließlich aus Schenkungen von Priestern, Kanonikern und kirchlichen Würdenträgern und wurde vom Kapitel verwaltet.

1.3 Über den Bestandsumfang und die Entwicklung der Bibliothek in ihrer frühen Zeit ist nichts bekannt. Nach den Angaben des Heimatkundlichen Wörterbuchs der Orte in der Slowakei (s. u. 4) besaß die Bibliothek 1885 5882 Bde, in den Jahren 1912/13 sogar 10.000 Bde. Der Verbleib großer Teile dieser Sammlung ist nicht bekannt. Zahlreiche Titel gingen vermutlich in den fünfziger Jahren des 20. Jhs verloren, als die Kloster- und Kirchenbibliotheken der damaligen Tschechoslowakei konfisziert und im Trösterkloster in Marianka [Mariental] und im Prämonstratenserkloster in Jasov [Joos] gesammelt wurden. Genaue Angaben wird erst die Bearbeitung des Kapitelarchivs möglich machen. Zur Zeit untersteht der historische Bibliotheksbestand der Verwaltung des Römisch-katholischen Bischofsamtes in Roznava.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Nach dem 1975 angefertigten Zugangsverzeichnis, das als Grundlage der Aufstellungsordnung sowie der folgenden Beschreibung dient, umfaßt der Gesamtbestand 5514 Bde.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der Bestand gliedert sich chronologisch in 34 Bde des 16. Jhs, 136 Bde des 17. Jhs (2,5 Prozent des Gesamtbestandes), 3026 Bde des 18. Jhs (54,9 Prozent), 1229 Bde des 19. Jhs (22,3 Prozent) und 1089 Bde des 20. Jhs (19,7 Prozent). In sprachlicher Hinsicht überwiegt Latein mit 2837 Bdn (51,5 Prozent), gefolgt von Deutsch mit 1173 Bdn (21,3 Prozent) und Ungarisch mit 909 Bdn (16,5 Prozent). Die übrigen 595 Bde sind in slowakischer, tschechischer, polnischer, französischer, hebräischer und italienischer Sprache. Aus dem deutschen Sprachgebiet stammen 1827 Bde (33 Prozent). Es überwiegen Drucke aus Wien, Augsburg, Leipzig, Berlin, Köln, München, Bamberg und Würzburg.

Systematische Übersicht

2.3 Inhaltlich dominiert im Bestand erwartungsgemäß die Theologie. Daneben finden sich Werke zu Geschichte, Geographie, Recht, Staatswissenschaft und Diplomatie sowie zu den Naturwissenschaften. Relativ umfangreich sind auch Periodika zu verschiedenen Fächern vorhanden, überwiegend jedoch zur Theologie.

2.4 Die ältesten Drucke sind meist lateinischsprachig und stammen fast ausschließlich aus dem deutschen Sprachgebiet. Inhaltlich sind sie der Theologie und der Philosophie zuzuordnen. Erwähnenswert sind u. a. Aristoteles, Opera Graeca (Basel 1550), Augustinus, Enarrationes in Joannis Evangel. Epistolas (Leiden 1562), Antonio Bonfini, Rerum Ungaricarum decades quatuor (Basel 1568), Petrus Canisius, Opera theologica (Köln 1569), Luther, Opera omnia (Wittenberg 1582) und Quirin Rest, Rosengarten - 45 Predigten (Ingolstadt 1585). Drucke des 17. bis 19. Jhs sind ihrem Inhalt nach breiter gefächert.

2.5 Trotz der zunehmenden Diversifizierung des Bestandes im Laufe der Jahrhunderte ist die Theologie durchgehend am stärksten vertreten. Vorhanden sind Gesamtausgaben der Bibel, Ausgaben des Alten und Neuen Testaments, Werke zur Pastoraltheologie, Traktate, theologische Thesen, Katechismen u. ä. Vor allem im 18. Jh überwiegen Predigten. Es finden sich Sammlungen von Musterpredigten, die den Pfarrern als Beispiele für Sonntags-, Morgen- und Abendpredigten sowie zu verschiedenen Kirchenfeiertagen und anderen Gelegenheiten dienten. Deutschsprachige Beispiele dieser Sammlung sind Michael Krammer, Sammlung heiliger Reden (Prag 1776, 1778, 1780, 1784) und Sammlung einiger Lob- und Sittenreden (Prag 1779); Johann Nepomuk Tschupik, Sämmtliche Kanzelreden (Wien 1785-1786); sowie Predigten von Modest Hahn (Konstanz 1780-1781), Jacques Bénigne Bossuet (Steyr 1778-1783), Joseph Anton Bordoni (Augsburg 1774-1775), Ignaz Wurz (Wien 1783-1785) u. a. Im Bestand sind überdies ganze Serien und Reihen von Gelegenheitspredigten und Reden, so die Homiletische Bibliothek (St. Pölten 1787-1791) und die Auserlesene Bibliothek von Predigten (Wien 1795-1796). Vorhanden sind auch Handbücher für Prediger mit praktischen Anleitungen zur Pastoraltätigkeit, wie z. B. Norbert Fahrlaender, Homilien (Augsburg 1786); Franciscus Amatus Pouget, Katholische Unterweisungen (Augsburg 1779); Franz Giftschütz, Pastoraltheologie (Paderborn 1786 und Wien 1787) sowie Der praktische Volksprediger nach dem Geiste des Christenthums (Augsburg 1797-1798).

2.6 Umfangreich vertreten ist die Biblistik. Unter den Bibelausgaben des 17. bis 19. Jhs sind zahlreiche mit Kommentaren und Erläuterungen. Vorhanden sind auch selbständige Ausgaben des Alten und Neuen Testaments, vor allem einzelner Evangelien, sowie theologische Abhandlungen zu diesen. Als Beispiele seien genannt Novum Testamentum graece-latine (Wittenberg 1605); Joannes Henricus Majus, Oeconomia temporum Veteris Testamenti (Frankfurt 1706) und Oeconomia temporum Novi Testamenti (Frankfurt 1721); Christianus Reineccius, Biblia Hebraica (Leipzig 1756) und Vetus Testamentum Graecum (Leipzig 1757); Pater Lallemant, Moralische Gedanken über die Sendschreiben des heiligen Apostels Paulus (Augsburg 1782 und 1783); Sebastian Mutschelle, Bemerkungen über die Evangelien (München 1794, 1795 und 1797) und Johann Hyacinth Kistemaker, Die heiligen Evangelien (Grätz 1826).

2.7 Eine weitere Gruppe bilden Werke der Dogmatik, der polemischen und der Moraltheologie sowie der Christologie. Unter den Germanica sind Joannis de Cartagena, Homiliae catholicae (Köln 1641), Thyoso Gonzales, Fundamentum theologiae moralis (Köln 1694), Georgius Romanus, Doctrina theologica de humanis actionibus (Wien 1768), Paul Gabriel Antoine, Theologia moralis universa (Augsburg 1779), Petrus Marius Gazzaniga, Theologia polemica (Wien 1778-1779) und Michael Krammer, Betrachtungen über die Leidensgeschichte Jesu Christi (Prag 1781).

2.8 Zur Dogmatik liegen vor Matthias Schönberg, Die Religionsgründe (Preßburg 1776), Samuel Squire, Strafbare Gleichgültigkeit in der Religion (Leipzig 1774) und Michael Denis, Denkmale der christlichen Glaubens- und Sittenlehre (Wien 1795 und 1796). In kleinerer Zahl finden sich Werke, die der Geschichte einzelner Orden und der Mission gewidmet sind, so u. a. Wahrmund, oder Antwort auf alte Verlaeumdungen wider die Jesuiten (Augsburg 1793-1794), Missions Notizen (Bd 5 Wien 1851, Bd 12 Wien 1869) und Auszüge aus Originalbriefen ...von Missionaren in China (Wien 1811). Von den Werken zur Geschichte der katholischen Kirche sowie der prostestantischen Kirche sind zu nennen Jacques Bénigne Bossuet, Kirchen Geschichte (Passau 1769); Allgemeine Geschichte der Christlichen Kirche (Mainz 1785); Racine, Kirchengeschichte (Wien 1785-1796); Abt Ducreur, Die christlichen Jahrhunderte, oder Geschichte des Christenthums (Wien 1777-1779) und Friedrich von Stolberg, Geschichte der Religion Jesu Christi (Wien 1817-1818).

2.9 Die theologische Sammlung beschließen Lehrbücher der christlichen Religion und Geschichte, verschiedene Katechismen sowie Wörterbücher und Lexika, die für die Ausbildung des Klerus gebraucht wurden. Beispiele sind Matthias Heibach, Catechismus Christiano-catholicus (Köln 1737); Franz Hunolt, Christliche Sittenlehre (Bde 2-5, Augsburg 1761-1765); Flexiers de Reval, Philosophischer Katechismus (Augsburg 1781); Franz Andre Roemer, Religionsunterricht (München 1786); Dictionarium manuale Biblicum (Augsburg 1776); Große Katechese (Augsburg 1796-1799); Ildephons Schwarz, Handbuch der christlichen Religion (Bamberg und Würzburg 1797) und Philipp Müller, Die römischen Päpste (Wien 1847-1856).

2.10 Neben der Theologie am umfangreichsten vertreten sind Werke zu Geschichte und Geographie. Die Germanica dieses Bereiches betreffen überwiegend die Universalgeschichte, die Geschichte einzelner Länder, vor allem Ungarns, wichtige geschichtliche Ereignisse, sowie Biographien bedeutender historischer Persönlichkeiten. Die Geschichte Ungarns behandeln Miklós Istvánffy, Regni Hungarici historia (Wien 1685), Miklós Oláh, Hungaria ... et Attila (Wien 1763), Joannes Severin, Pannonia veterum monumentis illustrata (Leipzig 1771) und Karl Gottlieb von Windisch, Kurzgefaßte Geschichte der Ungarn (Preßburg 1784). Unter den Biographien finden sich ein deutscher Cornelius Nepos (Wien 1795) und Gottlieb Richters Leben Maria Theresia (Nürnberg 1745-1746). Allgemeinhistorischen Inhalts sind Thomas Grebners Compendium historiae universalis (Würzburg 1757-1764) und Claude François Xavier Millots Universalhistorie (Wien 1794).

2.11 Das Schrifttum zur Geographie Ungarns schließt die Werke des slowakischen Polyhistors Matej Bel ein, Hungariae antiquae et novae prodromus (Nürnberg 1723) und Notitia Hungariae novae historico-geographica (Wien 1735-1742), sowie die Topographia magni regni Hungariae (Wien 1750) von Johann B. Piker und Imrich Cáki (Csáky). Zur allgemeinen Geographie finden sich Friedrich Anton Büschings Neue Erdbeschreibung (Hamburg 1777-1779), eine Kindergeographie (Nürnberg 1746), Christophorus Cellarius' Geographia antiqua (Jena 1795) und Johann Bodes Anleitung zur allgemeinen Kenntnis der Erdkugel (Wien 1804). Unter den zahlreichen Reisebeschreibungen sind u. a. Mungo Park, Reisen im Innern von Afrika (Berlin und Hamburg 1800) und Isaac Weld, Reisen durch die Staaten von Nordamerika (Berlin und Hamburg 1801).

2.12 Werke zu den Natur- und Gesellschaftswissenschaften sind im Bestand bescheidener vertreten. Die Rechtswissenschaft repräsentieren u. a. lateinische Drucke des 18. Jhs aus dem deutschen Sprachgebiet, so etwa das Corpus iuris civilis Romani (Leipzig 1720), Vitus Pichlers Summa jurisprudentia (Augsburg 1728) und Johann von Jungs Darstellung des ungarischen Privat Rechtes (Wien 1818). Von Interesse als Bestandteil einer Kirchenbibliothek ist auch eine Sammlung von Schriften zu Staatswissenschaft und Diplomatie, viele davon in ungarischer Sprache. Germanica dieses Teilbereiches sind z. B. Breviarium politicorum (Frankfurt 1697); Štefan Kaprinai, Hungaria diplomatica temporibus Matthiae de Hunyad (Wien 1767, 1771); Adam František Kollár, Historiae diplomaticae juris patronatus apostolicorum regni Hungarici (Wien 1767) und Jacques Bénigne Bossuet, Die Staatskunst (Augsburg 1774). Zu Pädagogik, Philosophie, Archivwesen, Soziologie und Naturwissenschaften sind nur vereinzelt Germanica vorhanden.

Periodika

2.13 Der Periodika-Bestand der Bibliothek umfaßt in erster Linie Titel zur Theologie, aber auch zu Geschichte, Kunst, Literatur und Naturwissenschaften. Es überwiegen ungarische Periodika, jedoch finden sich unter den Zeitungen und Zeitschriften des 18. bis 19. Jhs auch deutschsprachige Titel wie das Magazin für Prediger (Prag 1788), das Journal der Religion, Wahrheit und Litteratur (Augsburg 1794, 1799-1801), das Magazin der Kunst und Literatur (Wien 1793), die Augsburgische Monatsschrift für katholische Religion und Literatur (1803), die Theologische Zeitschrift (Wien und und Triest 1813-1815) und die Österreichische Vierteljahresschrift (Wien 1862-1869).

3. KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Zugangsverzeichnis

[in Zettelform; zusammengestellt 1975 von Pfarrer Štefan Várközi; verzeichnet 5514 Bde]

3.2 Historische Kataloge

Catalogus Librorum Bibliothecae Capituli Rosnaviensis 1824

Schürger, Thomas: Elenchus librorum ex Bibliotheca Capituli Rosnaviensis. 1842

[Beide Kataloge sind im Zugangsverzeichnis eingetragen und vermutlich dem Bestand eingegliedert, dort jedoch noch nicht lokalisiert.]

4.DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Vlastivedný slovník obcí na Slovensku [Heimatkundliches Wörterbuch der Orte in der Slowakei]. Bd 2. Bratislava 1977, S. 499-505 [Schlagwort Roznava]

Schematismus Venerabilis Cleri Dioecesis Rosnaviensis pro Anno Jesu Christi MCMXXVI. Rosnaviae 1927, S. 32-36

Stand: November 1999

Agáta Klimeková


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.